Beiträge von Marcus Iulius Licinus

    "Ah, da seid ihr ja wieder!", bellte der centurio in einem Tonfall, bei dem man nicht recht wusste, ob die tirones ihm zu langsam gewesen waren, oder sonst etwas nicht stimmt oder doch alles in Ordnung war.
    Als alle Standen leitete er die nächste Übung ein:
    "Wieder Paare bilden, ihr versucht jetzt euch gegenseitig zu treffen und zu blocken. Ich will keine zu harten Stöße und schon gar keine Verletzten sehen. Auch wenn es nur Holz ist, es ist nicht ungefährlich. Und keine Stöße auf den Kopf!!!"
    So schnell waren die Befehle gegeben und der Trebellier bezog Position inmitten des Pulkes der tirones. Eine kleine Gemeinheit hatte er noch im Sinn, bevor der Tag endete.

    Licinus hatte den Befehl gerade selbst geben wollen, gewürzt mit einem "Ja, hier machen sich wirklich zwei Offiziere die Hände schmutzig", als der legatus ihm auch schon zuvor kam.
    Also reichte er wortlos die Eimer weiter und immer weiter, während die Neuankömmlinge sich in die bestehenden Reihen einordneten, andere ersetzten oder auch eine komplett neue Wasserreihe eröffneten. Einiger der Männer hatten auch schwere dolabrae mit gebracht, mit denen sie nun anfingen, die Hauswände einzureißen. Dazu übergossen sie sich mit Wasser und nähertem sich dem Gebäude, so weit sie die Hitze und den Qualm aushalten konnten. Dann hackten sie mehr oder weniger systematisch auf die Wände ein und zogen sich nach einigen wenigen Schlägen wieder zurück, wenn das Wasser verdampft war und nicht mehr kühlte.
    Die Löscharbeiten zogen sich durch die gesamte Nacht hindurch und als sie am nächsten Tag aufhörten stand die Sonne schon mehrere Zentimeter über dem Horizont.
    Endlich signalisierten die Chef-Brandbekämpfer "Feuer aus" und rings um Licinus ließen die Männer erleichtert die Eimer fallen und setzten sich wo sie standen auf den Boden. Eingie fielen sogar komplett zusammen. Auch Licinus ließ den noch vollen Wassereimer zu Boden gleiten und die kalte Flüssigkeit übergoss seine udn wohl auch Ursus Füße.
    "Geschafft. Wir haben es geschafft," murmelte er leise.

    "Mal abgesehen davon, dass es sicherlich sehr amüsant aussehen würde, ich würde nichts am Schild festmachen. Das wird nur abreißen," antwortete Licinus, der nur allzu gern dabei sein würde, wenn ein Soldat mit Tüll am Schild vor seinen centurio trat. Anderersetis würde das so oder so das ganze Lager mitbekommen, auf die eine oder andere Weise.
    "Das sollte auf jedenfall auch bei deinem Sold drin sein. Es braucht ja nicht viel. Frag einfach mal nach Stoffverschnitt von einer Offizierstunica. Der Stoff ist dünner und du kannst ihn dir wie eine Bandage um den Arm binden. Aber nicht zu fest sonst wird er taub. Aber wenn er zu locker ist löst er sich. Wirst du mit der Zeit aber lernen."



    Licinus schluckte noch mal tief, bevor er sich freiredete. So lange er von den Erfolgen sprach, ging es, den Chaboras musste er ausblenden.
    "Schreined davon liefen? Na, das sicher nicht. Aber ja wir haben es ihnen gezeigt, als sie vor Edessa an unseren Adler heranwollten. Haben uns erst ganz schön in Bedrängnis gebracht, aber die erste cohors einer legio, es gibt keine Einheit, die dagegen ankommt. Die waren umstellt, müsst ihr wissen, und haben natürlich trotzdem den Adler nicht preisgeben. Während wir an den Geschützen geochst haben, so schnell wurden die noch nie bedient, das garantier ich euch. Keine Ahnung, wie viele Boltzen wir rausgejagt haben, aber es müssen hunderte gewesen sein. Und irgendwann wurde der Druck dann weniger und die Kameraden standen wieder frei. Der Feind war geflohen. Wir waren total hinüber, aber das Gefühl war überwältigend, sag ich euch. Aber das kann man nicht beschreiben."
    Eigentlich erinnerte er sich da leicht anders, dass sie keine Zeit mehr gehabt hatten, zu triumphieren und stattdessen dem Feind hatten nachsetzen müssen. Bis heute hatte er nicht verstanden warum sie und nicht die Reserve.
    "Und eine Stadt haben wir tatsächlich fast kampflos genommen. Ich kenne die Geschichte nur aus zweiter Hand, aber eine kleine Gruppe ist durch die Kanalisation eingedrungen, hat sich durch die Stadt geschlichen, die Torwachen überrumpelt und die Stadt geöffnet. So schnell wie die erste dann drin war konnten die Parther gar nicht reagieren.
    Einer dieser Helden von Circesium ist noch heute bei uns. Der primus pilus."

    Naja, das war jetzt wieder die Propagandaversion, ganz so glatt war es ja nicht gegangen, um ein Haar sogar gekippt, aber die Erzählungen sollten die Jungs ja motivieren.
    Gespannt sah er in deren Gesichter um zu sehen, was seine Erzähungen bewirkt hatten.

    "Richtig. Ihr seid Soldaten, ihr sollt den Feind töten. Ob ihr dabei gut ausseht ist verdammt noch mal scheiß egal!"
    Das hieß natürlich, es war nicht hundertprozentig egal, denn
    "Aber wenn jemand versucht sich damit rauszureden, wenn er seine Ausrüstung nicht anständig in Stand gehalten hat, der soll mich kennen lernen."
    Da der centurio durchaus bemerkt hatte, dass die Stiche mit der Zeit etwas langsamer gefallen waren, gab er den probati nun einen Moment um sich zu erholen
    "gladios condite!
    Wir machen eine kleine Pause! Ihr düft die Schilde hier liegen lassen und dann zwei langsame Runden um den Platz drehen. Nicht zu langsam versteht sich. Entspannt eure Arme, ich will nicht, dass sich jemand eine Krampf holt um sich vor dem Training zu drücken!"

    Da dieser Lauf kein wirkliches Training war, gab es für den Trebellier keinen Grund, sich selbst in Bewegung zu setzen und er erwartete die Rückkunft der tirones.

    Da keiner der probati sich ernsthaft verletzt zu haben schien ließ der centuio sie weitermachen, auch wenn einige Kandidaten sicherlich am nächsten morgen mit schmerzhaften blauen Flecken aufwachen würden. Schaden würde es ihnen nicht und überhaupt konnte ein Training nicht hart genug sein, die wahre Schlacht war immer noch härter.
    Tatsächlich schienen sich aber zumindest alle seine Drohung zu Herzen genommen haben, denn der Trebellier sah keinen tiro, der versuchte, den gladius als Schlagwaffe einzusetzen.


    Kritischen Blickes ging der centurio zwischen den Pfahlreihen einher und ermahnte immer wieder, dass die tirones keine Müdigkeit vorschützen sollten. Pausen von mehr als einer Schlagzeit würde er nicht hinnehmen.


    Nach einer Weile kam dann ein lautes:
    "Aufhören!!!"


    Und als alle Waffen ruhten eine schlichte Frage:
    "Ist irgendjemandem etwas aufgefallen, was hier anders ist, als bei anderen Schwertkämpfen?"

    Ah der Kollege Trebellius, Licinus kannte natürlich jeden einzelnen der centurionen, erklärte wenig und setzte drauf, dass die tirones sich selbst zurechtfänden, fiel ihm zu dem Mann ein. Nicht unbedingt Licinus Methode, hatte aber auch ihren Sinn. Außerdem einer von denen, die ohne Frau auskamen und dafür in jedem Lupanar einen anderen Liebling hatten. In Sitzungen der centurionen gerne mal laut. So lautete der Steckbrief, den er im Kopf hatte, aber das alles konnte ein kleiner immunes natürlich nicht wissen, also blieb es bei einem kurzen:


    "Nee Jungs, da kann ich euch nichts sagen. Von dem Trebellier hab ich zwar schon gehört, aber selbst noch nix mit ihm zu tun gehabt.
    Aber euren optio kenn ich glaub ich. Tallius Priscus, nicht? Der hat auch ganz schön Ahnung von ballisten und dem restlichen Kriegsgerät."
    , klärte Licinus auf. Ja, die Zeit, als der Tallier sein optio war lag auch schon ein wenig hinter ihnen. Der war auch schon ewig bei der legio, er wusste aber nicht, ob schon in der Verlängerung.
    "Klar, jeder kann was bestellen, aber für das meiste habt ihr probati einfach net genug in der Tasche. An was denkst du denn?" War doch die Frage, die man an dieser Stelle stellte, oder? Die letzten wirklich lockeren Gespräche mit Mannschaften waren jetzt doch schon eine Weile her, wie Licinus immer mehr auffiel.


    Und dann kam sie wieder, die obligatorische Nachfrage nach Parthia. Er hatte es ja selbst provoziert. Und prompt war er wieder da. In der Schlacht, am Feuer, in der Kloake und im letzten Lager. Alles zugleich sah er. Langsam kam die Antwort:
    "Vor Edessa, ich war an die Artillerie abkommandiert. Sicher haben wir welche erwischt, gesehen hab ich das nicht mehr. Aber sie auch, so viele Pfeile könnt ihr euch nicht vorstellen. Und weit, viel weiter, als unsere Bögen."
    Licinus brach ab. Es war schwer, darüber zu erzählen, wenn man nicht die volle Wahrheit sagen wollte. Noch schwerer als sonst.

    Irgendwann ließ der trebellische centurio das ausrufen der Stiche bleiben udn befahl erneut:


    "Coooonvenite!"


    Nachdem alle probati versammelt waren stellte er geradezu höhnisch eine Frage:
    "Und, wessen Arm ist nicht wundgescheuert? Lasst euch das eine Lehre sein, es kann immer passieren, dass ihr euch selbst verletzt. Und es ist eure verdammte Aufgabe dafür zu sorgen, dass das nicht passiert. Ich verrate euch einen Geheimtipp:"
    gerade gönnerhaft erklärte der Ausbilder, dass es eine Möglichkeit wäre, sich ein focale um den Unterarm zu schlingen.
    "Allerdings will ich das in den Übungen vorerst nciht sehen. Durch Schmerzen wird man klug, wie es so schön heißt und vielleicht lernt ihr so, euer gladius korrekt zu führen.


    Jetzt bekommt ihr es erstmal mit eurem ersten Gegner zu tun. Keine Angst, er wert sich nicht und kann auch nicht weglaufen. Ich rede von den Pfählen dort hinten.
    Wir werden auf die Pfähle zustürmen, dann die Schwerter ziehen und den Feind attackieren. Ihr dürft die Stiche selbst wählen, aber wehe ihr wechselt nicht ab."


    Der centurio holte die Luft und rief:


    "Gladios condite" ~ Schwerter wegstecken!


    "Retro!" ~ Kehrt um!


    "Cursim! Cursim!" ~ Im Laufschritt! Schneller!


    Und im laufen nur noch wenige Meter vom "Feind" entfernt kam der Befehl, sie gladii zu ziehen. Im Laufen nicht ganz so einfach, wie im Stehen. Wie würden die probati es bewerkstelligen?
    "gladios surgite!" ~ Zieht Schwerter!


    "Ad impetum!" ~ Zum Angriff/Aufprall bereit!

    Wann immer seine Ohren Wasserfrei genug waren hörte Licinus die Gesprächsfetzen der jungen Männer. Es waren die üblichen Themen, die Ausbilder zu hart und die Weiber zu weit weg. Licinus gab sich Mühe nicht zu schmunzeln oder gar zu lachen. Was so schwer auch nicht war, schließlich hätte er prompt den Mund voll Wasser gehabt.


    Nach einer kurzen Weile ausruhen wurde er dann um seine Meinung bezüglich der Ausbilder gebeten. Aber zuerst sagte er was zu seinem Alter:
    "Jepp, da habt ihr recht. Ich bin jetzt schon über 16 Jahre dabei. War schon während des Krieges in Parthia Soldat. Aber an den werdet ihr euch kaum erinnern können," stellte er fest. Wenn sie wirklich zum frühesten Zeitpunkt eingetreten waren, dann waren sie vermutlich während des Feldzuges oder kurz davor geboren, vermutete er.
    "Hart sind die Offiziere alle. Das wird nicht anders. Aber man selbst wird auch härter. Dann is das nimmer das Problem. Wichtiger wird ob sie gerecht sind. Is doch scheiße, wenn zwei für dasselbe unterschiedliche Strafen bekommen, nur weil der eine der Liebling ist. Wer is denn euer Ausbilder?
    Meiner war damals Saufeius Simplex. Na, is lang her. Nen Arschloch ohne gleichen, müsst ihr wissen. Beim Laufen immer am Rand gestanden und am Schluss die geprügelt, die zu langsam waren. Dem hätten wir damals auch gern ne Abreibung verpasst. Is aber nicht, hab keine Lust gesteinigt zu werden."

    Klar übertrieb Licinus hier ein bisschen, zum Schluss hob er noch die Achseln um einen gewissen Fatalismus zu zeigen.
    "Beste is, wenn man immunes wird. Nen Freund von mir is Schmied, da kannste ne ganz schöne Summe nebenbei machen, wenn die Offiziere Sonderanfertigungen haben wollen. Ich selbst bin in der Schreinei bei den Ballisten. Nicht ganz so viel Geld zu machen, aber auch ganz schön."
    Licinus flunktere das blaue vom Himmel herunter ohne Rot zu werden.

    Aus einer Laune heraus war Licinus in die thermae gegangen. Er hatte seine Sachen in einer der Nischen verstaut und so konnte man zwar sehen, dass sich ein ranghoher centurio im Bad befand, aber wer ihn nicht schon kannte würde ihn auch nicht als primus pilus erkennen.
    Ihm saß der Schalk im Nacken, als er ein Becken ansteuerte in dem eine Gruppe junger Männer saß, die zumindest ihm kein Begriff waren. Wenn er Glück hatte, dann kannten sie ihn auch noch nicht und er konnte sich mal wieder umhören ohne gesiebtes vorgesetzt zu bekommen.
    Mit leichtem Schwung landete er im Wasser und ließ ein schnelles:
    "Moin Kameraden!" von sich hören, bevor er erstmal das Becken ein paar Mal durchquerte.
    Dann hing er sich am Beckenrand in der Nähe der Gruppe ein und ließ die Füße baumeln. Und die Seele gleich mit.

    "Na also!" murmelte der Trebellier. Immerhin Befehle bestätigen konnten sie schon.
    "Dann beginnen wir jetzt mit den drei grundlegenden Stichen. oben über den Schildrand, supra ictus, rechts am Schild vorbei, latus ictus und unten am Schildrand vorbei, subtus ictus.
    Ziel sind Hals, Brust und Achsel oder die Beine des Gegners. Oder jede andere ungeschützte Stelle."

    Genug gefaselt, dachte der centurio sich und brüllte weiter:
    "Aufstellen, so dass jeder in alle Richtungen Platz hat, bis zur Spitze seines ausgestreckten gladius."
    Später würden sie mit weniger Platz auskommen müssen, aber noch war das Verletzungsrisiko zu groß. Der Praefectus würde ihm aufs Dach steigen, wenn er zu viele tirones hospitalisierte.
    "Gladios stringite!"


    "latus ictus" ~ Stich rechts


    "supra ictus" ~ Stich oben


    "subtus ictus" ~ Stich unten


    "supra ictus" ~ Stich oben


    "supra ictus" ~ Stich oben


    "latus ictus" ~ Stich rechts


    "..."


    Eine ganze Weile ging es so und sicherlich schrammten sich einige der Männer die Arme auf, aber auf solche Kleinigkeiten wurde hier keine Rücksicht genommen. Sollten sie nächstes Mal halt aufpassen, ihren Arm richtig zu schützen.

    "Richtig! Rechts und NICHT links! Da tragen es nur die Offiziere. Ihr Mannschaften kommt sonst mit eurem scutum ins Gehege, wenn ihr euer gladius ziehen wollt." gab es eine der seltenen Erklärungen. Dann drehte der centurio auf dem Absatz und starrte einen beliebigen tiro genau in die Augen.
    "Womit wir beim Thema wären. Erstens der Befehl zum ziehen des gladius lautet "gladios stringite!". Zweitens, der zum wegstecken "gladios condite!"
    Drittens: Das gladius ist eine Stichwaffe. Wenn ich einen von euch dabei erwische, wie er zuschlägt, dem reiße ich die Eier ab und servier sie ihm zum Frühstück. Ich hoffe ich habe mich klar genug ausgedrückt?!"

    Schlagartig riss der Blickkontakt von dem fixierten tiro ab und der Trebellier übersah wieder alle Auszubildenden.


    Sim-Off:

    Sorry, dass es sich grade so zieht, aber bei den Temperaturen...

    Allmählich dürften sich die probati an den Anblick gewöhnt haben. Ihr Ausbildungscenturio stand breitbeinig auf dem campus und empfing sie mit einer in Jahren eintrainierten Mischung aus Flüchen, Drohungen und Ermahnung sich nur ja zu beeilen und gefälligst keine Müdigkeit vorzuschützen.
    Dem geneigten Betrachter der Szene fiel aber eine Winzigkeit auf, genau genommen waren es zwei. Zwei Säcke, die unregelmäßig ausgebeult etwas hinter dem centurio standen.
    "Meine Herren, heute wird es ernst. Wir fangen an mit dem gladius zu üben. Das heißt natürlich, dass ihr erstmal noch mit den Übungsgladii üben wird. Wir wollen ja nicht, dass sich jemand verletzt."
    Da war er wieder der beißende Spott.
    "Jeder nimmt sich ein Schwert. Dieses ist wie das Übungsscutum schwerer als das Orginal. Aber das merkt ihr dann selbst."


    "Du da, wie wird das Schwert getragen?"

    Der centurio überwachte auch weiter mit Argusaugen das "Kampfgeschehen" und brach auch weiterhin Kämpfe ab, wenn sie Gefahr liefen gefährlich zu werden. Allerdings nicht bei jedem Zurückweichen.
    Einige Zeit ging es so weiter und immer mehr Soldaten gerieten ins Straucheln.
    Irgendwann brach der centuio die Übung ab und forderte sie auf, sich wieder aufzustellen:


    "Militeees convenite!"
    "So, das war es für heute! Ihr könnt abhauen."
    Auf solch unspektakuläre weise würde die heutige Übung beendet.
    Ohne weiteren Kommentar wandte sich der centurio ab und ging zurück ins Lager.

    Lucius Battiacus und Esquilina


    Mit der Hand auf ihrem Rücken steuerte Licinus das kleine Mädchen zurück in das Hauptgebäude der villa rustica. Nicht, dass er damit die Erzählungen abgestellt hatten. Erst als sie wieder im Atrium angekommen waren hörte sie auf mit Narciss und Apollo, gerade als dieser sich in dem Bach gesehen hatte. Sie blieb stehen und sah ihn von unten an:
    "Darf ich auch mit baden?"
    Licinus sah einen Moment nachdenklich drein. Er wusste, dass es unüblich war, ziemlich unüblich sogar. Aber er ließ es zu:
    "Dann zieh dir deine subligares und ein strophium an." Ein strophium war vielleicht nicht wirklich notwendig, Licinus* kannte sich mit den "guten Sitten" nicht so genau aus, ob auch junge Mädchen solche tragen mussten, aber es konnte sicherlich nicht schaden.
    "Toooollll!", rief sie und sauste wie ein Blitz Iuppiters wieder die Galerie hinauf.
    Licinus selbst ging etwas gemächlicher ins Bad hinein. Zuvor kleidete sich selbst um. Dann ging er ins Bad und ließ sich langsam in das Wasser gleiten. Hach, tat das gut. Endlich mal wieder in Ruhe baden. Seit Ende der Seuche hatte er in Mantua, in der castra zwar das ein oder andere Mal gebadet, aber immer nur auf die schnelle und zwischen zwei Aufgaben. Oder abends hundemüde. Er legte die Hände auf den Rand der Wanne und strampelte leicht mit den Beinen im Wasser. Dabei schloss er die Augen und dachte nach. Er dachte an seine gesamte Zeit, die er nun schon beim Militär verbracht hatte. Dachte die Kameraden, die seinen Weg Stückweise begleitet hatten.
    Und wurde schlagartig aus seinen Gedanken gerissen. Esquilina kam zurück kletterte auf den Rand der Wanne und sprang mit Schwung hinein. Als sie wieder auftauchte grinßte sie Licinus an wie ein Honigkuchenpferd.
    Dann sprühte sie ihm einen Schwall Wasser entgegen. Das anvisierte Gesicht traf sie jedoch nicht.
    "Lass das!", fauchte Licinus, konnte aber nicht wirklich ernst bleiben. Dieses Leben unterschied sich so krass vom Leben im Lager, es war geradezu unheimlich. Es tat gut hier zu sein. Licinus blieb sitzen während das Mädchen vor ihm seine Bahnen zog. Teils war er da, teils in seinen Gedanken. Eines beschloss er schon bald. Er würde einige Briefe schreiben morgen früh.
    Noch ein wenig blieb er sitzen, dann wusch er sich ab und verließ das Wasser.
    "Auf Mädchen, wir gehen ins Bett, oder?" Und wieder allen Erwartens war Esquilina so müde, dass sie keine Einsprüche einlegte und sich in ihr Zimmer trollte. Licinus ging auch selbst in sein Quartier und plötzlich fiel er geradezu in seinem Bett zusammen.


    Sim-Off:

    *sprich in diesem Fall der Spieler

    Sofort als der Iunier zu straucheln anfingen fand sich die vitis des centurios zwischen den beiden Kontrahenten und ein lauter Ruf zog über sie hinweg:
    "STOPP!!! Sofort aufhören!"
    Dann wartete er ab, bis der Iunier sich gefangen hatte.
    "Gut, und jetzt die Inititive wechseln! Du greifst an, du verteidigst!" Dabei sah erst den Iunier und dann den anderen an.
    "Und los!" eine Sekunde sah er noch zu, dann wurde seine Aufmerksamkeit auf das nächste Paar gelenkt.

    Dieses Mal war es keiner der legio-Kuriere, der den Brief des primus pilus brachte, sondern ein ziviler Bote aus cremona. Dieser hatte sich gegen gute Bezahlung bereit erklärt und würde diese sicherlich in den exotischen Etablissments der urbs aeterna vertun, bevor er die Rückkehr antrat. Die Verlockungen der großen Stadt... Aber das interssierte Licinus nicht, hauptsache sein Brief kam an.



    [SIZE=10]Dem Senator Iulius Centho
    Casa Iulia
    Roma
    [/SIZE=10]



    Marcus Iulius Licinus Lucio Iulio Centho salutem dicit,
    mein lieber Centho, zuvorderst möchte ich dir versichern, dass ich die Pest in Mantua unversehrt überlebt habe und mich nun für drei Tage auf meinem Landgut, von wo dich dieser Brief erreicht, erholen werde. Ich bitte dich gleichfalls, unsere römische Verwandtschaft darüber zu informieren. Gleichzeitig möchte ich dir verspätet zu deinem letzten Wahlerfolg gratulieren.
    Sicherlich hast du über die pestis bereits in der acta gelesen, ich möchte dir dennoch persönlich davon berichten, sei es um dir ein genaueres Bild der Lage zu vermitteln, so du ein solches benötigst, sei es um eventuelle Sorgen um meine Person zu beruhigen.
    Begonnen hatte alles mit einigen wenigen Erkrankten, was sicherlich nichts ungewöhnliches war. Der Legionsstab begann jedoch hellhörig zu werden, als die Sterberate über das uns gewohnte Maß zunahm und auch die trainiertesten Männer der Stadt von einem Tag auf den anderen starben. Dazu wussten sich weder unsere noch die zivilen medici einen Rat.
    Es wurde eine Reihe von Maßnahmen erarbeitet, um die Krankheit auf die Stadt zu beschränken. Die legio wurde sozusagen dreigeteilt, eine Gruppe kümmerte sich um die Arbeiten im Lager, eine um die Beschaffung von Nachschub für uns und die Stadt und die letzte Gruppe versuchte die öffentliche Ordnung in der Stadt aufrecht zu erhalten. Dazu gehörte auch, die Erkrankten in den Thermen, die wir als Notlazarett eingerichtet hatten, zu sammeln und behandeln zu lassen, so gut es in unserer Macht stand. Du kannst dir vorstellen, dass es unbedingt notwendig war, diese Gruppen streng zu trennen.
    Was du dir mit Sicherheit weniger gut vorstellen kannst, ist die Kraft die es uns kostete, in der Stadt zu patroullieren, während um uns herum die Bevölkerung und, ich sage das ganz ohne Pathos, unsere Kameraden starben. Wir mussten täglich durch die Straßen marschieren um Kranke einzusammeln und nicht nur das. Es ging tatsächlich so weit, dass einige verbrecherische Subjekte die „Gunst der Stunde“ (wie ich diesen Ausdruck verabscheue!) nutzten und die Häuser der Stadt plünderten. Es kam dabei zu Szenen, wie ich sie nicht einmal aus Parthia kannte. Die trauernden Familien geradezu hingeschlachtet. Vor diesem Hintergrund wirst du verstehen, dass die goldenen armillae, die mir verliehen wurden, einen schalen Beigeschmack haben, denn es ist uns nicht gelungen sie zu fassen.
    Ich hoffe sehr, dass uns das eines Tages noch gelingen wird. Und dann werden wir sie ihrer Strafe zuführen.


    Von diesem einschneidenden Ereignis abgesehen kann ich wenig berichten. Vielleicht interessiert dich als Senator noch, dass sich der tribunus Duccius Vala während der Seuche sehr engagiert gezeigt hat und als erster Starbsoffizier sein Quartier in der Stadt aufschlug. Nachdem dieser dann selbst erkrankt war zog der legatus Aurelius selbst in der curia ein und übernahm die Koordination der Hilfsmaßnahmen.


    Bitte Grüße insbesondere deine Kinder und deine Frau von mir, ich hoffe, ich werde sie bei meinem nächsten Besuch in Rom sehen. Ansonsten steht dir meine Villa in cremona selbstverständlich offen, wann immer du sie benötigst.


    Vale bene


    Marcus Iulius Licinus

    Die Bildung der Pärchen ging erfreulich schnell vonstatten, der Offizier war fast sowas wie zufrieden.
    Natürlich hatte er trotz allem einige Paare im Blick, bei denen er das Gefühl hatte, dass die Paarung ungleich war. Oder dass die Partner zu ungestüm waren.
    Dabei bleib sein Blick auf dem Iunier und seinem Partner hängen. Die Paarung schien nicht ganz ausgeglichen zu sein, aber der Iunier gab sich Mühe sich zu behaupten, auch wenn es ihn viel Kraft zu kosten schien. Fragte sich, war das Ergeiz oder Dummheit gepaart mit Selbstüberschätzung?
    Mit ungeschützten Knie im Schild würde der am Ende der Übung jedenfalls einige Schrammen haben. Und beim nächsten Mal seine Knie polstern. Ja, so musste Ausbildung funktionieren.

    "Wird doch!" knurrte der Ausbildungsoffizier vor sich hin, als er sah, dass die vorderen Reihen sich ein wenig schieben ließen. Für den Anfang war das sicherlich keine schlechte Methode.
    "Cooonsistite!"


    "Nun ja, es reicht für heute. Zumindest was das marschieren angeht.
    Ich werdet jetzt Paare bilden und versuchen euch gegenseitig nach hinten zu drücken. Nicht schlagen, nur mit dem Schild versuchen den Gegner einige Schritte nach hinten zu drücken. Wer sich einen Partner sucht, der offensichtlich schwächer ist als er, darf gegen mich antreten."
    Und damit wohl hochgradig verlieren. So selbstbewusst war der centurio nämlich, dass er es mit jedem tiro aufnehmen konnte.

    "Coooonsistite! Verdammt noch eins!" büllte der centurio, als sich die "Raupe" langsam immer weiter auseinander zo.
    "Ihr sollt im gleichen Takt mit gleicher Schrittlänge gehen. Das hatten wir doch geübt, oder?
    War euch das Tempo noch nicht langsam genug? Wollt ihr lieber gleich stehen wollt. Ich sage euch, dass werde ich nicht zulassen!!!"

    Der centurio schrie sich richtiggehend in Rage:
    "Also von vorne und diesmal bleibt zusammen, sonst setzt es was! Ich hoffe ihr habt mich verstanden!!!"


    "scuta premitte!"


    "corpora premitte!"


    "Aequatibus passibus! Pergite!


    Wieder gab der Trebellier ein sehr langsames Tempo vor, jedoch vielleicht einen Tick schneller als beim letzten Versuch.

    "Nun, dann ist ja gut!" murrte er.
    Dann ging er die Reihen ab und fand nichts vor, als eine eng zusammgedrückte Maße tirones. Was er sah gefiel ihm durchaus, aber das zeigte er nicht.
    "Dann versucht mal vorwärts zu kommen! Ganz langsam: Lae - vum, lae - vum!"
    Der centurio gab einen extrem langsamen Takt vor. Auf jeden Schritt kamen mehrere Sekunden.