Beiträge von Marcus Iulius Licinus

    "Da hast du vermutlich recht" schmunzelte Licinus, dem es ja im Marsch durch die Ämter und Ränge der legio nicht anders gegangen war.
    Auf die nächste Aussage reagierte er leicht verwundert.
    "Hart? Es ist auf jeden Fall anders, Herr. Und mir fehlt der campus gelegentlich, besonders, wenn irgendwelche Anfänger in den Schreibstuben mir die Berichte zurückschicken, weil irgendwas nicht in Ordnung ist." Meist war irgendwas unlesbar, aber sie konnten sich verdammt noch ein doch mal anstrengen.
    "Es ist keinesfalls so, dass ich mich zurück in den Krieg wünsche. Die meisten Veteranen erzählen gern von den Heldentaten, aber was sie weder erzählen, noch sich daran erinnern wollen oder es gar wiedererleben, das sind die Zeiten dazwischen. Kriege sind eine dreckige Sache, da darf man sich keine Illusionen machen.
    Aber ab und an mal wieder aktiv zu werden und nicht nur zu trainieren, das täte gut. Auch den Jungs."
    Ein kleines Scharmützel, das würde den Schock reduzieren, falls es wirklich mal zu einer großen Sache kam. Und die alten würden in dieser Friedenzeit nicht verweichlichen.


    "Die Versorgung läuft gut, denke ich. Tut mir Leid, ich weiß im Moment nichts. Und im Winter haben wir auch keine Außeneinsätze, tut mir Leid.
    Hat der legatus dir noch kein Aufgabengebiet zugeteilt?"

    Licinus fiel spontan einfach nichts ein, worum der Mann sich kümmern könnte.


    Sim-Off:

    Sorry, ich bin grad nen bissel phantasielos

    "Auch ich halte ein Kohortenkommando für weniger sinnvoll, als ein Projekt und Stabsarbeit. Um deine Punkte aufzugreifen, die Disziplinarangelegenheiten, handelt es sich um Dinge, die auf centurienebene geschehen, dann sind sie wohl kaum von Bedeutung für seine Zukunft, handelt es sich um größeres, dann trifft die Entscheidung ohnehin der Kommandeur. Da würde er im Stab mehr mitbekommen, wenn er die EIngaben ließt. Die meisten Strafen sind doch eher kleine Vergehen. Für die Belohnungen gilt dasselbe, da wird er sogar bei einem Projekt mehr Gelegenheit haben, denn dabei haben die Leute ja auch wirklich Gelegenheit sich hervor zu tun. Zumindest wäre es mir neu, dass es auszeichnungne gibt, weil man im Drill besonders gut war. Und Nachtwachen gibt es bei allen Außeneinsätzen." Auch wenn Licinus nicht verstand, was daran so spannend sein sollte. Einteilen, Parole ausgeben und nachsehen, dass die Männer auch wach waren. Fertig.




    "Ganz plakativ gesprochen: Von der Größe seines Trosses." antwortete Licinus in vollem Ernst auf die Frage des Prüfers, wofür er die Erklärung sofort nachreichte.
    "Für die meisten Soldaten dürfte das tatsächlich das Maß sein, denn daran meinen sie zu erkennen, ob der Kaiser im Ernstfall zu ihnen steht. Oder anders gesprochen: Wer eine Übung für eine Urlaubsreise hält, der wird sie im Krieg kaum erfolgreich führen können.
    Und ich denke, dass sie dort durchaus Recht haben. Zumindest waren diejenigen Kaiser, die bereit waren die Strapazen ihrer Männer zu teilen, wie Titus und Vespasian in Judaea oder Tiberius in Germania, doch erfolgreicher als andere.
    Als Offizier ist dieser Punkt für mich auch vorhanden, es kommen aber auch noch andere hinzu, die für die Mannschaften nicht so offensichtlich sind. Wie werden Entscheidungen getroffen? Holt der künftige Imperator sich Rat und Informationen ein oder entscheidet er aus dem Bauch und allein? Wie reagiert er, wenn man seine Pläne kritisiert? An welchem Punkt bricht er einen Plan ab, der nicht aufzugehen scheint? Wobei man das kaum "richtig" machen kann, zumindest nicht für alle Offiziere gleichzeitig.
    Ich denke, dass man aus den Antworten auf diese Fragen recht gut schlussfolgern kann, ob der Mann seine künftige Aufgabe erfolgreich durchführen kann."
    Was die, seiner Meinung nach richtigen Antworten waren, dass durfte durch die Intonation der Frage klar geworden sein.

    Licinus war dem Duccier natürlich nicht gram, als dieser sich aufmachte die anderen Gäste zu begrüßen. Stattdessen legte er sich zu Tisch und fand schon recht bald einen der anderen centurionen neben sich. Man kannte sich ja.
    Den eintretenden tribunus Artorius grüßte er, aber da der Gastgeber sofort auf ihn zukam wandte er sich wieder dem Essen zu, jdeoch nahm nur kleine Portionen, aber was er aß schmeckte ihm eigentlich ganz gut. Auch das unidentifizierbare Getränk, dass serviert worden war schmeckte zumindest nicht übel. Der centurio neben ihm, ein altgedienter Veteran der aus Germania zu ihnen versetzt worden war, erklärte ihm, was es mit diesem "Met" auf sich hatte und versicherte ihm, dass es in den nördlichen Gefilden des Reiches beliebter war, als der Wein, der dort nur sehr spärlich wuchs. Licinus zuckte mit den Schultern und als er das nächste Mal seinen Becher nachfüllte griff er wieder zum verdünnten Wein.


    Später, Licinus war aufgestanden, um sich mal wieder etwas zu bewegen, und hatte sich die Mosaiken an der Wand angesehen, als der Gastgeber ihn abermals ansprach.
    "Nun, in erster Linie habe ich nun noch mehr Schreibkram, als zuvor und den Drill habe ich fast vollständig an meinen optio abgetreten," antwortete er nicht ohne eine Spur des Bedauerns in der Stimme.
    "Außerdem habe ich, da ich nun Mitglied des erweiterten Stabes bin, einen präziseren Einblick in die Versorgung der legio bekommen, insbesondere in ihre Kontakte zu den lokalen Behörden. Die gab's vorher nur punktuell bei Abkommandierung."
    Licinus sah sein Gegenüber aufmerksam an und wartete erstmal nachfragen ab.

    Licinus nickte und schob einige Worte hinterher, die seine Zumstimmung ausdrückten.
    "Jawohl, zu möglichst vielen Einheiten und auch Einheitentypen."


    Dann sprach der Aenaeer auch schon weiter und direkt danach meldete sich der centurio aus Germania zu Wort, bevor der Kommandeur die Diskussion in eine andere Richtung trieb.


    "Nehmen wir einmal an Ulpius Maioranus käme als tribunus laticlavius zur prima. Als erstes sollte er, meiner Meinung nach, mit dem praefectus castrorum zusammenarbeiten, um ein Gespür für die Logistik hinter einer legio zu bekommen. Außerdem sollte er den Übungsbetrieb beobachten.
    Auch sollte er eine Zeit lang für die Beförderungen zuständig sein. Kurz gesagt er sollte jede Stabsabteilung bearbeitet haben.
    Das weitere hängt von seiner körperlichen Fitness ab. Wenn er es sich zutraut, sollte er mit einem der erfahrenen centuriones gemeinsam einen Übungsmarsch organisieren und auch daran teilnehmen. Ich denke, es gibt keine günstigere Gelegenheit ein Gespür für die Männer zu bekommen. Und keinen leichteren Weg ihr Vertrauen zu gewinnen, als auf einem solchen Marsch auf Extravaganzen zu verzichten.
    Wenn sich die Gelegenheit bietet, könnte man sogar ein längeres Manöver einplanen, bis hin zu einem Übungsgefecht, aber da sind wir schon wieder beim Faktor Zeit. Wie lange soll sein tribunat dauern? All diese Dinge brauchen Vorbereitung, und wenn sie wirklich etwas bringen sollen auch Nachbereitung. Wobei man ein Manöver auch auf eine Dienstzeit als legatus verschieben kann.

    Licinus fand mehrere Stellen, an denen er einhaken wollte:
    "Ich will dir in jedem Fall zustimmen, dass es immer geraten ist, eine Sache, der man zwangsläufig begegnen wird von Grund auf kennen zu lernen und sich nicht nur auf Berater zu verlassen, so qulifiziert diese auch sein mögen.


    Jedoch möchte ich dir zum Teil auch wiedersprechen.
    Zum einen was den Ausbildungsort angeht. Ich denke, dass es nicht nur Vorteile. Valerianus war bei den Truppen beliebt, das ist sicher gut, da die Soldaten seinen Sohn offen empfangen werden. Gleichzeitig sind aber auch große Fußstapfen zu füllen. Ich denke, ich erzähle nichts neues, wenn ich sage, dass ein neuer Voresetzter immer besser sein muss um das gleiche Maß an Achtung zu erringen als sein Vorgänger.


    Zum anderen, von welchen Feldzügen sprechen wir? Sprechen wir von einer Strafexpedition, dann ja, dann sollte der Kaiser in Rom bleiben. Allein die Anreise würde in den meisten Fällen zu viel Zeit kosten
    Aber ich war im Krieg, daher komme ich auf einen wirklichen Kriegszug, der in alelr Form eröffnet wurde. In einem solchen Falle ist die dauerhafte Motivation der Soldaten eines der höchsten Güter. Und für diese ist es immer gut zu erleben, das ihr Oberbefehlshaber bei ihnen ist. Erst Recht, wenn es ein Mann ist, der sich den Respekt und die Verehrung seiner Soldaten nicht nur erkauft, sondern wie Divus Iulianus auf dem Schlachtfeld erworben hat.
    Sein Beispiel zeigt uns aber auch die große Gefahr, die damit einhergeht. Der Tod des Kaisers ist eine Option, die bei der Abwägung, ob er den Feldzug selbst führen soll, nicht vernachlässigt werden darf.
    Die Verwaltung wird sich gewiss nicht schlechter auf procuratores übertragen lassen, als das militärische Kommando auf die legati.
    Sollte jedoch, aus welchen Gründen auch immer, entschieden werden, dass der Kaiser selbst nicht an dem Kriegszug teilnimmt, so sollte bereits zuvor ein kompetenter Befehlshaber aufgebaut worden sein, wie man an der zweiten Schlacht von Bedriacum sehen kann. Bei der Auswahl dieses Mannes muss größte Sorgfalt herrschen, insbesondere auch dahin, dass er nicht geneigt dazu sein darf, die Truppen gegen den Kaiser zu wenden."

    "Ich kann euch nicht hören!" donnerte Licinus ob der verhaltenen Antwort nur eines Mannes.


    Einige Momente später konnte man die Wagen kommen sehen. Licinus zückte eine tabula. Gemeinsam würde er, gemeinsam mit dem Lagermeister, der in Anbetracht dieser Überwachung nicht besonders glücklich wirkte, die ankommenden Säcke zählen und wiegen, bevor die Soldaten sie hochschleppen und in die Behälter einfüllen würden.
    Vorher mussten sie natürlich vom Wagen gehoben werden.


    Sim-Off:

    Sorry, nur kurz.
    Zu den Behältern:
    Ich stelle sie mir so vor wie große aufgehängte Segeltuchsäcke, die unten spitz zulaufen und da Abläufe haben, ähnlich Wasserhähnen. Oben sollten sie eine Hölzerne Deckelkonstruktion haben, in die man mit einem Trichter oder was ähnlichem Füllen kann.
    Das ist aber nur eine von vielen Möglichkeiten. Wenn du was anders praktikabler findest, dann lass es mich wissen.

    Nacheinander kamen auch die beiden anderen Kandidaten in den Raum, den Namen des ersteren meinte er schon mal gehört zu haben, oder lag das nur daran, dass er dem des Kaisers so ähnlich klang. Unabhängig davon grüßte er höflich zurück
    Das er den zweiten Kandidaten kannte, da war er sich sicher, fragte aber dennoch nach:
    "Ehemaliger tribunus laticlavius der legio prima?
    Ich bin Iulius Licinus damals noch centurio, heute primus pilus."

    Wenn er recht informiert war, waren sie nur drei Prüflinge, also konnte es wohl losgehen.

    Vorbereitet? Anscheinend wollte sein neuer Vorgesetzter nichts sagen, also fragte Licinus nicht weiter nach, ging ihn ja auch nichts an.
    "Ganz knapp? Wache und Drill, das ist der Lageralltag." beantwortete Licinus die Fragen nach dem Lageralltag, im Folgenden gab er den Tagesplan eines Soldaten wieder.
    "Ausführlicher ist es so: Wecken, Morgenappell, Frühstück, das alles in den centuria. Dann kommt Übungseinheit I. Anschließend Mittagspause. Übungseinheit II. Abendessen. Und nach der zweiten Nachtwache ist Nachtruhe, da ist der Aufenthalt außerhalb der Baracken verboten.
    An der morgendlichen Übungseinheit nehmen alle Soldaten teil, ausgenommen diejenigen, die Wachdienst haben oder gesondert befreit sind, das sind vor allem immunes, die beim Hauptquartiersstab beschäftigt sind, außerdem die Mediziner.
    An der zweiten Übungseinheit nehmen dann nur noch die probati teil. Die übrigen Soldaten haben entweder Arbeitsdienst oder frei.
    Die Freigestellten werden nur unregelmäßig zu Übungen eingeteilt. Auf die Übungsmärsche müssen sie allerdings mit."

    Zumindest waren die centurionen immer sehr scharf dahinter, dass das so war. Je nach centurio gelang es ihm besser oder schlechter, aber es schadete nichts, wenn der neue direkt mit der richtigen Einstellung geimpft wurde.

    Als einer der ersten betrat Licinus den Prüfungsraum, nickte dem Schreiber sachlich zu und stellte sich vor, damit dieser beim Schreiben des Protokolls wusste, wer er war.
    Anschließend nahm er auf einem der Stühle Platz.


    Sim-Off:

    Zum anderen Thread:
    Macer du bist ganz schön optimistisch, Rom - Mantua hin und zurück an zwei Tagen

    Vom Tor kommend war Licinus fast den ganzen Tag durch die horreae spaziert, insbesondere durch die Zwischenböden, wo man eventuell jemanden verstecken konnte.
    Es war schon spätabends, als er die Suche für erfolglos erklärte (aufgeben hätte er es nie genannt) und die horreae verließ. Er hatte schon einen Fluch gegen den Mann vom Tor auf den Lippen, als er vor einer anderen Tür stand. In Richtung der horreae, da lag auch die fabrica, zumindest von der Stelle aus, auf an der er die Karte gefunden hatte. Vom Tor natürlich nicht. Wie blind konnte er denn sein?! Auf deren Speichern, in dem Chaos da oben, konnte man alles verstecken.
    Licinus öffnete die Tür. Es hatte Vorteile ranghoher Offizier zu sein, man hatte Schlüssel für ziemlich viele Türen.
    Licinus zog sein Schwert und kletterte die Stiege hoch. Vorsicht war besser als Nachsicht. Langsam drückte er die Tür zum Speicher auf.


    Sim-Off:

    So, was findet er vor?

    ... Da wurde er auch schon wieder angesprochen. Ein junger Soldat stand schräg vor ihm und redete:
    "primus pilus! Entschuldige, bitte um Erlaubnis sprechen zu dürfen!"
    Licinus straffte sich "Nun, was gibt es?!", vielleicht klang er etwas streng, denn sein Gegenüber fuhr unsicher fort:
    "Ich hörte gerade, dass du ein Mädchen suchst. Und, ich weiß ja nicht, ob es was zu bedeuten hat..."
    "Jaaaa?!"
    "Gestern, ich habe ein kleines Mädchen singen gehört. Wollte herausfinden, also was ein kleines Mädchen im Lager macht. Ich konnte sie aber nicht sehen. Stattdessen, ein Mann man kam mir mit einem Sack entgegen."
    "Einem Sack? Wie groß?" Nun war Licinus Interesse geweckt, andererseits, ein Sklavenmädchen entführen, machte das Sinn?
    "Der Mann: Beschreibung!"
    "Ungefähr so groß!" zeigte der Mann an und Licinus schloss, dass ein kleines Mädchen durchaus dort hinein gepasst wäre.
    "Groß, kurze Haare." Licinus grmpfte nur, das passte auf so ziemlich jeden Mann hier, aber dann wurde es interessant, "aber keiner von uns. Keine Soldatentunica, eher grau-braun."
    "Wo ist hingegangen? Weißt du das?"
    "Ich glaube, in Richtung der horrea, Herr!"
    "Danke! Guter Mann, gute Beobachtung. Wenn du Recht behältst, dann kriegt dein centurio nen Tipp."
    Der Soldat sah einer solchen positiven Bewertung freudig entgegen und Licinus kostete sie nicht viel Mühe.
    Dann ging er zu den horreae.

    Während der Duccier redete, machte sich Licinus ein erstes Bild von ihm, welches sich ungefähr so zusammen fassen ließ:
    Er kannte den Namen seines Vaters, informierte sich also. Gut. Er war ehrgeizig. Eher schlecht. Er sah ein, dass das nominelle Stellvertretende Kommando über eine legio eine andere Kategorie war, als die Schreibtischarbeit in Rom, oder zumindest sein konnte. Gut. War ihm die Sache mit dem nominell klar? Keine Ahnung.
    Und Licinus hoffte, dass er selbst nie wirklich auf Gedeih und verderb ausgeliefert war.
    Nun war es an ihm zu sprechen und konnte dabei ein gewisses Maß an Zufriedenheit nicht verhehlen.
    "Ich sehe, du hast dich über die Offiziere informiert.", sagte er, während er auf der cline Platz nahm.
    "Du irrst dich nicht, ich kenne die Stufen des cursus honorum", wie wohl jedes kleine Kind, so fügte er in Gedanken hinzu. "Wenn auch nicht die detaillierten Aufgaben, der einzelnen Stufen.


    Aber ich habe in der Tat einige tribuni kommen und gehen sehen. Einige haben danach Karriere gemacht, einige nicht. Es waren gute Männer darunter, wie unser jetziger legatus," ein großes Lob aus dem Munde eines Berufssoldaten, "andere..." Licinus schwieg, aber dieses Schweigen sagte eigentlich alles aus. Dennoch war es so besser, wer wusste, als was sich sein Gegenüber einmal herausstellen würde.
    "Was hast du in deiner Zeit vor der Politik gemacht, wenn ich fragen darf?" Konnte für die Einschätzung, wie man ihn brauchen konnte ja durchaus hilfreich sein. Und über das Wetter plaudern, das konnte auch Licinus nicht gut.

    Licinus kam vom Haus des legatus und begab sich ohne größere Umschweife zur kleinen Wachstube an der porta praetoria.
    Auf dem Weg dorthin blickte er auf die Tafel, die er wieder in die Hand genommen hatte. Seine Füße fanden den Weg alleine und so war er beinahe überrascht, als er am Torbau stand.
    Der tesserarius warf ihm einen schnellen Blick zu, händigte die Unterlagen aber ohne weitere Kommentare aus. Licinus ging sie durch, stellte jedoch fest, dass Marei nicht verzeichnet worden war.
    "Ihr habt nicht zufällig ein kleines Mädchen gesehen, in den letzten Tagen?"
    "Nein, Herr." kam die prompte Antwort zurück, und gleichzeitig wurde ein falscher Schluss gezogen, der Soldat fragte nämlich "Ist Equilina verschwunden?", da er wie die meisten Soldaten wusste, dass sich Licinus des kleinen Mädchens aus Mantua angenommen hatte.
    "Nein, es geht um ein anderes kleines Mädchen. Eine Sklavin aus dem haushalt des legatus, sie wird gesucht, naja..." Licinus beendete den Satz nicht, stattdessen antwortete der Wachhabende
    "Wir halten die Augen offen", konnte ja nur von Vorteil sein dem primus pilus zu helfen, dem legatus zu helfen.
    "Macht das!" bestätigte Licinus, bevor er wieder ins Freie trat. Dort atmete er erst einmal tief durch...

    Licinus verzog das Gesicht, zwar nur leicht aber merklich und bei weitem nicht so, wie er es gerne getan hätte. Aber das jahrelange Training, sich seine Emotionen von den untergebenen Soldaten nicht anmerken zu lassen, hielt vor. Wieso konnten Zivilisten keine klaren Meldungen machen?
    Nun, hier kam er wohl kaum weiter. Die Tafel behielt er bei sich.
    "Danke!" verabschiedete er sich recht kurz angebunden.
    Er würde sich mal bei den Torwachen erkundigen, ob in den letzten Tagen ein kleines Mädchen das Lager verlassen hatte.
    Also verließ er die porta wieder.

    Die aber auch schon kamen. Zumindest der erste.
    Licinus war, getreu dem Motto "eine Einladung eines Vorgesetzten ist ein freundlicher Befehl" ziemlich sofort aufgebrochen, vorher hatte er sich allerdings zumindest noch in die Paradetunica geschmissen und das hochpolierte cungulum angelegt. So gewandet betrat er das Haus und wurde in das Zimmer geführt, in dem das Essen stattfinden sollte.
    Dort begegnete er einem Mann, der wohl nicht zu den Bediensteten zählte, also vermutlich der neue laticlav tribunus war. Dem entsprechend stand Licinus stramm und salutierte, während er im Tonfall einer Meldung sprach:
    "Salve tribunus, mein Name ist Marcus Iulius Licinus, der primus pilus."

    oder: Viele, viele Eichhörnchen.


    Licinus war von dem officium des tribunus direkt zur horrea marschiert und hatte unterwegs jeden Mann, der das Pech hatte, ihm zu begegnen, zur Mithilfe verpflichtet*.
    Als sie vor der horrea angekommen waren und auf die Lieferanten wartete enthüllte Licinus ihnen, warum sie hier waren.
    "Also Männer, wir sind hier, weil heute das Getreide für die Wintermonate geliefert wird. Unsere Aufgabe ist es den Lagermeistern zu helfen das Zeug zu verräumen. Und seht auch alles an. Ich will nicht ein einziges faules Korn im Lager haben.
    Ist das alles verstanden?!"


    Sim-Off:

    *Mit anderen Worten, wer will darf und ich würde mich freuen

    Licinus breitete die Hände aus und entgegnete, "Ja, das ist wohl so. Aber lieber anständig ausgerüstet, als leise." War zumindest seine Meinung.
    Licinus war es ja gewöhnt, dass Soldaten nicht viel redeten, aber dieser Mann war ein Gipfel der Einsilbigkeit, wie Licinus im weiteren Verlauf feststellen konnte. Fragte sich, ob es dazu einen besonderen Grund gab, oder es in der Natur Baldemars lag.
    "Nun, ich bin auf Inspektionsgang, werde mir alle Gruppen die heute hier sind angucken. Bestimmt macht ein Ausbilder auch Waffentraining. Kommt mit!"
    Allerdings würde es ein Inspektionsgang werden. Womit Licinus informeller Vormittag auch gleiche einen offizielleren Touch bekommen hatte, wie der Grieche sagt. Er hatte das Gefühl, als ob, je höher man stieg, desto weniger Zeit zum eigentlichen Training hatte.