Beiträge von Marcus Iulius Licinus

    Mit einem weiteren Neuling betrat der Rekrutierungsoffizier das Fahnenheiligtum. Gemeinsam passierten sie die Ehrenwache und der Offizier senkte das Haupt vor den Statuen der Götter und des Kaisers.
    "Hebe deine Schwurfinger und sprich mir nach:


    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA." in feierlichem gab er den Wortlaut des Eides vor und wartete alle paar Worte, bis der junge Mann in nachgesprochen hatte und damit zum Soldaten wurde.


    Manius Iulius Potitus


    Wonga hatte nichts gesagt, als Manius ihn gefragt hatte, wann sein Sohn heimgekommen wäre, aber der alte hatte Lunte gerochen und ein paar Münzen an den einen und eine Drohung an anderer Stelle fallen lassen und so hatte er herausbekommen, dass sein Sohn sich aus dem Haus geschlichen hatte. Leider hatte ein Geschäftstermin (zu dem ihm hätte sein Sohn begleiten sollen) in aller Frühe verhindert, dass er sich sofort um ihn kümmerte.
    Aber eineige Minuten, bevor Titus das triclinum betreten hatte war er wieder nach Hause gekommen. Gerade wollte er seinen Sohn wecken und herbringen lassen, als er eine wohlbekannt Stimme hörte. Und prompt hallte seine eigene durch das Haus:
    "Titus Iulius Flavus!"
    die Stimme hatte einen Beiklang, der dafür sorgte, dass sämtliche Sklaven aus dem triclinium retirierten.
    "Mir reichts es, mein Sohn. Das war das letzte Mal, das allerletzte, dass du dich auf meine Rechnung hast zulaufen lassen. NIE WIEDER!" für die letzten Worte hatte er die Stimme wieder gehoben, ja fast wieder geschriehen.
    Dergleichen Wortlaut hatte er schon oft seinem Sohn an den Kopf geworfen, aber diesmal war der Faden endgültig gerissen. Schon am ersten Abend in der Familiencasa solch ein Benehmen, das war absolut intolerabel, selbst für einen Musterknaben, der sein Sohn aber nun eh nicht war. Aber war diesem eigentlich klar, wie ernst es dieses Mal war?


    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/iulia2.jpg]

    Licinus hatte keine Ahnung, was genau sich Marei grade vorstellte, aber ihr herzhaftes Lachen war ansteckend, sodass auch der centurio zu glucksen anfing.
    "Und was mosaikst du dir dann für Bilder?" fragte er, den Neologismus des Mädchens unbewusst aufgreifend.


    "Natürlich, dass ist ihre Nummer.
    Es ist so, dass alle Soldaten in Gruppen eingeteilt sind. Genau genommen in zehn große Gruppen, die heißen cohors. Und jede cohors ist in sechs kleine Gruppen aufgeteilt, die heißen centuria.
    Und, wie viele centuriae sind dann in einer legio?"

    Hatte sich doch glatt eine neue Rechenaufgabe gefunden, an der sich das Mädchen probieren konnte.
    "Natürlich sind die Soldaten mutig. Und die Wälder in Italia sind nicht so dunkel, wie zum Beispiel in Germania und da müssen sie auch durch.
    Aber nein, sie müssen nicht imm Holz holen. Sie müssen immer trainieren, aber manchmal bekommen sie eben auch Sonderaufgaben, wie das Holz zu holen oder Essen zu kaufen. Und einige Spezialisten müssen neue Rüstungen herstellen. Aber wenn sie böse waren, dann müssen sie die Latrinen sauber machen. Und wenn sie ihre Arbeit sehr ordentlich machen, dann bekommen sie auch mal frei oder eine Belohnung."

    Von schlimmeren Strafen wollte Licinus gegenüber einem kleinen Mädchen doch nicht reden.

    "Ah, jetzt langsam. Du hast zuvor in meiner centuria gedient, nicht wahr?" So allmählich konnte Licinus den Decimer wieder einordnen. Lang schien es her, dass er die IV. der IX. kommandiert hatte.
    Aber jetzt war nicht die Zeit in Erinnerungen zu schwelgen. Schon gar nicht mit Mannschaftsdienstgraden, daher befahl er:
    "Nun, dann kannst du jetzt wegtreten. Abi!"

    Heldenhafter? Nein, eigentlich hatte er das nicht erwartet. Vielleicht dramatischer? Aber auch da war er sich nicht sicher.
    "Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir nicht ganz sicher bin, was ich meine. Aber verglichen mit dem, was ich so aus der acta gewohnt bin klingt es recht.. nüchtern."
    So versuchte Licinus seine Eindrücke zu präzisieren.
    "Ich meine, mir gefällt es so, aber ich bin Militär, wir fassen uns grundsätzlich etwas kürzer, wenn du verstehst, was ich meine?"

    Die Soldaten sahen, wie Narcissa auf sie zu kam, aber auch sie nahmen dies nicht als "Angriff" auf ihre "Stellung" wahr. Im Gegenteil, da sie angewiesen worden waren, antwortete der angesprochene Soldat so zuvorkommend wie er in der Lage war auf die Frage:
    "So um die 13 mina, domina." ~ 9,5 Kilo
    antwortete er knapp, aber nicht unfreundlich und wandte sich der Aurilierin zu.


    Licinus war dagegen ein klein wenig enttäuscht. Anscheinend hatte wirklich niemand den Mut sich vorzuwagen, schade. Die "Fragestunde" durch das Publikum begann dafür früher als geplant. Vorerst ließ er die Soldaten jedoch nicht ausfallen, vielleicht würde sich ja doch noch jemand trauen, dachte er missmutig, während er nach einer Amphora griff und sich einen Becher posca einschenkte. Er war es zwar gewohnt viel zu schreien, aber der Kehle tat es dennoch gut befeuchtet zu werden. Zischen zwei Schluck sah er über das Publikum. Irgendetwas war seltsam. So ein Gefühl.

    "Pferdeappell?" fragte Licinus, der davon noch nichts gehört hatte.
    "Habe ich bisher nichts von gehört. Aber da wären die decurionen für verantwortlich, nicht ich."
    Aber da der Mann sich engagiert zeigte, gab Licinus eien weitere Erklärung:
    "Ich war nie bei den equites, aber theoretisch müsste es so laufen:
    Der Kommandostab gibt Anweisung an die decuriones, den Materialstärkebestand "Pferde" zu melden. Anschließend kümmern sich die decurionen selbst darum, alle Angaben über ihre Pferde zu sammeln und weiterzureichen."

    Dann zuckte er entschuldigend mit den Achseln
    "Mehr kann ich dir dazu auch nicht sagen:"

    Hoppla, da schien jemand stolz auf seine Spezialisierung zu sein. Nun, warum auch nicht.
    "Also, eques, ich höre!" sagte er und drehte sich nun endgültig in Richtung seines Gegenübers. Jetzt wo er genauer hin sah kam ihm das Gesicht bekannt vor. Hatte der Mann mal in seiner centuria gedient, oder woher kam das?

    Sim-Off:

    Zur Info:
    Der Rekrutierungsoffizier ist ein sog. Nicht-Spieler-Charakter (NSC) und nicht Licinus, daran zu erkennen, dass ich die Signatur ausgeblendet habe.
    Siehe dazu ausführlicher hier ganz unten.
    Das "Schweigen" war einfach, dass ich nicht mehr online war ;)


    Auch das wurde wieder notiert und ein letztes Mal hob der Rekrutierungsoffizier den Kopf:
    "Dann kannst du jetzt zur nächsten Station, ins valetudinarium. Dort werden die legio-medici sich deienr annehmen und untersuchen ob due körperlich geeignet bist. Wenn sie dir das bescheinigen geht es zu Station drei, in die Rüstkammer, wo du deine Ausrüstung bekommst. Anschließend meldest du dich wieder hier und ich bringe dich ins sacellum den Eid schwören und teile dir eine Einheit zu.
    Alles verstanden?"

    Also verplempert, nun er würde lernen zu arbeiten wie jeder hier.
    "Kommen wir zum unangenehmen Teil der Befragung:" der Soldat schnalzte kurz mit der Zunge und fuhr dann fort:
    "Hattest du schon irgendwelche Karnkheiten? Erbkrankheiten in der Familie? Jemand Geisteskrank?
    Hast du regelmäßig Kontakt zu lupae? Hast du jemals eines Römers unwürdige Arbeiten verrichtet?"

    "Herein! Herein!" hallte es von innen gegen die Tür.
    Der Besucher sah jedoch Licinus Rücken, der grade vor einem Regal stand und offensichtlich nach einer Schriftrolle oder etwas ähnlichem suchte.
    Nach einem schnellen Blick über die Schulter, der ihm versicherte, dass es kein Vorgesetzter war, der da hereingeschneit war, und auch kein Zivilist, der sich ins Lager verirrt hatte, fragte er: "Worum geht es, miles?". Er ließ sich jedoch nicht bei seiner Suche stören. Da der Soldat nicht zu seiner Einheit gehörte ging er davon aus, dass es sich um einen Boten handelte.

    Dem Jungen schien es ernst zu sein. Blieb zu hoffen, dass er es sich wirklich so gut überlegt hatte, sie wollten hier schließlich keine unnötigen Steinigungen.
    Also fertigte er die Tafel ab und drückte sie dann dem Quintilier in die Hand



    "Damit gehst ins valetudinarium und lässt dich dort von den Quacksalbern unter die Lupe nehme. Wenn die nichts anderes sagen kannst du deine Ausrüstung in der Rüstkammer abholen. Danach kommst du hierher zurück und wirst einer Einheit zugeteil. Hast du das verstanden? Dann kannst du jetzt gehen. Abi!" ~ wegtreten!

    Der Offizier kritzelte ein paar Kürzel auf die tabula und sah dann wieder auf:
    "Du bist schon relativ alt." stellte er nüchtern fest, "Du hattest nicht zufällig schon mal einen Beruf ergriffen, oder?
    Hast du sonst etwas gelernt?"

    Oder nur deine Zeit verplempert, fügte er in Gedanken noch hinzu, und das Geld deines Vaters durchgebracht.

    Irgendwie hatte Licinus es sich einfacher vorgestellt, damit gerechnet, dass es in Rom genug Möchtegern-Draufgänger gab, die sich hier beweisen wollten.
    War die Stadt in den letzten Jahren so verweichlicht? Und da war man nun in der ganzen Welt für seine Thermen und die in diese integrierten Sportstätten berühmt. Und keiner wollte sich der Herausforderung stellen. Oh tempora, oh mores, dachte Licinus.
    Die beiden gleich aussehenden Damen hatte er gleichwohl noch immer nicht als Bedrohung für seine "Front" identifiziert. Dafür fehlte es ihm dann doch ein wenig an Phantasie.

    "JA!" rief der Rekrutierungsoffizier auf das Klopfen hin."Reinkommen!"


    Und als der Pompeier den Raum betreten hatte fing er geschäftig an, während er mit der Hand auf einen der Schemel vor dem Schreitisch wies:
    "Ah, ich nehme an, du willst dich freiwillig melden?
    Wenn ja, brauche ich zuerst mal deinen Namen, den deines Vaters und deinen Geburtsort."

    Der Offizier brummte etwas unverständliches. Dann hob er den Kopf und sah sein gegenüber ernst an:
    "Du bist dir im klaren darüber, dass du sobald du den Eid geschworen hast für die nächsten zwanzig Jahre deines Lebens an das Militär gebunden bist? Das ist kein Verein, aus dem man einfach wieder austreten kann."



    Sim-Off:

    Zur Verpflichtung siehe hier unter "Bürgerliche Berufssoldaten"

    Es war in der Tat eine kurze Beschreibung seines Lebens. Prägnant, nicht so nüchtern, wie seine Berichte über Einsätze, aber auch nicht so blumig, wie er es von einem Zeitungsartikel erwartet hätte.
    "Von mir aus kannst du es so veröffentlichen." Mit diesem Satz gab er sein placet, nicht ohne seine obige Überlegung nachzuschieben.
    "Ich muss zugeben, ich hatte damit gerechnet, dass du mehr Schmückwerk verwenden würdest." was er davon hielt behielt er jedoch für sich, war er doch kein Experte bezüglich schriftlicher Texte, auf dergleichen würdne wohl die Vorgesetzten des Tiberiers achten.
    "Ich hoffe, der Artikel wird gut ankommen und dir für deine weitere Karriere von Nutzen sein.". Das wünschte er dem Tiberier wirklich, da er sich in den vergangenen Tagen als angenehmer Gesprächspartner entpuppt hatte. Aber das musste ein solcher Interviewer wohl von berufswegen schon sein, oder?