Licinus beobachtete das eintreffen der anderen mit einer gewissen Spannung, einige kamen allein andere in Gruppen, miteinander tuschelnd, wahrscheinlich wussten auch sie nicht genau warum sie hierher zitiert worden waren.
Immerwieder salutierte Licinus vor den Eingetroffenen, schließlich waren sie alle ranghöher als er selbst.
Der praefectus castrorum nickte ihm kurz aber nicht unfreundlich zu, ein weiteres kleines Zeichen für Licinus, dass man ihn nicht steinigen würde.
Irgendwann fiel Licinus auf, dass "seine" probati mittlerweile wohl schon auf dem campus stehen mussten. Hoffentlich hatte man ihnen Bescheid gegeben, dass er sich verspäten würde.
Beiträge von Marcus Iulius Licinus
-
-
Wie jeden morgen war Licinus , während die milites das Essen zubereiteten, in die principia gegangen um sich die Tagesbefehle abzuholen.
Heute bemerkten er einen Zettel, der ihn aufforderte sich sofort in die Halle zu begeben.Im Bauch hatte er so ein Gefühl, vielleicht war seine Beförderung nun durchgekommen?
Und so begab er sich so schnell wie möglich in die große Halle.
-
Auch Licinus hatte von der Briefaktion seines optiokollegen erfahren. Man musste schon taub und blind sein, wenn man es nicht mitkriegen wollte, die Nachricht verbreitete sich zumindest innerhalb der cohors prima wie ein Lauffeuer.
So setzte auch Licinus seine Minuskeln unter den BriefAn die Redaktion der Acta Diurna
RomMit grosser Empörung haben wir, allesamt Soldaten der Legio Prima Traiana Pia Fidelis, in der letzten Acta in dem als "Frühlingsmärchen" titulierten Artikel die abfälligen Worte über unsere Leistungen, und die unserer Waffenbrüder der anderen Legionen an der Front in Parthia gelesen. Da wird erbittert über den herzlichen Willkommensgruss, den die Zeitung Imago anläßlich unserer Heimkehr auf die Titelseite gesetzt hat, hergezogen, da werden der Sieg von Edessa, die Erstürmung Circesiums, die Verteidigung Armeniens und unserer Grenzen im Osten gerade mal so lapidar als wohl kaum triumphal herabgewürdigt. Die Rückkehr der Legio Prima aus dem Krieg, die Ankunft in Italia, war der Acta hingegen wohlgemerkt keinerlei Notiz wert.
Mag diese tendenziöse Schreibe auch dem Zweck dienen, ein konkurrierendes Blatt mit aller Häme zu treffen, so ist solch eine Polemik der kaiserlichen Zeitung doch in keinster Weise würdig!
Jener Schreiber, der wohl kaum in seinem Leben ein Schlachtfeld von weitem gesehen hat, jener Mann, der in seiner Stube im sicheren Rom solcherlei Schmähungen verfasste, sollte sich besser auf den Patriotismus besinnen, der Rom gross gemacht hat. Er sollte nur einmal der Soldaten gedenken, die auf den Schlachtfeldern des Ostens ihr Leben gaben, um den Feind in die Schranken zu weisen. Sie sind für die Sicherheit unseres Römischen Imperiums gestorben, und für unseren geliebten Imperator - möge er seinen Platz unter den Göttern finden - aber auch für einen jeden Bürger des Reiches. Mit Fug und Recht sind sie als Helden zu bezeichnen, und jener Schreiber möge es sich zweimal überlegen, bevor er das Andenken unserer gefallenen Kameraden auf solch plumpe Weise verächtlich zu machen sucht!Die Soldaten der Legio Prima Traiana Pia Fidelis:
F. Decimus Serapio, Optio
Q. Marius Musca, Miles
Sp. Luscius Silio, Miles
X X X (S. Velius Rupus, Miles)
L. Antius Dasius, Miles
Ser. Seius Nasica, MilesK. Caecilius Macro
Marcus Iulius Sparsus
Optio, I Kohorte II CenturieLivius, librarius praefecti castrorum
M. Iul. Lic., optio ad spem ordinis
-
"Entsprechend gibt es natürlich einen Befehl, die Lücken zwischen den Reihen zu schließen. Er lautet corpora premitte. So entsteht eine feste Formation, die auch wenn sie nur wenige Männer tief ist einzelstehende Männer zu überrennen, wie ihr später feststellen werdet.
Für's erste aber:
corpora preemitte"
gab Licinus den nächsten Befehl -
Licinus musste einen Hustenreiz unterdrücken, als Serapio recht großzügig mit dem Weihrauch umging.
"... die wir dir treu ergeben hier vorgetragen haben." schloss Licinus auch seinen Teil des Gebets ab. Auch er sah aus dem Augenwinkel in Richtung des Flaviers. -
Licinus sah, dass der Schildwall der ersten Linie nicht stimmig war und hielt auf den Nebenmann das Valerianus zu.
Bei ihm angekommen schlug er mit seinem Optionenstab gegen dessen Schild.
"Probatus, kannst du mir erklären, was das soll? Wie willst du so verflucht nochmal denn dein gladius einsetzen?! Oder kannst du durch das scutum hindurchstechen?!" -
"...wofür wir dir mit diesem Opfer danken wollen"
setzte Licinus das Gebet fort.
"Im Vertrauen auf deine Macht bitten wir dich, stehe uns auch weiterhin zur Seite, hilf uns auch künftige Schlachten zu überleben..." -
Es lief, die probati schienen die Fehler ihrer Kameraden wieder gut machen zu wollen. Zumindest gaben sich die probati dem Anschein nach alle Mühe den Takt zu halten und es gelang ihnen.
Nachdem die probati seiner Meinung nach genug Runden abgeleistet hatten leiß er sie wieder anhalten:
"Prooobati! Cooonsistite!"
"Eine der größten Stärke des römischen Heeres ist der feste Schildwall. Dabei halten die milites ihre Schilde leicht überlappend, so dass die Flanken eines miles von seinen Nebenmännern gedeckt werden. Auf den Befehl "scuta premite" rücken die milites in Richtung mitte solange, bis sich die scuta an den Kanten berühren. Es ist darauf zu achten, dass stehts das Schild des rechtsstehenden miles hinter dem des linksstehenden bleibt, da dieser sonst in seiner Bewegungsfreiheit stark beeiträchtigt wäre.
Fangen wir an:
scuta preeemitte!" -
Na, dass schien ja gut zu laufen, es war wohl eine gute Richtlinie den Gleichschritt vor dem Schildgebrauch zu üben. Zwar setzte einer der probati eine missgestimmte Laune auf, aber solange er seine Übungen ableisten würde würde Licinus nicht dagegen einschreiten.
Der recht gleichmäßige Ablauf lockte sogar einen recht freundlichen Kommentar von Licinus Lippen, zumindest für seine momentane Stimmung:"Nun, dass läuft ja ganz zufriedenstellend, dann machen wir mal weiter.
Kommen wir zu dem Marschieren mit dem scutum. Wenn wir marschieren tragen wir das scutum in einer Hülle auf dem Rücken. Das ist, wenn man den Tragegurt richtig schnallt, keine große Schwierigkeit.
Dagegen kann es beim marschieren mit dem scutum voran zu Problemen kommen. Eines davon ist, dass man mit den Schienbeinen gegen die Unterkante des Schildes kommt.
Daher werden wir das jetzt üben und eine Runde um den Campus laufen."
"Scuta sursum!"
"Militeees! Aequatibus passibus! Peeergite! -um, -um -um ..." -
"Schön! Dann führt die Befehle jetzt möglichst gleichmäßig aus:"
"Scuta sursum!"
"Scuta dorsum!"
"Scuta sursum!"
"Scuta dorsum!"
...
Immer wieder ließ Licinus die probati ihre Schilde aufheben und abstellen, immer mit einem scharfen Auge nach Fehlern suchend.
-
Tiberia Albina? Mmh, also vermutlich eine Verwandte des legatus.
"Also gut, kannst hier passieren, aber stell dich drauf ein, dass die Praetoriumswachen nochmal auf Waffen durchsuchen werden."
Hier am Haupttor taten sie das eigentlich nicht, dazu kamen zu viele hier rein, es hätte zu lange gedauert, nur in den sensiblen Bereichen wurde durchsucht."Zum praetorium geht es übrigens immer gerade aus, es steht an der Kreuzung"
Der Wachmann machte noch einen vermerk im Wachbuch, dann ließen sie den Sklaven passieren.
...
Cassander, servus senatoris Flavii Furiani
ad Tiberiam Albinam
litterae transmissere -
"Wie die schnelleren unter euch bestimmt schon gemerkt haben sind diese scuta hier deutlich schwerer als jene, die in euren Baracken, hoffentlich anständig aufgeräumt, herumliegen.
Das ist aber auch Absicht, schließlich soll ich euch nicht nur technisch, sondern auch körperlich auf den Stand der prima bringen".
Das mochte jetzt seltsam klingen, fand Licinus, war er doch alles andere als ein Berg aus Muskelmasse. Aber das gleichst du mit Zähigkeit wieder aus dachte er sich und verschob die Zweifel auf später.
"Gehalten werden die scuta mittels des der Tragestange hinter dem Schildbuckel
Stellt die Schilde vor euch ab! Auf den Befehl "scuta sursum" hebt ihr sie hoch und haltet sie vor euch, auf "scuta dorsum" stellt ihr sie wieder ab.
Verstanden?!" -
"Richtig. Was glaubt ihr, was passiert, wenn eine mehrere Mann tiefe Formation auf einen Mann eindrückt? Richtig, er MUSS nachgeben oder wird platt gewaltzt.
Auch im Einzlkampf kann man den Schild als Waffe einsetzen. Man kann mit dem oberen Schildrand dem Feind die Nase zertrümmern und ihn so mit Mars Hilfe sogar töten, um mal nur ein Beispiel zu nennen.
Nun denn, jeder von euch wird sich nun ein Übungsscutum nehmen und dann wieder hier zur Aufstellung kommen.
Agite!"Wie würden die milites wohl auf das hohe Gewicht der Übungsscuti, die ja noch schwerer als die normalen waren reagieren
-
"Einverstanden" sagte Licinus und wartete darauf, dass Serapio den Sprechgesang begann. Als nach ein paar Sekunden immernoch Stille herrschte suchte Licinus selbst nach den passenden Worten für ihr Opfer.
"Oh, Mars Ultor, der du uns nach Parthia und heil wieder nach Hause geführt hast..."
-
"Fast. Die drei offensichtlichen Waffen sind auf jedenfall richtig, aber eine entscheidende hast du vergessen! Das scutum, es fällt in die Kategorie Schutzwaffen!
Kannst du dir denn wenigstens vorstellen warum man auch das scutum eine Waffen nennen könnte?" sagte Licinus wenig beeindruckt, da würde mehr kommen müssen, um ihn wieder zufrieden zu stellen. -
Ein miles am Eingang kümmerte sich um den ankommenden Sklaven.
"Aha, und wer ist diese Verlobte?!" waren doch Frauen im Lager allgemein eher selten. -
"Zu Befehl legatus!"
Dann wandte sich Licinus wieder an die probati
"Probati! Movemini!
Ihr habt eben gesehen, was in der legio mit Männern passiert, die die Disziplin untergraben, lasst euch das eine Lehre sein!Kommen wir zu unserem eigentlichen Thema zurück, der Waffenausbildung:
Ihr habt nach eurer Rekrutierung verschiedene Ausrüstungsgegenstände ausgehändigt bekommen.
Welche davon würdet ihr als Waffen bezeichnen und warum?
Probatus Valerius!"
Nahm Licinus willkürlich einen dran. Sein Vertrauen in die Gruppe war stark gesunken nach diesem Schauspiel und es würde eine ganze Zeit dauern, bis es sich wieder erholt hatte. Die probati müssten im folgeneden wirklich sehr gute Leistungen bringen müssen, um Licinus zufrieden zu stellen. -
"Danke Herr!" sagte Licinus und wandte sich um, ging auf seine probati zu, kaum hatte er sie erreicht donnerte er geradezu los.
"Probati state!!!
Die probati [eine Handvoll Namen] duo passibus proggredete.
Wisst ihr eigentlich, was hier da eben gemacht habt?!
Das war schwere Insubordination und Befehlsverweigerung!
Wisst ihr, was für eine Strafe darauf im Felde steht? Nein?! Dabei hätte ich große Lust euch hier und jetzt steinigen zu lassen!Ihr meint also, das zwanzig Liegesützen zu viel sind für so verweichlichte Mistkerle wie euch, was?!
Nun gut, ihr müsst keine Liegestütze mehr machen. Stattdessen hat mir der legatus soeben gestattet, eine castigatio durchführen zulassen.
Ein jeder von euch bekommt für die Unterlassenen 20 Liegestütze 20 Stockhiebe und nochmal 10 damit ihr es ein für alle mal lernt! Wenn euch ein Offizier einen Befehl gibt, dann führt ihr diesen aus, habt ihr das jetzt endlich verstanden?!"
Währenddessen hatten ein paar der milites, die auch auf dem Platz trainiert hatten schon Stöcke geholt um die Bestrafung durchzuführen."Die Bestrafung erfolgt sofort!
kommandierte Licinus und die milites machten sich daran, den probati, von denen sich einige zwar wehrten, aber keine Chance hatten ihrer Rüstungen zu entledigen und sie fest zu halten.
"Bestrafung durchführen!"
gab Licinus den Befehl und zählte deutlich vernehmlich mit.
"Eins!"
"Zwei!"
"Drei!"
"..."
Die probati schrien, wie am Spieß, aber Licinus ließ nicht zu, dass dieses Geschrei sein Herz berührte, diese Männer hatten ihn und die Disziplin einer römischen legio vor den Augen des legatus der Lächerlichkeit preisgegeben und dafür würden sie nun im wahrsten Sinne des Wortes bluten.
"Neunzehn!"
"Zwanzig!"
"Einundzwanzig!"
"..."
Erst war aus dem lauten Schreien ein Jammern geworden, nun war es nur noch ein leises Wimmern. Wer Licinus kannte, konnte ihm mittlerweile ansehen, wie sehr ihm selbst die Bestrafung an die Nieren ging, aber er zählte weiter unerbittlich die Schläge ab.
"Neunundzwanzig!
Dreißig!
Bestrafung beenden, schafft diese Hunde ins valetudinarium."
Die Ärzte dort würden wohl selbst erkennen, was hier los war und die Dosis der Schmerzmittel so gering wie verantwortbar einstufen, dachte Licinus.
Einige milites nahmen sich der probati an, die sich schwer verletzt wegtransportieren ließen.Licinus ging erneut auf den legatus zu:
"legatus, ich melde: castigatio ausgeführt." -
"Nur beobachten, jawohl Herr." antwortete Licinus beruhigt.
"Nun, ich kann es nur mit meiner eigenen Ausbildung vergleichen, aber ich denke sie machen sich ganz gut.
Mit deiner Erlaubnis werde ich dann weiter machen." sagte Licinus und drehte sich zackig rum.
Dann stockte ihm der Atem. So eine Unverfrorenheit wie bei deisen paar probati war ihm noch nie begegnet.
Es war wirklich nicht leicht Licinus wirklich aggressiv werden zu lassen, aber diese hier hatten den limes überschritten. Wäre er centurio würde er sie windelweich prügeln, als optio hatte er aber kein Recht körperliche Strafen anzuordnen. Aber... wozu stand ein leibhaftiger legatus legionis direkt neben ihm.
Mit mühevoll unter Kontrolle gehaltener, aber dadurch sehr leiser Stimme fragte er:"legatus, bitte um Erlaubnis eine castigatio an den probati durchführen zu lassen"
Innerlich bebend wartete Licinus, wie der legatus entscheiden würde. -
Licinus registrierte den legatus just in dem Moment, als die verspäteten probati auftauchten.
"Probati, zwei Runden um den campus, zum warm werden wie jeden Morgen.
Anschließend machen alle probati 20 Liegestütze, weil zwei Abteilungen zu spät gekommen sind. Die betroffenen Abteilungen 25, die Abteilungsführer 30 und ich will euch zählen hören!
Außerdem kriegen die betroffenen Abteilungen eine Extraaufgabe."
Was das war konnte sich eh jeder denken: Latrinendienst. Verraten wollte es Licinus trotzdem nicht sofort.
"Agite!"erst dann ging er zu dem legatus (hoffentlich drehte ihm dieser keinen Strick daraus)
"Salve, legatus, kann ich was für dich tun?"