Beiträge von Marcus Iulius Licinus

    Weder kannte Licinus die Gesetze, die dies festlegten, noch war es sein Job eine Bewertung derselben vorzunehmen. Für ihn war Esquilina schon lange seine Tochter und das war alles, was für ihn zählte.


    Esquilina war die Erfassung ihres bisherigen rechtlichen Status ohnehin zu hoch, sie wartete nur gespannt wie eine Sehne, bis endlich die Frage gestellt wurde, die alles entschied.


    "JA!" platzte es aus ihr heraus, das kindliche Gesicht ein einziger Ausdruck vollkommen entrückter Freude. Sie legte die Hand auf Licinus auf ihrer Schulter und drehte den Kopf zu ihm hoch, sah ihn für einen Moment strahlend an.
    "Ja, das will ich!" bekräftigte sie dann nochmal etwas weniger emotional aber kein Stück weniger freudig entschieden. Und wieder an den legatus iuridicus gewandt.

    Sim-Off:

    Als ob es möglich wäre Licinus in Verlegenheit zu bringen. Dazu müsste er ja erstmal verstehen, was ihm da unterstellt wird :D


    "Danke!" entgegnete Licinus höflich. War es anmaßend gewesen davon einfach auszugehen? Er wusste es nicht besser.


    "Susina Alpina" antwortete Esquilina artig und angestrengt den "echten" Namen Pinas zu verwenden und nicht den Spitznamen.
    "Hat mich mal im Garten mit Ursi spielen lassen. Und ein paar Kräuternamen hat sie mir auch gesagt. Die weiß ich aber nicht mehr. Wir haben in der castra nämlich keinen Garten. Nur das herbarium im valetudinarium. Aber da darf man nicht spielen."
    Tatsächlich war der optio, der für die Apotheke zuständig war, zwar ein netter Mensch, aber die Gefahr, dass Kinder seine heiligen Pflanzen zertrampelten ging er nicht ein. Nicht mal, wenn der praefectus selbst zu ihm gekommen wäre. Was er natürlich nie ist.
    "kennst du denn auch alle Kräuter?" fragte sie erstaunt. Niemand außer Alpina kannte alle Kräuter.

    "Verfluchter Idiot!" brüllte der tribunus von seinem Tragstuhln herunter als Iosephus ihm den Wein über die Hand kippte. Er griff nach seinem Stock, mit dem er nach den Sklaven schlug wenn sie zu langsam gingen, merkte aber gerade noch, dass sich rauslehnen aus der Sänfte keine gute Idee war. Also schlug er drohend durch die Luft und verkündete.
    "Du machst heute die Nachwache! Allein!"


    Dann griff er nach dem Becher, trank ... Und spukte den Inhalt in hohem Bogen wieder heraus. Den Rest entleerte er in das Gesicht des armen Tiros. "Wiederliches Gebräu! Zerschlagt die Amphoren und dann weiter verdammt. Bei dem Getrödel kommen wir nie in Bingium an!"
    Wenn einer der tirones den Wein probieren würde, würde er feststellen, dass es sich um einen mehr als nur annehmbaren Wein aus Hispania handelte. Aber für den tribunus gab es nur einen akzeptablen Wein. Falerner.


    Alsbald setzte sich der Tross in Bewegung und sie näherten sich Bingium.

    Das war der Punkt befand Licinus über den er sich nie auführliche Klarheit hatte verschaffen können.
    "Ihre Mutter war Peregrina, ihr Vater römischer Bürger. Er ist unbekannt und hat sie nie anerkannt. Sie ist Waise und wir konnten trotz größter Bemühungen keine Verwandten ihrer Mutter ausfindig mache." verpackte Licinus die Tragödie, die ihn und das Kind zusammengeführt hatte in wenige nüchterne Worte. Dennoch konnte er an der Hand auf ihrer Schulter spüren, wie sich das Kind versteifte, als von ihrer leiblichen Mutter die Rede war.
    In ihm selbst zuckte indes die Frage wieder auf, ob er wirklich alles getan hatte, um Verwandte der Mutter zu finden, oder ob er und das Kind sich zu schnell aneinander gewöhnt hatten.
    Sollte also eine Herrschaftsgewalt bestehen, war sie Licinus bei bestem Gewissen unbekannt und das bezeugte er auch gerne.
    "Meines Wissens ist sie damit sui iuris." Oder mochte der oberste Jurist der Provinz ihm jetzt noch widersprechen.

    "Nein," schüttelte Licinus den Kopf. Es blinzelte mit den Augen. Den Status der Seherinnen zu erfassen war nicht so einfach, wie es sich vielleicht anhörte "Das heißt sie sind ähnlich, aber das Ansehen der Seherinnen ist viel höher. Die Leute glauben, sie stehen in direktem Kontakt mit den Göttern. Sie sind sacrosankt. Wie eine Mischung aus Vestalinnen, Auguren und Flamines."
    Ja, vielleicht war das eine treffende Beschreibung. Unberührbar (wenn auch nicht im sexuellen Sinne) wie die Vestalinnen, wahrsehend wie die Auguren und von politischer Macht wie die Flamines.
    "Und doch ist ihre Macht höchst informell. Ich glaube nicht, dass du im Imperium etwas gleichartiges finden wirst."


    Sim-Off:

    Kein Problem ;)

    Der optio fing den fragenden Blick des tiro auf und seufzte innerlich. Kurz erwog er seine Möglichkeiten. Er konnte erstens die Amphore abstellen lassen und hoffen, der tribunus würde den Wein vergessen. Zweitens den Soldaten befehlen das Marschgepäck umzuverteilen und das unhandliche Ding zu schleppen. Und drittens den tribunus ansprechen. Bravo. Er entschied sich für Variante drei.
    "Entschuldige, Herr!" sprach der optio aus größerer Entfernung respektvoll während die vordere Abteilung und die Sänfte schon anmarschierten. "Der Wein, Herr?"
    "Wein, was für ein ... ? Richtig. Man bringe mir einen Becher! "Sofort!" verlangte der Mann und streckte seinen Becher, den er auf der Sänfte gelagert hatte aus.

    Zitat

    Original von Duccia Silvana
    Runa sah den Präfekten an und lächelte. „Zunächst würde ich dich gern um etwas bitte. Nenne mich doch bitte nur Silvana oder Runa.“ Bat sie den Iulius. Irgendwie kam es ihr falsch vor hier in so privater Umgebung so förmlich miteinander umzugehen. Dann sah sie Licinus lange an, blickte zu ihrem Mann, dann wieder zu dem Gast. Sie wusste wohl, dass ihr Mann nicht sehr begeistert von ihrer Tätigkeit jenseits des Limes war.
    „Nun ich denke auch, dass Bote ausreichen. Ich werde ab und an zu den Sippen reisen, ich könnte als bei Bedarf auch Nachrichten übermitteln. Wenn die Nahrungslieferungen bei den Sippen verteilt sind, sollte es eh kaum noch Klärungsbedarf geben. Die Söhne der Sippen sind mittlerweile angekommen?“


    "Gerne, aber dann auch Licinus, bitte!" erwiderte er das Angebot. Dies mochte die eine Sache sein, die beim Militär informeller ablief als in der Zivilgesellschaft. Die Nutzung des Cognomens war das, was man Gang und Gäbe nannte.
    Licinus blickte von Ehefrau zu Ehemann und meinte, dass irgendwas ungesagt blieb. Aber seine Erfahrung war nicht groß genug, zu lesen, was das Problem zwischen den beiden war. Ei wenig verwundert und hilfesuchend sah er kurz zu Alpina, aber er rechnete nicht damit, dass sie ihm erklären würde, was vor sich ging. Und das war -- wenn man ehrlich war -- auch gut so, denn ihre Diskretion gehörte zu den Eigenschaften der Hebamme, die Licinus die Freundschaft Alpinas so kostbar werden ließ.
    "Sind sie," das konnte Licinus mittlerweile bestätigen.
    "Einige wenige haben erbeten, noch bis nach der Sonnwendfeier freigestellt zu bleiben, aber das Betrifft wohl kaum fünf vom Hundert. Es handelt sich um junge Männer, die sich schon vor Vertragsschluss zu verschiedenen, im Großteil religiösen, Aufgaben in diesem Jahr freiwillig gemeldet haben. Der Rest der neuen Einheit ist gemäß des Vertrages schon an ihren Stationierungsort unterwegs." Das war, nach dem Prinzip der Nicht-Örtlichkeit von Hilfstruppeneinheiten irgendwo in Raetia. Natürlich waren da immer die Befürchtungen, die Männer könnten sich ihren neuen Pflichten dauerhaft entziehen, aber Licinus war einigermaßen zuversichtlich, dass dies nicht passieren würde. Oder nicht mehr, als auch unter üblichen Rekruten normal war.
    "Die Nahrungslieferungen sind auch endlich eingetroffen und dürften in den kommenden Tagen ausgesandt werden."


    Zitat

    Original von Susina Alpina
    Das Gespräch kam ein wenig schleppend in Gang und Alpina fragte sich, wie sie Licinus beiseite nehmen konnte, um mit ihm das heikle Thema des schlechten Hörens zu besprechen. Sie entschied sich für einen Trick. Als das Mischgefäß geleert und die Vorspeisen gegen die Hauptgerichte ausgetauscht wurden, richtete sie sich an den Praefectus.
    "Iulius Licinus, würdest du mir die Ehre geben, den Wein für die Hauptspeisen auszusuchen. Der Weinkeller der Casa Helvetia verfügt über diverse gute Tropfen. Es würde mich freuen, wenn du einen Wein nach deinem Geschmack wählen würdest. Möchtest du mich begleiten?"


    Sie schwang die Beine von der Kline und sah Licinus auffordernd an.


    Nachdem sie die Vorspeisen genossen hatten -- raffinierter und abwechslungsreicher als jenes Essen, dass bei Licinus gewöhnlich gereicht wurde -- brachte Alpina ihren Freund doch in eine rechte Bedrängnis. Nicht, dass er merkte, dass sie versuchte ihn recht raffiniert vom Rest der Gesellschaft loszueisen. Dazu war er zu unerfahren um nicht zu sagen naiv. Nein, er hielt es für eine ihm unbekannte gesellschaftliche Konvention, den Gast den Wein aussuchen zu lassen. Derer gab es nun schließlich nicht gerade wenige. Das Problem war, dass er weder der Meinung war, viel Ahnung vom Wein zu haben, noch wusste, wie er sich dieser Pflicht entziehen konnte.
    Mit den Worten "Es ist mir eine Ehre!" erhob er sich und machte Anstalten Alpina zu folgen. Prompt flogen Esquilinas Augen von ihren eigenen Gesprächspartnern hoch und sie guckte ihn an. War es schon Zeit zu gehen? Gütig lächelnd beruhigte Licinus das Kind. "Wir holen was zu trinken, bin gleich wieder da." Im Vorbeigehen strich er ihr über den Kopf.

    "Mmmh, na meinetwegen." Licinus war nicht so wirklich überzeugt und erklärte seine Skepsis mit den Worten "Es sind ja nur ein paar Tage. Ich fürchte allerdings, dass sie es für unwürdige Arbeit halten. Du wirst sehr fein darauf achten müssen, dass die Stimmung nicht kippt. Halte dir Maßnahmen diesbezüglich bereit."
    Das war nun keine Bitte mehr, mehr ein Befehl.
    Die Einbindung der centurionen in die Detailplanung ob deren Ortskenntnis war dagegen ein Umstand, den er ausgesprochen befürwortete. Daher nickte er mit knappen Bewegungen.
    "Klingt sinnvoll, allerdings ist der rhenus auf dem Abschnitt hinter Bingium wohl besonders reißend. Ob da Landemanöver möglich sind, wage ich nicht zu sagen, dass solltest du in jedem Fall frühzeitig klären. Aber das weiß der Nauarchus vermutlich genauer. Wird jedenfalls ne ziemlich feuchte Sache."
    War das Schadenfreude in Licinus Stimme oder doch nur eine neutrale Feststellung. In jedem Fall war er sich sicher, die Soldaten würden fluchen.

    Licinus blieb gerade noch Zeit seinem Freund ein knappes
    "Ich trage dieses lächerliche Zelt, also nein!" zuzuraunen, dass vor allem seine eigene Nervösität überspielen sollte, als der Schreiber des legatus sie hereinbat. "Nein, alles gut, sie ist nur etwas nervös!" meinte er in der Tür noch.
    Als er den Mann das letzte Mal gesehen hatte, hatte er den unerbittlichen Richter über das Germanische Dorf gegeben und der gleiche Mann würde ihm nun seine Tochter zur echten Tochter machen. Einen größeren Gegensatz konnte sich Licinus kaum vorstellen.


    "Salve et tu, legatus!" antwortete Licinus militärisch knapp und Esquilina neigte höflich ihr Haupt, wie sie es gelernt hatte.
    "Ja, bin ich!" piepste das Kind ehrfürchtig vor dem hohen Beamten und bekam die Worte kaum heraus-
    "Jawohl legatus, dass ist Esquilina, die ich heute als meine Tochter adoptieren möchte." antwortete Licinus nochmal lauter mit dieser ungewöhnlichen Wärme in der Stimme, die er nur hatte, wenn er von dem Mädchen sprach.
    Er hatte sie wieder einmal nicht verstanden.
    "Iunius Seneca hat sich bereiterklärt als Zeuge zu fungieren. Ich hörte, dass sei notwendig." Dessen war er sich zwar seit seinem Besuch im Anwesen seines Freundes nicht mehr sicher, aber Vorsicht war besser als Nachsicht, weshalb er seinen Freund ja auch gebeten hatte hier zu erscheinen.

    Licinus laß jede er ihm vorgelegten Tabellen und brummte dabei vor sich hin.
    "Klingt solide." bewertete Licinus den Gegenwärtigen Planungsstand mit einer Einschränkung.
    "Möchtest du für die Erntearbeiten nicht lieber auf Staatssklaven zurückgreifen, als auf die Soldaten? Wir haben da Zugriff und auch einige eigene." Erläuterte er noch. Es gab Dienste wie das heizen der Lagertherme die nicht zu den Aufgaben der Soldaten gehörten.
    "Und ich denke, wir sollten in den nächsten Lieferungen vielleicht mehr Kohl aushandeln. Der wurde im vergangenen Jahr als Beilage zum puls hoch geschätzt. Natürlich nicht übertreiben.
    Die centurien werden dir ab sofort zur Verfügung gestellt, du organisierst euren Abmarsch dann nach bedarf. Entsprechende Befehle an die centurionen morgen früh wie üblich."
    stellte Licinnus noch fest, dass "ab sofort" eben nicht ganz "sofort" meinte.

    "Komm nur rein und setz dich!" winkte Licinus und wirkte dabei nicht übel gelaunt. Tatsächlich sogar beinahe amüsiert.
    "Hier, das musst du dir einfach anhören. Aus dem Wachbericht der vergangenen Nacht.
    Zeitpunkt: Kurz vor Ende zweite Nachtwache. Deliquenten: Na, die Namen sind unwichtig, es waren sechs Soldaten.
    Die Arretierten wollten Lupa aus den canabae vorschriftswiedrig in Lager schmuggeln. Zu diesem Zwecke sollten sie als milites getarnt werden. Die Arretierten gaben ihnen zu diesem Zweck, ihre eigenen tunicae, cingulum etc. Waffen hatten sie auf freigang wohl so wenig dabei wie Rüstungen."
    Erklärte Licinus mit einem Blick auf den tribunus. "Entsprechend bekleidet waren die Arretierten selbst, als sie Wiedereintritt in das Lager begehrten. Sie wurden festgenommen, ihre Ausrüstung den lupae abgenommen, selbige vom Tor wegverwiesen. gezeichnet und so weiter."


    "Kannst du dir das vorstellen? Wie viel müssen die gesoffen haben, um auf solche Ideen zu kommen, frag ich dich. Manchmal vermisse ich den Dienst am Tor ja beinahe." Licinus wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel, dann wurde er wieder ernst.


    "Also, die Vorratsbeschaffung. Wie sieht es aus?"

    "So früh schon?" meinte der cornicularius zu dem tribunus, der wirklich ungewöhnlich früh hier war.
    "Normalerweise studiert er um die Zeit die Berichte der Nachwache und das Strafbuch des Vortages. Will sagen, er ist drin. Und da meines Wissens in der Nacht nichts gravierendes vorgefallen ist, sollte seine Laune auch erträglich sein. Geh einfach durch."
    Den letzten Kommentar konnte wohl nur jemand verstehen, der schon lange für Licinus arbeitete. Es war nämlich so, dass er bei unangenehmen Berichten eine wahre Donnerlaune hatte, bis es den ersten Becher heißen Getränkes zu sich genommen hatte. Und der kochte noch im Heizzimmer der principia vor sich hin.

    Wenn Alpina Licinus ins Gesicht sah, würde sie dort die untrügliche Anzeichen dafür erkennen, dass es ihn einer gewissen Anstrengung bedurfte, um der Hebamme zuzuhören. Tatsächlich konnte er nicht alle Worte in ihrer leisen Stimme einwandfrei verstehen -- manche sogar bestenfalls nur erraten -- aber der Kontext erschloss sich ihm dann doch verhältnismäßig einfach.


    "Ja, das kann ich allerdings brauchen, auch wenn ich nicht mehr so viel in der Kälte arbeite, wie früher." erklärte er mit einem leichten Scherz.
    "Danke!" Ein Dank, der nicht nur die Salbe beinhaltete, sondern auch, dass Alpina eine Freundin für Esquilina war.


    Damit war dann dieser privatere Teil der Unterhaltung abgeschlossen, denn Alpian rückte wieder ein wenig von ihm ab und ließ einen Licinus zurück, der sich fragte, warum sie die Sache so offensichtlich vertraulich behandelt hatte. Das ergab keinen Sinn für ihn.


    "Nein, im Winter ruht die Feldzugssaison. Allenfalls kommt es noch zu diplomatischen Konsultationen mit den Chatti, die eskortiert werden müssen, aber ich denke, dass der größte Teil von nun bis kommenden Sommer über Boten abgehandelt werden wird."
    Die Planung dazu lag allerdings im Büro des Statthalters und Licinus würde nur Männer stellen, wenn sie angefordert wurden. Zumal er davon ausging, dass den Großteil die Equites Singulares des Statthalters übernehmen würde, in deren Einsatzplan er zwar Einblick hatte, aber nicht sein täglich Geschäft war.
    "Vielleicht weißt du da sogar mehr als ich, Duccia Silvana," wandte er sich an die junge Frau in ihrem Runengewandt, dass ganz deutlich werden ließ, dass sie sich eher als Germanin als als Römerin fühlte. Was die einzelnen zeichen wohl bedeuteten?

    Pflichtschuldig verfielen die Soldaten in eine etwas dienstgemäßere Gemütslage -- die ungefähr so lange halten sollte, bis der alte außer Sicht- und Hörweite war -- und wiesen dem Präfekten den Weg zu dem erstrebten officium.


    Die Hand auf Esquilinas Schultern und ein "Komm, meine Kleine, jetzt wird es ernst!" auf den Lippen machte er sich durch die Eingangshalle auf den Weg zur Marmortreppe in den ersten Stock, wo die Büros der höheren Beamten untergebracht waren.

    Licinus wartete gemeinsam mit Esquilina vor der Tür zum officium des legatus iuridicus um endlich nachzuholen, was er so lange zu tun versäumt hatte.


    Gerne hätte er es so schnell wie möglich hinter sich gebracht, allein um aus diesem lächerlichen Gewand herauszukommen, aber vor allem, weil ihn die Situation merkwürdig nervös machte.
    Aber er war vor der Zeit angekommen und auch Seneca, den er gebeten hatte falls nötig als Zeuge zu fungieren, war noch nicht eingetroffen.

    "Er soll die verdammte Kiste aufmachen," befahl der tribunus noch immer über seinen Leibwächter "Und einer von euch macht die Amphore auf. Ich will das Gesöff probieren!"


    Es bedurfte nur eines drohenden Blickes des Leibwächters und der Händler fingerte mit fahrigen Bewegungen die Kette aus seinem Halsausschnitt hervor, an der der Schlüssel für die Truhe befestigt war.
    Er öffnete sie und trat respektvoll beiseite. Zumindest in der Wahrnehmung des tribunus -- tatsächlich handelte er am Rande der Verzweiflung.
    Der praefectus wühlte durch die Truhen hindurch nahm einige Stücke heraus und legte sie unachtsam zurück. Bei einem nicht besonders hübschen, nicht besonders wertvollen, aber besonders protzigen Stück hielt er inne. Das würde der kleinen Schlampe, die ihm im Lager das Bett wärmte bestimmt gefallen.
    "Eindeutig Schmuggelware aus Britannia," verkündete er. "Der Rest ist in Ordnung, aber das hier wird beschlagnahmt. Und den Wein nehmen wir als Entschädigung für unsere Bemühungen auch mit. Und jetzt hau ab."
    Die Leibwächter ließen die Schmuckkiste achtlos fallen. Der Händler wusste weder was er sagen, noch was er tun sollte und stand einfach wie eine Salzsäule neben der Sänfte.
    "Wir marschieren weiter!" blaffte er den optio an, der in stoischer Gelassenheit den Befehl auf militärisch weitergab. Den Wein hatte er für den Moment vergessen, als er daran dachte, was sein Betthupferl für die Brosche wohl anzustellen bereit war.


    Der Händler stand noch eine ganze Weile da und sah den abrückenden Soldaten nach, langsam dämmerte ihm, dass er trotz seiner Verluste wohl noch irgendwie Glück gehabt hatte.

    Befriedigt blickte der tribunus auf die Männer, die sich ohne einen Moment zu zögern daran machten seinen Befehl auszuführen. Das war es, was er wollte. Darum und nur darum ging es ihm.
    Ein fieses Lächeln lag auf seinen Lippen, als die Soldaten den Mann vor ihn schafften und er kostete die Situation zur Genüge aus, schlicht in dem er wartete, bis er den armseligen Tropf von einem Händler endlich ansprach. Das hieß, er sprach ihn natürlich nicht an.
    Mit so einem stinkenden Barbaren zu reden war unter der Würde eines Aulus Varinius Molliculus, also wandte er sich stattdessen an einen seiner beiden Leibwächter.
    "Frag ihn, was er transportiert." befahl er ihm.
    Der Legionär, gewiss nicht wegen seiner geistigen Leistungsfähigkeit zum Leibwächter berufen wiederholte die Worte in leicht abgewandelter Form:
    "Was haste auf deiner Schaluppe drauf, Drecksack?"
    Der Händler blinzelte, während er angesprochen wurde für einen Moment, dann begann er unterwürfigst:
    "Wein, mein Herr, ich transportiere Wein und Felle, legatus."
    Das gefiel dem Varinier, dass er als legatus betituliert wurde und sein Grinßen wechselte für einen Moment von fies zu überheblich.
    [I]"Außerdem habe ich Bernsteinschmuck von einem Handelskonsortium aus CCAA an Bord, den ich zu einem Partner in Mogontiacum bringen soll."


    "Ausgezeichnet" entgegnete der tribunus, seine Augen mit gierigem Blick auf das Schiff gerichtet. Mit zuckersüßer Stimme gab er seinen Leibwächtern einen Wink.
    "Brutus, Crassus, haltet den Mann fest. Und ihr bringt mir die Truhe mit dem Schmuck und zwei Amphoren von dem Wein." Setzte er unmittelbar danach und weit weniger freundlich an die Soldaten der Patrouille gewandt nach.
    Der Händler erstarrte vor Schreck und stammelte nur vor sich hin
    "Römischer Bürger, ich bin römischer Bürger!" bis ihm einer der Leibwächter ihn zum Schweigen brachte in dem er ihm den Arm verdrehte und "Schnauze!" blaffte.