Beiträge von Marcus Iulius Licinus

    Licinus und Esquilina hätten nur dem klappern folgen müssen, hätte der Türsklave ihnen den Weg nicht ohnehin gewiesen gehabt.
    So kamen sie mit Abschluss der Tischdeckarbeiten an. Offensichtlich und typischerweise ein klein wenig zu früh. Was aber keiner von ihnen beiden bemerkte.


    "Salve Duccia Silvana, danke für die Einladung" grüßte Licinus Runa und drückte ihr die Hand. Ein wenig kräftig vielleicht. Dann ging er in die Knie (das war auch schon mal besser gegangen) und war so auf Augenhöhe mit Ursicina.
    "Salve Ursicina" grüßte er sie und stupste ihr ganz leicht mit der Fingerspitze auf die Nase.
    Währenddessen hatte Esquilina vor Silvana Aufstellung genommen und meinte ganz artig "Salve und danke auch von mir".
    Das jüngere Mädchen wurde dann ganz anders begrüßt
    "Uuursi!" quietschte sie etwas hochfrequent und umarmte ihre kleine Freundin.

    Licinus sah mit einem gewissen Stolz, dass Esquilina um zwei Zentimeter zu wachsen schien, als der Türsklave sie als domina betitulierte.
    "Danke," nickte er dem Türsklaven zu und schob Esquilina ein wenig an, die daraufhin hoch erhobenen Hauptes durch die Tür ging. Licinus folgte, wandte sich aber noch einmal an den Türsklaven.
    "Kannst du das hier" sprach er und hielt eine Tasche , die bisher an einem Riemen über seiner Schulter gehangen hatte. "Irgendwo ablegen? Es ist für Duccia Silvana."
    In der Tasche befanden sich schon mal die Wachstafeln, die sie für den Schuluntericht brauchte.

    In einer Zeit, die eine durchaus beträchtliche Schwangerschafts- und Geburtssterblichkeit aufwies, war das wohl das natürlichste der Welt nervös zu sein. Entsprechend mitfühlend war auch Licinus: "Ich verstehe mein Freund," sprach er und lachte doch ein wenig, denn es war doch so, dass sie alten Veteranen so ganz anders wurden, wenn es um ihre Frauen ging. "Ich wünsche euch, dass es eine glückliche und leichte Geburt wird. Und werde bei den Göttern für euch bitten."
    Das konnte man nie schaden. Und auch wenn Licinus im Normalfall nicht bei Iuno opferte so gab es doch eine Menge Götter, die hier auch zuständig sein würden.


    "Erstmal muss ich es durchziehen," bremste Licinus seinen Freund, der ja schon vom Feiern sprach. "und das, mein Lieber, ist der Punkt, über den ich eh noch mit dir sprechen wollte." Es war ursprünglich nicht seine Absicht gewesen, das heute zu tun, aber wenn sich die Gelegenheit bot, dann würde er es auch tun. "Ich hab keine Ahnung, ob wie die Formalia da sind und möchte nicht völlig unvorbereitet, vor den Iuridicius treten. Und da du erst kürzlich ein Kind adoptiert hast, dachte ich du kannst mir vielleicht helfen. Außerdem meine ich, mich zu erinnern, dass ich einen Zeugen benötigen würde. Ich weiß nicht mehr für was, aber ich wollte dich bitten, ob du für mich zeugen würdest, wenn es nötig ist."


    "Die Vorräte, da sagst du was. Unsere Getreidezuteilungen sind noch nicht eingetroffen und die Lieferungen des Herbstobstes müssen auch noch beschafft werden. Und darum" ergänzte er "habe ich auch beschlossen gehabt, nicht in Süd-Gallia zu bleiben. Aus der heimlichen Okkupation meines schönen Lagers als größerem Pferdestall wird also nichts" flachste er noch ein wenig herum.

    Wie üblich, wenn sie einen gemeinsam einen Besuch machten, gaben Licinus und Esquilina ein doch recht ungleiches Paar ab. Licinus in rostroter Militärtunika und mit dem für einen Soldaten unverzichtbaren Cingulum militare sah für seine Verhältnisse zwar beinahe zivil aus, aber gegenüber Esquilina in ihrem himmelblauen Lieblingskleidchen konnte wohl jeder den Militär in ihm auf 20 Schritt im Dämmerlicht erkennen.


    Als sie ankamen hielt Esquilina ihren Papa noch davon ab, den Klopfer zu betätigen. "Wart mal." Dann griff sie eine Haarsträhne, die sich selbstständig gemacht hatte und schob sie wieder in die Locken. "So jetzt". Erlaubte sie dann das klopfen und zubbelte noch schnell den Gürtel des Soldaten gerade. Immerhin machten sie Besuch bei ihrer Lehrerin und ihrem großen Vorbild. Da musste man doppelt fein aussehen, fand das Kind.


    Iulia Esquilina


    Esquilina wollte alles ganz richtig machen und schrubbelte ihre Hände aneinander, bis diese ganz rot wurden und richtig gut durchblutet waren. Dann ließ sie sich die Hände trocknen und hielt sie ganz ehrfürchtig vor sich, damit sie bloß nicht wieder drekcig werden konnten.


    Es war gar nicht so einfach, die Salbe mit dem Löffel in die kleinen Behälter zu bringen. Immer wieder quetschte sich die Salbe an der Seite des Löffels vorbei und viel dann beim Abstreifen nicht in das Dösschen, sondern auf den Tisch. Das war ärgerlich. Mit höchster Konzentration versuchte Esquilina herauszufinden, wie sie den Löffel am besten halten musste. Wie immer, wenn sie sich stark konzentrierte stahl sich ihre Zungenspitze aus ihrem Mundwinkel hervor.


    Nach dem ersten Dösschen wurde es besser und mit jedem weiteren wurden die Klekse auf dem Tisch weniger. Also es kamen weniger hinzu. Fand sie zumindest. Und Pina schimpfte nicht, also musste es richtig sein. Sie lobte sie sogar. Esquilina fühlte die Wuschel-Hand, aber sie war von ihrer Arbeit so gefesselt, dass sie nicht aufhören wollte. Erst als das Dösschen voll war, stellte sie es weg und guckte die Hebamme an: "Noch muss ich zur Schule. Aber irgendwann mal bestimmt."

    "Das würde ich auch kaum zulassen," stellte Licinus firm, aber keinesfalls unfreundlich, klar.
    "Aber Unterstützung kann ich schon brauchen. Ich war gerade mehrere Wochen weg, naja, du kannst dir denken wie sich die Arbeit dann staut. Also, das war durchaus ernst gemeint, dass du dich um Obst, Gemüse und Fleisch kümmern kannst und sollst." Viel Glück mit diesem Sturschädel von medicus ordinarius. Der Mann mocht ja ein kompetenter chirurgicus sein. Als Mensch war er ne Katastrophe, als Organisator nur wenig besser. Aber das würde der Mann selbst erleben und Licinus hatte grade Lust, ihn ein wenig ins kalte Wasser zu werfen.
    "Und das valetudinarium danach, ja, ich denke, dass würde gut passen. Außerdem wirst du natürlich im Rotationsprinzip Nachtwachen und Inspektionsreisen vornehmen müssen. Und was sonst an Alltagsdienst anfällt. Wir sind mit dir glücklicherweise voll besetzt. Aber unser neuer Breitstreifler ist leider bei weitem nicht das Kaliber des letzten."
    Tatsächlich hatte Licinus den Mann schon beim eintreten in sein officium gefressen gehabt. Parfümwolke, geschminkt und mit einem Tross von fünf Wägen angekommen.


    "Vielleicht sollten wir in der Tat mal wieder eine Übung durchführen." sinnierte Licinus. "Wenn du dergleichen organisieren möchtest, bitte Rücksprache über Einheiten Zeitpunkt, für den Ablauf hättest du weitgehend freie Hand von meiner Seite."


    Sim-Off:

    Falls du Lust hättest, ich fände was amphibisches auch von Sim-Off-Seite her spannend. hab ich nämlich kaum ne Ahnung von.

    Nur mal als Denkanstoß (wobei ich aber eigentlich auch annehme, dass ihr schon lange darüber nachgedacht habt).


    Warum eigentlich? Ich meine, bei fünf Jahren hast du sicher Recht, Axilla, aber ein Jahr? Das hielte ich schon für realistisch, dass man da schon anfing, sich Bündnispartner zu suchen und ähnliches.


    Davon möchte ich gerne dein praktisches Argument aufgreifen und umdrehen. Ja, wer zu einer Wahl antritt, sollte sich vorher überlegen ob er in den vier Monaten seiner Amtszeit antreten Zeit hat. Mit der jetzigen Regel muss er fünf Monate Zeit haben, weil er seinen Wahlkampf nur in den vier Wochen vor der Wahl betreiben kann (lass es sechs sein). Für mich persönlich (gut, Licinus wird eher nie für irgendwas kandidieren) würde das bedeuten, dass ich an den Wahlen im januar nie teilnehmen könnte, weil ich ab Anfang Dezember bis Mitte Januar strukturell nicht die Zeit hätte. Der November ist bei mir aber mit der ruhigste Monat im Jahr, da könnte ich Wahlkampf machen.


    Daher der Gedanke: Wäre es nicht sinnvoll eine Kandidaturerklärung zur explizit nächsten Wahl zu jedem Zeitpunkt im Amtsjahr zuzulassen?

    "Dein Wunsch soll dir erfüllt werden. Ich werde dir schreiben und den Männern dein Angebot unterbreiten." meinte Licinus ernst.
    Es war ein ausgesprochen großzügiges Angebot, musste Licinus feststellen.


    "Dann ..." Licinus stad auf und stellte sich gerade hin. Er wartete einen Moment ab, bis auch der centurio aufgestanden war. "Centurio Tiberius, ich entlasse dich aus der legio secunda, nicht aber aus deinem Dienst für den Kaiser. Alles Gute für deine Zukunft."
    Licinus salutierte.


    Als der Tiberier dann den Raum verließt steckte der beinahe omnipräsente Scribonius ihm den Brief zu, von dem der praefectus gesprochen hatte.

    "Du hättest Präfekt werden sollen," meinte Licinus trocken, hatte der neue tribunus doch grade ziemlich genau seine eigene Aufgabenbeschreibung genannt.
    "Der Winter steht uns bevor, da bin ich für jeden Kopf dankbar, der bei der Planung der Versorgung zur Hand geht. Wir müssen in großen Stil einkaufen gehen. Getreide kommt über den Rhenus, Fleisch beziehen wir aus den drei Gallien, Obst und Gemüse von hier. Du kannst alles organisieren, was nicht das Getreide ist. Und nicht nur Winteräpfel, auch wenn die am billigsten sind."


    "Bei der Ausrüstung gibt es grade einige Neuerungen, neue Wafffenmodelle aus Südgallien, die wir einführen wollen. "

    Da behielt Licinus lieber selbst die Hand drauf, sprach das aber so nicht aus. Er wollte den neuen nicht direkt vor den Kopf stoßen.

    Sim-Off:

    Ich hatte dich übersehen. Sorry, irgendwie ist der Thread etwas unübersichtlich geworden


    Licinus erwiderte den Gruß. Etwas fest vielleicht, aber das kannte man ja schon von ihm.
    "Du hinterlässt eine große Lücke. Und Rom gewinnt einen guten Mann. Ich hoffe, wir werden uns eines Tages wiedersehen."
    So unwahrscheinlich das auch sein mochte, die Strecken waren ja noch sehr viel länger, als das in Jahrhunderten der Fall sein würde, hoffte es Licinus dennoch aufrichtig.
    "Mach's gut Kamerad!" Licinus Stimme klang leicht belegt, als er das so aussprach. Abschiede waren das seine nicht.


    Iulia Esquilina


    Die immer noch ein wenig geschwollenen Augen strahlten Alpina an, als sie ihre Sprechweise lobte. Mit einem Mal war Esquilina ganz seelig. Alpina war schlau, sie hatte sie gesund gemacht und sie hatte ihren geliebten Papa gesund gemacht. Also musste sie einfach Recht haben, so der Gedankengang der kindlichen Heldenverehrung. Und sie hatte eine Idee, was das Problenm war. Das Kind verstand zwar nicht, wie das ginge, wenn es doch kein Problem mit ihr gab, aber Alpina würde das Problem lösen, das es gar nicht gab. Das war ja wohl sicher.


    "Mach ich ganz bestimmt." antwortete das Mädchen und versuchte sich nicht Anmerken zu lassen, dass sie versucht hatte den Breif zu lesen. Allerdings hatte Alpina ihr zu schnell geschrieben, um es wirklich entziffern zu können. Über das erste "besucht" war sie auf die Schnelle und in der fremden Handschrift nicht hinaus gekommen.


    "Darf ich trotzdem noch ein bisschen bleiben und dir zugucken? Erklärst du mir, was du machst?"
    Die kleine war aus Erleichterung tatsächlich etwas aufgekratzt.

    Licinus hörte aufmerksam zu, der Werdegang war interessant und die gelegentlich mal wieder auftretenden Offiziere, die sich ex caligae hochgedient hatten, waren meist kompetente und auskömmliche Menschen.
    Immmer wieder nickte er und sein Sekretär machte eine kleine Notiz. Sie würden ihre eigene Vita anlegen, falls aus der Verwaltung ncihts mehr kam.
    "Danke", nickte Licinus, der bis zum Ende der Ausführungen nichts gesagt hatte und nur kurz freundlich gelächelt hatte, als der Decimer den Apfelwein gelobt hatte.
    "Du bist also vielseitig einsetzbar. Das ist gut. Dir wird auf jedenfall die Koordination unserer Tätigkeiten mit der Provinzflotte übertragen. Die Schiffe sind zwar kleiner, aber du dürftest trotzdem die meiste Erfahrung haben. Der, der das vorher gemacht hat, ist jetzt Präfekt der Flotte in Britannia."
    Eine durchaus nützliche Fügung.
    "Hast du sonst denn persönlcihe Präferenzen für deine Tätigkeit?" hakte Licinus nochmals nach.

    "Schon wieder so lange?" fragte Licinus erstaunt, kam aber nach kurzem Nachrechnen zu dem gleichen Ergebnis. Die Zeit hier in Germania schien schneller zu vergehen als in mantua, hatte er das Gefühl. Deutlich schneller, irgendwie.
    "Aber sehr richtig: Immer wachsam. Ich danke, dass wird auch in Rom nicht anders sein." Nur würde da nach anderen Dingen gewacht werden als hier.


    Was Licinus jedoch nicht glaubte, war dass die die Baracken der Prätorianer die gleichen waren, wie hier im mittleren Germanien. Die selbsternannte Elite des römischen Heeres -- wie viel Licinus von dieser Einschätzung hielt war ja bekannt -- hatte sich doch sicher kommodere Unterkünfte beschafft, als das hier oder in jedem Grenzlager der Fall war. "Zumindest"? Auch eine Einschätzung die Licinus nur schwerlich teilen konnte. Für ihn war die Stadt schlicht ein Moloch, aber er wollte heute nicht streiten.


    "Meinen Dank. Ich gebe ihn dir gleich beim Rausgehen mit. Wenn ich im Gegenzug noch etwas für dich hier oben tun kann?"*
    Ihm viel nicht ein, was es hätte sein können, aber Leute, die packten hatten meist etwas, was nicht geklappt hatte.


    Sim-Off:

    *aka, da kommt noch ne PN

    "An das Wetter gewöhnt man sich, auch wenn du mir das gerade wahrscheinlich nicht glaubst," Licnius sprach schließlich aus eigener leidvoller Erfahrung. Lakonisch setzte er nach "noch haben wir ja nicht mal Schnee."


    Licnius setzte sich zu ihm und der cornicularius brachte zwei Becher mit heißem Apfelwein. Man hatte ja durchaus mitbekommen, dass dem Neuen nicht unbedingt warm war. "Eine hießige Getränkespezialität, die ich mir angewöhnt habe. Wenn du aber lieber Würzwein haben willst, bin ich mir sicher Scribonius kann etwas besorgen." Aka bei einem der anderen tribuni klauen gehen.


    "Nun, zur Sache: Die administratio hat es zwar zur Abwechslung geschafft einen neuen tribunus vor Eintreffen desselben anzukündigen, nur eine vita oder ähnliches habe ich nicht bekommen. Alles was ich über dich weiß, ist also was Decimus Serapio im Laufe der Jahre mal erwähnt hat. Und das war nicht so viel. Also, wer bist du und wo siehst du dich am besten eingesetzt?"
    natürlich war das Leben kein Wunschkonzert, aber Licinus fand immer, dass Leute dann am besten arbeiteten, wenn man sie ihren Stärken entsprechend einsetzen konnte. Und um die Stärken heruaszubekommen war eine Selbsteinschätzung immer ein guter Anfang.

    "Ah, du bist das. Entschuldige, tribunus!" der cornicularius straffte sich ein klein wenig, überschlug sich aber auch nicht vor Ehrerbietung. Er hatte schon viele tribuni kommen und gehen sehen. Davon abgesehen war er für einen Moment auch damit beschäftigt sich über sich selbst zu ärgern. Noch vor Monaten wäre ihm soetwas nicht passiert.
    "Wenn du dich für einen Moment gedulden möchtest, der praefect sprich gerade noch mit einem centurio."
    Und da er defacto diesen cneturio gerade zusammenfaltete, weil er auf der Parade zu Ehren des Drusus eine Fahne hatte, war es definitiv besser zu warten.


    Wenig später kam dann auch ein sichtlich gekränkter centurio hinaus, den Helm unter dem Arm und der cornicularius trat durch die Tür, wo er offensichtlich schon erwartet wurde. "Strafversetzung" war das einzige, was man verstehen konnte, bevor sich die Tür wieder schloss.


    Nur wenige Augenblicke später kam der cornicularius wieder heraus und brachte den Decimer in das officium. Dort sah man Licinus hinter seinem schweren Schreibtisch stehen, im Hintergrund die Karte mit den kleinen Fächern für jede statio, jedes Lager und jeden Turm der Provinz. In der Ecke auf einer Puppe aufgestellt die Paradeuniform und die Auszeichnungen an der fensterlosen Wand.
    Unter jener mit Fenster war letztlich die Sitzgruppe, auf die Licinus nun wieß.
    "tribunus Decimus, willkommen bei der secunda. Bitte Platz zu nehmen."

    Zitat

    Original von Luna
    Sonst hielt sie sich im Hintergrund und drehte etwas in ihrer Hand. Sie wartete. Als der Präfectus sie begrüße nutze sie die Chance und trat einen kleinen Schritt vor um ihm etwas in die Hand zu drücken. Sie hatte die letzten Tage daran gearbeitet. Leise flüsterte sie ihm zu. „Es wird dich schützen, frage Runa.“ Mehr Erklärung gab sie nicht ab, es war nicht der Ort und die Zeit dafür. Aber sie hatte seit ihrem kurzen Treffen vor ein paar Tagen immer wieder hin und her überlegt. Sie spürte die Befangenheit des Mannes ihr gegenüber. Sie merkte, dass es irgendwas mit ihrer Versklavung zu tun hatte. Nur hatte sie nie Gelegenheit zu fragen und so konnten sie das nicht klären. Sie wollte dem Mann aber zeigen, dass zumindest für sie wirklich alles in Ordnung war. Sie hatte nicht viel was sie geben konnte, also nichts Materielles. Aber sie konnte anderes geben.
    Schon trat sie wieder an ihren Platz und kümmerte sich weiter schweigend um ihre Tiere.
    Der Präfectus würde in seiner Hand einen Stein finde, die ein Rune trug.


    Okay, Licinus mochte sich ja was drauf einbilden, sein Gesicht unter Kontrolle zu haben, aber gerade ging das nicht und er guckte für einen Moment vollkommen verdutzt aus der Wäsche.
    "Danke," sagte er mechanisch "Ich werde sie fragen. Nun." was sollte er sagen? "Ich wünsche dir eine gute Reise" etwas anderes blieb ihm ja nicht zu sagen.


    "Danke für deine guten Wünsche," entgegnete Licinus und konnte nicht ganz verhehlen, dass es ihn freute, dass der scheidende tribunus die legio auch als die seine ansah.
    "Und deine guten Wünsche mag ich zurückgeben. Möge Hermes eure Reise segnen und euch sicher zurück nach Rom geleiten und deine Lares et Penates dort über dich wachen."
    Die letzten, leiser gesprochenen Worte gingen dem alten Mann, der immer darauf bedacht gewesen war, sein Wissen mit jüngeren zu teilen, runter wie Öl.
    "Wir danken für deinen Willen dich in alle Belange hier einzuarbeiten. Du bist ein guter Mann Flavius. Pass auf dich auf," in letzter Sekunde gelang es Licinus noch, dass allzu vertrauliche "Junge" hinunterzuschlucken und durch ein neutrales "tribunus" zu ersetzen. Dann salutierte er ein letzten Mal vor dem Mann.


    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor


    Die emotionale Szenerie des Abschieds wurde indessen disturbiert durch den tumben Kelten, welcher gleich einem geistig retardierten Stück Vieh sich Luna zuwandte, ehe scharfe Worte ihn aufs Neue kontrollierten und von dem zweifelsohne durchaus nicht wehrlosen Geschöpf abwandten.
    "Nun, es wäre doch auch nicht sonderlich gerecht, wäre er neben überragender Kraft auch noch mit überragendem Intellekt gesegnet."
    , scherzte der junge Flavius indessen und lächelte dem Tiberius freundlich zu. Obschon derart schlichte Gemüter wie jener Connell dem Jüngling selbst in Rom höchst selten begegnet, respektive aufgefallen waren, so war die Situation, dass ein Diener seinem Herrn durch sein Missverhalten Schande bereitete, zweifelsohne jedem Halter von Unfreien eine wohlvertraute Begebenheit, die folglich in unkritischen Fällen wie diesem eher Compassion denn strengen Tadel evozierte.


    Licinus unterdrückte ein Augenrollen. Wenn man mit solch einem Idioten reiste, dann sollte man ihm doch wenigstens Disziplin beibringen. Luna mochte nur eine Sklavin sein, aber sie hätte genauso eine .. Tiberia Lucia sein können. Kraft ohne Hirn und Disziplin war gefährlich. Ein Blick streifte die Wachen, auch nicht unbedingt die hellsten, aber von denen würde sich keiner sowas leisten.


    Iulia Esquilina


    "Raetia, das ist im Süden vor hier, gell? Direkt bei den Bergen." versuchte das Kind ungelenk zu zeigen, was sie schon alles gelernt hatte. Ein wenig Geographie, gerade genug um die Provinzen des Reiches einzuordnen.
    Sie hörte gespannt zu, während die Raeterin von ihren eigenen Übungen erzählte und Esquilina fand sich gut in den Fehlern wieder, die die Hebamme ihrer Erzählung nach gemacht hatte. Sie nickte ernsthaft.
    "Wir sollen, das hier lesen und Auswendiglernen. Warte" Esquilina ging zurück zu der Kiste auf der sie gesessen hatte und zog ganz vorsichtig eine kleine Rolle aus der Tasche. "Duccia Silvana hat gesagt wir müssen ganz vorsichtig sein mit den Rollen." erklärte sie, warum sie nicht mehr näher kam. Denn bei Feuer und Wasser zu sein war für Papyrus eben nicht ganz vorsichtig.


    Esquilina fing an vorzulesen. Es war eine geschichte über einen Faun, der den Menschen lustige Streiche spielte in einer halbwegs kindgerecheten Sprache.
    Esquilina laß langsam und musste sich bei manchen Wörtern mehr konzentrieren, die sie dann dehnte oder manchmal auch Abbrach und dann den Satz neu anfing. Ihre Aussprache war aber deutlich, außer wenn sie auf völlig neue Worte stieß.

    Das klang ja schojn nach einer deutlich fortgeschrittenen Schwangerschaft.
    Licinus grübelte einen Moment und tatsächlich hatte er die Decima schon einige Wochen vor seiner Abreise nicht mehr gesehen. Damals hatte er sich nichts dabei gedacht, heute fragte er sich, ob es da einen Zusammenhang zu der Schwangerschaft gegeben hatte.
    "Nun, sollte sie heute nicht mehr hierher kommen, denk bitte dran ihr meine besten Wünsche auszurichten. Und gute Besserung oder so was, für die üblichen Schwangerschaftsprobleme"
    Licinus dachte dabei in erster Linie an Übelkeit und Kreuzschmerzen, zwei Übel, von denen sogar er mitbekommen hatte, dass schwangere Frauen darunter litten. Und das konnte nur heißen, dass es wirklich üble Übel sein mussten.


    Tja, was gab es neues bei ihm. Eigentlich nicht viel, oder? Er war ja nicht da gewesen und hatte das wesentliche auch nur aus Berichten anderer erfahren. und genau das sagte er auch.
    "Nicht viel, würde ich sagen. Esquilina macht sich gut in der Schule, Duccia Silvana hat sie ziemlich gelobt. Und mir ziemlich den Kopf gewaschen. Lass es mich kurz sagen, du bist nicht der einzige, der eine Adoption vor sich her geschoben hat. Ich sollte das wohl eher bald als später selbst angehen."


    "Sonst war ich die letzten Wochen, wie du weißt, ja auf Reisen, aber darüber bekommst du bald einen amtlichen Bericht. Inoffiziell kann ich sagen: Südgallia ist eine schöne Gegend und wenn man da war, merkt man erst wieder, wie Schweinekalt es hier oben einfach ist."
    Licinus lachte schelmisch. Er hatte sich an die Temperaturen hier oben tatsächlich gewöhnt gehabt und erst die Reise hatte es ihm wieder ins Gedächtnis gerufen. Nun ja, nur etwas eher als es der sich bald einsetzende Schnee ohnehin getan hätte, aber sei es drum.