Licinus nickte bedächtig, als der centurio davon sprach, dass der Kampf sie alle nie verließ. Er hätte diese Formulierung nei gefunden, aber sie traf die Sache genau. Auch er träumte immer wieder von geschlagenen Schlachten und ausgefochtenen Kämpfen. Es wurde niemals weniger. "Sehr wahr," sein Blick war für einen Moment geradezu weich, signalisierte Verständnis für all die unausgesprochenen Gefühle. Er fragte aber nichts. Er hätte das Gefühl gehabt in die intimste Privatssphäre des Tiberiers einzudringen also saß er still da und versuchte durch Mimik allein ein Gefüühl des Verständnisses zu vermitteln -- ganz unbewusst geschah dies.
Als der centurio dann mit seinem Bericht begann war der Zauber verflogen und Licinus blick nahmen die altbekannte Schärfe wieder an, während er mit dem Griffel Zeichen in den Wachs ritzte, die außer ihm wohl keiner Verstand. Sein eigenes Kurzschriftsystem. So lauschte er aufmerksam, nickte ab und an und forderte den Tiberier mit kleinen Handbewegungen auf, langsamer oder wieder schneller zu sprechen, wenn er genauere Aufzeichnungen machen musste.
[SIZE=7]"Als Gott hat mich noch hiemand bezeichnet"[/SIZE] dachte er unhörbar mit vor Zynismus triefender Stimme, als die Sprache auf das angebliche Gottesurteil kam. Schließlich war er es, der den Befehl zu Lunas Versklavung gegeben hatte. Aus reinem taktischen Kalkül, konnte man beschönigend sagen, tatsächlich aber aus Sorge um einen aufstand in den eigenen Reihen. Und so sehr er sich sagte, dass es eine Notwendigkeit gewesen war, wenn er daran dachte, was daraufhin mit Luna geschehen war, fühlte es sich noch immer falsch an.
Das Schweigen am Ende des Rapports nutzte Licinus für eine eigene kurze Anmerkung und eine schnelle Rückfrage:
"Danke! Mit tribunus Flavius habe ich bereits gesprochen. Das mit der Verheiratung halten wir wohl besser geheim, denke ich. Oder hat das gesamte Begleitkommando das mitbekommen?" dann würde das mit der Geheimhaltung nämlich schwierig werden, wie man nicht unnötigerweise erwähnen musste.
"Ausbildungsstand der tirones?"
Doch was ihm dann eröffnet wurde war -- hefitg. Licinus schluckte. Die Information, dass der Tiberius in kontakt mit der Augusta stand, überhörte Licinus bzw. speicherte es so ab, als habe diese der Frau des Statthalters geschrieben und die wiederum den centurio informiert. Aber die politischen Verbindungen seiner centurionen interessierten ihn nur wenig -- naiverweise, wie man ehrlich sagen musste.
"Aufstände? In ROM?" Und die centurionen erfuhren auf privatem Wege schneller davon als der Führungsstab. Großartige Arbeit in der Administratio. Einfach großartig. Licinus war für einige Sekunden in Schock und Ärger so gefangen, dass ihm nicht viel einfiel,w as er sagen konnte. In einer hilflosen Geste füllte er dem centurio einen Becher mit Wein, der im Krug unter dem Schreibtisch stand. "Nimm dir Zeit, Soldat. Nimm dir Zeit."
Licinus nahm in eben dieser Zeit den Brief und studierte ihn. Wobei es da nicht viel zu studieren gab. Das schwarze Siegel allein sagte ihm alles, was er wissen musste. Dennoch las er den Brief genau, warf jedoch zweimal einen Blick über den Rand des Pergamentes hinweg auf den centurio. Als es ihm schien als habe er sich gengu gefangen, senkte er das papyrus, hob sozusagen den imaginären Vorhand der dem Tiberier etwas Unbeobachtetheit suggerieren sollte.
"Glückwunsch. Ich wüsste zu gerne, warum die Schwarzen mir immer meine besten Offizieren wegnehmen müssen, aber Befehl ist Befehl."
Der centurio sah nicht glücklich damit aus, aber angesichts der Umstände.
"Angesichts der Umstände möchtest du sicher so schnell wie möglich aufbrechen?"
Irgendwie hatte er nicht das Gefühl als wolle der centurio überhaupt aufbrechen, daher hörte er bei der folgenden Antwort ganz genau hin um ja keine Nuance zu verpassen.