Beiträge von Marcus Iulius Licinus

    "Wenn ich richtig stellen darf?" fragte Licinus durchaus höflich, aber die Richtigstellung folgte auf den Fuß, sodass Duccius Vala gar keine Zeit hatte, zu widersprechen.
    "Der Einmarsch war mitnichten eine Reaktion auf den Überfall. Die Reaktion darauf war das Entsenden einer Aufklärungseinheit durch den betroffenen centurio. Die "kleine Armee", wie du es zu nennen bliebst, ist die Reaktion auf den Hinterhalt, der besagter Aufklärungseinheit gelegt wurde und der diese dezimiert hat." Wobei die härteste Strafe, die das römischer Heer kannte, hier als klarer Euphemismus herhalten musste.
    "Was nun die Nicht-Reaktion der umgebenden Stämme angeht, die hat uns auch verwundert, wir können sie aber mittlerweile erklären." Oder zumindest es versuchen, denn was nun ganz genau ein Thing war konnte Licinus bestenfalls umschreiben.
    "Anscheinend gab es eine Art Versammlung der Stmmesführer, einen Thing." er dachte noch, du weißt sicher besser als wir, was das ist, schluckte dem Kommentar aber runter. "Dort wurde beschlossen, dass das Dorf sich in die Arme römischer Gerichtsbarkeit zu begeben habe. Und daran hat es sich -- mti ausnahme einiger junger Krieger -- tatsächlich gehalten." Was Licinus immernoch ausgesprochen surreal erschien.

    Stabssitzungen. Eine hervorragende Gelegenheit um in organisatorische Höchstform aufzulaufen. So zumindest die Ansicht des cornicularius Scribonius, persönlicher Adjutant des praefectus castrorum. Und so fand dieser jede und wirklich jede eventuell nötige Akte, Aktennotiz und Schmiertabula, die am Rande mit den angekündigten (oder vermuteten) Sitzungsthemen zu tun hatte, in der Tasche, die sein Adjutant mit auf dem Vallum hatte. Jederzeit bereit die Unterlagen an seinen herren zu reichen.


    Die Liste mit den Vorschlägen war nun etwas, was Licinus allerdings auch im Kopf hatte.
    "Da wäre zuerst mal der centurio Tiberius. Seine Taten bei der Sicherung des Rückzuges seiner Männer waren vorbildlich. Ich muss den Herren nicht in Erinnerung rufen, dass das Motto des centurionats "Beim Angriff die ersten, beim Rückzug die letzten" lautet. Er hat dieses Motto gelebt und dadurch verhindert, dass die Erkundungseinheit vollständig aufgerieben wurde. Dies ist eine Auszeichnung wert." Licinus legte eine kleine Pause ein und sprach weiter, als ob besagter centurio gar nciht anwesend sei.
    "Natürlich ist auf der anderen Seite zu berücksichtigen, dass sein Verhalten bis zu dem Hinterhalt verdammenswürdig war. Gewissermaßen stehen wir vor der Wahl ihn für das eine hinzurichten oder für das andere zu belobigen, denn beides können wir nicht. Ich plädiere dafür ihn zu belobigen und mit eienr torques auszuzeichnen."
    Jene die die Traditionen des Militärwesens kannten, mochten merken, dass vielleicht auch eine corona möglich gewesen wäre, aber das -- so dachte Licinus -- wäre doch zu viel des guten gewesen.


    "Der miles Terentius Flavus hat nach Bericht seines centurios allein zwei Angreifer abgehalten, das signum seiner Einheit dem gefallenen Feldzeichenträger zu entwenden. Der centurio empfiehlt ihn zum signifer zu befördern und mir armillae auszuzeichnen. Ich unterstütze dies.


    Der miles Octavius Frugi hat sich bei unserem primus pilus höchst unbeliebt gemacht. Er hat seine Beförderung verhindert, indem er mir das Leben rettete. Ich halte eine Corona Civica Quaercea durchaus für angemessen."


    [simoff]Verdammt, ich habe unpräzise gelesen. Ich hab keine Tisch.

    Licinus sah sich um, als er den Tumult bemerkte und wollte selbst nachsehen, was dort vor sich ging, als der Ankläger seine Rede begann. Also bleib er sitzen, zumal er der Ansicht war, dass schon genug Leute aufgesprungen waren. Unter anderem Alpina, die mit Ohnmächtigen sicher besser umzugehen wusste, als er. Er lächelte schmal, als ihm der Gedanke kam, dass ihr diese Ablenkung sicher gut täte.


    Während der Rede versuchte der Angeklagte das Wort zu ergreifen udn brüllte Dinge in den Saal, aber die Wachen fanden eine angemessene Reaktion darauf. Licinus wunderte sich nur, weshalb Vala den Mann noch nicht hate knebeln lassen, bei seinem Verhalten.


    Als Licinus aufgerufen wurde, begab er sich mit festen Schritten zur Zeugenbank. Er war durchaus eine imposante Erscheinung in dunkelroter tunica, mit cingulum und den diversen Ehrenzeichen, die er gesammelt hatte. Natürlich trug er als Zeuge keine Rüstung oder gar Helm.
    Mit fester, evtl. etwas lauter Stimme gab er seinen Namen zu Protokoll.
    "Ich, Marcus Iulius Licinus, des Gaius Sohn aus dem tribus esquilina, jetzt praefectus castrorum der legio secunda germanica stehe vor dir und zu deiner Verfügung."

    "Mach das" nickte Licnius zu dem Plan des neuen tribunus und schüttelte anschließend wieder den Kopf.


    "Nein, vorläufig nicht. Ab der nächsten Rotation wirst auch du Schichten als diensthabender Offizier bekommen, also für den allgemeinen Wach- und Lagerbetrieb verantwortlich sein, aber das ist erst in ca. zehn Tagen. Außerdem sind natürlich alle Offiziere stets angehalten, für Ordnung und Disziplin im Lager zu sorgen.
    Über allles weitere entscheidet der legatus, ich nehme an, auf der nächste Stabssitzung."

    und somit konnte der Flavier sich schon mal in der Grundtugend eines jeden Soldaten üben. Dem Warten.

    "Nein, legatus" antwortete auch Licinus knapp. Die Antwort war ja wohl offensichtlich und er hasste rhetorische Fragen. Lieber hätte er klar heraus gewusst, was der legatus mit seinem geheimnisvollen Auftritt hier bezweckte, der ihn nun zwingen würde, sich die halbe Nacht und mehr um die Ohren zu schlagen. Zu Senecas etwas wortreicheren brummte er zustimmend und nickte entschlossen.

    Die vergangenen Tage waren Soldaten der im Castellum Mattiacorum stationierten Hilfskohorte damit beschäftigt gewesen die senkrechten Balken der Kreuze in den Boden entlag der Straße nach Nida zu rammen und dort sicher zu verankern.
    Die Querbalken lagen neben den jeweiligen Längsbalken bereit und warteten darauf den oberen Abschluss der Kreuze zu bilden.
    In Gruppen wurden die überlebenden Männer des Dorfes herangeführt. Ein aufmerksamer Beobachter mochte feststellen, dass es tatsächlich weniger waren, als bei dem "Prozess" in jenem abgesperrten karree gestanden hatten.
    Tatsächlich waren noch Begnadigungen ausgesprochen worden. Sowohl bei den Männern als auch bei einigen Frauen, wie der Cousine eines Hilfskohorten Präfekten, die das Lager am morgigen Tage als freie Frau verlassen würde, oder dem jungen Mann, der der Schwiegersohn eines verbündeten Fürsten hätte werden sollen und nun zu zehn Jahren Geiselhaft begnadigt war. Aber um diese Begnadigungen abzuzählen war eine zweite Hand nicht nötig und so standen mehrere Dutzend massive Halzbalken wie karge Bäume in der Landschaft entlang der Straße.


    Immer wenn eine neue Truppe Verurteilter zu einer Gruppe Kreuze geführt wurde, kamen brachten die Soldaten sie unter klingendem Spiel heran. Einer nach dem anderen wurde von den Soldaten aus der Gruppe gezerrt und auf den Boden gezwungen. Einige von ihnen machten Anstalten sich zu wehren, andere waren apathisch, den meisten jedoch fehlte in diesem Moment die Kraft auch nur gleichgültig zu sein und sie wimmerten vor sich hin.
    Zwei Soldaten pressten ihren ersten Unterarm auf das Holz, ein dritter Soldat nahm den Nagel und den schweren Hammer und trieb das Eisen zwischen den Unterarmknochen durch das Fleisch und in das Holz. In diesem Moment durchbrach meist ein Schrei das Wimmern. Wenn der Gefangene Glück hatte, verletzten sie dabei eine Pulsader, was einen schnelleren Tod ermöglichte. Aber nur wenige Soldaten hatten dieses Glück, die römischen Henker verstanden ihre Arbeit.
    Auch den zweiten Arm zwangen die Soldaten auf das Holz und ein weiterer nagel fand das Ziel.
    Zuletzt griffen mehrere Soldaten von hinten an dem senkrechten Teil vorbei, rissen den Querbalken samt darangeschlagenen Mann hoch und setzten ihn mit der Nut Passgenau auf den Querbalken. Zuletzt wurden die beiden Stücke mit einem Zapfen verbunden.
    Damit war die Arbeit der Soldaten getan, aber das grausame Schauspiel war noch lange nicht vollendet. Die Männer hingen an ihren Armen und erstickten langsam an ihrem eigenen Körpergewicht, dass ihnen mit der Zeit immer schwerer an der Lunge zog und ihnen nur immer flacher werdendes Atmen erlaubte.


    Die Luft war erfüllt von dem Keuchen und Stöhnen, der hängenden, den Schmerzenslauten jener, die gerade ans Kreuz geschlagen wurden, dem ägnstlichen Wimmern, dem Flehen dem Beten jener, denen desgleichen noch bevorstand. Auch das Wehklagen von trauernden war zu hören, jedoch nur vereinzelt, denn den anderen ehemaligen Dorfbewohnern hatte man die Anwesenheit versagt. Sie würden erst dann aus der Gefangenschaft entlassen, wenn alle Kreuze aufgestellt waren. Einige wenige Verwandte aus anderen Dörfern waren jedoch zugegen.
    Und wer auch zugegen waren, waren die sensationslüsternen Stadtbewohner. Einige waren gekommen um das Exempel zu sehen und zu erleben, dass ROM alle strafte, die den Frieden bedrohten, ein paar wenige mochten hier sein aus Mitleid. Die meisten aber schlicht um die Menschen leiden zu sehen, zu sehen wie sie gequält wurden kurz um ihren Sadismus und ihre Blutgeilheit zu befriedigen, ohne das ihnen selbst Gefahr drohte.


    Licinus beobachtete all das von der Palisade des Kohortenkastells aus und spuckte angewidert aus, als er sah, dass sich auch einige besonders geschäftstüchtige Händer mit Bauchläden unter die Sensationslüsterne Menge gemischt hatten.
    Für Licinus selbst waren diese Hinrichtungen etwas notwendiges, aber er konnte nicht verstehen, wie einige Menschen sich offensichtlich für sie begeistern und von ihnen profitieren konnten. [SIZE=7]"Bah!"[/SIZE] sagte er und spuckte ein zweites Mal in den Graben. Dann hörte er Trompeten von der Stadt her. Die nächste Gruppe wurde herangeführt.


    Sim-Off:

    Morrigan, deine Fähigkeit die Stimmung einer Menschenmenge einzufangen werde ich vermutlich nie erreichen, aber ich hoffe, du hältst deinen Ersatz für akzeptabel

    "Den monatlichen", erklärte Licinus "bis zum nächsten großen ist es noch eine Weile hin, außerdem braucht man zum Planen des Scheingefechts eine gewisse Erfahrung um die Parteien ausgewogen aufstellen zu können."
    Das war ausgesprochen direkt gesprochen, aber Licinus Stimmlage ließ erkennen, dass er die mangelnde Erfahrung dem jungen Mann nicht zum Vorwurf machte. Nicht solange dieser nicht versuchte erfahrenere Leute zu belehren.
    "Bisher haben das immer ich oder einer der tribuni gemacht. Je nach dem wie die Aufgaben im jeweiligen jahr verteilt waren. Du kannst gerne zu mir kommen. Oder du gehst zu tribunus Severus, falls du einen der Flüsse mit einbeziehen möchtest. Er hat bei der Provinzflotte seine ersten Sporen geholt. Für Informationen über das Gelände bestellst du am besten decurio Brisius zu dir, den besten Kundschafter, den wir haben. Der kennt jeden Weg und Steg einen Tagesritt um die Stadt herum und dahinter sieht es nur unwesentlich schlechter aus."
    Licinus dachte für einen Moment nach, welche Namen eventuell noch für die Planung nützlich sein könnten, beschloss dann aber, den jungen Mann nicht mit noch mehr Informationen zu überfluten. Die würde er sich eh nicht merken können.
    "Ein officium bekommst du. die Tür hier raus, dann links und die erste Tür wieder links. Dort findest du auch den cornicularius des letzten tribunus. Ob du ihn behältst ist deine Sache, du bist frei ihn auszutauschen, falls dir ein anderer Soldat mehr zusagt. Nur bitte eine Notiz bei der Legionsquästur abgeben, damit die die Soldzahlungen anpassen.
    Und natürlich kannst du dir Arbeit mit in dein Quartier nehmen, aber du wirst schnell feststellen, dass es flüssiger läuft wenn man hier ist, wo alles Aktenmaterial und die anderen Offiziere bereitstehen."

    "Bitte?!" Licinus glaubte sich verhört zu haben. Das konnte der Mann doch wohl nicht ernst meinen. Da hatten sie den Soldaten gerade auf die zweit brutalst mögliche Art abgewöhnt zu glauben, dass Luna eine Kontrolle über den centurio ausübte und nun wollte er, dass sie praktisch ununterbrochen in seiner unmittelbaren Nähe blieb?! So viel Naivität war doch nicht zu fassen. Noch dazu in seinem Arbeitszimmer, einem Raum, wo täglich sie täglich ein Dutzend der Soldaten zu Gesicht bekommen musste, da konnte er sie ja besser noch in seinem Schlafzimmer unterbringen.
    Leicht entnervt rieb sich Licinus mit Daumen und Zeigefinger die Augenbrauen entlang.
    "Centurio," sprach er langsam und eindringlich "Das halte ich für eine wirklich selten bescheuerte Idee. Was glaubst du eigentlich, wie lange es dann dauert bis erneut Gerüchte aufkommen, hä? Und was dann, bitte? Sie wieder auspeitschen? Du glaubst doch nicht, dass wir das nochmal so unter Kontrolle kriegen, oder? Die Soldaten werden nur sagen, dass es schonmal nicht funktioniert hat. Und dann müssen wir irgendwie reagieren."
    Unausgesprochen blieb, was dann der einzige Weg war, sicherzustellen, dass kein Soldat mehr glaubte, Luna würde den centurio verhexen. Und das war, das Luna gar nichts mehr tut. Nicht einmal atmete.


    Von der unmittelbaren Bedrohung abgesehen war es auch nun mal so, dass Frauen in einem Militärlager nichts verloren hatten. In den den Offiziershäusern duldete man sie, in den Baracken dagegen gleich dreimal nicht. Dass Licinus dabei ein wenig heuchlerisch war, war ihm gar nicht klar, aber auch er hatte Esquilina bei sich wohnen gahbt als er noch centurio gewesen war.

    "Am besten besorgst du alles, was du brauchst in unseren fabricae. Das ist nicht nur beste Qualität, sondern auch ein unschlagbarer Preis." Für Sonderanfertigungen würden die Soldaten dort zwar einen Aufpreis verlangen, aber der lag wohl eher in der Höhe eines Taschengeldes verglichen mit dem, was man auf dem freien Markt zahlen musste. Genau wusste Licinus das aber nicht, seine Rüstung war zwar quailtativ hochwertiger als der Schnitt, aber an Zierrat trug er ausschließlich seine Auszeichnungen und den üppigen Helmbusch eines Stabsoffiziers.


    "Ausgenommen das Pferd versteht sich. Da kann ich dir die Hros Duccia empfehlen, da beziehen auch die Legionsreiterei und die Ala ihre Pferde her. Zuverlässige Tiere." man merkte Licinus an, dass das Thema Pferde nicht unbedingt sein liebstes wahr. Was war da noch -- Licinus improvisierte grade die Liste für neue tribuni aus dem Stehgreif, er würde Scribonius beauftragen dergleichen anzulegen. "Achja, deine Unterkunft. Dir steht als tribunus laticlavius das Haus wenn du hier rauskommst links zu Verfügung. Ein Mimimum an Personal sollte vorhanden sein, wenn du mehr brauchst wende dich erstmal an mich. Dadurch, dass der Legat gleichzeitig der Statthalter ist haben wir im praetorium einen gewissen Überschuss an Sklaven."
    Irgendwie war Licinus nicht besonders gut auf diese Situation vorbereitet. Vielleicht lag es einfach daran, dass er schon so lange Offizier war, dass er sich nicht mehr erinnerte, was ein neuer Offizier alles anschaffen musste. Dennoch hatte er das Gefühl essentielles zu vergessen. Das ärgerte ihn ein wenig, aber er machte gute Miene zum bösen Spiel.
    "Generell, wenn du Fragen hast, kannst du dich immer an mich wenden. Dafür bin ich ja da, nicht? Also, gibt es für's erste noch Fragen, oder möchtest du zunächst dein Quartier beziehen?"
    Ausnahmsweise war die Frage tatsächlich eine Frage und Licinus gerne bereit sich noch ein wenig Löchern zu lassen. Vielleicht fiel ihm so ein was er vergaß.

    Es war weniger die Tatsache, dass sie seine Gefühle ganz genau zu beschreiben musste, als viel mehr ihr scheinbar von Herzen kommendes Loyalitätsbekenntnis zu Rom, dass Licinus sich ertappt vorkommen ließ.
    "Ich werde darüber nachdenken," sagte er mühsam und hatte sich doch bereits entschieden. Luna schien vertrauenswürdig zu sein. Sie hatte Recht, er wusste, was den Germanen ein Ehrenwort bedeutete. Und wenn man ehrlich war: Sollten sich die Stämme nach diesen Nachrichten erheben wäre sie wohl die erste, die die Konsequenzen am eigenen Leib würde tragen müssen.
    Diese Frau besaß eine innere Stärke die beeindruckend war. Und ein wenig beunruhigend. Als Mann, kam Licinus ein absurder Gedanke, hätte sie einen guten Offizier abgegeben.


    Einen Moment herrschte schweigen, dann raffte er sich zusammen. "Also gut. Die Nachrichten gehen direkt an die Händler. Ich denke, wir können Luna trauen." So ganz klar, an wen diese Sätze gesprochen waren, wurde aus der Richtung nicht, denn Licinus hatte Luna angesehen, aber dass sie nicht Ziel der Aussage war, wurde aus dem Wortlaut offensichtlich. Nach einem Moment des zögerns setzte sich also der Sekretär in Bewegung und sammelte die Stöcke ein. "Und Scribonius ... Stillschweigen, klar?! Das gilt auch für euch." Wandte er sich an die beiden an seinem Tisch.
    Er schenkte sich nach und trank einen tiefen Zug der posca. Dann wandte er sich wieder dem centurio zu
    "Ein letztes noch: Wo soll Luna eigentlich unterkommen?"

    Der abschweifende Blick nach dem Dank fiel Licinus durch auf und er räusperte sich ausgesprochen vernehmbar. "Jetzt reden wir", sollte das heißen, "also widme deine Aufmerksamkeit gefälligst meiner Person!" Gesprochen wurde anderes.
    "Kein Grund zum Dank" stellte der Präfekt zynisch fest. "Du hättest eines wie das andere verdient. Ich kann aber Helden nicht hinrichten und Verbrecher nicht auszeichnen, also musste eine Entscheidung her. Und die legio kann in diesem Schlamassel keinen hingerichteten centurio brauchen." Licinus starrte dem centurio fest in die Augen.
    "Um es ganz klar zu sagen, Soldat, du hattest am Ende mehr Glück als Verstand. Du hast dein Leben allein deiner Sklavin hier zu verdanken. Und den Berichten deiner Kameraden, die sich auf ihre Rettung konzentrierten, schuldest du deine Ehre."
    Es war -- so sollte Licinus in Jahren darüber denken, wohl so, dass die wahre Heldin dieser ganzen Episode gerade schweigend Zeichen in Stöcke ritzte. Aus der Retrospektive hätte er wohl mehr für sie tun müssen, aber im Moment dachte er nur in den Kategorien der Legionsmoral.
    "Wie dem auch sei. Es handelt sich dabei nur um meine Empfehlung, die Entscheidung liegt bei dem Legaten." Damit wandte er sich an Idun, seine Stimme blieb so nüchtern wie zuvor, klang aber doch ein oder zwei Nuancen freundlicher:
    "Du bist fertig?" fragte er und griff nach den Stöckchen, drehte sie etwas nutzlos in der Hand -- er hatte keine Ahnung, was die Symbole bedeuteten -- und bat Idun ihm die Namen ihrer Kontaktleute zu nennen, damit die Nachrichten wohlbehalten in Germania ankämen. Er würde einen Weg finden müssen, den Inhalt der Nachricht zu prüfen. Oder konnte er Idun/Luna wirklich vertrauen. Zweifel sähten sich in sein Hirn.


    Nachdem dies geschehen war, sag er sie beide an und meinte:
    "Gibt es eurerseits noch Fragen, zum weiteren Ablauf?"


    Sim-Off:

    Ihr seid damit nicht entlassen, denn falls ihr keine Fragen habt, hat Licinus noch eine

    Sich in jedes Metier einarbeiten zu können hieß natürlich gleichzeitig in keinem bisherigen Erfahrung zu haben. Licinus hatte dergleichen befürchtet.
    "Gutgut, dann bekommst du für's erste eine Aufgabe, die auch jedes Metier erfordert. Wie du sicher weißt gibt es einen monatlichen Übungsmarsch von einem Tagesmarsch, Lagerbau und Rückmarsch. Außerdem machen wir alle drittel Jahre einen großen Übungsmarsch samt Scheingefecht. Ich möchte, dass du mir ein Konzept dafür ausarbeitest. Marschroute, Länge, welche Einheiten, wie versorgt, was für ein Scheingefecht und so weiter. So bekommst du den besten Eindruck, was alles zu einer legio gehört und worauf es bei einem Marsch ankommt." und gleichzeitig konnte er nicht aus Unerfahrenheit kaputt machen. Schon gar nicht, wenn Licinus noch einen Blick auf die Pläne warf.


    Licinus blickte auf den offensichtlichen Sekretär und fragte bzw. erklärte weiter:
    "An Hilfspersonal bekommst du einen persönlichen cornicularius, als Adjutanten, hast Zugriff auf die Schreiber des scribtoriums. Die können dir sicher unter die Arme greifen, aber vertrau ihnen nicht zu sehr. Die Kerle sind schnell dabei ihren Kameraden eine leichte Übung zu bescheren. Außerdem hast du Anspruch auf bis zu vier Leibwächter. Hast du eine Rüstung, ein Schwert, Pferd etc?"

    Sim-Off:

    Ich habe hier ein gewisses Problem:
    Zwischen "wir zünden das Dorf an" und "es sind nur noch schwelende Reste übrig" dürften mehrere Stunden Marsch vergangen sein und Licinus entsprechend weit entfernt von der Szenerie sein, wenn nicht sogar schon kurz vor dem praesidio.


    Es dauerte eine ganze weile, bis ein Bote Licinus erreicht hatte und es dauerte beinahe noch länger, bis Licinus zurück war. Es war nicht einfach gegen einen vollständigen Heerzug anzureiten, der in die andere Richtung drängte. Und ins Unterholz der germanischen Wälder auszuweichen war auch keine Option gewesen. Also hatte Vala warten müssen, eine ganze Weile warten müssen, während Licnius sein Pferd ungeduldigst vorangetrieben hatte. Was bei allen Erinnyen machte der Chef denn jetzt auf einmal hier und wo kam er überhaupt her? Sollte der nicht irgendo im Süden unterwegs gewesen sein? Licinus war gespannt darauf, was das zu bedeuten hatte.


    Irgendwann (es war wirklich schon spät am Nachmittag) kam er wieder in dem an, was von dem Dorf noch übrig geblieben war. Und sah dort Vala und Seneca miteinander sprechen. Immerhin, er war nicht allein geladen worden, das war doch etwas. Seinen beiden Begleitern bedeutete er, sich Senecas Männern anzuschließen, dann ritt er auf die beiden anderen Offiziere zu, grüßte in angemessenem Abstand und schloss auf. "Melde mich wie befohlen!" schnarrte er und ließ sich mit keinem Muskelzucken anmerken, was er von selbigem Befiel hielt.

    Das hatte man nun davon, wenn man Befehle nicht schriftlich machte. "Dein Bote" stellte Licinus nüchtern fest "War ein Idiot. Der Befehl lautete Auflärung, nicht Beseitigung." Der Schaden war entstanden, das konnte man nicht mehr ändern.


    Bevor Licinus weiter antworten konnte kam der cornicularius zurück und brachte tatsächlich ein paar Äste verschiedener Dicke mit sich, alle jedoch gerade. Er legte sie -- ebenso wie ein Essmesser, dass er zum Schnitzen irgendwo aufgetan hatte -- vor der Germanin ab, sprach aber nicht, um seinen Vorgesetzten nicht zu stören. Licinus seinerseits nickte ihr zu, um sie zu ermutigen ihre Nachrichten aufzuschreiben -- konnte man das so sagen?
    "Das fast die Lage recht gut zusammen. Bist du nun ein Held, der seine Einheit gerettet hat, oder ein fahrlässiger Verbrecher, der zugelassen hat, dass sie vernichtet wurde?"
    Licinus griff führte nun die Hand nach oben, in ihr befand sich eine bronzene Torques.
    "Du weißt sicher, was das hier ist. Nach allem, was ich heute und in den letzten Tagen gehört habe, werde ich vorschlagen, dich damit für dein Verhalten bei der Deckung des Rückzugs deiner Männer auszuzeichnen. Das war glänzende Arbeit, Soldat." Licinus Stimme während der letzten Sätze war warm gewesen, fast stolz oder väterlich, für den kommenden Satz schlug sie in das komplette Gegenteil um und die Worte kamen aus seinem Mund wie eine Mischung aus Peitschenschlägen und dem Blitzen kalten Stahls.
    "Mach das noch mal und ich bringe dich um!"


    Worauf Licinus nicht weiter einging waren alle Kommentare zu Iduns Bestrafung. Das war notwendig gewesen, aber nichts wofür er jemanden auszeichnen würde. Im Gegenteil er wünschte sich wenig sehnlicher, als dass es seine Wirkung getan hätte und möglichst bald im Hitnergrundrauschen des städtischen Lebens unterging. Leider würde es kaum so kommen.

    "Danke!" antwortete Licinus militärisch knapp, aber durchaus nicht unfreundlich und überflog die Dokumente. Nicht anders als erwartet, hatte hier alles seine Richtigkeit. Währendessen hatte der treue Scribonius einige Becher mit Getränken gefüllt. Den Wein hatte er erst aus dem officium nebenan holen müssen. Hier gab es für gewöhnlich nur Posca oder Obstwein, saure Getränke ganz nach dem Geschmack des praefectus. Und dazu neuerdings dieses merkwürdige Gestrüpp, dass er Alte sich in die Getränke warf. Der Sekretär stellte die Becher ab und zog sich an den Rande des Raumes zurück. Licinus bedeutete seinem Gegenüber, dass er trinken möge, wenn ihm danach war.


    "Sehr schön, dann hat Rom also keine besonderen Pläne in der nächsten Zeit." Ein Umstand mit dem Licinus durchaus zufrieden war. "Unsere Situation hier ist im wesentlichen die gleiche wie seit Jahren. Wir belauern die Germanen, die Germanen belauern uns und jeder wartet darauf, dass der andere einen Fehler macht. Kürzlich gab es einen Grenzzwischenfall, von dem du vielleicht schon gehört hast. Ein Germanendorf hat einer Patrouille jenseits des Rhenus einen Hinterhalt gelegt, wir haben anschließend an dem Dorf ein Exempel statuiert. Seitdem ist es in der Stadt ein wenig unruhig geworden, aber wir gehen davon aus, dass sich das bald wieder legen wird. Soviel zur allgemeinen Situation. Möchtest du dazu schon jetzt konkreteres wissen? Wenn nicht würde mich interessieren, wo du deine Stärken im Legionsbetrieb siehst."
    Es war ja allgemein bekannt, dass es keine feste Dienstzuweisung zwischen den tribuni gab und die Legaten sie je nach Vermögen oder auch Unvermögen einsetzen konnten. Und Licinus würde wohl die Aufgabe zukommen hier eine Empfehlung an seinen Cheffe auszusprechen.

    Taktisch klug war es ja nicht gerade einem vorgesetzten Offizier mitzuteilen, dass seine Befehle missverständlich gewesen waren. "Missverständlich?!" fragte er unter gehobener Augenbraue. "Kannst du das bitte präzisieren."


    Von diesem anfänglichen Kommentar abgesehen ließ Licinus den Soldaten reden. Fragte nichts nach, er machte sich nur gelegentliche Notizen. Irgendwann sah er auf.
    "Und dann kam Luna, damals noch Idun, vorbei und hielt den Häuptling ab, dich zu töten. Ich verstehe."
    Er griff in eine Schublade und nahm einen Gegenstand, in die Hand, den er schon vor kurzem dort und zu genau diesem Anlass platziert hatte.
    "Nun centurio, ich stecke hier gewissermaßen in einem Dilemma. Kannst du dir im entferntesten vorstellen, was mein Problem ist?"

    Ein kurzer Salut wurde mit dem Offizier ausgetauscht, dann nahm er sich der Sache an.
    "Jawohl, tribunus, ich melde deine Ankunft dem praefectus. Wenn du kurz warten würdest?"
    fragte der cornicularius mit ausdruckslosem Gesicht, als er den Neuankömmling zu Gesicht bekam.
    Die Wache bekam nur ein knappes "Danke, du darfst wieder wegtreten!".


    Dann verschwand der cornicularius hinter der Tür, die das Vorzimmer von Licinus Büro trennte. Die Tür blieb offen und man konnte gedämpft einen Wortwechsel hören und dann Licinus: "Schick ihn rein und bring etwas zu trinken."


    "Du kannst eintreten, tribunus. Ich soll fragen, ob du etwas trinken möchtest?" erfüllte er seinen Auftrag.


    Als der Flavier sein officium betrat stutzte Licinus für einen Moment. Der cornicularius hatte zwar jung gesagt, aber der Mann, war noch jünger. Man konnte einen tribunus Laticlavius natürlich nicht einer solchen Musterung unterziehen wie die Berufssoldaten, aber ein erster Eindruck festigte sich in Licinus recht schnell: Weich. Würde nicht länger als ein Jahr hierbleiben vermutlich zumindest. Kein Berufssoldat jedenfalls.
    "Salve tribunus. Bitte ..." mit der Hand wieß er auf die kleine Sitzgelegenheit in der Raumecke. Er wartete bis sich alle gesetzt hatten, dann fragte er.
    "Erstmal die Formalien, wenn du einverstanden bist. Deine Marschbefehle? Und hast du sonstige Anweisungen mit auf den Weg bekommen?"

    Ich bin von morgen früh bis Pfingstmontag abend unterwegs.


    Ich werde heute abend noch etwas schreiben und evtl komme ich morgen in aller Frühe noch mal rein (sehr unwahrscheinlich) dafür werde ich Montag abend sicher so kaputt heimkommen, dass ich für Dienstag lieber nichts garantiere.


    Valete


    Licinus

    "Immer gern" antwortete Licinus. In Gedanken nahm er sich vor nicht zu oft nach dem Kraut zu fragen. Alpina verdiente mit den Kräutern ihren Lebensunterhalt und sie hatte grade eben noch ein Stück weit ihre Existenzängste offenbart. Dennoch glaubte Licinus, sie gut genug zu kennen um zu wissen, dass sie eine Bezahlung für das Büschel in seinen Händen als Beleidigung empfunden hätte. Das brachte ihn gewissermaßen in ein Dilemma. Er würde später darüber nachsinnen einen Weg zu finden, sie im Notfall diskret zu unterstützen. In seiner Truhe rotteten genug Sesterzen vor sich hin. "Und wenn du mal Lust hast ein wenig Lagerluft zu schnuppern komm gerne vorbei, die Wachen am Tor werden dir keine Probleme machen." Eine Gegeneinladung war nun etwas, was sie wirklich nicht als Beleidigung empfinden konnte, fand er.


    Esquilina hatte da weniger Probleme als Alpina und sie umarmte ihre große Freundin mit klebrigen Fingern -- das antike Kaubonbon war mit einem Haps in ihrem Mund verschwunden gewesen. Alpina würde am Abend ganz schön bürsten müssen um den Knoten aus ihren haaren zu entfernen.


    "Besser nicht!" lachte Licinus zurück und zwinkerte nun seinerseits. Stattdessen drückte er ihr den Oberarm knapp unter der Schulter und meinte nur "Es ist immer eine Freude dich zu besuchen Alpina. Auf bald würde ich sagen." er nickte noch mal mit einem freundlichen Lächeln in ihre Richtung während Esquilina winkte und freudig mit vollem Mund "'Schüss Alpi. Danke für die Wabe!" rief.