Beiträge von Marcus Iulius Licinus

    Bisher war Licinus davon ausgegangen, dass die Stämme untereinander in der gleichen Art kommunizierten, wie mit Ihnen. Natürlich in anderer Sprache und Schrift und so, aber im Prinzip gleich. Offensichtlich war dem nicht so, verblüffend und irgendwie auch beunruhigend. Du wirst naiv, alter Mann, schalt er sich selbst.
    "Interessant." kommentierte es Licinus zunächst mal. Es war offensichtlich, dass er nicht über genügend Fantasie verfügte um sich den Vorgang genau vorzustellen.
    Im Prinzip war der der Idee durchaus gewogen, da war nur ein Problem. Niemand hier konnte kontrollieren, was die Frau auf die Äste eingravieren würde. Es war ein ziemlich vertracktes Problem. Auf der einen Seite hatte sie es geschafft, das Dorf zur Aufgabe zu bewegen, hatte den centurio Tiberius behandelt und schien wenn nciht pro-römisch doch zumindest neutral eingestellt zu sein. Auf der anderen Seite stammten all diese Erkenntnisse aus der Zeit vor ihrer Bestrafung. Nachdenklich drehte Licinus den Stylus in seiner Hand. Er sprach in Gedanken versunken in den Raum hinein ohne jede Schärfe. "Scribonius! Besorg mir ein paar Äste. Das Protokoll mach ich selbst." der Schreiber seufzte innerlich, er hatte es befürchtet. Er räumte schnell sein Schreibzeug beisammen. Als er den Raum verlassen hatte, fragte Licinus "Wenn die Stämme die Nachricht bekommen, trauen sie ihr, auch wenn sie durch unsere Boten kommt?" er hatte noch nicht versprochen die Nachrichten auch auszuliefern, aber er wollte mehr wissen, bevor er entschied.

    Tatsächlich war es Licinus eigene sarkastische Ader, die da durch gebrochen war und kein Unterstellen von Dummheit, aber wie so vieles, ließ er sich auch das so wenig wie möglich anmerken. Bis Luna ihn nun wirklich auf dem falschen Fuß erwischte. "Äste?!" fragte er erkennbar verwirrt nach. Wachstafeln, Papyrus, Pergament, zur Not getrocknete Rinde. Wie man darauf schrieb verstand er, aber auf Äste.
    Glückwunsch, junge Frau, nicht vielen gelingt es noch, mich so zu überraschen.
    "Wie das?" fragte er und bekam nur langsam seine Verwirrung unter Kontrolle.
    Auch der Schreiber in der Ecke hatte von seine arbeiten eingestellt und sah die Sklavin erwartungsvoll an. Davon abgesehen gab es im gesamten Lager keinen einzigen Baum. Und er ahnte schon, wer sich darum kümmern dürfen würde.

    Hatte sie das gewollt, Esquilina dachte, dass Ursi ihr nur eine Blume zeigen wollte, aber vielleicht hatte sie die Biene sogar gesehen.


    "Bienen machen nur Honig, wenn man sie in Ruhe lässt." erklärte Esquilina dem weinenden Kleinkind ganz die alte Weisheit, als ob damit alles geklärt sei. Licinus schmunzelte in sich hinein und lächelte noch, als er nachsichtig sprach: "Weißt du, meine Kleine, nicht alles im Leben dreht sich im Honig." Große Augen blickten ihn an. Esquilina war sich da nicht so sicher, am Ende drehte sich doch alles irgendwie um Honig. während sie kurz darüber nachdachte, merkte sie nicht, wie Licinus sich zu ihr herabbeugte und sie hochob.
    Die kleine wird langsam zu schwer für sowas, dachte er dabei bei sich und meinte laute: "So, junge Dame, ich denke, wir lassen Alpina mit ihrer kleinen Patientin mal allein. Es gibt hier nämlich noch jemanden, der Schularbeiten machen muss." Bei der letzten Aussage war nicht ganz klar, ob er sich Alpina gegenüber erklärte oder aber Esquilina an eine Tatsache erinnerte. Dann wandte er sich ganz bestimmt an Alpina. "Ich danke für deine Gastfreundschaft, ich freue mich immer dich zu besuchen." "ich auch!" "Nur eine Bitte noch: Du hast nich zufällig noch etwas von diesem Kraut, wie hieß es noch, dass du mir überlassen würdest?"

    "Cohors prima! Captivi ad castra custodiae abducite!"


    "Legio! Abite!" brüllte Licinus als der Richter gegangen und was Volk in Auflösung begriffen war. Die erste Cohors würde die Gefangenen in das provisorische Lager vor der Stadt führen, wo sie unter Bewachung standen. Der Rest der legio würde ins Lager zurückkehren. Ausgang für die legio gab es an jenem Nachmittag keinen um Zusammenstöße zwischen den Soldaten und der germanisch-stämmigen Bevölkerung zu verhindern.
    Ein Stabsmusiker übersetzte seine Worte in Tonsignale und Licinus sah den abrückenden Truppen nach. "Wie war das jetzt mit dem Wein? Bei mir is näher." wandte er sich an Seneca.

    Wieder eine der vielen kleinen Eigenarten, die Licinus noch immer unbekannt an den Sitten der germansichen urbevölkerung war. Aber wie Luna richtig vermutete war es auch für einen sturschädeligen Römer nachvollziehbar, warum dies so gehandhabt wurde.


    Schweigend nickte Licinus zu den Erläuterungen und forderte dann und wann mit einem Brummen und einer Handbewegung dazu auf fortzufahren. Ab an und kratzte der Stylus durch das Wachs hindurch und kleine Zeichen drückten sich in das Wachs. Kaum lesbar für andere, aber für Licinus gaben die Kürzel Sinn.


    "Danke!" meinte er schlicht, als sie geendet hatte und bevor sie ihre Bitte aussprechen konnte. Über diese musste er einen Moment nachsinnen. "Wie möchtest du den Stämmen die Nachricht zukommen lassen?" wollte er zunächst einmal wissen und "Du verstehst sicherlich, dass ich dich nicht selbst gehen lassen kann."


    ~~~


    Nachdem er mit Idun die Möglichkeit einer Nachricht an das Thing besprochen hatte wandte er sich unvermittelt an Tiberius Verus. "centurio" sprach er "nachdem ich jetzt einen Eindruck gewonnen habe, was nach dem Überfall auf deine Patrouille geschehen ist. Was ist davor geschehen? Wie kam es zu dem Überfall auf euch? Wie lief der Kampf in dem Dorf ab? So genau wie möglich bitte. Und natürlich auch alles, an was du dich von deiner Rettung erinnerst."

    Licinus stutzte für einen Moment erstaunt über diese Impertinenz, mit der er nicht gerechnet hatte. Erst dann wurde ihm klar, dass Idun/Luna hier mitnichten impertinent war sondern vielmehr schicksalsergeben. Er nickte müde. "Richtig."


    "Du stammst nicht aus seiner Sippe? Woher stammst du und warum hast du dich in jener Gegend aufgehalten?" war seine erste Nachfrage, eine zweite folgte kurz vor Schluss. "Kannst du erklären, warum der Häuptling nun auf dich hörte, zuvor aber nicht?" Die Antwort war vermutlich tatsächlich so einfach wie er vermutete, er wollte aber hören, was die junge Sklavin dazu sagte.


    "Natürlich nicht!" bestätigte Licinus, gerade so viel Emotionen waren hinter einer Maske aus Narben und scharfen Falten zu erkennen, dass man bemerken konnte, dass er davon vollkommen überzeugt war. Und dennoch hatten sie sie dafür bestraft, hatte er den Befehl gegeben, dass sie zu foltern war. Es war notwendig gewesen um die Disziplin aufrecht zu erhalten. Die Pflicht kam vor dem Mitleid, gerade für Offiziere, sonst ging die legio den Bach herunter.

    Licinus hatte keine Ahnung, was er weiter sagen sollte und so beließ er es dabei Alpina weiter festzuhalten. Für einen kurzen Moment herrschte Stille und er versuchte irgendwie nur Alpina Kraft zu geben -- bis ein quäkender Schrei aus Richtung der beiden Kinder erklang und beide Erwachsene aufsprangen und zu ihnen liefen.


    Es war Ursicina die heulte und sich die Hand hielt, währen Esquilina sichtlich überfordert daneben stand und stammelnd erklärte: "Eine Biene. Ursi wollte mir eine Blume ... und sie hat mit ihrer Hand die Biene."


    Sim-Off:

    Ich hoffe, der kleine Eingriff in deine Figur und deinen NPC ist okay

    "Centurio Tiberius!" Licinus nickte in seine Richtung und forderte ihn auf "Steh bequem und setz dich! Du dich auch Idun" Die Namensänderung auf dem Forum hatte Licinus tatsächlich noch nicht parat. Sein wirklich gutes Namensgedächtnis hatte einen Nachteil: Namensänderungen verarbeitete er nicht gut. Und somit war die junge Frau für ihn immer noch Idun, die versklavte Seherin.
    "Wir sprachen gerade darüber was geschah, zwischen dem Angriff auf deine Patrouille und dem Treffen auf euch beide." Licinus nahm seine Befragung ohne große Verzögerung wieder auf.
    "Wie meintest du das: Er schlug deine Warnungen in den Wind? Wusstest du, dass ein Angriff auf die Patrouille geplant war, oder sprichst du von dem Angriff auf das praesidio?"

    Es dauerte nicht lange und ein Soldat aus der Schreibstube klopfte an seine Tür und brachte die Sklavin ins sein officium.
    "Ah, sehr gut, danke! Wegtreten!" und schon war der Soldat wieder entlassen und Licinus setzte wieß mit der blanken Handfläche auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch. Er ersparte sich alle beleidigenden Pklatitüden wie: Danke, dass du kommen konntest und begann gleich sachlich aber nicht unfreundlich. "Setz dich bitte. Du hast also den verwundeten centurio aus dem Germanendorf geholt, sit das richtig? Erzähle mir, was sich von da an bis zum Eintreffen der equites bei euch zugetragen hat."


    Hinter Luna huschte gerade der Sekretär in den Raum und nahm an einem kleinen Schreibpult Aufstellung um jedes gesprochene Wort festzuhalten

    "Nie wieder!" bekärftige Licinus entschlossen und drückte nochmal ihre Hand. Fester als zuvor. Dabei sah er ihr fest in die Augen. "Du wirst ihn besiegen und er wird sterben." Er legte so viel Gewissheit in seine Stimme wie er konnte. Und er verfügte über ein beträchtliches Maß an Gewissheit, wenn er es darauf anlegte.


    "Ich werde bei dem Prozess da sein," eröffnete er ihr "und ich sorge dafür, dass die zuverlässigsten Soldaten die Wache übernehmen. Er wird dir dort nicht das geringste tun können."

    Wenn er das probiert, dachte sich Licinus, wird Vala ihm das Maul stopfen lassen. Und zwar wortwörtlich, davon war Licinus überzeugt, aber er kam nicht dazu es auch auszusprechen, denn Alpina sprach weiter, oder besser gesagt sie schluchzte.


    Die tränenden Augen der jungen Frau waren herzzerreißend für den Veteranen. Vorsichtig nahm er ihre Hand in seine und drückte sie um irgendwie ein Gefühl der Zuversicht zu übermitteln. Vielleicht auch ihr etwas zu bieten woran sie sich festhalten konnte. Er wusste es selbst nicht so genau. "Ich glaube dir, Alpina. Natürlich glaube ich dir!" Seine tiefe brummige Stimme klang ungewöhnlich sanft, so ganz anders, als wenn er auf dem Exerzierplatz stand und den Lärm mehrer hundert Männer überschreien musste. "Du warst ihm eine treue Frau, deiner Tochter eine gute Mutter. Du bist eine starke und mutige Frau, Alpina. Eine der besten Frauen, die ich kenne." Das war ehrlich hatte aber einen kleinen Schönheitsfehler: So viele Frauen kannte er nicht und davon sich mit ihnen auszukennen war er meilenweit entfernt.


    "Lass nicht zu, dass dieser Verbrecher dich kaputt macht. Du machst deine Aussage und dann wird dem Richter nichts anderes übrig bleiben als ihn hinrichten zu lassen. Und niemand wird daran zweifeln, dass du eine ehrenhafte Frau bist."
    Lügner, hörte er eine Stimme, oder zumindest Heuchler. Das Versprechen kannst du nicht geben, du kannst es nicht halten. Er ignorierte die Stimme. Hier ging es darum Alpina Mut zuzusprechen, nicht darum unbedingt die Wahrheit zu sagen.

    "Diese Gesundschreibung hier" fragte Licinus seinen Adjutanten noch im Türrahmen, als er aus seinem officium in den Vorraum kam. "centurio Tiberius Verus. Die kam etwas schnell, oder? Wir müssen noch einen neuen posten für ihn finden. Die Dienstrollen der vexillationes, mach mir eine Liste, welche centurionen im nächsten Schwung pensioniert wird und such mir alle raus, die wir zu Beförderung vorgesehen haben." Erklärte Licinus und war mittlerweile am Schreibtisch des cornicularius angekommen und stützte sich darauf. "Weißt du Scribonius, wie einfach das noch in Italia war. Eine legio und nur ab und an die städtischen, die Leute anforderten. Hier: Die legio, die Hilfstruppen, die Offiziere haben, die wir als Beförderung übernehmen sollen, wir, die wir Leute zu den Hilfstruppen stecken wollen um sie wirklich zu befördern. Und dabei immer darauf achten, dass eine Einheit nicht zu viele einheimische Offiziere hat. Und bis wir den Segen aus Rom haben vergehen Ewigkeiten."
    Der Adjutant schaute seinen Chef erwartungsvoll an. So lamentierend kannte man Licinus nicht wirklich. Dieser bemerkte den Blick und zuckte mit den Achseln.
    "Schick doch bitte jemanden diesen centurio herholen. Und seine Sklavin auch. Na diese Seherin. Sie ist doch wieder so weit ... wiederhergestellt, dass sie eine Aussage machen kann, oder? Wir müssen den Bericht abschließen. Achja, ich brauche dich für's Protokoll?" fügte er noch hinzu, um sich nicht anmerken zu lassen, dass die Bestrafung Iduns in ihm immer noch merkwüdig zwiespältige Gefühle auslöste.

    Nichts hätte Licinus davon abgehalten, diesen Prozess zu verpassen. Natürlich konnte es sein, dass er als Zeuge aufgerufen wurde, aber das war irgendwo Nebensache. Vor allem war er gekommen um Alpina zu zeigen, dass er es ernst gemeint hatte, als er ihr sagte, dass sie auf seine Hilfe zählen könne. Und natürlich wollte er nicht weniger als den Verbrecher sterben sehen. Licinus war ja kein blutrünstiger Mensch, aber in diesem Fall war das was anderes.


    Mit scharfem Blick beobachtete er den Gefangenen und auch seine Bewacher. Die Soldaten hatte er selbst handverlesen und ihnen intensiv eingebläut, dass der Verbrecher schnell war. Ausgesprochen schnell. Licinus erinnerte sich genau, wie er ihn angegriffen hatte und die Soldatne wussten genau, was ihnen blühte, wenn sie sich übertölpeln ließen. Dafür hatte er gesorgt. Nichts sollte die Ordnung des Prozesses stören, hatte er sich geschworen, das, so fand er, war er Alpina mindestens schuldig.

    Licinus Gesicht war eine Maske absoluter Unbewegtheit, während des Dramas, dass sich dort oben auf dem tribunal abspielte. Es war Recht und richtig, was dort geschah und Licinus war durchaus der Meinung, dass man den Barbaren zeigen musste, dass dir Römer die Herren waren. Mehr vielleicht noch musste man den Römern zeigen, dass die Barbaren ein weiteres Mal die unterlegenen waren. Dass sie keine Macht über sie besaßen, denn das Gerede über dne verhexten Offizier besaß eine ungeheure [sic!] Sprengkraft, der mit aller Entschlossenheit entgegengetreten werden musste. Nur warum hatte er dann das Gefühl, als würde seine gesamte Haut mit einer klebrigen Schicht bedeckt sein.


    Licinus zählte jeden der einundzwanzig Hiebe. Einundzwanzig Hiebe gegen eine Frau. Licinus wusste nicht, was er davon halten sollte. Dem Recht wurde genüge getan, aber dennoch hatte Licinus das Gefühl, dass hier etwas falsch lief. Hatte sie nicht dem centurio das Leben gerettet? Hatte sie ihnen nicht alles gesagt, was sie über das Dorf wusste -- wissen konnte? Und dennoch, sie war eine Angehörige des Dorfes und nicht irgendeine sondern die Priesterin, mithin eine der höchsten Personen nach dem Häuptling -- aus römischer Sicht -- und darum musste sie bestraft werden. Ihre Macht musste sichtbar gebrochen werden.


    Dennoch war Licinus übel, bei dem was er mit starrem Blick sah. Erst als alles vorbei war sprach er wenig leise Worte an Seneca der nebem ihm stand: "Wenn das hier vorbei ist, brauch ich ein Bad" stellte er fest.

    Das war einfacher als erwartet, ein weiteres Mal konnte Licinus nicht weniger sein als verwundert, wie gut der Soldat wiederhergestellt war. Verus schien seinen Gedanken folgen zu können und dennoch war da etwas, was sich Licinus entzog. Er spürte das ganz deutlich, es war jedoch völlig unfassbar, was es war.
    "Ich sehe, wir verstehen uns, Soldat" stellte er fest. Und setzte nach. "Ich verlasse mich auf dich."
    Einen Moment sahen sie sich gegenseitig an, dann beschloss Licinus die kurze Unterhaltung.
    "In Mogontiacum wirst du dem valetudinarium unterstellt, bis du wieder gesundgeschrieben bist. Anschließend melde dich bei mir." gab er noch einen letzten Befehl, bevor er meinte: "Du darfst dann wegtreten!"

    Licinus hätte gerne den Arm um Alpina gelegt, sie beruhigt, allein -- er konnte es nicht, es gehörte sich nicht und er wusste ja auch gar nicht, ob sie es gewollt hätte.


    "Wir werden ihn bestrafen," versicherte er stattdessen seiner Freundin. Dessen war er sich sicher, dass Gurox nicht ungestraft bleiben würde. Alpinas andere Sorgen waren da schwieriger zu addressieren. "Vor allem nicht aufgeben", sagte Licinus nach einer unendlich langen Phase des Schweigens. Ihr Götter, das klang sogar in seinen Ohren unendlich platt. "Ich ..." er schluckte leicht vor Unsicherheit "Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, Alpina." So gerne hätte er ihr versichert, dass ihre Kunden, ihre Patienten, vor allem ihre Patientinnen, ihr die Treue halten würden, weil sie so viel von ihren Heilkünsten hielt, wie er selbst. Allein das konnte er nicht, er wusste um die Macht des Tratsches, auch wenn er ihn verabscheute und so blieben die vielleicht tröstlichen Worte ungesagt. "Nur eines. Wenn ich dir jemals helfen kann, Alpina, zögere nicht mich zu fragen. Ich schulde dir mehr, als ich dir jemals zurückgeben kann." Auf die einfache Hilfe, dass er nicht ganz ohne Einfluss -- gerade in den canabae -- war, und es vielleicht einen Effekt hatte, wenn er öfter auf der Suche nach Hilfe für seine Tochter Alpina aufsuchte, kam er nicht.

    Licinus hatte an diesem Tag keine herausragende Rolle, sondern er koordinierte die Rollen der Soldaten in diesem Schauspiel. Denn nichts anderes war dieser Prozess natürlich. Das Urteil stand fest und die Frage war nur, ob man einige ausgewählte schonen würde um römische Gnade zu zeigen. Aber das war unwahrscheinlich und für das große Ganze vermutlich egal. Also nochmal unwahrscheinlicher.


    Licinus stand also irgendwo am Rand neben dem Tribunal auf dem der Richter -- vermutlich der legatus iuridicus -- platznehmen würde und dirigierte die Soldaten, die Gruppen von Gefangenen und Einzelpersonen an ihre Plätze brachte mit Gesten und Zurufen.


    ~~~


    Irgendwann waren alle Personen an ihrem Platz und als Ruhe eingekehrt war, bedeutete Licinus jenen Soldaten, die Idun eskortierten, sie nach vorn zu bringen. Gleichzeitig sollte der centurio Tiberius nach vorne kommen, also winkte er auch diesen heran.

    Beunruhigende Neuigkeiten hatten Licinus an jenem Tag erreicht. Ausgesprochen beunruhigende. Soldaten waren abgläubig, das war nichts neues, aber die Dimensionen überraschten Licinus immer wieder. Normalerweise tat er das einfach ab, aber diesmal war es anders. Zum Aberglaube kam Furcht und das war gefährlich. Licinus musste handeln. Er lenkte sein Pferd zu dem centurio Tiberius und sprach ihn an.


    "Centurio Tiberius?! Wir müssen reden!"


    Mit einem Blick und einer vagen Geste machte er klar, dass er meinte unter vier Augen. Er führte den geschwächten Mann ein wenig an die Seite. Sein Gesicht war wie eine Maske, beidseitig seiner Nasenflügel hatten sich scharfe Narben in sein Gesicht gegraben, ein harter Zug umgab seien Mundwirkel und in seinen Augen blitzte es.


    "Wir haben ein Problem Soldat. Deine Gefangene. Ich wollte keine Entscheidung ohne den legatus treffen, aber das geht nun nicht mehr.


    Die Soldaten tuscheln, du stündest unter ihrem Bann. Das ist natürlich Schwachsinn, aber trotzdem gefährlich. Und daher werden wir -- wirst DU beweisen müssen, dass das nicht so ist. Ich werde sicherstellen, dass sie dir als Sklavin überstellt wird, aber du musst derjenige sein, der sie zur Sklavin machen wird. Wenn es zum Prozess gegen das Dorf kommt, musst du deine Macht über sie demonstrieren. Ihr dein Zeichen einbrennen, damit jedem klar wird, dass du die Macht hast, nicht sie. Verstanden?" In langer Linie war natürlich auch dies ein Beweis, dass ROM die Macht hatte und keine hergelaufene germanische Seherin. Nur ... wie kam man überhaupt auf die Idee, dass das anders sein könnte. Wieder diese Mischung aus Aberglaube und Furcht, die Licinus nicht verstehen konnte. Alles was er verstand, war, dass es gefährlich war und er reagieren musste. Das mochte hart sein, aber es war nötig.


    Sim-Off:

    Ich weiß, wir hatten gesagt, dass du es vorschlägst, aber so rum macht es für Licinus irgendwie mehr sinn, hab ich mir büerlegt. Ich hoffe, es ist für dich auch so in Ordnung

    "Mmmh" brummte Licinus "möglich. Aber besser so, denk ich." Das Thema lag ihm nicht, an dem ganzen Einsatz gefiel ihm so viel nicht, am wenigsten, wie sinnlos er gewesen war. Was hatte die Germanen nur zu einem solchen Selbstmord bewogen, Licinus konnte es nicht verstehen.


    "Ohne die zehn von der Patrouille? Drei waren nach dem Angriff auf dem Weg tot, weitere zwei sind dauerhaft dienstunfähig verwundet. Bei vier weiteren ist es nicht klar. Dazu noch ein paar Leichtverwundete. " Bei dem letzten Arm versuchte Licinus den Arm in der Schlinge leicht anzuheben, aber ein stechender Schmerz hielt ihn davon ab.
    "Bei dir?"