Beiträge von Marcus Iulius Licinus

    Kein zuckender Muskel in Licnius Gesicht ließ einen Rückschluss darauf zu, ob er von den zackigen Bewegungsabläufen der tirones nun beeindruckt war oder nicht. Mann für Mann trat Licinus durch die Reihen, musterte jeden einzelnen und inspizierte alles auf's gründlichste. Jeder angehende Soldat wurde nach seinem Namen gefragt.


    Dann ging es los. Hier ein Knuff wegen falsch stehender Füße, dort ein Schlag gegen den Helm, wegen eines falsch gereckten Kopfes -- neugieriges zur Seite gucken war nicht, das kam bei jedem zweiten vor. Einige erwischte es härter:
    "Lack auf dem Gürtel?! Zehn Tage Gerste!" kommandierte er dem centurio "Rost! Ne segmentata braucht Arbeit Soldat! Nachtwache drei Tage!" irgenwann auch "Soldat, deine Schnürriemen sind offen! Erklärst du mir wie du so marschieren willst, verdammt?!" Der Soldat bekam einen deutlichen Schwinger gegen den Knöchel. "Gerste für eine Monat, halber Sold für die gleiche Zeit! Strafdienst!" Licinus sprach nicht laut, aber die geübte Stimme des langjährigen Offiziers trug dennoch weit.
    So kam er auch bei Babilus an.


    ~~~


    Als die Inspektion abgeschlossen war, trat Licinus vor die Reihen.
    "Soldaten! Eure Ausbildung neigt sich dem Ende zu. Schon in einigen Tagen wird eine Abschlussprüfung darüber entscheiden, ob euer tirocinium zu Ende ist oder ob ihr weitere drei Monate in Ausbildung bleiben werdet."
    Dann -- nach altbewährter Tradition -- auf Gerste gesetzt und mit weiteren Einschränkungen versehen. Aber das gehörte hier nicht hin.
    "Und nun übt in den kommenden Tagen umso intensiver, denn die Prüfung entscheidet nicht nur über euer weiteres, sie ist auch öffentlich. Wer von euch die legio blamiert wird sich darüber nicht freuen. Das verspreche ich euch! Wer seine Sache dagegen gut macht, soll auch belohnt werden. Ich wünsche euch das beste! Es lebe der Imperator!"

    "Ich denke, ich muss dich noch um etwas bitten, um mein Haupt zu verhüllen." Als Soldat trug Licinus ja keine Toga, die er sich über den Kopf ziehen konnte.


    Dann löste er die Verschnürung der calligae. Er erinnerte sich dunkel, dass die bei Opfern in den Tempeln üblich war und wusch sich rituell die Unterarme, den Rest des Körpers besprengte er mit was, was en Ansprüchen an die rituelle Reinigung seines Wissens genüge Tat. Dann sah er den Aedituus einen Moment an, ob es noch etwas zu sagen gab.


    Als alles geklärt war, trat er in das innere des Tempels.

    Die Situation war so absurd, dass dem optio prompt der alte Spruch einfiel, dass alle Wege nach Rom führten. Die Aussage war in jedem Fall ziemlich nutzlos, weshalb der optio sich nun mit hochgezoger Augenbraue an die Veteranen wandte.
    "Also?"


    "Marcus Antoninus Rufus und Gaius Servius Lucullus, ehemals zweite cohors erste centuria! Der Soldat ist heute morgen hier noch betrunken aufgetaucht, hat weiter gesoffen, Ärger gemacht und die Einheit beleidigt. Wir haben ihn gestoppt," legte der redseligere der beiden Ex-Soldaten ihre Sicht der Situation dar. Der andere nickte nur.


    "Ah ja. Name? Einheit? Genehmigung über Nacht das Lager zu verlassen?" bellte der optio nun wieder den Octavier an.

    An diesem Morgen war der centurio tatsächlich etwas später als gewöhnlich gewesen. Es hatte nämlich eine frühmorgendliche Besprechung des vollständigen centurionats mit dem Lagerpräfekten gegeben, in dem es um den Abschluss der Ausbildungszüge diesen Jahres gegangen war. Diese sollte nach Meinung des obersten Soldaten schon in den nächsten Tagen stattfinden. Und zwar in größerer Form mit Öffentlichkeit und Gästen. Und damit man sich nicht blamierte, hatte eben jener oberste Soldat beschlossen, alle Ausbildungszüge persönlich zu inspizieren.


    So kam es, dass eine Gruppe Soldaten, an Mänteln und einem Helmbusch als Stabsabteilung zu erkennen auf den Platz traten. Der centurio der Ausbildungseinheit löste sich von ihnen und ging im Schnellschritt auf seine Gruppe zu:
    "Milites Convenite! State! Acies dirigite! Ad adventio praefecti oculos ad dextram!" ~ Aufstellen! Stillgestanden! Richt euch! Zum Empfang des Präfekten die Augen rechts!


    Nach den letzten Worten setze sich der kleine Pulk mit einem knappen "Tssst!" des praefectus in Bewegung, dass ihm reichte um seine Adjutanten und Schreiber zu dirigieren.

    Nachdem der Ianitor Licinus eingelassen hatte trat Licinus durch das Atrium und klopfte nun gegen die Tür des Iunischen Officiums. Etwas sanfter als gegen die Haustür, da die Tür vor ihm einen nicht unbedingt sicheren Eindruck auf ihn machte.


    Er wartete einen kurzem Moment auf die Aufforderung einzutreten und tat dann genau ein solches. Scherzhaft formell meldete er:
    "Ave praefectus, praefecuts castrorum Iulius Licinus zurück von der Grenzpatrouille." Dann löste sich die Spannung in seinem Körper und er ging freudig auf den Freund zu: "Freut mich wieder mal hier in deinem Haus zu sein, Seneca. Allen geht es gut, hoffe ich?" Der Tonfall zeigte deutlich, dass die Frage mehr war als eine Floskel.

    "Nein, nein, er war als tribunus da. Ich war da schon Präfekt," Licinus musste unwillkürlich zurückdenken. "Hat sich ganz sauber angestellt da unten und als er mcih bat ihn zu begleiten. Nun, Mantua, die Situation in Mantua ist nicht unbedingt abwechslungsreich. Die prima zu verlassen fiel mir schwerer, aber wohin mich der Kaiser befiehlt, dorthin gehe ich."
    Das auch in der prima die Situation nicht einfach war, mit dem ständigen Mangel an Kommandanten, geschenkt.

    Dann ging es schnell. War der besoffene Schwachkopf dem einen der beiden Veteranen in die Arme gefolgen waren, so stieß der Veteran ihn mit Schwung wieder von sich und sein Kamerad gab dem Soldaten noch einen Schwinger mit, der ihn quer über den Tisch beförderte, an dem er eben noch gezecht hatte.


    Die Veteranen mochten langsamer sein, als sie es zu ihrer aktiven zeit gewesen waren. Aber sie waren zu zweit -- und nüchtern. Einen Augenblick später standen sie zu beiden Seiten des Tisches, griffen nach den Armen des Soldaten um ihn festzudrücken und drohten: "Kommst du freiwillig mit raus?"


    Im gleichen Moment wurde die Tür aufgerissen und eine Stimme donnerte:
    "Im Namen Roms! Was geht hier geht hier eigentlich vor?!"

    Sim-Off:

    Falls ich die Zeit nicht richtig habe, sag mir Bescheid, aber wir dürften jetzt sowas wie ein zwei Uhr morgens haben, höchstens drei? Am Tor war es ja kurz vor 24:00 da ihr gerade noch vor Ende der Ausgangssperre da ward. Richtig?


    Edit: Ich lag falsch und habe die Zeit und die Hintergründe angepasst. Defacto macht das keinen Unterschied


    Der Krach, der aus der Taverne war nun nicht unbedingt ganz ungewöhnlich, in den besten Tavernen kam es hin und wieder zu einer Schlägerei. Den Unterschied lag an diesem Morgen in den Hörern. Eine Patrouille der legio auf der Suche nach Soldaten, die ohne Erlaubnis die Nacht außerhalb des Lagers verbracht hatten. So erwischte man natürlich keinen einzigen jener Männer, die die Nacht mit ihrem Liebchen verbracht hatten, aber jene Krawallmacher, die nun ihren Rausch in irgendeiner Ecke ausschliefen, die konnte man einsammeln und dann zurechtstutzen.


    Das Krachen war für den Morgen jedoch ungewöhnlich. Zumindest Soldaten prügelten sich so früh normalerweise nicht. Aber die Soldaten (das hieß: der optio) fühlte sich für die Ordnung im Imperium und damit auch für die Stadt verantwortlich und auf einen Wink fiel die Patrouille in den Laufschritt.


    ~~~


    In der taberna hatten sich zusätzlich zu den Knechten des Wirtes auch zwei narbengezeichnete Männer erhoben. Veteranen eben jener geschmähten legio, die diese Kränkung ganz persönlich nahmen und sich drohend vor dem stockbesoffenen Soldaten aufbauten. "Was soll das heißen?! Willst du die Eber beleidigen?"

    Hätte Licinus gewusst, dass die Hebamme nicht beabsichtige ihm eine Rechnung zu schicken, er hätte wohl ein paar deutliche Worte schlucken müssen. So aber konnte er Susina Alpinas Freundlichkeit genißen, respektive sich von der Umarmung etwas aus dem Konzept bringen lassen. Zwar waren die Zeiten in denen die pure Anwesenheit einer Frau stets die Gefahr barg ihn vollständig aus dem Konzept zu bringen lange vorbei, aber Umarmungen gehörten nun nicht zu seinen täglichen Umgangsformen -- von Esquilina mal abgesehen und die war ein Kind. Wer sie also beobachtete erkannte, dass Licinus nicht wusste, wohin mit seinen Armen und die Schattierung des Rot in seinem Gesicht für einige Augenblicke zwischen der Freude um Esquilina und der Verwirrtheit ob der Umarmung hin- und herflackerte.


    "Das kann gerne noch ein paar Jahre warten", murmelte er ganz der Vater der die einzige Tochter nicht hergeben mochte, aber immerhin machte dies es ihm möglich sich wieder zu fangen und er erklärte wieder ganz freimütig. "Aber wenn es so weit bist, wirst du selbstverständlich eingeladen werden. Das verspreche ich dir."


    Esquilina hörte die Worte über ihre künftige Hochzeit zwar, aber damit was anfangen konnte sie noch nicht so recht. Bei ihr heirateten wenn überhaupt nur Puppen. Bei den Soldaten waren Hochzeitsfeiern ja nun wirklich selten. Das Kompliment hörte sie dagegen ganz genau und freute sich sehr. "Danke, ich komme ganz bestimmt!" versprach sie feierlich und dachte erst einen Moment später daran nachzufragen: "Darf ich, Marcus, bitte?" Licinus nickte. Natürlich hätte er es nicht verboten, und das obwohl Esquilina sogar auf Schmollmund und Kulleraugen verzichtete. Dafür war sie noch nicht wiederhergestellt genug.
    "Und mit dir!" wünschte Esquilina zurück und Licinus ergänzte "Das sollen sie sein. Und wenn es jemals etwas gibt, wobei ich dir von Hilfe sein kann, Susina Alpina, so sag es mir. Ich schulde dir etwas und nicht grade wenig. Vale benissime!"
    Sein rechter Arm zuckte kurz, als er reflexhaft salutieren wollte, aber das ging mit Kind auf dem Arm nicht. Stattdessen griff Esquilina nach Alpinas Oberarm und drückte ihn kurz, dann verließen die beiden Iulier die Susinerin und kehrten in die castra zurück.

    "Ich habe keine Ahnung, wie es in Rom ist, aber in Mantua erkennt man sie daran, dass man sich hinter dne Matronen anstellen muss," und gnaden die Götter dem Mann, der sich vor die Frauen schieben wollte. "In Rom war ich bisher nur ... dienstlich" ein schöner Euphemismus dafür, die Stadt zu belagern und zu besetzen.


    "Gut, ja das nehmen wir." entschloss Licinus nachdem er einige Krümel andächtig konzentriert erkaut hatte. Es schmeckte anders als das Legionärsbrot aber auch nicht wie das feinere, dass es in der casa Iulia ab.


    So wurden auch die letzten Einkäufe getätigt und Licinus meinte: "Täusche ich mich, oder haben wir nun alles?" Dann konnten sie ja zum Tempel zurückkehren. Licinus musste feststellen, dass Einkaufen in kleinem Maßstab mindestens so anstrengend war wie für eine ganze legio.

    Auch diese Übung wurde wie üblich das ein oder andere Mal wiederholt. Nach und nach gelang es so, dass der centurio keinen gefühlten Nervenzusammenbruch mehr bekam. Nach einiger Zeit war es dann so weit, dass die Sonne utnerging und die Hauptquartiersbläser das Ende des Übungstages signalisierten. Also kommandierte der centurio einen halt und ließ antreten.


    "Das war's für heute! Zum Abschied jeder noch eine Runde um den Platz zum locker werden. Morgen Kleiderinspektion, ihr wisst, was das heißt."


    Wussten sie natürlich nicht, aber auch der centurio wusste noch nichts darüber, was diese Inspektion bedeuten würde.


    Sim-Off:

    Du kannst die Kleiderpflege in eurem Quartier so lange aussimmen, wie du es für richtig hältst, und dann wieder hier posten. Is auch ne Gelegenheit für dich und Frugi ein bisschen Lagerleben zu simmen, wenn ihr wollt

    Der optio der Wache an diesem Tor und in dieser Nacht gehörte nicht wirklich zu jenen, die sich Hoffnung zu machen brauchten je die Weihen des centurionats zu empfangen. Er tat es allerdings trotzdem, auch wenn es ihm vielleicht zu denken geben sollte, dass er schon wieder diese unbeliebte Nachtschicht gezogen hatte.


    Entsprechend waren seine Prioritäten auch, die zurückkommende Wachmannschaft -- sämtlich tirones -- auszulachen:
    "Ihr Volltrottel kennt nicht mal den Unterschied zwischen einer Fahnenflucht und einer überzogenen Ausgangssperre. Und kommt dann noch mit leeren Händen von eurer grandiosen Suchaktion zurück. Wirklich zum todlachen. Aber das kapiert ihr noch, wenn ihr euch das erste Mal volllaufen lasst, weil so ne Barbarenschlampe euer kostbares Herz gebrochen hat, und ihr dann im Bau sitzt." er grinßte sie an.


    Er lachte noch einen Moment, dann meinte er gönnerhaft:
    "Na auf, macht nen Eintrag ins Wachbuch ubnd haut ab, Wachwechsel ist schon rum, ihr seid fertig für morgen. Müsst ja morgen wieder fit sein für den bösen Onkel auf dem Campus."
    Hach, war er nicht ein herausragender Offizier, streng aber von seinen Untergebenen geachtet, ja sogar väterlich verehrt. Und immer ein offenes Ohr und auf das Wohlsein der rangniederen bedacht. Ja, daran konnte sich sogar so mancher centurio ein beispiel nehmen, eigentlich sogar der Präfekt, ach was, der legat.

    Der Offizier musste seine ganze Disziplin aufbringen, um nicht lauthals zu lachen. Ja der Iulier hatte ihn dorthin gebracht. In mehr als einer Weise.
    Stattdessen bellte er:
    "Zwei Tage?! Wegen eines kleinen Klaps auf den Kopf, die Quacksalber haben sie doch nicht alle!"
    Aber die Entschiedungen der medici wurden stets vom obersten Wundarzt gestützt, und der stand im Rand gleich den primi ordines war und direkt dem praefectus verantwortlich. Und der hatte was gegen hospitalisierte Soldaten, das war bekannt.
    "Nun, Soldat", meinte der centurio ätzend "du hast in jeder Linie versagt nicht. Wäre dein Kamerad ein Feind gewesen, hättest du ihn nicht umgebracht, so aber hast du einen Kameraden kampfunfähig gemacht. Keine gute Quote. Also ist es nur fair, wenn du seine Übungen mitmachst. Für die nächsten zwei Tage läufst du die doppelten Runden, machst die doppelten Kniebeugen und die doppelte Liegestütze. Findest du nicht auch?"


    "Alles herhören! Schilde aufnehmen! In zwei Reihen einander gegenüber aufstellen! Eine Armlänge abstand halten." der centurio gab den Soldaten die Gelgenheit sich aufzustellen.
    "Ihr kriegt jetzt einen Eindruck von der Königsdisziplin der legio. Dem Formationskampf. Damit und nicht mit albernen Geplänkel Mann gegen Mann gewinnen wir Kriege. Also los, versucht eure Stiche mal so aufzuführen."Auf mein Kommando: Stich rechts! Stich unten! Stich oben! Rechts! Unten! Unten! Oben!
    Schnell würden die tirones merken, dass der Schild des Nebenmannes nicht nur einen zusätzlichen Schuzt bot, sondern bei Stichen von rechts behinderte, während jene von unten erzwangen sich recht weit zu entblößen. Die Stiche von oben auf das Gesicht des Gegners ließen sich dagegen recht gut ausführen und durch die Bedrohung seiner Augen wurde der Gegner zusätzlich gezwungen jene zu schließen, was einen weiteren Vorteil gewährte. Alss das hätte der centurio erklären können, er verließ sich jedoch darauf, dass die Soldaten es selbst herausfanden. Zur Not durch den eigenen Schmerz.

    Esquilina biss sich kurz auf die Zungenspitze. Natürlich hatten die Götter sie gesund gemacht, schon klar, aber den Göttern dankbar zu sein war schwer für sie. Nicht wegen ihres bisherigen Lebens, das an Schicksalsschlägen reich war. Nein das Problem war elementarer. Die Götter waren fern und mächtig, da war es schwer Dankbarkeit wirklich zu zeigen und so zeigte sie lieber Alpina und natürlich Licinus.


    Irgendwann kam dann der puls und Licinus sah seiner Ziehtochter beim Essen zu. Sie war schwach, aber strahlte eindeutig Leben und nciht mehr Krankheit aus. Nach dem Essen wurde sie schläfrig und Licinus vereinbarte mit Alpina, sie noch über den Tag hier zu lassen. Er würde sie am Abend abholen und zurück in sein eigenes Haus bringen.


    ~~~


    Als er dann am Abend in das Haus kam, wartete Esquilina schon angezogen und dick eingepackt in den kleinen Cubiculum, Licinus umarmte sie herzhaft und steckte ihr zwei Kirschen in den Mund, die er irgendwo aufgetrieben hatte. Dann gab es eines noch zu klären.
    "Susina Alpina, ich danke dir. Ohne dich wäre mein kleiner Augenstern jetzt nicht mehr unter uns. Schickst du mir die Rechnung bitte in die castra. Und Susina, keine falsche Bescheidenheit, was die Rechnung angeht," für einen Moment sah Licinus die junge Frau sehr streng an, da er befürchtete, dass sie zu jenen Menschen gehörte, die für ihre Dienste weit weniger verlangten, als sie verdienten. Er wollte noch hinzufügen, dass jede Summe geringer war, als Esquilinas Leben wert, aber er unterbrach sich vorher.

    Mit einer Handbewegung hieß der centurio den tiro warten. Ein eiskalter Blick ließ die tirones vor ihm gefrieren.
    "Wenn ich also noch ein Mal so ein verantwortungsloses Rumgefuchtel mit dem gladius sehe, dann befördere ich euch mit einem Arschtritt raus aus der castra, ich hoffe ihr habt mich verstanden!"


    Dann drehte er sich um zu dem Iulier und drehte ließ die beiden tirones wie begossene Pudel stehen.
    "Also Iulius Babilus, wie lautet dein Bericht? Spuck's aus!"

    "Leichte Gehirnerschütterung. Zwei Tage vom Dienst befreit. Morgen Abend wieder hier vorstellig werden", lautete das nüchterne Urteil. Dann blickte er Babilus strict in die Augen. "Und du tiro, hast das Vergnügen das ganze deinem centurio zu erklären. Mein Beileid. Aber vor deiner Beerdigung bringst du deinen Kameraden noch ins Quartier. Ihr dürft dann wegtreten."


    Mit diesen Worten wischte er sich die Hände an einem bereitliegenden Tuch ab und verschwand in das nächte Behandlungszimmer.

    "Danke dir. Hörst du, gleich bekommst du was zu essen", gab er die Information weiter. Esquilina hatte zwar eigene Ohren, aber was sollte es.


    Esquilina legte das Köpfchen schief, wie sie es immer tat, wenn sie scharf nachdachte. Und das war anstrengender als sonst, das merkte sie. Das Kind versuchte sich zu konzentrieren.
    "Du warst immer hier. Hab mit dir geredet. Du warst blond" stellte sie ein zweites Mal fest, offensichtlich spielte ihr die Erinnerung hier einen Streich. Während sie redete griff sie mit der Hand nach der streichelnden an ihrem Arm. Treuseelig blickte sie der Hebamme von unten in die Augen. "Egal. Du hast mich gesund gemacht."
    Ohne es das es explizit ausgesprochen wurde war dies eine Bestätigung, dass Esquilina mit einem großen Herzen gesegnet, auch Alpina als Freundin sehen wollte.

    "Nicht du bist es die zu danken hat", steltle Licinus noch einmal mit einem erleichterten Lächeln fest.
    Als er die Geräuchte hörte drehte Licnius sich langsam zu dem Bett, als ob eine heftige Bewegung dem Kind schaden könnte, oder besser noch, als ob sie eine Blase zum platzen bringen würde.


    Zögerlich klapperten die schlaftrunkenen Augenlider und die eingefallenen Wangen streckten sich zu einem erneuten Gähnen.
    "Esquilina? Hörst du mich?" fragte -- das hieß hauchte Licinus seine Frage.
    Das Mädchen öffnete die Augen und für einen Moment gab es nur das Kind, den Ziehvater und den Blick den sie tauschten. Sogar Alpina, die direkt neben ihnen war, hatte Licinus vergessen. Bis Esquilina ihn wieder ins hier udn jetzt zurückholte waren nur zwei vielleicht drei Sekunden vergangen, doch Licnius kam es wie Minuten vor. Dann formten ihre Lippen leise aber verständlich die folgenden Worte, während beinahe sowas wie ein schwaches freudiges Lächeln in ihren Mundwinkeln erschien.
    "Marcus... schön..." sie machte eine Pause in der Licinus an das Bett trat und den Kopf des Mädchens an seine Schulter drückte. Ein paar dicke Freudentränen nässten das dunkle Haar. Dann spürte er ein sanfters Ziehen an dem Ärmel seiner tunica "Marcus, ich hab Hunger!"
    "Natürlich!" er wandte sich an Alpina um Anweisungen. "Was darf ich ihr geben, Susina Alpina?"
    "Pina!" wiederholte auch das Kind, zu dem der Name durchgedrungen war. Ein wenig verwirrt sah sie drein. "Nicht blond?"

    Es war am Abend eines tatsächlich schönen und sonnigen Spätherbsttages als Licinus von einer weiteren inspektion des limes nach Mogontiacum zurückkehrte. Eigentlich hätte er wohl auf dem direkten Weg zum Statthalterpalast aufbrechen sollen, aber schon auf dem Weg dorthin hatte er erfahren, dass der Duccius selbst nicht in der Stadt war. Also hatte er beschlossen sich direkt mit Seneca zu beraten und er hoffte einfach, dass dieser sich gerade auf seinem Landhaus, statt in der Kaserne seiner Ala aufhielt, also steuerte er über den schmalen Weg auf das Haus zu, saß umständlich ab -- reiten ging mittlerweile unerwartet gut, nur das auf- und absitzen war so ne Sache -- und betätigte endlich den Türklopfer.


    Rumms! Rumms! RumRumms!


    Hoffentlich schliefen die Kinder noch nicht, denn auch seine Ziehtochter hatte er für die Zeit seiner Abwesenheit auf Senecas und Seianas Landgut untergebracht. Er wollte Esquilina gerne noch sehen. Dass nach seinem Klopfen im haus vermutlich niemand mehr schlief, kam ihm nicht in den Sinn.