Beiträge von Marcus Iulius Licinus

    Mit gemessenen, aber weniger energischen Schritten als üblich, zog Licinus an diversen Adjutanten vorbei, die Grüße mechanisch erwidernd ohne zu registrieren, wen er da grüßte.
    Vor einer klar gekennzeichneten Tür hielt er an und klopfte. Als er heriengebeten wurde betrat er den Raum und als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, fiel die harte Maske und Entbehrun wie Schmerz der letzten Tage traten auf sein Gesicht.

    Erst sutzte Licinus, als er nicht eingelassen wurde, dann nahm sein Gesicht eine bedrohliche Farbe an und er holte Luft um den Soldaten in den Senkel zu stellen. Zum Glück bemerkte er gerade noch rechtzeitig, was genau er gefragt hatte, stieß die Luft mit einem Seufzen wieder aus. Er griff sich mit der Hand an die Stirn und knetete sie für einen Augenblick, dann wieß er den Soldaten an.
    "Sehr gut, dann möchte ich durch un ihn sprechen. In seinem officium nehme ich an?"

    Donnerstag bis Donnerstag außerhalb des Imperiums, namentlich in Caledonia. Und ob die Barbaren Internet haben ist. zweifelhaft, aber selbst wenn, werde ich vermutlich zu viel unterwegs sein.


    Also bis in einer Woche.

    Wie immer, wenn Licinus einen Tempel außerhalb der Mauern einer castra betrat, erfüllte ihnen diese eigenartige Mischung aus Befangen- und Erhabenheit, die typisch für diese Orte war.
    Dennoch gelang es dem Gefühl nicht, seine Sorgen zu unterdrücken. Suchend sah er sich nach einem Aedituus um und als er jemanden sah, den er für einen solchen hielt, signalisierte er ihm unauffällig aber deutlich, dass er seine Hilfe benötigen würde.
    Was würde ihm dieser wohl raten und er hoffte, dass die Tiberia neben ihm keine Szene bereiten würde. Bei der Frau war er besser auf alles gefasst. Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu und natürlich gelang es ihm wie immer nicht, sie zu verstehen.

    "Guten Morgen ihr Schlappschwänze!" donnerte der Rekrutierungsoffizier eine unglaublich freundliche Begrüßung.
    "Zu beginn rennt ihr erstmal drei Runden um den Platz, anschließend macht ihr 30 Liegestütze, na wird's bald."


    Natürlich rannte der centurio nicht mit sondern trieb die tirones mit einer geballten Mischung aus Drohungen und Flüchen an, gefälligst schneller zu laufen.
    Als die ersten paar Mann wieder am Start waren und ihre Liegestütze begannen, fing er auch an zu erläutern, was die nächste Übung war. Wer zu spät kam sollte das gefälligst selbst herausfinden.
    "Heute lernt ihr den Umgang mit dem pilum! Es wirft immer nur die erste Reihe, die pila werden nach vorn durchgereicht. Das üben wir später. Jetzt kommt das Werfen. Ihr seht da hinten die Ziele" -- Strohsäcke die an Balken aufgehängt waren -- "Der erste Mann macht einen Ausfallschritt nach vorn. Geht zur Seite und macht Platz für den nächsten. Wer nicht trifft macht 20 Kniebeugen. Geworfen wird mit einem doppelten Ausfallschritt. So." Der centurio schnappt sich einen pilum, sprang mit zwei schnellen Schritten nach vorne und war. Der pilum durchschlug das Ziel gnadenlos.
    "Fragen?! Gut! Geworfen wird nur auf meinen Befehl. Wer ohne wirft, der wird am Ende eure Freunde, die den Schnee-Dienst geschwänzt haben, beneiden. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt! Habe ich mich klar genug ausgedrückt. Dann los! "Aufstellung!"
    "Erste Reihe: Wurf!"
    "Wechsel!"
    "Zweite Reihe: Wurf!"
    "Wechsel!"

    Ja, das dachte sie jetzt noch. Ein wenig Schnee, dessen man schon Herr werden würde, ganz anders würde es ja kommen.
    "Früher oder später werden mich die Offiziellen und Kommandanten schon kennen lernen," zumal Licinus wenig bis gar keine Lust hatte, sich wie eine ägyptische Kuriosität den Leuten vorführen zu lassen.
    "Den limes von confluentes bis hier runter werde ich mir auf einer kleinen Reise in den nächsten Tagen ansehen. Das sollte keine große Sache werden, aber diese wichtige Grenze sollte ich mir doch baldmöglichst ansehen." Und außerdem durfte man im -- für Soldaten -- hohen Alter schon mal neugierig sind. Noch eine Sache, die er jetzt deutlich unterschätzte.
    "Ich wäre durch mit meinen Anliegen für heute, hast du noch etwas, oder darf ich mich abmelden?"

    "Mmmh, das wär schon", stimmte das Mädchen erst träumerisch zu, um sich direkt selbst zu korrigieren. "Aber sie soll nicht krank werden. Warum wirst du nicht krank?" fragte sie mit großen Augen.


    Esquilina schmeckte durch die verschleimten Atemwege ohnehin nicht viel, weshalb sie das Gebräu ergeben trank. Der unbewusst erwartete ekelhafte Geschmack trat jedoch nicht ein, das Zeug war einfach süß.


    "Total müde und kaputt. Kopf-, Hals- und meine Brust tut auch weg. Vor allem, wenn ich huste."
    In ihrem Kopf rebellierte eine leise Stimme dagegen noch mehr husten zu müssen, aber ihre Geschlagenheit war sicher nicht die beste Grundlage um gegen alle eigene Natur den Aufstand zu proben, also legte sie sich stumm zurück und wartete.

    Ausbildungsoffiziere hatten nur dann gute Tage, wenn sie die tirones nicht sehen mussten, also so gut wie nie.


    Der Partner, den Babilus sich gesucht hatte, schien dagegen einen guten Tag zu haben, was sich nicht nur darin äußerte, dass er auch den ein oder anderen Treffer anbrachte. Nein, seine spezialität lag eher darin, sich mit leichten Drehungen udn Biegungen des Körpers aus dem Weg des gegnerischen gladius zu bringen. Insgesamt konnte man also von einer ausgeglichenen Situation sprechen. zwischen durch konnte man (vor allem wenn der centurio weiter weg stand) sogar den einen oder anderen flappsigen Spruch hören. "Fast, Kamerad. -- Oh, das war meine Hand, ich bin verkrüppelt. -- Dafür, dass ich dich heut schon dreimal umgebracht habe, kämpfst du noch ganz schön gut -- Das war fast mein Auge, mach das noch mal und ich guck dich nicht mehr an."


    nach einem längeren Schlagabtausch geschah es jedoch. Der Mann der kaum eine wirklich kraftvolle Attacke geführt hatte stieß plötzlich seinen Schild nach vorn und setzte nach. Die genagelte Sohle seiner caliga traf den Fuß Babilus.

    "Kooomt!" antwortete Esquilina seelig und diese in ihren Augen mehr als gute Nachricht ließ sie etwas ruhiger werden und mit großen dunklen, aber auch eingefallenen Augen sah sie Alpina an. "Lucia und Marei sind meine Freundinnen." erklärte sie "Marei ist lustig, sie lacht immer. Lucia ... eine ganz feine Dame ... hat mich in der Kutsche. Marei nicht mitgefahren." dem Kind dämmerte eine Erkenntnis "sie ist nicht in Mantua. Sie ist weg." Darüber gingen die Fragen, warum Lucia die Kutsche nicht mochte aus ihrem Gedächtnsi verloren.
    "Pina? Trinken?"

    Die Soldaten am Tor waren nicht nur herausragende Einzelkämpfer und absolute Schränke, nein sie hatten von ihren Offizieren auch ausführliche Steckbriefe der städtischen und provinziellen Honoratioren eingebläut bekommen. Entsprechend hatten sie den Duccier schon auf Entfernung ausgemacht, identifziert und beschlossen ihn große Fisimatenten durchzulassen.


    Entsprechend glitten die Soldaten vor der Tür beiseite um Platz zu machen und der wachhabende Unteroffizier schickte mit den Worten "Salve Pontifex! Ich lasse dich sofort melden." einen Jungen aus der Sklavenschar los, der auch sofort losschlitterte. "Kennst du den Weg bereits oder darf ich dir einen Führer mitgeben."

    "Krank, ja ..." antwortete das Mädchen. Das sie das war spürte sie, aber ganz einordnen konnte sie es immer noch nicht.
    "So viel Wasser. Mama?! Wo ist meine Mama?!" Sie griff nach den ausgestreckten Armen und ließ sich an Alpinas Burst ziehen.
    "Pina, wo meine Mama? Und wo Papa Marcus? Das Haus, das Wasser." für einige Momente wurde ließ der Griff ein wenig nach und dann war sie wieder da, bzw sie war in einer anderen Zeit.
    "Cia, wo ist 'cia? Sie mag nicht in der Kutsche sein müssen. Da wird sie krank von..."
    Dann hatte sie wieder einen klareren Moment und konnte sich etwas besser ordnen.
    "Marei ist schon soo lange weg. Kommt sie wieder?"

    Der Offizier betrachtete die verschiedenen Methoden, wie die Soldaten ihre Arme geschützt hatten, mit kritischem Blick und kommentierte das ein oder andere mit einem Brummen, das je nach dem missgünstig oder wohlwollend ausfallen konnte. Letzteres war -- natürlich -- extrem selten.


    "Jeder von euch nimmt eines der Übungsschwerter, die echten bleiben weggesteckt. Paare bilden. Ihr übt die Stiche jetzt am Mann. Der andere versucht auszuweichen, aber die scuti bleiben immer in Kontakt, klar?!"


    "Agite!" ~ Ausführen


    Und wieder schallten Befehle, welche Stiche auszuführen waren und eigentlich ähnelte das ganze eher einer Darstellung im Theatrum Marcellum als einem wirklichen Kampf, aber das war etwas, was sich in den kommenden Wochen und Monaten ändern würde.

    "Aufpassen tiro!", bellte der centuio wieder mal einen an. Und kurz danach hieß es für alle angehenden Soldaten aufzuhören.


    "Tirones Schwertarme vorzeigen." Salzwasser, wieso hatte man nie Salzwasser zur Hand, wenn man welches brauchte. "Tirones was ihr da an euren Armen seht, nennt sich Schürfwunden. Nicht so schön anzusehen, wie wenn euch einer den Bauch aufschlitzt, aber das eine führt zum anderen. Die leichten Wunden an euren Armen werden euch behindern, unaufmerksam machen und letztlich umbringen. Lernt also eure Waffen so zu führen, dass ihr eure Arme nicht am Schildrand aufscheuert. Und da ihr dazu sowieso zu doof seit, schützt wenigstens eure Unterarme. Halbe Stunde Pause, ich erwarte euch mit Unterarmschutz zurück!"

    Für einen Moment, sah er seine eigenen Sorgen in Tiberia Lucias Gesicht gespiegelt, aber dann gewann ihre übliche Arroganz sofort wieder die Oberhand, so empfand es Licinus und sie trieb ihn zur Eile bei einem Opfer an. Selbst ohne ein sonderlich zeremonialsicherer Mensch zu sein, war ihm klar das das ein absolutes Geht-Nicht war.


    Auch ob sie ihr nicht die Ruhe nehmen würde, war sich Licinus nicht so gar sicher, aber "Ich glaube, sie würde sich freuen, wenn du sie besuchst. Und wenn du auch für sie Opferst, das ist großzügig von dir." fügte er in seiner üblichen Steifheit hinzu. "Ich würde zum Apollon-Tempel gehen, wenn du keien bessere Idee hast?" fragte Licinus udn klang dabei vielleicht schärfer, als er vielleicht beabsichtigt hatte.

    "Biddu?" war ein leises Stimmchen zu hören. Wer bist du, sollte das heißen. Und gleich darauf kamen einige Vorschläge, die das Mädchen aus ihrem gesamten Leben zusammenstammelte " M'rei? ...cia? Mam?" und dann schien sie zu zögern, ein leichtes Zittern erfuhr sie und die Augen des Kindes wurden ganz groß "Wo Ma ... us? Papa?" kam es nur noch gebrochen aus ihrem Mund und schwach streckte sie die Arme nach vorne. Wo war ihr großer Beschützer?


    Sim-Off:

    So, hab mich entschlossen, dass sie jedes Zeitgefühl verloren hat und Vergangenheit und Zukunft nicht auseinander halten kann

    Wann immer ein tiro seinen eigenen Schild traf durchlief den Ausbildungscenturio ein imaginärer aber fühlbarer innerer Schmerz. Den entsprechenden Soldaten durchfuhr dieser Schmerz sehr real, wenn die vitis seinen Arsch traf, begleitet von bissigen, zwischen die Befehle gezischten Kommentaren. "Dein Schild muss durchhalten auch ohne, dass DU ihn malträtierst, du Sauhund!" war darunter noch das harmloseste.


    Jene Soldaten, die sich eingiermaßen geschickt anstellten konnten dagegen durchaus damit rechnen, dass es Hilfestellungen gab, wie sie ihr Ziel besser treffen konnten. "Nicht nur mit dem Arm ihr Waschlappen! Nutzt den Schwung des ganzen Körpers zum zustechen. Gewicht vom hinteren Bein auf das fordere und aus dem ganzen Körper reindrücken. So ein Knochen ist ein verdammt hartes Mistding. Seid froh drum!"

    "Was?!" bellte der Rekrutierungsoffizier und machte ein angewidertes Gesicht. "Drück dich gefälligst klarer aus Mann! Was schlägst du also vor sollt ihr machen."


    Sim-Off:

    Ich hab's wirklich nicht verstanden. Ich glaube aber du beschreibst Agmen zurück in Grundstellung, nicht in Acies, also die vier Mann tiefe Gefechtsordnung. Sorry, mein letzter Post war da etwas knapp.


    Nach der Formalausbildung in der die tirones erst mal Exerzieren und Marschieren gelernt hatten begann die Waffenausbildung. Dazu führte der Ausbildungsoffizier die tirones zu jenem Teil des Lagers in dem kräftige Pfähle in den Boden gerammt worden waren, die schon verwittert und von Schwerkerben übersäht waren. "Herhören!" brüllte er. "Wir beginnen heute mit der Ausbildung am gladius. Das gladius ist eine Stichwaffe und genau so werdet ihr sie benutzen. Ihr STECHT auf den Pfahl ein. Ein miles schlägt nicht mit seinem Schwert, dass überlasst ihr den Reitern und Barbaren." natürlich wusste der centurio, dass es Situationen gab, in denen auch ein Legionär sein Schwert zum Schlag benutzte, aber das sollte die Ausnahme sein und wurde daher in der Grundausbildung nicht gelehrt.
    "Es gibt drei mögliche Arten von Stichen. Von oben, auf das Gesicht des Gegners, von der Seite auf seinen Körper und am unteren Schildrand vorbei auf seine Füße." Nach und nach führte der centurio die Stiche vor.


    "Ictus Supra!" Der centurio stoch über den oberen Schildrand hinweg auf den imaginären Kopf des Gegners


    "Ictus latus!" Nun glitt das Schwert in einer langsamen fließenden Bewegung, die tirones sollten ja was sehen, am rechten Schildrand vorbei und die Spitze kam zwei handbreit vor dem eigenen Schildbuckel zum stehen.


    "Ictus Subtus!" Das schwere Schild wurde ein Stück angehoben und in einer gerade Bewegung stach das gladius nach unten. Der Gegner, so einer da gewesen wäre, hätte nun wohl eine schmerzhafte Wunde an der Wade oder mit etwas Glück und Können sogar am Oberschenkel.


    "Aufstellung vor den Pfählen nehmen. Für's erste macht ihr genau den Schlag, den ich ansage."


    Fürs erste noch langsam, dann mit zunehmender Geschwindigkeit kamen die Befehle

    "Mmmh, kann nicht schaden, fürchte ich." Wer Licinus kannte wusste, dass dies für ihn ein absolutes Eingeständnis von Krankheit war. Ein unterdrückter Fluch kam ihm über die Lippen, der verdächtig nach [SIZE=7]"Verfluchte vierbeinige Drecksviecher"[/SIZE] klang, laut zu fluchen traute sich Licinus jedoch nicht. Nicht hier am Krankenbett Esquilinas.


    Stattdessen trat er an das Bett und fuhr mit der Hand über Esquilinas Strin. Nicht mehr feucht, stellte er erfreut fest. Er hielt noch ein wenig ihre Hand und massierte mit dem rauen Daumen über den kleinen Handrücken. Zerbrechlich, dachte er zum wiederholten Mal.


    Als Alpina zurückkam nahm er ihr dankend, aber schweigend den Becher ab. Er betrachtete die junge Frau einen kurzen Augenblick und kam zu dem Schluss, dass er eigentlich nichts über die Frau wusste, der er in der Behandlung seines Augensterns so sehr vertraute. Schon komisch. Aber er fragte nicht, das war nicht seine Art. Stattdessen bedankte blickte er von ihr auf Esquilina und trank in kleinen Schlucken das Getränk. Dann verabschiedete sich und kehrte ein weiteres Mal zu Dienst zurück.