Beiträge von Marcus Iulius Licinus

    Centurionen, beim Angriff die ersten, beim Rückzug die letzten, war ihr Wahlspruch. Und der Mann vor ihm schien diesen Spruch mit in seine neue Funktion genommen zu haben. In jedem Fall hatte Licinus aber schlicht keine Lust eine "hätte es, hat es aber nicht"-Diskussion zu führen, weshalb er sich die erneuten Ausführungen des decurio mit unbewegter Miene anhörte.


    "Zu Kenntnis genommen!", sagte er schlicht. Der letzte Satz jedoch lies ihn den Blick erneut auf die Karte wandern. "Glaubst du? Das wäre dann in der Tat bedenklich. Bist du dir sicher? Egal! Informiere nach deiner Abordnung sofort den praefectus alae über deinen Verdacht, meine Empfehlung, er soll in seine Pläne einbauen, dass du überprüfen."


    Natürlich würde er auch selbst mit Seneca sprechen, aber womöglich nicht so bald, wie er es gerne würde.


    "Nun, ich bin mir sicher, dass du das rechte Maß finden wirst," sprach er mit dem Wohlwollen des knapp 20 Jahre älteren. Er konnte die Stimmung des jungen centurios ja nachfühlen, ein Opfer des eigenen Erfolgs zu sein, gewissermaßen. Eine wichtige Entdeckung zu machen und dann hauptsächlich Schelte zu ernten, um andere von ähnlichem Risiko abzuhalten, dass war sicher keine besonders schöne Erfahrung. "Das war es von meiner Seite, wenn du keine weiteren Fragen mehr hast, dann kannst du wegtreten. Auf gute Zusammenarbeit," fügte er noch hinzu, wie um klar zu machen, dass er trotz (oder gerade wegen?) der Vorkommnisse vor der Ablöse vor hatte sich ein eigenes eigenständiges Bild zu machen.





    Sim-Off:

    Welches gesagte Wort meinst du?

    Einige Tage nach den Kennenlerngesprächen fanden die Kommandeure der II. und IV. Turma einen identischen Zettel in der gestochenen Handschrift des Sekretärs und mit Licinus krakelig-ungelenker Unterschrift in ihren Taubenlöchern.*


    Befehl


    Die turmae secunda und quarta sind bis auf Widerruf und mit sofortiger Wirkung zu verstärkten Patrouillen und Grenzüberwachsungsdiensten an die ala II abgeordnet. Die jeweiligen decuriones haben sich umgebend bei praefecuts alae Iunius Seneca zu meld, zwecks Zuweisung ihrer Dienste.



    Marcus Iulius Licinus


    Sim-Off:

    Falls jemand das Prinzip nicht oder unter anderem Namen kennt: Das ist im Wesentlichen eine größe Wand mit Fächern für jeden einzelnen Empfänger. Die Briefe liegen frei zugänglich drin, sodass man a) nicht ständig mit nem Schlüssel hantieren muss und b) von anderen drauf hingewiesen werden kann, dass man Post hat.

    Fahrlässig sorglos, dachte Licinus, vielleicht nicht unbedingt, etwas sehr euphorisch nun hier zu sein, vielleicht schon. Aber auch dergleichen kam ihm natürlich nicht über die Lippen.


    "Gut," und man sah ihm an, dass er das meinte. Das er das Alkoholverbot prinzipiell unterstützte würde kaum jemanden überraschen. Ausnahmen, darüber konnte man nachdenken, ja. Selten, ganz selten.
    "Dann das Exempel. Direkt nach dem Morgenapell würde ich vorschlagen. Eine Handvoll centurionen, ein paar dolabricen. Dann ist die Taberna ziemlich schnell Schutt, denke ich." Skizzierte er schnell wie er sich den Anfang vorstellte. Beim zweiten Teil war sich nicht so sicher, was der legatus von ihm wollte.
    "Hast du klare Vorstellungen über das hinausjagen."

    "Ich danke dir für deine Einschätzung," meinte Licinus. Genau das war ja unter anderem der Sinn dieser Gespräche, dass Leute, die mit den örtlichen Gegebenheiten deutlich besser vertraut waren als er selbst.
    Dadurch wiederum wollte er selbst einen Einblick in die Situationen, mehr aber noch in die grundlegende Stimmung der eigenen Einheit und der umliegenden Bevölkerung bekommen.
    "Ich werde das, was du gesagt hast in der nächsten Stabssitzung mit berücksichtigen."


    "Nun, Helvetius, hättest du gegen einen direkten Befehl verstoßen, säßen wir nicht hier, nicht wahr?", sagte Licinus durchaus freundlich. Einen direkten Befehl zu missachten führte schließlich im günstigsten Falle zur Degradierung.
    "Das Eigeninitiative nicht erwünscht ist, möchte ich in keinem Fall so stehen lassen," das war Licinus wichtig, er wollte nicht, dass das falsch bei dem decurio ankam. Also versuchte er dem Mann seine ganz persönliche Meinung klarer zu machen, was der Fehler war und warum nun so darauf insistiert wurde.
    "Im Gegenteil, wir brauchen Offiziere die Mitdenken, sonst marschiert die ganze legio gegen die nächste Wand. Aber es ist eine Frage des rechten Maßes. Ein Erkundungsritt in direkter Umgebung des Limes um Gerüchten nachzugehen ist Eigeninitiative. Ohne Rücksprache ein Dorf in Entfernung von über einer Tagesreise aufzusuchen ist grenzwertig. Mit zwei contubernien und drei weiteren in Reserve ein Dorf anzugreifen, wenn sich schon Widerstand geregt hat, ist fahrlässig. Du weißt selbst, dass das auch ganz anders hätte enden können!"


    "Kommen wir zu deiner Frage: Warum fixieren wir uns jetzt auf die Limesüberquerung? Ganz einfach, damit es kein anderer mehr macht. Denn jetzt wo die Chatten wissen, dass wir wissen, was die treiben, sind alle weiteren Limesquerungen deutlich risikoreicher als zuvor. Und unabgesprochene Einsätze da drüben sind um ein vielfaches unberechenbarer geworden. Verstehst du jetzt, warum wir so darauf insistieren?"

    Sim-Off:

    Achso


    "Komm rein!" sagte er und wieß ihn in sein Büro und auf die Stühle vor seinem Schreibtisch "Und setz dich!"


    Dann folgte ein wenig Kramen in den Wachstafeln und irgendwann fand er die richtige im Stapel recht weit unten.
    "Centurio Lucius Duccius Ferox, zweite cohors vierte centurie. Das wolltest du doch vor allem wissen, nicht wahr?" fügte er zu, während er von der Tafel aufsah.
    "Nun, ich denke, wir können das hier kurz halten, ich habe dich ja schon auf der Anreise ein stück weit kennen gelernt. Möchest du noch etwas errgänzen, was bisher nicht auf den Tisch kam? Und gibt es, das Haus deiner Familie mal ausgenommen, einen weiteren Ort, wo ich dich suchen sollte, wenn du die Nacht außerhalb des Lagers verbringst und ich dich dringen sprechen möchte?"

    Sim-Off:

    Das bezog sich darauf, dass Corvinus meinte, er wisse nichts von einem gespräch zwischen Alen-Praefect und Legat. Mit wir ist der Führungsstab der legio gemeint. Ich gebe zu, dass es hätte heißen sollen "nachprüfen ob das Gespräch stattgefunden hat und gegebenenfalls nachholen"


    Schweigend und gelegentlich brummend betrachtete Licinus die Karte während der Ausführungen. So langsam klarten sich ihm einige Dinge auf, die im Übergabegespräch im Dunkeln geblieben waren.


    Dann stellte er diese zweischneidige Frage, denn bei einem böswilligen Vorgesetzten konnte man natürlich auch für erlaubtes freies Sprechen eins auf die Rübe bekommen. Aber erstens war das nicht Licinus Art und zweitens wollte er hören, was der Mann sagen wollte.
    "Sprich frei!", forderte er ihn also mit einem energischen Nicken auf.

    Licinus hörte sehr genau zu und er konnte nicht wirklich behaupten, dass ihm gefiel, was er hörte. Diese Geschichte mit den Chatten, da wüsste er gerne genaueres. Und so sehr er dagegen war in hektik zu verfallen. Präsenz zu zeigen, die Kampfbereitschaft hoch zu halten war wohl das Gebot der Stunde, eben um später nicht in Hektik geraten zu müssen. Unter dem Tisch signalisierte er seinem cornicularius eine Notiz zu machen. Man war ja ein eingespieltes Team. Er nahm sich vor, diese Akten noch an diesem Abend kommen zu lassen. Als Vala plötzlich wieder von der Hochzeit sprach. Und sie alle in einem Handstreich einlud. Licinus war gespannt, was die Verwandten zu dieser Großzügigkeit sagen würden, schloss sich aber stumm dem Klopfen mit den Knöcheln auf die Tischplatte an, mit dem andere Offiziere angefangen hatten den Vorschlag gut zu heißen.

    Licinus verstand nicht so ganz, er hatte doch gar nicht gesagt, dass Vala hätte Namen nennen sollen. Nur die Einheitenverteilung innerhalb der legio hatte in interessiert. Aber nun gut.*
    "Nicht, wenn sie auf deinen Job spekulieren, wenn du anfängst mir Hades zu frühstücken." Ja, diesen Kommentar konnte sich Licinus nun wirklich nicht verkneifen. Gut, bei Abschaum kämen sie nicht weiter, aber nicht grade den allerbesten Wächter auszuwählen, das konnte sich Licinus bei so manchem Politiker schon vorstellen. Schließlich würde später ja keiner Sagen können, dass es an genau diesem einen Mann gelegen hatte, dass der legatus verstarb.
    "Gut, dann lasse ich mir von jedem der primi ordines zwei Männer nennen, die dir zur Verfügung stehen."


    "Bitte was?!" Licinus glaubte sich verhört zu haben. Eine zivile Einrichtung außerhalb der Markttage war sowieso schon außergewöhnlich, aber eine verdammte alkoholverkauftende taberna? Und wieso hatte er das bisher verpasst?! Anscheinend dauerte es doch etwas länger bis in so einem Lager nichts mehr existierte, was einem verborgen blieb. "Ich werde dafür sorgen, dass die taberna geschlossen wird. Was das Verjagen angeht, meinst du das wörtlich? Ich meine, der Mann hatte wohl eine Genehmigung. Ich bin kein Jurist, aber naja, ich glaube, wenn wir den hießigen Händlern vorführen, dass man aus dem Lager gejagt wird, weil man seinen Vertrag erfüllt. Das sorgt für keine gute Stimmung," wandt er vorsichtig ein. Man musste Maß halten und eine sicher verdammt gut laufende taberna zu schließen würde den Wirt ohnedies hart treffen.


    "Das bringt mich dann allerdings auf eine andere Frage: Markttage. Wünschst du auch an diesen ein Verkaufsverbot für Alkohol? Dann muss ich nämlich die Standkonzessionen möglichst schnell durchgehen, ob wir solche haben und die Inhaber entsprechend informieren."

    Auf gute Manieren, das musste Licinus ja bei aller Genervtheit über die ständige Jammerei der Stadthalterfrau, ja irgendwie zugeben. Als Sie nach dem dank zögerte, fragte er "kann ich noch etwas für dicht tun?".
    Sie hatten etwas Zeit? Eigentlich nicht, hier lag genug Arbeit vor ihnen, die koordiniert werden musste. Andererseits würde er wohl auf den Maiordomus warten müssen, denn von dessen Antwort hing ab, ob er einen ganzen Schlag Leute auf einmal loswurde. Also konnte er sich in der Zeit genauso gut mit der Tiberia unterhalten. Aber egal womit er gerechnet hatte, worüber sie mit ihm sprechen wollte. Aber das was sie jetzt ansprach, damit hatte er nicht gerechnet. Und wie sie es ansprach, in diesem bevormundenden Ton, das machte es nicht besser.


    In Sekundenbruchteilen schossen Licinus verschiedene Impulse durch den Kopf. Nummer eins war es die Frau niederzubrüllen, dass sie sich aus Dingen heraushalten sollte, die sie nichts anging. Das ging nicht. Nummer zwei war das genaue Gegenteil, ihr sein Herz auszuschütten, welche Sorgen er sich um das kleine Mädchen tief in seinem innersten machte. Nummer drei war ein Schemen einer Erinnerung daran, dass vor relativ kurzer Zeit Serapio in die gleiche Kerbe gehauen hatte, und ihn daran erinnert hatte, dass das Kind ein weibliches Rollenmodell brauchte. Die nächsten Gedanken rotierten alle auf dieser Achse. Alles was aus seinem Mund kam, war ein sehr leises, zwischen den Zähnen hervorgepresstes [SIZE=7]"Komm!"[/SIZE]. Jener Tonfall eben, der in Mantua deutlich stärker gefürchtet wurde als der lauteste Donner aus seiner Kehle.


    Mit zwei raumgreifenden Schritten stand Licinus etwas gerade so viel abseits, dass er bei leisen Tönen nicht verständlich wäre, aber gleichzeitig nah genug um nicht aufzufallen. In der gleichen bedrohlichen Tonlage fuhr er fort, er wollte eigentlich gar nicht, aber er konnte nicht anders. Das hier ging nur sie beide etwas an.
    [SIZE=7]"Tiberia Lucia! Wenn du verdammt nochmal, noch ein einziges Mal andeutest, dass ich mich nicht genug um Esquilina kümmere! Glaubst du wirklich, ich weiß das alles nicht verflucht noch eins! Was glaubst du, warum ich sie so oft auf meinem Landgut gelassen habe, obwohl sie bei jedem verdammten Abschied geweint hat, dass ..."[/SIZE] es ihm das Herz beinahe zerissen hätte, hätte er fast gesagt, riss sich aber zusammen. Das ging sie nichts an.

    "Sehr schön" antwortete Licinus den Mund zu einem schiefen Grinßen verzogen "dann bleiben mir mehr Männer zur Verfügung für die üblichen Aufgaben." Er ging nämlich davon aus, dass die Reiterei hier mehr zu tun bekam als in Mantua. Dort war zwar die ein oder andre Patrouille geritten worden, aber Aufklärung hatten sie so gut wie nie betreiben müssen, Nachrichten waren bestenfalls nach Rom abgegangen, die Reiter hatten ein gutes Leben. "Wobei ich wetten mag, dass unsere Möchtgernzentauren da eine andere Meinung haben werden. Sei's drum."


    "Zehn", Licinus runzelte ein wenig die Stirn, man konnte nicht so einfach eine Zahl in den Raum werfen, die Männer mussten wohl ausgewählt sein und dabei spielten noch andree Dinge, als die Frage mit, wer am besten geeignet wäre.. "Aus jeder cohors einen oder aus jeder centuria der ersten je zwei? Und von den Reitern würde ich dir am liebsten aus jeder Turma einen abstellen. Die Symbolik ist für die Soldaten wichtig. Die Reiter kennen sich auch. Bei den pedites nimm die Variante mit den zwei Mann pro centuria, da sind wir usns icher, dass es die besten sind, ja." Das hielt er für am besten. So würde sich kaum eine Einheit vernachlässigt vorkommen und eine andere für bevorzugt halten.


    Was nun den Ersatz für diesen Marius anging hatte Licinus dagegen eine sehr klare Vorstellung, die er genau so auch vorbrachte:
    "Das fang ich mir gar nicht erst an, dass ich Unteroffiziere aussuche. Das können die centuriones schön selbst machen. Ernsthaft, da sollten wir uns nur im Ausnahmefall einmischen. Außerdem sagt es ja auch was über die centurionen aus, wen sie wählen." und bei zu offensichtlicher Korruption würde er schon einzuschreiten wissen. Aber er bildete sich nicht ein, die Soldaten auch nur im Ansatz so gut zu kennen, wie ihre direkten Vorgesetzten. "Ich bin was Beförderungen angeht für folgendes Verfahren: Vorschlag des centurio an mich, ich prüfe gegen, wenn ich keine Einwände haben zum Siegeln an dich, wenn ich was gegen den Kerl hab, schreib ich nen Vermerk und du entscheidest. Einverstanden?"



    Hier absolviert


    Caius Octavius Rufus


    unter der Anleitung und Aufsicht von


    Centurio Lucius Duccius Ferox


    seine Grundausbildung




    Ausbildungsplan:



    Grundausbildung - Caius Octavius Rufus


    I. Einführung / erste Exerzierübungen


    II. Kampf- und Waffenübungen


    - Scutum/ Gladius/ Schwertkampf
    - Pilum


    III. Übungen im:


    - Laufen
    - Reiten
    - Schwimmen

    IV. Übungsmarsch mit Formationstraining oder Manöver




    Grün = Abgeschlossen
    Braun = Laufend
    Rot = Ausstehend



    Sim-Off:

    Ähem, es gibt Sim-On einen detaillierten Zeitplan, wann welcher centurio erscheinen sollte. Hab ich im Befehls-Post geschrieben.
    Wir sind immerhin 60 centurionen, wenn ich nur eine halbe Stunde pro Person rechne ist, Licinus allein mit den Vorstellungen 4 Tage beschäftigt, wenn er nix anderes tut. Da kann kaum jeder kommen, wann er will.


    "Centurio? Du schon hier? Wir hatten noch gar nicht mit dir gerechnet. Entsprechend ist das Gespräch mit dir auch erst für, Moment ..." der Mann guckte in den Kalender mit den Terminen des praefectus. Die Abwesenheit des centurios hatte man bei Erstellung des Zeitplanes natürlich eingeplant. "... ja, erst für in drei Tagen. Wenn du möchtest, frag ich nach dem aktuellen Besuch, ob er dich kurz dazwischen schieben kann. Nimm so lange Platz."


    Nach einigen Minuten kam Minuten kam dann ein anderer centurio heraus, dicht gefolgt von dem praefectus in eigener Person. "Cossinius Pabtus, besorg mir bitte einen neuen Krug Posca. Und irgendwelche Trockenfleisch." Licinus hatte das Mittagessen ausfallen lassen und hatte nun Hunger. Dann fiel ihm die dritte Person im Raum auf. "Centurio Duccius, schon hier?"

    Auch Licinus hielt es für normal, es war ihm nicht mal um die Korrektheit der hier benutzten Begriffe gegangen. Wichtig war ihm nur die Korrektheit seiner Akten gewesen.


    Licinus verkniff sich Beileidsbekundungen dazu, einen Politiker zum Bruder zu haben. Schließlich kannte er den Mann noch nicht. "Danke, dann weiß ich, wo ich dich im Zweifel finden kann." Auch die Tatsache, dass er in Signalreichweite wohnte konnte unter Umständen einen persönlichen Besuch nicht ersetzen. Licinus hatte schließlich kein Interesse daran jedesmal Alarmauslösen zu müssen, nur um den centurio zu sprechen. Die Soldaten würden ihn lynchen. Und das auch noch zu Recht.


    "Nun, der legatus möchte, dass ich zwei turmae vorläufig zur Verstärkung der Ala abordnen, zwecks verstärkter Patrouillen am Limes. Ich denke, deine Einheit ist nach deinen Worten dafür wohl prädestiniert. Richte dich darauf ein, dass du demnächst einen entsprechenden Befehl bekommst. ich denke, dort kann deine kleine Faust sich gut beweisen." Denn genau das würde es auch werden, der decurio sollte zeigen, dass er die Lektion, die der ehemalige legatus ihm gegeben hatte beherzigen würde. "Aber, ich betone nochmals: Keine Aktionen jenseits des limes ohne ausdrücklichen Befehl. Wir verstehen uns?"


    "Danke für die Einschätzung, ich setze das auf meine Liste," tatsächlich war es ja Aufgabe des Versorgungstrupps darauf zu achten, dass die Leute nicht übertrieben viel verschwendeten. Es kam allerdings immer wieder vor, dass sie dabei übertrieben


    Vollkommen überrascht drehte sich Licinus auf dem Stuhl um. Und in der tat, da hing keine Karte. Verdammt, dachte er. Er machte eine wegwerfende Handbewegung "Macht der Gewohnheit, in Mantua hing eine direkt hinter meinem Schreibtisch." Licinus ging an sein Regal und suchte, rollte immer wieder etwas auf und meinte dann "Nein."


    "Cossinius Pabtus!" rief er nach seinem Adjutanten. "Wo ist die Limes-Karte, die hier in meinem Regal sein sollte?!" Einen Moment später kam besagter Cornicularius rein und hatte nun seinerseits eine Rolle in der Hand. "Hier, praefectus. Ich überprüfe grade die vexillationsaufstellung, wie gefordert." "Danke, da auf den Tisch," wies Licinus an. Das Bild, dass er mit dieser Karte abgegeben hatte war nicht unbedingt das, das die ihm untergebenen Offiziere haben sollte. Er wandte sich wieder an den decurio. "Bitte."


    "Dann werden wir dieses Gepsräch so bald wie möglich nachholen. Danke."

    "Ich nehm lieber noch ein paar centurionen mehr, als dass ich mich mit den Leuten in der regia rumärgern muss," konterte Licinus. Letztere kannten ihre Aufgaben nämlich verdammt gut und hatten sich schon lange ausgezeichnet. Das war bei Verwaltungsbeamten seiner Erfahrung nach dann doch anders. "Wohl oder übel." nickte er und fügte in Gedanken hinzu: "Aber ein per Reiter erreichbarer legatus ist doch schon mal besser als einer, den ich nur über Charons Kahn erreichen könnte."


    "Die muss ich nicht hinhalten, die werden wir schlicht nicht los, bevor wir sie mit den Füßen voran raustragen. Aber bei einigen ist auch das nicht mehr fern," stellte Licinus trocken fest, was er in Mantua erlebt hatte. Und er hatte nicht den leisesten Hauch eines Indizes, dass das hier anders sein sollte. Das nun ein unerfahrener Stabsoffizier weniger tödlich war als ein unerfahrener Arzt, daran hatte Licinus wirklich großen Zweifel, aber in solchen Kleinigkeiten widersprach man einem Vorgesetzten nicht. Also dachte sich Licinus nur seinen Teil.


    Licinus nahm das Nicken als Bestätigung und nahm sich vor eine Woche später das Bad zuzumachen. Die Soldaten würden Freudensprünge machen.


    "Aus welcher turma hast du deine equites singulares abgezogen?" Licinus sah nämlich keinen Sinn darin, eine Turma abzuordnen, die nicht über volle Kampfstärke verfügte. Nicht für Patrouillen und eventuelle Kampfaufgaben.
    "Ich werde nach den Gesprächen mit den decuriones entscheiden, welche turmae für die Aufgabe am besten geeignet sind. Die sind eh morgen dran. Dann werde ich auch bei jedem noch ein Wörtchen über Prioritäten reden."



    Sim-Off:

    Nur um klar zu sehen: Die bespielte Turma abordnen oder nicht oder egal?

    Licinus hörte zu und begnügte sich mit einigen Einwürfen, wenn der Helvetier eine Pause machte oder sich räusperte. Dabei sah er seinem Gegenüber die ganze Zeit fest in die Augen.


    "Vicetia war hart für uns alle. Gut, dass du es überwunden hast." mit diesen wenigen Worten nahm Licinus zur Kenntnis, was der Mann gesagt hatte. Er hatte schon viele Männer im Laufe der Jahre brechen sehen, auch solche, von denen man es nie erwartet hätte. Und, so schloss er aus dem gesagt, es hatte auf Messers Schneide gelegen, was den Helvetier anging.
    "Auf die letzten Wochen kommen wir gleich noch einmal zurück.", sprach er während der Mann sich räusperte. Der Herr des Lichts war dann wohl ein Verweis auf Mithras. Das war nicht das schlechteste Zeichen, die Mithraeer galten ja als gute Soldaten*. Außerdem rechnete er es dem Mann an, dass er hier in aller Offenheit sprach und nicht versuchte auszuweichen.


    "Deine Frau," echote Licinus. Das ergab zwei neue Fragen: "Hat man dir das conubium verliehen? Darüber steht hier nämlich nichts. Und zweitens: Ich vermute, deine Frau wohnt irgendwo hier im Ort. Wo genau? Ich weiß gerne, wo ich meine Offiziere finden kann, wenn sie regelmäßig nicht im Lager sind."
    Und wo er -- sollte es zum äußersten kommen -- die Frau finden konnte. Daraus ergab sich auch die dritte Frage: "Ihr Name?"
    Das mit den abschweifenden Gedanken mochte ja verständlich sein, gefallen tat es Licinus trotzdem nicht. Und somit wanderte die praefectorale Augenbraue in Richtung Decke. "Verständlich, das du dir Sorgen machst, solange deine Pflichten dem Imperium und deinen Männern gegenüber nicht darunter leiden." Es gab Unterschiede ob der Mann am Schreibtisch zu träumen anfing oder auf dem Rücken seines Pferdes. Letzteres konnte üble Konsequenzen haben.


    Eine komplett junge Einheit fast ohne Veteranen war auch so eine Sache, die Licinus nicht unbedingt gefiel. Aber nach dem Bürgerkrieg waren in allen Einheiten nicht mehr viele Veteranen vorhanden gewesen, das Problem wirkte folglich noch nach. Die Herkunft aus den gleichen Orten war in seinen Augen kein Problem, da die Einheiten früher oder später ohnehin so zusammen wuchsen, dass es keinen Unterschied mehr machte. Zumindest im Idealfall. "Du möchtest also, dass deine Einheit möglichst häufig Patrouille und nicht Kurier reitet? Ich erwarte trotzdem von dir, dass du versuchen wirst, dass der Abstand zu den anderen Einheiten so klein wie irgend möglich zu halten, was die Geschwindigkeit angeht. Kundschaften und Kurierdienst sind und bleiben die Grundaufgaben der Legionsreiterei. Ich will, dass jede turma dazu voll in der Lage ist."
    Licinus wechselte kurz die Wachsplatten, legte die des decurios weg und verglich das gesagte nochmal mit den Aufzeichnungen zu dessen Einheit. "Ihr wart kürzlich in Kampfhandlungen verwickelt, sie du schon sagtest. Ihr habt Ersatzmaterial bekommen, die Verletzten sind wieder erholt?"


    Nachdem die Punkte Vorstellung des decurio und Zustand der Einheit nun abgearbeitet waren kam Licinus zu dem vielleicht interessantesten Punkt:
    "Diese Kampfhandlungen kürzlich. Nach dem was ich weiß, hast du die Grenzlinie überquert und bist auf Verdacht hin in ein Dorf eingedrungen, wurdest dort attackiert, hast aber Beweise für Truppenaushebungen der Chatten sicherstellen können und dich mit Müh und Not wieder hinter die Grenze gerettet hast. Ist diese Zusammenfassung im groben richtig, oder habe ich etwas falsch in Erinnerung?" Licinus hatte in den vergangenen Nächten gelesen, bis ihm die Augen schmerzten, daher konnte es schon sein, das er das ein oder andere Detail nicht mehr 100% im Kopf hatte, aber die grobe Zusammenfassung sollte richtig sein. "Kannst du mir bitte zeigen, wo du die Grenze überquert hast und wo das Dorf lag? Außerdem steht hier, dass du den Auftrag hattest, dich mit der Ala kurz zu schließen, was kam dabei heraus?"



    Sim-Off:

    *Korrigier mich, wenn ich das falsch im Kopf habe

    Was war daran denn nicht zu verstehen, wunderte sich Licinus. Jedes kleine Kind wusste, wie man sich in einem legionslager zurechtfand. Wie Licinus aus eigener Erfahrung mit Esquilina wusste. Aber nein, die hohe Dame natürlich nicht. Alles musste man wieder selber machen. Ein genervtes Seufzen wandelte er in letzter Sekunde in ein leichtes Schnauben um. "Ja, Herrin. Ich kümmere mich darum." Er drehte sich ein wenig von der Tiberierin weg, um sie nicht direkt anzuschreiben.


    "Tiro Octavius Rufus! Herkommen!", bellte er. Als sein momentaner Adiutor dann neben ihm stand gab er Anweisung. "Geh zum praetorium direkt hinter der principia. Frag nach dem Maiordomus des legatus und bring ihn hier her. Sag ihm es sei dringend!"

    "Moveris decurio," ~ steh bequem,
    begrüßte Licinus den decurio. Für einige Augenblicke musterte er den Mann, sah einige Wunden, die noch nicht völlig vernarbet waren, registrierte die Auszeichnungen
    "Ich bin Marcus Iulius Licinus, der neue praefectus castrorum. Bitte nimm Platz."
    Mit der flachen Hand wies er auf den Stuhl, der ihm gegenüber vor seinem Schreibtisch stand.


    "Damit du weißt, mit wem du es zu tun hast: Ich bin kurz vor dem letzten Partherkrieg der legio prima beigetreten und habe die ganze Tour im Osten gemacht. Am Ende des Krieges wurde ich optio." Auf einer Kleiderpuppe ind er Ecke des Büros war seine Ausgehuniform aufgestellt, die die Auszeichnungen trug, ejne aus dem Krieg genauso wie die späteren. Nicht seine eigene Idee, aber der cornicularius war der Meinung gewesen, dass man den hiesigen Soldaten zeigen sollte, dass die Männer der secunda sehen sollten, dass sie keinen Sesselhocker vor die Nase gesetzt bekamen. Eine Logik, der sich Licinus nicht hatte widersetzen können. Extra erwähnen wollte er jedoch nur eine.
    "Danach blieb ich bei der prima wurde centurio, später primus pilus. Im Bürgerkrieg kämpfte ich vor Vicetia und wurde verwundet und bekam eine corona verliehen."
    Noch immer erinnerte er sich nicht genau wofür, der Großteil seiner Erinnerung an die Schlacht lag im Nebel des Blutverlustes begraben.
    "Kurz vor der Einnahme Roms wurde ich zum praefectus castrorum und tat als solcher die letzten Jahre Dienst. Jetzt hat der Kaiser mich hierher versetzt und so bin ich hier."


    "Soviel zu meiner Person, nun zu dir! Was sollte ich über dich wissen? Über deine Einheit? Im Guten wie im Schlechten." Natürlich hatte Licinus die Aufzeichnungen, die existierten, gelesen, aber er wollte es lieber aus dem Mund des Offiziers selbst hören. Und wollte natürlich wissen, was aus den Aufzeichnungen nun nicht auf dem Tisch landete.