"Mmmh," machte Licinus unbestimmt und blickte nachdenklich drein.
"Wahrscheinlich hast du Recht. Nicht jeder Verwandte verdient es als Familie bezeichnet zu werden. Vielleicht hatte ich bisher Glück mit jenen, die mich hier in der tiefen Provinz aufgesucht haben. Vor dem Krieg gab es ja nicht allzu viel zu holen, was die Mühe geholt hätte." fügte er ein wenig Selbstironisch hinzu.
"Na, da hat sich Dives aber eine wirklich gute Partie geschnappt. Entschuldige die Wortwahl." Verflucht es war nicht einfach aus dem üblichen militärischen Habitus auszubrechen, wenn man mal ausnahmsweise nicht mit Männern redete. In den meisten Fällen gelang es ihm recht gut, wenn die Frauen einen Beschützerinstinkt in ihm wachriefen. Aber davon wahr die Sergia weit entfernt, schien sie doch durchaus selbst ihren Mann stehen zu können. "Das ist mehr als bedauerlich. Würdest du mir den Gefallen tun, wenn du nach Rom zurückkehrst, meine Genesungswünsche auszurichten."
"Danke!" sagte er, auch wenn er sich nicht sicher war, dass sie es ernst meinte. Sicher er war gesund, aber seine sehnige Statur und die scharfen Falten, die sich immer tiefer ins Gesicht gruben entsprachen kaum dem Schönheitsideal. Von den tiefen Narben am rechten Arm ganz abgesehen. Andererseits war sein Gesicht von Narben verschont geblieben. Jetzt war es wohl an der Zeit ein Kompliment zurück zu geben. Und dabei zu versuchen nicht allzu plump zu klingen.
"Nun, kaum ein Vergleich mit dir!" war jedoch alles, zu was der alte Haudegen im Stande war. Mangelndes Interesse und daher mangelnde Übung waren wohl die Gründe.
"Auf Iulier, Sergier und eine gemeinsame Zukunft", wiederholte Licinus, der eigentlich nicht viel auf Trinksprüche gab,a ber diesem hier konnte er Bedingungslos zustimmen. Nur irgendwo tief in seinem inneren meldete sich eine dumpfe Erinnerung an seine Erziehung, dass man diesen Teil eines Tischgesprächs nicht den anwesenden Damen überließ. Aber die Stimme war im Laufe der Jahre immer leiser geworden und so war es kaum mehr ein Flüstern.
"Ah, ich merke, ich hätte mich klarer Ausdrücken sollen, nein, ich meinte eine der hiesigen städtischen Magistraturen. Titus Iulius Servianus, ist sein Name und wenn mich nicht alles täuscht hat er es endlich geschafft hierher zu finden."
Dabei wieß er mit der freien Hand in Richtung des Eingangs in dem eine neue Gestalt erschienen war.