Beiträge von Marcus Iulius Licinus

    Der Schild krachte gegen Licinus Unterarm. Seine Narben am Schwertarm zogen schmerzhaft und so war Licinus eine Sekunde zu spät, als er die Drehung bemerkte, die Spitze der Holzklinge tippte gegen seine Seite. Er stach seinerseits nun mit verzogenem Gesicht auf den Schwertarm des Gegners und verpasste dem Gegner einen sicherlich unangenehmen Schlag kanpp Oberhalb des Handgelenkes.


    Noch eine Weile ging es hin und her, dann kassierte Licinus den letzten Treffer und kommandierte:
    "Genug! 3 zu 2, das reicht!"
    Mit dem Handrücken wischte er sich den Schweiß von der Stirn und hielt scutum und gladius seinem Adjutanten hin. Und holte Luft.


    Er sah sich um, eine kleine Gruppe Schaulustiger hatte sich gebildet. Manche auffälliger als andere, die versuchten sich nicht von ihren täglichen Aufgaben ablenken zu lassen. Auch ein bekanntes Gesicht war darunter.
    "Signifer Tallius Priscus zu mir! Und der Rest von euch trollt euch, hier gibt es nix zu sehen! Abmarsch!"


    Jetzt erst wandte er sich an den Tiberier:
    "Glückwunsch! Dein Fechtlehrer verstand seinen Job durchaus. Und ich werde wohl langsam ein alter Mann. Lange Rede, kurzer Sinn: Bestanden, du bist dabei!"

    "Wofür hat man Familie, wenn nicht dafür sich gegenseitig zu unterstützen?"
    fragte Licinus lapidar zurück, auch wenn ihm eigentlich klar war, dass er Dives vermutlich nicht unterstützt hätte, wenn er nicht dass Gefühl gehabt hätte, dass er es wert war. Familie hin- oder her. Was genau es gewesen war, wusste er allerdings auch nicht. Vielleicht der unbedingte Wille weiterzumachen, auch wenn man grade gehörig auf die Schnauze gefallen war.
    "Ja, man muss seinen Untergebenen immer wieder ein wenig auf die Finger klopfen, damit sie nicht vergessen, dass man da ist. Und keine ... Dummheiten machen."


    "Ah, du bist mit dem Feldherrn verwandt," fragte er anerkennend. Auch wenn der Aennaeer an der aktiven Führung in Italia nicht mehr wirklich beteiligt war, so wusste Licinus doch aus der Besprechnung in Moguntiacum, dass auf ihn ein Großteil der Initiative zurückgegangen war. Oder meinte zumindest das zuwissen.
    Allerdings war das Glück der Feldherren auf diesem Feldzug ja schon beinahe sprichwörtlich zu nennen und Licinus konnte nicht anders als nachzufragen:
    "Weißt du dann vielleicht genaueres über seinen derzeitigen Gesundheitszustand? Ich meine bezüglich seiner Verletzung bei der Alpenüberquerung vor der Schlacht bei Vicetia."
    Dass er die Frage damit wenn überhaupt nur höchst indirekt beantwortet hatte, war ihm nicht bewusst.


    Zwischenzeitlich war auch die Bedienung, die mit ihrem Charme bei Licinus auf Granit biss. Mit einem knappen Nicken, aber ohne Worte, nahm er ihr den Becher ab, prostete seiner Tischnachbarin zu und nahm einen Schluck des verdünnten Weines. "Gut!" steltle er fest und merkte erst jetzt, dass die Sergia nichts getrunken hatte. Stattdessen stellte sie eine weitere Frage.
    "Auf meinen Adoptivsohn warten," wobei Licinus wie üblich wenn er sich über Servianus ärgerte das Adoptiv betonte. "Er hat mich mal wieder von meinem Geld eingeladen. Um die Rahmenbedingungen für seine Kandidatur zum Magistrat zu besprechen, die jetzt bald ansteht. Sprich: Um mich um mehr Geld zu bitten", fügte er trocken hinzu.

    Licinus war mit dem Ende des Gespräches sichtlich zufrieden und meinte nickend:
    "Dann erwarte ich deine Nachricht und komme morgen am späten Nachmittag wieder, so eure Entscheidung für mich positiv ist, um den Vertrag zu unterzeichnen."
    Da es sonst wenig bis gar nichts weiteres zu besprechen gab, machte Licinus nun auch anstalten sich zu erheben und verabschiedete sich mit den Worten:
    "So es deinerseits nichts weiteres zu besprechen gibt, würde ich dich dann wieder deinen Pflichten überlassen. Nochmals Danke für den kurzfristigen Termin!"

    Der Tritt hatte den Gegner zwar ins Wanken gebracht, aber er hatte sich gut genug unter Kontrolle um nicht ins Straucheln oder gar fallen zu geraten. Ein Beobachter mochte sich Fragen, ob der alte schwächlich wurde, oder Beißhemmungen im Übugnskampf hatte. Aber von außen konnte man das wohl kaum beobachten.


    Licinus machte jedenfalls den gleichen Fehler nicht zweimal direkt hintereinander und so gingen beide Stiche an seinem Kopf vorbei. Mit sparsamen Bewegungen konterte er selbst mit einem tiefen Stich entlang der Seitkante seines scutums, Ziel war der Oberschenkel seines Gegners. Ein nicht unbedingt risikoloser Stoß, denn man musste sich ziemlich weit auf den Gegner drücken, was natürlich auch diesem eine bessere Erreichbarkeit der letalen Punkte gewährte. Im Gegenzug waren die meisten Kämpfer aber an den Schenkeln relativ schlecht gerüstet.

    Die Frau hatte Haare auf den Zähnen. So ganz sicher war er sich nicht, ob ihm das gefiel, war Licinus sich nicht, aber für den Moment fand er es ganz amüsant, wie sie die Bedienungsschlampe abkanzelte. Ein feines, zustimmendes Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, während er nachdrücklich nickte. Und natürlich machte er sich keinerlei Illusionen, dass genau diese Bedienungen der Grund waren, weshalb sein Sohn so gerne hier verkehrte.
    "Das tu ich in der Tat, er ist mein Großneffe zweiten Grades. Oder irgendwas in der Größenordnung. Der Bruder meines Vaters ist sein Urgroßvater. Ich bin ihm nach dem Krieg in Rom begegnet und habe ihm meine Unterstützung versprochen, für seine politischen Ambitionen."
    Irgendwie fand Licinus es unpassend gegenüber der vermuteten zukünftigen Ehefrauch von der Art ihrer ersten Begegnung nach langen Jahhren zu sprechen. Entsprechend verschwieg er dergleichen.
    "Im Gegenzug hält er mich seit dem Krieg über die Entwicklungen in Rom auf dem laufenden. Mantua ist jetzt nicht aus der Welt, aber immerhin doch so weit weg von Rom, dass uns die Gerüchteküche nicht mehr immer erreicht."
    Unausgesprochenerweise meinte er natürlich die Staatsgerüchte, also wer wohin auf einen hohen Posten berufen wurde, und nicht welche Gaia mit welchem Gaius, na wir wissen schon.
    "Und was treibt die Präfektin der italischen Post zu uns in den Norden?"

    "Danke!"


    Die feine Arroganz, die die Stimme jener Sergia Fausta begleitete nahm Licinus durchaus wahr. Er kannte diesen Tonfall durchaus von frisch ernannten tribuni, die sich zu wichtig waren. Nun, mit der Zeit wuchs sich das aus, ob freiwillig oder nicht. Daher störte es ihn nicht weiter, sondern er stellte sich selbst ohne jede Gefühlregung vor.
    "Iulius Licinus, praefectus castorum der hiesigen legio."
    Sergia Fausta, hatte er den Namen nicht schon mal irgendwo gelesen, grübelte er und wie um sich abzulenken gab er bekannt, was er über das Essen in der taberna wusste.
    "Entgegen dem Namen, rate ich von allem ab, was Huhn enthält. Wenn du gut gewürztes magst, den Ziegenbraten. Ansonsten Käse mit Obst und Brot.
    Ich trinke den aus Burdigala."

    Der letzte Satz war schon mehr an die Bedienung gerichtet, denn in jenem Moment kam ging ihm eine Leuchte auf, weshalb er das Thema Bestellung aus dem Weg haben wollte.
    "Einen Moment! Sergia Fausta, praefecta vehiculorum. Demnach kommst du aus Rom. Aber dann wäre es... Ja, durchaus. Du bist nicht zufällig mit einem Iulius Dives verlobt, oder?"
    Das wäre doch mal wieder einer dieser Zufälle, die bewiesen, dass das Imperium - und Italia im speziellen - ziemlich klein waren.

    "Und wieder mal ist es voll und Titus zu spät!" grummelte Licinus in den nicht vorhandenen Bart, kaum dass er die Tür durchtreten hatte und seinen Adoptivsohn nirgendwo ausmachen konnte.
    Nun, es konnte wohl niemand von ihm erwarten, dass er hier im Eingangsbereich oder gar vor der Tür wartete. Also durchmaß er den Raum und trat vor den Tisch, an dem scheinbar am wenigsten los war. Überraschenderweise war der einzige Gast an diesem Tisch eine Frau. Hätte er ein Auge für dergleichen, hätte er eventuell festgestellt, ein Rasseweib. Tat er aber nicht.


    Stattdessen grüßte er er trocken:
    "Salve, is hier noch ein Platz frei?"


    Sim-Off:

    Natürlich trägt Licinus Soldatentunica, cingulum und Schwert mit sich. Da er heute abend aber in zivil unterwegs ist keine Rüstung, Helm oder sonst war. Auch seine Auszeichnungen liegen daheim.
    Man sieht dem getragenen dennoch an, dass es sich um einen Offizier handelt ;)

    Die Stöße mit dem scutum wusste Licinus gekonnt abzufangen, ohne dabei aus dem Gleichgewicht zu geraten. Nur manchmal spürte er direkt nach dem Schlag ein leichts kribbeln seinen gesamten Arm entlang.
    Der schnelle Stich in Richtung seines Kopfes dagegen war zu schnell für den Alten gewesen. Ein weißer Blitz lief durch sein Sichtfeld und er trat unwillkürlich einen Schritt zurück um sich außer Reichweite des gladius zu bringen.
    Jedoch geschlagen gab er sich nicht und als der Tiberier seinen Schild das nächste Mal anhob tat Licinus es ihm gleich, täuschte einen Schlag nach oben an - und trat dann unter den Schildkanten hindurch mit den caligae nach dem vorderen Fuß und wenn möglich Schienbein des Gegners.

    "Genannte 5.000 Sesterzen wären mein Gebot, das du deinem Kollegen nennen kannst." Licinus sah weder einen Sinn darin, die Stadt übers Ohr zu hauen, noch knausrig zu sein, da er nach seiner letzten Gehaltserhöhung ohnehin nicht wusste, wo genau er mit den Mehreinnahmen hinsollte. Er brauchte deutlich wengier zum Leben und daher kam das meiste Geld ja doch nur in die Truhe für spätere schlechte Zeiten. Für eben diese war aber auch schon reichlich Vorsorge getroffen.
    "Wie lange rechnest du für die Entscheidungsprozesse in dieser Angelegenheit?"
    Schließlich konnte er nicht ahnen, ob der zweite duumvir im Hause war, oder für längere Zeit abwesend, oder, oder, oder...

    "Genau deshalb nach Dienstschluss," entgegnete Licinus entschieden.
    "Wer läuft da schon freiwillig auf dem Platz rum!"
    Schließlich war ja tagsüber Pflichtdienst für alle und Nachts wollte er nun wirklich nicht üben. Und die meisten Soldaten hatten in ihrer spärlich bemessenen Freizeit sicher besseres zu tun, als auf gut Glück auf dem Platz herumzulungern.
    Und falls doch, nun, dann würde er im Zweifel eben die Rangkarte ausspielen. Hatte ja doch Vorteile der stellvertretende Kommandeur hier zu sein.


    Die Witzeleien fand Licinus dagegen kein bisschen amüsant - sie hingen schließlich mit Pferden zusammen - weshalb sie auch nur durch eine hochgezogene Augenbraue kommentiert wurden. Und nicht ernst genommen zu werden behakte ihm insbesondere nicht.
    "Wenn du keine weiteren Fragen hast, bist du dann jetzt entlassen!"

    Nachdem Tiberius Verus sich gerüstet hatte und auf ihn zu marschiert kam, sagte Licinus nur ein einziges Wort. Besser gesagt, er bellte es:
    "Age!" ~ Tu's
    Er hatte mitnichten vor den ersten Angriff zu führen, sondern wollte sehen, wie der Mann sich im Angriff schlug. Schon beim Herankommen hatte er registriert, dass sein gegenüber keine Anstalten zu machen, dass Schwert zu heben um zu schlagen. Gut. Aber jetzt herrschte eiserne Konzentration. Licinus hielt seinen Schild genau gegenüber des seines Opponenten. Die Kameraden neben ihm fehlten, allzu leicht konnte man durch eine geschickte Drehung in den Rücken des Gegners geraten.

    Die Wahlen spülten doch immer wieder verschiedene Charaktere in die Amtssessel, stellte Licinus fest, war diese Ausgabe eines städtischen Beamten doch deutlich penibler als jene, die er im vergangenen Jahr hier vorgefunden hatte.
    Auch die nächste Frage konnte er nämlich nur mit einem "mir nicht" beantworten und stellte sich dabei die Frage, wie man Bodenschätze direkt am See überhaupt heben sollte, so dass es sich finanziell noch lohnte. Auf jeden Fall gab er mittels eines Blickes auch jene Frage an den Boten des vigintivirs weiter.

    "Zu häufig," entgegnete er, bevor er sich straffte und mit abschließendem Tonfall anmerkte.
    "Nun, signifer, ich denke, wir haben heute beide noch anderes zu tun, als uns nett zu unterhalten. Frohe Wache wünsche ich!"
    Nach erneutem Austausch von Grüßen machte sich Licinus dann auf zum nächsten Turmbau und verließ den Wall in Richtung seines domus.

    Noch im Durchgang zu jenem Gebäudetrakt, in dem sein officium lag, deute Licinus auf seinen Sekretär und erklärte seinem jungen Begleiter:
    "Lass die in die lorica helfen und nimm dir ein gladius und ein scutum. Anschließend kommst du zu mir in die Mitte des Platzes." er slebst ging noch mit, um sich ebenfalls zu wappnen. Sein Schwert legte er ab udn nahm dafür das Übungsschwert auf, dazu das scutum. Schwer wog beides in seinen Häänden, während er in der Mitte der den Hof umspannenden Arkaden einen festen Stand suchte und auf den Angreifer wartete!

    "Keine Ursache! Wichtiger ist, dass du dich beweist", bzw. mir beweist,d ass ich gerade keinen Fehler mache, fügte Licinus in Gedanken hinzu. Denn eines stand fest. Sollte dies hier ein Fehler sein, dann würde er nicht der einzige sein, der darunter zu leiden hatte.


    "Natürlich", entgegnete Licinus dem offensichtlich überraschten Patrizier. "Bevor ich eine Entscheidung, will ich mich selbst überzeugen, dass dein Ausbilder auch kompetent war!" Mit diesen Worten erhob er sich und rief ins Vorzimmer:
    "Scriptoris!" und schon wenige Augenblicke später wieselte der Schreiberling in sein officium.
    "Eine Rüstung und einen Helm für meinen Gast hier, dazu noch zwei Übungsschilde und zwei Übungsgladii. In den Hof der principia. Sofort! Abi!"
    Mit einem Nicken mahte sich der Sekretär auf, das gewünschte zu besorgen, während Licinus darüber nachdachte, wann er wohl das letzte mal mit dem beschwerten Übungsgerätschaften gearbeitet hatte. Es durfte sicherlich eine ganze Weile her sein, denn er konnte sich nicht mehr daran erinnern.


    Als der Tiberier dann akzeptierte, dass eine Einstellung als centurio schon aus technsichen Begebenheiten nicht drin war, war alles klar und er wieß ihn nur noch an ihm zu folgen, dann trat er durch die Tür, die Treppe herab und stand schon bald im Hof der principia.

    Fragte sich, warum Dives das nicht gleich erwähnt hatte. Dem Schlingel würde er wohl noch mal auf die Finger klopfen müssen.
    "Lass mich kurz mal..."
    Umständlich fischte Licinus im Regal hinter ihm nach einem Codex militaris und flog über die Stelle hinweg. Dann klappte er die Deckel wieder zu und stellte fest.
    "Ja, das sollte in der Tat kein Problem sein. Hier steht unverheiratet und das bist du momentan ja wohl."


    Die Schriftrolle wurde ebenfalls überflogen und dann auf dem Schreibtisch abgelegt. "Mein Sekretär wird hiervon eine Kopie machen, das Original erhältst du dann morgen zurück.", erklärte er dann, schließlich handelte es sich hierbei um ein durchaus wertvolles Dokument für die einzelne Person.


    Offensichtlich hatte der Mann keine Freude daran an seine beiden Tötungen zurück zu denken. Aber das Töten sollte ja auch keinen Spaß machen. Nur akzeptieren sollte man es können. Jene die gerne töteten waren als Offiziere ebenso unbrauchbar wie jene, die Angst davor hatten, fand Licinus, denn sie gingen zu große Risiken ein. Aber das hier war kein Plausch über die richtige Führung und richtiges Verhalten also kommentierte er seine Meinung auch nicht weiter.


    "Nun, das klingt alles nicht schlecht. Theoretisch hast du mich ganz gut überzeugt. Zum praktischen Teil kommen wir gleich. Wir werden einen kleinen Übungskampf abhalten. Wir versuchen uns mit Übungswaffen zu treffen. Wenn es dir gelingt mich dreimal zu treffen bevor die Zeit um ist, kannst du in höherem Rang beitreten. Je weniger ich dich in der Zeit treffe, desto besser für dich."
    Was die Zeit dabei war, verschwieg Licinus dabei bewusst und unterwarf es somit seiner eigenen Willkür. Ein weiterer Test sozusagen.
    "Allerdings gibt es noch einen Haken, den ich nicht verschweigen möchte. Das centurionat ist im Moment vollständig besetzt. Ich kann dich nicht als centurio rekrutieren."
    Ein Umstand, der Licinus in dieser Situation gar nicht so ungelegen kam. So hatte er nämlich etwas länger Zeit für die Prüfung des Aspiranten.
    "Das einzige, was ich dir anbieten kann ist die Position eines optios ad spem ordinis und, sofern du dich dort bewährst, eine der centurionenstellen, die im kommenden Frühjahr frei werden. Ist das für dich akzeptabel?"
    Eine Zwickmühle, wenn auch eine offensichtliche, gab es doch nur eine richtige Antwort auf die Frage.

    Sim-Off:

    Sorry übersehen


    "Nun, vermutlich bin ich irgendetwas dazwischen", stellte Licinus klar, der selbst nicht so genau wusste, wie genau er die Situation richtig beschreiben sollte.
    "Zum einen bin ich dein Vorgesetzter, das heißt die üblichen Zuchtmittel wie Rationenkürzung, Nachtwache oder gar vitis fallen selbstverständlich raus. Auch übermäßiges Zusammenstauchen könnte Gegenreaktionen provozieren. Zum anderen habe ich aber keine Ahnung und werde dir vermutlich den letzten Nerv rauben." an dieser Stelle erlaubte sich Licinus ein seltenes, selbstironisches Grinßen.
    "Also werde ich damit Leben müssen, dass du mich kritisierst. Und auch das ein oder andere anblaffen werde ich wohl aushalten müssen, solange es sich aber im Rahmen hält und nicht zu laut oder vor angetretener Truppe stattfindet, werden wir miteinander klar kommen."
    Damit hatte er dann seinen Rahmen abgesteckt, in dem ein sinnvolles Training wohl möglich war.
    "Ich komme auf ein Pferd rauf und wieder runter, wenn es stillhält. Und ich kann mich in langsamen Tempo oben halten. Was ich nicht kann ist alles, was mit dem Wörtchen schnell zu tun hat. Und ich habe keine Ahnung, was ich tun muss, wenn mich so ein Mistvieh tatsächlich mal abwirft."

    Die ersten Punkte nickte Licinus ab, er hatte ja schon gesagt, dass er nichts anderes erwartet hatte. Das hier aber Punkte überhört wurden, sich diese Hoffnung zu machen war schon reichlich naiv. Und so konnte der TIberier wohl nicht umhin eine nach oben wandernde Augenbraue zu bemerken, als Licinus aufhorchte und mit aufmerksamer Stimme bemerkte: "Mehr?"


    Patrizier als Beruf ansehen? "Wohl kaum", blieb Licinus da nur zu sagen. "Also eine solide Grundbildung", stellte er weiter fest, stillschweigend voraussetzend, dass in einem patrizischen Haushalt auch die mores maiorum und ein Mindestmaß an Religion gelehrt wurden.


    Überhaupt traf der sachliche Tonfall ziemlich gut Licinus Geschmack, der allzu viel Pathos nur wenig abgewinnen konnte. Außer in Zeremonien, aber so gab es eben eine Zeit und einen Ort für alles. Und sein officium war ein Ort der Sachlichkeit. Vielleicht der größte Ort der Sachlichkeit innerhalb einer legio. Ein Lager konnte man nicht mit Geschwätz verwalten. Ebenso ruhig hörte sich Licinus nun die militärspezifische Vorbereitung des Mannes an und man konnte nicht sagen, dass er es hatte schleifen lassen. Das Examen war schließlich nur für angehende Stabsoffiziere von Nöten. Auch wenn es natürlich noch nicht die Herausforderung war, war es für Zivilisten doch nicht gerade erschwinglich, wenn er sich recht erinnerte. "Du scheinst dich sorgfältig vorbereitet zu haben. Hast du eine Bescheinigung über das Examen für die Akten bei dir?"
    "Über die Gestaltung des Sonderdrills muss ich mir allerdings noch Gedanken machen. Kommt schließlich nicht jeden Tag vor, dass jemand die unteren Ränge überspringen möchte."
    Das hieß natürlich wollen taten das vermutlich einige. Nur bekamen die meisten keien Chance dazu.


    Nun kam es, mit einer leichten Änderung der Sprechweise, zu den wirklichen Überraschungen, was Licinus auch nicht verbergen konnte. "Du hast zwei Männer in Notwehr getötet?" fragte er nach und hätte beinahe in Soldatenmanier durch die Zähne gepfiffen. Ohne jede soldatische Ausbildung war das durchaus keine kleine Leistung. "Ja, ich denke, du standest in diesem Moment unter seinem Schutz. Wozu wird man sehen. Das löst aber schon mal ein Problem. Ich kann keinen Offizier brauchen, der zusammenbricht, wenn er das erste Mal Blut sieht. Das ist ungünstigerweise meist nämlich mitten in einer verdammten Schlacht!"
    Aber er wollte keinesfalls an offenen Runden rühren und hakte somit das Thema mit einigen Allgemeinen Worten ab.
    "Und das du aus diesen Gründen besonders für die Aufrechterhaltung der Ordnung eintreten möchtest ehrt dich durchaus. Wobei nur Erfahrung sammeln auch schwierig werden würde. Wenn du dich verpflichtest, gelten die vollen zwanzig Jahre. Bist du dir dessen bewusst?" Und Licinus würde bei dem vereinfachten Einstieg auch durchaus auf einer Einhaltung der Dienstzeit bestehen.