Beiträge von Marcus Iulius Licinus

    "Das ist mir durchaus bekannt", stellte Licinus klar, als der Tiberier ihn mit ruhiger Stimme über das Verscheiden seines ehemaligen patronus in Kenntnis setzte. Er erinnerte sich noch daran, als er überführt wurde, aber das war eine andere Geschichte.
    "In seine Fußstapfen treten, mmh?" fragte er und fuhr trocken fort "Ich bin mir sicher, dass du diese Worte noch verfluchen wirst. Du weißt vielleicht, dass sich der legatus ex caligae hochgedient hat. Er hat als ganz unten als tiro angefangen. Außerdem hat er einen tribunus laticlavius der kompletten Grundausbildung unterziehen lassen.
    Du aber möchtest, wenn ich recht verstanden habe, direkt in höherem Rang einsteigen. Ich frage mich, was mein patronus dazu wohl gesagt hätte."

    Licinus wusste noch nicht, wie er entscheiden würde. Gut für den Tiberier war in jedem Fall, dass er sich nicht daran erinnerte, dass Vitamalacus mal vor der gleichen Frage stand. Und dem betreffenden Verwandten den schlimmsten Schinder von Ausbilder zugeteilt hatte, den er finden konnte.
    "Da er aber nun mal nicht mehr unter uns weilt, werden wir das nie erfahren, nicht wahr? Also, du sollst eine Chance bekommen, mich zu überzeugen. Aber erstmal gibt es noch ein paar Fragen zu klären: Ich gehe von einem bisher untadeligen Lebenslauf aus, dass du weder krank, noch gebrechlich bist, dass du nicht verheiratet bist?"


    "Ich gehe weiter davon aus, dass du lesen und schreiben kannst, aber keinen Beruf erlernt hast, korrekt?"


    Nachdem somit die preliminarien geklärt waren, und der Beweber zumindest zu legionär geeignet war, kamen sie nun zu den kritischen Fragen:
    "Und was qualifiziert dich darüber hinaus zu einem höheren Rang? Warum sollte ich dir meine Männer anvertrauen? Überzeuge mich!"

    "Tiberius Verus?", fragte Licinus im ersten Moment nach, aber dann fiel es ihm ein. "Ach ja, der Patrizier, der zur legio möchte. Setz dich."
    Bevor er allerdings zur Sache kam, hatte er da noch eine Frage, die ihn persönlich interessierte. "Irgendwie verwandt mit dem gewesenen legatus Tiberius Vitamalacus? Oder Aurelius Ursus?" dessen Frau war doch ebenfalls eine Tiberia. Vielleicht kam er auf diesem Weg an Informationen wie es seinem patronus oder der familia dessen Vorgängers ging.

    Diese Frage hatte Licinus befürchtet, hatte sein Verwandter doch nichts dergleichen geschrieben. Er musste sich also mit Analogien behelfen, die er am Vorabend noch schnell beschafft hatte. Wieso konnte Land nicht überall gleich viel pro centuria kosten, mmh?


    "Nicht direkt. Er nannte in seinem Brief ein Stück Land, dass wohl den selben Wert aufweist. Bei Bovillae. Unbesehen schätzt einer unserer Vermessungsspezialisten den Wert eines solchen Grundstückes wiederum auf ca. 5.000 Sesterzen. Das wäre, so du keine genaueren Informationen hast, dann die Summe, die ich dir anbieten würde."
    Mehr als den Schwanz der Katze konnte Licinus nun natürlich auch nicht aus dem Sack holen, aber vielleicht wurde man sich ja trotzdem handelseinig. Und beim nächsten mal, schwor er sich, würde er sich genauer informieren. So wie er sich auch über Fleich, Gerste, Hafer und Weizen, Holz, Metall, Lehm und alles andere informiert hatte, mit dem die legio versorgt wurde. Aber mit Grundstücken war seine Erfahrung bis heute null.

    "Interessante Frage", entgegnete Licinus, für den es schon zu lange her war, dass er einen der Unteroffiziersränge begleidet hatte. Noch dazu war es nur eine kurze Zeit gewesen. "Da wünsch ich gute Spannung!" Er selbst würde jedenfalls über die gesamten Saturnalia keinen Schritt machen ohne auf eine Überraschung gefasst zu sein. Und dennoch kalt erwischt werden, da war er sich sicher.


    "Da kann man wirklich von ausgehen. Die ersten Anfragen kamen schon, bevor der Winter wirklich da war. Die wollen sich unsere Arbeitskraft sichern, noch bevor der Schaden entstanden ist, den wir reparieren sollen." Mehr als seinen Kopf schütteln konnte er über diesen Egoismus der städtischen Beamten nicht. Und das erlaubte er sich in dieser Situation natürlich nicht. Überhaupt stellte er fest, dass es allmählich auch wieder gut war mit den Vertraulichkeiten. Bald würde er weitermüssen.

    "Nicht ge..." braußte Licinus auf, der größten Wert auf Ordnung in seinem Vorzimmer herrschte. Dann unterbrach er sich selbst, als er merkte, dass gar nicht der erwartete vor ihm stand.
    "Slave Matinius! Persönlicher Besuch? Wer?" Im nächsten Moment korrigierte er sich
    "Egal, kann er mir auch selbst erklären. Ich nehme an, du hast Torwache? Dann kannst du deinen Dienst wieder aufnehmen. Wir wollen ja nicht, dass du die Ablösung verpasst, nicht wahr? Wegtreten!"
    Ja, der alte Soldat schien tatsächlich gut gelaunt, dass er beinahe schon scherzhaft mit den Soldaten sprach. Dann widmete er sich wieder dem Besucher und fragte sachlich nach:
    "Nun, was kann ich für dich tun?"

    Wo auch immer der Schreiberling war, abgemeldet hatte er sich jedenfalls nicht. Ergo rechnete er auch nicht damit, dass es jemand anderes war und so rief er der Tür entgegen:
    "Wenn du schon rein kommst, bring die Anfragen bzgl der Straßenausbesserungen im Frühjahr gleich mit, ich hab grad Zeit und Nerven dafür!"


    Tatsächlich klang die Stimme des Präfekten - von der nötigen Lautstärke um durch die Tür zu dringen abgesehen - recht entspannt, beinahe schon amüsiert.

    "Keine mir bekannte." Wohl möglich, dass er kurzzeitig unter Licinus gedient hatte, wohl möglich, dass dem nicht so war. Entsprechend zwangsläufig fiel auch des praefectus Antwort auf die zweite Frage aus, zumal er die Besitzurkunde vor diesem Moment nie gesehen hatte:
    "Ich habe keine Ahnung, woher der Bezug kommt." Tatsächlich erwartete der Militärbürokrat in ihm eher eine Katasternummer oder ähnliches als einen Bezug auf eine weit entfernte Stadt. Offensichtlich ging es auch dem duumvir so, aber einer Antwort brachte sie das beide nicht näher.
    Er warf noch einen Blick auf Dives Sklaven, der ihn auffordern sollte zu sprechen, so er zur Klärung beitragen konnte.


    Sim-Off:

    Der Spieler mal in Mogontiacum gespielt, ich vermute es hängt damit zusammen

    "Wenn deine Pflichten das zulassen, natürlich!" entgegnete Licinus auf das Angebot, so musste man es wohl nennen, des Decimers ihn selbst zu unterrichten. Allerdings wollte er nicht, dass irgendwelche die vernachlässigt wurden, nur damit er sich an einen Pferderücken gewöhnte.


    Aber natürlich war es einfacher, wenn der Freiwillige schon hier war, dann konnte man die terminlichen Rahmenbedinungen sofort abstecken. "Wenn es keine Einwände deinerseits gibt, findet das Training jeden dritten Abend nach Dienstschluss statt. Solltest du an einem dieser Tage Wachdienst haben oder aus anderen Gründen verhindert sein, wird die Unterrichtseinheit am folgenden Abend nachgeholt. Einverstanden?" Natürlich setzte Licinus voraus über nicht dienstplanbedingte Verschiebungen informiert zu werden. Für dienstplanbedingte würde das allerdings ein Schreiber übernehmen können.



    Sim-Off:

    Ich hab mal gelesen, der nachmittägliche Übungsbetrieb endete zwei (römische) Stunden vor Sonnenuntergang. Das meine ich mit Dienstschluss


    Sim-Off:

    Du kannst einen Ausbildungs-Thread auf dem campus eröffnen wenn du möchtest

    Wieder einmal betrat Licinus die geschäftigen Hallen des cursus publicus in Mantua.
    Er trat an den Schalter vor und legte zweierlei Briefe auf den Tresen, wobei er die Zielort verkündete: "Zweimal die casa Iulia in Roma. Beide auf die Wertkarte der gens Iulia."

    Ad
    Tiberius Iulius Crassus
    Casa Iulia
    Roma


    Salve Crassus,


    nichts zu verzeihen. Vielmehr danke ich für deine Glückwünschen. Ich freue mich, die Mitteilung auf persönliche Weise erhalten zu haben. Ich gebe zu, dass ich mit einer Ernennung zum eques erst für nach meiner honesta missio gerechnet hatte. Anscheinend sind die Verfahren in der kaiserlichen Verwaltung doch anders, als man sie sich hier in der Kleinstadt ausmalt. Aber darüber bist du natürlich besser informiert, als ich es bin.


    Mehr noch als ich hat sich mein Sohn gefreut, als er von der Ernennung hörte, kann man doch annehmen, dass es ihm eine Hilfe in seiner Laufbahn innerhalb der Stadtverwaltung Mantuas sein wird. Meine kleine Tochter dagegen ist noch zu klein, um die Bedeutung des Schrittes wahrzunehmen, auch wenn sie auch immer größer wird.


    Nun, so viel zu mir, berichte mir jedoch, wie es dir nach dem Bürgerkreig ergangen ist. Deinen Posten in der Verwaltung scheinst du ja behalten zu haben, aber sonst weiß ich nur wenig über dich.


    Vale bene


    Licinus


    Ad
    Marcus Iulius Dives
    Casa Iulia
    Roma


    Salve Dives,


    danke. Du warst schnell, dein Brief lag schon gemeinsam mit der Ernennung und dem Begleitbrief von Iulius Crassus auf meinem Schreibtisch.


    Ja, wir haben den Bürgerkrieg gut überstanden. Fast muss man sagen erstaunlich gut, wie man ja nicht zuletzt an deinen Wahlergebnissen gesehen hat.


    Nun, Germania ist nun sicher nicht aus der Welt, im Gegenteil eine der bedeutendsten Provinzen überhaupt. Das sollte dir sicher zupass kommen, wenn du einmal ein außerrömsiches Amt anstreben solltest, wie dein tribunat. Außerdem wird er ja sicherlich nicht auf ewig dort festsitzen.


    Ich sehe schon, im nun kommenden Jahr werde ich die urbs häufiger besuchen müssen, schon allein wegen der Familienfeiern. Ich werde sehen, was ich einrichten kann, schließlich ist nicht jeden Tag Hochzeit in der weiteren Familie.


    Was nun deinen Freund von den Tiberiern angeht. Ich habe oft erlebt, dass Patrizier im Militär besser sind als ihr Ruf, siehe die legati Aurelius und Tiberius, aber ich verspreche gar nichts. Schick ihn zu mir, wenn er mich überzeugt, sehen wir weiter. Sag ihm, er muss sehr überzeugend! Einen inkompetenten centurio kann sich die legio nicht leisten!


    Vale bene


    Licinus

    "Setz dich!" wieß Licinus den decurio an, da er selbst ebenfalls saß und wenig Lust hatte, sich den Hals zu verrenken. Und da dies hier keine Standpauke wurde, gab es auch keinen disziplinarischen Grund weshalb der Mann stehen sollte.
    "Die Lage ist wie folgt: Ich bin praefectus castrorum dieser legio. Präfekten sollten reiten können. Ergo, ich werde lernen müssen, mich auf dem Rücken eines Pferdes zu halten, auch wenn es sich schneller fortbewegt als ein Soldat laufen kann!"
    Licinus verzog sein Gesicht zu einem unglücklichen Grinßen, der Gedanken sich wie ein tiro und noch dazu auf einem Pferd umher scheuchen zu lassen war seiner Laune alles andere als förderlich. Er schloss:
    "Und hier kommst du ins Spiel. Finde einen Freiwilligen, der mit Reitunterricht gibt. Nichts großartiges, vom Pferde kämpfen ist genauso unnötig wie im vollen Tempo, Galopp sagt ihr, glaub ich, abspringen zu können. Ich will nur einigermaßen zügig von Alpha nach Omega kommen. Verstanden soweit?!"

    "Das ist gut zu hören." entgegnete Licinus unbestimmt.
    Er hatte von Geschichten gehört, nach dem Krieg in Parthia, dass Männer plötzlich durchgedreht waren und sich plötzlich wieder im Krieg gewähnt hatten. Sie hatten die Schrecken dort wohl nicht ganz verkraftet gehabt.
    "Nun, vorerst bleiben wir wohl auch mit Zivilaufgaben verschont, bis ins nächste Frühjehr hinein."
    Einen Moment lang schwieg er, dann wechselte er das Thema.
    "Bin gespannt, was sie für die saturnalia ausgeheckt haben." Ein schlichtes Statement, aber es würde sich verbreiten, machte es doch klar, dass der alte Brauch in Kraft war, dass die Soldaten den Offizieren Streiche spielen durften. Er erinnerte sich da noch an eine Aktion, als der legatus sein Büro mit Pfeilen gespickt als Parthisches Schlachtfeld wiedergefunden hatte.

    "Geh durch, er wartet schon auf dich!"
    winkte der Adjutant den decurio durch die offenstehende Tür des officiums praefecti, aus dem auch schon zu hören war:
    "Decurio Decimus?! Komm rein, ich habe ein Problem und du musst es lösen!"
    Vielleicht nicht unbedingt die freundlichste aller Begrüßungen, aber das Thema das anlag war Licinus berühte Licinus ewige Schwachstelle.

    Licinus nahm den angebotenen Platz ein und saß mit durchgerecktem Rücken da. Man mochte es steif nennen, wie er da saß, für ihn war es nichts anderes als seine natürliche Körperhaltung. So wartete er dann auch nicht, was seine Begleiter genau taten, sondern eröffnete das Gespräch ohne Vorgeplänkel.
    "Ich weiß nicht, ob mein Sohn dich informiert hat, warum wir hier sind", man mochte meinen, dies zuzugeben sei politisch unklug gewesen, aber es war gerade heraus.
    "Aber einer meiner Verwandten ist gerade decemvir und er schrieb mir, dass jener sein Hab und gut der civitas Mantua vererbt habe."
    Er machte dem Sklaven einen Wink, dass er die entsprechenden Dokumente überreichen sollte und gab anschließend dem duumvir Zeit um diese zu lesen. Dann fuhr er fort.
    "Du wirst festgestellt haben, dass darunter ein Grundstück bei Geneva ist. Sollte die Civitas kein Interesse daran haben, dieses zu behalten, möchte ich mein Interesse anmelden, es zu erwerben."

    Ein namenloser Mitarbeiter des Kommandostabes kam eines Tages zu dem decurio, klopfte, trat ein, salutierte und überbrachte die folgende Meldung:
    "Salve decurio,
    du sollst heute abend nach Beendigung des Tagesgeschäfts den praefectus Iulius in seinem officium aufsuchen!"

    damit war die Arbeit des Boten schon getan, der, während er auf die Erlaubnis wartete wegzutreten, noch feststellte, dass jene Meldung wohl implizierte, dass das Tagesgeschäft im Kommandostab länger ging, als jenes im Kommandostab. Nun, seit der Iulius den Befehl dort an sich gerissen hatte mochte das stimmen. Die Sekretäre wünschten sich zum Teil einen neuen senatorischen tribunus. Denen konnte man leichter ein X für ein V vormachen.

    Man mochte Licinus Grinsen schon beinahe verschwörerisch nennen, zumindest für einen winzigen Moment. Warum auch sollte er dem verdienten Veteranen nicht einen ruhigen Job gönnen? Auch wenn er sich kaum an entspannende Momente erinnerte, aber seine Zeit als signifer war im Krieg gewesen, die Totenlisten zu führen allein war Aufgabe genug gewesen.


    "Es freut mich, dass du auch mit deiner neuen Aufgabe zufrieden bist." Nicht jeder Soldat musste unbedingt zufrieden sein, das war utopisch, aber ein zufriedener Offizier formte eine bessere Einheit als ein unzufriedener.
    "Dass es dir fehlt die Frischlinge zu scheuchen, kann ich verstehen. Is bei mir auch nicht anders. Wenn man den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt, freut man sich, wenn man mal wieder raus kommt. Aber ich will mich nicht beschweren, der Job ist spannend.
    Was sagen eigentlich die Männer, jetzt wo wieder Frieden herrscht?"
    , wechselte er aprubt das Thema um sich und seinen Gesprächspartner nicht in Verlegenheiten über allzu große Vertraulichkeiten zu bringen.

    Licinus schwieg ebenfalls zu der falschen Anrede, allerdings weniger aus Kalkül, denn aus Gewohnheit. Man konnte ihm kaum unterstellen ein Schwätzer zu sein, außer vielleicht wenn er anfing zu erklären. Dann kontne es durchaus detailliert und pedantisch werden, aber Gründlichkeit und Ordnung waren schließlich die Grundfesten Roms allgemein und der legiones im Besonderen.
    So folgte er auch schweigend seinem Sohn zu dem officium.

    "Salve Titus!" grüßte Licinus zurück.
    "Das ist Antinoos, den der decemvir Iulius Dives geschickt hat, um der Stadt mitzuteilen, dass sie ein Grundstück geerbt hat. Und mich bittet er, dass ich das Grundstück anschließend der Stadt wieder abkaufe, um die Stellung der gens Iulia zu stärken, so beliebte er sich auszudrücken."
    Erklärte er seinem Sohn und wandte sich dann an den Sklaven:
    "Mein Sohn Iulius Servianus, er arbeitet hier in der Stadtverwaltung und hat uns einen Termin beim duumvir gemacht. Dann los!"