Beiträge von Marcus Iulius Licinus

    Licinus war gerade noch nüchtern genug, dass ihm dieses Gelübde so obskur vorkam, wie einem nüchternen menschen wohl die gesamte Zeremonie.
    Zu schwören für die Sicherheit des Imperiums zu töten und zu sterben, das war etwas, was er schon häufig getan hatte. Aber diese spezielle Schwur schien den Tod geradezu herbeizusehnen. Und das war ... obskur.


    Allerdings fand der Gedanke keine Möglichkeit sich in Licinus Hirn festzusetzen. Denn auch Licinus war in den Riten gefangen und vollführte sie beinahe willenlosm, während ihm das ewig hallende evocati drohte den letzten Nerv zu rauben.


    ~~~


    Irgendwann gab es Rüchtugnen und Waffen zurück. Licinus brauchte eine ganze Weile um zu realisieren, dass dies beduetete, dass das Ritual nun ein Ende fand. Er hatte das Zeitgefühl zwischenzeitlich vollständig verloren.
    Erst die Blutdusche brachte ihn mit dem Gedanken in die Realität zurück, dass sie irhe Rüstungen gewaltig würden schrubben müssten, wenn der centurio sie nciht verprügeln sollte. Das hieß, er war der centurio. nein, er war noch höher. Er war Lagerpräfekt, aber das hieß bei den Prätorianern anders. Wie nochmal? Achja, Princeps. Ein abgründiges Lächeln trat auf Licinus Lippen. So nannte mana uch die Kaiser. Absurd.


    Die Tore des Tempels öffneten sich, Licinus kniff die Augen zu sammen um der Flut von Licht, die ihn im Kopf und in den Augen scherzte zu entgehen, aber das verstärkte nur das von draußen hereinbrechende Toben. er erkannte es erst als Applaus als die sauerstoffreiche reine Luft, seine Lungen mehrfach gefüllt hatte. Und wenn man von römischer Luft als rein sprach, dannn wurde einem erst deutlich, was in dem Temep vorgeherrscht haben musste.

    Licinus ließ sich vom cornicularius des tribunus in dessen Büro führen.
    "Salve tribunus!" grüßte er und kam gleich zur Sache. Danach mochte der tribunus entscheiden, ob er ihn anhören wollte, oder lieber verschob.
    "Ich komme wegen eines Zwischenberichtes bzgl. der Ermittlungen zum Giftanschlag auf den trecenarius. Vorweg, ich habe keine endgültigen Beweise, aber einige Indizien, die das Einschalten deiner Person nach meinem Erachten notwendig machen. Wenn du eingie Momente Zeit für mich hättest?"

    "Salve!" sagte Licinus reichlich verdutzt. So schnell hatte er nicht mit einer Gesundmeldung des tesserarius gerechnet. Und da er den Mann ein Stück weit kannte, war doch misstrauisch. "Meldung zur Kenntnis genommen. Ich kriege dann noch eine schriftliche Gesundschreibung aus dem valetudinarium."


    Licinus hatte vor, das Thema erst später anzusprechen, aber jetzt war genauso gut wie üblich. Wenn der trecenarius in Rätseln sprach, dann konnte Licinus genausogut selbst konkret werden. Er hasste Rätsel und war außerdem gerade hochkonzentriert am Verfolgen von fehlerhaften Abrechnungen.
    "Richtig, das war immer der Fall und wird immer der Fall sein, aber ich denke du meinst grade weder Parther, Daker oder Briganten noch den centurio Publius Stertinius Varus, der vielleicht keine Gefahr für Rom ist, aber sehr wohl für die Staatskasse. Ich brauche, sobald du wieder eingearbeitet bist, alle Einsatzberichte von dem Mann. Die richtigen, nicht den Quatsch, der die castra verlässt. Ich glaube der Mann unterschlägt Geld im ganz großen Stil."
    Und da es zu Stertinius Varus Aufgaben gehörte, mit Geld dafür zu sorgen, dass Stammesfürsten jenseits der Grenzen Rom gewogen waren, redete man hier von ganz erheblichen Summen.
    "Also, worum geht es."
    Licnious legte die Akte Stertinius erstmal beiseite und war nun ganz Ohr für die Worte seines gegenübers.

    Der Leiter des Archives kam. Und er brachte Akten mit. Viele Akten. Zu viele Akten. Was über den trecenarius vorlag war eine Menge, eine ganze Menge. Jede noch so banale Beleidigung oder Drohung war notiert worden. Das war löblich, aber ohne automatisierte Datenverarbeitung alles andere als ein Spaß, das zu sichten.
    Licinus seufzte. Die hier kam auf den unwahrscheinlich Stapel. Gemeinsam mit dem Archivleiter saß er seit Stunden in seinem officium und laß Akten. Die Männer sortierten, was war eine plausible Drohung, welche passte zu der Art des Anschlages. Eine Heidenarbeit und die Ergebnisse waren doch bestenfalls Indizien. Dass sie einen Beweis, einen wirklichen Beweis finden würden, daran glaubte Licinus nicht. Allenfalsl fanden sie eine Spur so kalt wie Germanias Nächte.


    "Oh!" meinte der Archivar auf einmal. Es war das erste Wort seit langem, dass gesprochen wurde. "Das ist doch was halbwegs konkretes."
    "Konkret?" echote Licinus skeptisch "was heißt konkret?" Er ließ sich die Akte reichen und pfiff zwischen den Zähnen hindurch. "Du hast recht. Das ist tatsächlich annähernd konkret. Aber hast du den Namen gelesen? das wird noch hässlich. Also weiter."


    Bevor Licinus damit zum Tribun ging, wollte er die Alternativen kennen.

    Einmal im Block:


    ich bin die nächsten drei Wochenenden jeweils nicht oder nur minimal im IR zu finden. An den ersten beiden sollte ich per PN erreichbar sein (wenn auch nicht in der üblichen Antwortgeschwindigkeit) am dritten (Pfingsten) bin ich definitiv einfach nur weg.

    Gemeinsam machten sie es sich unter dem Baum bequem. Esquilina kletterte auf Linicus Schoß (was dem Mann auf Grund fortgeschrittenen Alters und schwereren Kindes mittlerweile doch in die Knochen ging) und so saßen sie beide Sila gegenüber.
    "Solange es nur süß ist, wirst du in ihr immer eine gute Abnehmerin finden." Und Licinus, so oft er es sich auch vor nahm, konnte dem Kind das Naschen einfach nicht verbieten.


    "Du musst dich nicht entschuldigen." begann er ihre gemeinsame Geschichte zu erzählen. "Die meisten Leute denken sofort, dass ich eine Frau haben müsste. Aber Esquilina ist nicht meine leibliche Tochter. Auch wenn das für uns beide keine Rolle spielt. Gell, mein Schatz?" Licinus zerwuschelte Esquilinas Haare liebevoll, die sich gegen seine Brust gelehnt hatte. Sie warf ihm im Gegenzug einen leicht empörten Blick zu. Licinus erzählte weiter
    "Du kommst selbst aus Mantua. Es gab dort vor einigen Jahren einen heftigen Sturm, der die Stadt ziemlich verwüstete. Eine der insulae war das Haus, in dem Esquilina mit ihrer Mutter wohnte. Ihr Vater war ein Soldat, der sie verlassen hatte, als sie schwanger wurde. Das Haus stürzte zusammen, Esquilina war durch den Schutt im Regenwasser gefangen und von uns abgeschnitten. Ihre Mutter lag schwer verwundet in der vorderen Haushälfte. Mit einem meiner Soldaten gelang es mir, das Kind zu retten, ihre Muter kam ins valetudinarium. Ich nahm sie vorläufig in meine Obhut, versuchte Verwandtschaft zu finden, bis die Mutter wieder gesund würde. Sie wurde es nicht, sondern starb. Ich behielt Esquilina vorläufig bei mir, aber ich konnte nie Verwandte von ihr finden. Zum Glück, sage ich heute, denn so blieb sie bei mir."
    Eine Sanftheit, die man ihm sonst nie anmerkte lag in Licinus Augen, aber auch ein winziger Zug unerklärlichen Schmerzes. War es nur Mitgefühl für das Kind, oder war da noch mehr.
    "Nun verstehst du, was sie eben meinte, nicht wahr?"
    Esquilina war still geworden. Sie mochte diese Geschichte nicht hören. Sie wollte nicht und Licinus spürte das. Aber die Geschichte war ihm wichtig. Es war eine gute Geschichte. Und es war gut, wenn die Leute sie kannten, den er wollte, dass die Menschen ein korrektes Bild von ihm hatten, keines, dass sie sich zusammendachten.
    "Aber lass uns lieber über anderes reden. Was gibt es bei dir neues? Wie geht es deiner Tante?"
    Ja, auch dieses Thema war nicht nur positiv besetzt, aber es lenkte das Kind womöglich ab.

    "Ich lebe mich langsam ein. Es ist so vieles so anders als in Mogontiacum, Mantua oder Tarraco." Von dem Landgut in Cremona mussten sie da gar nicht sprechen.
    "Und ja, ich denke du hast Recht. Und für alles andere gibt es Briefe." Er dachte an Alpina, die sich als durchaus fleißige Briefschreiberin herausgestellt hatte.
    Von Seneca hatte er dagegen noch nichts gehört, was ihn ein wenig wunderte.
    "Und ich danke dir für die Aufmunterung."


    "Meien Frau?" fragte Licinus etwas überrascht. so absurd es klang, dass eine Frau als Voraussetzung für ein Kind allgemein anerkannt war, war eine Tatsache, die ihm allzu leicht entfiel, wenn es um ihn und Esquilina ging. Die war da allerdings etwas mehr auf zack.
    "Meine Mama ist tot" erklärte das Kind mit fester Stimme. Sie hatte sich damit abgefunden. Meistens zumindest. Nur manchmal, wenn sie schwer traurig oder einsam war, vermisste sie einen bestimmten Gerucht. Seit sie in Rom war wieder mehr, denn sie wohnte nicht mehr im gleichen Haus wie Licinus und hatte mit Alpina ihr weibliches Rollenmodell verloren.
    "Marcus hat mich aus dem Wasser gerettet und ist jetzt mein Papa!" Sie ließ von den Honigkuchen ab und umarmte ihren Papa voller Liebe.


    "Du wolltest ein Picnic machen. Vielleicht sollten wir uns wirklich auf die Wiese setzen und ich erkläre es dir?" bot er Sila an. Denn Esquilinas präzise aber sehr knappe Darstellung war wohl kaum als Erklärung geeignet. Er merkte aber andererseits, dass das Stehen seinem Töchterchen langsam schwerfiel.
    Zugleich war es der ungeschickte Versuch sich vor dem Thema "Esquilina wird erwacshen und verdreht jungen Männern den Kopf" zu drücken. Denn das in der Antwort darauf sein gladius tatsächlich eine möglicherweise nicht unerhebliche Rolle spielte musste er sich offen eingestehen.

    "Phoebe!" rief Licinus der jungen Dame hinterher, die sich verdächtig schnell davon gemacht hatte. Seine Ohren mochten nicht mehr die besten sein, seine Augen waren aber noch voll da. Und er hatte die schnelle Handbewegung durchaus wahrgenommen.


    Mit gebieterischer Miene sah er sich an und streckte schlicht und einfach die Hand aus. Worte waren unnötig.

    "Ich lasse es dich wissen." versprach Licinus "Vorher oder hinterher, wie es sich ergibt. Ich zweifele allerdings daran, dass sie es schätzen würde überrascht zu werden."


    Der Princeps lachte trocken. "Werte Quintilia," immitierte er ihren Tonfall und konnte sich eines Hauches gutmütigen Spotts nicht erwehren. "Ich habe 30 Jahre für Senat und Volk gekämpft. Ich habe zwei Reichsgrenzen verteidigt und einen Bürgerkrieg denkbar knapp überlebt. Ich bin mit knapp fünfzig Jahren vermutlich doppelt so alt und ein paar Jährchen mehr wie du. Ich bin alt. Für einen Soldaten allzumal." Begütigend sah er sie an.
    "Aber ich danke dir für deine Worte. Sie zeigen mir, dass ich immerhin nicht gebrechlich bin." Sein Ohr konnte er in diesem Moment problemlos vergessen. Das erste Zeichen, dass auch dieser Umstand sich zu ändern begonnen hatte, plagte ihn gelegentlich durchaus. Denn er kündete davon, dass seine verbliebene Zeit begrenzt war, mehr noch, dass die verbliebene Zeit beim Militär begrenzt war, und dann würde er eines Tages ohne Aufgabe da stehen. Eine Perspektive, die ihn ängstigte.


    Mit ernster Miene hörte Licinus, was sich zugetragen hatte und er kam nicht umhin zu sehen, was er sich selbst hätte lange denken können. Natürlich nur durch eine räumliche Trennung, so erkannte er, war auch die emotionale Trennung möglich gewesen. "Ich verstehe." Den Impuls auf jemanden aufpassen zu wollen kannte Licinus. Er durchlebte ihn selbst sehr häufig, wie viel stärker musste es dann erst sein, wenn man Geschwister oder gar eine Zwillingsschwester hatte.


    Auch wenn die Quintilia im Großen und Ganzen Recht hatte, gab es da ein Detail in dem sie sich irrte.
    "Nicht wieder. Es ist das erste Mal, dass ich nicht nur zu Besuch hier in der Stadt bin. Und ich kann tatsächlich nicht sagen, dass mich meine Versetzung über die Maßen erfreut hätte. Ich habe gute Freunde in Mogontiacum zurücklassen müssen. Ihretwegen wäre ich gerne geblieben." Die Stadt war austauschbar und auch Rom erwies sich als weniger schlimm, als er es vorverurteilt hatte. Die neue Aufgabe war eine Herausforderung, auch wenn er sich bei der Garde an einige Dinge gewöhnen musste, die ihm nicht wirklich zusagten.


    Licinus guckte mit großen Augen. Hatte er? Das war nun wirklich ... ein Zeichen für seinen mangelnden Umgang mit gesellschaftlichen Konventionen.
    "Das tut mir Leid. Iulia Esquilina, meint Tochter." der Stolz in Licinus Stimme spiegelte sich in den Augen des Kindes wieder, die gut genug erzogen war, sich durch die Vorstellung von den Honigkuchen ablenken zu lassen.
    "Quintilia Sila ist eine alte Bekannte. Als ich sie kennenlernte war sie wenig älter als du jetzt."
    Unwillkürlich musste er lächeln. Er war ungefähr doppelt so alt wie Sila, Sila ungefähr doppelt so alt wie Esquilina. Die Entdeckung dieses mathematischen zusammenspiels amüsierte ihn tatsächlich so sehr, dass er sich unwillkürlich nach einem fünf- oder sechsjährigen Kind umsah.
    Esquilina schluckte den großen Happs, den sie noch im Mund hatte herunter.
    "Freu mich, dich kennen zu lernen." säuselte sie mit einem kleinen Knicks. Oder zumindest dem Versuch einen solchen hinzubekommen. Licinus fragte sich, wo sie sich das abgeguckt hatte.

    "Danke!" sagte er zu der älteren Frau.


    "Ich denke, es reicht, wenn sie die besseren kennt und die schlechteren zu meiden weiß", meinte Licinus und versuchte mit dieser trockenen Bemerkung das Amüsement über den Tatendrang der jungen Iulierin zu verbergen.


    "Ich dachte, Iulius Caesonius" jaja, alter Militär, bemerkte Licinus selbst, dass er eher cognomina als praenomina benutzte. "Sei nicht im Hause? Wenn doch kann er euch bei eurem Rundgang begleiten." Ein Aufpasser sozusagen, der darauf achten würde, dass den Damen nichts zustieß. Und vielleicht auch ihre Kauflaune ein wenig im Zaum hielt. Auch wenn Licinus keinen Augenblick daran zweifelte, dass der Iulier von dieser Aufgabe bestenfalls mäßig begeistert sein würde.


    "Brauchen wir noch ein Zimmer für dich. Welches können wir denn gerade freiräumen." Licinus legte die Stirn in Falten, während er sich die aufteilung des oberen Stockwerkes in Erinnerung rief. Dann traf und verkündete er eine Entscheidung.


    Sim-Off:

    Ich werde mich gleich mal dran setzen, den Plan zu überarbeiten, weiß aber nicht, wann ich das sinnvoll beenden kann. Du kannst dir derweil natürlich selbst schon ein cubiculum anlegen.


    "Dann könnt ihr unter euch abmachen, ob ihr heute schon eine kleine Runde drehen möchtet, oder du dich erst erholen willst." offerierte Licinus.
    "Wenn es keine Fragen von eurer Seite mehr gibt." Licinus ließ den Satz unvollendet, aber die Schriftstücke auf seinem Schreibtisch sprachen eine klare Sprache. Außerdem würde er nach Hispania schreiben müssen, dass Stella gut angekommen war.


    Sim-Off:

    Als Spielanregung: Ihr könntet beispielsweise eine Besichtigungstour rings um die Casa simmen oder die Damen können die Hauseigenen Badegelegenheiten nutzen.
    Ich werde dann in ein paar Tagen einen Essenthread eröffnen, wo sich Licinus nach Stellas ersten Tagen in Rom erkundigt, wo wir alle wieder zusammenkommen können.

    Licinus verlor mehr und mehr die Kontrolle über seinen Stimmapparat. Sein Nuscheln war kaum noch zu verstehen und an einigen Stellen bemerkte er nicht mehr, dass er seinen Mund zwar noch bewegte, aber kein Laut mehr diesen verließ.
    Sein Denken hatte ausgesetzt und er vollzog nur noch die verlangten Handlungen, wie eine willenlose Maschine. So auch, als er die Schüssel mit dem Blutpudding entgegen nahm.
    Er verneigte sich in einer Form des Dankes und versuchte irgendwelche rituellen Worte zu sprechen, aber keiner konnte erkennen, was er gesagt hatte. Nicht mal, ob er etwas gesagt hatte, dürfte klar gewesen sein.
    Dann wartete und auf ein Zeichen, eingebildet oder tatsächlich gegeben begann er mit langsamen, abgehackten Bewegungen den Brei zu verspeisen. Schmecken tat er etwas, aber der Geschmack war zum einen nicht zu beschreiben und auf unerklärliche Weise schien er während des Speisens zu wechseln. So wie auch das Licht im Raum dazu übergegangen war, durch das Farbspektrum zu fließen und keine Farbe sich länger halten konnte.

    "Ja, ich bin ihr kürzlich auf dem Forum begegnet, wollte mich mit der Umgebung vertraut machen." Licinus antwortete auf die Fragen, die auf ihn einstürmten, als wären die Antworten die Luft, die eine Ertrinkende brauchte.
    "Sie sah ... Also verhungert sah sie nicht aus. Nur anders, als ich sie in Erinnerung hatte. Aber das sind nun auch schon ein paar Jahre. Und dennoch anders als du anders aussiehst. Trauriger vielleicht, ich kann es nicht genau beschreiben. Ich habe sie eingeladen, mich mal zu besuchen. Sie schien auf dem Forum nicht reden zu wollen. Aber ich zweifle daran, dass sie kommen wird. Tut mir Leid, ich hätte gerne bessere Nachrichten für dich gehabt."


    "Natürlich darf sie." antwortete Licinus und zog das schmatzende Kind unbewusst ein bisschen näher an sich heran, strich ihr über den Kopf. Er würde nie zulassen, dass sie einfach verschwandt. Auch die neuen Informationen über diese Varia. Sie hate in dem ganzen Aufstand doch noch dafür gesorgt, dass ein halbes Kind sicher aus der Gefahrenzohne herauskam. Das passte so gar nicht zu dem Bild, dass er sich von der Anführerin des Aufstandes gemacht hatte.


    Kurz zuckte durch seinen Kopf der Gedanke. Die Prätorianer waren gut darin, Leute aufzuspüren. Verdammt gut. Aber Quintilia Pina würde es nicht danken, da war er sich sicher. Von dem Amtsmissbrauch zu schweigen. Er schluckte das Angebot hinunter. "Und ich alter Mann dachte, euch beide könnte bei aller Verschiedenheit nichts trennen. So kann man sich irren." Es war etwas, was ihn unerklärlich traurig stimmte. "Es tut mir Leid für dich. Für euch eigentlich."


    "Ja. Der Kaiser hat mich aus der Germania zurückgerufen. Anscheinend brauchte man nach dem Aufstand jemanden, der die Verwaltung der Garde aufräumte. Keine Ahnung, wie man auf mich verfallen ist, aber nun bin ich hier."
    Er sagte es lakonisch, aber wenn die junge Frau ein feines Gespür hätte, würde sie vielleicht dennoch merken, dass der Abschied aus der Germania im schwergefallen war.

    "Meine Kameraden", begann Licinus seine Anprache. Es war eng in dem Raum. Nicht so eng wie in den habitationes der Grenzlegionen aber dennoch eng. Die Soldaten quetschten sich auf die Betten und Hocker, während Licinus in ihrer Mitte stand. Sich langsam drehte. Das unmögliche versuchte, alle Mann gleichzeitig im Auge zu behalten. Zum Schweitern verurteilt eben weil er in der Mitte stand. Aber nur so konnte er stehen, während alle anderen saßen.
    "Ihr alle wisst, dass es gestern einen Anschlag auf unseren geschätzten Trecenarius gegeben hat. Ihr habt heute morgen seine ehemaligen Leibwächter am Pranger gesehen. Ich habe den Befehl und das Verlangen jeden, der mit diesem Anschlag in Verbindung steht zur Rechenschaft zu ziehen. Angefangen bei den Leibwächtern, die so großartig versagt haben, über den Attentäter selbst bis zu seinen dreckigen Hintermännern. Egal wer sie sind."


    Jetzt kam der kritische Punkt. Licinus machte eine kurze Pause um seinen folgenden Worten mehr Gewicht zu verleihen.
    "Und ihr werdet mir dabei helfen. Ihr werdet meine Augen, Ohren und Schwerter sein. Gemeinsam wird es uns gelingen, die Verbrecher zur Rechenschaft zu ziehen.
    Aber ich sagte: Ich will sie ALLE! Ich will keine Exempel, ich will keine Schaueinlagen, ich will Rache und Strafe. Und ist unmissverständlich klar. Ich will eine ordentliche Ermittlung. Ich will die Täter, die Hintermänner und jeden einzelnen. Es wird keine Sündenböcke geben, keine konstruierten Verdächtige und keine Unfälle. Ist das klar?!"
    schloss er ihm Stakkato und schloss als Konzession an das Rachebedürfnis der Soldaten. "zumindest ... nicht vor Ende der Ermittlung." Er grinßte grausam. Und meinte es nicht ernst. Am Ende der Ermittlungen würde ein Prozess und eine ordentliche Hinrichtung stehen. Nur musste er die Soldaten so lange im Zaum halten.
    "Für ROM!" brüllte Licinus und in dem kleinen Raum kam es einem Donnergrollen gleich. Erst Recht, als die Soldaten den ruf echoten. Er schien sie gepackt zu haben. Das war gut.

    Auf Licinus nicken hin griff Esquilina beherzt zu und mümmelte ein "Danke!" zwischen zwei Bissen hinaus. Mjam. Honig.


    "Oh, natürlich erinnere ich mich." auch wenn es überraschend war, wie die Zeit vergangen war. Er hatte sich an zwei junge etwas naseweise Mädchen erinnert. Nun stand er zum zweiten mal einer ausgewachsenen Frau gegenüber und musste sein inneres Bild revidieren. "Nun, ich habe ein gutes Gedächtnis für Personen. Bringt der Job so mit sich. Und die unorthodoxen Ansichten deiner Schwester taten ihr übriges."


    "Das erklärt einiges," murmelte die Licinus in seinen nicht vorhanden Bart hinein, als er hörte wie ihm die Entfremdung der Schwestern mit greifbarer Traurigkeit geschildert wurde. Er erinnerte sich noch an die hitzige Diskussion über Frauen im Militär und ihm kam wieder in den Sinn, dass Quintilia Pina etwas über eine Kämpferin, nein eine Soldatin erzählt hatte. Ihm fiel wie Schuppen von den Augen, dass damit wohl die Anführerin des Aufstandes gemeint gewesen sein musste. "Deine Schwester ist da in gefährliche Gesellschaft geraten. Und das erklärt auch, weshalb sie so enttäuscht schien, mich in Schwarz zu sehen." Nachdenklich wie er war, sprach Licinus mehr zu sich selbst, als zu seinem Gegenüber und merkte gar nicht, dass er etwas sagte, was bei der jungen Frau heftige Emotionen geradezu auslösen musste.

    Davon abgesehen: Die 45 Kilo sind die Ausrüstung nach der Marianischen Reform für die Berufssoldaten, die darauf trainiert wurden.


    Und genau diese Reform war dafür berüchtigt, dass sie das Marschgepäck der Soldaten massiv vergrößert hat. Die Wehrpflichtigen der frühen und mittleren Republik mussten also vermutlich deutlich weniger tragen.


    Iulia Esquilina


    Honigkuchen? Hatte hier jemand Honig gesagt? Honigkuchen waren zwar noch keine Honigkirschen, aber nah dran. Eifrig nickte das Mädchen. Blickte dann zu Licinus, der keine Einwände erhob und stimmte dann auch verbal zu:
    "Honigkuchen ist toll."


    "Der zweite Zwilling." lachte Licinus. "Ja, doch, ich erinnere mich."
    Zum Thema Verlobung sagte er nichts, zum einen schmerzte es ihn, dass sein Freund Serapio so einfach verschwunden war, aber insbesondere hielt er es auch für unverantwortlich, seine Verlobte einfach so sitzen zu lassen. Gerade als Soldat empfand Licinus das Klischee des Soldaten, der die Frau vor der Hochzeit sitzen ließ, als besonders schimpflich. Der Grund dafür raffte sich zu seinen Füßen gerade auf, und versuchte seine Ungeduld nach dem Honigkuchen im Zaum zu halten.
    "Ich habe deine Schwester ziemlich verärgert und du hast versucht die Wogen zu glätten. Ich versprach euch eine Tour durch das Mantuarer Kastellum. Es ist lange her und ihr beide seit zwischenzeitlich erwachsen geworden. Du und deine Schwester."
    Ein komischer Zufall, dass er den beiden Mädchen, die er trotz ihrer Gegensätze für fest zusammengehörig gehalten hatte, nun in so kurzer Zeit beiden begegnet war. Beiden jeweils ohne die andere.


    Iulia Esquilina


    Da hielt man sich einmal nicht an seinem papa fest sondern war gut gelaunt ein paar Schritte voran gehüpft und schon haute es einen von den Beinen. Das oder ähnliches hätte Esquilina wohl denken können, während sie durch den Rempler das gleichgewicht verlor und etwas unsanft auf ihrem Hintern landete.


    Es war mehr überraschend als schmerzhaft geschehen, daher gelang es ihr mit dem Gedanken "Du bist ein großes Mädchen" die Tränchen in ihren Augen wegzublinzeln und guckte den Übeltäter, besser die Übeltäterin mit großen Augen von unten an.
    "Schon gut!" nuschelte sie von unten hinauf.


    Indes hatte Licinus seine Tochter mit zwei großen Schritten erreicht. Für den Moment nahm er Sila gar nicht wahr, sondern vergewisserte sich zuerst mal:
    "Geht es dir gut, meine Kleine?"
    Wofür er ein nicken erntete. Er half dem Mädchen wieder auf die Beine und klopfte mit einigen Strichen ihr Kleidchen wieder sauber. Indes fiel ihm auf, dass ihm das nur vage wahrgenommene Gesicht der anderen Partei irgendwie bekannt vor kam, er blickte erneut zu ihr, ums ich zu vergewissern.