Beiträge von Marcus Iulius Licinus

    "Deine Großtante ist dann Iulia Lucilla, die Witwe von Iulius Seneca?" fragte Licinus sicherheitshalber nochmal nach.
    Seines Wissens nach war Lucilla die letzte ältere Dame, die noch in dem Haus wohnte, in dem auch er aufgewachsen war. Und zumindest lagen im tabularium einige Briefe von ihr, die auf die Beschreibung einer strengen Gouvernante ausgezeichnet passten.


    "Dann seit ihr beide wohl Cousinen", stellte Licinus fest. "Das ist dochs chon mal was."
    Licinus dachte für eine Sekunde nach. Er kam sich langsam vor wie ein Heiratsvermittler. Nun hatte er schon zwei junge Frauen, die er wohl oder übel unterzubringen hatte. Wo waren diese Politiker eigentlich, wenn man sie mal brauchte, verdammt.


    "Nun, die Gelegenheit einen Haushalt zu führen solltest du hier in jedem Fall bekommen können. Servilia, ich setze auf deine Unterstützung."
    Meinte er freundlich, um der schrecklichen Frau ein Gefühl von Wichtigkeit zu geben. So unerträglich sie auch sein mochte, sie hatte durchaus Kompetenzen, was die Haushaltsführung anging. Nicht so gut, wie Vibullia Corona, aber immernoch besser, als ein alter Soldat, für den frische Früchte im Puls eine gelungene Abwechslung, ein halbversengter Braten schon eine Delikatesse war.


    Er fürchtete allerdings die logische Konsequenz. Denn am besten lernte man durch Übung und das hieß, dass hier bald ein Abendessen oder ähnliches stattfinden würde müssen. Und das wieder hieß, er würde eines geben müssen. Bravo. Vielleicht konnte er es durchs chweigen noch ein wenig verzögern.


    "Ich übernehme es derweil dir gelegentlich die nähere Umgebung zu zeigen. Iulia Phoebe," Licinus ließ sich nicht darauf ein, den cognomen wegzulassen, auch wenn die junge Frau das bevorzugte. Allein schon in Situationen wie diesen, in denen zwei Iulias hier waren. "darf ich dich bitten, Iulia Stella mit den üblichen Dienstleistern von außen bekannt zu machen. Du kennst dich da besser aus. Wir haben bei Vorzeigen unserer Siegelringe eigentlich bei allen wichtigen Händlern im Umkreis Kredit, die Rechnungen gehen dann zu mir. Falls du mal nicht genug Geld zur Verfügung hast. Wenn du dich also neu eindecken musst, sollte das kein Problem und Iulia Phoebe dir sicher gern eine Hilfe sein."
    Erklärte er zuletzt noch an die beiden jungen Damen genannt. Ja, das wäre wichtig, was noch? Fehlte was?


    Sim-Off:

    Bei Großtante ist die sicher die sinnvollste

    Licinus hatte in den letzten Tagen recht viel zu tun und dadurch recht wenig Zeit mit Esquilina verbracht. Das wollte er heute wieder gut machen und hatte sich daher schon einen etwas früheren Feierabend verschafft. Gemeinsam mit seiner Tochter ging er durch die Wege der Gärten, streifte umher und näherte sich doch -- gänzlich unfähig etwas zielloses zu tun -- dem Heiligtum der Minerva Medica, dass in diesen Gärten gelegen war.


    Dabei ließ er sich von Esquilina erzählen, wie die Schule war. Das Kind unterbrach sich jedoch immer wieder selbst um ihn nach einer Pflanze oder einem der im Park umherstreunenden Tieren zu fragen. Häufig wusste er keine Antwort zu geben, aber das focht das Kind nicht an. Sie beide genossen die Zeit fernab von Schule, Garde und Haushalt und Licinus war zum ersten Mal, seit er in Rom war, ohne Sorge um seine germanischen Freunde.


    Sim-Off:

    reserviert

    "Pranger, schlechtere Dienste, Gerste statt Weizen", diese drei Maßnahmen waren das, was Licinus empfahl, und was er anordnen würde, falls kein Wiederspruch kam.


    "Ich melde mich, wenn ich neue Erkenntnisse habe"
    Bestätigte Licinus, dass auch er nichts mehr hatte, was sich zu besprechen lohnte. Er verabschiedete sich und als der tribunus den Raum verlassen hatte, legte er sich einen Schlachtplan zurecht. Insbesondere eine Ansprache an jene speculatores, die er für die Ermittlungen einsetzen wollte.

    Mit dunkler Miene hatte Licinus die beiden Leibwächter des trecenarius zu sich einbestellt. Licinus musste mit Leichenbittermiene feststellen, dass er von deren Beobachtungsgabe nur mäßig stärker überzeugt war, als von ihren Fähigkeiten den trecenarius zu bewachen.
    Alles was er herausbekommen hatte, war eine ungefähre Größe des Mannes und dass er eine Maske getragen hatte. Die Farbe der tunica schwankte zwischen grün und braun. Nutzlos. Vollkommen nutzlos. Licinus schüttelte den Kopf, als er seine Notizen nochmals betrachtete. Eine Haarfarbe fehlte auch völlig, stellte er seufzend fest.
    Aus seinem Fenster blickte er hinaus über die Dächer der castra.
    Unter seiner Blicklinie, vor der principia stand der Strafpranger der Kohorten. Und an diesem Pranger standen die Leibwächter. Das war ihre Strafe gewesen. Dazu Soldsperre und die Dienste, die sie in Zukunft würden antreten müssen, waren weit weniger ehrenvoll und vor allem weniger entspannt, als einen Mann zu bewachen.


    Licinus pfefferte die Tafel quer über den Schreibtisch. Eine Gruppe speculatores war gerade dabei, Zeugen auf der Straße zu finden, aber Licinus versprach sich nicht viel davon. Er würde an anderer Stelle anfangen müssen. Übellaunig schickte er seinen cornicularius los, den Leiter des Geheimarchiv der speculatores herbeizuschaffen.

    "Nein," sagte Licinus kopfschüttelnd und klang ein wenig angestrengt "nein, ich erlaube durchaus nicht." Er kniff kurz die Augen zusammen, als ob er Mühe hätte scharf zu sehen.


    "Ich hätte euch ohnehin in ein paar Augenblicken rufen lassen, da ihr die einzigen erwachsenen Frauen seit, die gerade im Haus sind. "
    Wenn ihr euch jetzt auch noch so benehmen würdet, wäre mir sehr geholfen.
    "Es gibt da sicherlich eine ganze Menge Dinge, über die ihr besser Bescheid wisst als ich, was ein junges Mädchen wissen musste. Das fängt bei der onatrix an und endet sicher nicht mit den Damentagen in den umliegenden Termen."
    Er wünschte sich beinahe Vibullia Corona zurück, die eine nicht minder scharfe Zunge hatte und eine mindestens ebenso strenge Matrone war, aber das Vorbild tatsächlich auch lebte! Sie war aber nicht hier sondern mit ihrem Mann auf einer Geschäftsreise. Also hatte Licinus nicht viel weibliche Untersützung zur Hand.
    "Jetzt seid ihr schon da und könnt euch auch gleich jetzt die Geschichte von Iulia Stella anhören. Dann muss sie sich auch nicht wiederholen. Also Iulia Stella, bitte!"
    Und jetzt war er wirklich auf die Geschichte der jungen Frau gespannt.

    "Jetzt geht das schon wieder los!" knurrte Licinus in seinen nicht vorhanden Bart. Die Servilia mit ihrem lautstarken Gemecker über ihre Tochter. Licinus fragte sich ohnehin, was man an dem Verhalten dieses wohlerzogenen Kindes groß zu meckern finden konnte, aber die Matrone fand immer einen Grund.


    Das war der Nachteil der offenen Bauweise mit Peristyl und Atrium. Der Schall hallte wunderbar quer durch das Gebäude.
    "Entschuldige," wandte er sich an Iulia Stella, als die eine der beiden Urheberinnen der Verfolgungsjagd in das tablinum platzte, die schnaufende Mutter im Schlepptau.
    "Genau. Oh!" stellte Licinus mit einer Stimme fest, die geneigt war das Wasser im impluvium des Atrius zum gefrieren zu bringen. Seine Augen waren im Gegenteil dazu alles andere als kalt, sondern sprühten Blitze.
    "Ich möchte doch sehr bitten," die mühsam beherrschte Stimme und die Betonung, die Licinus in das Wort bitten legte, ließ bei keiner der Anwesenden einen Zweifel daran, dass es sich mitnichten um eine Bitte handelte. "dass Streitigkeiten in der Familie in den oberen und hinteren Gemächern des Hauses bleiben. Ich habe nicht vor, irgendwelche Verfolgungsjagden im Haus zu dulden. Was bitte gibt denn das für ein Bild ab?! Ich hoffe, ich bin deutlich genug?!" Immerhin konnten um diese Zeit problemlos ranghohe Gäste der Senatoren im Haus sein, auch wenn diese selbst nicht da waren.
    Licinus maß den beiden Delinquentinnen einen Blick zu, der schon manch gestandenen centurio ins Schwitzen gebracht hatte.


    "Nun ja, da die Damen nun schon mal hier sind. Iulia Stella, Iulia Phoebe, Servilia Gemina, ihre Mutter."
    Licinus hatte nicht vor irgendwelche Verwandtschaftlichen Beziehungen zu erläutern. Sein Personengedächtnis war gut, sein Stammbaumgedächtnis ... nicht.
    "Ich wollte dich, Iulia Stella, gerade fragen, was dich zum Gegenwärtigen Zeitpunkt nach Rom verschlägt. Ich meine, einen Brief dazu gesehen zu haben, aber ich bin immer noch dabei die Korresponz der Senatoren zu sichten, nachdem diese alle drei kurzfristig aus verschiedenen Gründen aus Rom abberufen wurden."

    Für die Prätorianer, erst Recht jene nebenan im Bereitschaftsraum waren diese Zeremonien vor allem eines. Langweilig. Die draußen standen sich die Beine in den Bauch, sie hier drin saßen auf den Stühlen, alles bemüht möglichst wenig Lärm zu machen. Im besten Falle sah sie jeder und keiner nahm von ihnen Notiz.
    Harmlos, harmlos, hat kraft, sieht verschlagen aus. Octavius Frugi, die erste person die Licinus kannte. kaisertreu, harmlos. Tiberia Corvina war nicht die einzige, die sich die Zeit damit vertat, Leute zu kategorisieren. Auch harmlos übrigens. Verschlagen. Offensichtlich mehr Geld, als ihm gut tut. Moment, hatte er vorhin wirklich Octavius Frugi gedacht? Was bei den Göttern?


    Egal, denn in diesem Augenblick geschah das einzige, was die Wachen im Saal etwas Abwechslung verschaffte. Der Kaiser kam herein. Licinus schnalzte mit der Zunge, damit auch die übrigen Prätorianer wusste, was die Sache geschlagen hatte. Die Würfel verschwanden und alle Gesichter wurden minimal angespannter.


    Aber nichts geschah aus ihrer Sicht. Nur Reden und Übergaberituale. An letzteren hätte sie ich, oder zumindest Licinus, in einer anderen Situation sogar erfreuen können. Jetzt -- nicht. Der Skandal oder genauer der Alarm bleib aus. Licinus ließ sich ablösen und lauschte nur noch in den Raum hinein, hörte die durch die Tür gedämpften Stimmen.

    Sim-Off:

    Arrgh, das wird auch nicht weniger, wenn man nicht weiß, was man antworten soll. Also gut, versuch ich mich also :D


    "Mars Ultor!" rief auch Licinus, als er erst auf die Knie und dann auf das Wolfsfell fiel. War es Einbildung oder knackten seine Knochen dabei wirklich mehr, als jene seiner künftigen Bundesbrüder.


    Der Priester hatte sich an der falschen Seite niedergekniet, sodass Licinus nicht ein Wort von dem Gemurmel hatte verstehen können. Stattdessen war da nur dieses nervige evocati Gesäusel im Hintergrund gewesen. Für einen Moment erhöhte dieser Umstand seinen Puls deutlich. Das und der Umstand das ihn dieses ständige Gesinge langsam aber sicher in den Wahn trieb. Wahrscheinlich war das die wahre Prüfung des Tages, dachte er böswillig und in seinen Ohren klang es geradezu hämisch "evocati!".


    Als er an der Reihe war und Verus ihm ein Zeichen in den Nacken ritzte, war es nur der Vorwarnung zu verdanken, dass er es schaffte den antrainierten Impuls zu wiederstehen herumzuschnellen und den "Angreifer" niederzustrecken. Einzig ein Zucken in seinem Bein und Arm zeugte von dem, was Verus bevorgestanden hätte, wäre Licinus das erste ofer gwesen.Stattdessen bis er sich die Zunge blutig um seinen Schmerz zu unterdrücken.


    Licinus hatte Glück. Er selbst war ob der Dämpfe nicht mehr in der Lage, zu steuern an welchem Ohr man ihn ansprach. Aber durch Wissen, göttliche Fügung oder einfach schieres Glück sprach Verus in das richtige Ohr und Licinus konnte die Eidenformel wiederholen. Widernuscheln war besser gesagt, denn auch wenn er es nicht merkte, lähmte ihm der Weihrauch langsam die Zunge.


    "Ich g'lobe eusch zu schütsen. Ich g'lobe euch su verteid'g'n. Ich g'lobe euss, wahrhaffig und taffer zu sein"


    Sim-Off:

    Ich hoffe, dass ich hier nicht zu weit vorgegriffen habe!

    | Vibilius


    "Dann möge sie hereinkommen," sprach Vibilius feierlich und öffnete die beiden Türflügel weit, sodass man die ganze Blickachse vom Eingang über das Atrium bis ins Tablinum und durch die dort ebenso offenen Türen ins Perystil genießen konnte.


    Als die junge Frau ausgestiegen war, verneigte sich der Türwächter und sprach weiter:
    "Darf ich dich zu Iulius Licinus führen? Er erfüllt momentan die Funktion des Hausherren." Dabei wieß er auf eine Silouette, die im Tablinum wahrnehmbar war.

    Licinus saß in dem bequemen Stuhl am Schreibtisch des Tablinums und laß. Er tat das viel seit er in Rom war.
    Als Vibilius sich mit einer weiteren Gestalt näherte wurde er aus seiner Lektüre aufgeschreckt und sah fragend zu dem Türwächter.
    "Iulia Stella, gerade aus Hispania angekommen." erklärte dieser und wurde mit einem knappen. "Danke! Dienst wiederaufnehmen!" entlassen.


    "Iulia Stella!" Licinus musterte die junge Frau. Nein, keine Erinnerung an sie vorhanden. "Herzlich willkommen in der Casa unserer Vorväter. Ich nehme an, du wirst nicht ablehnen, wenn ich dir etwas zu trinken anbiete? Was hättest du denn gerne?"

    "Ich werde mir die betreffenden Leibwächter sobald wie möglich einbestellen. Und die engsten Mitarbeiter des trecenarius, nun, ich finde schon eine wichtige Aufgabe, die sie beschäftigt hält." So beschäftigt, dass sie nicht auf dumme Ideen kommen sollten, hieß das.


    Er versprach sich wenig davon und eigentlich sollte man diese Kerle ohnehin noch bestrafen, fiel Licinus ein.
    "Wobie mir einfällt: Was ist eigentlich eine übliche Strafe, wenn Leibwächter versagen? Noch so ein Fall, den ich nie hatte."
    beim Kaiser, ja da war die Sache einfach. Licinus würde die Männer steinigen lassen. Oder im Tiber ertränken. Aber ein trecenarius war noch lange kein Kaiser.

    Ein Stirnrunzeln. Okay, das ging Licinus durch. Aber das war verständlich. Der Mann hieß wirklich Pegasus?
    "Entschuldige, habe ich richtig verstanden? Pegasus?"
    Er musste sich verhört haben.


    "Okay, dann bekommt ihr regelmäßig Meldungen über die Sachstände. Ich hätte im Gegenzug gerne eine Vorabinformation, wenn größere Übungen eurerseits anstehen. Wegen des Verschleißmaterials."
    Übungen bedeuteten ja nicht nur selbst einen erhöhten Verschleiß, auch die kleinen Schäden, die schon da waren, fielen bei einer Übung auf und ins Gewicht, weshalb Licinus nach jeder Übung Sonderschichten in den fabricae ansetzte.


    "Das wäre es für's erste sogar schon von meiner Seite" Licinus stand auf und hielt seinem Gegenüber die rechte hin. "Auf gute Zusammenarbeit!"
    Unausgesprochen die Drohung, dass er wieder käme, wenn er weitere Fragen hatte.

    Hatte Licinus den Brief schon für fertig gehalten, als er ihn im tablinum der casa Iulia versiegelt hatte, war es auf dem Weg hierher doch dazu gekommen, dass er etwas entdeckt hatte, was ein nochmaliges öffnen der Schriftrolle von Nöten machte. Auf der Rückseite ergänzte Licinus einige Worte und wandte sich an den Postbeamten:


    "Salve, ich hätte hier einen Brief und einen Codex, den ich gerne nach Germania versenden würde. Zu Lasten der Wertkarte der gens Iulia. Muss ich dabei etwas beachten?"


    Ad
    Susina Alpina
    Casa Helvetia
    Mogontiacum


    Liebe Alpina,


    wir beide haben uns sehr über deinen Brief gefreut.


    Ich danke dir herzlich für deine medizinischen Ratschläge und werde mich mal umsehen, ob sich auf den hiesigen Märkten diese geheimnisvolle Knolle findet. Pfefferminze gibt es, ich weiß zufällig, dass wir sogar welche im Haus als Gewürz haben.


    Nun, ich verlasse mich noch auf den medicus in der castra. Der Mann macht ein ganz kompetenten Eindruck und in der apotheca würde dir wohl das Herz übergehen. Man merkt, dass wir hier in Rom sind und die Geldreserven der Prätorianer größer sind, als die einer legio an der Grenze.


    Ansonsten gewöhne ich mich langsam an die Arbeit hier und auch an meine Pflichten als Hausherrn der Casa. Kurz nach meiner Ankunft hier mussten die beiden Senatoren nämlich Rom aus verschiedenen Gründen kurzfristig verlassen.


    Ich freue mich darauf schon bald wieder von euch zu hören, denn was du geschrieben hast gilt auch umgekehrt. Und stups Ursicina mal auf die Nase von mir.


    in treuer Freundschaft


    Dein Licinus


    Liebe Pina und liebe Ursi,


    es ist weit, weißt du und deshalb kann man nicht einfach so kommen. Aber ich will euch auch besuchen. Vor allem wenn Papa lange arbeiten muss und ich schlafen muss bevor er heimkommt. Aber das ist nicht oft.


    Ich lerne ganz fleißig, damit ich irgendwann mal genauso viel kann wie du, Pina. Und auf Papa pass ich auch auf. Aber eigentlich macht er gar nicht so viele Dummheiten. Auch wenn ich den Leuten ständig erklären muss, dass sie sich nach links stellen müssen, wenn sie mit ihm reden. Erwachsene sind manchmal sooo doof. Du und Papa natürlich nicht.


    Ich vermiss euch


    Esquilina.


    Nachtrag:
    Liebe Alpina, auf dem Weg zum Postversand bin ich an einem Buchladen vorbeigekommen, wo mir der beiliegende Codex in die Augen fiel. Ich fürchte zwar dass du aus ihr nichts neues mehr lernen wirst, aber ich möchte sie dir dennoch zum Geschenk mache.
    Licinus

    Es war der erste wirklich warme Tag seit ihrer Ankunft gewesen und so hatte Esquilina die Gunst des Tages genutzt und saß mit hoch gereffter tunica an ihrem Lieblingsplatz am Rande des Venusbrunnens, die Füße in das Wasser getaucht. Sie schnippste mit den Zehen Wasserspritzer über die Oberfläche, als Licinus, der gerade Korrespondenz durchgesehen hatte, ins freie trat?


    "Bist du fertig?" fragte das Kind ungeduldig, denn sie wollte noch ein bisschen mit ihrem Papa spielen.
    "Nein, ein Brief noch", bekam sie zur Antwort und Licinus klang dabei verdächtig unbetrübt. "Aber ich glaube, dass ich den nicht alleine Lesen sollte. Alpina hat geschrieben. Breda, sei so gut und bring mir doch etwas zu trinken." Währendessen zog Licinus einen der Klappstühle auf die Rasenfläche und setzte sich neben den Brunnen.


    "Dann lass uns mal sehen, was deine Freundin so schreibt!"


    Amüsiert schmunzelte Licinus. Für ihn war der Brief so sehr ähnlich zu einer Unterhaltung mit der Hebamme, dass er sich einbildete ihre Stimme zu hören, während er die Worte las.
    Die medizinischen Ratschläge zu beginn, Alpinas Wissenschatz war gigantisch und ihr Talent einen medizinischen Rat so freundlich und mit aufrechter Fürsorge zu würzen, dass nicht mal er daran dachte, ihn zu ignorieren. Und die Sorge um seine Gesundheit.


    "Papa, schreiben wir eine Antwort? Jetzt? Bevor Pina sich sorgen macht?!" antwortete das Kind nachdem sie den Brief gelesen hatten und Licinus hatte nichts dagegen, das sofort zu tun.


    Ad
    Susina Alpina
    Casa Helvetia
    Mogontiacum


    Liebe Alpina,


    wir beide haben uns sehr über deinen Brief gefreut.


    Ich danke dir herzlich für deine medizinischen Ratschläge und werde mich mal umsehen, ob sich auf den hiesigen Märkten diese geheimnisvolle Knolle findet. Pfefferminze gibt es, ich weiß zufällig, dass wir sogar welche im Haus als Gewürz haben.


    Nun, ich verlasse mich noch auf den medicus in der castra. Der Mann macht ein ganz kompetenten Eindruck und in der apotheca würde dir wohl das Herz übergehen. Man merkt, dass wir hier in Rom sind und die Geldreserven der Prätorianer größer sind, als die einer legio an der Grenze.


    Ansonsten gewöhne ich mich langsam an die Arbeit hier und auch an meine Pflichten als Hausherrn der Casa. Kurz nach meiner Ankunft hier mussten die beiden Senatoren nämlich Rom aus verschiedenen Gründen kurzfristig verlassen.


    Ich freue mich darauf schon bald wieder von euch zu hören, denn was du geschrieben hast gilt auch umgekehrt. Und stups Ursicina mal auf die Nase von mir.


    in treuer Freundschaft


    Dein Licinus


    Liebe Pina und liebe Ursi,


    es ist weit, weißt du und deshalb kann man nicht einfach so kommen. Aber ich will euch auch besuchen. Vor allem wenn Papa lange arbeiten muss und ich schlafen muss bevor er heimkommt. Aber das ist nicht oft.


    Ich lerne ganz fleißig, damit ich irgendwann mal genauso viel kann wie du, Pina. Und auf Papa pass ich auch auf. Aber eigentlich macht er gar nicht so viele Dummheiten. Auch wenn ich den Leuten ständig erklären muss, dass sie sich nach links stellen müssen, wenn sie mit ihm reden. Erwachsene sind manchmal sooo doof. Du und Papa natürlich nicht.


    Ich vermiss euch


    Esquilina.


    Licinus guckte ein bisschen streng, als er gelesen hatte, was Esquilina geschrieben hatte. Er musste dem kidn langsam beibringen, was man sagen durfte und was nicht. Aber der Brief ging an Alpina. Die würde ein offenes Wort eher schätzen.

    Licinus nahm Platz, wie es ihm angeboten worden war.


    "Nun, in erster Linie den Rahmen für die technische Zusammenarbeit zwischen unseren Einheiten. Ich zeichne ja für die gesamte castra verantwortlich.
    Da wäre für mich wichtig zu wissen: An wen wende ich mich, wenn es der Absprache bedarf, wenn beispielsweise Sanierungsarbeiten an euren Gebäuden anstehen oder ich Männer von euch verpflichten möchte. Mache ich das direkt mit euren centuriones aus und reicht dem Stab eine Benachrichtigung, habe ich einen festen Ansprechpartner in eurem Stab oder muss ich mich immer an den Praefectus selbst wenden."
    letzteres hielt Licinus für ausnehmend unnötig und hoffte, dass sein Gegenüber das auch so sah. Ersteres wäre ein Traum aber unrealistisch.
    "In die gleiche Richtung geht die Frage, wie es mit der Beteiligung an Gemeinschaftsprojekten wie dem valetudinarium aussieht. Gibt es da Doppelstrukturen oder eine feste Quote, wie viele der Positionen durch euch besetzt werden sollen. Am einfachsten wäre es, wenn ich regelmäßig eine Meldung bekommen könnte, wenn ihr qualifizierte Leute habt, die auf immunes-Stellen sollen."
    Hatte er sich so überlegt. Ob das praktikabel war, andere Frage.
    "zuletzt, was erwartet der Stab der CU von mir?"
    Es war Licinus immer daran gelegen die Vorstellungen der anderen Seite zu kennen bevor er aktiv wurde. Das ersparte Missverständnisse.

    Zu den illustren Gästen auf dieser Veranstaltung kamen selbstverständlich auch noch eine Schar deutlich weniger illustrer Gestalten. Auch wenn sie in ihren weißen (!) Festtagsuniformen, ohne jedes bisschen sichtbares Schwarz oder Metall am Körper, sich beinahe harmonisch in die Veranstaltung einfügte.
    Wobei, weniger in die Veranstaltung, vielmehr noch in den Raum selbst. Wie die Saalwachen am hinteren Rand unbeweglich standen hätte man sie auch für angekleidete Statuen halten können.


    Licinus war froh, nicht die nächsten paar Stunden praktisch unbewegt stehen zu müssen. Er saß mit dem Hauptteil der Wache in einem Nebenraum tat dort das gleiche wie alle Offiziere, die warten mussten. Er sah den Wachsoldaten beim Würfeln zu. Natürlich waren sie voll da und alle Waffen lagen griffbereit. Denn das war der Unterschied zu ihren Kameraden draußen in der Aula. Sie hier drin waren bewaffnet.


    Licinus stand auf von seinem Stuhl und klopfte einem Mann auf den Rücken. Dieser trat daraufhin von dem Guckloch in der Tür zurück und Licinus selbst übernahm für die nächste Zeit die unauffällige Beobachtung der Veranstaltung.