Beiträge von Marcus Quintilius Montanus

    Montanus drehte sich abrupt zu narcissa um und warf die Hände in die Luft.
    "Verdammt noch mal, Narcissa! Was verlangst du eigentlich noch von mir?! Ich erlaube dir ihn Abends zu treffen! Ich versuche mich zurück zu halten! Was denkst du würde jemand anderes tun? Stell dir vor deine Brüder wären hier! Was denkst du würden diese dich tun lassen?! Und was denkst du, was die mit mir anstellen, wenn die herausfinden, was ich dich habe tunlassen?! Was denkst du denn...?!"
    Er sah sie durchdringend an und wusste nicht so recht, was er als nächstes tun sollte.

    Der Tag war gekommen, Montanus und Narcissa würden nach Germanien reisen. Jetzt hieß es Packen, nochmal das Fortkommen besprechen und Geld zusammen suchen, und irgendwie endete so etwas bei Montanus immer im Chaos. Momentan hetzte er zwischen seinem Zimmer und der Küche hin und her, um immer wieder Nerva zu fragen, wo dieses wäre und wo jenes lag. Auch ob eine bestimmte Sache schon eingepackt worden war, und Nerva wurde immer entnervter, wie es Montanus schien. So ging er vorsorglich mit seiner nächsten Frage zu Narcissa.
    "Weißt du, wo ich mein Geldbeutel hin hab?", platze er zu ihr in den Raum und fuhr sich fahrig durch die Haare.

    Tief atmete Montanus ein und aus, und das letzte Mal klang wie ein Seufzen, ehe er sich an Narcissa wandte:
    "Nein, das würde mir nicht gefallen, weil ich will, dass du glücklich wirst. Aber genau das bezweifle ich ja bei Scato! Jetzt bist du vielleicht glücklich, aber was ist in einem Monat?!"
    Erregt unterstrich Motanus seine Worte mit den Händen.
    "Es ist wahr", sprach er mühsam beherrscht. "Dass ich es dir gerne gönnen würde, doch ich schaffs einfach nicht! Du bist doch meine kleine Cousine!"
    Er wusste nicht genau wie er es hätte erklären können, und so war ihm nur das mit der Cousine eingefallen, doch irgendwie stimmte es nicht ganz. Er konnte es selbst nicht sagen, warum nicht, aber es war, wenn überhaupt, nur ein Teil des Grundes.

    Am liebsten hätte Montanus all das über Scato gar nicht gehört. Doch jetzt, wo er es getan hatte konnte er sich auch seine Kommentare dazu nicht verkneifen.
    „Also dass ihr euch Nachts trefft liegt wohl eher an anderen Dingen, als an Scatos ach so romantischer Ader...“, rief er ihr in Erinnerung und sah sie durchdringend an. Und obwohl sie seinen Blick nicht erwiderte, die meiste Zeit nicht, oder grade deshalb, lies er ihn noch länger auf ihr ruhen. „Und diese Liebesdinge könnte dir jeder Mann zeigen, der eine besser der andere schlechter als Scato. Und alle würdest du sie für großartig halten, eben weil sie dir diese als erstes zeigen!“
    Er schaute sie noch mal durchdringend an, ehe er seinen Blick auf eine auffällige Blüte lenkte. Dabei presste er die Lippen fest aufeinander, damit nicht noch unbedachte Wörter aus seinem Mund kamen, die ohnehin nur wieder einen Streit mit Narcsissa angefangen hätten.

    Kurz musste Montanus schmunzeln, bei ihrem Kommentar, doch dann wurde sein Gesicht ausdruckslos, als sie wieder auf Scato zu sprechen kam. Das schlimme war, er konnte die Frage nicht beantworten. Er hatte ja selbst keine Ahnung, was ihm genau an Scato nicht passte, doch „Er passt mir einfach nicht...“, grummelte er und nur die Hand auf seiner Schulter hielt ihn davon ab, wieder die Arme zu verschränken. „Was findest du nur an ihm?“

    Montanus brauchte ein bisschen, bis er sich überwinden konnte und sie störrische Haltung aufgab. Die hand, die seine Schulter gestreift hatte, trug zwar schon einiges dazu bei, aber er musste sich erst mal wieder beruhigen. Seltsamerweise wurde er jedes mal unglaublich zornig, wenn die Sprache auf Scato oder irgendwelche Aktivitäten mit diesem kam, er konnte es sich selbst nicht recht erklären. Doch endlich hatte er sich beruhigt und lies die Arme sinken, um sich schwer neben Narcissa auf die Bank fallen zu lassen und sie dabei versehentlich mit dem Ellenbogen anzurempeln.
    „Oh, entschuldige!“, meinte er und rückte automatisch ein Stück von Narcissa weg. „Das wollte ich nicht, tut es weh?“

    "Hmmrrrr", brummte Montanus und wich zurück, um Narcissa aus ihrem Versteck zu lassen. Das Thema gefiel ihm nun so ganz und gar nicht und er hatte es eigentlich überhaupt nicht ansprechen wollen. Jetzt ärgerte er sich über seine Dummheit, er hatte Narcissa doch nur necken wollen! Und jetzt das!
    Montanus verschränkte die Arme vor der Brust und starrte auf einen Punkt irgendwo links von Narcissas Schuh. Er hatte nicht vor darauf jetzt einzugehen, und jetzt, wo sich Narcissa erwachsener benahm, kam bei Montanus das kleine trotzige Kind durch, oder zumindest schien es so.

    Die Zeit verging, sie tropfte zäh wie Honig und schien beinahe stillstehen zu wollen. Zumindest kam es Montanus so vor. Er hatte die Beine angezogen, die Ellenbogen auf die Knie gestützt und legte das Gesicht in die Hände. Er vergrub es regelrecht darin, um so die Gedanken, die er hatte zu vertreiben. Wie war er überhaupt darauf gekommen Narcissa so etwas zu erlauben? Wer hatte ihn da denn nur geritten? Ein paar weitere tropfen des zähen Honigs waren gefallen und Montanus beschloss sich kurz zu versichern, dass die beiden noch in Rufweite waren. Wäre ja noch schöner, wenn Scato und Narcissa in die andere Richtung abhauten und er seiner Cousine im Ernstfall nicht mehr helfen konnte. So richtete er sich langsam auf, stand auf und lugte um die Säule herum zudem Ort, wo sie vorhin noch gestanden hatten.
    Und dort waren sie immer noch, zwar konnte Montanus sie nicht mehr all zu gut sehen, denn trotz der Fackeln war es recht dunkel und die beiden recht weit weg, dennoch.... Das was er erkennen konnte gefiel ihm gar nicht! Er biss sich auf die Lippe und merkte gar nicht, wie sein Gesicht weiß wurde. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und die Stirn legte sich in tiefe Falten. Zorn und heiße Wut sprach aus seinem blick, als er Narcissa und Scato so eng umschlungen sah. Seine Finger krallten sich in den kalten Marmor der Säule, konnten sich jedoch nicht festhalten, weshalb er die Hand nur grob dagegen presste, dennoch wurden die Knöcheln weiß und er musste all seine Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht gleich zu den beiden zu stürmen und sie auseinander reißen.
    „Was hast du eigentlich erwartet?“, sprach er in Gedanken zu sich selbst und presste die Lippen so fest zusammen, dass nur ein weißer Strich zu sehen war. Zornig und mit einem Gefühl, das er nicht genau erklären konnte, riss er sich von dem Anblick los und lies sich wieder in den Schatten der Säule fallen, wo er wieder die Beine anzog, den Kopf darauf legte und die Arme über dem Kopf verschränkte. So sah er nicht den prüfenden Blick Scatos und auch nicht, wie dieser Narcissa langsam zu einer der etwas entfernter liegenden Säulen drängte. Genau so wenig, hatte er dessen Hand an ihrem Hintern gesehen. Und das war wohl gut so.
    Doch Montanus wusste das nicht zu schätzen, wie auch? Er kochte und brodelte innerlich und musste sich immer wieder davon abhalten nicht aufzuspringen und zu den beiden zu starren.

    Montanus zuckte leicht zusammen, als ihn seine Cousine so unvorbereitet piekste, doch er wich nicht zurück, sondern funkelte sie nur amüsiert an. „Arm, unschuldig, brav?“, wiederholte Montanus und musste lachen. „Vor zwei Monaten hätte ich dir das vielleicht abgekauft, aber heute?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, das schaffst du nicht! Arme, unschuldige, brave Mädchen treffen sich nicht mit Spielmännern sondern hören lieber auf ihren Cousin!“ Seine freie Hand wanderte zu ihrer Seite und piekste sie nun seinerseits.

    „Hm, das glaub ich weniger...“, erwiderte er auf die ersten Worte, und dann breitete er seine Theorie aus. „Nun ich denke, dass eine bezaubernde, kleine Person ihn überzeugt hat seinen Herren anzulügen. Und höchstwahrscheinlich, hat er nicht viel mehr dafür bekommen, als ein kleines Verschwörerlächeln deinerseits. Lieg ich richtig?“
    Er hatte die Hand gehoben, mit der er sich nicht abstützte und tippte Narcissa sachte aber neckend gegen die Nase.

    Dieses Gelächter stand Narcissa außerordentlich, befand Montanus. Beinahe schade, dass sie es so selten tat, doch es freute Montanus umso mehr, wenn sie es tat. Und so musste auch er amüsiert schmunzeln. Doch, um es sich möglichst nicht anmerken zu lassen, fuhr er sich grob mit der Hand über den Mund, und setzte wieder sein bittersüßes Lächeln auf.
    „Das willst du mir jetzt nicht ernsthaft weismachen, oder? Burrus und trinken? Nie!“, tat er überzeugt. Er beugte sich etwas zu ihr herab und sah sie bohrend an. Die Arme, die sie schützend um ihren Körper geschlungen hatte, riefen ihm wieder in Erinnerung, dass er sie ja auch noch kitzeln wollte. „Ich hab da eine etwas andere Theorie, wie er darauf kommt, mir zu sagen, du wärst in der Küche!“, sprach er, als seine Nase vielleicht noch eine Handbreit von der ihren entfernt war.

    Jetzt, wo sie sich aufgerichtet hatte, stand Narcissa etwa eine Handlänge von Montanus entfernt und schaute von oben auf sie herab. Immer noch stützte er sich ab und verhinderte somit jedwedes entkommen ihrerseits.
    „Nun, sagen wir Burrus wird noch sein Fett weg bekommen.“ Er grinste sie an und legte den Kopf schief. „Kannst du mir sagen, wie er darauf kommt, du wärst in der Culina, während Nerva dort vollkommen alleine war?“
    Sein Grinsen wandelte sich in ein bittersüßes Lächeln, das nichts gutes verhieß.

    Zum einen war der Garten nicht besonders groß, und zum anderen gab es nicht viele Stellen, wo man sich verstecken konnte, so dauerte es nicht besonders lange, bis Montanus vor Narcissas Versteck. Er versuchte zuerst von oben in das Gestrüpp hinein zu spähen und glaube einen Zipfel von Narcissas Tunika zu sehen. Er ging die wenigen kleinen Schritte zur Seite, um dann direkt auf die da kauernde Narcissa sehen zu können.
    „Hab dich!“, grinste er und versperrte ihr , indem er sich auf einen der dickeren Äste stützte, den Fluchtweg. „Ist es dort nicht etwas unbequem?“

    Es dauerte doch länger als er erwartet hatte, und er hatte inzwischen das gesamte Haus, inklusive des Abtritts und des kleinen Nahrungsmittellagers, durchsucht. Doch nirgends hatte er sie finden können. Jetzt blieb nur noch der Garten übrig, hier musste Narcissa sein, oder er hatte sie irgendwo im Haus übersehen. Doch das wäre sehr peinlich gewesen und das weigerte er sich zu glauben.
    „Ich weiß, dass du hier bist!“, rief er in den Garten, um Narcissa dadurch zu verunsichern und zu einer verräterischen Bewegung zu reizen. Aufmerksam starrte er durch den Garten, ob sich irgendwo etwas regte.

    "Ich geh schon, ich geh schon!", lachte Montanus und hob abwehrend die Hände, während er rückwärts aus der Küche wich. Vor Nerva wollte er nicht unbedingt zugeben, dass er so einem kindischen Spiel nachging, wie Verstecken. „Riecht übrigens sehr gut, was du da zauberst! Ich freu mich schon auf das Essen!“ Und damit war er aus der Tür, um das restliche Haus nach Narcissa abzusuchen.

    Als Montanus die Culina betrat sah er auf den ersten Blick nur Nerva, die, wie eigentlich immer, etwas zu kochen schien. Er grinste ihr kurz zu und begann sogleich die Ecken abzusuchen. Doch weder hinter der Tür noch hinter dem Holzstapel, noch hinter den großen Krügen konnte er Narcissa entdecken. „Burrus!“, knurrte Montanus. „Du Halunke hast mich angelogen! Na warte!“ Er blickte Nerva an und fragte sie, um sich sicher zu sein: „Narcissa war nicht hier, oder?“ Er stützte sich mit einer Hand auf den Tisch und schaute Nerva leicht verlegen aber auch amüsiert grinsend an.

    Montanus hatte keine Ahnung, wann genau die zehn Minuten um waren, hatte er hier doch keine Stundenkerze, oder gar eine Sonnenuhr, doch er verlies sich auf sein Gefühl. Und bis dahin starrte er an die Decke und fragte sich, was das eben gewesen war. Wieso hatte sein Herz so wild geschlagen? Er fand keine Antwort und so setzte er sich auf und trommelte einen unruhigen Takt mit seinen Fingern auf seinen Oberschenkel.
    Nach einiger Zeit beschloss er, dass er lange genug gewartet hatte und stand auf. Für ihn waren die zehn Minuten um, das Spiel begann!
    Mit einem Grinsen auf dem Gesicht trat er zur Tür und öffnete diese. Er sah zum Wasserbecken und Burrus, der grade aus der Küche herauskam. „Hast du Narcissa gesehen?“, fragte er ihn sogleich und sah wie sich die Augen von Burrus verwirrt weiteten. Dann hob er die Hand und deutete mit dem Daumen über die Schulter in den Raum aus dem er grade gekommen war.
    Mit einem Grinsen machte sich Montanus auch gleich auf den Weg die Culina zu erstürmen.

    Wieder musste Montanus lachen, als Narcissa ein Versteckspiel vorschlug und sein Eindruck eine erwachsene Frau vor sich zu haben verschwamm wieder. Zwar sah sie noch immer so aus, wie eben, doch jetzt hatte sie wieder mehr von dem Kind, das Montanus so gut kannte.
    Auf ihre Aufforderung genau dort zu bleiben wo er war, lies sich Montanus nach hinten fallen und streckte sich auf ihrem Bett aus. „Noch zehn Minuten“. Sprach er laut und hob den Kopf, um Narcissa zuzublinzeln. „Du bist immer noch da?“, fragte er und grinste. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und überschlug die Beine. Er kannte die Regeln, die sie hatten nur zu genüge. Garten war erlaubt, doch die Straße vor dem Haus gehörte nicht mehr zu dem erlaubten Gebiet. Die meisten Verstecke kannte Montanus zu genüge und er konnte sich nicht vorstellen, dass in der letzten zeit irgendwelche neuen hinzugekommen waren. Das Spiel würde nicht lange dauern, was eigentlich fast schade war.

    Er kriegte nicht genug? Montanus grinste, wenn auch etwas unsicher auf Narcissas Worte und blickte sie dann herausfordernd an. Und sie tat es tatsächlich. Montanus Herz tat einen kleinen Hüpfer, als er noch den anderen Kuss bekam, auch wenn er sich selbst nicht genau erklären konnte, wieso. Es waren doch nur einfache Küsse auf die Wange und noch dazu von seiner Cousine!
    Er schüttelte diese seltsamen Gefühle mit einem Lachen ab und grinste dann Narcissa an.
    „Ich denke dafür solltest du die nächsten zehn Minuten vor Kitzelattacken sicher sein. Das heißt... Nein, ich will gnädig sein: Elf Minuten.“ Er strich sich mit der Hand durch die Haare und grinste seine Cousine frech an.

    Montanus Herz schlug kurzzeitig schneller, als Narcissa seine Wange in Augenschein nahm und ihm auf die Stelle tippte, die sie küssen würde. Und als sie die Hand an sein Kinn legte, und sich mit ihrem Gesicht dem seinen näherte hielt er den Atem an. Die warmen Lippen auf seiner Wange ließen seine Mundwinkel nach oben zucken. Und dann war es schon wieder vorbei. Montanus brauchte ein paar Momente um das seltsame Gefühl abzuschütteln, das er mit einem Mal hatte, dann grinste er seine Cousine an.
    „Hm....“, machte er nachdenklich. „Ich glaub da muss auch noch einer hin, was denkst du?“ Er tippte sich auf die andere Wange und schmunzelte. Doch innerlich war er vollkommen durcheinander. Was war das für ein Gefühl? Was ging hier vor?