Beiträge von Timokrates Kyrenaikos

    Die dritte Fraktion, die im Moment mit einen einzigen Mann anwesend ist, rauft sich die Haare, so unglaublich benehmen sie sich hier. Allerdings: Warum den Streit nicht zum eigenen Vorteil ausüben? Timokrates steht auf und brüllt:


    "RUUUUUUHE!"


    Alles ist schlagartig still und Timokrates freut sich: Den Trick hat ihn mal ein rhomäischer Zenturio beigebracht. 8) Mit moderaterer Stimme fährt er fort:


    "Wie ich sehe, können sich die beiden Fraktionen nicht einig werden. Erlaubt mir deshalb, einen Alternativvorschlag zu machen: Wählt doch einen von uns!"


    Gewinnend grinst er in die Menge.

    Gut gekleidet und so seriös wie Timokrates eben seriös sein kann, trudelt er in die lustige Versammlung ein. Gespielt respektvoll grüßt er die Statue Alexanders des Großen und verneigt sich vor dem Heiligtum der Tyche, dann grüßt er affektiert, aber laut seine Kollegen "Chaire Allesamt!" und setzt sich an einen freien Platz in der Mitte der beiden Fraktionen (zwischen denen viel freier Platz ist) hin.

    "Hah!" Timokrates lacht laut auf als er das Ergebnis hört. So wirklich überrascht wirkt er nämlich nicht. Dann schaut er seine Verbündeten an. Zuerst wirft er sich natürlich vollkommen unpassend den Aristophanes um den Hals, der von dieser freundlichen Geste nicht gerade so begeistert ist. [b]"Danke, Danke, alter Freund, was hätten wir nur ohne dich getan!" Ein Schelm, wer Spott in Timokrates Stimme zu vernehmen vermag. :P Etwas verhaltener gratuliert er dann auch seinen zukünftigen Kollegen: "Gratuliere, Leonidas, gratuliere, Nikolaos! Jetzt werden wir aber erstmal ordentlich ab- äh- aufräumen in der Stadt!" wobei das "ab-" ein bisschen gewollt klingt, so als wolle der Lybier einmal wieder mit seiner erschöagenden Offenheit gewinnen. Er jubelt noch ein bisschen weiter und überlegt sich währenddessen, was man denn jezt so alles Lustiges aushecken könnte...

    Sehr übertriegen gastfreundlich meint Timokrates, nachdem er alles genügend in seinem Köpfchen bearbeitet hat: "Natürlich könntest du die erste Zeit bei mir verbringen, wer wäre ich denn, dass ich als Zugereister einem Leidensgenossen mein Dach verwehren würde.


    Was das Geld angeht..." Er zögert kurz. "Ich selbst habe keine Arbeit, aber ich kenne da eintfernt so einige Leute, die vielleicht Arbeit für dich hätten, gute Arbeit, hoch dotiert. Ich werde diese Leute einmal fragen, ich denke, es ließe sich sicherlich ein Gespräch mit ihnen arrangieren." Unschuldig und scheinbar vollkommen ohne jeglichen Zusammenhang mit dem Thema setzt er hinzu: "Bist du ein frommer Mann, Nikolaos?"

    Die Reaktion der Ekklesia genießt Timokrates offensichtlich. Vor Allem aber die positive Reaktion des Präfekten, mit der er so wirklich nicht gerechnet hätte. Die Reaktion des Präfekten kann man als Pluspunkt sogar in den eigenen Reihen so darstellen, als hätte Timokrates Kontakte zu dem Mann. Grinsend sitzt er da und sonnt sich in der erhaltenen Aufmerksamkeit.
    Er will gerade Nikolaos antworten, da kommt schon die Frage der Prytanen. Timokrates steht erneut auf und redet laut:


    "Verzeiht bitte meine Verstreutheit! Also, mein Name ist Timokrates Kyrenaikos und ich bewerbe mich für das Amt des Eutheniarchen." Er blickt zu den anderen herunter: "Jetzt könnt ihr eure Rede halten."

    Während die beiden anderen sich immer noch unterhalten passt Timokrates ganz genau auf, um die Machtverhältnisse in der Ekklesia genau zu studieren. Als es zum Patt zwischen dem Haus des Krateides und des Nearchos kommt, blitzen Timokrates Augen auf vor Freude. Er wendet sich Leonidas zu, der allerdings etwas abwesend scheint.


    Timokrates seufzt. Alles muss man wohl selbst machen. Also räuspert er sich und erhebt sich zur Überraschung der Versammelten. Er hebt an:


    "Liebe Bürger von Alexandria..."


    Myriaden erstaunter Augen sind auf ihn gerichtet, darunter auch die des noch amtierenden Prytaneions, des Statthalters und vor allem der beiden verfeindeten Clans. Alle fragen sich wohl: was will der denn hier? Timokrates aber scheint die Aufmerksamkeit sichtlich zu genießen.


    "... ich weiß, die wenigsten von euch werden mich kennen, wahrscheinlich hat noch Niemand hier von mir gehört und das ist auch gar nicht verwunderlich, schließlich weile ich erst seit Kurzem in euren Reihen."


    Er schaut herunter zu Leonidas und redet weiter: "Eigentlich wollte ich auch gar nichts sagen, da ich dachte, mein guter alter Freund Leonidas hier, der Sohn des Pilotas, den ihr ja alle gut kennt und so weiter und so fort und vor allem mein guter freund Aristoteles, äh, verzeiht: Aristophanes hier..."


    Er deutet auf den wirklich empörten und vor Wut kochenden Aristokraten


    "... würden das für uns erledigen. Aber dem scheint nicht so zu sein."


    Kurz lässt er sein Gerede auf die Ekklesia wirken und sonnt sich in der allgemeinen Verblüffung hier. Dann erhebt er wieder die Stimme.


    "Machen wir es also kurz: Die Herren Krateiden und die Herren ... äh... Nearchäer? So war der Name doch oder? Gut, können sich nicht einigen. Ungünstig. Wirklich bedauerlich. Keine gute Sache für die Stadt. Also haben wir uns mal einen Vorschlag überlegt um die Stadt beschlussfähig zu machen. Wie wäre es denn, wenn ihr einfach meinen Freunden Leonidas, den ich schon vorstellte, Nikolaos, ein auch sehr ausgezeichneter und prächtiger Bursche, der da, und natürlich meiner Wenigkeit..."


    Er verbeugt sich ehrerbietig


    "... einfach die Posten der unteren Prytanen anvertrauen würdet?"


    Wieder blickt er sich um.


    "So, das wars dann auch von meiner Seite."


    Er setzt sich wieder mit selbstzufriedener Mine. Nicht gerade orthodox die Rede, aber zumindest hat sie hoffentlich die erhoffte Wirkung: Eindruck schinden.

    Sichtlich erfreut meint Timokrates: "Gut, dann hat sich das ja erledigt!"


    Er nimmt sich noch ein Stückchen Brot und tunkt es wiederum in irgendeine andere Paste, die ihm allerdings nicht so zusagt. "Hast du schon eine Idee, wo du wohnen könntest?"

    Auch Timokrates schwenkt einen Schluck Wein in seiner Mundhöhle hin und her. Naja, er hat schon besseres getrunken, aber der Wein ist in Ordnung. Dann schaut er Leonidas etwas spöttisch an, schließlich arbeitet er schon die ganze Zeit darauf hin, Leonidas zu erklären, dass man noch einen Strategos braucht.


    "Ich denke, der junge Mann würde den Posten des Strategos präferieren..:"


    Dann nimmt er sich eine eingelegte Artischocke nach italischer Art vom Vorspeisenteller, der mittlerweile auch aufgetischt wurde und wirklich vorzüglich ist.

    Timokrates grinst.


    "Dann wären wir uns ja einig, oder?"


    Er spuckt sich in die Hand und reicht sie Nikolaos zum Einschlagen, ein, wenn auch nicht gerade appetitlicher, doch aus einem gewissen Aberglauben zwingender Händlerbrauch.

    Während seine beiden Kollegen sich einander vorstellen, hört Timokrates zur Abwechslung einmal ein bisschen zu und atmet ein bisschen die lebenslustige Atmosphäre der Ekklesia ein (wobei atmen selbstverständlicherweise metaphorisch gemeint ist). Ein sehr amüsantes Schauspiel, wie sie alle reden und reden und dem Eparchen auf "demokratischen" Weg mit allen möglichen Ehrungen überschütten. Manchmal scheint es Timokrates so als sei der Mensch zum Kriechen geboren. Über diese Vorstellung muss er ein wenig kichern.


    Dann heißt der Archiprytane die Ekklesia um Ruhe und der interessante Teil der Ekklesia beginnt: Die Wahlen. Timokrates schaut zu Aristophanes und heißt ihm mit seinem Blick, sich als ranghöchster in der Gruppe zu melden und seine Kandidaten vorzuschlagen.

    Aha! Große Forderungen für einen, der gerade erst dem Kindesalter entwachsen ist. Aber Timokrates lässt sich den Gedanken nicht anmerken.


    "Ich hätte eigentlich keine besonderen Forderungen an dich oder so, falls du das meinst. Als Mitglieder des Prytaneions wären wir allesamt Kopf und nicht Hände. Nur zwei Bedingungen schweben mir vor: Einmal das Amt des Eutheniarchen für mich und zum Zweiten absolute Kooperation zwischen unseren beiden Amtssitzen. Wäre das in Ordnung für dich?"

    Timokrates mustert den jungen Attiker noch einmal ausgiebig, bevor er in blumiger Sprache zur Antwort ansetzt:

    "Als ich das erste Mal nach Alexandria gekommen bin, hat mir diese Stadt von Anfang an gefallen. Mir gefällt sie immer noch. Sie ist die schönste und großartigste und bunteste Stadt, die ich jemals in meinem Leben gesehen habe. Aber ich habe auch die Kehrseiten gesehen: Die drückende Armut und den Hass zwischen den Völkern. Und ich habe mich gefragt, was der Grund dafür zu sein scheint.


    Dann habe ich die öffentlichen Plätze besucht, die Agora, das Gymnasion, das Theater. Ich habe mit vielen mächtigen, reichen und einflussreichen Männern geredet, mit Großhändlern, Magistraten und Demagogen. Und dort ist mir aufgefallen, wo das Problem dieser Stadt liegt: Alexandria wird seit Jahrzehnten von alten und selbstgefälligen Männern regiert, Männern, die sich einen Dreck um das Volk und die Sitten des Hellenentums scheren, und damit beschäftigt sind auf ihren Landsitzen weitab der Stadt zu sitzen und sich den Bauch vollzuschlagen. Ihre Politik besteht darin, die eigenen Pfründe zu sichern, Intrigen zu spinnen um ihren Reichtum zu vergrößern. Sie arbeiten mit den Rhomäern zusammen, die ebenso dekadent und korrupt sind wie sie. Das Herz der Stadt ist von innen her faul. Und das muss geändert werden.


    Deshalb habe ich beschlossen, in die Politik zu gehen. Diese Stadt braucht einen Führungswechsel, einen neuen Frühling. Die alte und korrupte Elite hat versagt, wir brauchen fähige Männer und vor allem Männer mit Idealen, Männer, die anpacken und diese Stadt zu dem machen wollen, was sie einst war."


    Damit beendet er seine obligatorische und bereits gut eingeübte Rede. Nach einiger Zeit fügt er noch hinzu. "Die Familien, gegen die es vorwiegend geht, scharen sich um die Krateiden, welche die Stadt seit über 50 Jahren fest in ihrer Hand haben. Ein paar der großen Familien, wie das Haus des Aristophanes oder des Leonidas stehen auf meiner Seite."

    Timokrates zuckt die Schultern und meint entschuldigend:


    "Die Geschichte mit dem Athener kam auch für mich etwas unvorbereitet heute... Ich werde euch bei nächster Gelegenheit sicher vorstellen."


    Skeptisch versucht der Lybier, Anhand Leonidas Gesicht heraus zu finden, ob er ihm die (zugegebenermaßen echt dreiste) Notlüge abkauft...

    Eigentlich wollte Timokrates gerade noch seinen Senf dazu geben, da wird schon der Eparchos angekündigt, der ja anscheinend einen Narren an der Stadt gefressen hat. Obwohl er wahrscheinlich keine große Wahl hatte. Timokrates vermutet, dass er durch die Alexandriner mehr oder weniger in seine Rolle hinein gezwungen wurde. Zumindes wirkt seine Antwort ein bischen müde. Eigentlich kann er einem fast schon Leid tun.


    Sehen kann er den Eparchen allerdings wiederum nicht, denn überall hagelt es Standing Ovations und vor Timokrates haben es sich augenscheinlich einmal wieder zwei Schränke bequem gemacht. Wahrscheinlich scheint es Timokrates Schicksal zu sein, den Eparchen nie zu sehen...

    Ungläubig linst Timokrates Leonidas an. Ob er Refernzen oder Kontakte hat? Natürlich nicht! Für sowas ist doch Leonidas und sein komischer Theaterfreund zuständig.


    "Nein das nicht, aber es sei dir versichert, der junge ist der redegewandteste Mensch, den ich je erlebt habe. Er wird die Menge in der Ekklesia sofort überzeugen. Abgesehen davon wird unser Klientel ja kaum für den Gegenkandidaten stimmen, oder?"

    Natürlich ist auch Timokrates ganz neugierig, was für ein Mann der Eparch sein würde. Leider stellt sich heraus, dass sich seine Phatrie doch nicht allzu nahe am Ort des Geschehens befindet. Das Geschrei verstummte, er kniete sich nieder, aber von den Worten des Präfekten hörte er keinen Ton, nur eine etwas dumpfe, leise und verwaschene Stimme, die irgendetwas sagte, was alle Anwesenden ja irre zu begeistern schien.


    Endlich dürfen sie sich alle wieder aufstellen und Timokrates erhofft, wenigstens so einen Blick auf den Eparchen werfen zu können. Aber nein: ein großer und breiter Mann, ein wahrer Gigant, hat es sich nicht nehmen lassen, sich ein bisschen weiter nach vorne zu drängeln, so dass sein Rücken wie ein dunkler Schatten auf Timokrates fällt. Dieser widerum macht sich daran, seinen Kopf hin und her zu bewegen um doch etwas von dem Spektakel mitzuerleben, aber auch der Koloss bewegt sich, schreit euphorisch und hampelt mit Armen und Körper herum. Dazu kommt auch noch, dass sich die Leute um Timokrates ein wenig gestört fühlen von seiner Art.


    "He, lass das!"
    "Meinst wohl, dass du ne Extrawurst gebraten kriegst. Wir sehen auch nix."
    "Nicht mit mir, mein Lieber, nicht mit mir!"
    "Wir sitzen alle im selben Boot!"


    Na toll! Ab und zu kann er den Blick auf ein paar Legionärshelme erwischen, das wars dann auch wieder. Verdammte Zeremonien echt!