Beiträge von Timokrates Kyrenaikos

    Man könnte natürlich auch ganz einfach und ohne große Mutmaßungen und Verschwörungstheorien feststellen, dass mit den persönlichen und politischen Konstellationen am Ende der zweiten Staffel eine dritte Staffel doch nichts anderes werden kann als absolut langweilig.


    Soweit ich weiß, ist das auch die offizielle Begründung von HBO gewesen.


    /edit: Spoiler editiert. :P Passts jetzt?

    Timokrates antwortet nicht gleich, sondern dreht sich kurz, weil die eine Tänzerin nicht weit von ihnen sich schon sehr weit nach hinten lehnt - ein Anblick für die Götter und damit auch gut genug für Timokrates.


    "Moooooment - Jetzt!"


    Grinsend dreht er sich zurück.


    "Ein erfolgversprechender Gegenkandidat? Na, das will ich doch hoffen! Ein junger Athener, gebildet und eloquent, dazu einer der bestaussehenden Knaben, die ich je erblicken durfte..."

    Eine unglaubliche Masse von Menschen belagert den Platz bis weit hin auf die Agora raus. Denn zwar ist das alexandrinische Dionysostheater groß, aber die Anzahl der alexandrinischen Bürger ist noch weitaus größer. Deswegen fällt es einem Einzelnen, der ein wenig zu spät ist, auch nicht sonderlich leicht, sich bis ins Theater hinein zu kämpfen.


    "Ups!... Sorry!..."
    "Heeeeey...!"
    "Kannst du nicht aufpassen?!"
    "'Tschuldigung, kommt nicht mehr vor - ich muss weiter- ..."


    Dieser zu Späte, der gerade einen Wettbewerb in "Wer tritt die meisten Zehen" gewinnen zu wollen scheint (eine höchst unorthodoxe griechische Sportart übrigens), heißt Timokrates und hat vor, zu den Wahlen zu kandidieren. Er trägt die schlichtere offfizielle Tracht eines alexandrinischen Bürgers, farblich schlicht und einfach, wie man es von einen Demokraten verlangt. Um aber auch nicht allzu demokratisch zu erscheinen, hat er sich durchaus leicht ins Zeug gelegt, aber nicht so auffällig wie sonst.


    Irgendwann schaft er es - Dreistigkeit siegt! - , das Innere des Theaters zu betreten, wo er auch bald Leonidas mitsamt Fanblock entdeckt. Sein eigenes Klientel ist über das Theater verteilt, schließlich hält er wenig von der traditionellen Inszenierung von Machtverhältnissen in der Ekklesia. Er zieht es vor, es so aussehen zu lassen, als wären verschiedene Leute aus verschiedenen Fraktionen auf einmal von ihm überzeugt.


    Mutig kämpft er sich zu Leonidas vor, wo er sogleich einen Klienten wegscheucht und sich neben ihm setzt.


    "Chaire, mein Bester! Tolles Wetter heute, gell? Sag mal, wer sind denn diese Krateiden?"


    Sim-Off:

    Sorry die Verspätung. Aber ihr wisst ja, es gibt da sowas, genannt RL... -.^ :D

    In einer anderen Ecke der Stadt stand der kleine Laden des Kritias. Kritias war bekanntermaßen seit Jahren ein Klient der Krateiden, wie viele andere Händler in der Gegend auch. Gestern ist sein Geschäft abgebrannt.
    Der vollkommen am Boden zerstörte Kritias wollte bereits losgehen, um Krateides um Geld für den Wideraufbau zu bitten, da kam ganz zufällig ein anderer Mann vorbei, der sich als Timokrates vorstellte. Großzügig bot er an, den Laden wieder zu errichten und dafür zu sorgen, dass ein solches Missgeschick nicht noch einmal passieren würde. Kritias, der nicht dumm war, willigte ein. Jetzt ist er der Klient des Lybiers.


    Auch die Kleinhändler drum herum versprachen nun Timokrates ihre Stimme. Denn auf Brandschäden hatte keiner wirklich Lust...

    Innerlich kocht Timokrates gerade schön auf vor Wut. Warum nur hat Leonidas diesen Trottel mit hierher geschleppt? Es kann doch nicht sein, dass der Mann nicht kapiert, wie wichtig der Zugang zu den Lagerhäusern ist. Etwas giftiger platzt er in das Gespräch ein und schneidet Leonidas das Wort ab:


    "Moment! Nur, dass wir uns richtig verstehen: Wer sagt denn, dass wir nur zwei der Posten besetzen werden? Gehen wir einfach mal davon aus, dass wir zu dritt sind: Leonidas, Ich und noch Jemand. Den Krateiden wird keiner der Posten auf den untersten Rängen zufallen.


    Meine Frage bei der Besetzung dreht sich im Moment eher darum, welche Posten strategisch am Wichtigsten wären. Und das sind meiner Meinung nach der Eutheniarch und der Agoranom."


    Etwas beruhigt lehnt Timokrates sich wieder nach hinten. Schulterzuckend meint er:


    "Aber, Leonidas, wenn du unbedingt den Strategos haben willst, dann sei dir das gewährt natürlich..."

    Auch wenn die Griechen gegenüber den anderen Bewohnern der Stadt sozial privilegiert waren - Reich waren sie deshalb noch lange nicht. Der Großteil der Griechen schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten oder als Kleinpächter durch, die ökonomische Situation dieser Leute war nicht besser als die vieler Ägypter und Juden, ja, oft sogar bedeutend schlechter.
    In einem der niedrigeren Griechenviertel wurde heute ein Fest gefeiert. Jeder konnte kommen, sich unterhalten lassen und einmal ordentlich satt essen. Sogar Fleisch stand auf der Speisekarte. Der edle Gönner war in dem Fall kein reicher Demagoge aus einer der mächtigen Familien, die sich ab und an mit solchen Festen Wählerstimmen erkauften, sondern ein Neuer, ein Lybier, der erst vor kurzen in die Stadt gekommen war.

    Timokrates grinst über beide Ohren. Perfekt, der junge Mann. Sachlich fährt er fort:


    "Ja, du hast Recht, ich habe Ähnliches vor. Und ich bin gerne bereit, dir zu helfen. Allerdings ist es so, dass Alexandria, wie eigentlich alle Poleis, in Wirklichkeit von ein paar wenigen großen Familien regiert wird, die den großen Kuchen schon von vornherein untereinander aufteilen. Für Bürger, die kein Geld und keine Beziehungen haben, gestaltet sich ein politischer Aufstieg ziemlich schwer, wenn nicht sogar unmöglich. Es kommt also darauf an, die richtigen Leute zu kennen.


    Zufälligerweise kenne ich ein paar Männer aus zwei der einflussreichsten Familien und habe mit ihnen ein Wahlbündnis geschlossen. Und um die unteren Schlüsselämter zu besetzen bräuchten wir noch eine Person..."

    Nachdenklich knabbert Timokrates an einem Stück Brot, dass er gerade in Olivenöl getunkt hat. Irgendwie muss er bei dem Thema an eine Gottheit denken, die Ranshid zu verehren pflegt: Ein sechsarmiger Mann, der unaufhörlich mit einem Flammenreifen tanzt. Die Gottheit hat Timokrates auf Anhieb fasziniert. Vielleicht sollte man sie in Alexandria einführen...? Obwohl die Rhomäer da sicherlich kein offenes Ohr dafür hätten, denn der Gott steht für genau das, was Nikolaus gerade über Macht gesagt hat - Nur etwas destruktiver. Eigentlich hat Ranshid lauter so kauzige Götter, wenn man sich das mal genauer überlegt. Irgendwie inspirierend...


    Aprupt wendet er sich an Nikolaus:


    "Sag mal, du hast nicht zufällig Lust ein politisches Amt in der Stadt zu bekleiden?"


    Wenn man schon beim Thema "Macht" ist, kann man ja mal nachfragen...

    Auch Timokrates steht brav in der für ihn zugeteilten Reihe. Zum Glück wohnt er in einer besseren Deme und wurde dort akzeptiert, so dass er nicht ganz hinten stehen muss. Insgeheim muss er grinsen als er an seinen Patron denkt. Der fette Jude steht sicherlich irgendwo ganz hinten und ärgert sich grün und blau darüber, dass sein ganzes Geld nichts nützt in der Stadthierarchie.* Interessiert schaut er sich um: Lauter ihm vertraute Gesichter, die ganze Nachbarschaft. Da der dicke Händler von Gegenüber, der schaut mal wieder nach den schönen Knaben, die Sau. Und die kratzbürstige Frau des Demenvorsitzenden, die einem alle fünf Minuten mit irgendeinen Blödsinn stört. Wie schön, im trauten Kreis von Bekannten und Freunden zu sein. Timokrates wünscht sich unwillkürlich auf sein altes Schiff zurück.


    Leider steht Timokrates, wenn auch taktisch gut, so betrachtungstechnisch ziemlich blöd da: Eigentlich ist er mehr oder weniger dazu gezwungen, nach vorne auf die Straße zu starren. Laaaangweilig! Irgendwie könnte sich der blöde Eparch ruhig mal beeilen.


    ____________
    * Nicht dass wir uns falsch verstehen: Timokrates hat nichts gegen Juden. Nur gegen Vorgesetzte.

    Während Philotas seine politischen Vorstellungen für die Wahl zum Besten gibt, lässt sich Timokrates die Wein- und Speisekarte durch den Kopf gehen. Perlen in Essig... Das Lieblingsgetränk der Ptolemäerköniginnen. Dass es das noch gibt... Na ja, vielleicht herrscht ja derzeit wieder einmal eine Retro-Welle vor. Aber eklig ist es irgendwie trotzdem und auch nicht wirklich angebracht für Männer.


    Was den Wein angeht, hat man die Qual der Wahl, aber Timokrates hat sich schon mehr oder weniger entschieden. Weißer und Bernsteinfarbener ist ihm zu leicht, ebenso trockener und halbtrockener Kennerisch unterbricht er Leonidas kurz um den Kellnhttp://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Weines
    Geschichte des Weines - Wikipediaer zu fragen: "Der Süße Schwarze aus Delos klingt eigentlich ganz gut. Was passt zum Mischen am Besten? Wasser? Fruchtsäfte? Gewürzter Honig?"


    "Oh, der Delier. Eine vorzügliche Wahl! Guter Jahrgang! Der Kellner macht ein überlegendes Geschicht um dann mit der Beratung fort zu fahren."Der Wein ist sehr würzig. Ich würde Pinienhonig empfehlen, vielleicht mit Nelken und Ingwer. Oder einen Fruchtsaft, Waldbeeren vielleicht..."


    "Ausgezeichnet! Bring einmal Nelkenhonig, einmal Beerensaft und einmal Wasser dazu." So kann sich jeder nach Geschmack zusammen mischen, was er will. 8) "Und zum Essen nehme ich den Tagesfisch. Und was meint ihr? Eine Vorspeisenplatte für alle vorher?"


    Dann hat Leonidas endlich zu Ende gesprochen. Wurde auch mal Zeit! Die Präferenzen, vor allem auf Aristophanes Seite, gefallen ihm dann allerdings nicht so sehr.


    "Ja, den Agoranomos zu besetzen wäre nicht verkehrt. Allerdings sollte man auch den Eutheniarchos in Erwägung ziehen... Ich würde fast behaupten, dass die beiden von mir bekannten Posten wichtiger wären als der des Strategos. Letzterer ist ja mehr oder weniger ein Angestellter der Rhomäer..."

    Im Inneren des Hügelgrabes ist es angenehm kühl - nur ein penetranter Gestank nach Fäulniss erfüllt die von den vielen Besuchern verbrauchte Luft. Die Besucher gehen das Grabinnere nach einen vorgegebenem Weg ab. Die alten Grabbeigaben fehlen fast gänzlich, dafür sind die zahlreichen Abbildungen an den Wänden gut erhalten. Fast könnte man den Eindruck haben, sie wären erst vor kurzer Zeit nachträglich aufgemalt worden, denn es ist kaum vorstellbar, dass Ptolemaios I. solchen Stümpern den Auftrag gegeben hätte, das Innere des Grabes auszuschmücken.


    Endlich erreicht Timokrates das Grab: Um das Grab herum stehen tausende von Blumensträußen und der Kasten wurde so drappiert, dass dem Besucher das kitschige Bild eines friedlich ruhendem Toten präsentiert wird. Im gläsernen Sarkophag liegt eine Alles in Allem vertrocknete, vollkommen unspektakuläre Mumie. Er stutzt. Dieser Mann soll der Große Alexander sein? An der Mumie ist nichts Großes, Erhabenes zu erkennen. Nur eine alte, vertrocknete Gestalt in fauligen Binden, lieblos in einen Glaskasten gelegt und an einigen Stellen notdürftig repariert. (Die Nase, die Augustus abbrach, wurde zum Beispiel durch eine Holznase ersetzt).


    Nicht wirklich enttäuscht, denn er hatte eigentlich nichts anderes erwartet, beugt sich Timokrates vor, um sich den Bezwinger der Welt genauer anzusehen. Dabei wird er jedoch von einem Mann, der der Zwillingsbruder des Illyrers am Eingang hätte sein können, abgehalten. "Deine Zeit ist um. Geh weiter. Es wollen noch andere den König sehen."


    Verärgert geht Timokrates wieder nach draußen...


    Sim-Off:

    story inspired by a visit at the Lenin-Mausoleum in Moscow ;)

    Die Schlange will und will einfach kein Ende nehmen! Mittlerweile hat sich aber eine weitere Fraktion von Geldverdienern zum Heer der Künstler und Verkäufer gesellt: Unseriös wirkende ältere Leute, die auf schlechtem Latein exklusive Führungen für "nur" 20 Sesterzen anbieten. Sie fuchteln mit angeblichen Zertifikaten herum, die eine Erlaubnis zum priviligierten Betreten des Grabes darstellen sollen. Und es gibt tatsächlich Idioten, die darauf reinfallen. Timokrates zumindest freut sich, als die nervige Familie vor ihm endlich die Reihe verlässt, um sich ordentlich über den Tisch ziehen zu lassen.


    Endlich steht Timokrates vor der Eintrittskasse. Auf einem Schild stehen in Koiné, Aramäisch und Latein (letztere beiden Sprachen alles andere als grammatikalisch fehlerfrei) die (gesalzenen) Eintrittspreise sowie der Hinweis auf allerlei andere Freizeitangebote in Alexandria, Tipps für Touristenrestaurants, Pharosbesichtigungen, Hafenkreuzfahrten, vom Preisniveau her ähnlich angemessen wie der Besuch der Sema.

    "I Obolos!" schnauzt die Kassenfrau, eine ältere Griechin. Timokrates zahlt und wird hinter die Mauer um den Friedhof geleitet. Zuerst möchte er sich den Rest des Friedhofs ein wenig anschauen, aber ein grimmiger Illyrer mit der Statur eines Ochsen weist ihn in die Schlange zur Sema zurück. "Schön in der Reihe bleiben!"


    Die Besucher werden gruppenweise abgefertigt. Jede Gruppe hat ca. 5 Minuten Aufenthalt im Grab, dann heißt es gehen und die nächste kommt herein. Endlich ist Timokrates Gruppe dran. Entnervt, aber dennoch irgendwie gespannt, steigt Timokrates die Stufen in das Hügelgrab hinunter.

    Die Schlange geht nur langsam voran und Timokrates ist fast am Ausrasten, denn zusätzlich muss er ausgerechnet zwischen einer römischen und einer makedonischen Großfamilie auf "Sommerfrische" stehen: Schlecht gekleidete, fette, schweißtriefende und von der ungewöhnten Sonne krebsrote Gestalten, die die gesamte Umgebung in hochgestochenen Phrasen voll von vielerlei Halbwissen "unterhalten". Zu seiner Linken bieten verhinderte Künstler wirklich scheußliche, kitschige Portraitmalereien ("Ein Bild mit Alexander!") an. Ein etwa 6 Jähriger Bengel steht gerade mit Zahnlückenbewehrtem Grinsen Modell, seine stolze Familie um ihn herum. Dazwischen ein müder und gelangweilter Alexander- Imitator auf einem Stein der einen trockenen Mohnkringel isst und sich mit einem Betelnusskauendem Iulianus- Imitator über das Befinden seiner alten Mutter unterhält. Kleine Ägypter bieten Erfrischungen (Wasser, Limonaden, Honiggebäck) oder billige Souvenirs (Spielzeugstreitwagen, Soldatenstatuetten) feil. Alles vollkommen überteuert versteht sich aber verlockend genug, um einige der Touristensprösslinge dazu zu animieren, mit atemberaubendem Geplärre ihre Eltern davon zu überzeugen, etwas zu kaufen. Timokrates ist zwar viel herum gekommen, aber er kann sich nicht erinnern, jemals in seinem Leben so viel Elend gesehen zu haben.

    Es fällt Timokrates ganz einfach, zur Sema zu finden. Schließlich braucht er nur dem Weg entlang gehen, den die meisten nehmen, vor allem die, die nicht so ausschauen, als würden sie von hier her kommen.


    Vor der Sema trübt sich aber seine Laune ein bisschen: Eine riesige Schlange wartet vor dem Mausoleum. Genau genommen kann man dieses noch gar nicht sehen, so lang ist sie. Timokrates stellt sich brav hinten an und wartet...


    Und wartet...


    Und wartet...

    Timokrates, vor eventuellen Nepp gewarnt und darauf vorbereitet, rechnet kurz durch, wieviel ein As in alexandrinischer Währung ist. Er beschließt, dass es im Ungefähren 4 alexandrinischen Khalkoi entspricht. Er kramt 6 Khalkoi heraus und wirft sie dem Soldaten in weiter Streuung hin, so dass er Schwierigkeiten haben wird, das Geld aufzufangen. Diese kleine Demütigung ist ihm das Trinkgeld in Form der überflüssigen 2 Khalkoi wert.


    "Behalt den Rest."

    Timokrates gelingt es, eine Haltung anzunehmen, die unauffällig genug ist um bei uniformierten Menschen keinen Verdacht aufkommen zu lassen, aber auch wichtigtuerisch genug, um ihnen instinktiv das Gefühl zu vermitteln, einen Vorgesetzten oder zumindest einen wichtigen Bekannten des Vorgesetzten vor sich zu haben.


    "Timokrates Kyrenaikos. Ich will zum Alexandergrab."


    Antwortet er knapp und in einem Tonfall auf der Schwelle vom Zivilischen ins Militärische/Beamtische. Dabei hält er seinen Blick konsequent schräg an dem Legionär vorbei in die Luft.

    Begeistert mustert Timokrates Aristophanes Reaktion auf sein Erscheinungsbild. Die typische reservierte Haltung eines Mannes, der zwar über ausreichend Macht und Einfluss verfügt aber dessen geistiger Horizont niemals die Mauern der Heimatpolis zu überwinden vermochte.


    Elegant verbeugt sich Timokrates vor Aristophanes. "Sehr erfreut!" Er blickt nach oben wobei er Aristophanes gewinnend ins Gesicht grinst.


    Während sie zu den Klinen geführt werden, blickt sich Timokrates ein wenig (und nicht wirklich unauffällig) im Raum um und betrachtet so viele Details der Szenerie wie möglich. Witzig, die Dekoration... Die Weinreben... die polierten attischen Vasen... Die Feuerschälchen auf dem Boden... Und das da in der Mitte ist ja wohl kein Obelisk, oder? Nicht wahr! Und die bukkolischen Torpfosten mit Efeu umrankt! Was für ein unglaublicher Kitsch! Aber gut, wenns den Leuten gefällt...


    Er ist so mit Denken beschäftigt, dass er fast Aristophanes über den Haufen rennt, als dieser und Leonidas vor dem Platz stehenbleiben, das die Bedienung mit würdevoller einladender Geste anbietet. "Entschuldigung!". Vielleicht hätte er doch nicht so viel von dem indischen Kraut zu sich nehmen sollen. Anderseits -


    Er legt sich auf die Kline rechts von Leonidas. Die ist gut, steht näher am Tisch. (Mein Gott, die Schnitzereien...)


    Freundlich affektiert lächelt er Leonidas und Aristophanes zu und wartet, dass Leonidas weiter ausholt. Das wäre eine nette Geste, denn Timokrates Gedanken konzentrieren sich im Moment nicht so auf Politik sondern auf die Frage nach der Weinkarte...

    Vor dem Treffen am Abend hat sich Timokrates noch etwas anderes vorgenommen:


    Es gibt gewisse Orte in manchen Städten, die überall auf der Welt bekannt sind. Auch Alexandria kann mit einer Vielzahl solcher Orte aufwarten. Einer davon ist das Mausoleum Alexanders des Großen.
    Im Übrigen sind, was dieses angeht, Alexandriner und Ausländer erstaunlich anderer Meinung. Während die Alexandriner Alexander zwar einen wichtigen Platz in ihrem religiösen Leben einräumen, lässt sie der große Makedone im Alltagsleben ungewöhnlich kalt. Die Meisten Bürger dieser Stadt könnten wohl nicht einmal eine Auskunft darüber geben, wo der einstige Eroberer überhaupt liegt. Für diejenigen aber, die nach langer Reise in die Stadt am Nildelta kommen, ist der Besuch des makedonischen Hügelgrabes ein Muss, direkt neben Pharos und Bibliothek auf der Liste der Orte, die unbedingt abgeklappert werden müssen.


    Timokrates gehört zwar mittlweile mehr zu Ersteren als zu Letzteren und das, was er über das Grab gehört hat, klang wenig schmeichelhaft. Aber ein Mythos bleibt ein Mythos und dagegen ist auch die Neugierde des Kyreners nicht gefeilt. Deshalb stellt er sich brav in die Schlange vor der Torwache und wartet, bis er an der Reihe ist.

    Nachdem Osiris gänzlich vom Himmel verschwunden ist (- und sichergestellt ist, dass der Gott des Gesetzes wirklich nicht mehr zuschauen kann, was auf der Erde passiert 8)-) kommt Timokrates durch das Lokal getänzelt. Eitler Pfau der er ist, hat er es sich natürlich nicht nehmen lassen, sich äußerst extravagant zu kleiden, schließlich will man ja gesehen werden in solcher Gesellschaft. Er trägt einen dunkelblauen Chiton aus feinen Stoffen, in den Sonnen, Monde und Sterne eingewirkt sind, sowie einen luftigen roten Samtchalmys. Das Gesicht ist grell geschminkt, die Augen sind dick mit Kohle untermalt. Und der ganze Körper ist bedeckt mit einem glitzernden und scheppernden Sammelsurium an Reifen, Gürteln, Bändern und Amuletten. Um die Stirn trägt er ein breites Kopftuch, an dem ebenfalls einige Glitzerdinge baumeln.
    Suchend bewegt er sich durch den Wald von Klinen bis er endlich Leonidas und den anderen (Euripides? Naja, irgendso ein Theatername auf jedem Fall.) entdeckt. Grazil nähert er sich.


    "Ah! Da seid ihr ja! Chaire! Schönen Tag gehabt?"


    Dann mustert er den Anderen. "Verzeihe, ich habe mich nicht vorgestellt: Timokrates meine Wenigkeit!"


    Er schaut wieder zu Leonidas. "Wo wollen wir uns setzen?"