Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    Sich zur Begrüßung am Unteram zu packen war Priscus nicht gewohnt. Woher auch, wenn er nicht allzu häufig mit Germanen zu tun hatte? Bei Händlern und Hilfstruppen hatte er es gelegentlich gesehen, mehr nicht. Einen kurzen Augenblick war er verwundert, dann spannten sich seine Muskeln an und er erwiderte den Gruß dadurch. Der Germane konnte anscheinend kräftig zupacken, aber welcher trainierte Mann konnte das nicht?


    Der Germane hatte seine Waffen schon vorbereitet ausgelegt, so dass der Optio nach der Begrüßung ebenfalls sein Schwert zog. Aus dem mitgebrachten Beutel holte er eine offensichtlich häufiger benutzte gepolsterte Hülle aus Lederresten und stülpte sie über die Klinge. Mit einer Lederschnur knotete er sie am Parierstück des Griffs fest.

    Nachdem er das Einsammeln der Munition und den Abbau der Geschütze überwacht hatte, ging Priscus erst einmal zu den Unterkünften seiner Centurie. Die meisten Zelte standen schon, auch wenn einige Kameraden noch bei den Schanzarbeiten waren. Auch die ersten Lagerfeuer brannten schon und bald würde es ruhiger werden. Er wartete kurz, bis sein Centurio auch fertig war, um sich mit ihm gemeinsam beim Tribunen zu melden.

    Priscus war es recht, dass die Diskussion vertagt wurde. Außer Seilen und provisorischen Brücken gab es schließlich auch noch Boote und Flöße, außerdem konnte man nach Untiefen suchen. Genug Diskussionsstoff also für mehr als ein paar Augenblicke. Stattdessen ging er nun mit den anderen gemeinsam wieder ins Wasser, türmte noch einmal seine Ausrüstung auf den Schild und versuchte wieder eine Balance zu finden, dass nichts ins Wasser fiel. Nicht bei jedem hielt die Blase für einen zweiten Durchgang, wenn sie schon den ersten nur mit Mühe überstanden hatte. Den Soldaten würde nicht anderes übrig bleiben, als am Ufer zu bleiben und darauf zu warten, dass ein erfolgreicher Kamerad seine Blase nach Benutzung nochmal herüber brachte. An ein geschlossenes Ankommen auf der anderen Seite war so noch weniger zu denken als zuvor.

    Priscus musste unwillkürlich grinsen, als er seinem Gegner vorgestellt wurde. "Wir kennen uns", erklärte er diesen Umstand. "Er begleitete deine Frau, als sie kürzlich die Schwimmübungen unserer Centurie beobachtete." Dem Germanen nickte er zur Begrüßung ernsthaft zu. Auf dem Hügel am Fluss war er ihm relativ schnell egal gewesen, jetzt musst er ihn eine Zeit lang länger ernst nehmen.

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Ursus überlegte einen Moment. Dann schüttelte er den Kopf. "Du brauchst ihm gegenüber kein Stillschweigen zu bewahren, aber ich selbst werde es ihm mitteilen. Danke, Optio, das war dann vorerst alles."


    Damit war alles geklärt, was Priscus wissen wollte. "Danke. Melde mich ab!" salutierte er und verschließ das Büro wieder, um zu seiner Baracke zurück zu kehren.

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    "Das wäre ja noch schöner, wenn nicht. Nein, gleiche Chancen und gleiche Regeln für alle. Gut, dann ist das abgemacht." Ort und Zeit standen fest und Ursus würde Baldemar noch von den Bedingungen in Kenntnis setzen. Eigentlich hegte er auch keinen Zweifel daran, daß Priscus siegte. Immerhin war der ein kampferprobter, durchtrainierter Soldat. Doch auch Baldemar war nicht zu unterschätzen. Niemand hatte ihn unter solchen Bedingungen kämpfen sehen und über seine Kampferfahrung war auch wenig bekannt. Er konnte durchaus für Überraschungen gut sein. "Dann sei also in drei Tagen zur vierten Stunde auf dem Hof der Fabrica. Von mir aus wäre das dann alles, Optio."


    Von Priscus' Seite blieb nur eine Frage offen. "Soll ich meinen Centurio über diesen Auftrag in Kenntnis setzen?", wollte er wissen. Immerhin hatte sich das bisherige Gespräch nicht so angehört, als ob dieser schon Bescheid wüsste.

    Priscus erschien pünktlich zur vereinbarten Uhrzeit. Er trug nichts auffälliges bei sich und keiner der Legionäre, die ihn gesehen hatten, hatte sich wohl gefragt, ob er etwas besonderes vor hatte. Dass er einen Beutel in der Hand trug war schließlich nichts besonderes. Erst im Hof der Fabrica wollte er mit dem Leder in dem Beutel seinen Gladius präparieren. Zuerst einmal meldete er sich jedoch beim Tribun, der schon zu warten schien. "Tallius Priscus meldet sich wie befohlen zum Übungskampf."

    Der Optio schaute seinen Centurio zweifelnd an. Die Idee mit dem Seil hielt er nämlich schlicht für völlig abwegig und nicht durchführbar. Wenn das Ufer von Feinden besetzt war, konnte man schließlich nicht einfach einen einzelnen Mann mit einem Seil herüber schwimmen lassen. Und wenn man ein Seil herüber warf, würde es der Feind einfach durchschneiden können. "Ich denke nicht, dass ein Seil hilft", sagte er nur. "Bauen wir beim nächsten mal wieder eine Brücke", blieb er bei seiner Einstellung. Solide Handarbeit war in seinen Augen noch immer das Beste.

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Der Optio schien keinen Zweifel zu haben, daß er siegen würde. Ursus nahm dies durchaus zufrieden zur Kenntnis. "Ja, er soll überleben. Möglichst ohne Verkrüppelung, denn seine Aufgabe als Leibwächter meiner Frau erfüllt er sehr gut. Es soll ein Übungskampf sein, keiner auf Leben und Tod."


    Also ein Kampf mit Lederknubbeln auf den Schwertspitzen. Hoffentlich wusste dieser Germane damit unzugehen. Wahrscheinlich kannte er das gar nicht, dachte sich Priscus. "Solange der Gegner das genauso hält, kriegen wir das hin." Weitere Fragen hatte er nicht.

    Der Optio hatte nicht damit gerechnet, nach seiner Meinung zu der Übung gefragt zu werden. Immerhin hatte er sie sich nicht ausgedacht. "In Parthia hätte das so keiner überlebt. Brücken sind mir lieber. Schwimmen können die Bataver." Mangels Stationierung in Germania hatte Priscus zwar noch nie leibhaftig mit einer batavischen Auxiliarkohorte zu tun gehabt, aber deren Freude an Wasser war auch so legendär.

    Der Optio strampelte mit seinen verbliebenen Leuten genauso langsam durchs Wasser wie die truppe vor ihm und kam daher mit einer entsprechenden Verzögerung an. Vor dem Centurio salutierte er. "Die Ehefrau des Legaten beobachtet die Übung vom Hügel aus", meldete er. Dass sie sich in Begleitung eines Leibwächters und einiger Sänftenträger befand, hielt er schon wieder für nicht mehr berichtenswert.

    Priscus war es durchaus recht, dass nur solange geschossen wurde, bis alles aufgebraucht war. Die verschossenen Geschosse danach zurück zu holen und damit nochmal zu schießen war für so ein Manöver nämlich ein bisschen langweilig. Das machten sie auf dem Exerzierplatz schon häufig genug, wenn sie dort mal schossen. Nach und nach meldeten also die Mannschaften, dass sie fertig waren und keine Munition mehr hatten.


    "Geschütze abbauen. Die Gruppen helfen sich dabei untereinander!" präzisierte er dann die Anweisungen des Centurio. "Zwei Mann aus jeder Gruppe sammeln drüben am Wall Munition ein. Ich hab' keine Lust, dass das Zeug nachher beim Flicken des Walls zugeschüttet wird!" Das bedeutete nämlich später nur mehr Arbeit für die Fabrica. Außerdem war es eine nette gemeine Strafe für die Gruppen, die nicht so genau geschossen hatten. Deren Munition lag nämlich weiter verstreut.

    Wenn Priscus ehrlich war, hielt sich seine Spannung in Grenzen. Er sollte mit diesem Gegner kämpfen und wenn er den Auftrag richtig verstanden hatte, sollte er ihn auch besiegen, aber nicht töten. Ob der Gegner dabei etwas tat, womit Priscus jetzt schon rechnete oder nicht war ihm zumindest im Moment noch ziemlich egal. "Frische Rekruten halten auch manchmal Überraschungen bereit", sagte er daher nur. "Soll er den Kampf überleben?"

    "Richtig. Geh' mal ein paar Schritte zurück", vergrößterte er den Abstand und ging selber auch bis zur Wand zurück. Dort zeigte er nochmal drei Finger, nahm einen Finger weg, dann wieder drei dazu, zeigte dasselbe mit der anderen Hand und reduzierte dann nochmal auf die Hälfte. Und jedesmal fragte er, wieviel Finger zu sehen waren.

    Nach einem Marsch, der ihm viel kürzer vorkam als der Hinweg erreichte der Optio mit seinen Leuten wieder die Stelle am Ufer, von der sie losgegangen waren. Dies kameraden waren inzwischen alle im Wasser und hatten nur einen Posten und vorbereitetes Material zurück gelassen. Während Priscus seine Rüstung ablegte, schaute er zu dem kleinen Hügel hinauf, auf dem sie eben noch selber gestaden hatten. Die Zivilisten schienen noch immer dort zu sein. Kopfschüttelnd wandte er sich wieder seiner neuen Aufgabe zu. "Danke für's vorbereiten!" sagte er zu den beiden Kameraden am Ufer, auch wenn er nicht wusste, ob diese beiden nun die Schweinsblasen vorbereitet hatten.


    Die anderen waren zum Teil schon am anderen Ufer angekommen oder zumindest mitten im Wasser. Dabei wurden sie wegen des langsamen Schwimmens und den trägen schwimmenden Schilden ganz schön von der Strömung mitgenommen und kamen erst ein ganzes Stück flußabwärts wieder an Land.

    Der Arzt schien mit dem Ergebnis zufrieden zu sein. "Danke", brummte er diesmal, wischte sich seine Hände an seiner Tunika ab und setzte die Umrundung des Rekruten fort. Anscheinend kam er dabei zu keinerlei weiteren bemerkenswerten Ergebnissen.


    "Dann zieh' deine Tunika mal wieder an", sagte er und begab sich selber zum anderen Ende des Raumes, wo er drei Finger in die Luft hob. "Wie viele Finger sind das?" fragte er, als der Rekrut mit dem Anziehen fertig war.

    Mit dem gesuchten Gerät in der Hand und dem ewigen breiten Grinsen im Gesicht kehrte der Arzt zu dem Rekruten zurück. Langsam betrachtete er den entblößten Körper und begann, den Mann zu umrunden. Seitlich angekommen, legte er das Gerät in seiner Hand wieder weg, ohne es benutzt zu haben und stattdessen dem Rekruten eine Hand auf die Brust und eine auf den Rücken und drückte damit leicht von beiden Seiten auf den Oberkörper. "Bitte mal kräftig einatmen, Luft anhalten und wieder ausatmen! Zweimal hintereinander."

    "Ja, ich habe in Parthia gekämpft", bestätigte der Optio. Das traf schließlich auf fast alle zu, die länger bei der Legio I waren. "Gegen Germanen noch nicht. Ich habe meinen ganzen Dienst bisher bei der Legio I verbracht." Und die Legio I war in dieser Zeit eben nie in Germania gewesen.