Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    Da der Optio sich nicht sicher sein konnte, ob sie auf dem geraden Weg wirklich schneller sein würden, war ihm der Vorschlag von Largus durchaus recht. Da er auch sonst keinen Widerspruch hörte und auch keine Lust auf unnötige Abenteuer hatte, erschied er genau so. "Dann Abmarsch zurück zum Fluß auf demselben Weg, auf dem wir gekommen sind. Los geht's!"


    Da die Frau des Legaten sich augenscheinlich nicht für die Soldaten interessierte, verzichtete Priscus auf eine Verabscheidung, nickte lediglich dem Leibwächter kurz zu und drehte sich dann um, um zusammen mit den Soldaten wieder im Gebüsch zu verschwinden.


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    Unten am Fluß türmten sich inzwischen mehr oder weniger erfolgreich verschiedene Ausrüstungsstücke auf Schilden, die auf aufgeblasenen Schweinsblasen im Wasser dümpelten. Neben der Empfehlung des Centurio machten auch weitere Empfehlungen die Runde und Pino fragte sich, ob es nicht schneller gewesen wäre, ein paar Bäume zu fällen und daraus Flöße oder eine Brücke zu bauen. Oder mehrere Blasen unter einen Schild zu packen, die Ausrüstung herüber zu bringen, die Blasen wieder zurück zu bringen und damit den nächsten Schild zu holen. Aber vermutlich war genau das das Ziel der Übung, dass man auch mit beschissenen Mitteln auskam.

    "Vorbereiten? Ein Legionär ist immer vorbereitet", antwortete der Optio und grinste. Wie sollte er sich auch großartig vorbereiten? "In drei Tagen also. Zur vierten Stunde, nach dem morgentlichen Exerzieren. Und wenn es öffentlich sein soll, dann auf dem Exerzierplatz." Das Intervallum tat es zwar genauso gut, aber zum Kämpfen war nun einmal der Exerzierplatz da.

    Der Optio verzog leicht den Mund. Einzelkampf war seiner Meinung nach eine Sache für Gladiatoren, nicht für Legionäre. Aber er hatte auch keine Lust, darüber zu diskutieren, weder mit dem Legaten noch mit den Soldaten seiner Einheit. Also fasste er die Anweisung als direkten Befehl auf, die Sache selber zu übernehmen. "Verstanden, Legat. Das übernehme ich selber. Wann?"

    Wieder einmal wurde dem Optio klar, dass viele Offiziere nur Theoretiker waren. Ein Praktiker würde kaum auf solche Fragen kommen, dachte er sich. "Er hat keinen Vorteil. Aber er kann den Legionär töten." Und damit war es eine brauchbare Waffe und danach hatte der Legat gefragt.

    Auf die Ankündigung einer Sonderaufgabe zeigte der Optio erst einmal überhaupt keine Reaktion. Sonderaufgaben gab es schließlich häufiger in dieser oder jener Form. Als er dann nach seinem Urteil gefragt wurde, kam ihm die Frage etwas seltsam vor. Was eine Axt anrichten kann, war für ihn keine Frage von Urteilen, sondern Fakten. "Eine kleine Axt macht nichts. Eine große Axt kann tödlich sein."

    Priscus kam nicht darum herum, bei der Gegenfrage zu grinsen. "Nein, wenn wir Langeweile hätten, wüssten wir besseres damit anzufangen. Wir würden dann vielleicht auch einfach jemandem zugucken", antwortete er. Innerlich schüttelte er den Kopf und konnte es noch immer nicht ganz verstehen, dass diese Zivilisten tatäschlich eine Sänfte hierher geschleppt hatten, um Soldaten beim Üben zuzuschauen. Manche Zivilisten wussten anscheinend nichts sinnvolles mit ihrer Zeit anzufangen.


    "Schwimmen dürfen wir gleich bestimmt auch noch", ergänzte er und steckte sein Schwert nun auch weg. Dann blickte er seine Männer an. "Selber Weg zurück oder wollt ihr noch ein bisschen Pfadfinder spielen und schauen, ob wir hier vorne schneller runter kommen?" Die Zivilisten waren für ihn abgehakt, jetzt wollte er auch noch was vom frischen Wasser abbekommen. Die Kameraden unten schienen gleich schon wieder rein zu gehen, soweit er das erkennen konnten.


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    Halbwegs erfolgreich hatte Pino auch die zweite Blase verschlossen bekommen und machte sich nun mit der ersten auf dem Weg zum Wasser. Blase ins Wasser, Schild drüber, Ausrüstung drauf. Klag einfach, war scheiße. Keine drei Augenblicke später begannen sich die ersten Soldaten als Taucher zu betätigen, um versunkene Ausrüstungsstücke wieder nach oben zu holen.

    Umgehend hatte sich Optio Priscus beim Legaten einfinden sollen. Das war ein sehr dehnbarer Begriff, vor allem wenn der Befehl in der Principia ausgehangen wurde, wo Priscus nun wirklich nicht mehrmals pro Stunde vorbei kam. Aber nun war er hier und hoffte, dass dies umgehend genug war. Er ließ sich von dem wachhabenden Kollegen anmelden und wartete auf Einlass.

    Priscus blickte kurz von einem Geschütz zum anderen, als ihn der Centurio nach der Muniton fragte. "Bei den Pfeilgeschützen reicht es noch für ein paar Dutzend Schuss", antwortete er dann. "Da haben wir eine ganz Menge mitgebracht gehabt." Das war auch notwendig, denn schließlich konnte man Pfeile nicht einfach mal eben schnell neu machen. Und schwer waren sie auch nicht. "Die Kugeln für die kleine Ballista sind aber gleich aufgebraucht." Aber dann würde man ja einfach Pause machen können, die verschossene Munition zurückholen und weiter schießen, dachte sich der Optio.

    "Wunderbar, sehr schön. Komm' näher." Der Arzt erhob sich von seinem Platz, um den Rekruten begutachten zu können. "Irgendwelche Krankheiten in der letzten Zeit? Muskelkrämpfe? Durchfall? Knochenbrüche? Infektionen?" fragte er das Standardprogramm ab.

    Heute schob mal wieder Scissus, der Arzt mit dem Riss im Ohr und dem unglaublich breiten Grinsen, Dienst im vorderen Untersuchungszimmer, wo Musterungen und Erstaufnahmen stattfanden. "Herein!", rief er als es klopfte und freute sich auf den nächsten Patienten.

    Die Soldaten an den Geschützen spornten sich gegenseitig mit der Zahl ihrer Treffer an. Zwar hatten sie keine gut erkennbaren Ziele, die sie treffen sollten, sondern nur ein Stück Wall, aber trotzdem versuchte jede Mannschaft häufiger ein bisschen Erde spritzen zu lassen als die Kollegen nebenan. Zu tiefgreifenden Schäden an der Befestigung führte der Beschuß natürlich trotzdem nicht. Dafür war ein Haufen Erde einfach ein viel zu robustes Gebilde.


    Sim-Off:

    Ach, so lange wie wir hier schon in dem Threrad sind, fühlte ich mich hier schon ganz wohnlich eingerichtet. :D

    Priscus hatte nicht unbedingt damit gerechnet, gleich die Frau des Legaten hier anzutreffen. Die Frau eines Tribunen hätte ihm auch völlig gereicht. Andererseits war der Legat gerade neu und seine Frau deshalb besonders neugierig. Außerdem hatte Priscus die Frauen der Tribune schon gesehen, soweit sie überhaupt im Lager waren. Diese Frau hier kannte er dagegen nicht, also konnte es wohl tatsächlich die vom Legaten sein. Warum sollte er auch Zweifel an der Aussage des Mannes mit dem Schwert haben?


    Er blickte zu seinen eigenen Männern. "Gladios condite!" kommandierte er, steckte sein eigenes Schwert aber noch nicht weg, sondern ließ es nur sinken. "Und ihr seid tatsächlich hier hergekommen, um ein paar Soldaten der ersten Kohorte beim Üben zuzuschauen?", fragte er dann wieder die Zivilisten, denn dieser Teil seines Auftrags schien ihm noch nicht ausreichend erfüllt.


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    Unten am Fluss versuchte Pino währenddessen, eine weitere Schweinsblase zu füllen. Es ging nicht so gut wie beim ersten Mal und immer wieder entwich die Luft, die er mühevoll hinengeblasen hatte. Die Blase schien auch ziemlich klein und verschrumpelt zu sein und er hatte Zweifel, ob sie überhaupt helfen würde, selbst wenn er sie dicht bekam.

    Kaum war das Signal gegeben, machten sich die Geschosse auf den Weg in Richtung Wall. Die Soldaten folgten ihnen mit den Blicken. Kaum eines erreichte das Ziel, die meisten kamen vorher runter. Den Optio wunderte das wenig. Die Soldaten wussten, dass ein Stück hinter dem Wall ihre Zelte standen und keiner wollte eine unfreiwillige Flickstunde einlegen. Also wurde am Anfang erstmal vorsichtiger geschossen. Für den zweiten Schuss versuchten die einen es mit mehr Spannung, die anderen änderten gleich den Abschusswinkel. Im dritten Schuß ging es ähnlich und schon bald schlug jedes Geschoss wie gewünscht im vorletzten Sechstel des Walls ein.

    Der Optio war nicht ganz so optimistisch wie sein Centurio, was das Zerfetzen des Walls anging. Einen Erdwall mit ein paar Pfeilgeschützen zu erzelegen war nämlich weitgehend unmöglich. Und auch das kleine Geschütz für die faustgroßen Steinkugeln würde nicht viel ausrichten können. Aber da niemand sowas laut gesagt hatte, dachte der Optio auch nicht drüber nach, sondern ließ die Geschütze nur wie befohlen auf das vorletzte Sechstel des Walles ausrichten. Was genau dieses Sechstel besonders heaushob, um es zu beschießen, wusste er nicht. Geduldig wartete er auf den Befehl, der den Beschuss freigeben würde.

    Der Aufbau der leichten Geschütze dauert nicht lange, denn sie waren ja nur in wenige Teile zerlegt. Bei den erfahrenen Soldaten saßen die nötigen Handgriffe und Priscus nutzte die Gelegenheit, auch einige weniger erfahrene Soldaten mithelfen zu lassen, damit sie von der Übung auch etwas hatten. Weitere Anweisungen zum Einschanzen der Geschützstellungen hatten sie nicht erhalten. Priscus wunderte das nicht, denn das ganze Schwanzwerkzeug wurde ja ohnehin gerade von den Reitern verwendet, um die Verschanzung des Lagers wieder aufzuräumen. Damit sich die Männer an den Geschützen trotzdem nicht langweilten, ließ der Optio sie die vorhandenen Pfeile und Bolzen nach Länge sortieren und die Entfernung bis zum Wall schätzen.

    Priscus nahm die neuen Anweisungen, die sein Centurio an ihn und die Truppe verteilte, nicht unbedingt mit Begeisterung auf. Das war ein ziemliches Hin und Her, was es bei diesem Übungsmarsch gab. Jetzt also die Artillerie. Immerhin bedeutete das ein wenig Abwechslung, weil die eher selten zum Einsatz kam. Solange es keine weiteren Anweisungen gab, kümmerte sich der Optio erstmal nur um den Transport der Teile zum angegebenen Sammelpunkt. Immerhin war wohl schonmal klar, dass sie diesmal keine menschlichen Übunsgegner bekommen würden.

    Den Befehl des Tribunen brauchte Priscus nicht weiterzugeben, da er schon wusste, dass sein Centurio das Lager mit dem Rest der Einheit sicherte. Also wartete er mit den Gefangenen ab, wie es weiter gehen sollte. Es überraschte ihn nicht, dass die Übung dann beendet wurde. "Danke, Jungs!" bedankte er sich bei den Gegnern mit einem Grinsen und kommandierte dann die beiden Contubernia seiner Centurie zurück ins Lager.