Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    Der Optio ging auch bei dieser Übung von einer Gruppe zur anderen und schaute sich die Kampfkünste an. Die Paarungen, die sich ergeben hatten waren recht spannend. Largus, der längste in der Truppe, versuchte so gut es ging Vorteile aus seinen langen Armen und einer großen Reichweite zu erzielen, während Pino als kleiner und eher dünner Kerl voll auf Tricks setzt. Auch bei anderen Gruppen ging es ähnlich gemischt zu und nicht immer gewann der, der nach dem ersten Eindruck der überlegene war.


    Priscus ließ die Gruppen noch mehrmals durchwechseln, bis schließlich alle völlig verschwitzt und verstaubt waren. Dann ließ er sie wieder antreten.


    "Das war's für heute. Zurück in die Unterkünfte mit euch und putzt euch den Staub vom Körper. Und von der Ausrüstung am besten auch gleich! Morgen solltet ihr ein blitzblankes Bild abgeben. Antreten in Paradeausrüstung ist angesagt."

    Tatsächlich war auch der Optio zufrieden, dass es schließlich klappte. "Na also, geht doch!", murmelte er vor sich hin und ließ die Männer danach noch ein paar Mal über den Platz exerzieren, bevor sie am Rand ankamen, wo die Kisten mit den Übungsschwertern standen.


    "So, nachdem nun hoffentlich endlich alle in der Lage sind, dasselbe zu tun wie der Rest der Truppe, können wir uns wieder um die Waffen kümmern. Schilde ablegen, nehmt euch Übungsschilde und Übungsschwerter." Er deutete auf die Kisten am Rand. Als alle ausgestattet wieder in der Linie standen sprach er weiter. "Wir machen jetzt paarweisen Einzelkampf. Die einen stellen sich hier auf, die anderen dort." Mit dem Optiostab deutete er zwei Linien an. "Ihr bewegt euch nur vor und zurück. Wir sind hier nicht bei den tanzenden Saliern! Ihr bleibt in der Linie. Aber ihr konzenteiert euch nur auf den Gegner vor euch. Und denkt dran, dass gestochen wird und nicht gehauen. Und achtet auf euren Schild. Der ist eure Lebensversicherung."

    Ziemlich gut ausgeschlafen schälte sich Priscus am Morgen beim Weckruf aus seiner Decke und seinem Mantel, mit denen er seine Schlafstatt ausgepolstert hatte, schnallte sich routinemäßig Gladius und Cingulum um und trat nach draußen, wo sich die Männer sammelten.Der Tagesbefehl kam nicht überraschend, auch wenn er sich am Abend zuvor nicht mehr mit dem Centurio abgesprochen hatte.


    Für ihn stand es außer Frage, dass er den Fabri zugeteilt sein würde, so dass er diese um sich sammelte, nachdem der Centurio geendet hatte. "Schreibzeug, Messlatten, Kreidestein", gab er eine Liste des mitzunehmenden Materials aus. "Wir nehmen ein Tragtier mit, schlage ich vor. Und ich mache mich mal eben noch schlau, wie groß der Abschnitt ist, der zu begutachten ist."


    Während die Fabri die Ausrüstung zusammen legten und auch etwas zu Essen und trinken einpackten, ging der Optio zum Centurio. "Centurio, wie lang ist der Abschnitt der Straße genau, der begutachtet werden muss?" Meilenangaben würden ihm wohl am besten weiterhelfen.

    Zitat

    Original von Bashir
    Bashir grinste ein wenig schief. "Das habe ich nicht mehrr mitbekommen. Ich habe von euch nurr auf die Mütze bekommen." Er mochte gar nicht daran denken, was es bedeutete, wenn eine siegreiche Legion plündernd durch die Stadt zog. So war der Krieg. Jeder Krieg. "Ich habe nicht einmal mehrr mitbekommen, wie die Stadt fiel." Er zuckte mit den Schultern. "Soldaten müssen damit rrechnen, zu sterrben. Oder verrsklavt zu werrden. So ist die Welt. Und wenn ich ehrrlich bin: Mein jetziges Leben ist besserr als das Soldatenleben."


    "Was? Na, dann bin ich ja fast froh, dass wir Parthia nicht erobert haben, wenn das Leben dort so ungemütlich ist, dass du lieber hier bist." Der Soldat schüttelte ungläubig den Kopf. Er war froh, den Feldzug überlebt zu haben. Nur das zählte. "Aber wenn ich mir dein Leben hier anschaue, scheint es echt nicht stressig zu sein."

    Während die Latrine fertig gestellt wurde, wurden auch die Arbeiten an den letzten Wallabschnitten fertig gestellt. Priscus ging noch einmal mit der Messlatte umher und war überall zufrieden. Die Soldaten schickte er dann zu ihren Zelten, damit sie endlich etwas Essen konnte. Vor den meisten Zelten brennten schon kleine Lagerfeuer, denn der Arbeitstrupp hatte natürlich nicht nur dickes Holz für die Latrine, sondern vor allem auch Brennholz zum Kochen mitgebracht.


    Bevor sich der Optio selber zu seinen Zeltgenossen zum Essen setzen konnte, kontrollierte er noch die Einpferchung für die Tragtiere, die von den Trossknechten errichtet worden war. Die Tiere sollten schließlich nicht abhanden kommen. Die Trossknechte hatten auch einige Eimer Wasser hingestellt, damit die Tiere auch versorgt waren. Einige Lederriemen und Beutel vom Gepäck lagen noch achtlos herum und Priscus ließ sie wegräumen, damit alles seine Ordnung hatte, bevor die Nacht hereinbrach.

    Priscus schaute sich alle Gruppen an und achtete erst einmal darauf, dass jeder einen ungefähr gleichwertigen Gegner gefunden hatte. Für den Anfang war das wichtig. Mit der Lässigkeit eines Mannes, der selber einmal das Ringen der Militärspiele in Mantua gewonnen hatte, gab er dann Tipps und forderte den einen oder anderen Soldaten zu mehr Kampfgeist und Einsatz auf.


    Auch den zähen Kampf von Celsus und seinem Kampfpartner schaute er sich an, der lange hin und her wogte. Die beiden schienen fast darauf zu warten, dass der Optio eine Entscheidung fällte und einen Sieger benannte. Er gönnte sich den Luxusm die beiden weiter kämpfen zu lassen und erst noch einmal bei den anderen Gruppen vorbei zu schauen, bevor er wieder zu den beiden zurück kam. "Punktsieg für Calvus, würde ich sagen" entschied er dann, auch wenn Celsus wohl wirklich nur knapp unterlegen war.


    Dann ließ er alle kurz pausieren und gönnte ihnen die Möglichkeit, etwas Wasser zu trinken. "Für den nächsten Durchgang sucht sich jeder mal einen ungleichen Partner. Wenn es im Kampf zu einem Handgemenge kommt, könnt ihr euch auch nicht immer den passenden Gegner aussuchen."

    "Naja, ihr habt uns später ja auch noch ordentlich was drauf gegeben", fuhr der Soldat fort und schien die Sache erstaunlich sportlich zu sehen. "'Ne Menge Kameraden sind dabei draufgegangen. Und schließlich auch der Kaiser. Du glaubst gar nicht, wie mieß wir uns damals gefühlt haben. Vor allem nach den Erfolgen vorher. So eine richtige eroberte Stadt ist schon toll."

    Der Optio beobachtete die Übung weitgehend schweigend und achtete hauptsächlich darauf, dass niemand durch Unachtsamkeit verletzt wurde. Er selber war mit dem Bogen nicht sonderlich geschickt, so dass das Bogenschießen auch nicht zu seinen Lieblingsübungen gehörte.


    Nachdem alle Rekruten ein paar Dutzend mal auf die Ziele geschossen hatten und dabei zum Teil nicht schlecht getroffen hatten, ließ er sie wieder antreten, die Pfeile und Bögen wegräumen und dann zurück in die Unterkünfte marschieren.


    Für den nächsten Tag stand ein neues Thema auf dem Übungsplan. "Nachdem wir schon mit diversen Waffen geübt haben, üben wir heute einmal den Kampf ohne Waffen", eröffnete er nach der Inspektion die Übung. "Ringen steht auf dem Lehrplan. Da ich annehme, dass sich jeder von euch schonmal die eine oder andere Rauferei mit anderen Jungs geliefert hat, brauche ich wohl kaum viel zu erklären. Also, Rüstungen ablegen, wir ringen nur in Tunika. Jeder sucht sich einen Partner und los geht's!"

    Priscus hatte weiter die Schanzarbeiten und den Aufbau der Pallistade kontrolliert, während er auf den Arbeitstrupp mit dem Holz wartete. Dort wo der Wall fertig war, steckten die Legionäre die mitgebrachten Schanzpfähle ein und verbanden sie mit Seilen. Hier in Italia würde der Zaun zwar bestenfalls vor wilden Tieren schützen müssen, aber ein gutes Training war es ganz sicher.


    Bei den Zelten sah Priscus den Centurio herumlaufen, so dass er sich dort nicht umschauen musste, ob alle richtig abgespannt wurden. Dafür sah er nun endlich den Trupp mit dem Holz zurückkehren, der einige starke Äste und kleinere Stämme mitgebracht hatte. "Wir brauchen hier vorne Material für ein Latrine", kommandierte er die Soldaten zu sich herüber. Die Männer griffen zu Sägen und Beilen um mit geübten Handgriffen die Hölzer zu groben Balken und Brettern zu verarbeiten, bis schließlich in einer Vertiefung im Wall ein Sitzbrett mit mehreren Löchern als Lagerlatrine fertig war.

    "Da schlafen ja immer noch welche!", stellte der Optio dann auch sogleich fest. "Und das ist bei dem Lärm den ihr veranstaltet durchaus beachtlich! Stellt euch einfach vor, da vorne auf der Tribüne säße der Legat. Wollt ihr, dass er sich euer Gesicht merkt, nur weil euer Scutum das einzige ist, das nicht gleichzeitig mit den anderen abgesetzt wird? Ich denke, das wollt ihr nicht!" Ganz sicher gab es angenehmere Umstände, unter denen der Legat sich einen Soldaten merken konnte. Außerdem ging es hier um die Disziplin. "Im Kampf seid ihr tot, wenn ihr nicht gleichzeitig reagiert. Da werdet ihr wohl verdammt nochmal auch jetzt gleichzeitig reagieren können. Also nochmal. Scuta sursum!" Kurze Pause. "Scuta deorsum!"

    Priscus schaute etwas zweifelnd. "Ich glaube kaum, dass es da viel zu befehlen gibt", antwortete er dann. "Jeder verschießt seine Pfeile und versucht dabei so gut wie möglich das nachzumachen, was du vorgemacht hast. Und du hilfst denen, die es falsch machen. Wenn alle ihren Bogen wieder abgelegt haben, geht ihr sie holen. Ist nicht so kompliziert, oder?"

    Nachdem der erste Versuch eines Schwenks wie vom Optio erwartet mehr oder weniger im Chaos geendet hatte, wurde es mit jedem weiteren Versuch besser und nach unzähligen Schwenks nach links und rechts war Priscus endlich zufrieden und ließ die Männer anhalten. "Probati, consistite! Scuta et pila deorsum! *"


    Doch schon wurde er wieder unzufrieden, denn beim Absetzen der Schilde rumpelte es recht lange, bis alle den Boden erreicht hatten. "Wenn die Schilde abgesetzt werden, dann gibt das von der ganzen Gruppe gefälligst EIN Geräusch und kein Donnergrollen, als würde Iuppiter persönlich den Himmel putzen! Also nochmal. Scuta sursum! **" Es gab keine lange Pause, in der sich die Rekruten besonders hätten konzentrieren können. "Scuta deorsum!"


    * lat.: Schilde und Speere absetzen!
    ** lat.: Schilde auf!

    "Gut erklärt", zeigte sich Priscus zufrieden und beobachtete die Schüsse. Dann wandte er sich an die anderen Rekruten. "Seht ihr, so wird das gemacht. Ihr nehmt euch jetzt auch jeder einen Bogen und probiert es selber. Wie beim Speerwerfen gilt, dass niemand seine Pfeile holen geht, bevor nicht alle anderen auch ihren Bogen wieder abgelegt haben! Celsus, du hilfst deinen Kameraden beim Üben!"


    Priscus hielt sich dann ein wenig im Hintergrund und achtete vor allem auf den sicheren Ablauf der Übung. Es gab nichts besseres, als wenn sich die Soldaten untereinander helfen und wichtige Dinge beibringen konnten.

    "Aciem dirigite! *" ermahnte dann auch prompt der Optio, sobald ein paar Soldaten zu weit nach hinten oder vorne gerieten. "Die Linie hat eine Linie zu bleiben! Und auf den Gleichschritt achten! Unus - duo - tres - quattuor!" Mit dem Anzählen klappt es etwas besser und der Optio ließ die kleine Truppe so bis zum Ende des Exerzierplatzes laufen.


    "Consistite! ** Retro!" Eine Pause gönnte er den Männern nicht. "Und gleich nochmal. Aequatis passibus, pergite!" Nach ein paar Schritten verschärfte er nun jedoch die Aufgabenstellung und ließ die Linie schwenken. "Ad dextram, pergite! ***" Selber blieb er genau an der Ecke stehen, um die die Linie wie ein Türflügel schwenken sollte. "Auf die Linie achten. Außen größere Schritte machen, innen kleine Schritte! Ihr bleibt nebeneinander!"


    * lat.: Linie ausrichten!
    ** lat.: Haltet an!
    *** lat.: Rechtsschwenk, Marsch!

    Der Soldat würde niemals jemanden verraten, der ihm einen Gefallen tat, so dass er nur zurück zwinkerte. "Danke!"


    Als der Sklave zurück war und zu fragen begann, erzählte er gerne ein wenig. "Zehn Jahre bin ich jetzt dabei. Nochmal zehn Jahre und ich habe es hinter mir. Wobei ich die Legion mag. Vielleicht bleibe ich auch länger hier. Und in Parthia war ich mit dabei. Natürlich. Wie die meisten hier, die nicht gerade ganz neu sind."