Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    Die Tage schleppten sich dahin und Priscus war nicht traurig darüber, dass bisher nur die Kundschafter von den Parthern berichteten. Jeden Abend machte die Nachrichten von neuen verbrannten Feldern und verlassenen Dörfern die Runde und bisher hatte es keiner wieder geschafft, irgendwo noch eine lebende Ziege einzufangen. Unauffällig achtete Priscus darauf, was die Männer seiner Centurie sprachen. Es war weniger geworden in den letzten Tagen und auch weniger freudig. In Italia und auf den Schiffen waren alle heiß auf den Krieg gewesen, davon war zuletzt beim Freigang auf syrischem Boden etwas zu sehen gewesen. Immerhin hatten sich die Neuen gut eingefügt und waren an der scharfen Ausbildung nicht verzweifelt.


    Als die zusätzlichen Befestigungen für den Nachschub angelegt wurden, hatte Priscus wenigsten ein wenig Abwechslung.

    Mit strengem Blick und dem Optiostab in der Hand ging Priscus an der Linie vorbei. Er hatte allerdings ausnahmsweise einmal nicht vor, mit dem Optiostab auf die Schilde einzuschlagen, wenn die Formation nicht dicht genug war. Das gab nämlich nur hässliche Beulen in der Metallkugel auf dem Stab. Stattdessen trat oder stieß er an den Stellen zu, an denen ein Schild nicht richtig positioniert war. Oder ein Rekrut, der mit seinem Kopf ein wenig zu hoch über der Schildkante hervor schaute, bekam einen Schlag von oben ab. Die Tatsache, dass die Männer diesmal Pila in der Hand hatte, sollte schließlich nicht darüber hinweg täuschen, wie man einen Schild zu halten hatte.


    Am Ende der Linie angekommen schaute er noch kurz, ob die hinteren Linien genauso gerade standen wie die erste, denn meistens versuchten die Soldaten hinten ihre Position für eine gewisse Nachlässigkeit zu nutzen. Dann gab er dem Kollegen ein Zeichen, dass auf seiner Seite soweit alles in Ordnung wäre.

    Der trockene, steinige Boden machte es den Soldaten nicht einfach, jeden Abend die Lagerverschanzung anzulegen. Mühsam gruben sie sich mit ihren Hacken in die Tiefe, um einen Graben zu erstellen, der tiefer war als die dünne Erdschicht. Mit einer Messlatte in der Hand achtete Priscus sorgfältig darauf, dass am Schanzabschnitt seiner Einheit überall die geforderten Maß eingehalten wurden. Die Kollegen hielten es ebenso, auch wenn sich die Arbeiten dadurch länger hinzogen als sonst. Niemand wollte derjenige sein, der für eine Schwachstelle im Wall verantwortlich war.

    Mehr als verwundert betrachtete Priscus das Auftreten des Tribuns auf dem Exerzierplatz. Er hatte Verständnis dafür, dass die Legionsreiterei gelegentlich auch einmal Nachwuchs brauchte, aber dass man dazu hier im Feldlager auf die Suche gehen musste und das auch noch unter Männern, die nicht einmal fertig ausgebildet waren, das ging in seinen Augen doch zu weit. Es hätte Priscus kein bisschen gewundert, wenn der Tribun vorher nicht einmal den Centurio gefragt hätte.


    Dann aber widmete er sich wieder dem von seinem Kollegen geleiteten Teil der Übung, bei dem sich die Rekruten durchaus geschickt anstellten.

    "In Ordnung!" Dass man bei der Hitze viel trinken musste, war kein Geheimnis und solange sie am Fluss lagerten, hatte Priscus auch keinen Grund, den Männern Wasser zu versagen. Später im Hochland würde es sicher anders werden. Er holte einen weiteren Probatus heran. "Ihr beide geht Wasser holen, für unsere ganze Gruppe hier. Wegtreten!"

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    Original von Marcus Caecilius Decius
    "Jaha, so ist das." sprach Decius vielsagend. "Nun ja, ich muss wieder zu meiner Centurie. Vale bene!" Damit nickte er noch grüßend den um das Lagerfeuer versammelten Legionären zu und machte sich auf den Weg zu den Zelten der Garde.


    Etwas verwundert schaute Priscus dem Soldaten noch nach. Er hatte das Gefühl, dass dieser sich bei dem Wiedersehen eine freudigere Reaktion erhofft hatte. Dann zuckte er mit den Schultern und nahm noch einen Schluck Posca. Nach ein paar Worten zum Dank und zur Verabschiedung von den erfolgreichen Ziegenjägern und Köchen verzog er sich dann mit dem Rest seiner Fleischportion zurück zu seinem Contubernium, um seine Kameraden damit zu beglücken.

    "Die vier Toten von eben machen auch wieder mit", rief Priscus den Männern zu, die nach dem ersten Angriff an der Flanke ausgeschieden waren. Dann ging er zu Serapio. "Was ist los, Junge? Augen auf, schau' mich an! Was ist los? Bist du die ganzen Meilen hierher marschiert, um im Staub zu krepieren? Noch kannst du sagen, was mit dir los ist. Wenn die Parther kommen, hört dir keiner mehr zu." Er blickte ihn ernst an. Jedem konnte im Training mal etwas zustoßen, das war völlig normal. Als Optio hatte Priscus nicht nur dafür zu sorgen, dass die Männer fit sind, sondern dass sie sich auch selber richtig einschätzten. In der Schlacht würde er nicht ihr Kindermädchen sein können.

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    Original von Marcus Caecilius Decius
    "Oh, nach Eburum, lange danach. Zu der Zeit als der Caesar Legatus Legionis gewesen ist." erklärte Decius geduldig.


    "Aha", brachte Priscus hervor, denn viel mehr konnte er nicht dazu sagen. Wenn der Soldat ernsthaft erwartete, dass ihm ein Licht aufgehen würde und er sich an ihn erinnern würde, dann musste er ihn enttäuschen. "Dann wird das wohl so sein. Nett, sich mal wieder über den Weg zu laufen, auch wenn man sich angenehmere Rahmenbedingungen vorstellen kann."

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    Original von Marcus Iulius Sparsus
    Als der Optio den Befehl zur Reiterabwehr gab rannten Sparsus und die beiden anderen schon auf die probati zu. Doch diesesmal konzentrierten sie sich auf die Linke Ecke. In der Mitte war ein Angriff leichter abzuwehren da dort mehr miles waren. Aber die die am Rand standen konnten nciht von anderen gestützt werden. Daher knickten die beiden äußeren probati einfach nach hinten weg als die drei miles gegen den Schildwal sprangen.


    "Linke Flanke, vier Mann tot!" brüllte Priscus über den Platz und meinte damit die überrannten Probati und ihre Neben- oder Hintermänner. "Bleibt da nicht liegen, geht zum Sterben nach hinten! Der Rest steht auf und wir machen das ganze nochmal."


    Er wartete, bis die Probati am einen Ende und die Angreifer am anderen Ende angekommen ware.


    "Pergite!


    Cursim!


    ...


    ...


    Contra equites - formate!"

    "Merkt euch diese Brücke Männer, merkt euch diesen Fluß", brüllte Priscus von hinten, als sie die Brücke über den Euphrates passierten. "Entweder gehen wir wieder hier herüber, oder über den Styx!"


    Der Weg und die Landschaft auf der anderen Seite erschienen ihm aber zumindest auf den ersten Blick auch nicht anders als in Syria. Nur dass hier wohl hinter jedem Höhenrücken und an jeder Engstelle mit Parthern zu rechnen war.

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    Original von Marcus Caecilius Decius
    "Optio Priscus, du bist es tatsächlich."


    Decius blieb vor dem sitzenden Optio stehen und salutierte gespielt ernsthaft.


    "Caecilius Decius!" stellte er sich vor und war gespannt, ob der Optio sich an ihn erinnerte.


    "Äh, ja und?" Priscus guckte ziemlich irritiert, als sich der Mann ihm salutierend vorstellte. Die Begrüßung klang so, als wäre ihre letzte Begegnung schon länger her. Aber Priscus hatte keine Ahnung.

    Zufrieden stellte der Optio fest, dass die Probati schon einen ganz brauchbaren Wall abgaben, der die ersten Angriff aushielt. Zusammen mit den Soldaten, die das Training beobachtet hatten, machte er noch einige weitere Angriffe, bis sie tatsächlich an zwei Stellen den Durchbruch schafften und in die Linie eindringen konnten. Von ein paar Schürfwunden abgesehen blieb das aber wie geplant für alle Beteiligten ohne Folgen.


    "Für den Anfang nicht ganz übel", lobte er und war selber ziemlich außer Atem und verschwitzt. "Da kann was draus werden und es hält vielleicht das eine oder andere parthische Pferd ab. Dummerweise werden die Parther euch nicht so viel Zeit lassen, wie ich das getan habe. Also muss der Schildwall schnell eingenommen werden. Und zwecks Gegenangriff auch schnell wieder aufgelöst werden."


    Der Optio ging wieder etwas zurück, damit ein wenig mehr Platz war. "Wir üben das jetzt.


    Probati, state!


    Pergite!"


    Während die Rekruten zum einen Ende der freien Fläche marschierten, gab Priscus den anderen Soldaten wieder Anweisungen. "Macht euch wieder bereit. Sobald ich den Jungs den Befehl für den Schildwall gebe, greift ihr an."


    Mit lauter Stimme ließ er die Rekruten dann wenden und in leichtem Laufschritt wieder auf ihn und die Soldaten zukommen.


    "Cursim!


    ...


    ...


    Contra equites - formate!"

    Als das Signal ertönte, trieb Priscus die letzten Nachzügler seiner Centurio zu noch mehr Eile an, aber die meisten Gepäcke waren schon fertig und die Soldaten und Tragtiere bereit zum Abmarsch. Mit dem Feldzeichen voran nahm die die Centurie in Marschordung Aufstellung und Priscus ging noch einmal die Reihen entlang. "Roma victrix!", sagte er immer wieder und schlug den Soldaten, an denen er entlang kam leicht mit der Hand auf die Schulter, bis er auf seiner Position am Ende der Kolonne angekommen war.

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    Original von Marcus Caecilius Decius
    Bei seiner Centurie war er momentan entbehrlich, und so straffte Decius sich und trat einige Schritte auf die Soldaten zu.


    "Optio Priscus?"


    Priscus blickte auf und schaute, ob ihm da jemand sein Essen streitig machen wollte. "Ja, was gibt's?"

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    Original von Marcus Flavius Aristides
    Den letzten Wortfetzen hatte Marcus noch mitbekommen und sah fragend zu Priscus, während er seine Daumen in den cingulum einhakte.


    „Tot quatschen? Ich dachte, das wäre mehr eine griechisches Tugend oder die von Frauen.“


    "Na, der Kamerad da drüben scheint sich aber drauf zu verstehen", merkte Priscus launig an und deutete mit der Trinkkelle in Richtung des Redners. Wieso Quatschen überhaupt eine Tugend und keine lästige Angewohnheit sein sollte, fragte er nicht. "Wenn er im Kampf ein Bein verliert, packen wir ihn in ein Paket und schicken ihn als Redner nach Rom, würde ich vorschlagen."

    Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
    Marcus wandte sich ab und ging zu Priscus.


    „Wir bekommen einen neuen tesserarius. Iulius Sparsus wird in Zukunft den Rang erhalten. Zudem möchte der Tribun Tiberius, daß wir uns nicht aus der Formation während des Marsches locken laßen von provokanten Partherangriffen. Wir werden wohl damit gehäuft rechnen müßen.“


    "Sparsus? Gut." Mehr blieb dem Optio dazu schließlich nicht zu sagen. Er hatte sowieso keinen Einfluss darauf und wer den Schreibkram erledigte, war ihm auch egal. "Natürlich nicht, wir handeln nur auf Befehl", kommentierte er dann die Anordnung zur Formation. Als wenn Soldaten der ersten Kohorte sich wirklich so schnell aus der Formation locken lassen würden.

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    Original von Faustus Decimus Serapio
    [FONT=comic sans ms]Ah, da war ja der Optio. Ich rückte zur Zeite, damit er auf einem Schaffell Platz nehmen konnte.
    "Das wär schön.", antwortete ich grinsend, und Musca lachte mit durchtriebener Miene:
    "Wir bemühen uns."
    Ich schnitt ein besonders schönes, großes Stück Lende für den Optio ab, legte es auf ein Stück frisches Fladenbrot und reichte es ihm mit einem scheuen Lächeln herüber.


    Priscus nahm die Gabe mit einem Dank entgegen und trat einen Schritt zur Seite, um den anderen nicht im Weg zu stehen. Es war ein schönes großes Stück, da würden die Kameraden in seinem Zelt auch etwas von haben. Posca für seine Trinkkelle hatte er sich selber mitgebracht, so dass er sie nach der launigen Rede lachend heben konnte. "Prosit! Wenn wir nicht auf dem Schlachtfeld siegen, fressen wir den Parthern einfach alle Ziegen weg und quatschen sie tot!"

    Es gab eine Eigenschaft, die Priscus an jungen Rekruten immer wieder erstaunlich fand. Nämlich die Fähigkeit, aus jedem noch so einfachen, kurzen und klaren Befehl mit viel Phantasie eine Anweisung zu machen, die für eine Circusnummer gereicht hätte.


    "Hat irgend jemand etwas davon gesagt, dass sich die Herren der zweiten Linie in die erste vordrängeln sollen?" fragte er lautstark, während die Formation stand. "Eine Linie ist eine Linie und bleibt eine Linie. Und die zweite rückt erst vor, wenn die erste tot ist. Verstanden?"


    Er wartete die Antwort nicht ab, sondern warf die letzten Steine. Dann kam der wirklich spassige Teil. "So, das waren die Pfeile. Jetzt kommen die Pferde." Fragend blickte er zu Simplex. "Machst du mit?" Auch hier machte er nur eine kurze Pause für die Antwort, dann lief er los, erreichte nach wenigen Schritten eine ziemlich hohe Geschwindigkeit und sprang mit voller Wucht und den Beinen voran in den Schildwall. Wenn er hielt, konnte er sich so einfach wieder abdrücken, zurückfedern und zweiterlaufen. Wenn nicht, würden ein oder zwei Probati ihn bequem abfedern. Eine wunderbar risikolose Übung für den Optio.

    Eine allzu große Pause gönnten die Ausbilder den Rekruten aber nicht. Kein Wunder, denn der erste Kontakt mit den Parthern würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.


    "Parther können zwei Dinge: Reiten und Pfeile verschießen", begann nun Priscus. "Gegen beides hilft euch euer Scutum. Und zwar mit einem zweireihigen Schildwall, der so dicht ist, dass nicht mal eine Haarnadel durchpasst. Und genau das machen wir jetzt.


    Die erste Reihe kniet hinter ihren Schilden ab. Die zweite Reihe legt ihre Schilde auf die der Vorderleute auf. Alles klar?"


    Während dieser Ausführungen war Priscus einige Schritte gegangen, aber seine Strecke war keineswegs zufällig. Er legte seinen Optiostab auf den Boden.


    "Contra equites - formate!"


    Zu seinen Füßen lag ein kleiner Haufen knapp faustgroßer Steine, von denen er jetzt einige aufhob, um den Schildwall damit zu bewerfen.