Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    "Kein Wasser für Zivilisten!" Die Anweisung des Optios war laut und deutlich. Wer auch immer aus seine Centurie auf die Idee kommen sollte, Wasser an Zivilisten abzugeben, der würde danach nicht mehr viel Freude am Dienst in der Legion haben. Die Wunden der Verletzten heilten schon relativ schlecht unter diesen Bedingungen, da wollte er nicht noch verdurstete Legionäre haben, die ihr Wasser verschwendet hatten.

    "Ja, schon sehr viel besser so!" lobte Priscus noch einmal, nachdem der Mann endlich mal so zugestochen hatte, wie man dass von einem Legionär erwarten konnte. "Vor spritzendem Blut brauchst du bei solchen Stößen in der Schlacht keine Angst haben. Blut ist warm!"


    Ohne lange auf die Reaktion zu warten, ging er weiter zum nächsten und korrigierte auch dort, bis der Kollege die Änderung zu Zuteilung anordnete. Priscus hatte sich bisher kaum anstrengen müssen, aber jetzt wurde es nich einfacher, da sich die Männer gegenseitig kontrollierten. Bald schien der Wettkampfeifer die eine oder andere Gruppe gepackt zu haben und sie spornten sich gegenseitig an. Das war der Geist, der die Kameradschaft in der Legion ausmachte.

    Priscus hatte auf seine Frage weder die Antwort erhalten, dass jemand den Tesserarius gesehen hatte, noch die Antwort, dass jemand wusste, wo er verloren gegangen war. Er schüttelte kurz hilflos den Kopf, dann holte er sich selber Schreibzeug. Bei jedem Contubernium nahm er auf, welche Männer fehlten und wo sie sich gegebenenfalls aufhielten, sofern das jemand wusste. Zum Glück hatte bei den meisten die Abwesenheit mit einem Aufenthalt im Lazarett zu tun und einige waren schon zurück, als Priscus ihr Zelt erreichte.


    Legio I Cohors I Centuria II


    Centurio Marcus Flavius Aristides - verschollen
    Miles Tiberius Curius Timarchus - schwer verwundet
    Miles Marcus Iulius Sparsus - verschollen
    Miles Gaius Paccius Icelus - verwundet
    Miles Decius Hostius Secundus - gefallen
    Miles Faustus Decimus Serapio - verschollen
    Miles Marcus Orbius Similis - verwundet


    und XIV weitere Verwundete schon wieder bei den Zelten

    Langsam dämmerten bei Priscus die Zusammenhänge. Offenbar war dem Centurio ein Kind abhanden gekommen. Und so wie er sich benahm, war es entweder sein einziges Kind oder immerhin dasjenige, welches er am meisten mochte. Priscus kniff die Lippen zusammen. Es war schon gut, dass der einfache Soldat keine offizielle Familie hanben durfte. Nicht, dass es die Soldaten ernsthaft am Kindermachen hinderte, aber zumindest machte es das den Kameraden einfacher, solche Situationen wie der akutelle im Zelt des Centurio schweigend zu übergehen. Und genau das tat Priscus dann auch.


    "Ja, Centurio", beantwortete er die erste Frage, denn alles andere wäre unpassend gewesen. "Danke, Centurio", folgte auf den Befehl zum Wegtreten, verbunden mit einem Gruß. Dann verließ er das Zelt.

    Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
    „Der ist uns abhanden gekommen, optio. Womöglich ist er tot. Aber ansonsten lief es gut. Aber es sind doch einige Verluste zu beklagen. Genaue Zahlen kann ich Dir noch nicht nennen, optio. Die Verletzten habe ich zum valetudinarium geschickt.“


    Die Nüchternheit, mit der der Signifer die Verlustmeldung überbrachte, hätte für Erschaudern sorgen können. Doch auch wenn Priscus noch nicht so lange in der Armee war wie der Signifer, war er schon lange genug dabei, um am Ende einer Schlacht bei solchen Meldungen nicht zusammenzubrechen. Damit hatte er nun wohl das Kommando über die Centurie, zumindest solange, bis kein höherer Centurio oder ein Stabsmitglied etwas anderes anordnete. "In Ordnung. Alle zurück zu den Zelten. Jeder zu seinem Zelt, versorgt die kleineren Wunden selber oder gegenseitig. Ich komme gleich durch und dann schauen wir mal, wer uns wirklich abhanden gekommen ist."


    Ohne Gleichschritt, einfach als Gruppe von Soldaten, bewegten sich die Männer zurück zu ihren Zelten. Priscus ging erst zu seinem Zelt, dann zu dem des Centurio. Immmernoch war es zu dunkel, um viel erkennen zu können. "Haben wir unsere neuen Tesserarius auch verloren?", fragte er dann einen Soldaten, als er den Mann nicht finden konnte.

    Hinter dem Tor wartend erkannte Priscus erst relativ später die anrückende größere Gruppe von Soldaten, die wohl die ausgerückten Kohorten waren. Er erkannte den Praefectus Castrorum an der Spitze, dann auch einige Feldzeichen. Wenig später hatte er auch das Zeichen seiner Centurie entdeckt und wechselte schnell auf die andere Seite der Lagergasse, weil die Männer wohl auf dieser Seite einmarschieren würden. Erstaunt bemerkte er, dass der Centurio nicht bei den Mänenrn marschierte und auch sonst nicht zu entdecken war. Der Primus Pilus war aber auch nicht zu entdecken, zumindest nicht auf den ersten Blick. Vielleicht waren sie ja schon auf anderem Wege zurückgekehrt oder hatten sich irgendwo mit einem Tribun getroffen. Priscus nahm das Marschtempo auf und bewegte sich neben den Signifer. "Na, wie lief's? Und wo habt ihr den Chef gelassen?"

    Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    "Optio Tallius !" erwiderte er den Gruss des Optios, sich nur diesem zuwendend. "Die Kohorten sind auf dem Weg zurück."


    "Danke, Tribun!" antwortete Priscus, grüßte noch einmal und verschwand wieder. Es hatte keinen Sinn, den Kohorten jetzt in der Dunkelheit entgegen zu gehen, um sich bei seinem Centurio zurück zu melden. Irgendetwas bemerkenswertes, was zu einer schnellen Meldung Anlass gegeben hätte, war ohnehin nicht vorgefallen. Also begab er sich nur bis zum Lagertor, wo er beim Transport von Gefangenen und Verletzten zuschauen konnte und wartete dort auf seine Kameraden.

    Acht Soldaten und Priscus waren beim Angriff nicht mit ausgrückt und davon waren nun drei leicht verletzt und zwei mittelschwer. Abgesehen von Musca, den es beim Antreten erwischt hatte, hatten die anderen alle an den Geschützen etwas abbekommen, was nicht weiter überraschte. Die übrigen drei unverletzten Männer wies Priscus an, bei den Zelten zu bleiben, aufzuräumen und sich um die Verletzten zu kümmern, soweit das nötig war. Selber machte er sich auf den Weg zum nächstbesten Vorgesetzten, der etwas Überblick haben sollten.


    Er fand ihn in Form eines Tribunen. "Tribun", grüßte er ordentlich, "ist die erste Cohorte noch im Kampf oder schon auf dem Rückweg?" Vielleicht kamen sie auch durch ein anderes Tor zurück, als sie das Lager verlassen hatten.

    Alleine die Situation, in der Priscus seinen Centurio vorgefunden hatte, war schon verwirrend genug gewesen und der Optio hatte bei jedem seiner wenigen Sätze mehr nachgedacht als sonst. Seinen Centurio hatte er selten ungehalten erlebt oder nachtragend, aber in besonderen Situationen konnte ein falsches Wort vielleicht doch schon zu viel sein. Zweifellos hatte Priscus ihn in einer unangenehmen Situation angetroffen und wollte daraus jetzt das beste machen. Jetzt stellte ihn der Centurio mit seiner kurzen Frage allerdings doch vor unlösbare Rätsel.


    "Familie? Meine Eltern natürlich. Kinder nicht." Zumindest keine, von denen er wusste. Und da Priscus selten den Standort gewechselt hatte, war die Chance auf unbemerkten Nachwuchs auch eher gering. Aber der Centurio musste wirklich einen recht heftigen Zusammenstoß mit einigen Geistern der Unterwelt gehabt haben, dass er mitten in Parthia im Feldlager nichts bessers zu tun hatte, als mit seinem Optio über dessen Familie reden zu wollen, dachte sich Priscus.

    Als von den Hängen nicht nur Verletzte, sondern auch die ersten Gefangenen zurück ins Lager gebracht wurden, ging Priscus davon aus, dass der Kampf seinem Ende zu ging. Er ließ drei Mann als übliche Wache an dem Geschütz zurück und machte sich auf die Suche nach den verletzten und hoffentlich schon versorgten Männern seiner Einheit. Zwei fand er schon bei ihren Zelten, der Rest wartete noch auf den nächsten Verbandsplatz auf die Behandlung seiner eher kleineren Wunden. Die schwereren Verletzungen kamen vermutlich erst bei denen, die mit den Hang stürmten. Sofern sie von dort zurück kamen.


    Da einige Centurionen und Optiones für den Angriff ausgerückt waren, ging der Optio wieder zurück zum Wall und kontrollierte die anderen Geschütze in der Nähe. Überall bot sich ein ähnliches Bild. Die Soldaten hatten den Pfeilbeschuss sofort erwidert und damit die Bogenschützen auf sich gezogen. Einem Geschütz war während des Gefechtes die Muniton ausgegangen und eines war durch mehrere gut platzierte Treffer stark beschädigt worden. Insgesamt hatte es bei den Geschützmannschaften zahlreiche leichte und einige schwere Verletzungen gegeben und ein tödlicher Treffer war auch dabei gewesen. Wieviel Treffer die Geschütze machten, würde man wohl erst bei Tageslicht sehen können.

    Als sich die römischen Truppen immer weiter in den Hang vorarbeiteten und man auch auf den Wällen leise die Kommandos für den Nahkampf hören konnte, ließ Priscus das Schießen an seinem Geschütz einstellen. Zu groß war die Gefahr, eigene Leute zu treffen. Außerdem hatte er Pfeilbeschuß inzwischen weitgehend aufgehört und es war nur noch schwer auszumachen, wo sich die Parther aufhielten. Dafür hatte man nun zwei, sich um die bisher unversorgten Verletzungen zu kümmern und Priscus schickte zwei weitere Verletzte zu den Sanitätern.


    In den Lagergassen im Inneren des Lagers versorgten die Ärzte inzwischen im Akkord Pfeilwunden. Vorsichtig versuchten sie mit Wundzangen, die Pfeilspitzen mit den gefährlichen Widerhaken heraus zu ziehen oder schoben sie einfach komplett durch, wenn sie zu weit in einen Arm oder ein Bein eingedrungen waren. Schmerzensschreie der so behandelten erfüllten immer wieder das Lager und der eine oder anderen Mann fiel auch in Ohnmacht, bevor seine Wunde verbunden wurde und seine Kameraden ihn in sein Zelt brachten.

    Priscus betrachtete noch einen Moment zufrieden die verbesserten Leistungen von Andronicus und ging dann weiter zu Serapio. Auch der machte seine Sache ordentlich. Der Optio musste eine ganze Weile warten, bis er eine Lücke in der Deckung entdeckte und mit gestreckte Arm vorschnellte, so dass seine Faust eine Handbreit vor dem Gesicht des Mannes stoppte. "Schild hoch und drunter durch stechen", gab er auch gleich die Anweisung zur Reaktion und wartete ab, ob es Serapio schaffen würden, in mit dem Übungsschwert am Bauch zu erwischen.

    Nachdem er während der Liegestützen weiterhin nach Parthern Ausschau gehalten hatte, gab es nun auch für Priscus wieder etwas zu tun. Langsam ging er von einem zum nächsten und begutachtete die Übungen. "Schild höher, denk' an deine Deckung", kommentierte er bei einem. "Geh' mal einen halben Schritt zurück! Du sollst den Gegner bekämpfen, nicht umarmen", korrigierte er den nächsten.


    Auch bei Andronicus blieb er eine Weile stehen. "Schneller zurückziehen. Mit voller Kraft nach vorne ist gut, aber du musst schneller wieder zurück. Sonst hackt dir einfach jemand die Hand ab, während dein Schwert noch im Gegner steckt."

    Dem Centurio jetzt mit dem allgemeinen Lagebericht zu kommen, wie der Optio es vorgehabt hatte, war wohl weniger angebracht. Einen Moment zögerte er. "Ich brauche also nicht den Capsarius zu rufen?" Soweit es im schwachen Licht des Zeltes zu erkennen war, sah der Centurio ziemlich blass aus. Seine Stimme war auch schon mal wesentlich fester gewesen, fand Priscus.


    "Soll ich dafür sorgen, dass du bis auf weiteres nicht gestört wirst?" kam er dann zu weiteren praktischen Fragen. Er konnte seinen Vorgesetzten schließlich nicht ins Bett schicken. Mit jedem einfachen Soldaten seiner Einheit hätte er das in so einer Situation getan.

    Priscus nickte, als ihn der Centurio zu den Geschützen entließ und rief die Männer seines Contuberniums zu sich. Mit den Schilden gegen den Feind gerichtet und leicht geduckt laufend machten sie sich auf den Weg zu der Geschützstellung in ihrem Abschnitt. Hinter ihnen donnerte die Stimme des Praefectus Castrorum über den Platz und erzählte irgendetwas von der ewigen Ruhe des Imperators. Priscus stutzte kurz. War der Mann denn etwa gestorben? Oder hatte er sich nur verhört? Viel Zeit zum Nachdenken hatte er nicht, denn schon bohrte sich ein Pfeil in seinen Schild.


    An der Geschützstellung angekommen waren die Kameraden dankbar für die Unterstützung. Obwohl man sich bei der Verschanzung wenig Mühe gemacht hatte und die Geschütze deshalb kaum über Kante des kleinen Walles ragten, hatten drei der sechs Männer an dem Geschütz schon etwas abbekommen. Alles keine tödlichen Verletzungen, aber sie verhinderten trotzdem die effiziente Bedienung des Geschützes. "Ihr zwei runter zum Verbandsplatz! Lasst euch versorgen", schickte Priscus die beiden schwerer verletzten Männer weg. Der dritte war immerhin noch fit genug, um links unter dem Geschütz zu hocken und einen Schild zu halten, der den anderen Männern etwas Deckung bot. Ein zweiter Mann mit Schild unterstützte ihn dort und auf der anderen Seite tat es ebenso einer.


    Der Optio spähte derweil in die Dunkelheit. "Wo stehen die Kerle? Dahinten, wo die Felsen ein wenig schimmern?" Der bisher für das Zielen zuständige Mann nickte. "Von da kamen zumindest die Brandpfeile und dort hat es geschrien, als wir zurück geschossen haben." Priscus nickte grimmig, während ein anderer Soldat das Geschütz schon wieder gespannt hatte. "Dann wollen wir mal." Das typische Klacken war zu hören, als der Haken sich öffnete und die Sehen nach vorne entlassen wurde. Mit ihr sauste ein Geschützbolzen nach vorne und schlug wenig später auf dem trockenen Boden auf, ohne einen Parther zu treffen. Der zweite Schuß klappte besser und sorgte für einen Schrei und dafür, dass wenig später gleich mehrere Pfeile in Richtung des Geschützes sausten. "Richtung stimmt", kommentierte der Optio. "Also immer weiter drauf. Und hoffen wir, dass unsere Reiterei sich rechtzeitig bemerkbar macht, bevor sie in unser Schußfeld reitet."

    Priscus blickte die Zeltreihe entlang auf die nächsten eintreffenden Soldaten, als er sah wie einer von einem Pfeil getroffen zu Boden ging. "Capsarius! Dort drüben!" kommendierte er einen Sanitäter herbei und eilte selbst in die Richtung. "Musca, lass' sehen. Ah, nur im Bein. Das wird schon wieder!" Mit einem Klaps auf die Schulter ließ der Optio den Sanitäter seine Arbeit machen und eilte zurück zum Intervallum.


    Mit geübtem Blick erkannte er dort, dass sich auch der neue Tesserarius seiner Centurie rasch in seine neue Rolle eingefunden hatte und da stand, wo er zu stehen hatte. Mit wenigen Schritten war Priscus bei ihm. "Hab' ein Augen auf die Jungs, keiner haut nach hinten ab. Und ansonsten einfach machen, was der Centurio sagt. Ich melde mich zu den Geschützen ab."


    Einige Laufschritte später war er beim Centurio. "Centurio, die Einheit ist gefechtsbereit versammelt. Soll ich mit meinem Contubernium zu den Geschützen abrücken, um die dortigen Wachen zu entlasten?" In der Dunkelheit war nicht zu erkennen, wie viele Männer auf dem Wall es eventuell schon erwischt hätte. Zweifellos waren die Parther schlau genug, sich lohnende Ziele auszusuchen.


    Dafür war inzwischen aber nicht nur für den kameraden Musca, sondern insgesamt die medizinische Versorgung der Verletzten angelaufen. Ein Verwundeter nach dem anderen wurde vom Wall her in Lagerinnere gebracht und von den dort wartenden Ärzten und Sanitätern versorgt. Für die schwereren Fälle eilten die Sanitäter auch zum Wall, um unter dem Schutz von zahlreichen Schilden die Erstversorgung vorzunehmen.

    "Centurio, alles in Ordnung?" Eine fast überflüssige Frage des Optio, der gerade das Zelt betreten hatte, denn mit einem Centurio der sich wimmernd am Boden krümmte, war offensichtlich nicht alles in Ordnung. Andererseits hatte der Centurio keinen Dolch im Rücken stecken und ein Feldlager war in Priscus' Augen sowieso einer der sichersten Orte des ganzen Reiches, so dass er nicht davon ausging, dass sein Vorgesetzter gerade dabei war, einen heimtückischen Überfall nicht zu überleben.

    Nach weit über 10 Dienstjahren in der Armee hatte sich der Körper von Priscus daran gewöhnt, nur dann aufzuwachen, wenn es notwendig war. Dementsprechend hörte er zunächst keinen einzigen surrenden Pfeil und war dann hellwach, als die ersten Alarmrufe ertönten. Sofort schälte er sich aus seiner Decke und peilte mit einem Blick aus dem Zelt die Lage.


    "Bogenschützenüberfall!" teilte er seinen Kameraden mit und griff nach der Rüstung. Schnell, aber ohne Hast schnürte er einen Riemen nach dem anderen zu, schließlich war die Wache für die erste Abwehr des Angriffs zuständig. Jetzt hastig, schlecht gerüstet und einzeln auf den Wall zu stürmen, brachte gar nichts. Trotzdem dauerte es nicht länger als nötig, bis er und die meisten anderen Männer der Centurie auch die Schilde aus den Zelten ziehen konnten und dem Centurio in Richtung Intervallum folgten.


    Der Optio zählte nebenbei durch, welche Contubernien vollständig waren und wo noch Männer fehlten. Auf dem Wall war das leichte Schimmern von Helmen und Rüstungen der Wachsoldaten im Mondlicht zu sehen. Und das metallische Klackern, dass beim Spannen eines Scorpio anfiel, der in RIchtung der Angreifer schoß, wirkte zumindest auf Priscus geradezu beruhigend.

    "Und haltet beim Laufen immer die Augen offen, ob nicht irgendwo ein paar Parther auftauchen", hatte Priscus den Männern noch mit auf die Runde gegeben. "Wer welche findet, darf sie einfangen und behalten!"


    Ausbildung im Feindesland war eine schwierige Sache, fand der Optio. Einerseits war sie wichtig, um den jungen Rekruten noch so viel mitzugeben, wie vor dem ersten Gefecht eben möglich war. Andererseits war sie ein Risiko, denn eine aufgescheuchte Gruppen von Rekruten brachte den Ablauf im Alarmfall sicher durcheinander. Und wieder andererseits war so eine kleine Drilleinheit für mögliche parthische Beobachter eine schöne Demonstration, um die Stärke der römischen Armee zu beweisen.


    Priscus ließ den Blick über die Umgebung schweifen, während die Rekruten ihre Runden drehten und entdeckte natürlich keine parthischen Späher. Trotzdem war er sich sicher, dass es sie gab.