Einer der wachhabenden Legionäre richtete seine Aufmerksamkeit auf den Mann und betrachtete seine Aufmachung. "Salve. Waffen dabei?" fragte er dann knapp und ein wenig gelangweilt. Händler durchsuchen war spannender. Vorzugsweise, wenn sie weiblich oder zumindest in weiblicher Begleitung waren.
Beiträge von Gaius Tallius Priscus
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Priscus hatte sich zu seiner eigenen Überraschung relativ schnell wieder an den Marschalltag unter Feldzugsbedingungen gewöhnt. Sein Schuhwerk machte keine Probleme, seine Schultern kannten das Gewicht des Marschgepäcks auch noch und mit dem endlosen monotonen voranstapfen auf der Straße hatte er ohnehin noch nie große Probleme gehabt. Natürlich genoss er unterwegs wie alle anderen jedes Stocken, jede kleine Pause und jede Gelegenheit, das Marschgepäck abzusetzen und den Schultern und dem Rücken damit Entlastung zu gönnen. Mal beugte er sich dann vornüber, um sich auf der abgesetzten Tragestange aufzustützen, mal verbrachte er die Pause mit streckenden Bewegungen, um dem Rücken etwas Entspannung zu gönnen. Dann noch ein Schluck aus der Feldflasche, eine handvoll Nüsse aus dem Beutel an seinem Gürtel, dann konnte es weitergehen, dem Tagesziel entgegen.
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Die Rede des Legaten war klar und eindeutig. Für einen alten Optio wie Priscus war dies genau richtig. Jetzt wussten sie also, wo der Feind stand. Priscus hatte keine Ahnung warum und wieso, und irgendetwas tief in seinem Innersten sträubte sich noch dagegen, auf Rom zu ziehen, aber er unterdrückte es mit anderen Gedanken. "Rächt Valerianus!", brüllte er mit, denn das war einfach. "Für Rom!", brüllte er mit, denn das ging immer. "Für Cornelius Palma!", brüllte er mit, denn wessen Namen hätte er sonst rufen sollen? "Mars mit uns!", brüllte er dann, denn das war wichtig. "Lasst Quarto zu und sprechen!", forderte er dann noch, auch wenn es im allgemeinen Gebrüll sicher nur schwer zu hören war.
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Es hätte ausgesehen wie bei einem der üblichen Übungsmärsche, wäre nicht die ganze Legion auf den Beinen gewesen. Mehr Lärm als sonst lag in der Luft, als sich Priscus am Ende seiner Centurie auf den Campus schob. Es war erst die zweite Stunde, aber er war schon seit Stunden auf. Er hatte die Männer kontrolliert, die Räumung der Stuben, die Beladung der Tragtiere, um dann seinem Centurio Meldung zu machen, der das meiste davon trotzdem noch einmal selber kontrollierte. Es war eben doch kein Übungsmarsch, der hier anstand, sondern Ernst.
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'Zur zweiten Stunde vollzählig zum Abmarsch' hatte es geheißen. Nicht wenige Kameraden hatten die Nacht daher unruhiger verbracht als sonst. Die jüngeren, weil sie nervös waren und nicht wussten, was sie erwartete und die älteren, weil sie wussten, was sie erwartete und welche Handgriffe zu erledigen waren. Die Frage, warum sie erst die Verschanzungen des Lagers ausgebessert und verstärkt hatten, um nun aufzubrechen, stellte sich Priscus nicht. Dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, denn die Vorwarnzeit zum Aufbruch war kurz. Priscus packte einen Teil seines Gepäcks schon am Abend. Alles, was er in der Nacht und am Morgen nicht mehr brauchte, wurde schon zusammengelegt. Mehr Kameraden als sonst verbrachten den letzten Abend vor dem Aufbruch damit, noch schnell kleine Mängel in Kleidung und Ausrüstung zu beheben und vor allem die Benagelung der Sohlen ihrer Caligae zu vervollständigen. Wer nicht selber darauf kam, den brachten die Kameraden darauf, dass gutes Schuhwerk in den nächsten Tagen lebenswichtig war. Wer noch Zeit hatte, schrieb Briefe und hinterließ Grüße für Angehörige und Freunde, denn niemand wusste, wohin es gehen würde, wie lange es dauerte und wann sie zurück nach Mantua kommen würden.
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Priscus stand in keinem der Gräben und brauchte sich auch keine Sorgen machen, von einer Schaufel voll Erde getroffen zu werden. Viel besser war seine Position aber auch nicht. Mit Seilen gesichert stand er auf einem provisorischen Baugerüst, das an einem der Ecktürme hing. Da zum Aufbauen eines großen Gerüstes weder die Zeit noch der Platz war angesichts der Arbeiten im Graben, hatte man einfach zwei waagerechte Balken an starken Tauen von der obersten Plattform des Turmes herunter gelassen. Auf diesen Balken, die zusammen kaum breiter waren als eine Fußlänge, stand nun der Optio und besserte mit eigenen Kameraden die Holzklappen aus, mit denen die Turmöffnungen auf einer der unteren Ebenen verschlossen werden konnten. Eigentlich war er ja für die Geschütze eingeteilt, aber mit denen war alles in Ordnung, so dass er sich nun eben auch um den Schutz der Geschütze kümmern musste. Jahrelang waren die Holzklappen kaum genutzt worden und wurden bestenfalls mal bei einem starken Unwetter an der Wetterseite geschlossen. Aber jetzt sollten sie stabil sein, um nicht gleich beim ersten Beschuss auseinander zu fallen. Manche machten keine Probleme, bei anderen musste mehr oder weniger viel ausgetauscht werden. Und immer musste Priscus aufpassen, dass kein loses Teil nach unten fiel und die Kameraden unten im Graben verletzte.
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Kritisch beobachtete der Optio die Aufstellung der Tirones und war ganz zufrieden, dass am Ende tatsächlich etwas herauskam, das man guten Gewissens als Dreieck bezeichnen konnte. Hier und da korrigierte er noch die Haltung der Schilde, so dass sie gut überlappten, dann setzte er sich selber wieder an die Spitze der Formation. "Dann wollen wir den Keil mal in Bewegung versetzen", teilte er zumindest den Männern vorne mit, während er den Optiostab wieder aus dem Boden zog. "Tirones, aequatis passibus, pergite!", kommandierte er dann wieder etwas lauter das Vorrrücken im Gleichschritt. "Langsam vorrücken, Formation halten!", ergänzte er gleich, denn üblicherweise wurden die schönen geraden Seiten des Keils nach wenigen Schritten zu einem hässlichen Pissbogen.
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"Keine Idee?", grinste der Optio angesichts der ratlosen Gesichter. "Nun, dann stellt euch mal vor, ihr wollte eine geschlossene Formation des Gegners aufreißen. Wenn ihr da auch einfach mit einer Linie anrennt, wird das nix. Da braucht man einen Keil! Auch bekannt als Cuneus. Einer macht die Spitze und neben ihm geht's dann nach außen und hinten." Mit dem unteren Ende seines Optiostabs ritzte er eine entsprechende Skizze in den Boden des Exerzierplatzes. "Schilde überlappend, wie bei der Schildwand, nur dass es jetzt zwei Wände sind, die in der Mitte spitz zusammenlaufen. Alles klar?" fragte er dann.
Dann ging er ein paar Schritte zur Seite und rammte seinen Optiostab in den Boden. "Das da ist jetzt eure Spitze. Angriffsrichtung nach dort. Tirones, cuneum formate!" Selber ging er wieder ein paar Schritte zur Seite, um die Aufstellung der Rekruten beobachten zu können.
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Die Anwesenheit der jungen Aurelierin hatte sich im Lager schnell herumgesprochen, seit sie angekommen war. Und dass sie heute offenbar "Ausgang" hatte, hatte sich noch viel schneller herumgesprochen, denn sowas fiel natürlich auf. Und auch wenn wohl so gut wie jeder Soldat scharf darauf war, sie zu sehen, war es tatsächlich eher Zufall, dass Priscus mit einigen Kameraden denselben Weg entlang kam, den sie mit ihrem Gefolge zu den Thermen nahm. Ein Blick reicht ihm um zu sehen, dass diese Frau scharf war. Verdammt scharf. Vor allem, weil sie ganz offenbar etwas hochnäsig war. Frauen die zickten und sich sträubten hatte der zähe Optio am liebsten. Allerdings reichte auch ein zweiter Blick auf ihr Gefolge, um sich sicher zu sein, dass er sie wohl kaum alleine im Lager in die Finger bekommen würde. Aber sollte er sie aus welchem Grund auch immer doch alleine antreffen, so würde er sich die Chance nicht entgehen lassen, denn mit ihr konnte er zweifellos die heißeste Nummer seines gesamten Soldatenlebens schieben! Dass sich ein bestimmer Körperteil von ihm schon jetzt darauf freute, zeichnete sich sogar unter der Wolltunika ab. Aber da wohl alle im Moment woanders hin schauten, war Priscus das nicht einmal peinlich.
Für einen dritten Blick auf das junge Ding reichte die Zeit nicht mehr. Der Optio musste mit seinen Kameraden weiter und die Frau war auch bald schon vor dem Thermen umringt. Neidisch war Priscus nicht deswegen. Die anderen sollten ruhig auch ihren Spaß haben.
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Es überraschte und freute den Optio, dass es mit dem Gleichschritt gleich beim ersten Mal ziemlich gut zu klappen schien. Die Männer gingen langsam und schienen sich den Rufen nach zu urteilen auch selber abzusprechen. "So muss das sein!" lobte der Optio daher seinerseits lautstark und begleitete die Testudo, die langsam über den Exerzierplatz kroch. Noch zweimal ließ er die Formation auflösen, neu bilden und wieder marschieren, dann gönnte er den Rekruten eine kleine Pause. "Für's erste Mal dann doch ganz ordentlich. Kurz mal Arme und Beine ausschütteln, dann machen wir weiter. Wer kennt weitere Formationen außer der Linie und der Testudo?"
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"Schon besser", murmelte der Optio beim zweiten Versuch, aber völlig zufrieden schien er noch nicht. Aber immerhin war es besser gelaufen als beim ersten. "Testudo, perge! *" befahl er den Rekruten dann. "Langsam vorrücken! Gleichschritt halten!" setzte er vorsichtshalber gleich hinterher, denn eine Testudo aus unerfahrenen Soldaten löste sich beim schnellen Vorrücken erfahrungsgemäß ziemlich schnell in ihre Einzelteile auf. "Unus, Duo, Tres, Quattuor!", zählte er dazu den Gleichschritt an.
Sim-Off: * Schildkröte, Marsch!
Übrigens, die Mehrzahl von "Tiro" ist "Tirones"
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Der Optio hatte das Gewusel kommentarlos verfolgt, war damit aber keineswegs zufrieden. So schwierig war es ja nun wirklich nicht, in einer rechteckigen Formation festzustellen, wo man stand. "Einigen scheinen mit dem Zählen wohl noch ein paar Probleme zu haben. Wenn ich sage 'außen' dann meine ich damit jene, denen auf einer Seite ein Nebenmann fehlt. Und wenn ich sage 'zweite Linie' dann meine ich damit nicht die vorderste Linie und auch nicht die dritte Linie. Verstanden?" schimpfte er daher erst einmal. "Das Ganze also nochmal! Schilde wieder runter und zurück in die Ausgangsstellung!" Er wartete, bis die Männer die Schilde herunter genommen hatten und zurück in die rechteckige Grundposition gewuselt waren. "Tirones, Testudinem formate! Erste Linie! Zweite Linie! Dritte Linie! Vierte Linie!" kommandierte er dann noch einmal genauso wie zu vor in der Hoffnung, dass es jetzt besser klappen sollte.
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"Richtig, Tiro! Einsatzzweck und Aufbau korrekt beschrieben!" lobte der Optio. "Dann wollen wir das auch gleich mal umsetzen, nicht wahr?" Mit ein paar Kommandos dirigierte er die Männer so, dass sie in der nötigen rechteckigen Ausgangsformation standen. "Für die vordere Linie ist es ganz einfach: Ihr bildet eine Schildmauer. Ganz dicht zusammen rücken, damit die beiden Kameraden am äußeren Ende mithinter eure Schilde passen. Die beiden bilden nämlich die Ecken. Die Kameraden in den anderen Linien ganz außen machen dasselbe: Schild zur Seite, um links beziehungsweise rechts eine Schildmauer zu bilden. Alle anderen nehmen die Schilde noch und bilden damit das Dach. Schiebt eure Schildkante unter die des Vordermannes, so dass keine Geschosse hereinrutschen können! Wir üben das erst einmal ganz langsam, Schritt für Schritt, Linie für Linie!"
Er ging etwas zurück, um einen guten Überblick über die ganze Truppe zu haben. "Tirones, Testudinem formate! Erste Linie! Zweite Linie! Dritte Linie! Vierte Linie!"
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Die gesteigerte Schwierigkeit der Übung machte sich bemerkbar, immer mehr Rekruten hatten Probleme, die Bewegungsabläufe so aneinander zu reihen, wie es der Optio gefordert hatte. Für diesen war das nur ein Grund, die Männer immer und immer wieder üben zu lassen. Kaum hatte ein Mann geworfen und vorschriftsmäßig hinter dem Scutum abgeduckt, wurde er wieder nach hinten geschickt, um sich mit einem neuen Übungspilum auszustatten und später erneut zu werfen.
Aber irgendwann war dann doch auch diese Übung beendet und der Optio ließ die Männer aufräumen und antreten. "Das war's für diese Übungseinheit. Abrücken in die Baracken und Ausrüstung reinigen!"
Doch die nächste Übungseinheit ließ nicht auf sich warten, denn die Liste der Themen, die die Rekruten in ihrer Ausbildung lernen mussten, war lang. Diesmal wollte sich der Optio weitere Formationen vornehmen. "Tirones, heute üben wir ein paarf kompliziertere Formationen. Die geschlossene Linie hatten wir schon. Irgendwelche Vorschläge, welche Formationen es noch gibt?"
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Erneut folgte der Optio den Übungen mit kritischem Blick. Einige Rekruten machten ihre Sache gut, andere hatten mit dem zusätzlichen Gewicht des Schildes sichtlich Probleme. Trotzdem musste weiter geübt werden und der Optio ließ die Übungen deshalb auch nicht langsamer voran schreiten. Nachdem alle einige Male mit dem Schild geworfen hatten, ging es daher noch einen Schritt weiter. "Speere wieder einsammeln! In der nächsten Runde werfen wir mit Anlauf." Er markierte mit seinem Optiostab eine zweite Linie auf dem Boden. "Von hier anlaufen bis zur vorderen Linie, dort werfen. Direkt nach dem Wurf hinter dem Schild abducken und Gladius ziehen." Auch diesen Bewegungsablauf führte er einmal vor, damit die Rekruten ihn sich anschauen konnten, bevor sie ihn selber nachzumachen hatten.
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"Sehr schön", freute sich der Soldat über seinen Volltreffer bei der Wahl der Ausrüstung. Während sein Chef inzwischen die zurückgegebenen Stücke auch noch einmal inspizierte, holte er Schild und Lanze herbei. Als er zurück war, murmelte ihm sein Chef etwas zu, das sich offenbar auf den Wert der zurückgegebenen Ausrüstungsstücke bezog. Der Soldat nickte und holte noch das fehlende Reiterschwert und reichte es dem Kameraden. "So, und das Schwert noch. Den Schwertgurt kannst du selber austauschen, wenn der hier nicht passt." Der Chef füllte derweil die Quittung über die ausgetauschte Ausrüstung aus und hielt sie zur Unterschrift hin. "Unterschreibst du selber oder dein Signifer?" fragte er, denn es konnte ja nicht unbedingt jeder Soldat schreiben.
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Der Optio beobachtete die ersten Versuche, die teilweise nicht allzu erfolgreich waren, teilweise aber auch schon gute Ansätze zeigten. Aber dafür waren sie ja hier, um zu trainieren und immer besser zu werden. Nachdem jeder einige Male einen Übungsspeer aus dem Stand geworfen hatte, rief er die Männer wieder zusammen. "Speere einsammeln und danach das Gleiche nochmal, aber mit dem Schild in der linken Hand. Passt auf, dass euch der nicht aus dem Gleichgewicht bringt." Mit dem zusätzlichen Gewicht lag der Schwerpunkt schließlich ganz woanders.
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"Für den Kaiser! Für Rom!", stimmte auch Priscus in den erneuten Schlachtruf ein. Was er von seinem Legaten gehört hatte, reichte ihm, um zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. Bereithalten und warten, bis der Feind sich zeigte, dann zuschlagen. Das klang in den Ohren des Optios nach einem ziemlich vernünftigen Plan.
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Langsam kehrte wieder ruhe ein unter den Männern, die ihre Verehrung für den verstorenen Kaiser und vielleicht auch ein wenig die Wut auf seine Mörger herausgeschrien hatten. Nun war Priscus gespannt, wie es weiter gehen würde. Hatte der Legatus noch eine Ankündigung zu machen? Würden sie wirklich nur bereit sein müssen, oder würden sie wirklich kämpfen müssen?
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Der Soldat schaute die Sachen an und konnte keinen Mangel erkennen. Aber entscheiden durfte er das nicht. Das musste sich sein Chef angucken. Nachdem er diesen hinzugerufen hatte, sammelte er schon einmal die benötigte neue Ausrüstung zusammen. "Helm und Lorica musst du wohl anprobieren. Versuch's mal mit denen hier" meinte er und schob dem Kameraden einen Reiterhelm und ein Kettenhemd herüber.