"In Ordnung, Also Helm, Schwert, Lorica, Lanze und Schild?", vergewisserte sich der Soldat trotzdem noch einmal. "Dein altes Zeug hast du dabei? Alles in bestem Zustand?", fragte er dann, denn die neuen Sachen durfte er nur ausgeben, wenn er im Tausch dafür die alten zurück bekam oder der Soldat bezahlte, denn immerhin war die Ausrüstung Eigentum des Soldaten.
Beiträge von Gaius Tallius Priscus
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"Was fehlt dir denn?", fragte der Soldat zurück. Er konnte ja schließlich nicht wissen, was der Mann schon mitgebracht hatte oder schon woanders besorgt hatte. "Helm? Schwert?" Das waren wohl die typischsten Sachen, die sich zwischen Reiterei und Infanterie unterschieden. Schild und Lanze waren nach der Ansage natürlich eh klar, danach brauchte er nicht zu fragen.
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Auf den Ruf hin kam ein Soldat aus dem hinteren Teil des Raumes nach vorne. "Salve. Was gibt's?"
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Die weiteren Aussagen brachten den Optio auch nicht weiter aus der Ruhe. Anscheinend hörte er sie auch nicht zum ersten Mal. "Wie du im Laufen eine verbogene Eisenstange aus deinem Schild ziehst, ohne dabei entweder an Geschwindigkeit oder an Orientierung zu verlieren, musst du mir vorführen. Noch dazu, wenn neben dir weitere Leute heranstürmen. Und dass du eine Eisenstange mit einem Schwert durchhaust, glaube ich dir nicht. Wenn der Primus Pilus das gesagt hätte, nun gut, der kann sowas vielleicht..."
Als dann alle mit einem Übungsspeer an der Linie standen, erklärte der Optio erst einmal den Ablauf. "Zunächst aus dem Stand heraus. Schwerpunkt des Pilums finden, dort zupacken, mit dem rechten Arm gestreckt nach hinten ausholen, mit einem Ausfallschritt abwerfen." Zeitgleich führte er die Bewegung langsam vor und dann nochmal schneller mit einem tatsächlichen Wurf. "Nachmachen!"
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Der Optio lächelte wissend angesichts dieser Rückfrage. Offenbar kam sie häufiger. "Schon mal versucht, vorwärts zu stürmen, wenn eine mehrere Fuß lange Stange in deinem Schild steckt?" Dass man sie nicht eimmal einfach so heraus ziehen konnte, weil sie sich ziemlich leicht verbog, hatte der Tiro offenbar schon selber herausgefunden.
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Der Optio sah sich in seiner Befürchtung bestätigt, dass die Nachricht erstens interessant war und zweitens keine willkommene Abwechslung. Vielmehr war sie einfach ein Schock. Was dazu führte, dass der Optio erst einmal gar nicht mehr weiter nachdachte über irgendwas. Dafür gab es schließlich Offiziere, die zu sagen hatten, wie es weiter ging. Ihm selber war gerade in diesem Augenblick mit dieser Nachricht schlicht die Person abhanden gekommen, auf die er seinen Eid geleistet hatte. "Für Valerianus! Divus Valerianus!", brüllte er erst einmal und war damit nicht alleine.
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Wie immer in der letzten Reihe seiner Centurie stand auch Optio Priscus und blickte nach vorne. Der unerwartete Appell kam tatsächlich überraschend und versprach daher interessante Neuigkeiten. Fragte sich nur, ob diese eine willkommende Abwechslung im Alltag sein würden oder mehr Arbeit bedeuteten sollten. Der Optio hoffte auf das erste, rechnete aber mit dem zweiten.
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Der Tiro hatte offenbar genug Kraft, um den Optio in die Luft zu heben. Damit verlor dieser den sicheren Stand und folglich auch praktisch alle Chancen, den Kampf noch zu gewinnen. Aber das störte ihn nicht weiter, denn immerhin war es seine Aufgabe, die Neuen so gut auszubilden wie es ging und das zeigte sich am besten dadurch, dass sie besser waren als er selbst. Das Ende des Trainings bedeutete dies jedoch keineswegs. "Du kannst von mir runter klettern und einen Schluck trinken. Schluss ist erst, wenn für alle Schluss ist", gestand er dem Tiro daher lediglich zu.
Wenig später war dann aber tatsächlich Schluss mit der heutigen Übungseinheit im Ringen. Als es am nächsten Tag zur nächsten Übung auf den Exerzierplatz ging, stand stattdessen das Pilum auf dem Lehrplan. "Heute: Das Pilum. Ein Wurfspeer, der zu Beginn des Angriffs dem Gegner entgegen geschleudert wird. Macht euch keine Hoffnung, ihr werdet damit in den seltensten Fällen direkt einen Mann treffen. Die Reichweite ist entscheidend. Je weiter ihr werft, umso früher ist der anstürmende Gegner irritiert. Wir fangen mit Übungsspeeren an. Schild ablegen, jeder einen Speer, in einer Linie aufstellen und dann auf mein Zeichen hin werfen!"
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Es war mal wieder so weit. Manchmal musste man einfach Druck ablassen. Locker machen und laufen lassen. Alles raus hauen, was keine Miete zahlt. Den ganzen alten Scheiß loswerden. Platz schaffen und den Müll rauswerfen. Das Zeug zum Himmel stinken lassen und sich danach besser fühlen. Erleichtert. Entspannt. Nicht mehr so bedrückt von der Last des Gestern oder gar Vorgestern. Das gute Gefühl genießend, die Brocken auf nimmer wiedersehen davon schwimmen zu sehen. Ballast abgeworfen zu haben. Mal richtig durchgekehrt zu haben. Und dann einen Schritt nach vorne machen und wieder frische Luft atmen.
Kurzum: Der Optio benutzte die Latrine.
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So wie er beim Ausrücken der letzte gewesen war, der die Stuben kontrollierte, war Priscus beim Abrücken auch wieder der letzte. Irgendwie war man als Optio immer der letzte, der irgendwas kontrollierte. Aber Priscus hatte sich daran gewöhnt und Freude an diesen Aufgaben. Diesmal kontrollierte er, dass die Wachen, die seine Einheit stellte, auch alle auf dem Wall und auf ihren Posten blieben, während die Kameraden zurück in die Stuben zogen. Dann marschierte auch er den Kameraden hinterher, wünschte dem Centurio eine gute restliche Nacht und machte dann schon wieder einen Kontrollgang, diesmal um zu schauen, ob überall die Türen der Stuben geschlossen waren. Erst dann ging er in die eigene Stube, legte die Rüstung ab und schob sich wieder unter die Bettdecke.
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Bis Priscus seinen Abschnitt erreicht hatte, hatte sich zumindest schon mal ergeben, dass hier nichts akutes passierte. Kein Feind zu sehen, kein hektisches Kampfgetümmel, kein Brand, kein gar nichts. Was ihn nicht wunderte, denn wo sollte um diese Jahreszeit an diesem Ort ein Angriff herkommen, von dem man nicht vorher etwas gehört hätte? Da mochte der Kaiser krank sein und in Rom ein komischer Kerl sein Unwesen treiben. Den Optio interessierten diese Gerüchte nicht. Er hatte Parthia überlebt. Das war eine Bedrohung gewesen. Aber nicht so ein Aufschrecken in der Nacht wie das hier.
Während dieser Gedanken wurde immer klarer, dass es tatsächlich nur eine Übung war. Tribune machten die Runde und vergewisserten sich, dass alles nach Plan gelaufen war. Oder auch nicht, wenn auf einem Abschnitt viel weniger Männer standen als gedacht. "Ihr seid so massiv unter Sollstärke?", wurde da schon mal ungläubig gefragt, während woanders gelobt wurde, dass eine Einheit auch trotz eines kranken Signifers ihren Weg gefunden hatte. Priscus fragte sich derweil, ob der Legat auch eine Rundgang machte. Den hatte er schon lange nicht mehr gesehen.
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Während Priscus zum zweiten Mal den Gang vor den Stuben entlang lief, die Männer zur Eile antrieb und nebenbei die letzten Riemen seiner eigenen Rüstung schloss, trat auch sein Chef, der Centurio der IV. Centurie der IX. Cohorte in voller Montur aus seiner Unterkunft. Wobei sich die volle Montur diesmal nur auf die Kampfausrüstung bezog. Die polierten Beinschienen hatte er weggelassen, ebenso wie die Orden, die ohnehin nur zur Parade getragen wurden. Auch auf einen Mantel hatte er verzichtet, obwohl es hinaus in die kühle Nacht ging. Fast zeitgleich mit ihm kam auch der Signifer mit dem Feldzeichen aus der Stube, so dass die Einheit nun auch ihren Sammelpunkt hatte. Der Centurio hielt sich nicht lange mit Reden auf und wartete gar nicht erst ab, bis alle stramm standen und geradeaus starrten. Er kommandierte seine Männer schlicht im Laufschritt zu ihrem Verteidigungsabschnitt. Falls jemand in der Hektik der Nacht eben jenen nicht mehr finden sollte, machte das auch nichts, denn das Feldzeichen lief vorneweg. Aber die Männer kannten ohnehin ihren Weg, denn ihr Abschnitt war nicht einfach nur ein beliebiges Stück Wall. Sie hatten ihn instand zu halten, sie hatten ihn zu bewachen, sie wurden ausgepeitscht, wenn mit diesem Abschnitt etwas nicht in Ordnung war. Und auf diesem Abschnitt standen gerade ihre wachhabenden Kollegen und hatten im Ernstfall möglicherweise ihre Hilfe gerade bitter nötig.
Während Centurio, Signifer, Cornicen und die angetretenen Soldaten im Laufschritt abrückten, machte Priscus seine dritte Runde durch die Stuben. Er schaute, dass sich keiner heimlich vor dem Alarm drückte und dass in der Eile keiner aus Versehen eine Feuerschale oder Öllampe ungeworfen hatte, die die Baracke in Brand setzen würde. Erst als er alle Räume ordnungsgemäß verlassen vorfand und außerdem den aufgeschreckten Trossknechten noch erklärt hatte, was sie zu tun und zu lassen hatten, begab auch er sich im Laufschritt zu seinem Abschnitt.
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Priscus schreckte hoch, als der Alarm ertönte. Bei der zweiten Nachtwache war er selber noch draußen gewesen und hatte sich demnach gerade erst in Bett gelegt und war eingeschlafen. Nun musste also wieder raus. Der Vorteil eines Optio war es, dass er dafür zu sorgen hatte, dass alle anderen möglichst schnell und vollzählig auf ihre Positionen kamen und es somit kein Problem war, wenn er selber erst als letzter seiner Centurie voll ausgerüstet den Verteidigungsabschnitt erreichte. Priscus nutzte das nicht zu seinem Vorteil aus, aber er ließ sich durch den Alarm eben auch nicht zu Hektik verleiten. Zunächst einmal lief er den Gang der Baracke entlang und stieß alle Türen auf, die noch nicht offen waren. Er kannte die kleinen Tricks, die die Männer wach machten. Eine offene Tür, durch die kalte Luft und hektischer Lärm hereindrangen, war einer davon. Außerdem machte ihn die Bewegung selber besser wach. Während die Männer sich draußen sammelten, erreichte er wieder seine eigene Stube und legte die Rüstung an. Er schloss erstmal nur die nötigstens Riemen, um Schwert und Gürtel anlegen zu können, dann ging er wieder raus, um die Kameraden in den anderen Stuben anzutreiben. Die weiteren Riemen seiner Rüstung schloss er unterwegs.
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Der Optio hatte wiederum für die Entrüstung des Bauleiters nicht das geringste Verständnis. "Hast du schon mal versucht, die unteren Steine eines Pfeilers auszutauschen, ohne die oberen vorher wegzunehmen?", fragte er spöttisch zurück.
Die Anforderung von Soldaten für die Absperrung war nicht sein Problem. "Ich gebe das weiter und kann es nicht entscheiden." Ihm war es völlig egal, ob dort Soldaten Wache schieben mussten oder ob eine Absperrung aufgebaut wurde oder sonstige Maßnahmen ergriffen wurden.
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Der Angriff auf die Beine kam für den Optio durchaus überraschend, aber da er gerade eben sein Bein hinter das des Tiros gestellt hatte, stand er recht breitbeinig und machte es dem Gegner schwer, beide Beine gleichzeitig zu fassen. Selber beugte er sich nun über den Tiro, um ihn mit seinem Körpergewicht noch weiter zu Boden zu drücken.
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Dass es eine zweite Brücke gab war alles, was Priscus hören musste, um sich die Entscheidung leicht zu machen. "Gut, dann schlage ich vor, wie reissen sie ab und bauen sie neu", schlug er kurzerhand vor. "Kosten? Nicht mein Problem. Das müssen andere entscheiden. Ich gebe mein Votum an meinen Centurio weiter, der ans Oberkommando, die entscheiden, ob die Legion zur Verfügung steht." Damit war der Fall für ihn erst einmal erledigt und die Ortsbesichtigung abgeschlossen. "Zurück ans Ufer! Schwimmstunde beendet!" rief er den Soldaten im Wasser zu. "Lasst euch von den Kameraden am Ufer mit den Seilen rausziehen, wenn ihr Spaß dran habt", gestattete er noch. Dann hatten die Männer da wengistens nicht umsonst gestanden.
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Die weiteren Meldungen machten den Optio nicht zufriedener. "Wo kommt denn der ganz verdammte Schutt her?", moserte er herum. "Hier ist doch nix drum herum! Ist die Brücke hier der offizielle Müllabwurfplatz für ganz Mantua oder was?", witzelte er herum, wobei sowas in der Art ja durchaus möglich war.
Während die Männer weiter tauchten, nahm er die Meldung von oben auf der Brücke entgegen, die auch nicht viel beeser war. "Alles klar. Schaue ich mir nachher auch noch an. Fangt schon mal an, die gerissenen Platten rauszunehmen. Die ersetzen wir in jedem Fall." Mit einer eher grundsätzlichen Frage wandte er sich dann an den Bauleiter. "Solange die Brücke hier gesperrt ist, ist der Reiseverkehr von und nach Norden ziemlich abgeschnitten, oder?"
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"Spekulationen helfen uns nicht", brummte Priscus unzufrieden. Er wollte genau wissen, was mit der Brücke los war. "Wir können das Ding hier ja nicht zum Spaß komplett abbauen und wieder neu aufbauen." Trotzdem nickte er zu der Vermutung des Bauleiters. "Ja, wenn die Fundamente noch in Ordnung sind, haben wir schon mal was gewonnen. Trotzdem würde ich es uns gerne ersparen, einen Brückenpfeiler abzutragen und neu zu bauen, wenn er noch in Ordnung ist." Das Material wurde dadurch nicht besser und die Kosten nicht geringer. Letztere konnten dem Optio allerdings letztlich egal sein.
"Habt ihr da vorne schon geschaut?" rief er den Schwimmern zu und deutete in die entsprechende Richtung. "Und auf der anderen Seite, im Rücken der Strömung? Wenn da auch Risse sind, müssen wir wohl wirklich ran."
Sim-Off: Wie breit ist der Fluß? Wie viele Pfeiler hat die Brücke? Wie breit?
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Priscus wartete, bis die Schwimmer auch weitgehend bereit waren, bevor er ins Boot kletterte. Wenige Augenblicke später hatten sie schon den Pfeiler erreicht und er schaute sich die Beschädigung an. "Nun, das ist natürlich erst einmal vor allem ein optisches Problem", befand er. Eine abgeschlagene Kante an einem Pfeiler brachte schließlich nicht gleich eine ganze Brücke zum Einsturz.
Mit einem Pfiff sorgte er bei den Schwimmern für Aufmerksamkeit und beorderte sie zu sich. "Schaut euch den Pfeiler hier mal unter der Wasserlinie an. Wie tief ist es hier eigentlich? Könnt ihr stehen?"
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Der Hinweis auf das kleine Boot kam Priscus sehr gelegen, denn er hatte nicht vorgehabt, selber zu schwimmen. Genausowenig hatte er allerdings auch vor, die genannten Soldaten im Boot mitzunehmen. "Die Jungs sollen ruhig schwimmen, müssen sie zum Tauchen ja sowieso. Ich komme im Boot mit", antwortete er daher.
Und weil sie bei der Armee waren, baute man für eine solche Aktion natürlich unglaublich viel mehr Sicherheitsmaßnahmen auf, als nötig wären. Die Männer sollten schließlich in Übung bleiben. "Ein Contubernium verteilt sich auf der anderen Seite der Brück auf beide Flussufer. Spannt ein Seil quer über den Fluss!", kommandierte er daher weiter, während die drei Soldaten sich zum Schwimmen bereit machten.
"Ein Contubernium auf die Brück, schaut euch schonmal das Geländer genauer an, ob wir von dem Material was wiederverwenden können", lautete dann ein weiterer Befehl, damit noch weniger Soldaten tatenlos warten mussten.