Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    Priscus hatte sich ein wenig durchfragen müssen, bis er das Büro des Tribunen gefunden hatte. Als Optio der zweiten Kohorte hatte er schließlich nicht jeden Tag mit dem Kommandeur der Legionsreiterei zu tun und erst recht selten einen Grund, ihn in seinem Büro aufzusuchen. Doch wenn der Praefectus Castrorum in einer Stabbesprechung den Neubau von Pferdeställen auf den Plan setzte und zudem bei einem missglückten Wachmanöver ein Pferdestall durch ein Feuer beschädigt wurde, dann gab es diesmal wirklich eine guten Grund. Priscus war schließlich nicht nur Optio, sondern auch Techniker.


    Also klopfte er an und war gespannt, ob der Tribun Zeit für ihn haben würde.

    Nachdem er bei einem der Ständer selber mitgearbeitet hatte und im Übrigen Centurio Bruseus oben angekommen war und die Leitung übernahm, kletterte Priscus noch einmal nach unten und schaute sich das Ergebnis am hinteren Ende des Turmes an. Dort hatten die Soldaten gleich zwei Balken befestigt, die nach hinten hinaus ragten. Zwischen ihnen verliefen mehrere stabile Holzstangen, so dass nun mehrere Reihen von Soldaten den Turm schieben könnten.


    "Ja, das sieht gut aus" stellte Priscus fest, nachdem er die Konstruktion von allen Seiten begutachtet hatte.


    "Wir können jetzt schonmal anfangen, die Brücke vorzubereiten, die später an der oberen Ebene befestigt wird. Es ist wohl einfacher, sie in Teilen hier unten zu montieren und dann hinaufzuziehen, als wenn wir die beweglichen Teile oben mehr oder weniger frei hängend anbringen müssen."


    Zumindest bei denjenigen Soldaten, die mit der Höhe so ihre Probleme hatten, stieß dieser Vorschlag auf einhellige Zustimmung. Bevor sie aber mit den Arbeiten begannen, schaute Priscus immer wieder nach oben, wie weit die Soldaten dort mit den Ständern waren.


    "Wartet mal eben mit den Querbalken!" rief er hinauf. "Und haltet euch mal fest!"


    Dann begab er sich mit allen Soldaten, die gerade um den Turm herum standen, an die Schiebebalken hinten und testete, ob diese Konstruktion auch wirklich funktionsfähig war. Tatsächlich rumpelte der Turm behäbig ein kleines Stück vorwärts, als die Männer sich gegen die Stangen stemmten.


    "Fein, funktioniert soweit."

    Zufrieden blickte Priscus auf die ordentlich gepflegte Crista. Der neue Legionär hatte offenbar nicht nur ein vollständige Ausrüstung, was längst nicht bei allen Neuen der Fall war, sondern er hielt sie auch gleich von Anfang an sauber und ordentlich gepflegt.


    "Sehr gut. Immer gut drauf aufpassen. Hier in Mantua, wo's friedlich ist, ist eine gepflegte Crista fast wichtiger als ein geschärftes Schwert", scherzte er, bevor er auch bei den anderen Soldaten der Stube einen Blick auf die Ausrüstung warf. Bei dem einen oder anderen folgte auch ein prüfender Blick ins Gesicht, wenn es bei dem Betroffenen gelegentlich an der Pflege der Haare oder der Rasur mangelte.

    Lange war es her, das Priscus diese Latrinen am Ende der Lagergasse zuletzt aufgesucht hatte. Irgendwie war es zu seiner Gewohnheit geworden, den Latrinengang mit dem Hin- oder Rückweg vom Wachdienst zu verbinden und dabei eine andere Latrine zu benutzen. Er grinste, als er zwischen den Schmierereien an der Wand noch einige Kommentare zu den lustigen Saturnalienduellen fand, die hier vor dem Gebäude stattgefunden hatten. Ansonsten gab es wenig neues. Ein Centurio Sura wurde erwähnt, den Priscus noch nicht kannte. Musste wohl ein Neuer sein, der von einer anderen Einheit kam, denn die meisten Optiones, die Aussicht auf eine Beförderung hatten, kannte Priscus auch.


    Nachdem er von seinem Darminhalt erleichtert und mit den neusten Nachrichten versorgt war, verließ Priscus die Latrine wieder und machte sich auf den Rückweg in seine Stube.

    "Ja, das Ding wächst tatsächlich, Centurio", stimmte Priscus Bruseus zu, als sich dieser neben ihn stellte. Auch wenn sich der Kursleiter mehr als vornehm zurück hielt, schienen die Teilnehmer immerhin genug Kompetenz aufzubringen, um das Werk fortschreiten zu lassen.


    "Da oben muss noch ein Querbalken eingebaut werden, sonst bekommt ihr da die Bodenlöcher für die Leitern nicht in den Boden", rief er dann wenig später den Männern zu, die aus den Balken über den Ständern den Rahmen für die zweite Ebene gebaut hatten. Also stellten die Männer rasch die Arbeitsleitern ein wenig um und ließen sich einen weiteren Balken reichen. Dann setzten sich einige Soldaten einfach auf die montierten Balken, um Platz auf den Leitern zu machen, über die ihnen nun weitere Bretter und Nägel für den Boden der zweiten Ebene gereicht wurden.


    "So, jetzt fängt es an wirklich lustig zu werden", grinste Priscus wenig später, nachdem er sich mit einigen Soldaten um den Einbau der ersten festen Leiter auf die erste Ebene gekümmert hatte und über eben diese Leiter nach oben kletterte. "Hübsche Aussicht habt ihr hier oben!


    Vier Ständer und acht Bretter für die Vertrebung", orderte er dann durch Zuruf nach unten, damit die nächste Ebene entstehen konnte. Währenddessen werkelte die Gruppe mit Höhenangst weiter an dern Wänden der unteren Ebene.

    Zitat

    Original von Caius Claudius Cunctator
    Cunctator streifte die Schutzhülle von seinem scutum und legte sie ordentlich gefaltet zu den übrigen Ausrüstungsgegenständen.


    Er stellte das scutum senkrecht auf und trat dahinter, sodaß es der optio von allen Seiten in Augenschein nehmen konnte.


    Optio, mein scutum!


    Der Optio warf einen Blick auf den Schild, der ebenfalls einen ordendlichen Eindruck machte. Was auch nicht verwunderte, hatten die Soldaten zuletzt wenig Zeit bei Regen draußen verbracht, der dem Schild hätte zusetzen können.


    "Gut, ist auch in Ordnung. Kannst ihn wieder einpacken, der Centurio guckt eher selten drauf."


    Mit einer weiteren Kontrolle der Marschausrüstung hielt sich Priscus nicht auf. Was der Soldat in seiner Ledertasche mit sich führte und ob er in seinem Kleidersack auch irgendwelche Beinbekleidung hatte und ob er sich den Schild beim Marsch mit einem Seil oder einem Lederriemen auf den Rücken schnallen würde, das ging ihn letztlich nichts an. Und sein Centurio hatte sowas auch noch nie bei einer Routinekontrolle überprüft.


    "Die Helmzier für deinen Helm, wo hast du die?", fragte er daher nur noch, da er sie nicht zwischen den Teilen entdecken konnt.

    Die Gruppe mit dem Schieber organisierte sich tatsächlich selbst, so dass Priscus bei den Ständern bleiben konnte. Auch hier schienen zumindest einige wirklich erfahrene Handwerker dabei zu sein, die die Arbeiten voran trieben. Priscus hatte schon befürchtet, als Optio die Arbeiten permanent leiten zu müssen, aber nachdem das Vorgehen erstmal klar war, übernahm ein Centurio gewohnheitsmäßig das Kommando.


    "Pro Ständer zwei Leitern", orderte Priscus schonmal. "Der eine hält den Balken fest, der andere montiert.


    Und sobald wir das haben, könnt ihr hier mit der Wandverkleidung für die untere Ebene anfangen."


    Sim-Off:

    Mit dem Schieber meine ich irgendeinen geeigneten Anbau am hinteren Ende des Turmes, an dem man das Ding - wie der Name schon sagt - schieben kann. Der fertige Turm dürfte ziemlich schwer werden, so dass vielleicht mehr Leute schieben müssen, als hinten einfach so nebeneinander passen würde. Der Schieber wäre dann sowas wie eine Deichsel bei einem Wagen, nur eben andersherum zum schieben. Ich hab' sowas doch auch noch nie gebaut... ;)

    "Is' was?"


    Priscus entdeckte einige fragende Blick.


    "Ja, während wir die Ständer setzen und den Schieber montieren, könnt ihr loslassen. Die Achsen sind dran."


    Als wenn er hinten Leute schieben lassen würde, während vorne noch hochgehoben wurde.


    "Wir setzen die Ständer hier an den Ecken auf und schlagen außen je Seite ein Brett als Verstrebung an. Wenn wir dann oben die Querbalken der nächsten Ebene drauf haben und es dort genauo machen, ist das Stabil genug."


    Er wartete auf möglichen Widerspruch durch andere Ideen und schaue nebenbei, ob sich die anderen Gruppen mit der Montage des Schiebers selber organisierten.

    Zitat

    Original von Lucius Artorius Avitus
    "Was heißt hier, "er, er und ich", miles"
    fuhr Avitus den Mann an. Trotz der Dunkelheit funkelten die Augen des Centurionen vor Zorn ob einer solchen Nachlässigkeit.
    "Name, Rang und Einheit, wenn ich bitten darf"
    fauchte er. Dann handelte es sich also um ein vom Plautius in Gang gesetztes Manöver. Avitus spuckte aus und sah sich um, sich fragend, wo zum Geier Plautius blieb.
    "Wer waren die Männer der anderen Gruppen?"


    Der Anführer von Gruppe Gelb schluckte kurz, dann fiel ihm ein, dass Centurio Artorius Avitus sie in der Dunkelheit und mit den geschwärzten Gesichtern wohl tatsächlich nicht erkennen konnte.


    "Miles Gaius Icilius Ursus, erste Cohorte, aus der Centurie des Princeps posterior", stellte er sich daher vor. "Die Milites Marcus Tullius Frugi und Titus Fadius Rufus, ebenfalls aus dieser Centurie und aus meinem Contubernium", deutete er dann auf die beiden Kameraden.


    "Wer in den anderen Gruppe eingesetzt wurde, ist mir nicht bekannt. Es wurden jedoch nur Soldaten der ersten Cohorte herangezogen. Unsere Gruppe wurde von einer Patrouille und Leitung dieses Soldaten gestellt", gabe er dann noch zur Auskunft und deutete auf Flavius Aristides.

    Der Anführer von Gruppe Gelb salutierte und versuchte eine Erklärung, auch wenn er nicht so recht wusste, womit er anfangen sollte.


    "Er, er und ich", dabei deutete er auf seine beiden Kameraden, "haben auf Anordnung des Praefectus Castrorum am Wachmanöver 'Pinsel in der Nacht' teilngenommen. Als Angreifergruppe Gelb. Im Haus des Tribunus Octavius Maximus wurden wir gestellt und waren gerade auf dem Weg zur Principia. Dabei brach dann hier das Feuer aus."


    Er blieb stramm stehen und blickt mit seinem geschwärzten Gesicht geradeaus. Mehr hatte er eigentlich nicht zu sagen, aber bestimmt kamen jetzt Fragen.

    "Dann lass' mal sehen", meinte Priscus und warf einen Blick auf die ausgebreiteten Ausrüstungsstücke.


    "Tunika, Caligae, Cingulum und Gladius brauchst du für die Kontrolle nicht ablegen. Wir sind hier bei der Stubenkontrolle und nicht beim Arzt, wo man sich nackt machen muss."


    Dann warf er einen prüfenden Blick auf die Lorica und den Helm, die beide ordentlich geputzt waren. "Sieht gut aus, da gibt es keine Beanstandung.


    Wo steht dein Scutum?"

    Als sich alle Männer um die Holzkonstruktion versammelt hatten, wurde sie mit einem gemeinsamen Kraftakt auf die Achsen gehoben. Noch war nicht viel Holz verarbeitet worden und das Ding war trotzdem schon ganz schön schwer.


    "Probiert mal aus, ob es rollt", schlug Priscus vor und ein paar Soldaten stemmten sich hinten gegen die Konstruktion, um sie in Bewegung zu setzen.


    "Wie teilen wir die Gruppen jetzt neu auf? Gruppe I holt uns die vier Balken für die Ecken ran und Gruppe IIII stellt sie auf, würde ich sagen. Ständerbauweise wie beim Fachwerk, also nix kompliziertes. Gruppe II und III können währenddessen hinten die Schieber montieren."

    Als die Eimerketten ihre Arbeit aufgenommen hatten, zeigten sich rasche Erfolge dieser Maßnahme. Ein Übergreifen des Feuers auf das Dach war nicht mehr zu befürchten und schon wenig später waren auch die letzten Glutnester gelöscht. Zwischen den verkohlten Balken hatte das Feuer große Löcher in die Fachwerkfüllung gerissen, aber zum Glück machte das Gebäude nicht den Eindruck, gleich einstürzen zu wollen. Wären in dieser Nacht nicht zufällig so viele Wachen wegen des Manövers unterwegs gewesen, hätte es schlimmer ausgehen können.


    "Warum hat er eigentlich gebrannt?", fragte ein Soldat, aber eine Antwort wusste natürlich keiner.


    "Da musst du die fragen, die als erstes hier waren", meinte ein anderer und schaute sich erstmal nach einem Offizier um, der ihnen sagen konnte, was sie jetzt tun sollten.


    Die Männer von Gruppe Gelb standen auch etwas ratlos beisammen. Ihre als Feuerklatschen benutzten Tuniken hatten sie wieder angezogen und die Gürtel wieder umgelegt. Dicht an der Mauer eines Nachbargebäudes stand einsam und verlassen ihr gelber Farbeimer, den sie jetzt sicher nicht mehr brauchten.

    Es dauerte nach dem Alarm eine ganze Zeit, bis sich aus den ersten Reaktionen koordinierte Gegenmaßnahmen etnwickelten. Zumindest kam es den drei Männern von Gruppe Gelb ewig vor, bis sich tatsächlich jemand um die Aufstellung einer Eimerkette kümmerte. Immerhin waren die Reiter, die gleich neben den Stallungen untergebracht waren, schneller auf den Beinen gewesen und hatten einen Teil der Tiere schon aus der Stallung geführt. Das Feuer hatte zwar inzwischen auf das Fachwerk des Gebäudes übergegriffen und fraß sich langsam durch die Wand, aber der Schaden am Gebäude würde wohl der einzige Verlust bleiben.


    "Hierher mit dem Wasser! Der Heuhaufen interessiert nicht mehr, das Gebäude muss gelöscht werden!"


    Von dem Heuhaufen, der in Brand geraten war, war inzwischen ohnehin nur ein Haufen schwarzer Asche übrig, in der hier und da noch etwas Glut saß. Als die Eimerkette endlich in Aktion ging, klatschte in schneller Folge ein Schwall Wasser nach dem anderen gegen den brennenden Stall und dämmte das Feuer bald ein.


    "Passt auf, dass es sich nicht zum Dach hoch frisst! Da oben lagert Stroh!"


    Als immer mehr Soldaten zum Löschen eintragen, wurde von einer zweiten Zisterne aus eine weitere längere Eimerkette aufgestellt, die das Wasser ins Innere des Gebäudes transportierte und damit das Stroh tatsächlich retten konnte. Vom Qual hustend und mit rußgeschwärzten Gesichtern konnten damit zwei Reiter den Stall verlassen, die nach der Rettung der Pferde eilig in den Dachstuhl geklettert waren, um das Stroh beiseite zu schieben.

    Wieder einmal stand die regelmäßige Stubenkontrolle durch den Centurio an. Damit dieser möglichst wenig Beanstandungen hatte, ging Priscus vorher durch die Stuben und war schon einmal einen prüfenden Blick auf die üblichen Verdächtigen. Er machte das auch deshalb schon besonders gründlich, weil Nachlässigkeiten der Männer auch auf ihn zurück fielen.


    "Claudius Cunctator, du bist noch neu hier, zeig' mal deine Ausrüstung vor" holte sich der Optio den Neuling der Centurie zu sich, als er dessen Stube betrat.

    Langsam aber stetig wuchs der Turm. Nicht unbedingt in die Höhe, aber die untere Ebene nahm eindeutig Gestalt an. Von kleineren Missgeschicken mit den Hämmern abgesehen, verliefen die Arbeiten reibungslos. Gleichzeitig wurden die Räder auf die Achsen montiert. Auch hier gab es keine Probleme.


    Mit einem Kollegen diskutierte Priscus eifrig, ob die Halterungen, die Achsen und untere Ebene miteinander verbanden, zuerst an der Ebene oder den Achsen zu befestigen sei. Beides hatte seine Vor- und Nachteile. Da in dieser Übung natürlich alle etwas lernen wollten, entwickelte sich bald eine lebhafte Diskussion mit weiteren Teilnehmern, bis man sich schließlich einigte, die Halterungen erst um die Achsen zu legen. Da das nicht sein Vorschlag gewesen war, ließ Priscus andere die Arbeit in dieser Stelle koordinieren und stellte zufrieden fest, dass der große Materialhaufen inzwischen in viele übersichtliche Stapel zerlegt worden war, anhand derer man nun tatsächlich erkennen konnte, wie die Lage war.


    "So, jetzt müssen alle mit anfassen und die Ebene auf die Achsen heben", rief schließlich ein Centurio über den Platz.


    "Können wir nicht die Ebene anheben und die Achsen drunter rollen?" fragte sofort ein anderer.


    "Von mir aus auch das, aber mit anfassen müssen trotzdem alle!"


    Priscus suchte sich eine freie Stelle am Rand der fertigen Ebene und schaute, dass der balken gerade dort keine Splitter hatte. Dann wartete er auf ein Kommando zum gemeinsamen Anheben.