Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    Nachdem er den Bericht über den Zustand der Unterkünfte der ersten Cohorte dem Centurio vorgelegt hatte, kam Priscus mit den Schreibtafeln in der Hand in die Principia. Dort wollte er den Bericht wie angefordert dem Praefectus Castrorum übergeben.


    "Optio Tallius Priscus, zweite Cohorte", meldete er sich beim Schreiber im Vorzimmer. "Ich habe einen Bericht für den Praefectus Castrorum abzugeben."


    Er nahm an, dass er die Tafeln einfach abgeben könnte. Viel zu erzählen hatte er dazu ohnehin nicht. Also wartete er, was der Schreiber sagen würde.

    Während woanders schon gehämmert würde, wird bei der Legio I noch geplant. Als Legion mit der kleinsten Nummer musste man ja alles genau machen. Weil ihn irgend jemand darum gebeten hatte, kratzte Priscus schließlich eine Skizze in seine Wachstafel. Es sollte sich aber bloss keiner beschweren, dass er nichts erkennen konnte. Priscus war halt Techniker und er konnte mit der Zeichnung sehr viel anfangen, auch wenn die Hälfte fehlte, weil sie entweder unwichtig war oder analog zu den eingezeichneten Teilen oder ohnehin klar oder so kleinteilig, dass man dafür eine Extraskizze machen müsste.

    Priscus hatte schon bemerkt, dass bei den Neulingen, die eingetlich schon eine Grundausbildung hinter sich haben müssten, einiges fehlte. Aber dafür war er ja da, um sie auszubilden. Dass sich Legionär CUnctator die Befehlsfolge auswendig gemerkt hatte, überraschte ihn ein wenig. Andererseits hatte er sie selber noch im Kopf, und zwar fehlerfrei, während der Legionär ein paar wichtige Stellen ungenau genannt hatte.


    "Na, wenn wir schon am letzten Beispiel üben, dann aber wirklich an den richtigen Befehlen. Das wären dann:


    1. Aciem dirigite!
    2. Aequatis passibus perigte!
    3. Ad sinistram pergite!
    4. Consisite!
    5. Ad sinistram!
    6. Pergite!
    7. Ad dextram pergite!
    8. Consistite!
    9. Retro!
    10. Pergite!
    11. Consistite!


    Bei (1) richtet ihr die Linie aus."


    Priscus malte ein paar Kreise in den Sand, die die nebeneinander stehenden Soldaten zeigen sollten.


    "Bei (2) lauft ihr los und bei (3) schenkt ihr als Linie nach links und lauft dann weiter geradeaus.


    Bei (4) haltet ihr an und dreht euch bei (5) jeder auf seinem Platz nach links. Aus der Linie wird so eine Reihe."


    Mit ein paar kleinen gebogenen Pfeilen deutete er das in der Skizze auf dem Boden an.


    "Die Reihe läuft dann bei (6) weiter und biegt bei (7) nach rechts ab und bleibt dabei natürlich eine Reihe. Bei (8) hält sie wieder an und bei (9) drehen sich alle auf ihrem Platz um. Die Reihe bleibt eine Reihe."


    Wieder gbit ein krummer Pfeil das ungefähr an.


    "Bei (10) lauft ihr dann als Reihe weiter und haltet bei (11) als Reihe an."

    Die Übung dauerte schon viel länger, als Priscus vorgesehen hatte und noch immer liefen die Soldaten mit schöner Regelmäßigkeit falsch. Immer wieder kommandierte Priscus sie über den Platz und hoffte, dass alles klappte und immer wieder wurde diese Hoffnung enttäuscht. Die Soldaten verunsicherten sich gegenseitig, jeder zögerte und überließ anderen die Entscheidung, was die Gruppe machte, auch wenn sie es selber besser gewusst hätten. Es wurde Priscus durchaus nicht langweilig dabei, dieses Verhalten der Gruppe zu beobachten, schließlich konnte er auch daran erkennen, wen man vielleicht einmal als Immunis mit eigenständigen Auftragen betrauen konnte, wem die anderen dank einer gewissen natürlichen Autorität gerne folgten und wer immer ein Mitläufer bleiben würde. Doch eigentlich stand Priscus nicht für derartige Beobachtungen auf dem Platz, sondern wegen ein paar einfacher Befehle.


    Als die Dämmerung schon zunahmen, die letzte andere Abteilung den Platz verlassen hatte und der Wind immer ärgerlicher wurde, beendete auch Priscus die Übung.


    "Jungs, ihr konntet das schonmal besser und ich werde dafür sorgen, dass ihr es wieder besser könnt. Aber heute, das war eindeutig zu wenig."

    Was aber nicht lange auf sich warten ließ, denn das, was anfangs noch gut angefangen hatte, entwickelte sich nach einiger Zeit wieder zu einem großen Durcheinander. Irritierte Soldaten versuchten an ihren Nebenleuten zu erkennen, wie sie nun laufen sollten und drehten sich verwirrt mal hierhin und mal dahin. Diejenigen, die meinte zu wissen, wohin es geht, raunten ihnen knappe, mal freundliche und mal unfreundliche Anweisungen zu, um sie wieder auf die richtige Position zu bringen, bis Priscus alle zum Schweigen aufforderte. Wenn sie beim Start so standen:


    VVVVVVVV


    dann hätten sie jetzt so stehen müssen:


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    Aber offenbar standen nicht alle so.


    "Das war nichts! Absolut nichts! Wenn ihr so weiter macht, landet ihr noch bei den Maultiertreibern. Aber selbst die Maultiere würden das noch besser hinbekommen als ihr."


    Es folgte eine kräftige Strafpredigt, in der er jeden Soldaten zusammenstauchte, bei dem ihm ein Fehler aufgefallen war.


    "Und die, die es mal wieder geschafft haben, sich in der Gruppe zu verstecken, werden das auch nicht ewig weitermachen können.


    Aciem dirigite! Aequatis passibus, pergite! Unus, duo, tres, ...! Ad sinistram pergite! Unus, duo, tres, quattuor, ...! Consistite! Ad sinistram! Pergite! Unus, duo, tres, quatuor, ...! Ad dextram pergite! Unus, duo, ...! Consistite! Retro! Pergite! Unus, duo, tres, ...! Consistite!"

    Priscus nahm die Ankündigung von Inspektion und freiem Tag ohne große Regung zur kenntnis. Inspektionen hatten ihn bisher selten ins Schwitzen gebracht, sah man einmal von seiner Zeit als Probatus und junger Legionär ab und seine freie Zeit verbrachte er zwar gerne mit seinen Kameraden, aber eher selten in Mantua.


    Er wartete ab, ob sich die tausende Soldaten auf dem Platz beim Wegtreten in ein großen Durcheinander auflöstewn, was bei einer wohltrainierten Legion natürlich nicht der Fall war. Gruppe für Gruppe verließen die Soldaten den Platz und gingen zurück zu ihren Quartieren.

    Nachdem sich dann doch alle auf Gruppen verteilt hatten und Priscus noch ein paar Informationen über die Fähigkeiten einzelner Soldaten bekommen hatte, konnten die Arbeiten endlich wirklich beginnen.


    "Schritt eins: aus vier starken balken den Rahmen für die unterste Ebene machen. Das macht Gruppe III zusammen mit ein paar Leuten von Gruppe IIII. Schritt zwei, gleichzeitig: Die Räder auf die Achsen montieren. Gruppe I schleppt das Zeug da rüber, Montage macht Gruppe II. Der Rest von Gruppe III versucht sich weiter Überblick über das Material zu schaffen und es mit untätigen Leuten von Gruppe I zu sortieren.


    Schritt drei: den Rahmen auf die Achsen setzen. Da müssen wir alle anfassen."


    Priscus schaute sich um, ob alle diesen Erklärungen folgen konnten oder ob jemand andere Ideen hätte.

    Priscus wartete einen ganze Weile, bis sich alle Kursteilnehmer mehr oder weniger deutlich auf die vier Gruppen verteilt hatten. Wie er es erwartet hatte, waren nicht alle Gruppen gleich groß, aber das war auch gut so. Schließlich wollten sie nur einen Turm bauen und nicht gleich mehrere. Er wartete noch, ob der Praefectus etwas zu der Gruppeneinteilung sagen wollte oder der Kursleiter, aber das war offenbar nicht der Fall.


    "Wir teilen uns nach Aufgaben auf", erläuterte er die Zuteilung. "Gruppe I reicht Material an, Gruppe II erledigt Arbeiten am Boden, zum Beispiel die Vorbereitung der Wandverkleidung oder Arbeiten an den Rädern, Gruppe III macht selbiges von Leitern aus in den höheren Etagen und Gruppe IIII macht die komplizierten Dinge, wie die Brücke."


    Dann schaute er hinüber zu Gruppe I. "Ich hoffe, von euch mögen ein paar auf Leitern klettern, wir brauchen euch nämlich auch oben."


    Und bei Gruppe III erkundigte er sich, wer schonmal Fachwerk gesetzt hätte, da man ein paar dieser Techniken auch beim Turm gebrauchen könnte.

    "Sehr schön. Aciem dirigite!"


    Priscus ließ die Linie noch einmal ausrichten, trat dann aus ihrem Marschweg und begann wieder zu kommandieren.


    "Aequatis passibus, pergite! Unus, duo, tres, ...! Ad dextram pergite! Unus, duo, tres, quattuor, ...! Ad sinistram pergite! Unus, duo, ...! Consistite! Ad dextram! Pergite! Unus, duo, tres, ...! Ad sinistram pergite! Unus, ...! Ad sinistram pergite! Unus, duo, tres, quattuor, ...! Consistite! Retro! Pergite! Unus, duo, tres, ...! Ad dextram pergite! Unus, duo, ...! Consistite! Ad sinistram! Pergite! Unus, duo, tres, quattuor, ...! Consistite! Retro! Pergite! Unus, duo, tres, ...! Consistite!"

    Diesen Anfall von Selbstopferung quittierte Priscus mit einem gutmütigen Kopfschütteln.


    "Vergiss es. Du hast dich nicht dümmer angestellt, als die anderen. Die waren nur unauffälliger. Und der Feierabend ist nur gestrichen, damit wir jetzt mehr Zeit haben, in aller Ruhe eure Probleme mit diesen simplen Befehlen zu zu klären."


    Er blickte die Reihe entlang und sein Blick fiel auf jene, die sich bisher versucht hatten, in der Gruppe zu verstecken.


    "Also, noch Fragen, Männer? Oder laufen wir wieder ein wenig?"

    Priscus hatte wirklich gehofft, bei den Legionären nicht bei jeder Übung wie mit Probati ganz von vorne anfangen zu müssen. Aber vielleicht war er selber nur einfach wirklich lange genug dabei, um alles im Kopf zu haben, was die jüngeren kameraden doch ganz gerne über Nacht wieder vergessen konnten.


    "Skizze? Gut, streichen wir euren Feierabend heute abend und machen dafür jetzt eine Malstunde.


    Das hier ist eine Linie"


    VVVVVVVV


    "Acht Mann nebeneinander, die alle nach hier gucken. Jetzt kommt 'ad dextram':"


    <<<<<<<<


    "Jetzt sind es acht Mann hintereinander. Die laufen jetzt los und dann kommt 'ad sinistram pergite'. Wenn die ersten vier Mann die Ecke geschafft haben sieht das so aus:"


    <<<<
    V
    V
    V
    V


    "Wenn alle rum sind, so:"


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    V
    V
    V
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    V
    V
    V


    "Die halten jetzt an. Dann kommt 'ad sinistram':"


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    "Jetzt laufen sie wieder los und dann kommt 'ad dextram pergite':"


    VVVVVVVV


    "Jetzt klar?"

    Priscus hatte es insgeheim befürchtet, da es bisher zu gut lief. Irgendwann musste es ja schief gehen. Gleich beim ersten Schwenk ließ er die Männer anhalten, weil alles durcheinander ging.


    "Consitite! Aciem formate!" brüllte er und baute sich dann vor den Männern auf, als diese ihre Positionen wieder gefunden hatten.


    "Nochmal für die, die es noch nicht verstanden haben:


    Wenn ihr in einer Linie STEHT und ich sage 'ad dextram' oder 'ad sinistram', dann dreht sich jeder auf seinem Platz. Aus einer Linie wird dann eine Reihe. Und bei 'retro' dreht sich jeder um und die Linie bleibt eine Linie.


    Wenn ihr in einer Linie LAUFT und ich sage 'ad dextram PERGITE' oder 'ad sinistram PERGITE', dann schwenkt die ganze Formation und bleibt auch hinterher eine Linie."


    Sonst würde schließlich der ganze Zauber mit kleinen Schritten innen und großen Schritten außen keinen Sinn machen.


    "Wenn ihr in einer Reihe STEHT und ich sage 'ad dextram' oder 'ad sinistram', dann dreht sich jeder auf seinem Platz. Aus einer Reihe wird dann eine Linie.


    Wenn ihr in einer Reihe LAUFT und ich sage 'ad dextram PERGITE' oder 'ad sinistram PERGITE', dann biegt er erste ab und läuft weiter, der zweite läuft bis zu der Stelle, wo der erste war und biegt dann ab usw., bis alle eine schöne saubere Ecke gelaufen sind und immernoch in einer Reihe hintereinander stehen."


    Der Optio unterstrich seine Erläuterungen mit einigen energischen Gesten und kratzte mit dem unteren Ende des Optiostabes passende Skizzen in den Sand.


    "Bei allen Schutzgeistern des Exerzierplatzes, so schwer kann das doch nun wirklich nicht sein."


    Ein zugleich strafender und fragender Blick glitt über die Gesichter der Soldaten, als ob vielleicht doch jemand eine Erklärung hatte, warum das so schwer wäre. Immerhin waren das ja nur die grundlegendsten Grundbefehle.

    Mit wachem Blick lief Priscus mal neben den Soldaten her, mal im Rückwärtsgang vor ihnen und mal trat er einfach auf der Stelle, während die Männer an ihm vorbei zogen. Immerhin schien es mit dem Gleichschritt keine Probleme zu geben.


    "Das ist nicht schlecht, aber auch nicht gut genug. Die Mitte hängt immer entweder durch oder ist zu weit vorne. Orientiert euch verdammt nochmal am rechten Außenmann!"


    Der konnte über solche Zurechtweisungen nur grinsen, aber auch ihn erwischte es noch, als er nicht mit voller Konzentration dabei war.


    "Du machst keine gleichmäßigen Schritte! Schon gar nicht bei den Schwenks. Wie sollen deine Kameraden eine Linie halten, wenn du alle paar Schritt die Geschwindigweit änderst?"


    Nachdem der Soldat zwecks Übung ein paar Mal eine markierte Strecke auf und ab laufen durfte, während Priscus peinlich genau darauf achtete, dass er das jedes mal mit der selben Zahl von Schritten machte, konnte er zurück in die Linie.


    "Und weil's so schön war, das Ganze nochmal: Aequatis passibus, pergite! Unus, duo, tres, ...! Ad dextram pergite! Unus, duo, ...! Ad sinistram pergite! Unus, duo, tres, quattuor, ...! Consistite! Retro! Pergite! Unus, duo, ...! Consistite! Ad dextram! Pergite! Unus, duo, tres, quattuor, ...! Ad sinistram pergite! Unus, duo, tres, ...! Consistite!"


    Sim-Off:

    Ich geb' die Hoffnung nicht auf, dass Macro oder Sollianus auch mal was sagen. :D
    Gebt bei den Richtungswechsel in jedem Fall bitte mit an, ob sich dadurch Linie in Reihe ändert oder umgekehrt (oder auch nicht, je nach Situation) - ich hab' später noch mehr Kommandos für euch und dann wird das nochmal wichtig. :)

    "Wird gemacht, Praefectus", bestätigte Priscus den Befehl und begann mit einer kleinen, spontanen Umfrage.


    "Wer weder Nägel ins Holz schlagen kann noch Seile zusammen knoten kann, dort drüben hin!


    Wer sich von den übrig gebliebenen nicht auf Leitern traut, da vorne hin!


    Wer von den verbleibenden schon mal einen Turm oder ein Geschütz gebaut hat, hier hin und der Rest dahin!"


    Priscus wartete einen Moment, bis sich vier Gruppen bildeten und stellte sich selber zu der, die schonmal Türme oder Geschütze gebaut hatte. Dann schaute er sich um, wer bei welcher Gruppe stand und wie groß die Gruppen waren.

    "Aha, ich sehe, ihr seid lernfähig. Das lässt hoffen, dass das römische Reich doch nicht untergehen wird."


    Priscus wartete einen Moment, bis sich das Scharren der Füße gelegt hatte und kontrollierte dann die Linie. Die Stöße mit dem Optiostab waren jetzt deutlich geringer, aber ein paar Jungs hatten es auch diesmal nicht drauf.


    "Es wird auch diesmal wieder nach rechts ausgerichtet, Junge. Da, wo das Feldzeichen steht, wenn es da stehen würde. Aber der Kamerad da vorne ist ja auch nicht zu übersehen, nicht wahr?"


    Das konnte der angesprochene Soldat nur bestätigen, immerhin war der Mann rechts außen ziemlich groß.


    "So, nachdem das mit der Linie bei geradeauslaufen jetzt klappt, bringen wir euch sofort mal wieder ordentlich durcheinender. Ihr ahnt, was jetzt kommt? Genau, schwenken in der Linie. Innen ganz kleine Schritte auf der Stelle, außen große Schritte und alle dazwischen schauen einfach, dass die Linie eine Linie bleibt. Alles klar? Auf geht's!


    Aequatis passibus, pergite! Unus, duo, tres, quattuor, ...! Ad sinistram pergite!"


    Und schon begann der erste vorsichtige Schwenk der Linie nach links. Der Mann links außen trampelte nur auf der Stelle, dafür versuchte der Mann rechts außen einen möglichst perfekten und gleichmäßigen Viertelkreis zu laufen. Und alle anderen versuchten, in der Linie zu bleiben, was einigermaßen klappte. Kleinere Fehler wurden beim weiteren Geradeauslaufen korrigiert.


    "Nicht stehen bleiben, weiterlaufen! Aciem dirigite! Ad dextram pergite! Unus, duo, tres, ... Ad dextram pergite! Unus, duo, ... Consitite! Aciem dirigite! Ad dextram! Pergite! Unus, duo, tres, quattuor, ...! Ad sinistram pergite! Unus, duo, tres, quattuor, ...! Consistite! Ad sinistram! Pergite! Unus, duo, ...! Ad dextram pergite! Consistite!"


    Sim-Off:

    Sollten oder wollten hier nicht noch mehr mit exerzieren? :) Naja, wer möchte, darf wieder beschreiben.

    Die Männer von Gruppe Gelb wären nicht Soldaten der ersten Cohorte gewesen, wenn sie jetzt nicht schnell reagierten. Bisher war es eine Übung gewesen und da hatten sie gerade sogar ein wenig über den lädierten Praefectus geschmunzelt. Jetzt war es plötzlich ein Ernstfall.


    "Feueralarm!"


    Die frische Nachtluft hatte dem Anführer der drei offenbar gut getan, dass er wieder so brüllen konnte. Noch brannte nur der Heuhaufen vor dem Stall. Wenn schnell genug ausreichend Männer zusammen kamen, würde das Gebäude nur geringen Schaden nehmen. Aber die Pferde mussten zur Sicherheit sofort raus.


    "Holt die Pferde da raus!"


    Einer der drei Männer löste sein Cingulum und zog sich seine Tunika über den Kopf, um sie kurzerhand als Feuerklatsche zu benutzen. Ein weiterer Mann folgte diesem Beispiel wenig später. Ein anderer suchte nach einem Gerät, mit dem man den Heuaufen schnell auseinander ziehen und vom Gebäude wegbringen konnte.


    Und irgendwer kaum auf die Idee, dass Wasser helfen könnte.


    "Eimerkette! Die Zisterne ist da drüben!"


    Priscus setzte sich hin, um auf die Kopien zu warten und nahm danach wieder seine Tafeln entgegen.


    "Ich werde die Tafeln in Kürze dem Praefectus Castrorum vorlegen. Wirst du bestimmte Punkte sofort beheben lassen, so dass ich das gleich mit anmerken sollte? Oder eine Materialanforderung hinzufügen?"

    Priscus verzog etwas irritiert das Gesicht und wusste zunächst keine Antwort. Es waren immerhin nur wenige Tage gewesen, gerade als der Centurio neu war.


    "Ich... bitte um Verzeihung. Ich stelle mich lieber einmal zu viel vor als einmal zu wenig."


    Alles andere hätte nun wohl entweder dem Centurio oder ihm selbst ein schlechtes Gedächtnis unterstellen müsen und das wollte er nicht. Rasch kam er zum Thema und legte zwei Wachstafeln vor.


    "Ich habe in den vergangengen Tagen die Baracken der ersten Cohorte auf bauliche Schäden kontrolliert. In die meisten Stuben habe ich selbst einen Blick geworfen, ansonsten waren mir die Kameraden mit Auskünften behilflich. Die Ergebnisse sind nicht beunruhigend, aber einige Kleinigkeiten sind doch zusammen gekommen."


    Kasernen der ersten Cohorte


    erste Centurie:
    - Dachschaden in der Unterkunft der Trossknechte
    - morsche Holzpfosten im südlichen Gang vor den Stuben


    zweite Centurie:
    - bröckelnder Putz in den Contubernien III bis VI als Folge eines Dachschadens (bereits behoben)
    - defektes Türschloss in Contubernium XVII


    dritte Centurie:
    keine Schäden, aber sämtliche Kamine scheinen hier kleiner zu sein als üblich.


    Kasernen der ersten Cohorte


    vierte Centurie:
    - defekte Fensterläden in Contubernium VIII
    - verstopfte Kamine in drei Contubernien


    fünfte Centurie:
    - bröckelnder Putz an der Außenwand der unteren Schmalseite
    - großer Spalt unter der Tür von Contubernium XIII
    - Loch in der Decke über dem Gang vor Contubernium XV bis XVIII


    Während er die beiden Tafeln vorlegte, zählte er einige der Punkte auf und wartete dann, ob der Centurio Nachfragen hätte.