Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    Priscus zuckte mit den Schultern, er fand die 14 Jahre für sich selber weniger beachtlich. "Naja, 6 Jahre noch, dann habe ich die 20 Dienstjahre rum. Mal schauen, vielleicht verpflichte ich mich danach auch noch weiter, wenn man mich nimmt. Ich fühle mich wohl hier.


    Und Ägypten, da soll es doch so heiß sien, oder? Aber wenn wir dahin müssen, gehen wir dahin. Ein Soldat hat überall seine Heimat."


    Eigentlich war die Legion längst seine wirklich Heimat geworden und ein Leben außerhalb konnte er sich kaum vorstellen. Weshalb er das Lager auch nur selten verließ, um das Leben in Mantua zu genießen. Bei einem der letzten Ausflüge, die ihn an einem Feiertag nicht in die üblichen Soldatenkneipen geführt hatten, hatte er sich prompt in ein Mädel verknallt, die aber auch nur für den Feiertag in der Stadt war. Er wusste längst, dass sie nie wieder zusammen kommen würden und das er sie einfach vergessen sollte, aber ein wenig nagte es doch noch an ihm.


    "Nein, Nachtdienst habe ich heute nicht", antwortete er deshalb. "Mal schauen, ob ich mitkomme."

    Schon beim Weckruf hatten sich die Signalbläser auf die bevorstehenden Feiertage eingestellt und mit einer fröhlichen Melodie statt des üblichen lärmenden Signals geweckt. Priscus nahm sich die Freiheit, zwar wie üblich wach zu sein, aber trotzdem liegen zu bleiben, bis ihn der jüngste Kamerad aus seiner Stube unsanft und grinsend aus dem Bett holte. Ohne dass er zum Antreten rufen musste, sammelten sich die Männer dann aber vor der Baracke, alle ohne ihre Rüstungen und Helme. Vom Centurio war nichts zu sehen, offenbar wollte sich auch dieser wecken lassen. Also zog Priscus mit ein paar stimmgewaltigen Soldaten vor die Unterkunft des Centurio am Kopf der Baracke und klopfte an die Türe, während die anderen einen fröhlichen Gesang skandierten: "Wir - woll'n - den - Alten seh'n, wir woll'n den Alten seh'n, wir woll'n, wir woll'n den Alten seh'n!"

    Die Pause bis zum Eintreffen der restlichen Soldaten überbrückte Priscus' Einheit spontan mit einer Gesangsdarbietung über ein kleines Ereignis aus der Geschichte der Legion...


    "Wir lagen bei Eburum,
    und standen dem Laeca im Weg!
    Uns're Truppen zogen die Waffen,
    und brachten der Prima den Sieg!"

    Priscus hatte durchaus mit Rückfragen gerechnet und wäre selbst dann nicht überrascht gewesen, wenn der Büroleiter ihn nach einer Kopie des Protokolls gefragt hätte. Aber dass er jetzt Zahlenangaben machen sollte, überraschte ihn dann doch.


    "Nun, da die zweite Cohorte bisher keine Probati zugeführt bekommen hat und ich folglich nicht darüber informiert bin, wie stark im Moment überhaupt der Zustrom von Rekruten ist, kann ich dazu nicht allzu viel sagen. Mit den Ausbildern der ersten Cohorte wurde vereinbart, dass die Rekruten zu gleichen Teilen auf die erste und zweite Cohorte aufgeteilt werden sollen."


    Er hatte vorher nicht gezählt, aber Platz für 30 Frischlinge sollte in seiner Einheit wohl sein. Und er nicht nahm an, dass die erste Cohorte gerade mit über 60 Leuten überschwemmt werden sollte.

    Auf dem Rückweg von der Gebäudekontrolle bei der ersten Kohorte machte Priscus einen Zwischenstopp an der Latrine. Unbewusst führte er auch hier eine kleine Bauinspektion durch und betrachtete den Zustand der Tür, des Dachgebälks, der Putzschicht auf den Wänden und der Einrichtung. Erstaunlicherweise wies das Gebäude keine Schäden auf, die eine Notiz wert gewesen wären.

    Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    Wie geplant fand Priscus einige Abende später, als er keine Wache hatte, genügen Zeit, sich wieder einige Baracken zur Kontrolle vorzunehmen. Noch vor dem Abendessen mit den Kameraden machte er sich auf den Weg, diesmal zur ersten Cohorte.


    "Salve, Kameraden. Ich muss euch mal im Auftrag des Praefectus Castrorum ausfragen. Habt ihr hier in eurer Baracke Probleme mit kaputten Dächern, klemmenden Türen, verstopften Kaminen, bröckelndem Putz, morschen Fußböden oder ähnlichen Baumängeln?"


    Offenbar hatte auch die erste Cohorte wenig zu bemänglen, denn die Resonanz in den ersten Stuben war gering und nur wenige Notizen kamen auf Priscus' frischer Tafel hinzu.


    Kasernen der ersten Cohorte


    erste Centurie:
    - Dachschaden in der Unterkunft der Trossknechte
    - morsche Holzpfosten im südlichen Gang vor den Stuben


    zweite Centurie:
    - bröckelnder Putz in den Contubernien III bis VI als Folge eines Dachschadens (bereits behoben)
    - defektes Türschloss in Contubernium XVII


    dritte Centurie:
    keine Schäden, aber sämtliche Kamine scheinen hier kleiner zu sein als üblich.


    Die beiden letzten Doppelcenturien der ersten Kohorte hob er sich für den nächsten Abend auf.

    Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    Als nochmal Bauarbeiten angesprochen wurden, machte Priscus sich weitere Notizen und nahm sich vor, gleich heute abend mit der Befragung der Kameraden in de Unterkünften zu beginnen. Die Inspektion der anderen Gebäude war wohl am einfachsten am nächsten Morgen mit dem Tagesbefehl herauszugeben.


    "Für die Begehung der Amphitheater-Baustelle, sollen wir uns da schon mal auf einen Termin festlegen? Momentan bin ich in unregelmäßigen Abständen für Vermessungen am fertigen Gebäude oder ähnlichem dort."


    Nachdem sich Fragen und Diskussionen ersteinmal in eine völlig andere Richtung bewegt hatten, wartete Priscus immernoch geduldig auf eine Antwort und dachte derweil über die Lagerinspektion und den Pferdestall nach, den der Praefectus in Auftrag gegeben hatte.

    Die Männer hatten nach ihrem Rückzug in den Raum nicht mehr wirklich damit gerechnet, die Operation lautlos fortführen zu können und das Geschrei des Sklaven gab ihnen recht. Die Mehlwolke nahm ihnen selber auch die Sicht und so verteilten sie sich eher zufällig auf die beiden Männer im Flur und griffen den an, der ihnen in die Finger kam. Der Anführer, der gleich nach dem Mehrwerfer aus dem Raum gestürmt war, bekam dann auch gleich einen Schwertknauf ins Gesicht und war sich damit immerhin sicher, einen nicht unwichtigen Gegner gefunden zu haben, der bewaffnet war. Ausrichten konnte er nach dem Volltreffer aber nichts und taumelte rücklings gegen die Tür, die krachend gegen die Wand schlug.


    Der Mann mit dem Pinsel hatte dadurch freie Bahn und erinnerte sich an die Mahnung des Anführers, dass man dazu da sei, anderen Angst zu machen. Mit vorgestrecktem Pinsel stürmte er vor, bis er auf einen Widerstand traf, den er trotz der Mehlwolke eindeutig als Menschen identifizieren konnte, pinselte darauf herum und rief dabei "Waffe runter! Wachmanöver! Parole 'Pinsel in der Nacht'! Du bist tot! Waffe runter!"


    Der Mehlwerfer hatte mit dem Sklaven etwas weniger Probleme und drängte ihn einfach in Richtung Wand. Knapp neben die Stelle, an der die Tür aufgeschlagen war und an der der Anführer immernoch benommen auf dem Boden saß. Der Mehlwerfer schnappte sich den neben ihm liegenden Beutel mit dem restlichen Mehl, sorgte noch einmal für eine Wolke und schleuderte den Rest den Soldaten entgegen, die er im Atrium ausgemacht hatte.


    "Haltet sie auf, ich schnapp' mir den Tribunen", rief er seinen Kameraden zu und versuchte wenigstens, bis ins Schlafzimmer des Tribunen zu kommen. Nach den Regeln des Manövers müsste der Tribun zwar wohl auch erpinselt werden, aber der Anstreicher der Truppe war noch beschäftigt.

    Priscus beobachtete den Einzug des Büroleiters schweigend. Er hatte selber zwar wenig, aber immerhin genug Dienstzeit in solchen Büros verbracht um zu wissen, dass jedes seine eigenen Regeln und jeder Büroleiter seine eigenen Gepflogenheiten hatte. Dieser hier schien einer von der ganz peniblen Sorte zu sein und Priscus konnte verstehen, warum sein Kamerad beim Essen sich nicht darum gerissen hatte, die neuen Anweisungen zu übermitteln. Aber natürlich hatte der Mann auch Recht, Ordnung musste sein in der Legion und ohne schriftlichen Befehl hätte ja jeder kommen können.


    "Die Anweisung geht aus dem Protokoll der Stabsbesprechung unter Leitung vom Praefectus Castrorum hervor", antwortete er daher ruhig. "Ich bin Optio Tallius Priscus von der zweiten Cohorte, ich müsste in dem Protokoll namentlich erwähnt sein."

    Keiner der drei Männer schien sich so recht für zuständig zu halten, so dass der Büroleiter wohl tatsächlich der fehlende Mann sein musste.


    "Worum geht's denn?", fragte dann aber doch einer der Männer.


    "Die zweite Cohorte soll auch wieder Rekruten zugeführt bekommen, die erste dafür weniger. Hat der Praefectus Castrorum so auf einer Stabsbesprechung angeordnet."


    Genau so hatte er es zwar nicht angeordnet, aber sinngemäß stimmte das, und die konkrete Ausarbeitung hatten Priscus und Aristides eben so gemacht, wie gerade vorgetragen.

    Priscus verstand nicht ganz, wieso sich sein Kamerad von seiner unbeholfenen Antwort so überumpelt und zu einer Entschuldigung genötigt fühlte, nahm sie aber einfach mal an, da er keinen Grund hatte, beleidigt zu sein.


    "Ich war nie bei einer anderen Legion, ich weiß nicht wie gut sie sind. Ich muss mich an das halten, was man mir sagt."


    Das machte das Leben als Soldat ja manchmal so schön einfach. Die Plauderei aus Aristides Vergangneheit nahm er zur Kenntnis, sowas hörte man als Soldaten ja immer wieder. Jeder hatte seine Erfahrungen mit Schlachten oder eben nicht, und jeder kannte erfahrene und unerfahrene Soldaten und Offiziere.


    "Ich bin jetzt 14 Jahre dabei. Als sich die Legio I dem Usurpator Laeca entgegen stellte, war ich bei der Artillerie dabei. Mehr habe ich auch nicht erlebt."


    Priscus hatte in dieser Bürgerkriegsschlacht Soldaten fallen gesehen, die gerade erst ein Jahr dabei gewesen waren. Da war es ihm nicht schade drum, nur eine Schlacht erlebt zu haben.


    "Eure Standort war nicht direkt am Limes, oder? Hattet ihr viele Bauarbeiten zu erledigen?"

    Immerhin einen Tribunen konnte Priscus nach einiger Zeit auf dem Platz entdecken. Dass es Vesuvianus war, freute ihn ein wenig, denn damit war er sich endgültig sicher, dass sie alles richtig gemacht hatten und trotz des überraschenden Befehls zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle waren. Er beobachtete, wie der Tribun sich zu der Kohorte begab und die Meldung des ersten Centurio empfing.


    Währenddessen ging Priscus durch die Reihen der Männer und klopfte hier und da mit seinem Optiostab vor ein Scutum, wenn es nicht ordentlich in der Linie wie die anderen stand. Von Strammstehen hatte dagegen noch keiner was gesagt, so dass er den Männern gönnte, in etwas bequemerer Körperhaltung auf den Fortgang der Truppenversammlung zu warten.

    Inzwischen geführt von ihrem Centurio, der seitlich versetzt neben dem Signifer herlief und mit Priscus am Ende der Reihe, erreichte die Centurie des Optios den Exerzierplatz und nahm ordentlich dort Aufstellung, wo auch die übirgen Centurien der zweiten Cohorte ihren Platz hatten.


    Auf dem Tribunal an der Seite des Platzes konnte er noch keine höheren Offiziere entdecken oder irgendetwas anderes, was ihm genaueren Aufschluß über den Grund des kompletten Antretens hätte liefern können.

    Als er den Centurio am Ende der Kolonne bemerkte, war Priscus eingermaßen erleichtert und ließ sich im Laufe des weiteren Weges langsam an der Reihe zurück fallen. Etwa an der Mitte traf er auf den Centurio, der langsam aufholte.


    "Die Centurie ist vollzählig und Ausrüstung in Ordnung", meldete er. Und war gespannt, ob der Centurio wüsste, was los war.

    Priscus wurde langsam ungeduldig, als die Männer sich aufgestellt hatten und der Centurio immernoch nicht erschienen war. Immer mehr Gruppen von Soldaten konnte er am Ende der Lagergasse auf der Querstraße vorbeimarschieren sehen. Die Cornicines hatten in allen Teilen des Lagers geblasen und es war das allgemeine Signal zum Antreten gewesen, Nichts spezielles, nicht auf eine Cohorte beschränkt.


    Noch einmal ging er die reihe der Männer ab, dann entschloss er sich, nicht länger zu warten und kommandierte die Truppe selber in Richtung Exerzierplatz. Vielleicht würde ihnen der Centurio ja auf dem Weg begegnen. Es war ein kleines Glücksspiel, ob diese Aktion gut ging, aber ein persönlicher Anschiss vom Centurio war ihm immernoch lieber, als wenn die ganze Mannschaft zu spät auf den Exerzierplatz kam.

    Priscus hatte eigentlich gedacht, dass seiner Centurie heute langweiliger Wachdienst bevorstehen würde, als er sich mit seinen Kameraden für genau jenen Einsatz fertig machte. Dann jedoch erklangen Hörner in den Lagergassen. Priscus hörte genau hin und das Signal klang wie jenes zum allgemeinen Sammeln und Antreten der Mannschaften.


    "Nanu, das hätte uns der Centurio aber heute morgen sagen können, dass allgemeiner Appell ist", murmelte Priscus zu seinen Stubengenossen.


    "Aber Befehl ist Befehl - wenn da jemand falsch geblasen hat, werden wir es noch früh genug erfahren.


    Milites, ex contubernia venite! In duo acies vernite!"


    Er schnappte sich seinen Optiostab, ging nach draußen, beobachtete das Antreten der Männer und wartete darauf, ob der Centurio um die Ecke bog und sie tatsächlich hinaus auf den Exerzierplatz führen würde. Oder ob es doch nur falscher Alarm war.

    Kurz bevor an diesem Abend die Soldaten für die Nacht in ihre Stuben geschickt wurden und die Wache die Kontrolle über das Lager übernahm und jeden, der ihr begegnete, nach der Parole fragte, eilte Priscus noch einmal zur Latrine. Wie immer um diese Zeit war es dort etwas voller und er musste kurz warten, bevor er einen freien Platz bekam. Dafür bot sich in der Wartezeit umso mehr Gesprächsstoff, um die letzten Nachrichten des Tages auszutauschen.

    Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    Damit beendete er seine kleine Umfrage für diesen Tag und nahm sich die nächste Cohorte für einen anderen Abend vor.


    Wie geplant fand Priscus einige Abende später, als er keine Wache hatte, genügen Zeit, sich wieder einige Baracken zur Kontrolle vorzunehmen. Noch vor dem Abendessen mit den Kameraden machte er sich auf den Weg, diesmal zur ersten Cohorte.


    "Salve, Kameraden. Ich muss euch mal im Auftrag des Praefectus Castrorum ausfragen. Habt ihr hier in eurer Baracke Probleme mit kaputten Dächern, klemmenden Türen, verstopften Kaminen, bröckelndem Putz, morschen Fußböden oder ähnlichen Baumängeln?"

    Es war schon länger her, dass Priscus mit dem Rekrutierungsbüro zu tun hatte und deshalb musste er sich erstmal kurz umschauen, wo er denn hin musste. Die Stelle, wo Zivilisten vom Tor aus hingebracht wurden, war immernoch dieselbe wie früher, aber da wollte er ja nicht hin. Eine Tür weiter saßen wohl die, zu denen er musste.


    Er klopfte an und trat ein. "Salve Kameraden. Ich habe ein paar neue Anweisungen für das Rekrutierungsbüro."


    Er machte sich keine Hoffnung, den derzeit zur Leitung des Büros eingeteilten Optio direkt zu kennen, und blickte deshalb von einem der drei anwesenden Männer zum nächsten und hoffte, dass der Büroleiter nicht derjenige war, der normalerweise auf dem vierten, jetzt freien Platz saß.