Priscus freute sich, dass die versprochene Einweisung vor Ort tatsächlich sofort stattfand. Den Blick abwechselnd auf den Bauleiter und die Brücke gerichtet hörte er zu. "Die Balustrade ist 'ne Kleinigkeit", kommentierte er. "Fahrbahndecke? Nix großes sagst du? Na, schauen wir mal, wenn wir die Platten runter haben." Wer wusste schon, wie es darunter aussah. Beim Brückenfpeiler konnte er erst einmal gar nichts sehen. "Zeig' mir das mal genauer", forderte er den Bauleiter daher auf. Bevor er näher ans Ufer ging, rief er noch drei Soldaten herbei. "Geminus, Asprenas, Mancinus! Her zu mir und fertigmachen zum Schwimmen."
Beiträge von Gaius Tallius Priscus
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Die Antwort war nicht unbedingt vielversprechend, aber man konnte damit arbeiten. "Keine weiteren Fragen", antwortete Priscus daher und ging zu den Männern seiner Centurie.
"Abmarsch zur Brücke am Ausgang der Stadt. Ohne Tritt, Marsch!" Er hatte bisher nicht mitbekommen, dass es Probleme mit der Brücke gab und das sie gesperrt worden war. Umso neugieriger war er, was sie dort wohl erwarten würde und ob die versprochene Einweisung vor Ort tatsächlich erfolgen würde.
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Kaum wurde sein Name gerufen, trat Priscus vor und wartete auf die Befehle des Centurio. "Verstanden, Centurio!" quittierte er dann den Befehl, mit seiner Centurie zur Brücke abzurücken. "Bekommen wir dort eine Einweisung, oder arbeiten wir nach eigenem Ermessen?" fragte er dann dennoch nach, denn abgesehen vom Einsatzort war ihm der Auftrtag noch nicht ganz klar.
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Während nun das große Palaver losging und diverse Leute mit diversen anderen Leuten sprachen, standen die Soldaten weiter gelangweilt auf ihren Plätzen. Abschirmen der Unfallstelle war der letzten Befehl gewesen und solange keiner was anderes sagte, schirmten sie eben ab. Was vor allem bedeutete, dass sie eben rumstanden. Für die umstehenden Zuschauer wurde es auch langsam langweilig, weil nichts spektakuläres mehr passierte, so dass auch kaum noch jemand neugierig nach vorne drängte. Den Soldaten war das durchaus recht. So hatten sie wenig zu tun, was in jedem Fall besser war, als bei Bauarbeiten schuften zu müssen.
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Der Befehl zum Bilden einer Absperrung ermöglichte nun auch einigen weiteren Soldaten, sich nicht völlig unbeteiligt zu fühlen. Zumindest rückte kurzerhand die gesamte vierte Centurie vor, damit die Kameraden aus den ersten drei Contubernia nicht alles alleine machen mussten. "Abstand halten! Vade retro! Weitergehen! Platz machen!" forderten die Soldaten die Zuschauer auf, bis der gewünschte Platz um die Reiter herum frei war.
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Das Netz, das den Soldaten von oben doch ziemlich klein vorgekommen war, schien seinen Dienst getan zu haben und der Kerl hatte überlebt. Noch einmal atmeten die vier Männer durch, dann standen sie auf. Einer wickelte das Seil auf, während sie die Unterhaltung des Centurios verfolgten. Kostenloser Wein hörte sich sehr gut an.
Wenig später kletterten sie hintereinander vom Gerüst herunter und reihten sich wieder bei den anderen Kameraden ein, die bisher weitgehend unbeteiligt herumgestanden hatten. "Da hättet ihr ihn auch gleich fallen lassen können, was?", fragte einer der Soldaten grinsend. "Dann gäb's jetzt aber keinen kostenlosen Wein!", antwortete einer der Männer vom Gerüst. "Die Frau von dem Typ da oben hat eine Kneipe und da haben wir jetzt einen Abend frei."
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Eben noch konzentriert dabei, das Seil langsam nach unten zu lassen, kämpften die vier Soldaten nun erst einmal jeder für sich um das Gleichgewicht. Die beiden, die auf dem Gerüstbrett gehockt hatten, hatten weniger Probleme, während die anderen beiden stehenden Männer erst einmal hektisch nach einer Möglichkeit suchten, sich festzuhalten. Dass alle dabei reflexartig das Seil fester halten wollten, machte die Sache nicht einfacher. Aber nach mehreren Schrecksekunden und einmal tief Durchatmen waren dann alle Männer zumindest soweit beruhigt, dass keiner Gefahr lief, auch noch vom Gerüst zu fallen. Und dann ging bei allen der Blick nach unten, um zu sehen, wie es dem Kerl ging.
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Zitat
Original von Titus Iunius Priscus
"Die Götter müssen dem Kerl gewogen sein," brummte er zum Optio, "jeder andere wäre längst gefallen."
"Kann sein", brummte der Optio zurück und betrachtete weiter interessiert die Szenerie. Ihm war völlig schleierhaft, wie der Kerl es überhaupt schaffte, einerseits mit dem Fuß im Seil offenbar ziemlich fest zu hängen und andererseits panische Angst zu haben, jeden Moment abzustürzen. Und er fragte sich, wer das Gerüst so komisch konstruiert hatte, dass der Kerl dort überhaupt so frei in der Luft baumelte, anstatt sich einfach mit ein bisschen Schwingen auf das nächste Brett oder zumindest zum nächsten Balken zu retten. Wer solche Gerüste baute, den sollte man selber mal kopfüber so hängen lassen, fand der Optio. "Gibt es einen Gott der Gerüstbauer? Oder der Dachdecker? Dem sollte er nachher auf jeden Fall mal opfern." Dass der Kerl nicht jetzt schon zu opfern begann, indem er sich die Seele aus dem Leib kotzte, war auch ein glattes Wunder.ZitatOriginal von Marcus Iulius Licinus
"Packt ihr heute noch mal mit an, oder was?!", blaffte er die Soldaten an.
Kein formvollendeter Befehl, aber immerhin mal eine klare Ansage, was von den vier Soldaten oben erwartet wurde. Keine drei Augenblicke später packten mehrere Hände das Seil. Egal ob nach oben oder unten, sie würden es so auf jeden Fall sehr vorsichtig bewegen können. Auch wenn es etwas eng war mit vier Mann auf dem Gerüst. -
Entschlossenen Schrittes waren die drei ersten Contubernia der vierten Centurie der neunten Cohorte auf den Befehl hin vor das Haus gerückt, auch wenn sie keinen Ahnung hatten, wie es dann weiter gehen sollte. Die Reiter bastelten offenbar irgendwas zum Auffangen des Kerls. Solange standen die Soldaten erst einmal herum, bis der neue Befehl kam, dass vier von ihnen dem Primus Pilus auf das Gerüst folgen sollten. Mangels näherer Anweisungen waren das die ersten vier aus dem ersten Contubernium, womit nur noch einer von diesem zurück blieb. Auf Sollstärke waren die Einheiten nämlich noch lange nicht wieder. Auch oben angekommen gab es für die Soldaten erstmal keine weiteren Befehle, während der Primus Pilus höchstpersönlich nach dem Seil griff.
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Es dauerte nicht lange, bis die IV. der IX. eintraf, dicht gefolgt von einer weiteren Centurie. Es staubte ein wenig, während die Männer die Straße herunter kamen, denn es hatte seit einigen Tagen nicht mehr geregnet.
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Der Tag der Soldaten begann nach dem Wecken mit dem Morgenappell, zu dem sich alle Soldaten und Rekruten auf der Straße vor den Unterkünften aufstellten. Es erfolgte je nach Laune des Centurio eine mehr oder weniger ausführliche Inspektion und die Ausgabe des Tagesbefehls. Heute war dieser einfach und eindeutig: "Centurie melde sich geschlossen am Haupttor und wartet dort auf weitere Befehle!"
Als Optio achtete Priscus darauf, dass wirklich alle mitkamen beziehungsweise nur die zurück blieben, die explizit eine andere Aufgabe zugewiesen bekommen hatten oder aufgrund von Krankheit zeitweise vom Dienst befreit waren.
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Es hatte eine Weile gedauert, bis der Steinmetz die von den Ärzten der Legion in Auftrag gegebene Inschrift fertigestellt hatte und nocheinmal hatte man einige Zeit gebraucht, um sich auf einen Platz einigen, an der sie angebracht werden sollte. Schließlich hatte man sich auf eine Stelle im Inneren der Thermen geeinigt, nahe dem Hauptportal, an einer Seitenwand. Maurer hatten eine entsprechende Aussparung in die Wand geschlagen, die Tafel mit der Inschrift eingelassen und die Ränder sorgfältig wieder verschlossen. Nun standen zahlreiche Ärzte der Legion und einige andere wichtige Leute davor versammelt, hatten einen Dreifuß mit einer Opferschale aufgebaut und beteten noch einmal zu den Göttern.
Dem Aesculapius, dem Veiovis und der großen Minerva
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Gestiftet von den Ärzten des Valetudinariums der Legio I Traiana Pia Fidelis unter der Herrschaft des Gaius Ulpius Aelianus Valerianus aus Dankbarkeit über den glücklichen Sieg über die Seuche von Mantua. Errichtet in freudiger Erfüllung aller Gelöbnisse und bezahlt durch die Spenden der Ärzte. -
Erneut überbrückte der Optio die Wartezeit mit ein bisschen Plauderei mit den Kollegen, allerdings diesmal nicht ganz so unbeschwert. Unfälle in der im Dienstalltag ließen sich zwar nicht vermeiden, aber ärgerlich wären sie trotzdem. Wobei es bei Rekruten noch am unproblematischsten war. In die hatte der Staat noch nicht so viel investiert und man konnte sie zur Not einfach wegen Untauglichkeit rauswerfen.
Schließlich kamen die beiden Rekruten zurück und der Optio nickte nu knapp. "Zurück in die Stube", kommandierte er, um sich dann selber auf den Weg ins Valetudinarium zu machen und nach dem verletzten Tiro zu schauen.
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Der Optio brummte irgendetwas Unverständliches, bevor er sich um den offenbar verletzten Rekruten kümmerte. Resolut, aber nicht unvorsichtig griff er nach dem Fuß, befühlte ihn und bewegte ihn vorsichtig. "Ihr seid echt ein paar Grubenscheißer!" befand er dann. Dann deutete er auf die beiden Tirones, die ihre Runde komplett zu Ende gelaufen waren. "Ihr zwei schleppt den Kameraden nun schleunigst ins Valetudinarium! Na macht schon, der Mann braucht einen Arzt! Danach geht ihr zurück in die Stube!" Dann wandte er sich an die anderen beiden. "Und ihr macht an der Stelle weiter, wo ihr euren Lauf unterbrochen habt und lauft die Runde im Graben zu Ende!" Es sollte sich schließlich keiner eine Strafe ersparen, nur weil ein Kamerad einen Unfall hatte. Außerdem war es so am gerechtesten - am Ende würden alle vier eine komplette Runde gelaufen sein und alle vier würden den verletzten Kameraden geschleppt haben.
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Sim-Off: Eigentlich hätte ich den Optio parallel zu euch mitlaufen lassen, aber jetzt spielen wir es eben so weiter...
Während die Tirones liefen, schwatzte der Optio entspannt mit dem Kollegen von der Torwache, bis die Männer wieder ins Blickfeld gerieten. Zumindest einige von ihnen, während die anderen erst später auftauchten. Ganz offensichtlich hatten nicht alle bis zum Ende durchgehalten. "Was ist los?", bellte er Optio. "Seid ihr denn zu gar nichts zu gebrauchen?"
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Um die Blicke der Umstehenden kümmerte sich Priscus wenig. Strafaktionen gehörten zum Alltag der Armee. Als Optio führte er sie einfach durch, wenn es notwendig war. Diesmal lief er also hinter den Tirones her und trieb sie über die breiten Lagerstraßen zum Haupttor.
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Priscus lief im lockeren Laufschritt hinter den fünf Tirones her, die er in voller Ausrüstung zum Haupttor kommandiert hatte. Erst als sie selbiges passiert hatten und draußen vor dem Lagertor standen, ließ er sie anhalten. "So, ihr tobt also gerne im Dreck herum und hüpft freudig in die Grube?", fragte er noch einmal in Erinnerung an die Schlammschlacht in den Latrinen. "Nun, dann wird euch das jetzt bestimmt Spaß machen! Ab in den Graben und im Laufschritt eine Runde um das Lager!" Mit dem Optiostab deutete er auf den tiefen Spitzgraben, der das komplette Lager umgab. Da dieser an den Toren unterbrochen war, würden die Soldaten nicht nur lange über die spitze Grabensohle laufen müssen, sondern auch viermal aus dem Graben herausklettern und auf der anderen Seite wieder hineinklettern müssen.
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"Draußen in einer Linie antreten!", bellte der Optio von drinnen zurück und kam wenige Augenblicke später mit dem Optiostab in der Hand hinaus. Im Gegensatz zu den Tirones, denen er volle Ausrüstung befohlen hatte, trug er zur Tunika nur Schwert, Cingulum und Pugio. Mit kritischem Blick betrachtete er die fünf Männer. "Sieht ja wieder sauber aus. Vielleicht wird aus euch doch noch was." Ein leichtes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Dann fasste er den Optiostab etwas fester und wandte sich zur Seite. "Ad dextram! Cursim ad porta praetoria! *" Im lockeren Trab setzte er sich selber in Bewegung.
* Rechts um! Im Laufschritt zum Haupttor!
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"So wie ihr euch anstellt habe ich meine Zweifel, ob ihr überhaupt irgendwas könnt!", gab er der Optio trocken zurück, der den kurzen Auftritt des Decurio tatsächlich schweigend verfolgt hatte. Wenn ein Höherrangiger meinte, das Gespräch übernehmen zu müssen, dann ließ er ihm immer gerne den Vortritt. "Also fertig machen hier, dann macht euch sauber und dann meldet ihr euch bei mir in der Stube - in voller Ausrüstung."
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"Und dazu ist es nötig, dass ihr euch besudelt wie die Schweine?", fragte er Optio trocken zurück. "Hat euch jemand befohlen, dass ihr den Dreck am eigenen Körper aus der Latrine tragt?"