Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    Auch kleinere Gruppen von Soldaten waren schon auf den Straßen zu sehen, die entweder gut gelaunt und ziellos durch die Straßen schlenderten und das Treiben genossen oder noch besser gelaunt und zielstrebig durch die Straßen schlenderten und ihre Triebe genossen. Ob der offizielle Teil bereits begonnen hatte war ihnen relativ egal, immerhin hatte ihnen auch niemand offiziell Frei gegeben. Es waren Ludi in der Stadt, das zählte und es hätte ohnehin niemand versucht, eine komplette Legion ernsthaft an der Teilnahme zu hindern.


    Priscus war in einer größeren Gruppe von Kameraden unterwegs und diese wiederum traf rasch auf eine größere Gruppe eindeutig weiblicher Anhängerinnen der Flora.


    "Na Jungs, schaut ihr uns auch morgen bei der großen Prozession zu?"


    "Klar Mädels, wir würden euch sogar heute schon zuschauen, wenn wir was zu gucken bekommen."


    Ein kurzer Blick und es war klar, dass sich da was regeln lassen würde und der kleine Trupp der Legio exklusiv einer Art Generalprobe beiwohnen dürfte. Doch leider verstanden die Damen ihr Geschäft.


    "Pfoten weg, wir haben was von Zugucken gesagt - Anfassen kostet extra."


    Der Betroffene Legionär war einigermaßen enttäuscht, denn da hätte es wirklich viel zum Anfassen gegeben. Priscus grinste nur und war in diesem Augenblick froh, als Optio etwas mehr zu verdienen. Die Kräftige mit den langen braunen Haaren gefiel ihm außerordentlich gut...

    Priscus nickte zum Dank und nahm Platz. "Viel besondere Vorkommnisse der Einheit gibt es nicht zu berichten. Wir waren wie geplant jeden Tag auf dem Bauplatz eingesetzt und haben viele technische Arbeiten übernommen. Insbesondere den Aufbau und die Bedienung von Baukränen für das Setzen der Säulen, sowie die Arbeit an und mit den Gewölbelehren. Wenn wenig Arbeit war, wurde ein Teil unserer Männer anderen Einheiten zugeteilt.


    Zuletzt stockten die Arbeiten für unseren Trupp etwas, da das Gießen der Betondecken über den Gewölben länger dauerte als vermutet. Wir haben die Zeit mit Ausbesserungsarbeiten am Werkzeug und häufigerem allgemeinem Training auf dem Exerzierplatz überbrückt."

    Der Optio blickte auf und nickte. Er hatte sich gerade mit seinen Kameraden besprochen, wie sie die angestehnden Ludi Florales am besten genießen konnten. Sie wussten zwar nicht, wieviel Freizeit sie durch die Bauarbeiten haben würden, aber ein Fruchtbarkeitsfest galt es effizient zu nutzen. Sicherlich würden die ohnehin zahlreichen Prostituierten, die es rund um das lage ohnehin gab, anlässlich der Feiern ihrer Patronin Flora noch zahlreicher und ausgelassener sein, so dass die Männer eine Menge Spass erwartete.


    Priscus schob diese vergnüglichen Gedanken kurz zur Seite, um den Raum in Richtung Centurio zu verlassen.

    Nach dem Training auf dem Exerzierplatz kamen die Männer leicht verschwitzt, aber glücklich in ihre Stuben zurück. Sofort begannen sie, das Abendessen zuzubereiten, um den Hunger zu stillen und Kraft für den nächsten Tag zu sammeln. Schon bald hörte man aus allen Stuben das dumpfe Geräsuch von sich drehenden Mühlsteinen der Handmühlen und wenig später zog der Duft von frisch zubereitetem Puls den gang entlang. Das Wetter war warm, viele Soldaten verbrachten auch den Abend bis zum Sonnenuntergang noch im Freien und erfreuten sich des schönen Wetters. Soldat zu sein, konnte manchmal wirklich angenehm sein, auch wenn man einen anstrengenden Tag hinter sich hatte.

    Nach einigen spannenden Kämpfen beendete Pricus die Trainingsneinheit für die Männer seiner Einheit und schickte sie wieder zurück in die Kaserne. Für die Arbeit am Bau hatten sie einen guten Ausgleich gehabt und ihre Form ein wenbig aufgebessert, das musste reichen. Zu sehr wollte er sie nicht erschöpfen, denn ihre Kräfte wurden auf der Baustelle gebraucht.

    Nach einiger Zeit lässt Priscus die Gruppen wechseln. Nun üben sich andere Soldaten im Formationskampf, während er sich mit den bisherigen Kämpfern einige Augenblicke zum Verschnaufen gönnt. Der eine oder andere kontrolliert, ob er sich nicht doch eine echte Verletzung zugezogen hat, aber abgesehen von den üblichen Schrammen, die genauso gut beim Arbeiten oder ind er Freizeit passieren können, ist niemandem etwas passiert. Die Männer ziehen die Schutzhüllen wieder von der Schwertern, damit die andere Gruppe sie nutzen können und stecken die Klinge zurück in die Scheide.


    Sie entscheiden sich spontan für RIngkämpfe als nächste Übung und legen die Schwerter dazu ganz ab. Priscus zieht mit seinem Optiostab schnell einige Linien als Kampfplatzbegrenzung in den Sand und schon stehen sich die ersten beiden Männer konzentriert gegenüber und versuchen, sich gegenseitig von den Beinen zu holen.

    Den Soldaten macht es sichtlich Spass, sich nach den handwerklichen Arbeiten der letzten Tagen und Wochen einmal ein wenig austoben zu können und sich nicht mit einem knappen Morgenappell begnügen zu müssen. Lautstark sticheln sie sich an, als zwei kleine Schildmauern aufeinander zu rücken und wenig später zum Nahkampf aus leichtem Lauf aufeinander krachen. Eine ganze Zeit lang versuchen sie, die Gegenseite jeweils nur durch Druck der reihe und geschickten Umgang mit dem Schild nieder zu ringen. Priscus sieht das gerne, denn er weiss, dass ein erfahrener Soldat gar nicht unbedingt sein Schwert braucht, um die gegnerische Linie zu überrollen. Er als die Offensiven beide Seiten nicht den endgültigen Erfolg gebracht haben, nutzen die Soldaten ihre Schwerter und mit der Zeit lichten sich die Reihen, weil immer mehr Männer einen kritischen Treffer einstecken müssen.

    Während die beiden Zivilisten den Platz verließen, fuhren einige von Ochsen gezogene Wagen auf den Platz. Der Centurio, der hier die Aufsicht führte, rief ein gutes Dutzend Soldaten herbei und gemeinsam begannen sie, zahlreiche kleine Fässer unbekannten Inhalts abzuladen.

    Da auf der Baustelle für seine Centurie gerade nicht vei zu tun war, hatte sich Priscus mit seinen Männern etwas früher als üblich abgemeldet und die Gruppe auf den Exerzierplatz geführt. Wenn die Baustelle gerade nicht forderte, dann musste man sich eben ein wenig Zeit zum Trainieren nehmen, dachte er sich.
    Rekruten waren keine in der Centurie, so dass er sich besonderes Training sparen konnte. Die Männer hatten ihre normalen Schilde mit übergezogenen Lederhüllen dabei und zwei Soldaten trugen einen Korb mit gepolsterten lederüberzügen für die Schwerter herbei. Bei erfahrenen Soldaten musste das als Schutz im Training reichen.


    Priscus ließ die Männer ein einer Doppelreihe antreten, kontrollierte routiniert im Vorbeigehen die Ausrüstung und machte sich dann zusammen mit ihnen auf eine Aufwärmrunde um den gesamten Platz. Als sie wieder zurück waren, teilte er sie in mehrere Gruppen auf, von denen sich immer einige im Nahkampf übten und die anderen die Wartezeit mit gymnastischen Übungen verbrachten. Auch Priscus selber nahm an den Übungen teil und freute sich ein wenig über die Abwechslung zum Baustellenalltag.

    Priscus wurde langsam ungeduldig, weil sich bei den Betonarbeiten nicht viel zu tun schien. Natürlich hatte er nicht die ganze Baustelle im Blick und wusste daher nicht, ob an den anderen Abschnitten gerade besonders viel zu tun war, aber das Warten langweilte ihn doch ein wenig.


    Er ging zu den Betonmischkübeln herüber, die er zu Beginn der Arbeiten mit errichtet hatte und sah sich dort um. Alle waren in Betrieb, an Nachschub konnte es also nicht mangeln. Er nickte einem Kammeraden zu, der die Aufsicht über diese Arbeit führte und immer wieder von einem Mischer zum nächsten ging und entschied, wo nachgefüllt werden musste und wo entnommen werden konnte. "Na, wie läuft's hier? Bei uns kommt im Moment nicht viel an."


    "Alles bestens. Wo das Zeug hin geht, weiss ich selber nicht. Ich bin nur dafür da, dass genug da ist", grinste der andere Optio und gönnte sich eine kleine Pause für dieses Gespräch. Die Soldaten, die leere Kübel brachten oder volle davon trugen, schienen aber tatsächlich alle im Moment einen bestimmten Abschnitt der Baustelle zu versorgen.

    Die Männer machten sich an die Arbeit und hatten wenig später die geforderten Übersichten zusammen gestellt. Sie legten sie sich gegenseitig einmal kurz Kontrolle vor, ob sich auch kein peinlicher Fehler eingeschlichen hatte und platzierten sie dann auf dem Tisch.


    Dann hieß es auch für sie, sich zur Baustelle zu begeben. Sie meldeten sich bei Priscus und teilten die Ausführung der zugewiesenen Aufgabe mit. Den Tesserarius schickte priscus zu einer der arbeitenden Gruppen. Auch wenn er als Schreiber der Einheit diente, genoss er ansonsten kaum Sonderrechte und musste genauso wie die anderen alle möglichen tätigkeiten auf der Baustelle ausführen. Der Signifer hatte es da besser, als verdienter Soldat diente er mehr zur Aufsicht über die anderen oder wurde in die eine oder andere Planung von Aufgaben mit einbezogen, weil er die Männer ebenfalls gut kannte und wusste, auf wen man sich verlassen kann.

    Ein paar faulere Soldaten seiner Gruppe hatten die Unterbrechung genutzt, die Arbeit langsamer angehen zu lassen, zumal sie ohnehin nicht so genau wussten, was sie als nächstes tun sollten. Priscus sah das mit Missfallen und überlegte, wie man die Zeit bis zum Abschluß der Betonarbeiten über den Gewölben überbrücken könnte. Sein Blick fiel auf einen Korb mit Seilen.


    "Hier, schaut die mal durch, da sind sicher ein paar dabei, die sich am Ende auflösen. Bringt die wieder in Ordnung." Und schon waren drei Männer damit befasst, ein Seil nach dem anderen zu prüfen und lose Ende neu zu Spleißen. Für die anderen fand Priscus auch rasch Arbeit: ein paar schickte er los, um die Sägen zu schärfen, mit denen die Gerüstbalken auf passende Länge gesägt wurden, andere holten vergessene Nägel aus nicht mehr benötigten Teilen, um sie bei Bedarf wieder gerade zu schlagen, damit man sie nochmal verwenden konnte. Zwei schickte er los, ausgeliehene Werkzeuge von anderen Einheiten zurück zu bringen - einen links um die Baustelle herum und einen rechts herum. Er war gespannt, welcher schneller war, denn die betroffene Einheit arbeitete gerade genau am anderen Ende der Baustelle.

    Als Priscus beim nächsten Mal auf die Toilette kam, stellte er erfreut fest, dass es wieder etwas zu lesen gab. Mit Kohlestift an der Wand oder Einritzungen im Holz hatten die Kameraden wieder begonnen, an diesem Ort nicht nur ihrer Blase, sondern auch ihren Gedanken freien Lauf zu lassen. Ihm war zwar nicht ganz klar, wie man auf die Idee kommen konnte, einen stilisierten Grabstein mit der Aufschrift "Bleib' hier und verweile, auf dass dich auch der Tod ereile" in den Latrinen zu hinterlassen, aber immerhin erheiterte es ihn.

    Als Priscus vom Lazarett zurück kam, um sich wieder an die Arbeit zu machen, passierte er den zentralen Sammelplatz. Dort machten offenbar gerade zwei Centurionen dem Tribunen Meldung, der die Aufsicht über die Baustelle hatte und deshalb natürlich über den Unfall informiert werden musste. Priscus wusste, das so etwas immer passieren konnte, auch seine eigenen Gerüste könnte es treffen. Trotzdem war er froh, nicht betroffen zu sein und die Verletzung der Kameraden nicht verschuldet zu haben. Auch wenn es ihn als Techniker natürlich interessierte, was falsch gemacht worden war, bleib er nicht stehen und hörte zu, sondern ging weiter. Er würde die Information sicher auf anderem Wege erfahren, wenn sie von Belang war.

    Priscus hatte nach der Einlieferung der Verletzten noch kurz gewartet, dann aber festgestellt, dass es für ihn nichts mehr zu tun gäbe. Er hoffte für die Verletzten das Beste und machte sich wieder auf den Weg zur Baustelle.


    Vom Tod des Soldaten bekam er erst später mit und da der Mann aus einer Centurie einer anderen Cohorte war, das auch nur nebenbei. Dem Signifer dieser Einheit kam es wie üblich zu, die Kameraden zu benachrichtigen und die Bestattung zu organisieren.

    Am Abend kommt Priscus etwas früher als sonst von der Baustelle zurück und macht eine Stubenkontrolle. Die Soldaten haben ordentlich gearbeitet, alles ist sauber und geordnet. Priscus schaut in ein paar Kochstellen, ob die Asche sich dort nicht häuft und prüft bei ein paar Türen, ob sie quietschen. Alles ist zu seiner Zufriedenheit.


    "Habt ihr gut gemacht", lauten regelmäßig seine lobenden Worte, wenn er die Stube verlässt, und die Soldaten stahlen fröhlich. Ob aufgrund des Lobes, der bevorstehenden Rückkehr des Centurios oder des Feierabends ist allerdings nicht ganz eindeutig.

    Ein paar Soldaten beobachteten das Spektakel aus der Ferne.


    "Wer ist das?"


    "Keine Ahnung."


    "Scheint die Wache zu kennen..."


    "Ist das nicht der Centurio, der zum Quaestor gewählt wurde?"


    "Ne, das war doch gerade erst, der geht doch jetzt erst."


    "Nein, ich meinte den anderen."


    "Aso. Du meinst, das isser?"


    "Bisschen albern für einen Centurio..."


    "Vielleicht auch nicht."


    "Geh' hin und frag'!"


    "Nein, wenn er es ist, werden wir das schon mitbekommen."


    "Stimmt auch wieder..."