Drusus hatte sich wie immer wenn eine neue Gruppe Probati zusammengekommen war und ihre Ausbildung begann besonders früh auf dem Exerzierplatz eingefunden, und dennoch war an jenem Tag etwas anders als sonst, der Centurio war nämlich nicht da. Erst am Vortag hatte der Iulier erfahren, dass er zum ersten Mal eine Grundausbildung ganz alleine durchführen würde. Der Optio erinnerte sich gut daran, wie damals, als sie Crispus noch als Centurio gehabt hatten wilde Gerüchte umgegangen waren, dass jetzt nur noch Reatinus ausbilden würde und kurz darauf war der Schreihals zum Cemturio befördert worden… Ob dem Nachwuchsschreihals auch so etwas bevorstehen würde?
Im Moment hatte er jedenfalls andere, für ihn viel wichtigere Probleme, nämlich die erste Rede vor seinen, aber diesmal wirklich nur seinen Schützlingen. Selbst seinen Zustand mit den Worten höchstgradig nervös zu beschreiben wäre eine sagenhafte Untetreibung gewesen, in jenen Augenblicken war Drusus einem Herzinfakt näher als je zuvor!
„Probati, venite!“, brüllte Drusus schließlich mit seiner mittlerweile gut geschulten Exerzierplatzstimme über den Platz und die Köpfe der neusten der Neuen hinweg.
„Willkommen in der römischen Armee und der Legio Secunda, Probati! Ihr habt euch zu zwanzig Jahren des Dienst für den Imperator und zum Schutze des Imperium Romanum verpflichtet! Eine bemerkenswerte Entscheidung, aber glaubt ja nicht, das ich, oder sonst irgendjemand hier euch was schenkt!
Mein Name ist Tiberius Iulius Drusus, doch für euch zählt nur mein Rang, Optio! Ich werde euch auf eurem Weg zum Legionarius begleiten, doch dieser Weg wird kein Spaziergang, er wird steinig und hart! Meine Aufgabe ist es euch Waschlappen zu richtigen Männern, zu Männern, die man zu Recht als römische Soldaten, als Verteidiger des römischen Imperiums bezeichnen kann zu machen! Ich mag euch oft streng erscheinen, doch merkt euch eins: Ich bin vielleicht streng, aber dafür gerecht!“
Mit möglichst durchdringendem Blick musterte Drusus die Probati.
„Habt ihr verstanden?“, fügte der Optio noch hinzu, wobei das natürlich nur eine rhetorische Frage war und er keine Gegenfragen, sondern ein klares „Jawohl, Optio!“ erwartete.