Beiträge von Fiona

    Als Fiona von Bridhe angesprochen wurde, begann sie wieder zu lächeln. Sie hatte nicht auf ihre Frage reagiert. Es mußte sicher einen ernsthafteren Hintergrund haben. Deshalb beunruhigte sie es doch, wie niedergeschlagen sie wirkte.
    "Salve Bridhe! Wie geht es dir? Es ist schon eine Weile her, seit wir uns zuletzt gesehen haben. Wo ist Severus?"Sie schaute sich nach dem Germanen um,doch sie konnte ihn nicht entdecken. Doch als sie in Bridhes Gesicht sah, wußte sie sofort, daß dies definitiv die falsche Frage war.
    Wahrscheinlich hatte ihre Niedergeschlagenheit etwas mit Severus Abwesenheit zu tun.

    Sie sah, wie sich Ursus auf Tilla zu bewegte. Das wäre doch wieder eine gute Gelegenheit, beiden "Hallo" zu sagen.
    "Ich glaube, ich werde mal hinüber zu Tilla gehen. Magst du mitkommen, Minna?"
    Langsam setzte sie sich in Bewegung und suchte sich einen Weg zwischen den Menschen hindurch.


    "Salvete, allerseits!" rief sie Tilla, Ursus und Bridhe, die ihm gefolgt war, zu.
    "Ist das nicht ein wunderschöner Abend? Und es ist alles so liebevoll geschmückt!"
    Es dauerte nicht lange, bis ihr Bridhes blasses, tauriges Gesicht aufgefallen war.
    "Bridhe, was ist denn passiert?" Beunruhigt sah sie die junge Frau an, dann schweifte ihr Blick fragend zu Ursus und Tilla.
    Es mußte etwas schlimmes passiert sein. Würde sie denn sonst an einem solchen Tag, so traurig und niedergeschlagen sein?

    Erstaunt sah Fiona ihn an. "Du hast vom dunklen Volk gehört? Es gibt darüber Legenden, über dieses Volk, das vor uns die Insel bevölkerte."
    Dabei handelte es sich um ein geheimnisvolles Volk, das vor jahrhunderten ihrem Volk weichen mußte. Das einzige, was an dieses Volk noch erinnerte, waren Steinkreise, die man mancherorts noch vorfinden konnte.
    "Unsere Unfreien sind hauptsächlich die ortsansäßigen Bauern und deren Familien. Auch in unserer Gesellschaft gibt es verschieden Stände, die Adligen und Druiden, die Krieger, die Barden und die freien Bauern und die Unfreien, also die unfreien Bauern. Du siehst, sie werden also nicht aus ihrer Heimat verschleppt. Früher, als es noch zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Stämmen kam, gab es auch Kriegsgefangene."
    Sie hatte selbst eigentlich nie darüber nachgedacht, inwieweit die Unfreien mit ihrem Leben zufrieden waren, doch sie hatte immer den Eindruck, ihnen würde es gut ergehen. So nickte sie ihm zustimmend zu.
    "Die Unfreien sind schon seit Generationen unfrei und kennen nichts anderes. Sie fühlen sich ihrem Herrn verpflichtet, denn er beschützt sie.
    Sie leben mit uns und wir mit ihnen. Wir teilen auch die Mahlzeiten miteinander und essen am gleichen Tisch. Würdest du das mit deinen Sklaven tun? Wir werden von euch doch nur verachtet. Für euch sind wir doch das Letzte!"

    Fiona war mit einigen andern claudischen Sklaven im Atrium angekommen, das bereits von Gästen und Bewohnern der flavischen Villa bevölkert war.
    Sie erblickte Ursus, mit dem sie am Samhainfest eine angeregte Diskussion geführt hatte. Doch sie erblickte auch die kleine Tilla, die in Begleitung mit einer unbekannten Frau war. Vielleicht handelte es sich dabei um eine neue Sklavin der Aurelier. Da war auch noch Bridhe, die heute gar nicht so gut aussah. Sie war sehr blass und schaute auch sehr unglücklich aus. Sie fragte sich, was mit ihr geschehen war, damit sie sich an den Saturnalien nicht freuen konnte.


    Schließlich wandte sie sich lächelnd zu ihrer Freundin Minna. "Schau nur, Minna, es sind schon einige bekannte Gesichter anwesend, komm laß uns ins Getümmel stürzen. Doch zuerst sollten wir uns um etwas zum Trinken besorgen."
    Kaum hatte sie das gesagt, griff sie auch schon zu zwei Bechern, gefüllt mit Wein und gab der Freundin einen davon.

    Sim-Off:

    Kein Problem! Kann doch mal passieren! ;)


    Auch Fionas Blick war ernst. Die Frage nach den verfolgten Druiden, der Unterdrückung und der Besetzung ihres Landes durch die Römer, würde sie immer wieder von neuem in Rage versetzen. Mit diesem Wissen, wollte sie sich selbst wieder mäßigen, da ansonsten der Abend und diese Diskussion doch noch eskalieren würde.
    "Ich hasse nicht dein ganzes Volk dafür. Dazu habe ich keinen Grund, da ich weiß, daß es auch Menschen in deinem Volk gibt, die anders denken und auch handeln.
    Du hast womöglich Recht, indem was du sagst. Lange vor meiner Geburt haben auch meine Leute den deinen Schaden zugefügt. Doch taten sie es nur, um wieder die Freiheit zu erlangen. Mein Vater hat mir oftmals davon erzählt. Er war damals selbst noch ein Kind und hat zu dieser Zeit nicht verstehen können, was passiert war und warum es so passierte."

    Dabei spielte sie auf die Erzählungen ihres Vaters über die Icener-Königin Boudicca an, die vor über vierzig Jahren die Rebellion gegen Rom entfachte und damit einen blutigen Krieg heraufbeschwört hatte.

    "Wir respektieren unsere Feinde und sehen nicht von oben herab auf sie. Und ja, wir haben auch Unfreie, doch sie sind Teil der Familie und werden auch so behandelt. Unsere Fürsten haben sich entweder von euch Honig ums Maul schmieren lassen oder sie leisten erbitterten Widerstand!
    Ich habe es nie erlebt, daß unser Volk frei war. Ich kenne diese Zeit nur aus Erzählungen meines Vaters. Er hat es damals miterlebt, wie die Römer kamen und uns unser Land genommen haben. Wir mußten lernen mit euch zu leben. Und ich dachte früher sogar es wäre gut. Ja, auch mir hat man Honig ums Maul geschmiert. Ich wollte immer so sein, wie die jungen Römerinnen in der Stadt. Doch du wirst es mir nachsehen müssen, daß ich für dein Volk nur noch Verachtung übrig habe, seitdem ihr meine Familie abgeschlachtet habt."

    Betreten saß Fiona da. Da waren sie wieder die Erinnerungen an diesen einen Tag, der ihr Leben verändert hatte. Wieder war sie den Tränen nahe. Doch sie wollte in Gegenwart des Römers keine Schwäche zeigen.
    "Du sagst, jeder darf leben wie er will? Das ist nicht wahr! Ihr habt uns unseren religiösen Beistand genommen. Für jeden Druiden ist es lebensgefährlich, sich als solcher zu offenbaren. Damals, als ihr unser Land genommen habt, habt ihr sie alle abschlachten lassen, weil sie euch als zu gefährlich erschienen."
    Das mußte sie noch hinzufügen, doch es ließ nicht sonderlich ihre Stimmung heben.
    "Ursus, es sehr viel passiert, was uns nicht so schnell zusammenbringen wird. Zuviel Unrecht ist geschehen."

    Zwar hatte Fiona dieses Fest noch nie selbst gefeiert, doch wußte sie, worum es dabei ging. Deshalb nickte sie und sah wieder zu ihm auf.


    "Ursus ist also dein Name. Schön! Nun Ursus, ich denke es ist nicht nur dieser Grund alleine, warum die wenigsten von euch unsere Sprache sprechen. Früher, als ich noch in meiner Heimat lebte und frei war, fand ich es doch schon sehr unangemessen, mit welcher Verachtung ihr auf uns herab geschaut habt. Mein Vater hatte uns zwar gelehrt, uns damit abzufinden, daß ihr einfach da seid, doch diese Arroganz, die so mancher von euch an den Tag legte, machte es sehr schwer, dies zu akzeptieren."
    Sie mußte wirklich sich wirklich zügeln, um nicht ihren ganzen Unmut an ihm auszulassen. Schließlich bildete er unter allen Römern, die sie bisher kennengelernt hatte, eine positive Ausnahme.
    "Bitte versteh mich nicht falsch! Doch ich finde, es fällt euch sehr schwer, Andere und dern Kultur zu akzeptieren. Ständig wollt ihr den sogenannten Barbaren etwas überstülpen."
    Mit ernster Miene sah sie ihn an. Nun würde es sich erweisen, ob er zu seinem Wort stehen würde oder ob dies nur heiße Luft war.

    Geduldig hörte sie ihm zu, ohne einen Einwand einzubringen. Sie war nicht mit allem einverstanden, was der Römer sagte. Doch sie wollte sich auch nicht mit ihm streiten.
    "Du magst wohl recht haben. Doch es steht mir nicht zu, mit dir zu streiten." Verlegen sah sie zu Boden und eine unangenehme Stille entstand, die sie versuchte, in irgendeiner Art wettzumachen.
    "Um zu sehen, ob jemand gütig ist bedarf es nicht unbedingt nur Taten, sondern der Wille allein ist Indiz genug dafür! Auch wenn du hier nicht der Hausherr bist, wir alle hier sind für euch doch weitaus geringer, als du es jemals sein wirst. Es wäre für dich doch ein Leichtes gewesen, uns beim Hausherrn zu melden. Doch du hast es nicht getan."
    Niemals zuvor hatte sie die Gelegenheit gehabt, auf diese doch schon fast entspannte Weise, mit einem Römer zu sprechen. Wobei sie nicht so recht wußte, wie weit sie sich vorwagen durfte.
    "Wie heißt du eigentlich?" wollte sie dann schließlich noch wissen.

    Fiona mußte schmunzeln, als der Römer ihr gestand, den Namen ihres Vaters nicht aussprechen zu können.
    "Die meisten Römer tun sich schwer damit! Mit fremden Sprachen im allgemeinen. Sie haben zwar die halbe Welt erobert, doch können sie sich nirgends verständlich machen. Mein Vater hatte früher, als wir noch Kinder waren, darauf bestanden, daß meine Geschwister und ich die Sprache der Besatzer, ähm ich, Latein lernen."Sie errötete etwas, als ihr klar wurde, was und vor allen Dingen wem sie das gesagt hatte. Das Wort "Besatzer" war wohl noch das kleinste Übel dabei.
    Seit jenem tragischen Tag, waren Römer in ihren Augen, nur noch Feinde, die keinerlei Sympathie verdient hatten, doch er hier war wirklich anders! "Entschuldige bitte!" lenkte sie dann ein. Nach einer Weile sprach sie dann weiter.
    "Du entehrst nicht sein Andenken, wen du seinen Namen nicht aussprechen kannst! Keine Sorge! Dieser Kehllaut am Anfang ist aber auch wirklich schwierig zu sprechen!" sagte sie und grinste.
    "Ich denke, du bist gütig und gerecht! Hättest du uns sonst hier feiern lassen? Würden wir hier sonst noch sitzen? Würdest du uns sonst eine Bleibe für die nacht anbieten. Ich habe schon so einiges erlebt, seit ich hier bin, doch du bist wahrlich eine Ausnahme und das meine ich nicht im lächerlichen Sinne. Nein, du bist etwas Besonderes. Danke dafür!"
    Mit einem dankbaren und aufrichtigen Lächeln sah sie ihn an und sie wünschte sich , daß noch mehr so wären wie er. Ihr Leben war schließlich schon schwer genug.

    Genau in dem Moment, als sich der Römer dazu entschlossen hatte zu gehen, begann Cadhla ihr Lied zu singen. Es war ein Lied ihrer Heimat. Auch Fiona kannte es. Cadhlas ergreifende Stimme, hielten ihn schließlich von seinem Vorhaben zurück. So setzte er sich wieder und Fiona richtete erneut einige worte an ihn.
    "Das ist ein Lied aus unserer Heimat. Auch ich komme aus Britannia. Mein Name ist Fiona, Tochter von Llywellyn ap Glyngwyrdd. Mein Vater war ein Freund der Römer, doch das hat ihm letztlich auch nichts genutzt. Sei immer gerecht und verliere deine Güte nicht!"
    Eindringlich sah sie ihn noch eine ganze Weile an, doch dann huschte ein sanftes Lächeln über ihre Lippen. Sie hatte seine feuchten Augen bemerkt, doch wollte sie ihn deswegen nicht bloßstellen. Es beeindruckte sie eher.
    "Rhiannon, die große Göttin möge dich beschützen!" sagte sie schließlich.

    Immer noch blickte Fiona in die lodernden Flammen des Feuers. Noch einmal sah sie die Bilder vor sich, als die Soldaten gekommen waren und alles um sie herum zerstört hatten. Erst als der Römer sich erhob und ein wenig des Mets opferte, sah sie zu ihm auf. Sie wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.
    Wie es schien, hatte er auch seine Eltern verloren und sie spürte, es machte ihm wohl immer noch zu schaffen. Natürlich war sein Verlust nicht im mindesten vergleichbar, mit dem, was sie, Minna oder Cadhla verloren hatte. Sicher waren seine Eltern einen friedvolleren Tod gestorben, als es ihre eigenen getan hatten. Doch gleich, wie sie gestorben waren, es war ein Verlust.
    "Sie sind nun sicher auch an einem besseren Ort" Sie versuchte ihn etwas zu trösten. Niemand, selbst ein Römer nicht, hatte es in der Trauer verdient, keine aufmunternde Worte zu erhalten.
    Sein Entschluß, nun gehen zu wollen, beschämte sie auf eine eigenartige Weise, die sie sich selbst nicht erklären konnte.
    "Oh bitte! Ich wollte dich nicht vertreiben. Bitte bleib doch noch.Es...es ist doch nicht deine Schuld, daß sie tot sind! Es waren andere die das getan haben."
    Instinktiv hatte sie nach seiner Hand gegriffen und hielt sie immer noch in ihrer Hand. Auf eine unerklärliche Art fühlte sie sich zu ihm hingezogen.

    Es beeindruckte Fiona doch sehr, wie dieser Römer doch um ihr Fest besorgt war. Offenbar waren sie doch nicht alle gleich!
    "Mach dir keine Sorgen! Weder du noch sonst jemand, trägt die Schuld dafür, das heute Abend einiges schief gegangen ist. Normalerweise wird dieses Fest im Beisein und unter der Anleitung eines Druiden gefeiert. Und glaube mir, es ist auf gar keinen Fall ein trauriges Fest, sondern eines der Freude und Hoffnung. Wir glauben, daß der Tod nicht das Ende ist. Es geht immer weiter, über den Tod hinaus. Unsere Toten leben in einer anderen Welt weiter. In dieser Nacht, so glauben wir, ist die Barriere zwischen den Welten offen, sodas die Geister der Toten auch wieder hinüber in unsere Welt gelangen können." Sie hatte ihn fest im Blick, als sie ihm alles zu erklären versuchte. Dann nahm auch sie ihren Becher und stieß mir ihm an. Es war doch schon seltsam! Niemals hätte sie einmal gedacht, an Samhain mit einem Römer anzustoßen.
    "Ich habe meine ganze Familie verloren und ich bin dankbar, daß ich dieses Fest hier feiern durfte. Ich denke, wenn wir einfach noch etwas beisammen sitzen, wäre dies ein schöner Ausklang. Jeder der seine Opfer noch darbringen will, kann dies jetzt noch tun."
    Dann nahm sie einen Schluck vom Met und blickte wieder in das Feuer hinein.

    Fiona hielt sich immer noch hinter dem Busch versteckt. Als sie plötzlich hörte, wie sich jemand näherte, blieb sie regungslos sitzen. Kurze Zeit später, hörte sie Aintzane, wie sie ihren Namen flüsterte. Nicht lange darauf hörte sie dann auch Minnas Stimme. Vorsichtig trat sie hinter dem Busch hervor.
    "Guten Abend, die Damen!" sagte sie scherzhaft und mußte dabei grinsen. "Ich sitze schon die ganze Zeit hinter dem Busch. Da kann mich vom Haus aus keiner sehen. Kommt auch hier herüber. Da sind wir sicherer. Ist euch auch ja keiner gefolgt?"
    Fiona sah sich noch einmal um, ob sie jemanden erkennen konnte, der nicht zu ihrem geheimen Treffen geladen war. Dann setzte sie sich wieder und wartete, bis auch Minna und Aintzane Platz genommen hatten.

    In Minnas Augen konnte sie das Heimweh erkennen, unter dem sie nach all der langen Zeit immer noch litt. Sanft legte sie ihren Arm um ihren Rücken. "Behalte sie genau so in Erinnerung! Dann kannst du sie immer in deinem Herzen mit dir führen!" Sie selbst wußte genau, wie schwer es an manchen Tagen war, wenn die Erinnerungen an die Heimat und die Familie sie überkam.


    In der Tat! Das Brot roch sehr verlockend! Am liebsten hätte sie schon jetzt einmal hinein gebissen. Doch es würde noch ein Weilchen brauchen, bis es ganz fertig war.
    "Wir lassen es noch einen Monent drinnen! Dann werde ich einmal nachsehen, ob es auch wirklich fertig ist."
    Nach einer Weile, holte Fiona die Brote aus dem Ofen und stach mit einer Nadel hinein, um zu sehen, ob es auch wirklich durchgebacken war. Als sie dann festestellen konnte, daß die Brote fertig waren, nahm sie sie heraus und ließ sie abkühlen.
    "So! Jetzt sollten wir am Besten unsere Spuren noch beseitigen und unser Gebäck verstecken, damit später keiner auf dumme Gedanken kommt!"
    Sie konnte zwar Pustula, der Köchin, vertrauen, doch trotzdem war es ihr lieber, wenn ihr Tun unentdeckt bliebe.

    Es war bereits dunkel geworden, der Mond schien hell herab und es war eine kühle und sternenklare Nacht. Statt zur Sklavenunterkunft zu gehen, wie sie es eigentlich hätte sollen, schlich sich Fiona hinaus in den Garten. Damit sie nicht frohr, hatte sie sich eine Decke umgewickelt. Der Mond schien so hell in dieser Nacht. So war ein Lämpchen, welches sie sicherlich verraten hätte, nicht von Nöten.
    Sie versteckte sich hinter einem Busch, so daß sie auf gar keinen Fall vom Haus aus gesehen werden konnte. Das, was es in dieser Nacht zu besprechen gab, war zu brisant, als daß man auf leichtfertige Weise entdeckt werden wollte. Nicht auszudenken, was dann passieren würde!
    Still verharrte sie hinter dem Busch und hoffte, Minna und Aintzane würden auch bald eintreffen. Es gab noch einiges zu besprechen!

    Etwas skeptisch betrachtete sie diesen, etwas eigenartig wirkenden Zeitgenossen. Wo kam der denn her? Aha, Germanien! Unwillkürlich mußte sie zu Minna gucken. Komisch! Nordwin war auch Germane, aber der hier, war eher ein schräger Germane! Nun gut!
    "Salve, Assindius! Ich heiße Fiona! Schön, daß du hier bist!"
    Freundlich lächelte sie ihm zu. Mit dem konnte es ja noch richtig lustg werden, dachte sie. Aber mit Gedächtnisverlust war nicht zu spaßen! Schließlich hatte sie es selbst am eigenen Leibe erfahren müssen, wie schwierig und auch langwierig es war, bis man alle Gedächtnislücken wieder schließen konnte.

    Oh nein! dachte Fiona. Jetzt war auch noch Aintzane völlig betrunken. Sie hatte Fionas Tränen bemerkt.
    "Es ist nichts Aintzane!" schluchzte sie und wollte sich wieder abwenden.
    Da bemerkte sie, wie der Römer plötzlich aufstand und zu ihrem Feuer ging. Ein Stück ihres Brotes warf er wortlos hinein. Hatte er etwa auch geopfert? Überrascht, aber auch bewundernd schaute sie zu ihm hinüber. Damit hatte sie jetzt wirklich nicht gerechnet. Sollte er wirklich anders sein, als alle anderen Römer, die sie kannte? Welcher Römer hätte sich denn herab gelassen, um ihren Göttern zu opfern?
    Impulsiv griff sie zu einem Becher und goß Met hinein. Dann ging sie zu ihm und setzte sich neben ihn. "Danke für dein Opfer, das du den Göttern und unseren Toten dargebracht hast! Hier bitte, nimm einen Becher! Das ist Met. Laß es dir schmecken!"
    In ihrem Gesicht konnte man unschwer noch ihre Tränen erkennen, doch die Tatsache, daß er eben versucht hatte, die Götter wieder zu besänftigen, ließ sie wieder etwas Hoffnung schöpfen.

    Fiona war gerade auf dem Weg zur Sklavenunterkunft. Sie hatte es eilig und war schon geistig mit ganz anderen Dingen beschäftigt, als sie plötzlich einem Mann in die Arme lief, während sie das Atrium durchqueren wollte.
    "Oh, Verzeihung! Das wollte ich nicht! Ich bin.." Dann erblickte sie auch Aintzane und Minna. Fragend schaute sie die Beiden an. "Was ist denn hier los? Gibt´s was Neues? Hab ich was verpaßt?"
    Sie fragte sich, wer der etwas furchteinflößende junge Mann wohl war.

    Es war absolut plausibel, was sie sagte! Es gab wirklich keinen besseren Plan! Natürlich war ihr klar, daß es kein Spaziergang werden würde.
    "Nein, Aintzane, es gibt keinen besseren Plan! Schreib den Brief! Bitte schreib ihn, so bald als möglich! Ich will nicht länger hier bleiben!"
    Fiona war Minnas skeptischer Blick nicht entgangen und sie konnte es auch gut verstehen, daß ihr nicht ganz wohl bei der Sache war.
    Sachte klopfte sie ihr auf die Schulter.
    "Keine Angst! Wir drei werden das schaffen, wenn wir immer zusammenhalten!"
    Dann schaute sich Fiona um. Sie hatten jetzt schon eine ganze Weile hier gestanden und geschwatzt. Sicher würde es auf Dauer auffallen. Wenn man sie jetzt schon beim Fluchtpläne schmieden erwischen würde, wäre alles schon verloren.
    "Laßt uns heute Abend zusammenkommen, bevor wir schlafen gehen. Der Garten ist ein guter Platz dafür. Da wird heute Nacht bestimmt niemand mehr sein. Dann können wir alles Weitere noch besprechen!"
    Sie nickte den beiden Frauen zu und ging.

    Fiona schaute besorgt Severus nach, wie er den Garten verließ. Bridhe trug er in seinen Armen mit sich. Dann wendete sie sich wieder dem Feuer zu. Was war aus ihrem Fest nur geworden? So hatte sie es sich beileibe nicht vorgestellt!
    Dann sah sie in die flehenden Augen Cadhlas, die wenigstens etwas vom Fest noch retten wollte. Freundlich zwinkerte sie ihr zu.
    "Keine Sorge Cadhla. Ich für meinen Teil werde gerne noch bleiben und ich denke, Minna wird sicher auch wollen."
    So begab sie sich wieder zum Feuer und setzte sich. Dann kramte sie noch etwas aus ihrer Tasche hervor, was sie und Minna eigens für das Fest gebacken hatten.
    "Hier ist noch das süße Brot. Davon haben wir noch gar nichts gegessen."
    Sie brach das Brot in mehrere Stücke und reichte sie weiter. Mit einem Stück des Brotes ging sie schließlich zum Feuer und ließ sich davor nieder. Die Arme zum Himmel gestreckt, begann sie ein Gebet in ihrer Muttersprache zu sprechen. Dann übergab sie das Stück Brot den Flammen. Somit wollte sie die Götter und ihre Toten wieder besänftigen. Mit Tränen in den Augen kehrte sie auf ihren Platz zurück. Dort verharrte sie still.