Beiträge von Fiona

    Glücklicherweise war dem Römer nichts passiert. Er hatte wohl nur einige blaue Flecke abbekommen. Dann sah Fiona zu Tilla. Zum Glück war sie nur mit dem Schrecken davon gekommen. Doch sie zitterte vor Angst oder vor Kälte.
    "Kommt, laßt sie uns wieder zum Feuer bringen, damit sie nicht friert!


    Dann sah sie sich um. Severus und Bridhe saßen bereits wieder am Feuer. Sie hatte sich anscheinen auch wieder beruhigt.
    Doch plötzlich schien es so, als ob sie gehen wollten. Gerade in diesem Moment schien Bridhe umzukippen und blieb am Boden liegen. Besorgt rannte sie zu den Beiden hin und fragte Severus, was geschehen war.
    "Oh nein, was ist denn mit Bridhe los? Was ist passiert?"
    Erst jetzt sah sie, daß Bridhe schlief.

    Minna hatte wohl auch ihren Spaß am Backen gefunden. Es sah zumindest danach aus. Bei Fiona war es ähnlich. Sie hatte die Freude am Backen auch erst hier entdeckt. Früher, als sie noch in Cymru lebte, war es das Letzte gewesen, was sie tun wollte. Da war für sie alles, was mit Hausarbeit im entferntesten zu tun hatte, ein Graus. Doch vielleicht mochte sie es jetzt auch so, da sie viele Erinnerungen mit dieser Tätigkeit verband. Erinnerungen an ihre Mutter, ihre Schwester, an die Feste und Feiern, die sie gemeinsam gefeiert hatten.
    "Ach Minna, früher habe ich das Backen immer gehaßt! Doch jetzt erinnere ich mich an jeden Handgriff, den mir meine Mutter begebracht hat. Glaube mir, sie hatte es nicht immer einfach mit mir!"Ja, das Verhältnis zur Mutter war nie besonders gut gewesen. Desto mehr liebte sie Ihren Vater abgöttisch.
    Vielleicht war das Backen so eine Art Wiedergutmachung mit ihrer Mutter. Da kam natürlich das Samhain Fest ganz recht. Ganz speziell wollte sie an diesm Fest ihrer Mutter danken und ihrem Andenken ein Opfer bringen.

    Gerade noch hatte sich der Römer endlich dazu entschlossen, doch an ihrem Fest teilzunehmen, als die keine Tilla sich blitzschnell von Cadhla losgerissen hatte und wieder auf ihren Baum hinauf kletterte.
    Fiona wollte eigentlich zurück zum Feuer gehen, doch dann bemerkte sie den Aufruhr.
    Vorsorglich rannte sie dem Römer hinterher, der sich zu Tillas Baum begeben hatte. Und dann passierte auch schon, was passieren mußte. Ein Ast brach, Tilla verlor den Halt und stürzte hinab. Glücklicherweise konnte der Römer sie gerade noch auffangen. Tilla schien es wohl einigermaßen gut zu gehen, doch der Römer wurde von der Wucht des Aufpralls umgerissen. Beide lagen jetzt am Boden.
    Fiona trat zu dem Römer heran und fragte besorgt, wie es ihm ging.
    "Herr, hast du dir weh getan? Ist alles in Ordnung?" Helfend streckte sie ihm ihre Hand entgegen. "Kannst du aufstehen, Herr?"
    Was würde ihnen allen blühen, wenn der Römer ernsthaft verletzt worden wäre. Sicher würde man dann behaupten, sie, die Sklaven, hätten ihn angegriffen.

    Fiona hörte aufmerksam zu, was Aintzane zu sagen hatte. Sie war sehr verblüfft über ihren Pan. Einen Brief zu fälschen, um aus Rom hinaus zu gelangen. Ostia wäre sicher die beste Möglichkeit, um dann nach Spanien zu gelangen. Der Plan hörte sich für sie wirklich gut an.
    Zustimmend nickte sie Aintzane zu."Hört sich wirklich gut an! Das könnte klappen! Was denkst du, Minna?"
    Fragend hatte sie sich zu ihrer Freundin hingewandt. Ob Minna jemals auf einem Schiff gewesen war? Hoffentlich würde sie nicht seekrank werden!

    Erstaunt blickte Fiona auf. Er würde sie einfach so gehen lassen! Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Unversehrt würde sie den Raum verlassen! Doch zu welchem Preis? Sie hatte sich ihm vollkommen unterworfen. War es für ihn etwa schon ausreichend, als sie sich vor seine Füße geworfen hatte? Oder war es doch einfach nur ein Zeichen der Schwäche, welches er vor ihr verbergen wollte?
    Eilig stand sie auf. Doch diese Fragen beschäftigte sie. Sie beschäftigten sie sogar so sehr, daß sie einfach stehen blieb und ihn anstarrte.
    "Sie ist zu meiner Freundin geworden! Wenn du so willst, zu meiner Schwester, die ich verloren habe. Ich mußte sie beschützen. Doch das wirst du sicher nicht verstehen. Ihr zerstört immer nur alles. Tötet, was teuer und lieb war."
    Verbitterung klang aus ihrer Stimme heraus. Schließlich trat sie an den Schreibtisch heran. Dort lagen immer noch ihre Kleider. Langsam begann sie, sich wieder anzuziehen.
    Als sie bereit war, zu gehen, fiel noch einmal ihr Blick auf ihn. Für ihn würde sie nur Verachtung übrig haben.

    Zustimmend nickte sie Minna zu. "Natürlich schaffen wir das! Das wird sicher ein schönes Fest und es freut mich, daß du dabei sein wirst!"
    Sie bemerkte ihren Tatendrang und auch ein gewisses Maß an Erwartung. Ganz liebevoll, begann Minna, den Teig zu kneten, bis er die richtige Konsistenz hatte.
    "So, jetzt können wir zwei bis drei Laibe daraus formen und dann ab in den Ofen damit!"
    Mit einer Handbewegung deutete sie Minna an, wie sie sich den weiteren Fortgang vorstellte. Dann nahm sie sich selbst ein wenig Teig und formte einen Laib. "Siehst du? So!"
    Als die Laibe geformt waren, schob sie sie in den Ofen.

    Überrascht schaute Fiona zu Aintzane hinüber. "Sag nur, du hast eine Idee! Komm, sag schon! Wie kommen wir hier weg?"
    Wollte sie etwas nach Ostia fliehen und von da aus mit einem Schiff nach Spanien gelangen?
    Gespannt wartete sie auf Aintzanes Erklärung. Mittlerweile war sie soweit, daß sie alles tun würde, nur um hier aus diesem Haus zu kommen. Alles was sie noch wollte, war ihre Freiheit wieder zu gewinnen.

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    Ganz verdutzt sah er zu der kleinen Dame hinunter. "Deine Tante?" fragte er vorsichtig.
    Einen kurzen Moment überlegte er, räusperte sich und rief dann ein Sklavenmädchen herbei, das sich gerade in der Nähe aufhielt.
    "Du, bring die junge Dame zur Herrin Claudia Callista!"
    Das Mädchen bat die Besucherin, ihr zu folgen. Sie brachte sie ins Cubiculum der Herrin.

    Vorsichtig klopfte das Mädchen an der Tür. Als sie ein Herrein vernahm, trat sie ein und meldete den Besuch für die Herrin an.
    "Herrin, es ist Besuch für dich da! Die junge Aurelia Sisenna möchte dich sprechen!"

    Kaum hatte Fiona geklopft, schon ging auch die Tür auf, so als hatte Leone, Ianitor auf uns gewartet.
    "Salve! Unsere Herrin, Claudia Aureliana Deandra bittet um Einlaß!
    Offensichtlich kannte er sie noch. Es war ja schließlich noch gar nicht solange her, seitdem sie, Minna und Fiona, unter einem Vorwand krampfhaft um Einlaß baten, um in der Villa das Samhainfest feiern zu können.

    Fiona schüttelte nur noch den Kopf. So hatte sie sich das Fest nicht vorgestellt!
    Glücklicherweise hatte Severus Bridhe wieder unter Kontrolle gebracht und Cadhla kümmerte sich um die angetrunkene Tilla. Beinahe hätte sie fast den Römer vergessen, der immer noch neben ihr stand und keinerlei Anstalten machte, ihrer Einladung zu folgen. Aber solange er nicht Alarm schlug, sollte ihr die Situation auch recht sein.


    Der plötzlich aufkommende Winstoß war so heftig, daß er alle Kerzen auslöschte. Das konnte kein gutes Zeichen sein. Voller entsetzen rief sie den Anderen zu und hoffte so, deren Aufmerksamkeit zu gewinnen.
    "Seht nur! Der Wind hat alle unsere Kerzen ausgelöscht! Das muß ein Zeichen der Götter sein! Schnell, laßt uns zum Feuer zurückkehren!"
    Dann wandte sie sich zu dem Römer und bat ihn eindringlich.
    "Bitte komm mit uns zum Feuer! Die Toten sind heute Nacht unterwegs und suchen diejenigen heim, die nicht an den Feuern sitzen! Dort sind wir sicher!"

    Fiona versuchte ihn zu beschwichtigen. Sollte dieses Fest auf diese Art und Weise enden? So versuchte sie in freundlich klingenden Worten zu erklären.
    "Dies ist keine Sklavenfeier! Wir feiern hier das keltische Samhainfest. Es ist ein Fest zu Ehren unserer Toten aber auch ein Fest des Neubeginns. Wie du siehst, befinden sich auch Germanen und eine Baskin unter uns. Alle sind uns willkommen, sogar Römer, wie du! Also gib uns die Ehre!"
    Freundlich dreinblickend versuchte sie etwas Vertrauen zu schaffen, bis ihr Blick von den sonderlichen Eskapaden Bridhes abgelenkt wurde. Verwundert sah sie erst zu Ursus, dann zu Cadhla und schließlich zu Severus.
    "Was ist denn mit der los?"
    Dann registrierte sie Tilla, die augenscheinlich auch nicht mehr ganz nüchtern war. Das waren natürlich beste Voraussetzungen, den Römer dazu zu bringen, sie nicht zu verraten.

    Was? Maße auf nehmen? So eng wie möglich? Was sollte das? Doch bevor sich Fiona daraus einen Reim machen konnte, eilte auch schon ein Sklave und kam seiner Augabe nach. Es war ihr äußerst unangenehm, denn sie war immer noch unbekleidet.
    Leise fragte sie den Mann "Was soll das?" Doch statt einer Antwort, bekam sie nur ein hämisches Grinsen.
    Was, altes Holz? Plötzlich dämmerte es ihr, was er vor hatte. Nein, allles nur das nicht! Alleine bei dieser Vorstellung, paqckte sie die blanke Angst!
    Als der Sklave endlich von ihr abgelassen hatte, hielt sie nichts mehr.
    Sie mußte alles tun, um das zu verhindern!
    Sie eilte zu Menecrates, sprang über ihren Schatten und warf sich ihm zu Füßen. Endlich hatte er sie da, wo er sie haben wollte. Alles hätte sie ertragen nur das nicht! Sie haßte die Enge und sie haßte die Dunkelheit!
    Sie flehte ihn an, sie bittete und bettelte! "Herr, bitte! Tu mit mir was du willst, aber bitte nicht das! Bitte! Ich wollte nicht ungehorsam sein! Ich tat es, um Minna zu schützen! Sie hat deine Anweisungen nicht verstanden. Sie spricht kein Latein. Bitte, tu das nicht"

    Fiona hörte den beiden Frauen zu, wo sie hingehen würden, wenn sie hier weg wären. Wo würde sie selbst dann hingehen wollen? Wieder nach Hause? Da gab es niemanden mehr! Wie wäre es, wenn auch sie mit ihnen gehen würde? Es klang schön, was Aintzane über ihre Heimat erzählte.
    Einen Moment überlegte sie.
    "Ich glaube, ich würde auch mit euch gehen! In Aintzanes Heimat! Wir müssen jetzt nur noch eine passende Gelegenheit abwarten."
    Verschwörerisch schaute sie die beiden an.
    "Jeder von uns sollte sich überlegen, wie wir hier raus kommen können, ob es jemanden gibt, dem wir vertrauen können der uns helfen könnte. Dann schmieden wir einen Plan! Und dann werden wir wieder frei sein!"

    Ja, das war noch die große Frage! Wie sollten sie hier aus der Villa heraus und wie in die Villa der Aurelier hinein kommen?
    "Mhh, da werde ich mir noch etwas einfallen lassen! Aber keine Sorge! Das schaffen wir schon!"
    Minnas Freude, ihr beim Backen helfen zu dürfen, amüsierte Fiona. So viel Tatendrang mußte ausgenutzt werden! Sie reichte ihr eine Schürze und erklärte ihr dann, was sie als nächstes vor hatte.
    "Mit den Kringeln bin ich gerade fertig geworden. Jetzt wollte ich noch ein süßes Brot backen. Wenn du möchtest, hole ich schon mal die Zutaten und du kannst den Teig bereiten."
    Freundlich lächelte sie ihr zu und machte sich gleich auf den Weg, um alle Zutaten zusammen zu suchen. Sie hatte zwar noch nie gesehen, wie Minna etwas gebacken hatte, doch sie vertraute einfach mal auf ihr Können.

    Fiona ließ sich durch sein Auftreten nicht einschüchtern. Im Gegenteil sie gab ihm sogar eine Antwort auf seine, eigentlich rhetorische Frage.
    "Es war nicht meine Absicht, dir zu drohen! Ich wollte dir nur die Gelegenheit geben, dich zu uns zu setzen."
    Dann bemerkte sie Cadhlas Initiative. Sie reichte ihm ihren Becher mit Met. Vielleicht würde dies die Situation wieder etwas entspannen.
    Dann fiel ihr ein, daß sie sich ja noch einige der Honigkringel in ein Säckchen gepackt hatte, sozusagen als Reserve. Sie öffnete den kleinen Beutel und reichte ihm einen der Kringel.
    "Hier nimm, der schmeckt gut zum Met! Wenn du den Met nicht magst, wir haben auch wein da."

    Eigenartigerweise ließ er Minnas zornigen Wortschwall völlig ungestraft. Er entließ sie sogar aus dem Raum und nahm auf dem Stuhl Platz, auf dem vor kurzem noch Minna saß. Mit seinem Finger wieß er Fiona an, zu ihm zu kommen.
    Sie zögerte erst. Das wollte sie nicht! Sie wollte nicht zu ihm hingehen. Er widerte sie an! Doch was sollte sie machen? Sie war ihm doch ausgeliefert!
    Langsam erhob sie sich vom Schreibtisch und sah ihn erst eine Weile mit schmerzverzerrter Miene an. Er hatte ihr zwar keine körperlichen Schmerzen zugefügt, nein diese Schmerzen waren anderer Natur!
    Dann setzte sie einen Schritt vor den anderen bis sie fast vor ihm stand.
    So selbstgefällig saß er da. Immer noch nackt. Er sprach ruhig mit ihr und wieß ihr einen Platz auf dem Fußboden zu. Sie sollte vor ihm, zwischen seinen geöffneten Schenkeln Platz nehmen. Sie sah ihn an, sie sah das, was man zwangsläufig sehen mußte, wenn man seine Schenkel betrachtete.
    Es schauderte sie, ihr Puls raste. Der Atem ging schneller. Angst mischte sich mit Zorn. Noch einmal lehnte sie sich auf. Langsam begann sie den Kopf zu schütteln und mit gequälter Stimme sagte sie leise "Nein, das werde ich nicht tun!"

    Der kleinen Tilla schien der Met zu schmecken, doch war sie wohl nicht den Genuß von alkoholischen Getränken gewohnt. Er mußte ihr wohl schon bald zu Kopf gestiegen sein.
    Fiona begann sich wieder lebhaft zu unterhalten. Sie nickte Aintznane zu, als diese ans Feuer trat und Cernunnos opferte.
    Sie fühlte sich in diesem Moment so wohl, obwohl sie sich hier immer noch in der Fremde befand. Doch sie war unter Freunden!
    Doch plötzlich wurde die Feststimmung durch ein weiteres unheilvolles Ereignis gestört. Eine starke männliche Stimme, im saubersten Latein, machte sich unvermittelt bemerkbar. Blitzschnell drehte sie sich in die Richtung, woher die Stimme kam. Dort stand ein Römer, wohl einer der hier wohnhaften Aurelier!
    Sogleich war Severus zu ihm getreten und forderte ihn auf, zu gehen.
    Fiona erhob sich und schritt ebenfalls zu dem Römer.
    In ruhigen Worten versuchte sie, zu erklären.
    "Wir feiern hier unser Samhain-Fest. Wie Severus schon sagte, es ist ein Fest zu Ehren unserer Toten. Du siehst, wir sind zu siebt, du bist alleine und wie mir scheint unbewaffnet! Es wäre für uns ein Leichtes, dich zu überwältigen!
    Sei unser Gast, wenn du möchtest oder geh einfach und laß uns diesen Abend!"