Beiträge von Fiona

    Grinsend half sie Minna auf und legte den Schürhaken beiseite. Dann öffnete sie die Tür zur Küche und hielt sie Minna auf. Dann folgte sie ihr.
    "Du hast hunger? Na, dann komm mal mit. Aber bitte sei leise, sonst weckst du noch das ganze Haus auf!"
    Sie ging zum Herd. Dort stand immer noch ein Topf, in dem das Gebäck im heißen Fett ausbuk.
    Sie reichte Minna einen der fertiggebackenen Kringel und führte sich selbst einen zum Mund und biß hinein.
    "Hier, probier mal! Aber Vorsicht! Ist noch heiß!"
    Nach einer Weile, erkundigte sie sich bei Minna, wie das Gebäck gemundet hatte.
    "Und? Gut?"
    Nachdem sie auch noch die letzten Kringel aus dem Fett gefischt hatte, machte sie sich gleich daran, einen neuen Teig herzustellen.
    "So, und jetzt kommt das süße Brot dran!"

    Meine Güte, hat der mal wieder eine schlechte Laune!, dachte Fiona und machte sich auf den Weg, nachdem sie schon von weitem ihrern Namen schreien hörte.
    Was war denn schon groß passiert? Der Rote Drache würde endlich wieder das Weite suchen. Er müßte doch eigentlich seinen Götter danken, daß sie freiwillig gehen wollte. So manch andere Plage war schwieriger zu beseitigen!
    Seitdem er sich dazu entschlossen hatte, sich wieder mehr seiner Familie zu widmen, war er noch unausstehlicher geworden. Deshalb vermied es Fiona tunlichst, auch nur noch ein persönliches Wort an ihn zu richten, da sie mittlerweile eingesehen hatte, daß dies nicht von Erfolg gekrönt war.
    Was soll´s!, dachte sie. Bald wäre sie ja eh weg, über alle Berge! Hoffte sie zumindest.


    Fast gleichzeitig traf sie mit Minna und Kassandra ein und hörte sich an, was er zu sagen hatte.
    Bei seiner Frage fiel ihr ganz spontan etwas passendes ein. Doch sie wagte es nicht, es laut auszusprechen. Schenk´ihr doch einen von Callistas Skorpionen! Der paßt zu ihr!, dachte sie spöttisch.
    Stattdessen lächelte sie mild, um ihre Gedanken zu verschleiern.
    "Es sollte etwas sein, was deine Liebe und Zuneigung für sie ausdrückt, Herr!
    Vielleicht ein Schmuckstück. Ein Kleinod mit Rubinen besetzt! Rot ist doch die Farbe der Liebe!"

    Fiona runzelte die Stirn. Der verdammte Wein war so schwer gewesen und jetzt sollte er gar nicht getrunken werden? Doch sie besann sich. Eigentlich hatte Bridhe ja recht!
    "Gut dann können wir ja den Wein später holen."
    Aufmerksam lauschte sie Bridhes Worten. Ein Fest mit unseren Toten feierten sie hier.
    Impulsiv stand sie auf und ging zum Feuer. Sie spürte die Hitze der Flammen auf ihrer Haut. Dann schloß sie ihre Augen und hob ihre Arme gen Himmel.
    "Vater, Mutter, Brüder, Schwester! Ich rufe euch zu! Kommt, kommt und seid heute Nacht unsere Gäste!"
    Dann entzündete sie ihre Kerze am Feuer. Das kleine Flämmchen, mit ihrer Hand beschützend, kehrte sie dann zu ihrem Platz zurück.

    Ja, die Landkarten, von denen Aintzane schon einmal gesprochen hatte. Sie erinnerte sich wieder.
    "Du würdest wieder nach Nordspanien gehen wollen? Ich kann mir gar nicht so recht vorstellen, wie es dort ist."
    Dann schaute sie wieder hinüber zu Minna. Im Gegensatz zu ihr, hatte Minna noch ein Zuhause, wo man sie sicher vermißte und sie auch vermutlich auch wieder aufnehmen würde, käme sie denn je zurück.
    "Wo würdest du hingehen wollen, Minna?"
    Wo wollte sie selbst hingehen? Wieder zurück nach Cymru? Was hätte sie da noch zu erwarten? Nichts! Alle, die ihr je etwas bedeutet hatten, waren tot! Sie war heimatlos geworden!

    Erneut schreckte Fiona auf, als sie wieder ein schepperndes Geräusch hörte. Das konnte doch nicht nur die Katze sein! Denn im Allgemeinen konnten Katzen nicht Au! sagen.
    Mit einem Schürrhaken bewaffnet, schlich sie sich zur Tür. Dort verharrte sie einen Moment, um eventuell noch ein Geräusch zu erhaschen. Mit einem Ruck zog sie schließlich die Tür auf und wollte schon ausholen, als sie, zum Glück noch rechtzeitig, erkannte, wer da vor ihr auf dem Boden saß.
    Minna! Was machst du denn da? Ist es bequem da, auf dem Fußboden?
    Erstaunt sah sie zu ihrer Freundin herab, die immer noch auf dem Boden saß, warum auch immer. Helfend reichte sie ihr die Hand, damit Minna sich daran hochziehen konnte.
    "Minna, ich muß wieder in die Küche. Ich hab´noch was auf dem Ofen!"
    Ihr Blick ging wieder besorgt in Richtung Küche, denn noch immer war sie dabei, das Gebäck herzustellen.

    Fiona war zufrieden, als sie sah, daß nun alle beisammen waren. Es war auch gut, daß die Freunde der Frauen anwesend waren, auch wenn sie keine Kelten waren. Wurde ein solches Fest nicht erst noch schöner, je mehr daran teilnahmen?
    "Croeso, Severus! Du kennst sicher noch Minna! Sie ist heute auch mit dabei!
    Lächelnd deutete sie auf ihre Freundin. An jenem Abend hatte sie mitbekommen, daß Minna und er dem gleichen Volk angehörten.
    "Ich denke, wir sollten mit Cadhla in die Küche gehen, bevor wir vielleicht noch Aufsehen erregen! Dort steht auch schon der Korb mit den Opfergaben."
    Sie sah noch einmal zu Bridhe hinüber, die hier noch etwas zu erledigen hatte, nickte ihr freundlich zu und ging dann mit Cadhla.

    Dankend nahm Fiona die Kerze. Hatte sie da eben richtig gehört? Bridhes Herr hatte all diese Sachen für sie besorgen lassen? Wie großzügig! Das konnte sie ja gar nicht glauben.
    "Willst du damit sagen, dein Herr hat dir all diese Dinge hier überlassen? Wie hast du denn das angestellt?"
    Beim Anblick des Gefäßes, in dem sich der Met befand, fiel ihr plötzlich ein, daß sie ja den Wein ganz vergessen hatte. Schließlich war die kleine Weinamphore ja das Schwerste gewesen, was sie und Minna in ihrem Korb getragen hatten.
    So sah sie zu Minna hinüber.
    "Minna, das Wichtigste haben wir ja in der culina vergessen! Wir müssen den Wein noch holen!"
    Schließlich sollte dieses Fest ja kein Trauerspiel werden!

    Fiona packte das Gebäck aus, das sie speziell für das Fest in der letzten Nacht gebacken hatte. Es war reichlich und sicher würde es auch für die unerwarteten Besucher des Festes reichen. Sie war frohen Mutes und konnte es kaum erwarten, bis das große Feuer endlich entfacht wurde.
    Dieses Fest war sehr wichtig für sie, denn so könnte sie mit ihren Toten feiern. So hätte sie für kurze Zeit wieder ein Stückchen Heimat.

    Mit Aintzanes Hilfe waren Minna und Fiona endlich in die Villa gekommen. Zusammen hielten sie Ausschau nach Cadhla.
    Irgendwann hatten sie sie schließlich auch gefunden. Jetzt fehlte eigentlich nur noch die irische Sklavin, die sie am Abend des Meditrinalia Festes kennengelernt hatten. Ob sie es schaffen würde, her zu kommen?
    Ja, sie hatte es geschafft, denn Fiona sah sie im Atrium stehen, als sie noch einige Vorbereitungen treffen wollte. Auch sie war nicht alleine gekommen. Sie hatte Severus, den Sklaven, der an jenem Abend für Aufregung gesorgt hatte, mitgebracht.
    Warum kam sie denn nicht zu ihnen, sondern blieb dort stehen, als ob sie auf etwas wartete?
    Schließlich entschied sich Fiona dafür, zu ihr zu gehen.
    "Hallo Bridhe! Schön, daß du da bist!"
    Fionas Freude war nicht zu übersehen. Sie wollte Bridhe schon am Arm nehmen, um sie zu den Anderen zu führen.

    Verwirrt schaute Fiona zu Aintzane, als sie sagte, sie hätte keinen Plan, oder doch, sie hätte vier Pläne. Beschwichtigend griff sie ein.
    "Na ja, über die Ausführung können wir uns ja noch später Gedanken machen. Außerdem ist Flexibilität auch viel besser und wer weiß, kommt Zeit, kommt Rat! Nein, jetzt mal ehrlich, wann ist die beste Gelegenheit, um hier heraus zu kommen?
    Fragend schaute sie in die Runde und hoffte auf eine sinnvolle Antwort.

    Erleichtert atmete Fiona auf und man konnte es auch Minna ansehen, daß ihr gerade eine Ladung Steine vom Herzen gefallen waren. Dankend nickte sie Aintzane zu. Dann hoben die beiden Sklavinnen den Korb erneut an und traten ein.
    Als sie für den Ianitor außer Hörweite waren, begann Fiona zu flüstern.
    "Ich danke dir tausendmal! Wir sind eigentlich nicht offizell hier. Eigentlich weiß keiner, wo wir sind.
    Denn eigentlich sind wir hier, um heute Abend Samhain miteinander zu feiern. Wenn du magst, bist du herzlich eingeladen!"
    Kannst du uns zu Cadhla bringen?

    Verschmitzt lächelte sie Aintzane zu, als sie das sagte, denn sie wußte, daß sie Aintzane vertrauen konnte und wenn sie wollte, konnte sie ja auch mitfeiern. Was würde das schon machen? Eine Person mehr oder weniger? In ihrem Korb hatte sie genug Proviant dabei, da hätten locker noch die Aurelier mitfeiern können, wenn sie denn eingeladen gewesen wären.;)

    Erschrocken fuhr Fiona um und erkannte Minna, die plötzlich hinter ihnen stand. Gerade noch hatte sie über Minna gesprochen und schon war sie da.
    "Du kommst genau richtig, Minna! Aintzane und ich möchten gerne etwas mit dir besprechen. Erinnerst du dich, worüber wir uns vor einiger Zeit unterhalten hatten?"
    Forschend schaute sie Minna an. Ob sie sich noch erinnern würde? Dann fiel ihr Blick auf Aintzane. Mit einer Geste bedeutete sie Aintzane, zu beginnen.

    "Oh, wie dumm von mir! Natürlich! Den Korb, so hat unser Herr uns aufgetragen, sollen wir in der Küche abgeben. Ich glaube, darin befindet sich ein Geschenk für deinen Herrn."
    Fiona wunderte sich wieder selbst über sich. Sie mußte wirklich aufpassen, daß sie nicht alles vermasselte! Hoffentlich würde diese Erklärung ausreichen. Sobald sie dann in der Villa wären, müßten sie unbedingt Cadhla finden.

    Kurz nachdem sie geklopft hatte, öffnete sich auch schon die Tür. Ein gutgelaunter Ianitor begrüßte sie. An dem könnte sich Sharif eine Scheibe abschneiden, dachte Fiona.
    Lächelnd erwiederte sie seinen Gruß.
    "Salve! Ich bin Fiona und das hier ist Minna. Wir sind zwei Sklaven der Villa Claudia und sollen diesen Korb hier persönlich abgeben!"
    Das Wort "persönlich" betonte sie dabei besonders. Sie wollte sicher gehen, daß ihnen tatsächlich Einlaß gewährt wurde.

    Fiona mußte schmunzeln, als Aintzane die Göttin erwähnte erwähnte, die sie vor Callista beschützen würde.
    "Gut! Das ist wirklich schön, zu hören! Doch wir müssen auch Minna noch fragen. Ich bin mit Minna zusammen hierher gekommen und ich werde mit Minna auch hier wieder weggehen!"
    Entschlossenen Blickes schaute sie Aintzane an. Sie war sehr froh, daß sie nicht alleine da stand. Gemeinsam könnten sie es schaffen.
    Noch einmal schaute sie sich um. Sie war sich nicht sicher, hatte sie etwas gehört? Leise sprach sie weiter.
    "Außerdem habe ich noch immer dieses Messer unter meinem Lager versteckt! Aintzane, zusammen werden wir es schaffen! Es ist gleich, wohin wir gehen. Hauptsache weg von hier und wieder frei sein!"
    Diese Freude die sie innerlich spürte, war unbeschreiblich. Lange hatte sie sich nicht mehr so gefreut!
    "Ach ja, Rhiannon ist eine unserer Göttinnen. Sie ist die große Königin. Sie ist mir erschienen, als ich am Abgrund des Todes stand."

    Endlich war der Tag gekommen. Nach Sonnenuntergang würde das große geheimnisvolle Fest beginnen. Die Nacht, in der der Weg zwischen den Welten offen war und in der mit den Ahnen gefeiert wurde.
    Es war schon später Nachmittag, als sich Minna und Fiona auf den Weg zur Villa Aurelia machten. Unter einem Vorwand hatten sie die Villa Claudia verlassen und unter einem Vorwand wollten sie Einlaß in die Villa der Aurelier bekommen. Sie trugen einen scheinbar schweren Korb mit sich.
    Schließlich erreichten Sie die Eingangspforte der Villa. Zuerst stellten sie den schweren Korb ab und verschnauften ein wenig.
    "Gleich haben wir es geschafft, Minna!"
    Zuversichtlich zwinkerte sie der Germanin zu. Eigentlich wollte Fiona alleine zum Fest gehen. Doch Minna hatte natürlich gemerkt, daß sie etwas im Schilde führte. So hatte sie dann beschlossen, Minna mitzunehmen.Samhain war zwar eines der höchsten keltischen Feste. Aber warum sollten nicht auch germanische Freunde mitfeiern dürfen?
    Dann klopft Fiona fest an die Tür und wartete, bis Leone, der Ianitor öffnen würde.

    Endlich begann Epicharis zu sprechen. Doch in dem, was sie sagte, lag unendlich viel Resignation und Trauer.
    Fiona empfand so etwas, wie Mitleid für die junge Frau. Ohne groß darüber nachzudenken, ging sie auf Epicharis zu, beugte sich zu ihr hinunter und ergriff ihre Hand.
    "Manchmal ist es schwierig, das Handeln der Götter zu verstehen, Herrin! Es ist für uns eine Art Prüfung,die wir ableisten müssen.
    Ich weiß, wie du dich fühlen mußt. Mir ging und geht es genauso! Ich kann auch nicht verstehen, warum?!"

    Sie hatte Tränen in den Augen. Mit ihren Worten wollte sie ihr eigentlich etwas Trost spenden, doch sie förderten auch ihre eigene Trauer zu Tage.

    Es war mitten in der Nacht. Alles schlief bereits in der Villa Claudia. Stille machte sich breit. Nur von weitem hörte man einen Hund bellen. Der Wind strich sanft durch die Bäume und fegte auch noch die letzten bunten Blätter herunter.


    Doch plötzlich huschte eine Gestalt, von der Sklavenunterkunft kommend, durch die leeren Gänge. Im schwachen Licht ihres Öllämpchens konnte man die Umrisse einer jungen Frau erkennen.
    Eilenden Schrittes, aber dennoch leise und geschmeidig, wie eine Katze, steuerte sie ihr Ziel an. Noch einmal schaute sie sich um, ob auch wirklich niemand da war, der sie hätte beobachten können.
    So leise wie möglich öffnete sie die Tür zur Küche und trat ein.
    Als allererstes zündete sie eine weitere Lampe an und schaute sich um.
    Dann wanderte ihr Blick zum Ofen. Hatte er noch genug Hitze? Sie schaute nach und stellte fest, daß die Glut noch leicht glimmte. Doch das war zu wenig, für das, was sie vor hatte. So legte sie noch einige Holzscheite auf die Glut und versuchte, das Feuer erneut zu entfachen.


    Sie erinnerte sich wieder, wie ihre Mutter jedes Jahr um diese Zeit das Gebäck zubereitete. Sicher, sie war in den hauswirtschaftlichen Dingen noch nie eine Leuchte gewesen, doch dieses Gebäck mußte ihr gelingen. Was wäre das Fest, ohne ein Gebäck?
    Zielstrebig lief sie zur Speisekammer und holte alle Zutaten herbei, die sie benötigte: Mehl, Eier, Honig, Salz und Schmalz.
    Daraus bereitete sie schließlich einen Teig, den sie eine Weile ruhen ließ.
    Zwischedurch schaute sie immer wieder nach dem Feuer.
    Was war das? Ein Geräusch ließ sie aufschrecken. War da jemand? War sie vielleicht zu laut gewesen und hatte womöglich jemanden geweckt?
    Sie ging zur Tür, um nachzuschauen. Doch es war wohl nur die kleine schwarze Katze, die sich etwas zu fressen erhoffte.
    Beruhigt ging sie wieder an die Arbeit.
    Aus dem Teig formte sie kleine Kringel, die sie im Schmalz ausbuk.


    Sim-Off:

    Na, Appetit bekommen? Wer das Rezept der "Keltenkringel" haben möchte, schreibe mir bitte eine PN. Die Kringel beruhen auf einem Fund vom Gräberfeld Wederath, wo ein solcher als Grabbeigabe gefunden und von Fachleuten untersucht wurde.

    [Blockierte Grafik: http://img87.imageshack.us/img87/7845/sharifds4km8.jpg] | Sharif


    Gerade noch stopfte sich Sharif das letzte Stückchen Brot in den Mund, daß ihm ein Mädchen aus der Küche gebracht hatte, als es ganz unerwartet an der Tür klopfte. Kann man denn hier nicht mal in Ruhe essen?, dachter er.
    Nachdem er das Brot hinuntergewürgt hatte, öffnete er, wie immer schlecht gelaunt, die Tür.
    Salve, was willst du?
    Knapp und unfreundlich, wie immer begrüßte er den Fremden. Der auch schon gleich sein Anliegen vortrug.
    So, so! Einen Moment, ich rufe ein Mädchen, die kann deinen Herrn zur Herrin bringen!
    Kurz darauf erschien eine junge Sklavin die den Besuch ins Atrium geleitete.