Beiträge von Fiona

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    Ein altes zotteliges Männchen, das in einen schmutzigen, verlumpten Umhang gehüllt war, kam die Straße hinuntergelaufen, während es mit sich selbst in einer heftigen Diskussion verstrickt war. Ja, das ist halt so! Da kann man gar nichts machen. Aber hätten sich nicht können? Nein hätten sie nicht! Woher willst du das denn wissen, he? Ich weiß es eben! Ach, welch ein Jammer! Ja, das kann man so sagen! Die Menschen, denen er begegnete, nahm er nur indirekt wahr und die die ihn wahrnahmen, hielten ihn für einen vertrottelten, alten Spinner. Ein Irrer, der allerdings nicht gefährlich war, solange er nur wirres Zeug redete und dies auch noch, in einer, für die meisten unverständlichen Sprache. Er hatte schon einen langen, weiten Weg hinter sich, ständig umher irrend, völlig planlos und ohne Ziel. So war er vor wenigen Tagen nach Rom gekommen. Wie er es geschafft hatte, so lange zu überleben, blieb ein Rätsel. Immer wieder waren es die Zufälle des Lebens, die sein Fortkommen sicherte oder auch einfach nur ein paar freundliche Menschen, die es gut meinten und ihm etwas eßbares zu steckten oder ihre Essensreste, statt sie den Schweinen zu geben, ihm überließen.
    Was hätte er auch anderes tun sollen? Er lebte ganz zurückgezogen in seiner eigenen Welt, in der es nur selten einen Zugang zu der Welt da draußen gab. So war es nicht verwunderlich, als es zu der Kollision mit der jungen blonden Frau kam, die ihn zuerst wüst beschimpft hatte, sich dann aber besann und sich bei ihm entschuldigte.
    Der Alte, dessen Augen stets am Boden hafteten, hob seinen Kopf an, so daß er die Ursache für diese unerwartete Störung erfasste.
    "Du dumme Gans! Kannst du nicht aufpassen?", herrschte er sie zornig an. Dabei hatte er sich seiner Sprache bedient, die man auf den auf den fernen Inseln im Nordwesten sprach, ohne sich daran zu stören, daß man ihn möglicherweise gar nicht verstehen konnte.



    Sim-Off:

    * Im wahren Leben ist dieses zottelige Männchen kein geringerer, als der gute alte Catweazle, bekannt aus der gleichnamigen britischen TV-Serie, die ab 1974 auch Deutschland heimsuchte und so meine Kindheit beeinflußte! :D

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    Ich sag nur, putzen Mädchen, putzen! Bis alles wieder strahlt und glänzt... un dein Postfach wieder leer ist! :P


    Nö, ist meine Schuld! Warum muß ich dir auch immer so oft schreiben! :D

    Fiona verfolgte aufmerksam die Unterhaltung zwischen Minna und Hannibal. Sie selbst hatte Minnas Heimat auch noch nicht gesehen. Minna jedoch, hatte schon oft davon erzählt, so wie auch sie es schon oft getan hatte. Mittlerweile konnte sie es sich vorstellen, wie es dort ausschauen mußte. Sie bemerkte den sehsüchtigen Blick in Minnas Augen. Nach all der Zeit, hier in der Fremde, war die Erinnerung an ihr altes Zuhause kein bißchen verblaßt. Genau wie Fiona, hoffte auch Minna eines Tages wieder zurück zu kommen. Im Gegensatz zu Fiona hatte die Germanin noch eine Familie. Zwar lebte sie in der Ungewißheit, wie es ihnen ging, doch gab es für sie noch Hoffnung, vielleicht eines Tages, Mutter, Vater oder Geschwister wieder in die Arm schließen zu können. Bei Fiona war das ganz anders.
    Als Hannibal den Namen eines gemanischen Sklaven nannte, der auch zu den Flaviern gehörte, sah Fiona auf. Einige Male waren sie beide Rutger begegnet. Zuletzt hatten sie das Julfest zusammen gefeiert. Fiona mußte mit gemischten Gefühlen daran denken. Zu jener Zeit war sie in einer schweren Krise und nahe daran aufzugeben. Doch dann fand sie wieder neuen Mut.
    In ihren Gedanken verloren, an jene Zeit, hätte sie fast Hannibals Bemerkung zur schwierigen Beziehung zwischen Epicharis und dem Jungen des Flaviers überhört. "Was sagst du, er kennt seine eigene Mutter gar nicht? Ja, dann glaubt er sicher, sein Vater würde sie vergessen, wenn er wieder heiratet," mutmaßte Fiona. Sie selbst wußte, wie schwierig Kinder manchmal sein konnten. Doch diese Erinnerung war so unendlich weit entfernt… und zu einer längst vergangenen Zeit, damals in Britannia.
    "Ja, Britannia," antwortete sie auf Hannibals Nachfrage. "Die Silures waren einst ein kriegerischer und mächtiger Stamm. Als mein Vater noch ein junger Mann war, kamen die Römer und besetzten unser Land. Ich selbst kenne es gar nicht mehr anders. Mein Vater hat mir immer davon erzählt, wie es früher war."
    Fiona kam es vor als wären schon Jahre vergangen seitdem sie in Rom angekommen war. Irgendwann hatte sie aufgehört, die Tage und Wochen zu zählen. Nun war es schon mehr als ein Jahr, seit ihre Familie ausgelöscht wurde. "Fast ein Jahr! Minna und ich sind zusammen in der Villa angekommen. Seit dem Tag an, sind wir Freundinnen." Fiona sah zu Minna und lächelte. Ohne Minna hätte sie niemals diese Zeit überstanden!
    "Wielange bist du schon hier?" Fiona richtete wieder ihren Blick zu dem flavische Sklaven.

    An jenem Morgen war es noch frisch gewesen. Die beiden Frauen mußten sich noch etwas überziehen, bevor sie das Haus verließen, um mit ihren beiden Körben bewaffnet, zum Markt zu gehen. Es schien ein Tag zu werden, so wie es ihn schon viele Male gegeben hatte, seitdem die Beiden kurz hintereinander in der Villa angekommen waren. Auch heute würden die beiden Frauen wieder zusammen auf den Markt gehen, sie würden all die Dinge einkaufen, die sie kaufen sollten, dann würden sie sich wieder auf den Nachhauseweg machen. So wie schon hundertmal zuvor. Die Beiden waren guter Dinge. Auf den Markt zu gehen hieß, sich für eine kurze Zeit der Villa entziehen zu können. Hier konnten sie so etwas wie Freiheit spüren, die Ungezwungenheit genießen und sich für eine kurze Zeit Abwechslung verschaffen.


    Die Einkaufsliste war heute recht lange. So würde der Einkauf den ganzen Morgen in Anspruch nehmen. Womöglich war auch noch etwas Zeit, um sich die Auslagen der Geschäfte anzuschauen. Sie nutzen jede Gelegenheit um ihren Ausgang so lange wie möglich hinauszuzögern. All die schönen Farben und die exotischen Düfte der Waren, die sie niemals würden besitzen können, regten ihre Phantasie an. Manchmal war nach dem Einkauf noch etwas Geld übrig. Mit der Zeit hatten sie ihre bevorzugten Händler gefunden, bei denen sie stets einkauften und gelegentlichauch feilschen konnten.
    Mit dem Geld, das übrig war, kauften sie sich manchmal etwas zu Essen oder ein Getränk, welches sie dann genüßlich, auf einer Treppe sitzend verspeisten.
    Nichts hatte an jenem Morgen darauf hingedeutet, daß dieser Tag anders verlaufen sollte.
    "Wo sollen wir zuerst hingehen?" Fiona sah fragend ihre Freundin an, die gerade noch mit ihrem Umhang beschäftigt war.

    Zitat

    Original von Minna


    Zugegeben, am Vortag hatte auch sie sich etwas zu sehr dem Wein hingegeben, aber auch nur weil es auf diesem Fest nichts anderes gegeben hatte! Doch im Gegensatz zu Fiona schien sie ihn besser vertragen zu haben. "Kopfschmerzen? Nö, mir geht’s prima!" Sie kicherte, als Fiona sie aufs Heu ansprach. "Ts, du siehst aber auch nicht besser aus!" Tatsächlich hatten sich auch in Fionas roten Haaren jede Menge Strohhalme verfangen. "Aber etwas zu essen wäre jetzt wirklich keine schlechte Idee." Minna hatte schon die ganze Zeit Hunger gehabt. Wahrscheinlich war sie deswegen auch schon so früh aufgewacht.


    "Ach ja wirklich?", fragte Fiona etwas verwundert. Womit sie allerdings die Wirkung des Weines bei Minna gemeint hatte. Das war ja wirklich seltsam! Womöglich hatte die Germanin sich zwischendurch mit Wasser begnügt. Das hatte sie dann wieder um Stunden zurückgeworfen. :P
    Antriebslos fischte sie die Strohhalme aus ihren Haaren. Dann meldete sich Fionas Magen zu Wort, indem er ganz laut knurrte. Das war Kommentar genug!
    Doch da kam Tilla mit etwas Eßbarem. wo sie das nur schon wieder her hatte? Minna reichte ihr ein Stück des Brotes und Fiona biß erwartungsfreudig hinein. Endlich Essen, dachte sie und kaute zufrieden dabei. "Daf ift eft lecker, Tilla!" Eigentlich sprach Fiona nie mit vollem Mund. Doch hier waren sie ja unter sich. Dann nahm sie sich auch noch etwas von dem Käse und der Gurke. Einfach lecker!
    "Woher weißt du das? Ähm, das mit den Garküchenn meine ich," fragte Fiona interessiert. Tilla mußte damit Erfahrung haben.

    Der Weg, den die Sänfte nahm, schien sich endlos in die Länge zu ziehen und auch Fiona hatte den Blick für ihre Umgebung nicht verloren. Minna und sie kannten sich nun schon so lange, so daß die eine der anderen bereits im Gesicht ablesen konnte, wenn etwas Besonderes war. Manchmal hatte Fiona das Gefühl nun schon Ewigkeiten in Rom zu sein, was auch gleichsam bedeutete, nun schon seit Ewigkeiten Sklavin zu sein. Sie hatte gelernt, damit zu leben, so gut es ging. Wobei sie niemals das Streben nach Freiheit aufgegeben hatte. Sie hatte auch gelernt, so manches Wort unausgesprochen zu lassen, welches sie früher ohne weiteres ins Gesicht eines Römers geschleudert hätte. Stumpfte sie ab? Wollte sie sich etwas geschlagen geben? In ihrem Inneren hatte sie niemals aufgegeben, an ihre Heimat zu denken und der Freiheit nachzutrauern. Sie war sich ganz sicher, eines Tages würde es soweit sein! Dann wäre sie wieder frei.
    Als nun Minna ihr diesen vielsagenden Blick zu warf, während sie an dieser elenden wirkenden Gegend vorbei zogen, wußte Fiona sofort, was sie ihr damit sagen wollte. Ja, sie erinnerte sich auch an die Nacht, als sie beide, Samira und Nordwin unerlaubt die Villa verlassen hatten, um bei dieser unappetitlichen Fettel das Gift für Samiras Herrin zu besorgen.
    Fiona verzog angewidert das Gesicht und nickte leicht.
    Hannibal indes, hatte auf ihre Frage geantwortet. Er war also nicht mit in diesem Krieg. Was? Der Flavier hatte bereits einen Sohn? Das war ja interessant! Nun ja, er war ja auch schon etwas älter als Epicharis.
    "Getürmt sagst du? Warum ist er denn getürmt? Mag er unsere Herrin etwa nicht?" Das war ja schon seltsam. Aber sie wußte auch, daß Kinder manchmal eben nicht damit einverstanden waren, was die Erwachsenen taten und reagierten auf solche Weise.
    Bei Hannibals Frage nach ihrer Herkunft, ließ sie Minna den Vortritt, die die ganze Zeit eher schweigsam nebenher gelaufen war.
    Fiona sah das Funkeln in ihren Augen, als sie von ihrer Heimat sprach. Ja, auch in Minna brannte noch das Feuer der Sehnsucht, auch wenn man es von außen her nicht wahrnehmen konnte.
    "Nein, ich komme nicht aus Germanien. Ich bin vom Stamm der Silures, der im Südwesten Britannias heimisch ist," antwortete Fiona schließlich auf Hannibals Frage.
    Nach einiger Zeit war endlich das Ziel erreicht. Vor ihnen tat sich eine sehr schöne Parklandschaft auf. Hier konnte man ohne weiteres seine freie Zeit verbringen.
    Fiona folgte Minna, die zur Sänfte schritt, um darauf zu warten, bis die beiden Römer aussteigen würden.

    Der Junge war sofort Feuer und Flamme für Fionas Vorschlag, zusammen eine Wurst essen zu gehen. Tilla jedoch gebärdete immer mehr auf Fiona ein. Sie hatte etwas Mühe, ihr zu folgen. Was sie über das weglaufen sagte, berührte sie sehr. War sie selbst schon so weit, daß sie aufgegeben hatte? Ihre Sehnsucht nach der Freiheit war tatsächlich abgeebbt. War sie bereits so abgestumpft, daß es ihr gleich war, ob sie nun frei war oder unfrei? Nein, gleich war es ihr sicher nicht. Sie hatte es sich nur abgewöhnt, ständig an die Freiheit zu denken. Tillas "Worte" hatten etwas in ihr ausgelöst, das sie nur schwer unterdrücken konnte. Doch vorerst wollte sie nicht darauf eingehen.
    Fast schon anklagend klang Tillas Frage, weswegen Fiona noch nie etwas verschenkt hatte. Sie wußte nicht, was sie darauf antworten sollte. Ganz verlegen brachte sie dann doch einige Worte hervor. "Ich , ich hatte niemals...Es stimmt! Es ist nicht gut, wenn jeder nur an sich denkt. Selbst wenn ich nur wenig habe, habe ich doch mehr, als die die nichts haben." Fiona lächelte versöhnlich. Dann wurden beide von dem Jungen weggezogen. Zwischen den Passanten bahnten sie sich ihren Weg und schon bald, lag dieser unwiderstehliche Duft von gebratenen Würstchen in der Luft.
    Am liebsten hätte Fiona sich gleich eine Wurst gegönnt. Aber es war schon richtig, zuerst sollte sie einkaufen gehen. "Gut, dann treffen wir uns hier, wenn wir mit dem Einkauf fertig sind! Tilla magst du mitkommen?" Fiona zwinkerte dem Mädchen freundlich zu.

    Einerseits hatte es Fiona ja sehr leid getan, solch harte Worte gegenüber den Kindern anschlagen zu müssen. Andererseits unterschätzten sie aber die Gefahr, in die sie sich begeben hatten. "Es geht nicht darum, ob es nur ein Apfel war, oder ob es ein Beutel mit Geldmünzen war. Diebstahl ist Diebstahl. Hast du denn niemanden, der sich um dich kümmert?" Sie hatte Mitleid mit dem Jungen. Beinahe hätte sie sich nun sogar selbst eingestehen müssen, welche Vorteile ein Sklavenleben hatten, verglichen mit denjenigen,die auf der Straße leben mußten.
    Tillas Gebärden zufolge hatte sie dem Anschein nach auch keine Einsicht gehabt. "Tilla, es ist völlig wurscht, ob du nun meinen Händler oder auch einen anderen Händler bestiehlst. Wenn ihr erwischt werdet, wird niemand mit euch Erbarmen haben. Du weißt doch wovon ich spreche!" Da sie nun schon einige Male mit Tilla zusammengetroffen war, kannte sie schon einiges aus ihrer Geschichte. Zumal sie Tillas Rücken immer noch sehr gut in Erinnerung behalten hatte.
    "Nein, ich muß gestehen, bisher habe ich ich noch nie jemandem, der bedürftig war, etwas geschenkt" Das mußte sie leider auch zugeben, aber der Grund dafür lag einfach an der Tatsache, daß sie ja selbst nichts besaß.
    Fionas strenge Gesichtszüge waren nun gänzlich verschwunden und ein sanftes gutmütiges Lächeln umschmeichelte nun ihre Lippen.
    "Ihr haltet mich nicht vom Einkaufen ab! Wißt ihr was, ihr könnt mir etwas behilflich sein. Einiges ist durch den Sturz kaputt gegangen.Das muss ich nun ersetzen. Aber ich habe noch etwas Geld übrig. Manchmal bekomme ich bei meinen Händlern auch etwas geschenkt. Wenn wir fertig sind, würde ich euch noch auf eine Wurst einladen! Na, was haltet ihr davon?"

    Nachdem sie sich in der Villa Claudia einander vorgestellt hatten und auch alles sonstige geklärt hatten, machten sich die drei Sklaven auf den Weg, um der Sänfte der Herrschaften noch folgen zu können. Sie mußten sich beeilen, denn die Sänftenträger hatten sich schon in Gang gesetzt und hatten die Porta bereits hinter sich gelassen.
    Trotz der Eile, die nun geboten war, konnte man mit Recht behaupten, daß dies ein wirklich wunderschöner Tag war, geradezu geschaffen für einen Ausflug in die Stadt. Zum Glück hatte sich Hannibal dazu bereit erklärt, den schweren Korb zu tragen. So war es für Minna und Fiona noch angenehmer gewesen, das schöne Wetter mit all seiner Pracht zu genießen. Wie schön schon die Blumen allerorts blühten und erst der Duft, der von ihnen ausging. Fiona war guter Dinge und sie sah schon gespannt dem Rest des Tages entgegen, der mit Sicherheit noch vieles für sie bereit hielt.
    Bald schon war es den Dreien gelungen, die Sänfte einzuholen. Nur wenige Schritte trennten sie noch davon. Nun konnte es etwas gemächlicher zu gehen. So verlangsamten sie ihren Schritt und es war auch wieder möglich, sich mühelos zu unterhalten. "Sag mal Hannibal, warst du auch mit in diesem Krieg?" Nicht etwa, daß sich Fiona auf einmal für die römischen Kriegstreibereien interessierte, einfach nur, um ein Gespräch zu beginnen, sprach sie den Sklaven des Flaviers an.

    Fiona sah auf die beiden Jugendlichen herab und beobachtete schweigend, vorerst schweigend. Sie wollte herausfinden, was denn nun wirklich passiert war. Allerding wurde sie weder aus den Aussagen des Jungen noch aus den Gebärden Tillas so richtig schlau. Wenn ich wüsste, dass es dein Händler ist, hätten wir einen anderen ausgesucht. Was? Hatte sie da eben richtig verstanden oder hatte sie einfach Tillas Gebärden falsch gedeutet? Jetzt konnte sie nicht mehr schweigen! Jetzt nicht mehr!
    "Was soll das heißen, du wußtest nicht, dass es mein Händler war und wieso hättest du dir dann einen anderen ausgesucht? Wofür? Was hattet ihr vor?" Fionas Ausdruck hatte sich mehr als verfinstert und sah nun gar nicht mehr so nett aus, wie man sie sonst kannte. Doch die Krönung des ganzen war Tillas letzte Äußerung ihres Namens betreffend. Sie hatte doch nicht schon wieder…? Und Fiona war wieder jene welche…. "Tilla! Was geht hier vor! Wieso soll er ein Problem mit deinem Namen haben?"
    Fiona reimte sich so langsam aber sicher alles zusammen und sie war sich nun sicher, Tilla und der Junge hatten vorgehabt, den Händler zu bestehlen. Es war ja rührend, wie der Junge Tilla umarmte und sie nun so da saßen, doch all das anderte nichts an der Sache.
    "Oh Tilla! Weiß du denn nicht, was sie mit euch machen werden, wenn sie euch erwischen! Sie können euch für so etwas töten! Töten Tilla und nicht unbedingt auf die nette Art und Weise!" Fiona wollte sich nähere Schilderungen sparen. Sie war davon überzeut, ihre Botschaft wäre bei den beiden angekommen. Ihr Ausdruck hatte sich wieder etwas gemildert doch sah sie die beiden unvermindert an.

    Bis zu jenem Moment, da Fiona von Minna geweckt worden war hatte sie sich ihren süßesten Träumen hingegeben. Doch die platzen dann, wie Seifenblasen. Langsam drehte sie sich um und blinzelte die Freundin an. "Was ist denn? Ich will noch schlafen! Es ist doch noch mitten in der Nacht!" Aber das half alles nichts.
    Verschlafen setzte sie sich auf und streckte sich erst mal. Tilla und Minna waren beide schon wach und so erschreckend aktiv. Besonders Tilla. Sie gebärdete etwas mit ihren Händen, aber für Fiona war es eindeutig noch zu früh, um herauszufinden, was sie sagen wollte.
    "He, was? Was ist los?" Sie sah dem Mädchen noch nach, wie es flink die Leiter hinunter kletterte und dann weg war.
    "Sag mal Minna, hast du auch so Kopfschmerzen? Ich glaube, das muß am Wein liegen! So viel Wein habe ich schon lange nicht mehr getrunken. Ich könnte jetzt was essen! Hast du auch Hunger?"
    Fiona betrachtete die blonde Germanin und ihr fiel auf, daß sie noch Heu in den Haaren hatte. Darüber mußte sie schmunzeln. "Mit wem warst du denn im Heu?" fragte sie grinsend und versuchte Minnas Haare von den Halmen zu befreien.

    Das war doch jetzt..! Fiona sah Minna fragend an. Was jetzt? Sollte es das schon gewesen sein? Sie hatten sich doch schon so sehr auf den Ausflug gefreut! Enttäuschung wollte sich schon breit machen.
    Als dann eine Stimme aus dem Hintergrund sie mit einem 'Salve' grüßte, fuhr Fiona erschrocken um. Ein etwas älterer Mann, der sie mit ihren Namen ansprach, war hinter den Säulen hervorgetreten. Aha, das war also dieser Hannibal! "Salve! Schön, dich kennenzulernen, Hannibal!" Fionas erschrockener Ausdruck in ihrem Gesicht war längst verschwunden. Stattdessen lächelte sie nun freundlich.
    Das war ja richtig nett, dass Hannibal sich nun diesem schweren Korb annehmen wollte!
    "Weißt du eigentlich, wo es hingehen soll?" fragte Fiona, als sie losgehen wollten. Epicharis hatte darüber gar nichts gesagt.

    Fiona, die Nicodemes´ Geschimpfe gehört hatte, konnte damit überhaupt nichts anfangen, denn sie kannte den Anlaß hierfür nicht, sie war der Meinung gewesen, der Händler sei nun so wütend, weil der Junge so ungeschickt gewesen war. Daher versuchte sie, Nicodemes zu beschwichtigen.
    "Ach komm, jetzt schimpf doch nicht so! Das kann doch jedem mal passieren! Außerdem kenne ich das Mädchen. Sie ist eine ganz liebe!" Doch gleich nachdem sie das gesagt hatte, war Tilla und der Junge auch schon verschwunden. Ungeachtet dessen und auch weil Nicodemes nicht so einfach zu besänftigen war, wollte auch sie weiter. "Ich komme später nochmal!"
    Suchend lief sie umher und fand schließlich Tilla mit dem Jungen, die sich in einer Niesche zurückgezogen hatten.
    Tilla redete mit ihren händen zu ihr. "Was war das denn? Ihr habt doch wohl nicht... Nein, oder?! Ja, meine Sachen sind so ziemlich alle hin!" Fiona redete im ernsten Ton mit dem Mädchen, doch wer sie kannte, wußte, daß sie tilla nicht wirklich lange böse sein konnte. "Und was ist mit dir? Hast du dir weh getan oder tust du nur so?" Sie besah sich den Jungen von oben bis unten. Was war denn das für einer? Woher kannte Tilla denn den?
    Das Mädchen hielt ihr plötzlich einige Münzen hin, wohl als Entschädigung für den entstandenen Schaden im Einkaufskorb. "Komm, laß stecken", sagte Fiona schmunzelnd und winkte dabei mit ihrer Hand ab.

    Zitat

    Original von Claudia Epicharis
    Schnell waren Fiona und Minna gefunden, nach Nordwin hatte sie schicken lassen, und schon war Epicharis dabei, Anweisungen zu erteilen. "... aber achtet darauf, dass ihr nur Geflügel eingepackt. Am besten, ich fange jetzt schon damit an, ein wenig auf Aristides' Figur zu achten. Er selbst scheint bisher nicht so genau zu nehmen. Deswegen lasst ihr auch die in Honig eingelegten Naschereien besser weg und nehmt stattdessen Obst und Nüsse und sowas, ich bin mir sicher, ihr werdet schon das ein oder andere finden. Und beeilt euch bitte - wir werden ihn schonmal in die Sänfte verfrachten..."


    Fiona war daraufhin sofort in die Küche geeilt und gab die Anweisungen der Herrin an Pustulla, die Köchin weiter. Die ließ sich nicht lange bitten und holte so manche Leckerei, allerdings durchweg fettarm, aus der Speisekammer. Neben kaltem Braten vom Geflügel brachte sie auch noch eine Platte mit gedünstetem Spargel, einer der ersten, der in diesem Jahr gestochen worden war.Allerdings ließ sie die Buttersauce beiseite. Pustullas weithin gerühmter marinierte Flaschenkürbis durfte natürlich auch nicht fehlen! Desweitern brachte sie auch noch Obst, Äpfel, Feigen und Birnen. Mit den Nüssen sparte sie eher, denn Pustulla erklärte den beiden Sklavinnen, Nüsse seien sehr reich an Ölen, die in großen Mengen gegessen, nicht sonderlich hilfreich waren, bei einer Gewichtsreduzierung.
    Fiona, unterstützt von Minna, begann alles sorgsam für den Ausflug in einen Korb einzupacken. Natürlich durfte auch das Geschirr nicht fehlen. Nach einer Weile war der Korb randvoll gepackt. "Puh, der wird ganz schön schwer sein! Hoffentlich müssen wir den nicht so weit tragen", sagte Fiona und sah dabei Minna an, die wohl soeben an das Gleiche gedacht haben musste. Aber sei es drum! Heute war wirklich ein wunderschöner Frühlingstag, die Sonne schien, alles blühte so schön und außerdem wäre dies eine willkommene Abwechslung zu dem sonst so tristen Leben.
    Schon wollten sie die Küche verlassen, da fiel Fiona noch etwas ein. "Wir haben die Decken vergessen! Die Herrin will sich bestimmt nicht auf den blanken Boden setzen! Warte hie, ich hole noch welche!" So lief sie schnell los und holte noch eine große Decke, die sie dann als Abschluß noch auf den Korb legte. "So, jetzt kannn´s aber losgehen!"Die beiden liefen zum Atrium hin, aber dort war niemand mehr! Die waren doch jetzt nicht ohne sie losgegangen?!

    Gedankenverloren schritt Fiona über Markt. Sie hatte fast ihre komplette Einkaufsliste bereits abgearbeitet. Nur das Obst fehlte noch. Während ihrer häufigen Einkäufe, hatte sie einige besondere Händler gefunden, deren Waren stets die beste Qualität boten. Unter anderem war Nicodemes unter diesen Händlern, die Fionas Vertrauen genossen. Nicodemes, der griechische Obsthändler aus Thessalien hatte immer das beste und frischeste Obst. Außerdem waren seine Preise moderat. So blieben ab und an einige Sesterzen für Fiona übrig, die sie meist zu ihrem Gesparten zurücklegte, gelegentlich aber auch für eine besondere Kleinigkeit nutzte, wonach ihr gerade der Sinn stand.
    Nur noch wenige Schritte trennten sie von dem Obststand. Schon wollte sie Nicodemes freundlich grüßen, der allerdings einen recht verärgerten Gesichtsausdruck trug. Offensichtlich störte er sich an der Anwesenheit der beiden Kinder. Momentmal, das Mädchen! War das nicht Tilla von den Aureliern? Den Jungen kannte Fiona nicht. Noch ehe sie sich versah, wurde sie durch einen heftigen Krach aufgeschreckt. Die Lade mit den Äpfeln war herunter gekracht und die Äpfel hatten den Jungen unter sich begraben. Fiona ließ ihren Einkaufskorb fallen und lief zu dem Jungen, um ihm zu helfen. Allerdings war Tilla ihr zuvorgekommen. Sie hatte den Jungen bereits herausgezogen.
    "Ist alles in Ordnung, bist du verletzt", rief Fiona entsetzt. Dann sah sie zu Tilla. "Hallo Tilla, so sieht man sich wieder!" Verschmitzt sah sie das Mädchen an. Es war lange her, seit sie die Sklavin das letzte mal getroffen hatte.
    Schon wollte sie wieder nach ihrem Einkaufskorb greifen, als sie mit Schrecken feststellen mußte, daß der Inhalt schwer gelitten hatte. Die Eier waren fast alle zerbrochen und der kleine Topf mit Honig hatte den Sturz auch nicht überlebt. "So ein Mist! Jetzt ist alles hin!" Was sollte sie jetzt nur machen?

    Fiona vermied es, die Unterhaltung der beiden Herrschaften zu belauschen. Nur ab und an drangen einige Wortfetzen an ihr Ohr. Der heutige Tag war einfach zu schön, um sich mit Politik zu beschäftigen. Sie genoß es einfach, außerhalb der ungeliebten Mauern der Villa zu sein. Auch wenn dies nicht die grünen Wiesen und Haine Cymrus war, wo sie sich befand.
    Sie lächelte Minna zu, der es wohl auch Freude bereitete, die Herrin begleiten zu dürfen. An solchen Tagen verblaßten die Gedanken an eine Flucht, denn sie gaben Hoffnung. Hoffnung auf ein besseres Leben und vielleicht auch eines Tages Hoffnung auf Freiheit.
    Ihr Blick fiel auf einige Gänseblümchen, die am Wegesrand blühten. Sie bückte sich und pflückte einige Blüten. "Hier sieh mal, Minna! Sie blühen schon!" Sie ging auf Minna zu und steckte ihr eine der Blüten ins Haar. "So, jetzt bist du die hübscheste Frühlingsfee in ganz Rom!" erklärte sie grinsend. Sie selbst steckte sich dann auch noch eine Blüte ins Haar. "Na, wie seh ich aus?"
    Doch bevor Minna antworten konnte, setzten sich Epicharis und der Flavier bereits in Bewegung. Fiona gab Minna ein Zeichen, daß es weiter ginge. Die beiden Sklavinnen folgten ihrer Herrin.

    JUHUUUUUUUU! Endlich URLAUB! JA!!!!!!
    AUSTRIA ICH KOMME!!!!!! :D :D :D


    -.^Ähm, ach ja, der Schilling! Friede seiner Asche! Wenigsten muß man jetzt auf der Hütt´n nicht mehr alles erst umrechnen, sondern kann sich nun auf das Wesentliche beim Aprés-Ski konzentrieren. :D

    Fionas und Minnas Augen trafen sich und es bedurfte keiner Worte, um auszudrücken, was in den beiden Frauen vorging. Erst Tillas Gebärden ließ Fionas Blick wieder zu dem Mädchen wandern. Sie beantwortete Tilas Frage nur mit einem gequälten Lächeln und sah dann wieder zu Minna. "Laßt uns doch einfach heute Nacht hier bleiben! Heute vermisst uns eh keiner und Tilla ist auch schon sehr müde!"
    Fiona hatte wenig Lust, jetzt noch in die Villa Claudia zu gehen. Dieser Ort hier, war wie geschaffen, um eine Nacht außerhalb der ungeliebten Mauern zu verbringen. Es war wie ein kleines Stückchen Freiheit. Auch wenn es in Wirklichkeit nur Augenwischerei war, denn morgen, wäre sie immer noch Sklaven. Aber nach etwas Schlaf würde dann die Welt vielleicht wieder ganz anders ausschauen. Dann könnten sie morgen entscheiden, was sie tun sollten. Ein Entschuß, wie dieser, sollte gut durchdacht sein.


    Daraufhin machte es sich Fiona im Stroh gemütlich und deckte sich mit ihrem Umhang zu.