Beiträge von Fiona

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    Original von Claudia Epicharis
    ...
    "Fiona? Minna? Ich würde gern etwas trinken, aber keinen Wein. Ihr dürft euch auch ruhig etwas umsehen." Viele der Gäste hatten Sklaven mitgebracht, da würden sie sicher die ein oder andere Bekanntschaft machen können.


    Fiona wirkte erleichtert, denn Epicharis hatte nicht nach den Gästen in Uniform gefragt. Deren Namen in Erfahrung zu bringen, hatte sie sich nicht getraut. Umso erfreulicher war es, als die Claudia sich bei ihr bedankte.
    Sie folgte nun Epicharis, die sich in Richtung der Hochzeitsgesellschaft begab. Fionas Blicke schweifte über die illustren Gäste, die immer zahlreicher wurden. Eigentlich interessierte sie sich weniger für die Herrschaften. Vielmehr hoffte sie darauf, ein bekanntes Gesicht zu erhaschen. Sie hatte in der Vergangenheit schon mehrmals die Bekanntschaft mit flavischen und aurelischen Sklaven gemacht. Vielleicht würde sie auch heute wieder das eine oder andere bekannte Gesicht entdecken.
    Doch zuerst galt es, Epicharis mit einem Getränk zu versorgen. Fiona lief los, um einen Becher mit Wasser, gemischt mit einem Fruchtsaft, zu holen. Sie reichte ihn der Herrin und lächelte dankbar. Denn nun hatte sie und Minna etwas Zeit, um sich umschauen zu können.
    Allerdings mussten sie bald feststellen, daß sie niemanden gesehen hatten, den sie kannten. "Komm, wir holen uns auch etwas zu trinken!" Ein kleiner enttäuschter Beigeschmack war in Fionas Worten zu hören. Sie hatte gehofft, das Fest würde auch für sie zu einer unterhaltsamen Abwechslung werden.
    Doch dann, sie hatten sich soeben mit Getränken versorgt, zupfte sie an Minnas Tunika. "Sieh mal, ist das nicht diese Germanin, mit der wir Jul gefeiert haben? Wie war doch gleich ihr Name? Siv! Schau, da ist Siv!"

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    Original von Claudia Epicharis


    Ein wundervoller, weitläufiger Garten breitete sich vor ihnen aus. Wunderschöne Blumen, deren Namen Fiona nicht kannte, blühten und verführten mit ihrem Duft. Ein wirklich schöner Platz, um eine Hochzeit zu feiern. Fiona schob den Anflug eines Gedankens an ihre eigene Hochzeit, die nie stattgefunden hatte, beiseite. Nein, dafür war heute kein Platz!
    Sie folgte Epicharis, als diese sie aufgefordert hatte. Der Kies unter ihren Sandalen knirschte bei jedem ihrer Schritte. Von weitem konnte man schon die Hochzeitsgesellschaft beobachten. Einige der Gäste und die Familienmitglieder der Claudier und Flavier waren bereits anwesend. Viele davon sah sie heute zum ersten Mal. Einige Flavier hatte sie flüchtig auf der Saturnalienfeier gesehen.
    Noch ein Stück von den Terrassen entfernt, blieb Epicharis plötzlich stehen. Fiona sah besorgt nach ihrer Herrin. Natürlich konnte sie sich lebhaft vorstellen, was in ihr vorging. Ihr Lampenfieber hatte nach dem letzten Abend nicht abgenommen. Ganz im Gegenteil, es mußte sich noch verstärkt haben. Dann sprach sie sie an.
    "Ja, Herrin? Einen Gefallen?" Nochmals sah sie zu den Gästen hinüber. Sie fragte sich zwar, wie sie die Namen der Gäste in Erfahrung bringen konnte, doch sie nickte lächelnd Epicharis zu. "Ja Herrin! Willst du hier warten?"
    Fiona begab sich nun alleine zu den Terrassen und mischte sich unter die Gäste. Sie sprach niemanden an, doch sie lauschte den Unterhaltungen und versuchte so etwas über die Gäste in Erfahrung zu bringen.
    Nach einer Weile kehrte sie zurück und konnte Epicharis einige Namen der Gäste nennen.
    "Herrin, es sind sehr viele Flavier unter den Anwesenden. Flavius Gracchus und Flavius Aquilius habe ich gesehen und deinen Bräutigam natürlich. Claudia Antonia ist ebenfalls anwesend und eine gewisse Flavia Celerina. Ach ja und diesen Aurelier habe ich auch gesehen, der früher oft in der Villa Claudia zu Gast war. Dann sind noch einige Gäste in Uniform anwesend, deren Namen ich leider nicht in Erfahrung bringen konnte. Es tut mir leid."
    An die Gäste in Uniform hatte sich Fiona nur ungern herangewagt. Sie mochte keine Soldaten. Soldaten machten ihr einfach nur Angst.

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    Original von Claudia Epicharis
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    Bald setzte die Sänfte sanft auf, Kies knirschte unter zahlreichen Füßen, und man reichte Epicharis die Hand, um ihr hinauszuhelfen. Gleichförmiges Knirschen verriet, dass ein Sklave bereits davongewetzt war, um den Bräutigam zu benachrichtigen. Zuerst einer, dann zwei sattrote Sandalen setzten auf die hellen Kiesel auf. Epicharis blickte sich um. Das schmiedeeiserne Tor mit den vielen, kunstfertig geformten Gesichtern stand weit und einladend offen. Ob bereits Gäste anwesend waren? Von fern konnte man den Ruf eines exotischen Vogels hören, die Geräusche der Wildkatzen erahnen, die hier für die Gäste die ein oder andere Attraktion darstellen mochten. Epicharis ging das Herz auf. Dies war der Tag ihrer Hochzeit! Ihre Hände zitterten für einen Moment so sehr, dass sie nach Fionas Hand greifen musste, um irgendeinen Halt zu haben. Der herrliche Blütenduft war auf dem Weg hierher immer intensiver geworden, und die üppigen Zweige des Blauregens, der über die Mauer hinweg wuchs, kündete von noch mehr Wohlgerüchen, wenn man nur erst einmal den Garten betrat.


    In der letzen Nacht war Fiona kaum zum Schlafen gekommen. Sie und Minna hatten am Vorabend dafür gesorgt, dass aus dem Mädchen Epicharis eine hinreißend schöne junge Braut geworden war. Am frühen Morgen hatten sie ihr Werk vervollkommnet.
    Nun rückte das große Ereignis immer näher. Epicharis Aufregung war längst auch auf Fiona übergesprungen. Natürlich hatte sie auch dafür gesorgt, daß sie ihr Äußeres ansprechend aussah. Sie trug die Tunika, die eigens für die Hochzeit angefertigt worden war und war dezent geschminkt.


    Dann setzte sich die Sänfte, mit Epicharis im Innern, in Bewegung und bahnte sich ihren Weg durch die Stadt, bis sie schließlich ihr Ziel erreichte. Fiona und noch einige andere Sklaven folgten ihr.
    Die Trägersklaven stellten die Sänfte ab. Fiona eilte zur Sänfte, um Epicharis beim aussteigen behilflich zu sein. Freudestrahlend sah sie die Braut an. "Du siehst wunderschön aus, Herrin!"
    Dann erst hatte sie einen Blick für die Umgebung, in der sie sich befand.

    Der 28. August 1988 war ein Sonntag. Das weiß ich, weil ich mich an diesen Tag sehr gut erinnern kann! An diesem Tag habe ich in meinem damaligen, erst 18-jährigen Leben gesehen, wie schnell alles vorbei sein kann.
    Für diesen Tag war eigentlich ein Familienausflug nach Ramstein geplant. Mein Vater hatte schon tagelang vorher davon gesprochen. Warum wir uns an diesem Sonntagmorgen dann doch kurzfristig anders entschieden hatten, kann ich heute nicht mehr sagen. Statt nach Ramstein zur Flugschau zu fahren, haben wir den Zirkus besucht. Meine Freundin, die auch mit nach Ramtein gefahren wäre, war auch mit dabei.
    Als wir gegen Abend im Auto saßen und nach Hause fuhren, hörten wir in den Radionachrichten von der Katastrophe, die sich in Ramstein zugetragen hatte. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, was da in uns allen vorgegangen ist. Das Wissen, knapp einer Katastrophe entgangen zu sein, hat mich damals sehr nachdenklich gemacht und immer wenn ich den Namen Ramstein höre, werde ich daran erinnert, was damals passiert ist.
    70 Menschen sind dabei gestorben. Über 1000 verletzt.
    Ich war im Zirkus und ich bin heute noch froh darüber!

    All die guten und gesunden Speisen kamen nun zum Vorschein. Die beiden Sklavinnen richteten sie schon an, damit auch das Auge mitessen konnte. Alleine vom Hinsehen konnte einem der Mund wässrig werden. Wie Minnas und Fionas Auswahl letztendlich bei den Herrschaften ankam, war noch abzuwarten. Vieles was auf den Teller kam, traf auch Fionas Geschmack. Wenn sie Glück hatten, blieb am Ende auch für die Sklaven noch etwas übrig.
    Nach dem Servieren blieb Fiona erst noch in der Nähe von Epicharis. Man konnte ja wissen, ob die Römerin nicht doch noch einen Wunsch hatte. Doch man benötigte sie, für den Augenblick zumindest, alle hier nicht mehr, was man durchaus auch verstehen konnte. So folgte sie Hannibals Wink und entfernte sich von den speisenden Römern.
    Die Sonne stand nun hoch am Himmel und nichts deutete darauf hin, daß dieser Tag von schlehtem Wetter getrübt werden konnte. Ein idealer Tag eben, um etwas zu unternehmen und Spaß zu haben.
    Die Keltin lief neben Hannibal her und folgte ihm in den Schatten. "Nein. In diesem Garten war ich noch nie. Ich war überhaupt nur ganz selten an solchen Plätzen. Wenn ich in die Stadt gehe, dann ist es meistens der Markt, den ich aufsuche." Der Garten war tatsächlich ein wunderschönes Kleinod. Es war schon erstaunlich, daß es solch ein schönes Fleckchen Erde mitten in der Stadt gab. Doch genau diese grünen Fleckchen verliehen der Stadt noch mehr Schönheit und verdeckten etwas das häßliche, stinkende Seite von Rom, die es leider auch gab.
    Schließlich erreichten sie einen Platz, von dem man einen wunderschönen Blick über die Dächer der Stadt hatte. Von hier aus konnte man die eigentliche Größe der Stadt ausmachen. Es war schon beeindruckend, dies zu sehen. Aus dieser Perspektive, hatte Fiona die Stadt noch nicht gesehen. "Ja, sehr schön!" Die Keltin lächelte Hannibal freundlich zu, war aber im nächsten Moment erst etwas sprachlos, als er ihr einen Vorschlag unterbreitete. Sie wußte nicht, ob es rechtens war, einfach fortzugehen. Das hatte sie bisher nie gewagt, sich zu entfernen, ohne vorher zu fragen. Die Idee allerdings, begann ihr immer mehr zu gefallen. Bevor sie antwortete, sah se noch einmal verschwörerisch in die Richtung, in der die Herrschaften saßen. Warum sollten nicht auch sie etwas Spaß haben dürfen, an einem so herrlichen Tag? "Ja, das würde ich gerne machen. Ein kleiner Ausflug in die Stadt, der uns nicht auf den Markt führt!" Sie fügte noch ein schelmisches Lächeln an und konnte es kaum erwarten, mit Hannibal auf Entdeckungsreise zu gehen.

    Hannibals Kommentar, es sei nicht alles Sonnenschein, was glänzt, rüttelte Fiona wieder aus ihren Gedanken. Glaubte er wirklich, diese ganze Liebelei sei nur vorgetäuscht? Die Claudierin hatte so verliebt und glücklich gewirkt. Das konnte doch nicht alles nur gespielt sein. Sie kannte den Flavier zu wenig, um mit Bestimmtheit sagen zu können, daß dies nur auf ihn zutraf. Natürlich gab es in einer Beziehung auch graue Tage, an denen man sich stritt. Aber das gehörte doch dazu. An solchen Tagen wußte man, woran man in einer Beziehung war. Wenn man glücklich war, konnte man dem gröbsten Sturm widerstehen.
    Ein solches Glück war ihr verwehrt geblieben. Da konnten auch Hannibals tröstliche Worte nichts ändern. Wie sollte sie jemals wieder glücklich werden? Sie hatte doch alles verloren, fast alles. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es ja noch. Je mehr sie darüber nachdachte, festigte sich ihr Entschluß, diesem Hoffnungsschimmer nachzugehen. Schon bald würde sie es tun. Sie alleine! Minna wollte sie damit nicht hineinziehen. Es war etwas persönliches, wofür nur sie geradestehen konnte, sollte man ihr Vorhaben aufdecken. Sobald sich die nächste Gelegenheit bot.


    "Ja, das sollten wir! Dann sind sie fürs erste einmal beschäftigt," antwortete sie schmunzelnd auf Hannibals Vorschlag, die Speisen zu servieren. Sie griff nach einer Decke, auf der sie die mitgebrachten Leckereien anrichten wollte. Dann lief sie in Richtung der Herrschaften los. Sie hoffte darauf, Hannibal würde den schweren Korb tragen.

    Die Aussicht, demnächst nicht mehr in der Villa Claudia leben zu müssen, erfüllte Fiona mit Hoffnung. Konnte es noch einen schlimmeren Ort als diesen hier geben? Ansatzweise hatte sie Gerüchte über die Flavier gehört und deren Umgang mit ihren Sklaven. Von diesen Gerüchten hatte sich aber bei ihrem Besuch anläßlich der Saturnalien nichts bestätigt. Nun waren die Saturnalien nicht unbedingt ein Maßstab dafür, wie es bei den Flaviern zuging. An diesen Tagen war sowieso alles anders gewesen, als sonst. Von den flavischen Sklaven kannte sie auch nur Bridhe und Severus. So beschloß sie einfach, sich einzureden, es könne jetzt nur noch besser werden. Außerdem hatte sie ja Epicharis, an die sie sich wenden konnte. Sie hatte immer schon ein offenes Ohr für sie gehabt. Dann war da ja auch noch Minna. Auch sie würde mitkommen, was Fiona sehr glücklich machte. Die beiden hatten nun schon so vieles miteinander erlebt, was sie zu Freundinnen hatte werden lassen.
    Fionas Blick fiel wieder zu der Kiste, mit den Kindersachen darin, auf die die Claudierin gedeutet hatte. Sie nahm sie auf und folgte Epicharis hinaus zum Hausaltar der Claudier. Dort hatte einer der Sklaven in einer eigens dafür vorgesehenen Schale ein Feuer entfacht. Besorgt sah Fiona in die Flammen. Was geschah jetzt? Sie stellte die Kiste an dem Platz ab, den ihr Epicharis zugewiesen hatte. Dann trat sie einen Schritt zurück und beobachtete nun, was weiter geschah. Fiona konnte ihre Augen nicht von dem Feuer lassen. Gebannt schaute sie in die auflodernden Flammen, die sich nach dem alten Spielzeug der Claudierin verzehrten.
    Fiona verstand nun, was hier gerade geschah. Epicharis übergab ihre Vergangenheit den Flammen, um sich frei zu machen, für ihre Zukunft, die morgen schon beginnen sollte. Ein solches Ritual hatte gewiss seine Vorteile. Sie konnte sich nun voll und ganz auf das besinnen, was vor ihr lag, im Gegensatz zu Fiona, die nur noch in der Vergangenheit lebte und sich an Hoffnungen klammerte die allzu wage waren.
    Nachdem das Ritual beendet war, wandte sich Epicharis dem Altar ab und ging zurück in ihr Cubiculum. Fiona folgte ihr. Nun war die Zeit gekommen, sie auch äußerlich für den großen Tag vorzubereiten.
    Die beiden Sklavinnen machten sich sofort an die Arbeit. In der Schrift, die ihnen übergeben worden war, befand sich eine genaue Beschreibung, welche Vorbereitungen getroffen werden mussten und wie man die Braut herrichtete. Auch wie die Hasta caelibaris zum Einsatz kam. Darin sah Fiona eine besondere Herausforderung. Hatten doch beide Sklavinnen vorher keine Gelegenheit zum üben gehabt. Doch sie versuchten, ihr Bestes zu geben. Nach einer längeren Zeitspanne, betrachtete Fiona das Werk. Sie war sich nicht sicher, ob es den Ansprüchen der Claudierin genügte.
    "Herrin, ist es so richtig?"

    Minna ließ nicht lange auf sich warten. Sie betrat nur keurze Zeit später den Raum mit der seltsamen Speerspitze in der Hand. Die Herrin schien vor Aufregung fast zu bersten, auch wenn sie ihr Bestes tat, um dies vor den beiden Sklavinnen zu verbergen. Doch zumindest Fiona erging es ähnlich. Das, womit sie morgen konfrontiert werden sollte, war ihr immer noch fremd, auch wenn sie mittlerweile wußte, was ihre Aufgabe war. Sie hatte die besagte Schriftrolle immer wieder durchgelesen und dann hatte sie den Text auch mehrmals sie sie Minna vorgelesen, bis sie alles, was ihnen noch unklar war, begriffen hatten. Nun wußten sie, wie das Haar der Braut zu frisieren war und was man über ihr Gewand wissen mußte. Der Gedanke der allerdings hinter all dem steckte, hatte sie noch nocht verstanden. "Ja Herrin! Ich habe sie mehrmals gelesen und Minna habe ich sie auch vorgelesen. Du brauchst nicht besorgt zu sein. Das Fammeum ist auch geglättet." Sie gab ihr Bestes um die Römerin zu beruhigen, denn letztlich beruhigte sie sich damit selbst. Ihre größte Angst war es, in irgendeiner Weise bei den Feierlichkeiten zu versagen. In Epicharis hatte sie so etwas wie eine Freundin gefunden, auch wenn die Kluft, die sie trennte, unüberwindbar war. So war es ihr Anliegen, ihren Beitrag zu leisten, damit der schönste Tag im Leben einer Frau auch das wurde, was er versprach.
    Schließlich brach das Lampenfieber bei der Claudia vollends durch. Fiona trat einige Schritte auf sie zu und ergriff ihre Hand, die sich auffallend kühl anfühlte. Ein weiteres Indiz für ihre Anspannung. "Es ist alles Bestens! Die Tuniken sind bereits fertig und ja bisher sind nur Zusagen eingegangen." Sie lächelte Epicharis aufmunternd zu. Sie wußte, ihr wäre es auch nicht anders ergangen, wäre sie an Epicharis´ Stelle gewesen.

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    Die Wege, die manchmal das Leben nahm, waren schon seltsam. Davon konnte der Alte ein Liedchen singen. Er betrachtete Fiona und bemerkte das aufflackernde Feuer in ihren Augen, als er von denen sprach, die überlebt hatten. Aus ihrer energischen Frage heraus, schlußfolgerte er, daß sie auf einen ganz bestimmten Namen hoffte. Sie war eine junge attraktive Frau und er konnte sich noch erinnern, daß es einen jungen Mann gab, dem sie sich hingezogen fühlte. Auch wenn er im Moment nicht mit Recht sagen konnte, wer das gewesen war. In seinem Alter ließ ihn bisweilen sein Gedächtnis im Stich, besonders das Namensgedächtnis! Es gab zwar ab und an noch einige wenige lichte Momente, so wie jetzt gerade. Doch meistens lebte der Alte in seiner eigenen Gedankenwelt, die nur wenig mit dem gemein hatte, was man als Realität bezeichnete. Wenn man ihn aber über die Geschichte seines Volkes fragte, so konnte er dem Frager einen stundenlangen Monolog darüber halten, welche Höhen und Tiefen das Volk der Silures in den letzten Jahrhunderten zu bewältigen hatte. Auch das Wissen um die Götter waren ihm nicht fremd. Die Kenntnisse, die er sich in all den Jahrzehnten seines Druidendaseins angeeignet hatte, waren stets present. Lediglich die Namen derer, die ihm im Laufe seines langen Lebens begegnet waren, konnte er sich nicht merken.
    "Du hoffst darauf, daß jemand der dir nahe stand, überlebt hat, ja? Dann nenn mir seinen Namen und ich sage dir, was mit demjenigen geschehen ist!" Der Alte, der sich seines Defizits nicht bewußt war, war sich sicher, Fiona weiter helfen zu können. Erwartungsvoll blickte er sie an, während er mit seiner rechten Hand einige Fliegen abwehren mußte, die seinem gewöhnungsbedürftigen Geruch gefolgt waren.

    Fiona versuchte den Blicken Hannibals auszuweichen. Zu sehr nahm sie die Erinnerungen an damals in Anspruch. Auch die Worte des alten Mannes, den sie vor einiger Zeit getroffen hatten, trugen das Ihrige dazu bei, sie vollends zu verwirren. Alles woran sie geglaubt hatte, was bittere Realität sei, wurde nun plötzlich wieder in Frage gestellt. Niemand, nicht einmal Minna, wußte, was in ihr wirklich gerade vor sich ging. Mit niemanden hate sie auch nur ein Wort darüber gesprochen, was sie erfahren hatte. Vielleicht war es einfach die Angst vor der Enttäuschung, wenn sich die Vermutungen nun doch als falsch herausstellten. Doch um sicher zu gehen, ob es stimmte, was der Alte gesagt hatte, war es notwendig, seinen Worten nachzugehen. Nur wie?
    "Ja, wahrscheinlich", sagte sie fast geistesabwesend. Der Verlust, den sie erlitten hatte, war nicht so einfach zu überwinden. Niemals würde sie je ganz die Bilder aus ihrem Kopf verbannen können. Vielleicht würde sie ihr ganzes Leben damit beschäftigt sein, zu verarbeiten, was geschehen war. Wenn es doch nur eine Möglichkeit gegeben hätte, um Sicherheit zu gewinnen.
    Auch ihr war das Lachen, welches aus der Richtung der Herrschaften kam, nicht entgangen. Reflexartig sah sie sich ebenfalls um und beobachtete für einen kurzen Moment das scheinbar glückliche Paar. Es war schön, ihnen zuzuschauen, wie glücklich sie waren. Das mußte wohl wahre Liebe sein. Erst Hannibals Frage riß sie wieder aus ihrer Gedankenwelt.
    "Vielleicht ist es die Hoffnung, daß alles wieder so wird, wie es einst war. Daß meine Eltern und meine Geschwister zu Hause auf mich warten und daß auch er wieder da sein wird. Daß ich auch wieder so glücklich werden kann, wie sie es sind!" Fiona deutete mit ihrem Kinn in Richtung der Herrschaften. In diesem Moment mußte sie sich tatsächlich zusammenreißen, damit sie keine Tränen vergießen mußte. Sie wußte, für ihre Familie gab es keine Hoffnung mehr. Sie war selbst dabei gewesen wie ihre Mutter, ihr Vater und ihre Brüder starben und sie war Zeuge des langsamen Sterbens ihrer Schwester, auf dem Weg hierher, geworden. Doch was war mit ihm? Lebte er noch?

    Davon hatte Fiona schon oft gehört, eines Tages… vielleicht… mit etwas Glück… in einigen Jahren. Genau dieses in einigen Jahren hatte sie immerzu erdrücken wollen. Wann war denn in einigen Jahren? Wenn sie alt und krank war? Wenn sie eine alte Jungfer war, ihre Schönheit verblaßt war und sich niemand mehr für sie interessierte? Dann wären die besten Jahre ihres Lebens vorbei, einfach verpufft. Schon recht bald nach ihrer Ankunft im Hause der Claudier, hatte sie die Hoffnung auf eine baldige Freilassung aufgegeben. Allerdings war ihr schon oftmals der Gedanke an Flucht gekommen. Wenn sie allerdings den Gedanken weiter gesponnen hatte, kam sie stets zu dem Ergebnis, daß ein solches Unternehmen von wenig Erfolg gekrönt sein würde. Ohne die Unterstützung von Fluchthelfern war es aussichtslos. Dieses Wissen hatten ihr an manchen Tagen so sehr zugesetzt, daß sie selbst an die allerletzte Möglichkeit gedacht hatte, um sich von diesem Leben zu befreien. Es war ihr ein Trost gewesen, dann wieder bei ihrer Familie sein zu können.
    Doch seit jener Begegnung beim Einkaufen, hatte sie wieder oft an eine Flucht gedacht. Die Worte des Alten geisterten ihr von Zeit zu Zeit in ihrem Kopf herum. Nicht alle von uns sind tot….


    Fiona schien geistesabwesend zu sein. Man konnte es ihr nicht ansehen, was sie so sehr beschäftigte. Niemand, selbst Minna nicht, wußte etwas vom Inhalt dieses Gespräches, das sie mit dem Alten geführt hatte. Auch später hatte sie mit Minna nicht darüber gesprochen.
    Der Ruf eines Vogels war es schließlich, der sie wieder zurückkehren ließ. "Ja, vielleicht… in einigen Jahren!" Sie mußte sich zwingen, zu lächeln.
    Doch dann bemerkte sie die Veränderungen in Hannibals Gesicht. Sein Blick verdüsterte sich und er verkrampfte sichtlich. Sie mußte ihn direkt ins Herz getroffen haben, mit dem, was sie gefragt hatte. Letzte Zweifel räumten schließlich seine Stimme aus, die belegt klang. Was war es nur, was ihn dermaßen aus dem Gleichgewicht gebracht hatte? Es war nichts außergewöhnliches, daß auch er von der Freiheit träumte. Niemand war gerne unfrei!
    Aber es war die Frau, die sie nichtsahnend erwähnt hatte und die es offenbar einmal gegeben hatte.
    "Das ist wirklich schlimm, es tut mir leid," antwortete sie betroffen. "Es… es gab jemanden. Aber… auch er ist..tot." Sie sprach es nur zögerlich aus, denn seit einigen Wochen konnte sie sich dieser Aussage nicht mehr sicher sein. War er denn wirklich tot? Eines Tages vielleicht, mit etwas Glück, würde sie es erfahren… in einigen Jahren.

    Nein, ein Geist war das nicht gewesen! Der Mann, so zottelig und dreckig er auch aussah, war aus Fleisch und Blut - und kannte ihren Namen!
    Längst vergangene Szenen spielten sich wieder und wieder in ihrem Kopf ab. Solche, die sie längst verbannt geglaubt hatte. Doch mit dem plötzlichen Erscheinen des Alten waren sie mit einem Mal wieder präsent, so als wäre es erst gestern gewesen.
    "Ist schon gut Minna!" Sie beschwichtigte die Freundin, die sehr erbost drein schaute. "Ich kenn den Mann!" Minna vorerst nicht weiter beachtend, wandte sie sich wieder dem zottligen Alten zu. "Ich dachte, ihr wäret alle tot! Es ist schön, zu wissen, daß dem nicht so ist!" Fiona trat auf den Mann zu und umarmte ihn freundschaftlich.


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    Auch der Alte hatte die Situation richtig erkannt. Dies war die echte Fiona und keine Trübung seiner Sinne. Sie hatte sich ihm um den Hals geworfen und er hielt sie väterlich, so wie er es mit seiner Tochter getan hätte, wenn er denn jemals eine gehabt hätte. Er spürte ihre Tränen und strich ihr sanft über ihr Haar. "Schon gut! Weine nur! Das ist keine Schande!" Schweigend hielt er sie noch eine Weile, bis ihre Tränen versiegt waren.
    "Ich weiß, was mit deiner Familie geschehen ist. Das tut mir sehr leid für dich. Aber nicht alle von uns sind tot! Ich habe mich retten können und so reise ich seitdem durch die Lande. Jetzt hat es mich sogar nach Rom verschlagen und hier fühle ich mich viel sicherer als ich es jemals in Cymru war." Er lächelte ihr verschmitzt zu.


    Fiona sah auf, als sie hörte, daß es noch mehr Überlebende gab, die den Überfall überlebt hatten und nicht zu Sklaven gemacht worden waren. "Wer? Sag mir wer… hat überlebt?" Ein kleiner Hoffnungsschimmer begann in ihr zu keimen. Es gab jemanden, den sie auch für tot gehalten hatte und der ihr viel bedeutet hatte, einst in ihrem alten Leben.

    Fiona hatte die Augen geschlossen und atmete tief den herrlichen süßen Blütenduft ein. Nur wenige, der Blumen waren ihr mit Namen bekannt, aber trotzdem liebte sie es, sie anzuschauen und sich an ihnen zu erfreuen. Dies war einer jener Momente, in dem sie vergessen konnte. Leider waren diese Momente immer viel zu kurz und auch diesmal war es so. Hannibals Stimme hatte sie zurückgeholt.
    Sie schlug wieder ihre Augen auf und sah zu dem Sklaven hinüber, der sie beide anschaute. "Du wirst lachen, als Mädchen war es einmal mein großer Traum gewesen, Rom zu sehen. Das sich allerdings mein Traum auf diese Weise erfüllt, hätte ich nicht gedacht." Es war eine Art Haßliebe, die sie mit dieser Stadt verband. Wäre ihr Leben anders verlaufen, hätte sie sich in Rom sogar wohl gefühlt. "Aber es vergeht auch kein Tag, an dem ich nicht an Zuhause denke." Besonders seit jenem Tag, an dem sie den Alten aus ihrer Heimat getroffen hatte und der sie wiedererkannt hatte. Diese Begegnung hatte wieder alte Sehnsüchte in ihr geweckt, aber auch neue Überlegungen in ihr hervorgerufen. Die Schatten der Vergangenheit, hatten ihr bisheriges Leben komplett durcheinander gewirbelt. Dinge, mit denen sie sich bereits abgefunden hatte, wurden plötzlich wieder in Frage gestellt. Sie war sich selbst noch nicht im Klaren, welche Auswirkungen diese Begegnung noch nach sich ziehen würden.
    "Vielleicht muß man sich einfach immer wieder damit trösten, eines Tages wieder frei zu sein und zurück in die Heimat gehen zu dürfen. Davon träume ich jedenfalls." Fiona lächelte wehmütig. Doch sie versuchte, die grauen Wolken damit wegzuschieben, in dem sie Hannibal etwas fragte. "Wie ist das eigentlich so, wenn man niemals frei war. Ich meine, sehnst du dich nicht auch, das zu tun, was du willst, dorthin zu gehen, wo du hingehen möchtest und vielleicht sogar eines Tages auch die Frau zu heiraten, die du liebst?" Daß Fiona mit der Frau bei Hannibal völlig falsch lag, konnte sie nicht ahnen.

    Espicharis´ Anspannung war längst auf die Sklaven der Villa übergesprungen. Der große Tag rückte unaufhaltsam näher und nicht nur Epicharis würde er ein neues Leben bringen. Auch für Minna und Fiona würde er eine Wendung in ihrem Leben bedeuten. Schon vor einigen Tagen hatte man ihnen mitgeteilt, welche Rolle den beiden Sklavinnen bei der anstehenden Hochzeit zukommen sollte. Fiona zumindest, versuchte ihre Unsicherheit diesbezüglich zu überspielen und tat resolut, auch wenn dies meilenweit von der Realität entfernt war. Sie wußte nicht sonderlich viel über die römischen Sitten und Hochzeitsbräuche. Vieles kam ihr befremdlich vor. Daß die Braut ihr Hochzeitsgewand selbst weben mußte, konnte sie noch verstehen. Was sich aber für sie immer noch als ein Rätsel mit sieben Siegeln darstellte, war jene hasta caelibaris. Warum man die Frisur der Braut mit einer gebogenen Speerspitze aufsteckte, war für sie nicht ganz nachvollziehbar. Wie auch immer! Es war nicht ihre Aufgabe, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Vielmehr war sie und Minna damit beschäftigt, alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen.

    Epicharis hatte sie beide rufen lassen und als Fiona das cubiculum betrat, vernahm sie bereits die die leicht bebende Stimme der Herrin. Fiona konnte gut nachvollziehen, was im Inneren der Römerin vorgehen mußte. Ihr wäre es sicher nicht anders ergangen. Mit einem erwartungsvollen Lächeln trat sie auf Epicharis zu. "Minna hat sie. Sie wird gleich da sein!"
    Fionas Blick fiel auf die Kiste, die am Boden stand und mit alten Spielsachen gefüllt war. Die kleine Puppe fiel ihr auf und sie erinnerte sich, daß auch sie einmal eine solche Puppe besessen hatte. Sie hatte diese Puppe geliebt,die ihr Seelentröster in der Not gewesen war und die sie vor den Zugriffen ihrer Geschwister stets beharrlich verteidigt hatte. Doch sie schob die Erinnerungen beiseite, die letztlich nur eines bewirkten- sie traurig zu machen. Nein, sie lächelte. Die nächsten Tage sollten schöne Tage werden, auch wenn sie noch immer nicht genau wußte, was sie dabei zu tun hatte.

    Sim-Off:

    Ich husche mal vorbei, damit es euch nicht so langweilig wird, wenn´s recht ist. ;)


    Ein roter Haarschopf huschte geschäftig durch die Gänge der Villa. Fiona war damit beschäftigt, Ordnung zu schaffen. Um genauer zu sein, sollte sie Ordung in die privaten Sachen der Herrin Epicharis bringen. Da nun ihre Hochzeit nicht mehr allzu fern war, wurde dies einfach notwendig.
    Dabei hatte sie die Welt um sich herum völlig vergessen. Die Anwesenheit der beiden jungen Männer war ihr dadaher auch entgangen. Sie hatte zwar von der Ankunft einiger Familienmitglieder gehört, doch war sie in den letzten Tagen so sehr beschäftigt, daß es bislang noch zu keiner Begegnung kam.
    "Wo ist denn nur dieses verflixte Ding? Wie kann man nur soviel unnützes Zeug besitzen?" haderte sie mit sich selbst. Sie war auf der Suche nach einem bronzenen Spiegel ihrer Herrin. Dummerweise erwies sich dieser als äußerst widerspenstig, denn er blieb unauffindbar. "Das gibt´s doch nicht! Der muß doch irgendwo sein!" Mitterweile suchte sie sogar an den unwahrscheinlichsten Stellen in der Villa. Man konnte ja nie wissen!
    Jetzt beschloß sie, auch noch im triclinium nachzusehen. Auf dem Weg dorthin erblickte sie zwei fremde Männer.

    Zitat

    Original von Hannibal


    "Ein Jahr?", fragte er und sah dann doch überrascht von Fiona zu Minna. Ein Jahr war wirklich noch keine lange Zeit, wahrscheinlich fiel es den Beiden immer noch schwer, sich damit abzufinden, Sklaven zu sein. Es sei denn, sie waren es schon vorher. Aber Hannibal hatte nicht vor, die Beiden schon nach so kurzer Zeit auszufragen. Das würde sich bestimmt später noch ergeben. "In Rom bin ich nun schon ein paar Jahre! Seitdem mein Herr in das Militär eingetreten ist. Aber ich bin auch in Italia geboren worden. In Baiae wie mein Herr." Auch Hannibals Vater war dort geboren worden und seine Großmutter ebenso. Ein weiteres Mal spähte Hannibal zu der Sänfte und meinte schließlich: "Wartet bitte kurz!" Schon schritt Hannibal aus und trat zu seinem Herrn, wechselte einige Worte und kehrte zu den beiden Sklavinnen zurück. "Wir sollen schon mal vorgehen und nach einer schönen Stelle in den Gärten Ausschau halten!", erklärte Hannibal, was ihm sein Herr gerade aufgetragen hatte. Hannibal griff nach dem Korb und hob ihn wieder hoch. Einladend deutete Hannibal auf den Garten.


    Hannibals überraschter Blick war Fiona nicht verborgen geblieben. Doch sie erwiderte nichts darauf. Ebensowenig wie er sich vorstellen konnte, erst so kurz in der Sklaverei zu sein, war es für sie unvorstellbar, wie man ein ganzes Leben lang Sklave sein konnte. Sie warf Minna nur einen vielsagenden Blick zu, da sicher auch der Germanin das Verständnis hierfür fehlte. Die beiden Frauen waren einfach noch zu sehr an ein Leben in Freiheit gewohnt, als daß sie sich mit einem derartigen Schicksal hätten arrangieren können. Die Hoffnung, eines Tages wieder frei werden zu können, hatte zwar schon einige Plessuren abbekommen, doch war sie noch immer ungebrochen.
    Dann hatte sich Hannibal mit einem Mal von ihnen abgewandt. Serin Interesse galt der Sänfte, auf die er sich eilendst zubewegte. Die beiden Frauen blieben stehen und warteten auf seine Rückkehr, die nicht lange auf sich warten ließ. Er richtete ihnen aus, was man ihm aufgetragen hatte. Fiona lenkte sogleich ihre Augen zum Garten hin. Spontan fiel ihr Blick zu einem halbschattigen Platz, nahe eines prachtvoll blühenden Oleanderbaumes. Ohne auf Minna oder Hannibal zu warten, ging sie los, um den Platz aus der Nähe zu begutachten. Er schien ihr ideal zu sein. Besonders die rosafarbenen Blüten des Baumes hatten es ihr angetan. Am liebsten hätte sie sich selbst hier niedergelassen und hätte hier den Rest des Tages verbracht. Dann aber besann sie sich wieder und winkte ihre Freundin und den Sklaven des Flaviers zu sich her. "Na, wie findet ihr diesen Platz hier? Ist doch schön hier, oder etwa nicht?"

    Fiona war völlig in Gedanken. Im Geiste ging sie noch einmal die Einkaufsliste durch und überlegte, wie sie ihre Einkaufsroute am geschicktesten beginnen sollten. Minna hatte auf ihre Frage nicht geantwortet. Ihr Umhang stellte sich widerspensiger als gedacht, heraus. Doch dann begann sie fürchterlich zu schimpfen, so wie sie es gar nicht von ihr gewohnt war. Sie sah auf, um herauszufinden, was der Grund für ihren Wutausbruch war. Minna hatte sich schon ein Stückchen von ihr entfernt und sie sprach mit einem völlig abgerissenen und erbärmlich aussehenden alten Mann. Sie konnte allerdings nicht auf anhieb herausfinden, was geschehen war. Sie ging einige Schritte auf die beiden zu und besah sich den Alten etwas genauer. Dann erschrak sie. Ein Schauer fuhr durch ihren Körper. Ihre Augen waren weit aufgerissen, so als hätte sie gerade einen Geist gesehen. Ihr Mund war geöffnet, jedoch unfähig, auch nur ein einziges Wort herauszubringen.


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    Der Alte verstand kein Wort, von dem, was diese Göre ihm entgegen schleuderte. Doch er ahnte, daß es nichts gutes sein konnte. Ganz verdattert schaute er drein, denn mit einer solchen heftigen Reaktion hatte der alte Zausel keineswegs gerechnet.
    Als die unfreundliche junge Frau sich nach einer etwas abseits stehenden Frau umdrehte, folgten ihr seine Blicke. Jetzt erst sah er bewußt diese zweite rothaarige Frau, die aussah, als sei ihr ein Toter begegnet. Plötzlich hatte er das seltsame Gefühl, diese Frau schon einmal gesehen zu haben. Er strengte seine Augen an und trat etwas auf sie zu. Nun war er es, der aussah, als hätte er einen Toten gesehen. Vielmehr war es eine Totgeglaubte. "Fiona???"