Am nächsten Morgen, etwas bevor die Sonne aufging, war es dann soweit und die Kanalschiffe waren bereit zur Abfahrt. Nachdem die letzten Formalitäten mit den Beamten der Zollstation geklärt waren, begaben sich die Kapitäne auf ihre Schiffe und die Leinen wurden gelöst. Leicht schaukelten die kleinen Schiffe, als die Besatzungen sie sanft von den Kaimauern abstiessen und dem Fliessen des Kanals übergaben.
Langsam bewegten sie sich voran, hinaus auf den Kanal und auf Alexandria zu, dass man am Horizont schon hätte erkennen können, wenn die dortigen Gebäude höher gewesen wären. Die vor den Schiffen liegende Fahrt war eine, die sie schon oft unternommen hatten, und auch wenn durch ihre heutige Fracht die Aufmerksamkeit von Räubern etwas höher war, entspannten sich die Besatzungen und ihre Kapitäne recht schnell, während der Wind und eine leichte Strömung die Schiffe langsam auf ihr Ziel zubewegten. Einige der Männer machten es sich sogar bequem und begannen mit den römischen Soldaten, die das Getreide noch immer begleiteten, zu Würfeln.
Beiträge von Iunia Urgulania
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Boten waren eine seltsame Spezies. Viele Menschen hatten tagtäglich mit ihnen zu tun, aber die wenigsten hatten sich je die Mühe gemacht sich näher mit ihnen zu beschäftigen. So blieben jene Lebenwese, die meist über fast alles Bescheid wussten, eigentlich immer unbeachtet und keiner konnte sich wirklich an sie erinnern, wenn sie wieder gegangen waren.
Und ein ebensolches Exemplar hatte heute den Weg von Alexandria nach Nikopolis auf sich genommen, wo er ein einfaches Schreiben abgab, bevor er wieder aus den Augen und den Gedanken all jener Menschen verschwand, die ihn auf seinem Weg hierher zwar gesehen, aber nicht wahrgenommen hatten.Praefectus Legionis Terentius Cyprianus
Praefectus,
sei mir gegrüsst.
Wie in unserer kurzen Unterredung besprochen, informiere ich dich
hiermit über das bevorstehende Eintreffen der Getreidelieferungen
aus Oberaegypten.
Die Schiffe werden vorraussichtlich morgen am frühen Nachmittag
auf dem kanobischen Kanal von Schedia aus eintreffen und zum
Löschen der Fracht im Portus Mareotis anlegen.
Bitte sorge dafür, dass eine ausreichende Anzahl deiner Männer
bereitsteht, um das Löschen des Getreides zu überwachen und
die Ladung anschliessend in den Getreidesilo zu eskortieren.Der Dank der Polis und der Urbs Aeterna wird dir gewiss sein.
Iunia Urgulania
ALEXANDRIA -
Wie an jedem Tag waren auf dem kanopischen Nil unzählige Schiffe unterwegs. Die einen segelten nilabwärts in Richtung Kanopus und zu den Mittelmeerhäfen, die anderen waren unterwegs nach Süden, nilaufwärts in die entfernten Orte der Provinz und einige wenige würden auch noch darüber hinausreisen, dorthin wo es Römer bisher nie oder zumindest nur sehr selten verschlagen hatte.
Unter den vielen Schiffen, die an eben diesem speziellen Tag Schedia passierten, befanden sich auch einige, die mit römischen Hoheitszeichen versehen und auf denen auch einige wenige römischen Soldaten zugegen waren. Es handelte sich um Flussschiffe der Getreideflotte, die aus den südlichen Teilen der Provinz kamen um das Getreide Roms nach Alexandria zu bringen.
Die Schiffe erreichten Schedia zur Mittagszeit und wurden im Nilhafen festgemacht. Während sich die Schiffsführer zur hiesigen Zollstation begaben, um ihre Ladungen anzumelden und die anfallenden Gebühren zu zahlen, begannen die Besatzungen der Schiffe bereits damit, die Schiffe für das Löschen der Ladung vorzubereiten.Das Löschen der Fracht und das Verladen auf die kleineren Schiffe, die es über den Kanal nach Alexandria bringen würden, dauerte bis zum frühen Abend und geschah unter den wachsamen Augen der römischen Soldaten, der Zollbeamten Schedia's und einiger Männer, die im Auftrag des Eutheniarchen hier waren um eine erste Kontrolle des Getreides durchzuführen.
Als dann am frühen Abend alles Getreide umgeladen war, machte sich einer der Männer schon auf den Weg nach Alexandria, um das Eintreffen der Schiffe am nächsten Tag anzukündigen. Die Schiffe, die das Getreide aus dem Süden gebracht hatte, waren unterdessen mit einigen anderen Gütern beladen worden, die sie auf ihrer Rückreise mitnehmen würden. Die Besatzungen jener Schiffe hatten sich sehr mit dem Verladen beeilt, da sie den Abend und die Nacht hier in Schedia verbringen würden und sie zumindest ein kleines Bisschen vom Nachtleben der kleinen Hafenstadt erleben wollten.
Die kleinen Kanalschiffe würden ebenfalls erst am Morgen auslaufen, jedoch gab es für deren Besatzungen keine abendlichen Vergnügungen, da das Getreide bewacht werden und die Schiffe für das Auslaufen vorbereitet werden mussten. -
Die Fahrt von Alexandria hierher war nicht besonders lang oder beschwerlich, doch da ich nicht mit absoluter Sicherheit wusste, was mich erwarten würde, war ich dennoch ein wenig aufgeregt.
Wir erreichten das Landhaus und ich liess mir aus dem Wagen helfen. Bei den wenigen Schritten zur Tür des Hauses, richtete ich meine Kleidung noch ein wenig und liess dann meinen Belgieter an die Tür klopfen. -
Ich hatte natürlich nichts dagegen eskotiert zu werden und so bestieg ich dann den bereitstehenden Wagen und die Fahrt begann.
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Zitat
Original von Thimótheos Bantotakis
"Äh...Eutheniarche? Entschuldige, da steht ein Mann an der Tür, der dich wegen eines 'recht privaten Anliegens' sprechen möchte. Gehst du heute Abend noch weg?"
Fragend sah er die rhomäische Dame an. Hatte sie etwa ein Stell-Dich-Ein? (:D)
Natürlich war es geplant, dass ich nun abgeholt wurde, aber die Art und Weise fand ich nicht allzu fein. In Thimótheos Augen konnte ich sehen, wie er sich bereits ein Bild davon machte, wie ich mit dem draussen wartenden in irgendeiner dunklen Taverna verschwand.
Ja, ich wurde zu einer kleinen Feier eingeladen und der Mann dort draussen ist meine Eskorte.
sagte ich, während ich den korrekten Sitz meiner Kleidung überprüfte und nach einem letzten Kontrollblick über meinen Tisch auf die Tür zu ging.
Verschliesse bitte die Räume, wenn du gleich nach Hause gehst.
sagte ich zu Thimótheos und ging dann hinaus in den vorderen Bereich und auf den Ausgang zu, wo meine Eskorte wartete.
Schönen Feierabend.
wünschte ich meinem Schreiber dann noch lächelnd, bevor ich mit jenem Stadtwächter in den Abend entschwand. -
Ich lächelte, denn die Worte meines Schreibers berührten mich. Ich konnte mir einfach nicht helfen, aber ich mochte den Jungen einfach.
Dann hoffe ich mal, dass die Götter deine Gebete erhören werden. -
Als Frau freute es mich natürlich, dass er ein so positives und schillerndes Bild von mir malte, auch wenn ich ein klein wenig das Gefühl hatte, dass das alles nicht so ganz der Wahrheit entsprach.
Ach wenn du doch nur Recht hättest.
sagte ich dann lachend.
Aber glaube mir, ich spüre an jedem Tag aufs Neue, wie alt ich wirklich bin. -
Ein klein wenig war ich beeindruckt. Als ein Mensch ohne musikalische Begabung fand ich Menschen, die eine solche hatten schon immer bewundernswert.
Wenn ich nur ein klein wenig Talent hätte, wäre das auch etwas, das ich gerne lernen würde. Allerdings bin ich zu alt um durch harte Arbeit mein fehlendes Talent auszugleichen.
sagte ich lachend. -
Ja, ich habe mich in die Liste der Schüler am Museion aufnehmen lassen. Allerdings hatte ich noch nicht wirklich allzuviel Zeit dafür mit den Studien zu beginnen.
Auf welchem Gebiet lehrt und forscht sie denn? -
Ich nickte zufrieden.
Wir lernten uns im Kroneion kennen und daraus erwuchsen sehr interessante und anregende Gespräche und Diskussionen.
Er ist in der Tat ein sehr intelligenter Mann und vor allem auch ein weitgereister Mann, der viele interessante Erfahrungen gemacht hat. -
Thimótheos' Reaktion war etwas, für das man Eintritt hätte verlangen können. Doch natürlich unterdrückte ich jegliche Reaktion die darauf hinwies, dass es mich belustigte.
Am Tag des Epulum Iovis, also an den Iden des Novembers.
sagte ich auf die Frage nach dem Termin. Bis dahin war es noch fast eine Woche und würde genügend Gelegenheit bieten alles notwendige vorzubereiten.
Zu den Gästen. Ich werde auch Marcus Achilleos dazu bitten und natürlich werden auch meine Verwandten, soweit verfügbar, anwesend sein. Und ich dachte daran, auch deinen Bruder und seine Verlobte einzuladen, sofern die beiden an jenem Tag Zeit haben. Ich hoffe, du wirst in dieser Angelegenheit als mein Bote fungieren? -
Auch ich hatte nichts an der Buchführung des Agoranomos auszusetzen und da ich selbst auch für die Überwachung der Stadtkasse zuständig war, wusste ich auch, dass die Angaben korrekt waren. So schwieg ich und kommentierte nichts weiter.
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Zitat
Original von Thimótheos Bantotakis
Etwas hastig, da er noch die letzten Zahlen einer Rechnung fertig geschrieben hatte, kam Timos in das Grammateum seiner ansehnlichen Vorgesetzten herein.
"Ja Eutheniarche, du hast gerufen?"
Er strich sich kurz seinen Chiton glatt und stellte sich dann erst einmal vernünftig hin. Dann bemerkte er den Griffel, den er immer noch in der Hand hielt und steckte ihn sich kurzerhand hinters Ohr.Sim-Off: Schon okay
Ich lächelte und musste ein wenig schmunzeln über die Art, wie er angehastet kam.
Es geht um eine kleine private Angelegenheit.
sagte ich.
Da es im Haus meiner Familie in letzter Zeit etwas ruhig geworden ist, habe ich mir gedacht, dass es nett wäre eine kleine Feier zu veranstalten. Nichts grosses, nur ein kleines Essen und etwas nett zusammensetzen, so in der Art. Ich hoffe, du nimmst meine Einladung an?
Es war etwas überfallartig, aber ich hatte nicht sonderlich viel Lust lange herum zu reden. -
Es war ein Nachmittag wie jeder andere und ich sass an meinem Tisch und beschäftigte mich mit Getreidelisten. Als ich weitere durchgesehen hatte, legte ich sie zur Seite und wandte meine Aufmerksamkeit auf meine Tür.
Thimótheos!
rief ich dann meinen Schreiber. -
In der Nähe des Serapeions und am Ufer des Fluvius Novus, wiederholte ich in Gedanken und fragte mich, warum er ausgerechnet dort ein Heim gesucht hatte. Das Rhakotis-Viertel war nicht unbedingt die richtige Gegend für eine Frau meines Standes, doch konnte ich die Einladung schlecht deswegen ablehnen.
Hole mich hier an der Agora ab.
sagte ich. -
Ich nickte leicht.
Ja, auch daran erinnere ich mich.
bestätigte ich.
Dann fühle ich mich auf jeden Fall schon einmal geehrt, deine Einladung anzunehmen. Ich freue mich schon darauf, dein neues Heim zu sehen.
Ich dachte kurz nach, wann ich einen solchen Termin einschieben konnte und sagte dann:
Wie wäre es in zwei Tagen? Sofern dir das nicht zu knapp ist. -
Zitat
Original von Marcus Achilleos
Ich lächelte Urgulania kurz an, bevor meine übliche leichte Verbeugung kam."Salve Urgulania. Ich will mich kurz fassen. Du erinnerst dich noch an unseren Diskussionsabend vor zweieinhalb Wochen?"
Ich hatte mich erhoben um meinen Gast zumindest annähernd auf gleicher Höhe begrüssen zu können und lächelte.
Salve. Natürlich erinnere ich mich daran.
antwortete ich. In der Tat war mir der Abend sogar in sehr guter Erinnerung geblieben. -
Ich lächelte wieder leicht.
Du brauchst mir nicht zu danken, schliesslich konnte ich dir nicht weiterhelfen.
sagte ich. -
Ein kleines Bisschen fühlte ich mich verschaukelt, denn wenn ich diese Dinge wissen würde, hätte ich sie damals sicherlich dem Statthalter mitgeteilt, als er mich in dieser Sache befragte.
Ich schüttelte leicht den Kopf.
Nein. Ich lang anfangs unter der Plane meines zusammengestürzten Zeltes und habe mich dann in der Dunkelheit davongeschlichen. Ich nehme an, du hast noch nie eine Nacht in der Wüste erlebt, sonst wüsstest du, dass es unmöglich ist dort jemanden zu erkennen.
Der Überfall lag schon eine Ewigkeit zurück und es regte mich auf, dass hier jetzt dieser junge Legionarius sass und mir quasi vorwarf Informationen zurückzuhalten.
Was Rückschlüsse angeht, so kann ich dir auch nicht dienen. Ich weiss nicht, was die Karawane sonst noch an Waren und Reisenden mit sich führte und um mich ging es dabei ganz sicher nicht.