Beiträge von Iunia Urgulania

    Zitat

    Original von Marcus Achilleos
    "Umso schöner ist es, wenn sich die Vorurteile mal nicht bewahrheiten."
    Lächelnd ging ich voran in den äußeren Hof.
    "Momentan ist der Hof noch was staubig, aber irgendwann werde ich ihn mit Steinen pflastern. Das Gebäude links hat Bad und Latrinen. Die linke der beiden Türen geht zum Bad, die rechte zur Latrine. Immerhin wird die Latrine ständig durchspült, fast wie in einem guten Haushalt. Das Gebäude rechts hat die Vorräte und das große Gebäude vor uns ist die große Halle. Die große Halle ist der zentrale Versammlungsort der Akademie. Wenn du gestattest, würde ich die führung hier erstmal unterbrechen und das Essen kochen."


    Wieder schaute ich mich neugierig um. Die Architektur dieses Komplexes war so anders als alles was ich kannte und so war ich sehr fasziniert.
    Der Staub auf dem Hof hat durchaus einen gewissen Charme, du solltest dich also nicht zwingend damit beeilen ihn zu pflastern.
    sagte ich und schaute dann auf die Halle.
    Darf ich dir ein wenig beim Kochen helfen?

    Etwas , das ich an Nikolaos tatsächlich mochte war seine Art, direkt zur Sache zu kommen, statt lange drumherum zu reden. Und so folgte ich seinem Beispiel.
    Ich werde der Polis gerne weiterhin zur Verfügung stehen, sofern das Volk mir weiterhin das Vertrauen ausspricht. Ich dachte daran möglicherweise als Exegetes anzutreten, sofern nicht jemand anderes dieses Amt für sich beansprucht.
    Dabei schaute ich zu Cleonymus, der im hier anwesenden Kreis ein möglicher Kandidat für dieses Amt wäre.

    Du weisst ja wo du mich findest, Kleiner. sagte Cleopatra und grinste dem Decurio noch einmal auffordernd zu.



    Begleitet von zwei, mit Unmengen von Papyri voller Listen bewaffneten, Schreibern und zwei privaten Leibwächtern erreichte ich den Portus Mareotis. Die hier wartenden Massen liessen mich ungehindert passieren, wussten sie doch genau wer ich war und dass sie ohne mich sicherlich gar nichts von dem Getreide sehen würden. So begaben wir uns an einen der Kais, wo ein Tisch aufgebaut worden war, hinter dem ich Platz nahm. Die römischen Reiter hatte ich natürlich gesehen, aber da ich es für unvorteilhaft hielt durch die Menge zu eilen um mit ihrem Offizier zu reden, würde ich lieber schon mal meinen Platz einnehmen und den Offizier zu mir kommen lassen.
    Während ich es mir auf meinem Stuhl etwas gemütlich machte, verteilten die beiden Schreiber ihre Listen auf dem Tisch und ich bereitete mich darauf vor noch eine Weile zu warten.

    Bei der Dame, die der Decurio da so direkt und ohne Hemmungen ansprach, handelte es sich jedoch nicht um die von ihm Gesuchte. Eine Tatsache, die er leicht hätte erkennen können, wenn er ein wenig auf ihren Kleidungsstil geachtet hätte. Denn die von ihm angesprochene Dame trug mitnichten die Kleidung, die man von einer Dame hätte erwarten können, die nicht nur der politischen Führungsschicht der Polis angehörte, sondern gleichzeitig auch noch einer der ältesten Familien Roms. Stattdessen trug diese Dame die schlichte Kleidung einer Frau der gehobenen alexandrinischen Unterschicht, denn es handelte sich um eine Dame, die auf den klangvollen Namen Cleopatra hörte und die die Ehefrau eines Metzgers aus dem Rhakotis war. Dementsprechend belustigt reagierte die Frau dann auch, als der grosse römische Reiter sie so unverschämt ansprach.
    Chaire, oh großmächtiger Römer, es tut mir leid, aber ich bin nicht die, die du suchst. Aber wenn du mal eine richtige Frau brauchst, sag nur Bescheid, einen so stattlichen Jungen wie dich würde ich gerne mal zureiten.
    Die Umstehenden waren sehr belustigt und ein schallendes Gelächter brach aus.

    Zitat

    Original von Marcus Achilleos
    "Ich denke, das sind die üblichen Vorurteile, die man über die Viertel der Armen so hat. Wobei hier auch nicht alle arm sind."


    Ich nickte leicht.
    Sicherlich hast du Recht, aber ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass sich solche Vorurteile zu oft bewahrheiten.

    Ich liess mich von jenem Sklaven, der uns die Tür geöffnet hatte, an das Ziel meiner Reise führen, wo ich zu meiner großen Überraschung nicht nur die Männer vorfand, die ich erwartet hatte, sondern diese auch noch durch Marcus Achilleos ergänzt sah. Ich lächelte natürlich beim Eintreten, so wie ich doch meistens lächelte, spürte jedoch einen gewissen Anstieg meiner Laune, nun da ich hier war und auch noch ein befreundetes Gesicht sah.
    Chaire Nikolaos. Meine Reise war nicht unangenehm.
    antwortete ich und wandte mich dann an den Strategos.
    Cleonymus, ich danke dir für die Eskorte.
    sagte ich und erdreistete mich dann, Platz zu nehmen.
    Ich hoffe ich habe durch meine etwas späte Ankunft nichts wichtiges verpasst?

    Es waren die Iden des Novembers und wöhrend in Rom das Epulum Iovis anstand, stand hier in Alexandira, im Hause der Iunier ebenfalls ein Mahl an. Im Gegensatz zum Epulum Iovis würden hier zwar keine Götter speisen, aber dennoch versprach es ein sehr interessanter und vielleicht auch spassiger Abend zu werden.


    Das Triclinium war den Nachmittag über hergerichtet worden und die Sklaven in der Küche waren seit Stunden damit beschäftigt zu kochen, zu backen und zu garnieren. Was jetzt noch fehlte waren die Gäste, die an diesem Essen teilnehmen sollten und natürlich auch die Gastgeberin, die in ihrem Cubiculum noch mit dem Anlegen ihrer Kleidung beschäftigt war.

    Zitat

    Original von Marcus Achilleos
    "Früher war dieser Platz fast unbebaut. Es stand nur ein einzelnes Gebäude darauf. Das hier war eine Ziegelei. Die habe ich von ihrem vorherigen Eigentümer geschenkt bekommen. Und dann fing ich an, selbst Ziegel zu machen und die Mauer zu bauen. Dann kamen die Nachbarn, wir haben uns unterhalten und ich fing an, ihre Kinder zu unterrichten. Eine Gegenleistung habe ich nie verlangt. Irgendwann hatten sie dann wohl beschlossen, mir zu helfen. Das ist nicht der schlechteste Teil von Rhakotis. Hier wohnen Handwerker. Maurer, Schreiner, Töpfer und so weiter. Und dann stand die Akademie binnen weniger Wochen."
    "Das war das Schönste, was ich je erlebt habe."


    Ich lächelte und schaute mich staunend um. Was wenige Menschen doch in kurzer Zeit alles schaffen konnten, wenn sie zusammenarbeiteten.
    Das klingt nicht nach dem, was man sonst über die Menschen hier im Rhakotis hört. Normalerweise hört man nur davon, dass hier Verbrecher und Gesindel wohnen.

    Na das war ja die Höhe. Hatte er nicht gerade eben die Liste an ihr Ziel gebracht? War der Soldat vor ihm nicht einer der Soldaten die dieses Tor bewachten? Der Bursche verstand die Welt nicht mehr und nachdem er einen anderen - viel freundlicheren - Soldaten davon überzeugt hatte, dass diese Liste genau hier hin gehörte, damit die Soldaten wussten, wer tatsächlich zu den Gästen gehörte. Auch konnte er den Soldaten dazu überreden ihm den Namen seines Kameraden zu verraten, damit der Bursche seiner Herrin mitteilen konnte, dass die hiesigen Soldaten teilweise von Inkompetenz getrieben wurden.
    Kopfschüttelnd ging er zurück zum Haus der Iunier, ein wenig schadenfroh, dass der Miles sicherlich eine Bestrafung erleiden würde, wenn seine Herrin seinen Vorgesetzten informiert hatte.

    ... kam zum Tor des Königsviertels und wandte sich an den erstbesten Miles.
    Salve. Meine Herrin, die ehrenwerte Iunia Urgulania, ihres Zeichens Eutheniarchin Alexandrias, übermittelt den fleissigen und wachsamen Soldaten Roms ihre Grüsse. Sie hat für den heutigen Abend einige Gäste eingeladen und um größere Komplikationen zu vermeiden, bin ich hier um eine Liste mit den Namen dieser Gäste zu übergeben. sagte der Laufbursche seinen vorher ordentlich auswendig gelernten Text auf und überreichte dann eine kleine Tabula.


    Gästeliste der Gens Iunia,
    an den Iden des Novembers


    [zwei römische Namen]
    Marcus Achilleos
    Thimótheos Bantotakis
    Ánthimos Bantotakis
    Penelope
    [noch zwei griechische Namen]


    Der Laufbursche wartete noch kurz, falls irgendwelche Fragen bestanden.

    Ich lächelte dankbar.
    Ich danke dir. Falls ich Unterstützung benötige, werde ich dir Bescheid sagen.
    Mitnichten hatte ich vor mir Stimmen zu kaufen, aber natürlich wusste ich um die Wirkung eines gewissen finanziellen Polsters, wenn es darum ging Wähler zu überzeugen.
    Wie war es denn in Rom? Konntest du alles erledigen, wofür du dort warst?

    Ich weiss es noch nicht genau, für welches Amt ich mich aufstellen werde. Möglicherweise werde ich mich für eine weitere Amtszeit als Eutheniarchin zur Verfügung stellen, oder ich versuche mich am Amt des Exegetes.
    Das waren auch eigentlich meine einzigen wirklichen Möglichkeiten, denn als Kosmetes hätte ich sicherlich keine Chance und Agoranomos wollte ich nicht werden.

    An den Anlegestellen von Alexandrias Seehafen herrschte reges Treiben. Die Nachrichten über das heute eintreffende Getreide hatten in der Polis hohe Wellen geschlagen. Aus allen Stadtvierteln waren nicht nur jene Männer hergekommen, die als Helfer für den Transport angeheuert worden waren, sondern auch eine Unzahl von Bettlern, die hofften hier etwas zu ergattern.
    Es lag eine gewisse Unruhe in der Luft, da niemand wusste, wann genau die Schiffe eintreffen würden und auch niemand, ausser der Beamten von Stadt und Provinz, genau wusste, wieviel sie geladen haben würden. Natürlich hofften alle, dass es genug war um nicht nur Roms Forderungen zu erfüllen, sondern auch um Alexandria mehr als nur eine Minimalversorgung zu gewähren.
    Doch bis man genaueres erfahren konnte, musste man noch eine Weile warten. Und die paar Männer, die im Auftrag der Eutheniarchin hier waren, hofften dass die Beamtin und vor allem auch die Soldaten, die das Getreide bewachen sollten, vor den Schiffen eintreffen würden.

    Die Akademie war schon vom weiten zu sehen und die Größe des Komplexes war schon ein wenig beeindruckend. Durch meine Arbeit war ich natürlich hin und wieder auch im Rhakotis unterwegs gewesen, aber irgendwie war mir das hier noch nie aufgefallen. Ich schaute mich etwas staunend um und folgte durch das Tor.
    Diese Gebäude sind mir vorher nie aufgefallen.
    sagte ich und stellte damit im Prinzip auch direkt die Frage, woher sie so plötzlich gekommen waren. Denn so wie sie aussah, waren sie sicherlich nicht immer hier gewesen.

    Mitnichten. Die Arbeit ist für heute erledigt und sowohl Rom als auch Alexandria sind fast satt.
    sagte ich und war mir sicher, dass just in diesem Moment irgendwo in einer der beiden Städte jemand verhungerte.
    Lass uns gehen.
    sagte ich, während ich hinter mir die Tür verschloss.

    Es war einer jener Tage, an denen Thimótheos das Glück hatte von mir früh in den Feierabend geschickt zu werden. Und so hatte ich allein in meinem Arbeitsbereich gewartet und mir die Zeit mit dem Ausstellen von Zahlungsanweisungen vertrieben.
    Als es dann klopfte rückte ich meine Kleidung ein wenig zurecht und ging zur Tür um diese zu öffnen. Ich lächelte.

    Guten Abend Marcus Achilleos.
    sagte ich.

    Noch immer lächelnd nahm ich Platz. Den neuen Legionspraefecten hatte ich ja bereits kennengelernt und da er kein allzu unangenehmer Mann zu sein schien, machte ich mir auch nicht die Mühe nach einer Ausrede für ein Nichterscheien zu suchen. Ausserdem bot sich so ja auch die Gelegenheit die Gattin des Mannes kennenzulernen und soetwas war meist recht interessant.
    Ich werde versuchen es einzurichten.
    erwiderte ich daher.
    Und da wir gerade beim Thema sind. Ich habe für die Iden des Novembers*, also den Tag des Epulum Iovis ein paar Bekannte zu einem kleinen Essen eingeladen. Auch da sich die derzeitige Prytanie langsam dem Ende zuneigt, wenn du verstehst.
    Ich ging davon aus, dass er verstand, denn ich war nicht geneigt Worte wie Wahlwerbung in den Mund zu nehmen.
    Falls du an jenem Abend etwas Zeit hast, würde ich mich freuen, wenn du uns Gesellschaft leisten würdest. Es handelt sich zwar mehrheitlich um Hellenen, aber es wird sicherlich ein interessanter Abend.
    Ich setzte mich etwas bequemer hin.
    Was während deiner Abwesenheit passiert ist, ist nicht viel. Die Stadt ist noch immer die selbe und auch die Alexandriner haben sich nicht verändert. Im Prytaneion läuft es bisher für mich ganz gut und wenn man von einigen Schädlingen absieht, die das Getreide im Delta verzehren, gibt es aus meinem Amtsbereich auch nichts zu beklagen.
    Die kleinen Gezänke zwischen dem Agoranomos und meinem politischen Verbündeten waren meiner Meinung nach keiner Erwähnung wert und so sprach ich auch nicht darüber.
    Ich habe übrigens beschlossen mich auf der nächsten Volksversammlung erneut für ein Amt zur Verfügung zu stellen.
    Es war eine Feststellung, eine Tatsache die ich ihm mitteilte, ohne von ihm einen grossen Kommentar oder gar eine Erlaubnis zu erwarten. Ersteres konnte er ruhig anbringen, für letzteres fehlte ihm allerdings jegliche Autorität mir gegenüber, denn zum einen war ich fast doppelt so alt wie er und zum anderen war ich, hier in Alexandria mehr denn je, eine freie Frau und ohne jeglichen männlichen Vormund. Und nur weil ich in seinem Haus lebte, würde ich sicherlich nicht zu seiner unterwürfigen Sklavin.



    Sim-Off:

    *Ich hoffe, dass sich der Termin nicht mit deinen Plänen überschneidet

    Ich war gerade dabei gewesen nach einem anstrengenden Tag einige Teile meiner Kleidung abzulegen, als der Sklave mir mitteilte, dass Lucius mich sprechen wollte. Ich liess es mir nicht nehmen, erst noch meine Kleidung gegen etwas Bequemeres zu wechseln und so musste mein junger Verwandter ein wenig auf mich warten.


    Doch dann, nachdem ich eine sehr bequeme Seidentunika angelegt hatte, betrat ich das Officium.
    Salve Lucius. Du wolltest etwas von mir?
    fragte ich, freundlich lächelnd.