Beiträge von Iunia Urgulania

    Irgendwie erinnerte mich der junge Mann an jemanden, doch ich konnte ihn nicht zuordnen. Dennoch lächelte ich freundlich und antwortete:
    Salve, ich denke schon, dass du mir behilflich sein kannst. Ich bin Iunia Urgulania und möchte eine Betriebserlaubnis beantragen.

    Ich hatte es ja zum Glück nicht mehr weit von meinem Arbeitsplatz zu jenem des Agoranomos und so hatte ich den Weg hierher zwischen zwei Terminen angetreten.
    Auch wenn ich das Gefühl hatte, dass der Agoranomos mir nicht ganz wohl gesonnen war, hatte ich beschlossen selbst hierher zu kommen statt einfach einen Angestellten zu schicken.
    Und so betrat ich die Räumlichkeiten, die den Arbeitsbereich des Agoranomos und seiner Schreiberlinge bildete und hoffte, dass der von mir gebrauchte Beamte auch hier war.

    [Blockierte Grafik: http://de.geocities.com/crazylx2000/ImperiumRomanum/heptai/zopyrus.png]
    Zopyrus lag, umgeben von drei obszön jungen Frauen, im Schatten eines Baumes und genoss die warme Briese die über seinen, sehr faltigen, nackten Körper wehte. Eine der jungen Frauen fütterte ihn mit Trauben, während die zweite sanft die lederartige Haut seiner Hände massierte. Die Tätigkeit, der die dritte Dame nachging, spielte sich südlich seines Bauchnabels ab und hätte jedem jugendlichen Passanten die Schamesröte ins Gesicht getrieben.
    Und gerade als er sich völlig entspannte, wurde er rüde geweckt und blickte in das Gesicht seines jungen Kollegen.

    Wie? Was?
    fragte er und wischte sich mit der Hand über das Gesicht. Anhand der Färbung seiner Hand erkannte er dann, was Timótheos ihm sagen wollte. Ein wenig peinlich berührt nahm er ein Tuch und wischte sich die Tinte aus dem Gesicht.
    War euer Ausflug zu den Speichern erfolgreich?
    fragte er dann, um irgendwie einen letzten Rest von Professionalität an den Tag zu legen.

    Ich musste ein wenig grinsen, denn auch wenn es natürlich der Kern meiner Aufgaben war, war es doch auch eine starke Vereinfachung.
    Im Grunde genommen kommt das so hin, ja.
    sagte ich und nickte langsam.
    Wenn doch mal etwas fehlt, versuche ich rauszufinden wo es abgeblieben ist und informiere die entsprechenden Stellen, die für die Fahndung nach Dieben zuständig sind.

    Der Eutheniarchos kümmert sich zum einen um die Getreideversorgung der Stadt. Also im Prinzip habe ich dafür zu sorgen, dass es immer genug Getreide in den Speichern gibt, damit alle Bürger Alexandrias etwas zu essen bekommen.
    begann ich und wurde direkt an etwas erinnert, was ich noch im Prytaneion zu erledigen hatte.
    Darüber hinaus gilt es noch dafür zu sorgen, dass jenes Getreide, dass der Cura Annonae in Rom zukommen soll, unangetastet bleibt und sein Ziel erreicht. Also zumindest, dass es auf die Schiffe der Getreideflotte gelangt, was danach auf dem Meer damit passiert liegt natürlich ein klein Wenig ausserhalb meines Einflusses.
    Meine sonstigen Arbeitsfelder, fern meines gewählten Amtes, liess ich, wie immer, unerwähnt. Schliesslich wollte ich ja nicht, dass meine junge Verwandte auf irgendwelche dummen Ideen kam.

    Das macht es nur noch trauriger, dass er weg muss. Aber vielleicht solltest du zum Einstieg dann doch erstmal die heimischen Philosophen weiter studieren. Ich bin sicher, dass es am Museion jemanden gibt, der dir da auf recht anschauliche und auch unterhaltsame Art und Weise etwas beibringen kann.

    Und wenn du dich einfach nur langweilst und irgendwas tun möchtest, könntest du dich zum Beispiel ja auch am Museion in Studien vertiefen. Du bist hier in Alexandria immerhin in der einmaligen Situation, dass du an einer der besten Academien der hellenischen Welt studieren könntest.
    schlug ich ihr dann noch vor.

    Ich war schon etwas überrascht, als Axilla plötzlich aufsprang und mich umarmte. Fast hätte ich vor Schreck leicht aufgeschrien, was allerdings vor allem durch die Furcht bestärkt wurde, dass der Sessel auf dem ich sass umkippen könnte.
    Als ich mich wieder ein wenig gefasst hatte, sagte ich lächelnd.

    Ich kann dir allerdings nichts versprechen, weil ich nicht genau weiss, wie momentan die Arbeitsmarktsituation dort draussen in der Stadt ist.

    Hmm...
    machte ich. Spontan fiel mir niemand ein, der einen Scriba brauchte, und auch nach einem zweiten Nachdenken änderte sich das nicht.
    Ich würde dich ja selbst beschäftigen, aber ich habe erst einen Scriba eingestellt, daher wärst du dann immernoch etwas beschäftigunslos.
    Ich hätte sie natürlich auch anderweitig einstellen können, aber ich hätte sicherlich Silanus Zorn auf mich gezogen, wenn ich sie in meinem porneion hätte arbeiten lassen.
    Aber wenn du möchtest, kann ich mich ja auch mal umhören.

    Das klingt nicht gut.
    kommentierte ich ihren Streit mit Silanus. Es wäre durchaus interessant gewesen, warum genau sie sich denn wohl gestritten hatten, doch da sie es nicht direkt erwähnte, wollte sie vermutlich nicht, dass ich den Grund erfuhr. Daher fragte ich auch erstmal nicht nach.
    Dass sie sich hier langweilte konnte ich tatsächlich verstehen, war sie doch mehr oder weniger darauf beschränkt hier im Haus zu sein oder draussen in der Stadt irgendwelchen Vergnügungen nachzugehen. Wobei ja nichts dagegen sprach, dass sie sich selbst Arbeit suchte.

    Über welche Art von Arbeit hattet ihr beiden denn nachgedacht?

    Das will ich doch hoffen.
    erwiderte ich dem Ägypter und schaute noch einmal kurz auf die Nähte eines andere Weizensackes.
    Denn denke immer daran, für wen dieses Getreide bestimmt ist.
    Weitere Ausführungen sparte ich mir, denn der Aufseher wusste genau, worauf ich hinaus wollte, hatten wir dieses Gespräch doch schon einmal geführt und damals hatte er mir zugestimmt, dass der Zorn des römischen Pöbels nichts war, dass er auf sich ziehen wollte.
    Thimótheos, wenn die Ladung verladen ist, kannst du von mir aus etwas essen gehen. Wir treffen uns dann später in meinen Arbeitsräumen.

    Ich versuchte den wirren Ausführungen meiner jungen Verwandten zu folgen, was mir jedoch sehr schwer fiel. Manchmal schien die Jugend zu vergessen, dass Menschen meines Alters unter Umständen nicht mehr ganz so konzentriert zuhören konnten, wenn man sie mit Informationen bombardierte.
    Doch im Endeffekt verstand ich in etwa, was sie mir mitteilen wollte und nickte.

    Ja, das war etwas durcheinander. Aber ich denke ich konnte dir folgen.
    sagte ich, sparte mir aber jetzt alles nochmal zu wiederholen.
    Geht es dir nicht gut, Kleines?
    Vielleicht sollte ich die junge Axilla mal zum Museion bringen, damit die Medici dort sie untersuchen konnten.

    Die Informationen, die mir gegeben wurden, waren erfreulich und ich hoffte ernsthaft, dass sich das noch eine Weile halten würde, denn ich hatte keine Lust in den nächsten Tagen Nachrichten darüber zu bekommen, dass irgendwelche Schiffe oder sonstiges verloren ging. Doch ich wollte den Hades ja nicht an die Wand malen und bedankte mich bei den beiden. Dann wandte ich mich von ihnen ab und ging auf einen grossen Stapel Getreidesäcke zu, der Markierungen trug, die darauf hinwiesen, dass sie noch heute abtransportiert wurden.
    Ich gab meinem Schreiber zu verstehen, dass er mitkommen sollte und als wir die Säcke erreicht hatten, schaute ich sie mir eingehend an.

    Ich möchte, dass du diese Säcke begleitest.
    sagte ich, während ich die Nähte eines Sackes inspizierte.
    Die werden gleich abgeholt und zum Hafen gebracht. Beobachte alles und achte vor allem auch darauf, ob wirklich alle Säcke auf das Schiff gelangen.

    Ich hatte gesehen, wie Axilla das Atrium betrat und verfolgte sie mit meinem Blick, ohne etwas zu sagen oder mich bemerkbar zu machen. Als sie sich dann setzte und bei meinem Anblick erschrak, hätte ich beinahe lachen müssen, unterdrückte das jedoch.
    Ja, ich sitze schon eine ganze Weile hier.

    Ich ignorierte den Lärm, den die Arbeiter machten, denn ich wusste, dass die Aufseher genau wussten wie man mit soetwas umging ohne dabei das Getreide zu verlieren. Dies lag natürlich auch in ihrem eigenen Interesse, denn wenn Rom wegen ihrer Unfähigkeit hungern musste, so waren die Strafen hart.
    Die Antwort meines jungen Begleiters quittierte ich mit einem Nicken, während ich ihn durch das Tor in das Innere eines der Speicher führte.

    In der Tat stammt das Getreide, das du hier siehst, nur aus dem Delta. Es ist allerdings auch nicht die gesamte Ernte des Deltas, denn ein Teil ist bereits verschifft worden. Auch hast du Recht damit, dass dies hier ausschliesslich für die Verschiffung nach Rom vorgesehen ist und es für die alexandrinische Bevölkerung andere Speicher gibt.
    Ich steuerte auf zwei Männer zu, die damit beschäftigt waren gestapelte Getreidesäcke zu zählen. Einer der Männer war ganz offensichtlich als römischer Beamter zu erkennen, war er doch für das hiesige Klima irgendwie falsch gekleidet. Ich liess mir von den beiden die Tabulae zeigen, auf denen sie die Anzahl der Säcke notiert hatten und gab Thimótheos die Anweisung die Zahlen zu kopieren, während ich einige Worte mit dem Römer wechselte.