Beiträge von Iunia Urgulania

    Sim-Off:

    Mich dünkt, hier passiert nichts mehr...


    Ich hatte mir von einem Sklaven einen bequemen Korbsessel an das Impluvium stellen lassen, auf dem ich nun sass. In meinen Händen hielt ich eine Tabula mit Notizen und neben mir auf dem Boden hockte Zopyrus, mein treuer Schreiber. Ich diktierte ihm einige Anweisungen, die er noch am Abend an die Getreidehändler und die Einkäufer verteilen sollte.
    Hin und wieder, wenn ich eine Pause machte um meine Gedanken zu sortieren, trank er entweder einen Schluck Wasser aus einem bereitstehenden Becher oder massierte sich die alten Hände.
    Ich seufzte leise als ich auf meine Notizen schaute und die Menge der noch zu erledigenden Dinge sah.

    Auf dem Weg über das Gelände des Museions hatte ich mich mit einem Lächeln umgesehen, denn es war eine angenehme Zeit gewesen, als ich hier lebte und arbeitete. Ich hatte das eine oder andere bekannte Gesicht gesehen, mich mit ein paar alten Bekannten unterhalten und kam nun zu jenem Raum, wo ich einst arbeitete. Ich klopfte aus Höflichkeit an und trat dann ein und wartete darauf, bis einer der Schreiber etwas Zeit für mich hatte.

    Ich musste lachen. Eigentlich hatte er ja durchaus Recht, allerdings zeigte es auch, dass er tatsächlich noch nie in Rom gewesen war.
    Es hat durchaus einen Sinn. Schau dir die Strassen hier in Alexandria an. Die meisten sind breit und vor allem sind sie gerade, da die Polis von Grund auf geplant wurde. Im Gegensatz dazu ist Rom eine Stadt, die sich aus einem kleinen Dorf entwickelte. Die meisten Strassen sind eng, verwinkelt oder verschlungen. Man käme tagsüber, wenn die Strassen mit Menschen gefüllt sind, weder mit Wagen noch mit Pferden vorran. In der Nacht ist das allerdings etwas anderes. Dann werden die Strassen von Lieferanten und Händlern mit ihren Karren beherrscht.
    Die Sache mit den Jungfrauen war ebenfalls recht einfach.
    Vestalinnen erkennst du daran, dass du sie selten auf den Strassen sehen wirst. Und wenn dann meist in Begleitung eines Liktors oder auf einem Wagen sitzend, denn sie sind eine Ausnahme von der Regel.

    Das Geschehen lief ein Wenig an mir vorbei ab, da ich mir nicht sonderlich viel Mühe gab mich auf das alles zu konzentrieren. Viel zu sehr war ich mit den Gedanken bei meiner Arbeit, die mich doch mehr forderte als erwartet. Wer hätte gedacht, dass es so anspruchsvoll sein würde die Getreideversorgung einer ganzen Stadt zu organisieren und dabei auch noch an die Bedürfnisse einer riesigen Metropole jenseits des Meeres zu denken.
    Was mich jedoch für einen Moment aus meinen Gedanken riss, war die Ankunft des Praefecten. Der Aufzug in dem er hier eintraf liess mir den Atem stocken und ich musste mir unweigerlich vorstellen, wie er diese Kleidung in Rom trug und wie er dafür vermutlich aus der Stadt gejagt würde.
    Doch kurz darauf versank ich wieder in Gedanken und bekam das Geschehen zumeist am Rande mit.

    Ich überlegte einen Moment lang bevor ich ihm antwortete.
    Innerhalb der Stadt ist es verboten Waffen zu tragen, tagsüber mit Karren oder auf Pferden unterwegs zu sein und irgendwelche herrschaftliche Titel zu führen.
    Es war nur eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Vorschriften und es gab durchaus mehr, doch fielen mir diese derzeit einfach nicht ein.
    Das sind so dich wichtigsten Dinge. Wobei...
    Da fiel mir doch noch etwas wichtiges ein.
    ... es auch noch wichtig ist, dass man den Jungfrauen der Vesta aus dem Weg geht, denn im Umgang mit jenen gibt es zu viele Dinge die man falsch machen kann, als das es wirklich ungefährlich wäre ihnen zu begegnen.

    Was er sagte klang zwar durchaus logisch, doch war es schon alles etwas merkwürdig,
    Ich denke nicht, dass der Sohn des Zeus sich von einer Wüste hätte aufhalten lassen. Aber lassen wir das, es steht mir als einfache Römerin nicht zu über die Taten eines Gottes zu urteilen.

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    Das Essen wurde serviert und während die Herren speisten und über das Geschäft sprachen, kümmerten sich die drei Damen um das restliche Wohl der Gäste. Sie massierten sie und kümmerten sich darum, dass die Becher und Teller immer gut gefüllt waren.


    Nachdem das Essen beendet und die Reste abgeräumt waren, gingen alle zum gemütlichen Teil über. Recht schnell kamen sich alle näher und es wurde auch recht schnell wenig jugendfrei.


    ...


    Nur wenige Stunden später verliessen die Gäste das Haus wieder. Natürlich nicht ohne dass der Kunde seine Rechnung bezahlt hatte, ein Akt der ihn wenig glücklich, dafür die Kassen des Hauses aber voll machte.


    Die drei Damen zogen sich in der Zwischenzeit in die Baderäume zurück, wo sie sich reinigten und in etwas bequemeres schlüpften.

    Damit hatte ich nicht gerechnet und vor allem machten die Dinge, die er sagte nur wenig Sinn. Sicherlich machte er einen Scherz und so schmunzelte ich ein Wenig während ich ihn etwas irritiert ansah.
    Verzeih mir, aber was du sagst ergibt kaum Sinn. Jenseits von Indien gibt es nichts, sonst wäre Alexander doch sicherlich dort gewesen.

    Ich musste ein wenig lachen.
    Du fragst eine Römerin, ob sich eine Reise nach Rom lohnt?
    Ich liess meine Palla langsam von meinem Kopf hinunter auf meine Schultern rutschen.
    Natürlich lohnt sich eine Reise nach Rom. Rom ist das Zentrum der Welt, das Zentrum der irdischen Macht. Welcher Ort, abgesehen vielleicht von den höhen des Olymps, könnte ein interessanteres Reiseziel sein?

    Natürlich hatte ich vorher gewusst, was mich erwartete wenn ich der Stadt in einem Amt dienen wollte. Doch heute, wo es tatsächlich so war, dass ich an einem religiösen Fest teilnehmen musste, hatte ich schon ein klein wenig mit mir zu kämpfen.
    Bei aller Liebe die ich zu dieser Stadt hegte, war das heutige Fest dich trotzdem eines, bei dem es nicht um jene Götter ging mit denen ich aufgewachsen war. Es kostete mich tatsächlich ein wenig Überwindung mich auf den Weg zur Agora zu machen, doch beruhigte ich mein Gewissen mit einem Opfer für die römischen Götter im Altar unseres Hauses kurz bevor ich das Haus verliess.


    Ich erreichte die Agora in Begleitung einiger 'Stubbssklaven', die ich so nannte weil ihre Aufgabe darin bestand mir den Weg freizustubbsen falls ein Durchkommen nicht anders möglich war. Doch zum Glück benötigte ich ihre Hilfe nur in sehr geringem Masse und erreichte die Ehrentribüne für die Prytanen sogar unbeschadet.
    Ich hatte mich in eine dünne, schlichte Tunika gekleidet über der sich die weiten Stoffbahnen meiner Stola ausbreiteten. Der dünne Wollstoff war in einem sanften Türkis gefärbt und sorgte darunter für eine nicht allzu angenehmen Wärme. Meine Haare hatte ich recht streng hochgesteckt und verbarg sie unter einer seidenen Palla, die die gleiche Farbe hatte wie die Stola.


    Langsam erklomm ich die Tribüne und gesellte mich zu meinen Mit-Prytanen die ich kurz grüsste.

    Ich lachte leicht und blieb kurz stehen.
    Nun, warum sollte jemand eine alte Frau wie mich überfallen? Ausserdem würde man sich mit einem Angriff auf eine Römerin sicherlich einigen Ärger einhandeln.

    Nach dem kurzen Gespräch mit dem Priester und der Information, dass mein Begleiter hier nichts weiter zu tun hatte, ging ich langsam auf den Ausgang zu, noch während er mir anbot mich noch zu begleiten.
    Du darfst mich gern begleiten, auch wenn mir sicherlich nichts passieren würde. Ich hoffe jedoch, dass du nicht zu viel erwartest, denn ich habe nur noch einen kurzen Termin und wollte mich danach zu meinem Haus begeben.
    Als ich aus dem Tempel hinaus auf die Strasse trat blinzelte ich ein wenig ob der plötzlichen Helligkeit.

    Ich wechselte einige Worte mit dem Priester und erklärte ihm mein Anliegen. Ich wollte dem Kronos ein kleines Opfer bringen, denn in meinem Alter galt es ja auch schon mal für die Zeit nach dem Tod vorzusorgen. Aber vor allem natürlich wollte ich Kronos für den diesseitigen Reichtum danken den er meiner Familie geschenkt hatte und ihn bitten uns auch weiterhin damit zu beglücken.
    Der Priester liess sich mein Anliegen schildern und schilderte mir dann die Möglichkeiten die ich hatte um dies zu tun. Ich entschied mich dafür ihn für mich opfern zu lassen, was er allerdings erst später am Tag tun konnte, da ihm die Opfergaben ausgegangen waren und sein Gehilfe noch nicht zurückgekehrt war.


    Ich dankte dem Priester und wandte mich dann wieder meinem Begleiter zu.
    Ich hätte dann hier alles erledigt.

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    Der alte Zopyrus hatte sich den uuuunnnnheimlich langen Weg von einem Ende der Agora zum deren anderen Ende geschleppt und betrat nun das hiesige Officium des Cursus Publicus.
    Chaire, ich habe hier einen Brief von einem Mitglied des Prytaneions der möglichst schnell nach Rom gelangen muss. sagte er und übergab das Schreiben und die entsprechenden Gebühren.



    Officium des Praefectus Annonae
    Roma, Italia


    Praefectus Annonae,
    sei mir gegrüsst.
    Die alexandrinische Volksversammlung übertrug mir für
    dieses Jahr die Verantwortung für das Amt des
    Eutheniarchos und somit auch für die Lieferungen
    des ägyptischen Getreides an Rom.
    Um mein Amt und somit auch meine Verantwortung
    gegenüber der Cura Annonae der Urbs Aeterna gegenüber
    im ausreichenden Masse nachkommen zu können,
    benötige ich Informationen über die momentan in
    Rom benötigten Mengen an Getreide. Nur mit diesen
    Informationen ist es mir möglich die Versorgung beider
    Urbes zu koordinieren und zu gewährleisten.
    Ich möchte dich daher bitten mir die notwendigen
    Informationen schnellstmöglich zukommen zu lassen.



    Iunia Urgulania

    ALEXANDRIA
    ANTE DIEM III KAL AUG DCCCLVIII A.U.C.

    [Blockierte Grafik: http://de.geocities.com/crazylx2000/ImperiumRomanum/heptai/zopyrus.png]
    Zopyrus hatte sich mittlerweile durch einen riesigen Berg von Papyri durchgearbeitet und gönnte sich, als Belohnung für seinen Fleiss, eine kleine Pause. Diese verbrachte er damit, dass er seinen Kopf auf den Tisch gelegt hatte und eingeschlafen war. Der warme Luftzug, der durch den Raum zog hatte seinen Teil dazu beigetragen.


    Der Vormittag war anstrengend und in meinen Augen auch nicht so effektiv genutzt wie er hätte sein können. Das Treffen im Tychaion verlief wie erwartet und ohne grosse Dinge vonstatten gegangen. Auch der anschliessende Gang zur Regia und die Audienz beim Praefecten war nicht von allzugrossen Ereignisse gekennzeichnet und so war ich ein klein wenig genervt als ich meine Amtsräume zum ersten Mal betrat. Die Tatsache, dass ich meinen Schreiber schlafend vorfand trug nicht gerade zur Verbesserung meiner Laune bei. Ich stellte mich vor seinem Tisch auf und schaute auf ihn hinab. An einem anderen Tag hätte ich den armen alten Mann einfach noch ein wenig schlafen lassen, doch heute nicht.
    Und das nennst du arbeiten? Sag mal, wofür bezahle ich dich überhaupt? Sicherlich nicht dafür, dass du hier schläfst!
    Es war weder nett den alten Mann anzuschreien, noch ihm irgendwelche Vorwürfe zu machen, doch irgendwie konnte ich mich in diesem Moment nicht zurückhalten.


    Zopyrus zuckte zusammen, als die schneidende Stimme seiner Herrin an sein Gehör drang. Er zuckte so zusammen, dass er fast aufsprang und sie mit grossen Augen ansah.
    Herrin, du bist zurück... Ich... Es tut mir leid... Es kommt nie wieder vor... stammelte der alte Schreiber vor sich hin. Dann begann er hastig auf dem Tisch Ordnung zu schaffen und schon einige Papyri hin und her.
    Aber ich habe die Aufgaben, die du mir übertragen hast, bereits erledigt. sagte er und präsentierte ihr stolz einen Stapel Papyri und eine Tabula.


    Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich wusste, dass ich dem alten Zopyrus Unrecht tat, wenn ich ihn anschrie, denn er war einer der fleissigsten Männer die ich je kennengelernt hatte, doch es hatte gut getan. Ich liess mir die Papyri und die Tabula reichen und machte mich auf in den hinteren Bereich der Arbeitsräume, dorthin wo ich in meinem eigenen kleinen Arbeitsbereich ungestört arbeiten konnte.

    Auch wenn der Tod natürlich zum Leben gehört, kann ich es sehr gut verstehen, dass man nicht ständig an ihn erinnert werden möchte. Auch die Vorstellung, dass wir nur leben um irgendwann zu sterben ist schon ein kleines Bisschen deprimierend, oder etwa nicht?
    Zumindest empfand ich dies so. Doch mein Gegenüber schien da etwas andere Ansichten zu haben als ich.
    Das sollten wir vielleicht wirklich tun. Du scheinst recht interessante Ansichten zu haben.


    Der einsame Priester war mittlerweile unserer Anwesenheit gewahr geworden und schaute uns an. Ich gab ihn mit einem kleinen Wink den Hinweis, dass er zu uns kommen wollte, denn schliesslich war ich nicht nur hierher gekommen um den Tempel zu bestaunen.