Beiträge von Iunia Urgulania

    Das war dann ja ein sehr dezenter Wink mit der Stadtmauer. Ich versuchte zu sehen, wen er als Strategos im Auge hatte und als ich glaubte es gesehen zu haben, wies ich Artemisia entsprechend an und erhob mich dann langsam und würdevoll, nachdem ich mir noch schnell meine Palla über den Kopf gelegt hatte.
    Ein kurzes Durchatmen, dann erhob ich meine Stimme.

    Bürger Alexandrias, hört mich an!
    Nur wenige von euch werden mich, Urgulania aus der Familie der Iunier, kennen, doch trotzdem hoffe ich auf eure Gunst. Ich möchte euch bitten mir euer Vertrauen auszusprechen und mir die Möglichkeit zu geben, meiner geliebten Heimatstadt Alexandria zu dienen. Im Amt des Eutheniarchos möchte ich euch allen, die ihr die Grösse und Güte dieser Stadt repräsentiert, all das Gute zurückgeben, was mir seit meiner Ankunft hier von allen Bürgern und der Stadt selbst entgegengebracht wurde.
    Ich weiss natürlich, dass ich von euch etwas erbitte, was sehr ungewöhnlich ist. Nicht nur bin ich eine Frau, die euch um eines der Ämter des Prytaneions bittet, sondern dazu bin ich auch noch eine Römerin. Doch glaubt mir wenn ich sage, dass ich eine Römerin bin die ihr Leben hier für nichts gegen jenes in Rom eintauschen würde. In der Zeit die ich nun hier bin, ist mir Alexandria mehr Heimat geworden als es Rom jemals war.

    Ich sprach all dies in meinem besten Griechisch und wäre da nicht der dünne Akzent, hätte man mich vermutlich sogar für eine echte Griechin halten können. Doch ein gewisser Stolz auf meine römische Herkunft war nur gesund und so war ich sogar dankbar für jenen dünnen Akzent.
    Nun hiess es ersteinmal auf Reaktionen warten.

    Von meinem Platz aus hörte ich die Rede des Agoranomos an und musste ein klein wenig schmunzeln, was ich jedoch unterdrückte, schliesslich ging es hier gegen jenen Mann den zu unterstützen ich vor wenigen Minuten zugestimmt hatte. Gleiches galt für meine Begleiter und Begleiterinnen, die sich alle zurückhielten.
    Lediglich einige wenige abfällige Bemerkungen über den Agoranomos konnten sie sich nicht verkneifen. Artemisia konnte sich sogar einige relativ lautstarke Bemerkungen über die mangelnde Männlichkeit des Agoranomos nicht verkneifen, was die Männer in ihrer Umgebung zu lautstarkem Lachen und weiteren abfälligen Bemerkungen über den Mann animierten.


    Ich selbst wartete vorerst ab, denn es galt nicht zu voreilig zu handeln. Als dann Nikolaos zu einer Erwiderung ansetzte erhöhte sich meine Aufmerksamkeit noch ein Wenig.
    Der Blick des Exegetes, als er dem Agoranomos für eine weitere Amtszeit alles Gute wünschte, blieb nicht ohne Wirkung. Ein kleines Zeichen meinerseits und meine Begleiter sowie auch die Reihe der anwesenden Römer begannen, mit mir, in den Jubel seiner Anhänger einzustimmen.
    Das gleiche passierte bei jedem weiteren Jubeln der Anhänger des Exegetes, denn meine Begleiter und Unterstützer lernten schnell.

    Und so soll dir auch meines offen stehen.
    Dann deutete ich ein leichtes Kopfschütteln an.
    Nein, sonst gibt es im Moment nichts. Alles weitere besprechen wir dann bei Gelegenheit.
    Ich verabschiedete mich dann von jenem jungen Exegetes und machte mich wieder auf den Weg zu meinem Platz, denn die Versammlung würde sicherlich in Kürze beginnen.
    Ich erklomm die Reihen und nahm dann meinen Platz zwischen meinen Freunden, Kunden und Unterstützern ein.

    Zitat

    Original von Nikolaos Kerykes
    "Bist du zu einer Zusammenarbeit dieser Art mit mir bereit?"


    Ich überlegte den Bruchteil einer Sekunde und nickte dann. Es gab an diesem Handel nichts auszusetzen und er bot beiden Vorteile, auch wenn der Exegetes sicherlich noch ein paar mehr Vorteile hatte als ich. Doch das war unumgänglich, wollte ich mich nicht an einen anderen Mann wenden, was in Anbetracht der Kürze der verbleibenden Zeit sicherlich hätte schwer werden könne.
    Voll und ganz. Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit mit dir.

    Er kam also direkt zur Sache. Das gefiel mir sehr. Jetzt ging es also nur noch darum mich gut zu verkaufen.
    Ich bin sicher, die Akzeptanz liesse sich erreichen, wenn ein so bedeutender Mann wie du meine Kandidatur unterstützen oder zumindest akzeptieren würde.
    Ich lächelte ein kleines Bisschen.
    Was ich mir von diesem Amt verspreche ist vor allem, dass ich dieser Stadt, die mir seit meiner Ankunft hier zur Heimat geworden ist, dienen kann und ihr ein wenig von dem zurückgeben kann, was sie mir gab.
    Ausserdem denke ich, dass ich für dieses Amt einen gewissen Vorteil mitbringe. Immerhin gilt es als Eutheniarchos einen engen Kontakt mit dem Praefectus Annonae zu halten, und mit Verlaub kann ich sagen, dass ich als Römerin sicherlich in einer besseren Position bin um mit einem römischen Beamten zu verhandeln, denn die Meinung die die meisten Römer von den Alexandrinern habe ist nicht die beste.

    Ich selbst hatte früher auch eine schlechte Meinung von dieser Stadt, doch tat das hier nichts zur Sache.
    Was du dir davon zu versprechen hast hängt ganz von dir ab. Nenne mir deine Wünsche und ich sage dir ob ich sie erfüllen kann.
    Da ich vermute, dass du heute erneut für ein Amt kandidieren wirst, biete ich dir darüber hinaus auch die Stimmen, über die ich verfügen kann, an. Es mögen nicht viele sein, aber ein paar bedeutende Männer zähle ich zu den Kunden meines Hauses und biete dir ihre Stimmen.

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    Artemisia nickte, verneigte sich leicht und eilte dann davon um Urgulania zu informieren.



    Offentsichtlich hatte mein Angebot an den Exegetes ein Stück weit sein Ziel erfüllt. Artemisia informierte mich, dass er mich persönlich sprechen wollte und so machte ich mich auf den Weg zu ihm. In aller gebotenen Würde, aber dennoch relativ eiligen Schrittes, schritt ich hinunter in die orchestra und näherte mich dem Exegetes.
    Chaire Exegetes. Urgulania von den Iuniern. Meine Angestellte sagte mir, dass du mein Anliegen gerne direkt besprechen möchtest.

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    Artemisia war diese Art der Reaktion nicht unbekannt, daher ignorierte sie dies weitestgehend. Ausserdem hatte sie auch nur eine kurze Aufgabe zu erledigen und konnte sich dann wieder an ihren Platz begeben.
    Verzeih bitte, dass ich dich so unvermittelt ansprach, aber meine Arbeitgeberin, die Dame Urgulania von den Iuniern... sie deutete auf die sitzende Römerin ...schickt mich zu dir. Sie bat mich dir diese Nachricht zu übergeben.
    Sie holte eine Papyrusrolle hervor und übergab sie dem Exegetes.


    Nikolaos Kerykes,
    sei mir gegrüsst.
    Ich hoffe du erinnerst dich an mich, jene unbedeutende Rhomäerin,
    die dich aufsuchte um dich um deine Unterstützung bei der Bekanntgabe
    ihrer Proxenie bat.
    Heute möchte ich dich erneut um einen Gefallen bitten. Meine Anwesenheit
    hier bei der Ekklesia ist nicht rein zum Vergnügen, sondern entspringt dem
    Wunsch meiner neuen geliebten Heimat dienen zu dürfen.
    Da eine unbedeutende Frau wie ich dies jedoch nciht aus eigenem
    Antrieb heraus schafft, möchte ich dich um deine Unterstützung bitten.
    Gewähre mir deinem Hilfe und ebne mir den Weg in eines der Einstiegsämter
    des Prytaneions, vorzugsweise das des Eutheniarchos,
    und dir wird mein ewiger Dank gewiss sein. Natürlich wird sich
    dieser Dank nicht nur in Worten ausdrücken sondern auch
    eine von dir gewünschte Form annehmen.


    In Begleitung meiner Geschäftspartnerin Archidameia, meiner Angestellten Artemisia (der einzigen Bürgerin die für mich arbeitete) und einiger befreundeter Alexandriner und auch wichtiger Kunden erreichte ich das Theatron. Ich hatte es bisher leider nie wirklich geschafft während einer kompletten, wichtigen, Ekklesia anwesend zu sein, doch heute war es mir ein Bedürfnis hier zu sein. Das Recht dazu hatte ich und so gingen wir durch die, noch wenig gefüllten Reihen, dorthin, wo sich mithin die wenigen Römer einfanden die tatsächlich ein Interesse an der Ekklesia hatten.
    Ich setzte mich, nachdem ich einige Worte mit meinen Landsleuten (von denen auch einige meine Kunden waren) gewechselt hatte, an den Rand des 'römischen Blocks', so dass meine nicht-römischen Begleiter trotzdem in meiner Nähe bleiben konnten.
    In der orchestra erblickte ich den Exegetes und machte Artemisia darauf aufmerksam. Diese nickte und erhob sich erneut (was den Unmut einiger Umsitzender auf sie zog) um dann nach unten zu jenem Amtsträger zu eilen, dem sie sich dann vorsichtig näherte.


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    Verzeih, aber du bist doch der noch amtierende Exegetes Nikolaos Kerykes, nicht wahr?

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    Die Damen hatten es sich bereits im Triclinium gemütlich gemacht und warteten nun auf den Kunden und seine Geschäftsfreunde. Harmonia lag auf einer der Klinen, ihr schmaler Körper war nur von einer dünnen weissen Seidentunika verhüllt und an ihren Armen klimperten mehrere grosse goldene Armreifen.
    Roxana hatte sich für ein einfaches, aber stilvolles rotes Kleid entschieden, dass an beiden Schultern von grossen silbernen Broschen zusammengehalten wurde. Ihre Ohren zierten, zu den Broschen passende, Ohrringe. Sie hatte sich in einen bequemen Sessel niedergelassen und beobachtete Harmonia mit einem Lächeln.
    Spargapises stand an der halbgeöffneten Tür zum Garten und schaute hinaus. Ein leichter Wind kam hinein und ihr Kleid, ein weites, grün-gefärbtes Seidengewand, flatterte leicht an ihrem Körper. Um ihren Hals trug sie eine lange Perlenkette, die locker zwischen ihren Brüsten hing.
    In einer Ecke des Raumes sass ein kleines Mädchen und spielte bereits leise auf einer Flöte, was den Raum mit sanfter Musik füllte.
    Nun hiess es nur noch warten bis der Kunde kam. Es sollte nicht mehr lange dauern.

    Die für den Abend eingeteilten Damen, Harmonia, Roxana und Spargapises hatten sich mit zwei Skavinnen in das zurückgezogen und waren damit beschäftigt sich für die Gesellschaft herzurichten.
    Während Harmonia sich noch im Wasserbecken in der Mitte des Raumes räckelte, waren Roxana und Spargapises bereits mit den weiteren Schritten der Vorbereitungen beschäftigt. Roxana und ihre Ornatrix versuchten sich auf eine ansprechende Frisur zu einigen, was sich ob der Wünsche der Dame jedoch heute wieder einmal als recht schwierig erwies.
    An einem anderen Schminktisch, vor einem recht grossen Silberspiegel, sass Spargapises. Ihr Haar war bereits hergerichtet - sie hatte sich dazu entschieden es offen zu tragen - und so kümmerte sie sich bereits um die Schminke. Ihre dunke Haut wollte sie nicht unter einer dicken Schicht aus weisser Kreide verstecken, denn sie war davon überzeugt, dass sie gerade ihre Hautfarbe interessant und attraktiv machte. So hatte sie sich entschieden auf große Schminkaktionen zu verzichten und liess sich lediglich etwas sanftgrünen Lidschatten auftragen und ihre Lippen mit wenig purpurner Farbe schminken.
    Eine weitere Sklavin kam in der Zwischenzeit in den Raum. Mit sich brachte sie ein grosses Tablett voller Schmuckstücke, dass sie auf Spargapises' Schminktisch abstellte. Sie wurde kaum beachtet und verliess den Raum recht zügig. Allerdings nur um einige Minuten später zurückzukehren. Diesmal in Begleitung einer weiteren Sklavin mit der sie zusammen einen grossen Korb herbeibrachte. Sie stellten ihn ab und holten dann aus diesem mehrere Kleider, die sie fein säuberlich auf einen bereitstehenden Kleiderständer hängten. Dann gingen sie wieder.

    Ich nickte und lächelte.
    Dann möchte ich dich auch nicht weiter von deiner Arbeit abhalten. Ich bin mir sicher, dass wir uns beim Essen sehen und falls ich etwas brauchen sollte, so wende ich mich vertrauensvoll an dich.

    Ich nickte leicht. Das klang für mich nach einer guten Idee, vor allem weil es weitere Besuche der Iunier bei dem Beamten unterbinden würde.
    Ich bin sicher, dass er dir dies gewähren wird. Er wirkte auf mich wie ein sehr vernünftiger Mann.

    Das war dann wenigstens eine Frage, die ich beantworten konnte, hatte ich mich doch erst vor kurzem selbst darum gekümmert.
    Dabei kann ich dir in der Tat helfen, denn ich hab mich erst vor ein paar Tagen selbst darum gekümmert, dass die Stadtverwaltung mich entsprechend in ihren Aufzeichnungen führt.
    Du musst dich an einen der städtischen Beamten wenden, am besten an den Exegetes, der hat mir selbst auch recht schnell und unaufwendig geholfen.

    Ich schüttelte leicht den Kopf.
    Zu meiner Zeit dort war es nicht möglich, da schlicht und ergreifend ein entsprechender Iurist fehlte. Also zumindest ein Experte für das römische Recht war damals nicht da. Es kann aber durchaus sein, dass sich das mittlerweile geändert hat. Da wirst du einfach nachfragen müssen.

    Ich nickte leicht. Konnte es wirklich sein, dass er davon nichts wusste? Ich war mir nicht ganz sicher, aber ich meinte mich daran zu erinnern, dass auch seine Legio in die Ermittlungen eingebunden war. Doch wirklich sicher war ich mir nicht.
    Ja. Der Epistratos war nachts tot in einem Brunnen im Park des Museions gefunden worden. Es war ein riesiger Aufruhr hier in der Stadt, denn wie du sicherlich weisst ist das Amt des Epistratos ein sehr wichtiges und für die Bürger hier von grosser Bedeutung.

    Ich war dort lediglich eine einfache Schreiberin und fristete ein ruhiges Dasein im Vorzimmer des Epistratos. Es war keine sonderlich fordernde Aufgabe, aber zumindest gab es eine freie Unterbringung in den Räumen des Museions. Nach dem Mord am alten Epistratos habe ich meine Arbeit dort jedoch niedergelegt.
    Ich lächelte leicht, denn die Arbeit dort hatte mir durchaus gefallen und vor allem waren viele der dort arbeitenden und lebenden Menschen höchst interessente Persönlichkeiten und manche von ihnen waren tatsächlich nett gewesen.

    Der schnelle und plötzliche Themenwechsel war ganz in meinem Sinne und so beeilte ich mich seine Frage zu beantworten, bevor er doch noch auf die Idee kommen würde das vorherige Thema weiter zu ergründen.
    Wie lange genau weiss ich schon gar nicht mehr.
    sagte ich.
    Ich glaube, ich bin in etwa um die Zeit rum hier angekommen, als der neue Statthalter hier eintraf. Ich hab zuerst eine Weile im Museion gelebt und gearbeitet.

    Schon seit einigen Stunden liefen die Vorbereitungen für die erste grössere Veranstaltung, die hier stattfinden würde. Ein örtlicher Kaufmann hatte einen der Speiseräume angemietet um dort seine Geschäftspartner zu verköstigen und unterhalten zu lassen.
    Geschäftiges Treiben hatte am Vormittag die Küchensklaven erfasst, als die Köchin begann sie durch die Culina zu scheuchen um das Essen vorzubereiten. Es wurde nur eine Hand voll Männer erwartet, aber dennoch gab es viel zu kochen, denn der Kunde hatte viele verschiedene Gerichte gestellt mit denen er seine Geschäftspartner beeindrucken wollte.
    Am anderen Ende des Hauses waren andere Sklaven damit beschäftigt, das Triclinium zu säubern und zu dekorieren. Dies geschah unter den strengen Augen von Archidameia, ihres Zeichens Teilhaberin und Verwalterin dieses Hauses. Die Dame war schwer zufrieden zu stellen und so hatten die Sklaven eine Menge Kummer damit, alles so zu arrangieren wie sie es wollte. Doch als es dann endlich fertig war, waren alle erleichtert. Der Abend konnte kommen, zumindest von den räumlichen Gegebenheiten her.


    Etwas anders sah das Ganze zu diesem Zeitpunkt jedoch noch im Balneum aus, wo sich die für den Abend eingeteilten Damen bei ihren Verschönerungsarbeiten keineswegs zur Eile zwingen lassen wollten.

    Geschäfte.
    war meine knappe Antwort. Viel mehr wollte ich dazu nicht sagen, denn es war ja auch nicht so, dass ich all meine kleinen Geheimnisse verraten musste.