Beiträge von Iunia Urgulania

    Ich überlegte einen kurzen Moment, welchen Centurio sie meinte, denn mir hatte sich niemand als Centurio vorgestellt. Doch dann dämmerte es langsam.
    Wie ist sein Name? fragte ich, denn man musste ja sehen, welche Kreise sich für die Kleine interessierten.

    Als Varilia meine Hand streichelte legte ich meine zweite Hand auf die ihre und hielt sie fest.
    Naja, allein bist du sicherlich nicht. Es gibt hier doch jede Menge Sklaven und Angestellte.
    Ich war mir sicher, dass Varilia wirkliche Einsamkeit gar nicht kannte, schliesslich war sie in einem wohl behüteten Haus aufgewachsen und lebte stets mit vielen Menschen unter einem Dach. Ich lächelte sie an.
    Jetzt bin ich ja hier, dann wird das mit den Männern auch klappen. Glaube mir, ich kenne mich da aus.
    Es war schliesslich mein Beruf und daher war ich mir sicher, dass das kein Problem sein würde.

    Ich schmunzelte etwas und betrachtete meine kleine Cousine. Es war schön sie zu sehen und ich fühlte mich schon fast wie zuhause, auch wenn am Rande meiner Gedanken schon wieder die Sorgen aufzogen.
    Davon bist du ja mittlerweile weit entfernt. Gut siehst du aus, Kleines. Dir laufen die heiratswilligen Männer sicherlich hinterher.
    Ich beendete mein Essen und liess mir noch etwas Wasser geben, dass dem Essen in meinen Magen folgte.
    Wer ist denn noch alles hier? Der Statthalter sagte was von Silanus?

    Ich nickte während ich mich bequem an die Kissen anlehnte. Hoffentlich hatte Varilia Recht, denn ich hatte nicht sonderlich viel Lust auf ewig an das Bett gefesselt zu sein. Dafür gab es viel zu viel zu tun.
    Ich hoffe du hast Recht. sagte ich. Als die Sklavin mit dem Essen wiederkam, machte ich mich daran langsam zu essen. Es schmeckte gut, aber ich glaube in dieser Situation hätte mir fast alles geschmeckt.
    Seit wann bist du eigentlich in Alexandria? fragte ich. Das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben, war doch in Hispania, oder?

    Ich nickte, hatte aber keinen anderen Wunsch als aufzustehen, denn mittlerweile schmerzte mein Rücken ein wenig. Doch wenn der Medicus mir Ruhe verordnet hatte, dann würde ich mich fügen.
    Andererseits gab es soviel zu erzählen, so viel zu fragen. Und Hunger hatte ich.

    Kannst du mir etwas zu Essen holen lassen?

    Ich blinzelte und wandte mich der wage bekannten Stimme zu. Auf meine alten Tage hatte man ja sowieso schon Probleme damit Menschen zu erkennen, doch heute war das alles noch viel schlimmer, immerhin war ich gerade erst aufgewacht. Ich versuchte zu lächeln.
    Varilia? Bist du das? fragte ich mit etwas zittriger Stimme.

    Ungezählte Stunden später erwachte ich aus meinem langen Schlaf. Langsam und vorsichtig schlug ich die Augen auf und blinzelte ein wenig, bevor ich mich umsah. Ich wusste nicht wo genau ich war, lediglich, wo man mich hinbringen sollte. Und wenn die Anweisungen des Praefecten korrekt ausgeführt worden waren, musste ich mich nun im Haus meiner Familie befinden.
    Kaum hatte ich die Augen geöffnet, war auch eine Sklavin, die scheinbar die ganze Zeit im Zimmer rumgestanden hatte, zu mir gekommen und lächelte mich ein wenig an.

    Wasser...
    sagte ich und die Sklavin verschwand nach einem knappen Nicken aus meinem Blickfeld, um wenige Augenblicke später mit einem Becher Wasser zurückzukommen. Sie gab mir den Becher und ich trank vorsichtig.

    Wie ein grosser Sack Weizen liess sich mein bewusstloser Körper durch die Gegend tragen und auf dem Bett platzieren. Die einzige Reaktion, die ich zeigte, war ein kurzes Stöhnen als ich abgelegt wurde. Das Mittel, dass der Medicus mir verabreicht hatte, tat seine Arbeit und ich schlief tief und fest. Wann ich wieder aufwachen würde, wussten nur die Götter und der Medicus.

    Die Erklärungen des Praefecten waren mir recht egal, denn ich wollte nur schlafen. Das Mittel des Medicus begann wieder zu wirken und ich fühlte den Schlaf über mich kommen.
    Ich danke dir. war das einzige, was ich noch sagte, bevor ich wieder in den Schlaf abglitt.

    Das war doch unfassbar. Ich lag hier, offensichtlich am Rande der Bewusstlosigkeit und durch die Ereignisse stark mitgenommen und dieser Mann fragte mich nach einem Verwandten. Ich seufzte leise und nickte.
    Mein Vetter trägt diesen Namen und sein Sohn ebenfalls. Ich vermute du meinst letzteren.
    Ich hustete ein Wenig. Ich sehnte mich nach etwas trinkbarem und etwas zu essen. Und Schlaf. Doch alles würde mir sicherlich erst gewährt werden, wenn die Neugier des Praefecten befriedigt war.
    Es war eine nicht allzugrosse Karawane. Ich glaube zehn dieser komischen Wüstenreittiere und ungefähr fünfundzwanzig Personen. Darunter ausser mir auch einige andere Römer.
    Ein weiteres Husten, dann ein Seufzen.
    Ich weiss nicht wer die waren. Sie kamen in der Nacht, zerstörten unser Lager, trieben alle zusammen. Nur ich und ein Junge konnten entkommen.
    Hatte man mir etwas angetan? Naja, abgesehen davon dass man mir alles genommen und mich mitten in der Wüste zurückgelassen hatte, eigentlich nicht.
    Nein, mir wurde nichts angetan.

    Ich war mir nicht sicher, ob ich das alles nur träumte, doch hoffte ich, dass dem nicht so wahr. Ich blinzelte und versuchte das gehörte zu sortieren. War ich nun wirklich doch bei jenem Mann, den ich so dringend sehen wollte? Konnte es wirklich so sein? Der Name den er nannte, stimmte zumindest und von meinen kurzen Rundblick her konnte es durchaus sein, dass ich tatsächlich im Palast war.
    Ich richtete mich leicht auf.

    Urgulania aus dem Hause der Iunier, Tochter des Lucius Iunius Cotta, Enkelin des Lucius Iunius Ursus.
    Ich war mir natürlich sicher, dass dem Praefecten keiner dieser Namen etwas sagen würde, doch wollte ich sicher gehen, dass meine Abstammung einigermassen überzeugend vorgebracht wurde.
    Meine Karawane wurde auf dem Weg nach Paraetonium überfallen.

    Wie von göttlicher Hand getragen war ich plötzlich auf der bereitgestellten Liege. Ich hatte nicht mitbekommen, wie ich hier hereingetragen wurde, schlug jedoch praktischer Weise genau in diesem Augenblick meine Augen auf.
    Ich schaute mich um, blinzelte. Noch immer schwach fragte ich mit dünner Stimme:

    Wo bin ich?

    Und da ich ja durch den Medicus ein nicht schwaches Schlafmittel verabreicht bekam, bekam ich von all dem nicht sonderlich viel mit. Schon der Transport aus dem Iatreion heraus in die Sänfte war für mich eher wie ein verträumter Prozess, als dass ich wirklich etwas davon mitbekam. Und als ich dann in der schaukelnden Sänfte lag, war der Weg in den tiefen Schlaf nicht sonderlich weit. Innerlich hoffte ich, dass wenigstens irgendjemand wusste, was hier getan wurde. Und ich fragte mich, ob der Junge wohl auch in der Nähe war, hatte ich ihn doch schon länger nicht mehr gesehen.