Beiträge von Iunia Urgulania

    Dezent, würdevoll, lächelnd. Mit diesen drei Worten hätte man die Art und Weise beschreiben können, in der ich mich aufrichtete und die Stimme erhob.
    Bürger Alexandrias!
    sagte ich mit ruhiger, aber durchaus kräftiger und fester Stimme.
    Ich möchte euch ebenfalls einen Kandidaten vorschlagen. Und zwar einen für das Amt des Strategos. Thimótheos Bantotakis, Sohn des Kyriákos und der Leándra, ist meines Erachtens ein geeigneter Mann für dieses Amt. Er mag vielleicht etwas jung erscheinen und in manchen Dingen auch etwas unerfahren sein, aber dennoch bin ich davon überzeugt, dass er in der Lage ist, die alexandrinische Stadtwache zu führen und für die Sicherheit aller Bürger der Polis zu sorgen.
    Ich blickte zu Thimótheos und ermutigte ihn sich zu erheben.

    Es war soweit. Das erste Schiff näherte sich, geleitet von einem Lotsenboot, dem Kai und wurde von hastigen Seemannshänden festgemacht. Ein Holzsteg wurde vom Schiff zur Kaimauer gelegt und der Kapitän trollte sich hinüber, während im Hintergrund bereits die Getreidesäcke zum Steg gebracht wurden.


    Ich beobachtete das Anlegen des Schiffes aufmerksam und hoffte inständig, dass die Legionäre alles unter Kontrolle halten würden. Als der Kapitän das Schiff verliess und sich umsah, gab ich ihm mit einem Wink zu verstehen, dass er zu mir kommen sollte. Er nickte leicht um kam zu meinem Tisch, vor dem er sich aufbaute. Nach einigen kurzen Worten des Grußes legte er mir einige Papyri vor. Ich sortierte sie kurz und übergab eine Liste, die eine genaue Aufstellung aller geladenen Säcke und ihrer Bestimmungsorte enthielt, an Thimótheos. Ein weiteres Papyrus, mit einer Versicherung des Kapitäns, dass weder er noch seine Besatzung sich an den Säcken zu schaffen gemacht hatten, reichte ich an einen der anderen Schreiber.
    Ich selbst signierte den Empfang des Getreides, worauf der Kapitän kurz zum Schiff winkte, damit mit dem Abladen begonnen werden konnte.

    Thimótheos, sortiere das Getreide und sorge dafür, dass alles in die richtige Richtung abtransportiert wird, wenn es abgeladen ist.
    gab ich als kurze Anweisung, während der Kapitän sich verabschiedete und zu seinem Schiff zurückging.

    Zitat

    Original von Valeria Amatia
    "Das klingt nach sehr viel Verantwortung. Respekt einer jeden Frau, die sich an ein Amt traut, in dem sie viel mit Männern zu tun hat. Ich nehme mal an, das wird der Fall bei dir sein. " Hätten auch die anderen Männer dem Gespräch zugehört, hätte sie das wahrscheinlich nicht angesprochen, so sprach sie nur in etwas gedämpfterem Ton weiter: "Ich stelle es mir nicht einfach vor. Sie lassen sich ja meistens nur schwer etwas von Frauen sagen, noch dazu von fremden."


    Es ist auch nicht unbedingt immer einfach. Was die ganze Angelegenheit jedoch auf jeden Fall etwas erleichtert ist die Tatsache, dass ich meist mit griechischen Männern zu tun habe und selbst Römerin bin. Zu einem gewissen Mass sind die Alexandriner durchaus unterwürfig, auch wenn ich nur eine Frau bin.
    sagte ich teils scherzhaft.

    Ich betrat das Theatron fast allein, lediglich mein alter Schreiber Zopyrus schlurfte hinter mir her. Ich wusste, dass ich bei dieser Versammlung als Römerin sicherlich nicht viel zu lachen hatte und fürchtete sogar ein wenig um meine geplante Wahl, auch wenn ich mir sicher war, dass ich auf Nikolaos Fähigkeiten als Demagoge vertrauen konnte. Aber dennoch hatte ich beschlossen ein kleines Zeichen der Demut zu setzen indem ich in aller Bescheidenheit und ohne grosses Gefolge herkam.
    Ich gesellte mich, mit verhülltem und leicht gesenktem Haupt zu meinen Mitprytanen und grüsste sie mit einem freundlichen Lächeln.

    Ich bin sicher, einer der Bibliotheksverwalter wird irgendwo in den Tiefen der Bibliothek ein paar nette Kochbücher versteckt haben.
    sagte ich schmunzelnd und musste lachen ob der Vorstellung, wie einer dieser altehrwürdigen Männer heimlich mit einem Bündel Kochbücher unter dem Arm durch die Gänge schlich.
    Ich fühle mich gesättigt und gestärkt. Und geschmeckt hat es darüber hinaus auch noch. Ich bin sicher, es gibt genügend Philosophen, die sagen würden, dass es fast schon verschwenderisch üppig war.

    Du kommst genau richtig.
    sagte ich zu Thimótheos, als dieser abgehetzt an meinem Tisch ankam und deutete dann in jene Richtung, an der die Schiffe ihren Weg in den Hafen suchten.
    Ich schätze mal es dauert nur noch wenige Minuten, bis du anfangen kannst Getreidesäcke zu zählen.
    Als dann eine weitere Einheit der Legion eintraf, war ich zuerst ein wenig verwundert, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass es zu einer solch grossen Präsens kommen würde. Doch als der Centurio mir mitteilte, dass er hier war um die Reiter abzulösen, war ich erleichtert und nickte freundlich.
    Salve Centurio. Du kommst genau richtig um deinem Kollegen den Spass abzunehmen.
    sagte ich mit einem weiteren angedeuteten Wink zu den eintreffenden Schiffen.
    Das Getreide wird gleich von dort...
    ich deutete auf den Kai.
    ... nach dort gebracht und dann später auf die Getreidespeicher verteilt.
    dabei deutete ich auf jenen abgesperrten Bereich, wo mittlerweile auch die Kinder vertrieben worden waren.
    Ich bin sicher, du hast Erfahrung mit solchen Situationen und wirst deine Männer entsprechend anweisen und einsetzen.
    Es war eine nüchterne Feststellung und auf gar keinen Fall überheblich oder ironisch gemeint, aber sie war getrieben von dem Wissen, dass nicht mehr allzuviel Zeit für grosse Vorbereitungen blieb, da das Getreide verloren wäre, wenn es an einem ungesicherten Kai eintreffen würde und die Bettler Zugang erlangen konnten.

    Was ich zu dieser Sache zu sagen hatte war recht einfach, denn es war nichts. Es war mir vollkommen recht die Volksversammlung auf jenen Tag anzusetzen und das der Strategos seine Ermittlungen fortsetzte war mir ebenfalls recht, auch wenn ich mir sicher war, dass sein Nachfolger dies ebenso sorgfältig tun würde.

    Den Spott in der Stimme des Decurios ignorierte ich und machte mir unterdessen eine kurze Notiz, dass ich mit Lucius über den Mann sprechen sollte, denn ich hatte das Gefühl, dass er ein wenig lang in der Sonne des neuen Legionspraefekten gestanden hatte, so dass dessen Abneigung gegen alles was mit der Stadtverwaltung zu tun hatte auf ihn abgefärbt war.
    Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit einem meiner Schreiber zu, der mir die letzten Nachrichten, die aus Schedia eingetroffen waren, nocheinmal vorlas. Mein Blick wanderte derweil zum Horizont, dorthin, wo ich hoffte bald das erste Schiff erblicken zu können.




    Der Konvoi der Getreideschiffe erschien zwar noch nicht am Horizont, aber dennoch waren die ersten Schiffe schon fast an ihrem Ziel angekommen. Es würde nur noch etwa eine halbe Stunde dauern, bis das erste Schiff anlegen und man mit dem Löschen der Ladung beginnen konnte. Der Kapitän des ersten Schiffes freute sich nicht sonderlich darüber, denn seiner Erfahrung nach artete das Entleeren der Schiffe meist zu einem kleinen Chaos aus, wenn die hungrigen Bettler versuchten irgendwie an das Getreide ranzukommen. Doch noch hatte er etwas Ruhe und konnte sich auf den folgenden Stress vorbereiten.




    Aufmerksam beobachtete ich den Horizont und suchte immer wieder nach Anzeichen für die Schiffe. Fast glaubte ich schon, dass ich mir Sorgen machen musste, als dann doch endlich das erste Schiff zu erkennen war. Es bog um die letzte Biegung des Kanals und war daher nur noch wenige Minuten von meinem Standort entfernt. Jetzt würde es also ernst werden. Ich wies meine Leibwächter an, mich und meinen Tisch unter allen Umständen von allzu aufdringlichen Bürgern abzuschirmen und sortierte noch ein letztes Mal die Dokumente auf dem Tisch. Voller Spannung beobachtete ich, wie ein kleines Lotsenboot durch das Hafenbecken gesteuert wurde um das erste Schiff in Empfang zu nehmen und an den richtigen Ankerplatz zu begleiten.
    Die Tagelöhner bereiteten sich nun ebenfalls darauf vor, dass sie gleich endlich ihrer Arbeit nachgehen konnten und es war mehr als nur ein glücklicher Ausruf zu hören.
    Ich blickte kurz in jene Richtung, in der der Decurio sich mit seinen Männern aufhielt und hoffte, dass der junge Mann wusste was er tat, denn das letzte was ich jetzt gebrauchen konnte, war ein römischer Offizier, der meinte er müsse Alexandrinische Bürger schickanieren oder ähnliches.

    Zitat

    Original von Valeria Amatia
    Wobei die Erzählungen über die Stadt hier eigentlich auch alles andere als entspannend waren.
    "Und ich dachte, hier wäre es ruhiger und ungefährlicher als in Rom", kommentierte sie sie mit großen Augen.
    "Ich hatte ja mit Juden glaube ich noch gar nicht zu tun. Obwohl es in Rom ja auch einige von denen geben soll, aber die halten sich glaub ich vor allem unter ihresgleichen auf.
    Darf ich fragen was du machst? Deine Arbeit?"


    Alexandria ist weder gefährlicher, noch ungefährlicher als Rom. Wie in Rom auch, muss man nur wissen, in welchen Teilen der Stadt man sich problemlos aufhalten kann und in welchen nicht. Aber eigentlich passiert hier selten etwas, zumindest Römern, was zu einem Teil auch sicherlich der engagierten und effektiv arbeitenden Stadtwache zu verdanken ist.
    Bei diesem Kommentar blickte ich sehr kurz und möglichst auffällig unauffällig zu dem Terentier, der sich - Cleonymos' Berichten zufolge - so vehement gegen den Strategos und seine Männer wehrte.
    Natürlich darfst du das fragen.
    sagte ich dann, als ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Amatia richtete.
    Die Ekklesia, also die Alexandrinische Volksversammlung, hat mir das Amt des Eutheniarchos übertragen. In dieser Funktion bin ich verantwortlich für die Verwaltung und Verteilung des Getreides, das aus der gesamten Provinz hierher kommt.

    Ich nickte leicht und lächelte.
    Dann werde ich dich in den nächsten Tagen einmal dort aufsuchen. Vielleicht habe ich ja Glück und du entdeckst doch den kleinsten Funken von Talent in mir.
    sagte ich scherzend und wandte mich dann kurz an ihren Verlobten.
    Ja, es handelt sich tatsächlich um Strausseneier. Allerdings muss ich gestehen, dass ich sie selbst noch nie gegessen habe, aber unser Koch versicherte mir, dass sie vorzüglich sein sollen.

    Ich verfolgte das Gespräch zwischen Axilla und dem Terentier relativ aufmerksam, unterdrückte jedoch gewisse Äusserungen, die sich in mir regten. Aus Gesprächen mit meinen Mitprytanen wusste ich um die Meinung des Praefecten über die Bewohner Alexandrias und auch mein eigenes Treffen mit ihm hatte nicht dazu beigetragen, dass ich eine sonderlich hohe Meinung von ihm hatte.
    Natürlich wusste ich, dass Alexandria von uns faktisch besetzt war und die Autonomie, die die Stadtverwaltung genoss ein grosses Geschenk war, aber dennoch war ich der Meinung, dass die hier lebenden Griechen dieses Geschenk eigentlich verdient hatten. Ich selbst war auch der Meinung, dass die Erweiterung der Stadtwache, die Cleonymus vorrantrieb, nicht unbedingt unbedenklich war, aber dennoch brachte ich meinen griechischen Mitbürgern ein gewisses Mass an Vertrauen entgegen.

    Das Viertel, dass du auf keinen Fall allein betreten solltest, ist das Delta.
    sagte ich an Amatia gewandt.
    Denn dort leben die Juden und denen würde ich nur soweit trauen, wie ich sie sehen kann. Die Ägypter im Rhakotis würden dir zumindest durch einen frontalen Angriff die Chance geben davonzulaufen oder um Hilfe zu rufen, aber die Juden im Delta erschlagen dich hinterhältig von Hinten.
    Ich hatte Juden noch nie gemocht, aber seit mich meine Arbeit in alle Teile der Polis brachte, mied ich sie noch mehr, denn allein die merkwürdige Sprache dieses Volkes jagte mir einen Schauer über den Rücken.

    Zitat

    Original von Penelope
    “Werte Eutheniarche, du musst bestimmt nicht neidisch sein. Vielmehr blicke ich immer bewundernd auf diejenigen, die sich so gut für unsere Polis einbringen können. Die Aufgaben der Pyrtanen sind sicher bedeutender als die einer Musikerin.“
    “Und ich denke nicht, dass du zu alt bist, beileibe nicht. Wenn du möchtest, wäre es mir eine Freude, dir das ein oder andere beizubringen. Natürlich, wenn deine Zeit es erlaubt, denn die Anliegen der Stadt beanspruchen sicher viel deiner Zeit.“
    [...]
    “Kithara spielen ist zumindest ungefährlicher als Sport. Das schlimmste, was dort passieren kann, sind blutende Fingerspitzen, wenn man das Plektron vergessen hat“


    Du überschätzt meine Bedeutung für die Stadt. Als Eutheniarchin bin ich zwar nominell für die Getreideversorgung zuständig, aber wenn man es genau nimmt sind es andere, die die wirkliche Arbeit machen. Ich deligiere nur. Thimótheos kann dir bestätigen, dass ich ohne die fleissigen Helfer, wie ihn, sicherlich völlig aufgeschmissen wäre.
    sagte ich mit einem kleinen Lachen.
    Ich würde dein Angebot gerne annehmen, wenn du dir zutraust einer alten Frau wie mir etwas beizubringen.
    Die Sache mit der Gefährlichkeit von Sport und Musik kommentierte ich nicht weiter.



    Die Tür des Tricliniums wurde geöffnet und zur Eröffnung des Essens wurden die ova dura hereingetragen. In diesem speziellen Fall handelte es sich um die Eier von Hühnern und Straussen, die gemeinsam auf einer grossen Platte serviert wurden. Um vier Strausseneier, die halbiert worden waren, war eine Vielzahl von Hühnereiern arrangiert. In der Mitte der Platte befand sich ein Schälchen mit Garum zum Würzen der Eier.
    Die Platte wurde auf den Tisch in der Mitte des Tricliniums gestellt und die Sklaven zogen sich zurück.



    Ich beobachtete die Sklaven einen kurzen Moment lang beim Servieren und als sie wieder weg waren, sagte ich
    Bitte, meine Freunde, lasst es euch schmecken.
    Natürlich war das dargebotene bisher noch nicht sonderlich luxuriös, doch ich selbst bevorzugte in der Regel eine relativ einfache Küche, auch wenn natürlich die Präsentation trotzdem stimmen musste.

    Zitat

    Original von Marcus Achilleos
    "Nun ja, man kann das sicher auch schöner anrichten. Allerdings bin ich eher der Meinung, dass Essen etwas Praktisches ist und deshalb auch nicht allzu künstlerisch aufgearbeitet werden braucht. So lang es gesund ist, halbwegs schmeckt und satt macht... möglicherweise bin ich in den Jahren der Rückreise hierher etwas anspruchslos geworden."
    Ich zuckte mal wieder mit den Schultern.
    "Kann ich dir eventuell einen Löffel für den Reis bringen? und schmeckt es dir überhaupt?"


    Ich schüttelte leicht den Kopf.
    Nein, das wird nicht notwendig sein. Ich werde es schon schaffen ihn mit den Stäbchen zu essen, oder bei dem Versuch verhungern.
    sagte ich lachend.
    Aber ich finde nicht, das Essen nur etwas Praktisches ist. Natürlich erfüllt es einen Zweck, indem es uns satt macht und bei Kräften hält. Aber vor allem finde ich, das Essen auch der Entspannung dient. Und das es eine gesellschaftliche Komponente gibt, ist jawohl unbestreitbar.

    Nun ja, wie sagt man doch gleich? Das Auge ist mit. Und wenn wir ehrlich sind, so gut es auch schmeckt, ein Augenschmaus ist dies hier nicht.
    sagte ich und deutete auf den Inhalt meiner Schüssel.
    Für den Reis wäre ein Löffel wiederum sehr praktisch. Immerhin wollen wir ja nicht, dass das Essen zu einer reinen Geschicklichkeitsübung wird. Zumal ungeschickte Menschen dann bei Zeiten verhungern würden.

    Ich musste lachen und prompt purzelte der Fisch, den ich etwas verkrampft zwischen den Stäbchen eingeklemmt hatte, zurück in die Schüssel.
    Ich befürchte, dann sollte ich nur noch mit Stäbchen essen, denn größere Geschicklichkeit wäre wirklich etwas, das ich brauchen könnte.

    Als Römerin, die ich ja nun einmal unbestreitbar war, traf es mich tief ins Herz, dass der Statthalter dieser Massnahme zugestimmt hatte. Ich hatte nichts gegen den Strategos oder die Bevölkerung der Polis, aber dennoch hatte ich gewisse Vorbehalte dagegen sie zu bewaffnen. Natürlich hätte ich diese Vorbehalte im Rahmen einer Sitzung des Koinons nie offen zugegeben und so konnte man sie auch auf meinem Gesicht nicht erkennen.
    Stattdessen sah man dort ein wohlwollendes Lächeln das von einem zustimmenden Nicken begleitet wurde.

    Zitat

    Original von Penelope
    “Es ist sehr schön dort, wenn auch anders, als erwartet. Bislang habe ich noch kaum Schüler, dafür aber habe ich selbst viel Zeit, zu musizieren. Und ich habe damit begonnen, alten Gedichten neue Melodien zu geben.“
    Penelope musste kurz ganz leicht lächeln. Sie hatte das schon immer sehr gerne gemacht, ihre eigenen Melodien entwickelt und verfeinert. Sie hätte nur nie erwartet, das einmal wirklich als Beruf zu tun.
    “Ich hoffe, dass sich vielleicht noch ein paar Schüler finden, die Kithara oder Lyra spielen lernen wollen. Oder vielleicht auch die Grundlagen der Musik. Aber das wird die Zeit noch zeigen.“


    Mein Lächeln betrübte sich ein kleines Bisschen, als sie sagte, dass sie bisher kaum Schüler hatte. Nach allem was ich gehört hatte, war sie eine durchaus talentierte junge Frau und ich fand es sehr schade, dass dieses Talent nicht genutzt werden konnte um andere zu inspirieren, nur weil niemand interesse daran hatte.
    Ich muss gestehen, ich blicke immer mit einem gewissen Neid auf Menschen, die die Fähigkeit haben ein einfaches Instrument mit Musik und Leben zu füllen. Ich könnte dies auch gern, aber leider konnten mir meine Eltern kein grosses musikalisches Talent mit auf den Weg geben. Und um es noch durch harte Arbeit zu lernen bin ich, so vermute ich, einfach schon zu alt.
    sagte ich.


    Mehr nebenher sah ich, wie Axilla es sich auf jener Cline gemütlich machte, die eigentlich für Marcus Achilleos bestimmt war. Ich warf einen vorwurfsvollen Blick in ihre Richtung.

    Frauen an sich waren ja meist sowieso dafür praedestiniert stets etwas spät dran zu sein, doch wenn eine Frau nicht nur eine Frau, sondern darüber hinaus auch noch eine berufstätige Frau war, dann stieg die Wahrscheinlichkeit einer Verspätung exponentiell an. Und da ich eine ebensolche Frau war, war es mir auch gar nicht peinlich, dass ich etwas spät zu jenem Essen eintraf, zu dem Lucius mich dazugebeten hatte.
    Ich war erst eine halbe Stunde zuvor von der Agora zurückgekehrt und hatte die letzten zwanzig Minuten damit zugebracht den Geruch der Polis von mir abzuwaschen und zu überdecken und mich frisch einzukleiden.
    Und so betrat ich, gehüllt in eine blassblaue Seidentunika und eine farblich passende Stola, das Peristyl und war ein klein wenig von dem beeindruckt, was Lucius hier hatte aufbauen lassen. Ich ging direkt auf die Versammelten zu und lächelte, während ich sie alle kurz musterte. Bis auf eine der anwesenden Frauen, von der ich vermutete, dass es sich um die Gattin des Legionspraefecten handelte, hatte ich alle Gäste bereits kennengelernt und so erübrigte sich meiner Meinung nach für sie eine grossartige Vorstellung.

    Salvete, bitte verzeiht mir meine kleine Verspätung, aber einige dringende Angelegenheiten der Polis hielten mich an meinem Arbeitsplatz fest.