Beiträge von Caecilia Chaerea

    Ein schöner Tag kündigte sich an. Der Himmel war von einem strahlenden Eisblau, die Luft geprägt durch die sirrende, unterschwellige Kälte eines klaren Herbsttages. Man sprach davon, dass es in Hispania in den letzten Wochen ständig Regen gab, hier in Italia war davon zumindest am heutigen Morgen nicht viel zu spüren und Chaerea war gewillt diesen Umstand auch zu nutzen, wer konnte schon sagen, wann die Götter sich entscheiden würden Rom mit einem Wetterumschwung zu überraschen?


    Die junge Caecilierin war früh aufgestanden, um gleich darauf die Stallungen der Familie zu betreten. Sie war so lange nicht mehr geritten, dass sie es kaum erwarten konnte endlich wieder den Wind in ihren Haaren, ihrem Nacken zu spüren, wenn sie im Galopp über Wiesen und Wege ritt. Seit sie in Rom angekommen war, hatte sie immer wieder, besonders mit einem der Pferde geliebäugelt, ein schwarzes, stolzes Tier, das den ebenso stolzen Namen „Adamo“ trug. Wenn sie ehrlich zu sich selbst gewesen wäre, hätte die junge Frau sich jedoch auch eingestanden, dass es eine ziemlich dumme Idee war, ganz allein, auf einem noch ziemlich unbekannten Hengst zu reiten, zumal sie nicht einer Person im Haus etwas von ihrem Unterfangen erzählt hatte, da sie genau wusste, dass ihr Onkel es niemals gestattet hätte. Doch diesen Gedanken verdrängte sie gekonnt, nicht zuletzt wegen dem schlechten Gewissen, das sie hatte, wenn sie bedachte, was sie Crassus alles verdankte. Wie so oft siegte die Unvernunft und Abenteuerlust.
    Chaerea hatte Adamo aus seinem Stall geführt, leise in flüsternden Ton mit ihm gesprochen, ihm in die dunklen Augen gesehen, seine Flanken berührt. Der ruhige Atem des Schwarzen hatte sie selbst ruhig gemacht, sie die Intensität dieses Morgens spüren lassen. Und dann, nach nur wenigen Schritten, war sie aufgestiegen, hatte s und das Anwesen hinter sich gelassen. Sie wusste nicht welche Wege sie einschlagen sollte, wählte meist solche, die sie bei ihrer Rückkehr leicht wieder erkennen konnte und atmete die kalte Luft ein, die auf ihren Wangen brannte. Etwas von ihr wollte laut jauchzen, denn das hier fühlte sich so großartig, unglaublich gut nach ihr, Caecilia Chaerea an.
    Alles lief gut, bis etwas Adamo erschreckte. Der Hengst legte sofort seine Ohren an, scheute und warf den Kopf zurück. Als Chaerea sich an ihm festklammerte, machte sie allem Anschein nach nicht besser. Das Pferd stieg hoch, um nur einen Herzschlag später, durchzugehen. Die Geschwindigkeit die Adamo plötzlich aufnahm, entlockte der jungen Frau einen Schrei, den sie selbst nicht bemerkte, krampfhaft hielt sie sich auf dem Pferderücken fest, während unaussprechliche Angst sich in dem schlanken Körper ausbreitete. Sie hatte keine Kontrolle mehr, diese lag jetzt ganz allein bei Adamo und wenn ihr niemand zu Hilfe kommen würde, so wusste sie nicht wie dieser Höllenritt enden sollte.
    Während sie langsam, aber sicher den Halt verlor, zur Seite abrutschte, brannte die Panik gleichermaßen wie die Tränen der Verzweiflung in ihren Augen.

    Die schnelle Antwort ihres Onkels verwunderte Chaerea, denn dieser schien wirklich Interesse zu zeigen und stellte sich als tatsächlich kompetenten Berater heraus. Der Zusammenhang mit ihren Haaren zaubtere doch tatsächlich eine blasse Röte auf ihre Wangen.
    Die junge Frau musste dem Präfekten etwas dichter zur Seite rücken, um überhaupt folgen zu können. So beobachtete sie nun, wie er einige weitere Stoffe zu Tage förderte und Vorschläge für deren Verwendung machte. Bemerkenswert.


    "Ich wusste gar nicht, dass du so ein Interesse für solcherlei Dinge aufbringen kannst.." Es klang nicht ganz so, wie sie es hatte sagen wollen, also fügte Chaerea mit einem Lachen an: "vor allem aber solche Sachkenntnis... wenn das bekannt wäre, würde wahrscheinlich Roms Frauenwelt nur noch an deinen Lippen hängen...noch mehr als ohnehin schon, meine ich natürlich." Sie lächelte und legte etwas so liebevolles in ihren Blick, dass er hoffentlich wusste wie dererlei gemeint war.


    Dann widmete sie sich wieder dem eigentlichen Thema.
    "Die Idee ist gut, ich könnte mir tatsächlich eine Palla in der Farbe gut vorstellen. Hm...dunkelblau..." Sie entdeckte ein dunkelblaues Packet, dass sich als ein Ballen mit edlem Stoff herausstellte. "Wie wär's mit dem hier?"

    Sim-Off:

    Es gibt keine Entschuldigung Jungs, trotzdem: Entschuldigt.


    Ein wenig hin und her gerissen sah sie unschlüssig von dem Stoff, zum Händler, zu ihrem Onkel und umgekehrt. Sie wollte nicht, dass er ihretwegen soviel ausgab, nicht jetzt, wo sie erst seit kurzem hier in Rom war, ihm gleich auf der Tasche liegen.
    Schließlich nickte sie und sah ihn an.
    "Also gut, aber wir dürfen das nicht zur Gewohnheit werden lassen."
    Etwas leiser. "Danke."


    Wie oft hatte sie dieses Wort in den letzten Tagen wohl gebraucht? Wahrscheinlich nicht einmal so oft, wie es angebracht gewesen wäre. Zögernd, dann aber schließlich doch mit gewohnt weiblichen Interesse betrachtete sie die Ware, die Auswahl und Fabrenvielfalt war eifnach unglaublich groß. So etwas war sie nicht gewöhnt und schließlich löste das auch bei ihr die zu erwartende Begeisterung aus. So strich die junge Frau beinahe zärtlich gedankenverloren hier und da über die Stoffballen und blieb doch wieder an einem der ersten Angebote hängen. Ein Tuch von einem warmen Weinrot. Warum auch immer, die Farbe gefiel ihr in den meisten Situationen sehr gut. Ihr Blick suchte wieder den ihres Onkels.
    "Was meinst du, denkst du die Farbe würde mir stehen?"

    Ein großgewachsener Mann, reiferen Alter, kam auf Chaerea und ihren Onkel zu, an dessen Selbstbewusstsein und Auftreten sie abzulesen meinte, dass der Besitzer der Stände sich ihrer selbst annehmen wollte. Nun, bei diesem imposanten Aufzug war das auch nicht verwunderlich.
    Sie nickte höflich und schenkte dem Verkäufer ein Lächeln, während dieser sich und seine Ware langatmig vorstellte. Die Namen, die er aufzählte, waren ihr nur teilweise ein Begriff, woran wieder recht offensichtlich wurde, dass sie eben doch ein Provinzmädchen war, aber die, die sie kannte, waren hoch angesehen.
    Auf ein Wort des Händlers kam eine durchaus gutaussehende Sklavin herbeigeeilt, deren Körper ein wallender, heller Stoff umfing.
    Chaerea versuchte nicht zu beeindruckt auszusehen, war aber sicher, dass sie scheiterte. Das hier war viel zu teuer, aber unglaublich schön. Sicherlich kostete ein Gewand aus dieser Seide mehr, als sie sich von ihrem Erbe leisten konnte, abgesehen davon, würde sie sicher nicht ihr ganzes Geld für Kleider ausgeben, das Gesparte sollte doch als Start in ihr neues Leben gelten und nicht gleich verschleudert werden.
    Als ihr Onkel den Arm um sie legte, schmiegte sie sich ein wenig an ihn, immernoch unentschlossen. Er war so unglaublich lieb zu ihr. "erscheint mir wohl gerade so passend." Sie lächelte bei diesen Worten.


    "Es stimmt schon, er ist..." nur nicht zu hoch greifen.. "sehr sehr schön, aber ich bin sicher, dass er ein wenig zu teuer ist für mich."

    Sie erreichten den Marktplatz. Trotz der Tatsache, dass es noch recht früh war, herrschte hier schon großes Treiben und ließ erahnen, wie es am späteren Nachmittag zugehen konnte. Hätte es ihre gute Erziehung ihr nicht unmöglich gemacht, so hätte Chaerea ihre Umgebung wohl mit offenem Mund beobachtet. Der Platz war riesig.
    Endlose Reihen von Marktständen schlossen einander, Kinder rannten zwischen den geschäftigen Erwachsenen herum und die Männer unterhielten sich etwas abseits, während ihre Frauen sich an dem Angebotenem weideten. Offenbar schienen die Frauen hier, das selbe Temperament zu besitzen, dass Chaerea auch aus Hispania kannte, denn besonders an einem Stand, an dem Schmuckstücke aus Persien angeboten wurden, wurden spitze Ellenbogen und ganzer Körpereinsatz angebracht, um einen Blick auf die wertvollsten Stücke zu ergattern. Auch die Armen und Bettler hatte es an einem Tag wie heute auf den Platz getrieben, diejenigen, die hofften einen kleinen Teil von der herrschenden Euphorie abzubekommen, allerdings allzu meist auf Granit bissen.
    Die junge Frau wandte den Blick ab, als die Gestalt eines der Prätorianer ihres Onkels sich zwischen die Szenerie und sie selbst schob, um sie von dem Chaos abzuschrimen. Ein wenig verlegen machte sie dieser Aufzug allerdings schon, sie war es nicht gewohnt solche Umstände wegen ihrer Person zu machen, wagte aber nicht nachzufragen, ob das wirklich nötig sei, aus Angst ihren Onkel zu kränken oder sich lächerlich zu machen.
    Sie richtete also ihre dunklen Augen also wieder auf Crassus, der sich sogar schon informiert zu haben schien, wo sie die besten Einkäufe machen konnten. Sie alchte.


    "Ich habe auch noch einen Modeexperten zum Onkel, nun dann kann ja gar nichts mehr schief gehen nicht wahr? Ich vertraue deinem Urteil antürlich blind, auf zu diesen Hadrianus."
    Sie folgte ihm zu einem Stand der bereits von einigen Bewunderern, nun besser, Bewunderinnen umlagert wurde. Mehrere Verkäufer waren damit ebschäftigt die teilweise recht hysterischen Frauen zu bändigen. Unwillkürlich blieb Chaerea noch dichter bei ihrem Onkel.

    Ohje, dann mach dich mal darauf gefasst, dass ich eine Brise Chaos in dein Leben bringen werde.


    Sie alchte und warf dabei den Kopf in den Nacken. Seite an Seite mit ihm, verließ sie das Atrium und dann die Casa. Die Sonne blendete ein wenig im ersten Moment, versprach aber einen wunderschönen Tag. Was sie allerdings, hier, vor dem Anwesen erwartete ließ ihre dunklen Augen weiten. Crassus hatte ja ein ganzes Aufgebot für ihren kleinen Einkaufsbummel bestellt. Mit einer Mischung aus Verlegenheit und Neugier, war sie wieder hinter ihn getreten und folgte ihm.
    Wenigstens würde sie mit ihm und dann noch seinen Männern an ihrer Seite vor allen Gefahren gewappnet sein.

    Als Crassus das Atrium betrat, erwartete ihn bereits das strahlende Gesicht seiner Nichte. Das junge Mädchen stieß sich von der Wand ab, an der sie zuvor gelehnt hatte, um ihm auch entgegen zu kommen.


    „Guten Morgen! Ja, ja das habe ich wirklich, danke. Ich hoffe du auch?“
    E sah nicht ganz so ausgeschlafen aus, wie sie sich selbst fühlte, was seiner stattlichen Erscheinung allerdings keinerlei Abbruch tat. Wie immer, wenn sie ihn sah, war er sehr elegant gekleidet, ganz so, wie es sich für einen Mann in seiner Position gehörte. Ein bisschen missbilligend hingegen sah sie an sich selbst hinunter. Sie trug eine lange dunkelrote Tunika, die sie aus Hispania mitgebracht hatte. Eigentlich mochte sie ihre „alten Sachen“, das, was sie nicht verkauft hatte, um sich hier in Rom neu zu beginnen, aber neben Crassus und hier im Herzen des Imperiums kam sie sich doch ein wenig…. underdressed vor.
    Diese nüchterne Erkenntnis änderte jedoch nichts an ihrer Stimmung, ganz im Gegenteil, sie hatte einen Teil ihres Erbes dabei und gedachte durchaus es heute auszugeben. Eine Reihe von Besorgungen und die Anfrage bei den Priestern waren ja auch schließlich der Grund, aus dem sie sich heute auf dem Weg zum Forum machten.


    „Wie immer alles gut durchgeplant und bereit. Nun dann, ich bin auch so weit.“Sie freute sich darauf heute mit ihm den Tag zu verbringen und das lag nicht an den Kosmetika, Tüchern und Schmuckstücken die sie auf dem Markt erwarteten.

    Sie wippte in wahrer Vorfreude auf den Füßen und hatte für jeden der vorbeieilenden Sklaven ein Lächeln übrig. Chaerea hatte wunderbar geschlafen und das erste Mal seit sie Hispania verlassen hatte, hatte sie gleich nach dem Aufwachen, nein besser, im Aufwachen gewusst, wo sie sich befand. Sie hatte sich Zuhause gefühlt, angekommen und das hatte sie allem voran Crassus zu verdanken.
    Gestern Abend war sie recht bald nach ihrem Onkel zu Bett gegangen. Sie hatte noch ein Wenig Wein getrunken (vielleicht war es darum grade gut, dass sie keine Gesellschaft mehr gehabt hatte, denn wenn sie sich nicht irrte, war sie etwas beschwipst gewesen), ein wenig von den übrig gebliebenen Gaumenschmeichlern genossen und an den heutigen Tag gedacht, ein wenig an ihre Eltern, ein wenig an Ceres und alles was die Zukunft wohl bringen mochte. Nun stand sie im Atrium und es kam ihr gar nicht so vor, als ob erst wenige Tage vergangen waren, seit ein Sklave sie hier zum ersten Mal herein geführt hatte und sie selbst händeringend auf den Hausherrn, ihren Onkel, dem großen Prätorianerpräfekten, von dem sie bereits so viel gehört hatte.


    Sie lächelte bei dem Gedanken an ihre Aufregung an diesem Tag, sie hatte lange gebraucht, bis sie sich dazu hatte durchringen können, überhaupt an die Tore der Casa zu klopfen.
    Nun lehnte sie sich an die Mauern, die ihr neues Zuhause einschlossen und wartete auf Crassus, immer noch ungläubig, dass er die Zeit aufbringen wollte, sich so sehr um sie kümmern.

    "Du auch."
    Sie gab seiner Berührung nach und sah ihm dann hinterher. Sie hatte wirklich unwahrscheinliches Glück.
    Dankbar nickte Chaerea einem der Diener zu, der ihr Nachschenkte lehnte sich zurück und nippte noch einmal an dem Glas. Diesmal schossen ihr nicht viele Gedanken durch den Kopf, im Gegenteil, ihr Kopf fühlte sich wunderbar leer an.
    Sie schloss die Augen und genoss dieses Gefühl.

    Sie lauschte dem, was ihr Onkel erzählte, sah wie sein Ausdruck ernst wurde und sein Blick für einen kurzen Moment in eine vergangene Zeit sah. Nach einer angemessenen Pause ließ sie sich auf ein Grinsen ein.


    "Du langweilst mich doch nicht -noch nicht jedenfalls und das solltest du ausnutzen. Ich muss doch meinen Onkel kennenlernen, nachdem wir so viele Jahre verloren haben und solange du nicht müde wirst, etwas zu erzählen, werde ich nicht müde dir zuzuhören."


    Ihr Wort in den Ohren der Götter. Sie hoffte für alle Beteiligten, dass sie diese Einstellung beibehalten würde, aber in diesem Moment jedenfalls, konnte er sicher sein, dass sie es so meinte. Er war ihrem Vater auf eine gewisse Weise ähnlich und das gab Chaerea das Gefühl diesem nahe zu sein. Alles was sie sich von Rom und seinen Bewohnern hatte erwarten können, war bei Weitem übertroffen worden.


    "Wenn du die Zeit dafür aufbringen könntest, wäre das wunderbar. Vielleicht bekomme ich ja tatsächlich genug Übersicht über Rom, dass ich mich zumindest nicht mehr verlaufe, einkaufen ist sowieso immer drin und umso früher ich dem Ziel näher komme, auf eigenen Beinen zu stehen umso besser."


    Sie wollte ihm wirklich nicht das Gefühl vermitteln, hierher gekommen zu sein, mit den Erwartungen auf ewig auf seiner Tasche liegen und von seinem Geld leben zu können. Sie sah auf ihre Hände, gab dann aber dem Bedürfnis nach, dass sie nach seinen letzten Worten verspürt hatte und stand auf, um ihren Onkel zu umarmen. Ein Becher wankte bedrohlich, ob dieser unerwarteten Geste, blieb jedoch stehen. Einige Augenblicke drückte sie ihn an sich, es war so schön wieder jemanden um sich zu haben, Familie zu haben und nicht mehr allein zu sein. "Danke." Ihre Stimme war zu einem Flüstern geworden. "Danke, für alles."


    Sim-Off:

    Es tut mir leid, es tut mir leid, das Abi... -.^

    Lachend und gleichzeitig erleichtert, warf Chaerea den Kopf in den Nacken, als ihr Onkel gleich eine Lobeshymne auf Ceres brachte, die sie schon einmal gehört hatte. Sie war von Ovid, wie sie wusste, wunderbares gab es aus seiner Feder, schade, war es nur, dass er vor ihrer Zeit gelebt hatte. Während ihres Unterrichts hatte sie einige seiner Weke behandelt und grade, als sie das träumdend, romantische Gemüt einer Pubertierenden besessen hatte, war sie in seinen Dichtungen förmlich zergangen. Dieser Gedanke ließ sie lächeln, denn wirklich bodenständiger und erwachsener war sie seit damals auch nicht geworden.


    Seine Frage nach dem Grund dieser Entscheidung überraschte sie zwar nicht, ließ sie aber wieder ruhiger werden.
    "Meine Mutter hat sie sehr verehrt, das hat Vater zumindest erzählt...naja und aus diesem Grund habe ich mich schon früh mit ihr beschäftigt." Sie nippte verlegen an ihrem Becher Wein, sie erinnerte sich kaum noch an ihre Mutter, es war ja auch kein Wunder, denn sie hatte ja nur drei Jahre gehabt um sich ihr Bild für immer einzuprägen.


    "Ceres ist so vielseitig. Sie ist Erdgöttin und Muttergöttin in einem und steht trotzdem für Tugend und Kunst. Vielleicht ist es...weil sie .." Sie brach einen Moment ab, um zu überlegen, wie sie es sagen konnte. Durch die Göttin der Ehe, die wie kaum eine andere für das weibliche Geschlecht einstand, fühlte sie sich auf irgendeine unerklärliche Weise mit ihrer Mutter verbunden. "..sie ist auch Wächterin der Toten und ich fühle mich mamma nahe, wenn ich mich ihr nahe fühle...ich weiß, dass das albern klingt..."

    Sie lächelte, denn aus seiner Stimme war eine Fürsorge herauszuhören, die sie seit dem Tod ihres Vaters nicht mehr vernommen hatte. Seine Gedanken gingen ganz offensichtlich in die selbe Richtung wie die ihren und das war ein Grund mehr, sich seiner Unterstützung sicher zu sein. In wenigen Tagen hatte er es geschafft, ihr wieder ein Zuhause zu geben.
    Für all das bedachte sie ihn mit einem liebevollen Blick, bevor sie antwortete.


    "Jah, in der Tat, wie gesagt, ich habe darüber nachgedacht." Sie machte eine feierliche, kleine Pause.
    "Und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich in den Dienst der Ceres treten möchte."


    Ihre Gründe für diese Entscheidung hielt sie zuerst einmal zurück, denn sie wollte das unvoreingenommene Urteil Crassus', seine erste, ehrliche Reaktion hören.


    Sim-Off:

    Tut mir leid, hatte viel um die Ohren

    Charea kaute auf einer Olive herum und versuchte derweil in seinem Gesicht zu lesen, was er von der Sache hielt, aber weder eine fredige noch eine traurige oder, ärgerliche Regung war darin zu erkennen.


    "Ich habe gesagt, dass ich meinen armen alten Onkel doch nicht ganz allein lassen kann." Sie grinste und hoffte, dass er die Neckerei nicht übel nahm. Es gab noch etwas anderes, was sie mit ihm besprechen wollte, also dauerte es nicht lange und sie ergriff wieder das Wort, diesmal ein klein wenig ernster, auch wenn sie nach diesem Tag ein wenig zu aufgeweckt war um auch nur Gefahr zu laufen, wirklich ernsthaft zu weden.
    "Ich habe nachgedacht, über das was du mir gesagt hast..ich meine wenn ich wirklich beginne hier in Rom Wurzeln zu schlagen, möchte ich möglichst bald eine Arbeit finden."
    Dabei dachte sie nicht nur daran, dass sie ihrem Onkel nicht weiter zur Last fallen, sondern zumindest mit einem Teil für sich selbst sorgen wollte, sondern auch daran, dass sie auf diese Weise sicherlich neue Kontakte machen konnte, nachdem sie alle Freunde und Bekannte in Hispania hatte hinter sich lassen müssen. Diese wenigen Worte ließ sie nun einfach im Raum stehen, ohne vorerst genauere Angaben zu machen.

    Chaerea sah über den Rand des Bechers hinweg zu dem ihr inzwischen sehr vertrauten Gesicht des Caeciliers. Eben war sie noch in Gedanken gewesen, nun warf sie lachend den Kopf in den Nacken, wurde dann aber wieder ernst. "Ich wünschte das hätte sie."
    Zwar hatte Tante Lucia sich die Mühe gemacht, sie vom Tisch wegzuführen, um sie zu überzeugen mitzukommen, aber die 18-Jährige glaubte nicht wirklich, dass es sich bei diesem Vorschlag um geheime Sache handelte, dazu war es zu offensichtlich gewesen. Aus diesem Grund also gab sie Crassus ohne weiter darüber nachzudenken Antwort.
    "Ich denke, dass darf man." Sie schob sich eine Traube in den Mund und sah ihn an.
    "Sie wollte, dass ich mit ihr und Tiberius nach Germanien gehe."

    Ein entschuldigender Blick erschien auf dem Gesicht des jungen Mädchens. Chaerea hat es leid, dass sie ihre Tante in diesem Moment wohl enttäuschte. "Ich werde es mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen, versprochen.." Auch wenn sie das nun diese Nacht tatsächlich tun würde, so bezweifelte sie doch, dass sie dabei zu einem anderen Ergebnis kommen würde. Natürlich reitzte es sie ein wenig, aber in den letzten Wochen war so vieles passiert und nun wollte sie wieder etwas Ruhe in ihr Leben kommen lassen. Sie nickte. "Gute Nacht Tante. Ich denke doch wir werden uns vor eurer Abreise noch einmal sehen?" Es war mehr eine schwache Bitte, die sie da äußerte, als eine Frage. Lucia hatte es wohl auch so aufgefasst, denn nach eingen lieben Worten und einem letzten Versuch sie doch noch zu überzeugen, verließ sie das Triclinium.


    Caecilia sah kurz zu Boden und blieb stehen, wo sie war, dann, einige Sekunden später, setzte sie sich wieder zu ihrem Onkel, der etwas alleingelassen, noch zu Tisch ssaß und nahm einen Schluck des süßen Weins.

    Chaerea verfolgte aufmerksam das Gespräch zwischen ihrem Onkel und ihrem Cousin an und fragte sich, ob der Wein Tiberius so mutig gemacht hatte, denn er lehnte sich ungeöhnlich weit aus dem Fenster. Als ihre Tante aufstand und wenigen Schritte zu ihr tat, ließ sie sich, wenn auch verwundert, mitziehen. Verschwörerisch beugte Lucia sich zu ihr, ihre Augen glitzerten. Was würde denn jetzt kommen? Auch wenn sie mit vielem in diesem Moment gerrechnet hatte, sicher nicht, mit dem Vorschlag, den sie ihr jetzt unterbreitete. "Mit euch kommen?" Ihre Augen wurden einen Augenblick lang größer. Sie sollte jetzt schon wieder Rom verlassen? Germanien. "Ich..." Sie versuchte ein Lächeln. "Ich freue mich, dass du an mich gedacht hast, Tante aber...ich kann mir das nicht vorstellen, ich beginne grade hier mich heimisch zu fühlen.." Sie hatte es bislang noch nicht gemerkt, aber Rom hatte sie auf eine gewisse Weise verzaubert. Vielleicht auch die Menschen hier...
    Widerstrebend fasste ihre Rechte nach ihrer linken Hand.

    "Ich verstehes es ja..und doch.." Sie brach ab und lächelte. "Dann lasst ja von Euch hören und macht keine Dummheiten in Germanien." Viel wusste sie von den dunklen Wäldern im Westen nicht, aber es klang nicht besonders einladend. Trotzdem, die beiden wussten es sicher besser.


    "Wann wollt ihr denn aufbrechen?" Auch sie nahm einen Schluck aus ihrem Becher und sah zwischen ihrer Tante und Tiberius hin und her.

    Die junge Frau griff nach einigen getrockneten Trauben, die ein Sklave ihr in diesem Moment hingestellt hatte und schob sie sich in den Mund. Überrascht wendete sich ihr Blick auf ihren Cousin, als er davon sprach, dass jemand die Casa verlassen würde. Noch bevor sie nachfragen konnte, war es wieder ihr Onkel, der zu ihr sah und sie, wie sie mit einem liebevollen Ausdruck im Gesicht feststellen musste, etwas besorgt ansah.


    "Ja..ich schätze die Lektion hab ich gelernt. Ein junger Mann hat mich angesprochen, weil ich ohne einen Sklaven unterwegs war und bot mir seinen Schutz an." Chaerea biss sich leicht auf die Unterlippe, nicht sicher, ob sie mit dieser Aussage seine Sorge gemindert hatte. Sie wollte sicher nicht den Eindruck erwecken, gleich nach ihrer Ankunft irgendwelche Männerbekanntschaften machen zu wollen.
    "In einer so ländlichen Gegend wie der, in der ich aufgewachsen bin, war es nicht ungewöhnlich, ab und an mal allein einen Spaziergang zu machen." Mit einem Räuspern und einem darauf folgenden Seitenblick, wechselte sie das Thema, was nicht schwer viel, denn ohnehin, hätte sie nahezu jedes andere Thema fallen lassen, bei dem was Crassus sagte. Schockiert sah sie zu ihrer Tante und Tiberius.


    "Ihr wollt...Italia verlassen?"
    Diese Menschen waren ihr in der kurzen Zeit schon sehr ans Herz gewachsen und grade dabei ihre neue Familie zu werden, auch wenn sie es zugegebenermaßen schon immer gewesen waren, Chaerea empfand es genau so.

    Sie nickte, als er auf die kleine Abzweigung vor ihnen zeigte. Wahrscheinlich hätte sie sich verlaufen, wenn er nicht rettend aufgetaucht wäre. An diese Möglichkeit hatte sie kaum mehr gedacht als sie losgelaufen war, sich in der ländlichen Region, in der sie aufgewachsen war zu verlaufen, wäre nahezu unmöglich gewesen. Sein Lachen war freundlich, natürlich und ruhig, nicht so aufgesetzt wie von so vielen anderen, denen sie in den letzten Tagen begegnet war. Schon der Weg, den sie jetzt entlangliefen, zeigte, dass sie näher zum Forum kamen, denn hier liefen schon einige Menschen mehr entlang, einige unter ihnen, mit geschäftig schnellen Schritten.


    Als er nach kurzem Schweigen von seinen Zukunftsplänen erzählte, konnte Chaerea nicht umhin, ihn einen Augenblick lang mit anderen Augen zu betrachten. Er wollte also Karriere machen, also war er doch der Sohn eines reichen, adeligen Hauses. Ursus erwähnte ein zweitesmal seine Abwesenheit von Rom und nun fragte Chearea doch genauer nach.


    "Nun, dann werde ich dir die Daumen drücken." Sie sah ihn verschwörerisch an. "Sicher, bedarf es nur ein bisschen deiner Redekunst, wer so von Rom schwärmen kann, kann der Stadt nur Gutes wollen. Und wenn du so Wahlkampf betreibst...ich meine jeder jungen Frau der Gegend deinen Schutz anzubieten und ihr den Weg durch das Straßenlabyrinth Roms zu weisen, hast du sicher bald alle Bürger auf deiner Seite."Die junge Frau schenkte ihm einen strahlenden, vielleicht neckischen Blick, richtete ihn dann aber wieder auf die Umgebung. Ein zahnloser Händler hatte auf dem Weg eine Decke ausgelegt, auf der kleine Tonfiguren aufgestellt waren.
    "Ich weiß, ich bin neugierig, aber es interessiert mich doch. Du sprichst von Abwesenheit, wohin hatte es dich denn verschlagen?"

    Als ihr offensichtlich niemand der Verspätung wegen böse war lächelte sie erleichtert. Wie oft hatte ihr Vater ihre mangelnde Verlässlichkeit diesbezüglich vorgehalten, doch hier schien es anders zu sein. Ihre Tante kam auf sie zu und umarmte sie, eine Umarmung, die das junge Mädchen herzlich erwiderte, um gleich darauf mit ihr zurück zum Tisch zu gehen. Noch bevor sie sagen konnte, dass es nicht nötig sei, hatte ihr Onkel die Sklaven angewiesen die letzten Gänge noch einmal aufzudecken -für sie. Dankbar sah sie in die nun schon vertrauten Gesichter. Keiner hier machte es ihr schwer sich Zuhause zu fühlen und obwohl sie erst seit zwei Tagen in Rom war, fühlte es sich ganz so an, als ob sie nie woanders gewesen wäre.


    Nachdem sie sich gesetzt hatte, wandte Crassus sich zu ihr. Seine Frage war nicht leicht zu beantworten, aber sie amchte den Versuch, mit dem Anflug eines schuldbewussten Grinsens auf den Lippen. "Jah, das war ich und ich habe trotzdem das Gefühl nur einen winzig kleinen Teil der Stadt gesehen zu haben, ich bin froh, dass ich überhaupt wieder hierher gefunden habe." Ein Sklave hatte bereits einen Becher für sie gebracht und ihr Wein eingegossen, sie bedachte ihn mit einem beiläufigen Lächeln und strich gedankenverloren an dem Rand des Glases entlang. "Aber ich hab genug gesehen um zu merken, was für ein Provinzmädchen ich bin."
    Sie lachte. "Rom ist großartig, ich kann mir nicht vorstellen, dass man jemals jeden Winkel dieser Stadt kennt, ich kam mir allein auf dem Forum ungeheuer klein vor."