Ich klinke mich hier auch mal ein...
Wir müssen hier zunächst einmal differenzieren.
Die Gemütsverfassung eines römischen Legionärs mit allgegenwärtiger Gefahr um Leib und Leben und unserer modernen, aufgeklärten Lebensweise.
Ich verstehe die Angst als leib-seeligen Alarmzustand, dem die biologische Funktion zukommt, die energetisierenden und mobilisierenden Potentiale freizusetzen, welche angesichts einer tatsächlichen Gefahr die ums Überleben willen notwendige Angriffs- oder Fluchtreaktion ermöglichen. Dieses Potential wird natürlich in der Gemeinschaft schwächer, besonders in einer solch extremen Gemeinschaft, wie etwa einem modernen Einsatzteam, sei es Polizei oder Militär. Hier findet eine der Doppeldeutigkeiten der Angst Anwendung, welche sich im Kontinuum Lust/Unlust vollzieht. Im allgemeinen wird Angst unlustvoll erlebt und im Extremfall macht sie krank. Zugleich können wir jedoch so etwas wie Lust auf Angst entwickeln, welche wir mit kulturell verfeinerten Mitteln etwa bei einer Achterbahnfahrt, einem Fallschirmsprung o.ä. stimulieren. Angst erscheint dabei zunächst als der eine Pol des Kontinuums, dessen Präposition die Neugier ist. Allgemein ausgedrückt, Die Konfrontation mit dem Unbekannten kann sowohl angstvolles Davonlaufen, als auch neugierige Hinwendung hervorrufen. Interessanterweise werden beide Reaktionen von ähnlichen somatischen Spannungszuständen begleitet. Angst, ebenso wie Neugier äußern sich über gesteigerte Nervosität und erhöhter Stimmulierbarkeit. Ist aber die Neugier die Grundlage aller kognitiven Motivationen, so scheint die Angst eher deren Verhinderungsinstanz zu sein.
Diese ursprünglichste aller Empfindungen suchte man durch Wechselwirkungen, Gruppendynamik, Rituale oder Mechanismen zu minimieren. Sei es in der Phalanx oder einem Katharprakten- Angriff. Jene Männer hingen ihr Leben an Personen, wie Cäsar, Varus,…oder an Symbole, wie die Insignien oder Adler der Legion.
So lange diese präsent sind, haben sie einen Glauben an die Sache, auf sich allein gestellt überwiegt jedoch in einer ausweglosen Situation die irrationale Angst, welche zu Panik oder Fatalismus führt.
So haben der Sage nach sich viele noch kämpfende Legionäre ins Gladius gestürzt oder sich den Feinden überlassen als sich Varus und somit ihr Führer das Leben nahm. Wie uns die Geschichte lehrt, sind große Siege nicht nur blutig und moralisch verwerflich, sie basieren allein auf dem Zusammenhalt der Einheit und der Funktionsfähigkeit der Führung und Befehlsübermittlung.
Daher ist es die Aufgabe eines jeden Führers seinen Männern die Angst zu nehmen, völlig egal was er selbst empfindet.
Versagen und Heldenmut sind also Geschwister, sie sind an keinen Rang gebunden und niemand weiß, was im entscheidenden Moment zum tragen kommt.