Das Gespräch neigte sich irgendwie dem Ende zu und Valerian erhob sich schließlich, um sich zu verabschieden. "Hab Dank dafür, Patron. Ich hoffe, wir haben Deiner Verwandten ein wenig weiterhelfen können. Und daß sie gesund und munter in Germanien ankommt."
Beiträge von Lucius Quintilius Valerian
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Ein paar Tage waren vergangen seit der Heimkehr seines Vetters. Valerian hatte vorbeigeschaut, wann immer er es einrichten konnte. Und das war nicht allzu oft. Jetzt gerade konnte er mal wieder eine Stunde erübrigen und wollte mal sehen, wie Victor und Marhabal sich so vertrugen. Als er das Atrium betreten hatte, war außer den Bauarbeitern niemand zu sehen gewesen. Von den Männern hatte er schließlich erfahren, daß Marhabal im Garten werkelte und der andere Herr in seinem Zimmer sei. Daher klopfte Valerian nun an Victors Tür.
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"Schau nicht so entsetzt, ich weiß selbst nicht, wie ich das finanzieren soll. Naja, ein bißchen Geld habe ich ja noch. Und es muß ja nicht gerade ein hochgebildeter Sklave sein und auch keine Schönheit. Hauptsache er oder sie kann kochen und putzen - und kann Latein." Letzteres war sehr wichtig. Zuviele Sklaven sprachen viel zu schlecht Latein. "Und das Becken... Es soll ja erstmal nur ein Kostenvoranschlag sein. Vielleicht im Zuge der anderen Arbeiten... das dürfte doch gar nicht so furchtbar teuer sein." Naja, mal abwarten, was der Bauunternehmer dazu sagte. Und vielleicht sollte Valerian seinen Patron tatsächlich mal um ein Darlehen bitten. Wenn er es wöchentlich vom Sold abbezahlte, fielen ja auch nicht so viele Steuern an.
"An Lebensmitteln halt was wir so brauchen. Nichts aufwendiges." Valerian zuckte mit den Schultern. "Du wirst schon das richtige mitbringen."
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"Ich wünsche Dir gute Erholung, Victor!", sagte Valerian, während er seinen Helm ergriff. Es wurde wirklich Zeit, daß er zur Castra zurück ging. Als Marhabal ankündigte, zum Markt zu gehen, nickte er lächelnd. "Marhabal, ich möchte Dich um ein paar Gefallen bitten. Zum einen werden nun ein paar mehr Vorräte benötigt, wenn Victor hier wohnt. Außerdem wird es wohl Zeit, einen Sklaven anzuschaffen, der das Haus sauberhält und kocht. Kannst Du Dich bitte schon mal umschauen? Und dann richte dem Vorarbeiter bitte aus, ich möchte eine Kostenberechnung für den Einbau eines festen Badebeckens."
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"Ich werde sehen, was sich da machen läßt. Für den Anfang wird Dir der Zuber sicher genügen. Er ist recht groß, man kann sich bequem darin lang machen. Marhabal hilft Dir sicher gern, ihn zu füllen. Ich fürchte, so langsam muß ich mich doch um ein oder zwei Sklaven kümmern, damit der Haushalt besorgt wird." Immerhin wollte er nicht, daß Marhabal sich vorkam wie ein Sklave, wenn er solche Arbeiten ausführen sollte. Er war hier, um auf das Haus aufzupassen und nicht, um die Sklaven zu ersetzen. Immerhin war er ein freier Mann. "Und ich werde mich erkundigen, wie Du in den Listen geführt wirst. Es wird vermutlich nicht so schwer sein, Deinen Status zu aktivieren. Ich kann Dich schließlich eindeutig identifizieren. Also, spätestens morgen werde ich Dir dazu alles nötige sagen können." Es war noch die Frage, ob Victor wirklich für tot erklärt worden war.
"So, ich muß leider so langsam wieder zurück. Schließlich habe ich noch Dienst. Ich sehe zu, morgen so früh wie möglich wieder herzukommen. Halte Dich an Marhabal, er ist ein guter Mann. Und schau Dich um in Rom. Tu, was immer Du tun magst. Geh mit Marhabal einkaufen, der Markt ist so voller Wunder wie auch früher schon."
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"Du kannst sehr stolz auf Dich sein, dieses Ziel erreicht zu haben. Ich weiß niemanden, dem ähnliches gelungen wäre. Nur stehen bleiben darfst Du nun nicht. Aber laß Dir ein wenig Zeit, richtig in Rom anzukommen. Und überlege dann, was Du aus Deinem Leben machen möchtest." Er wollte Victor da keine Vorschriften machen und ihn auch nicht in eine bestimmte Richtung drängen. Obwohl er für sich dachte, daß ein Mann mit solcher Willenskraft ein guter Soldat werden konnte.
"Hm, eine eigene Therme ist sehr teuer und all meine Ersparnisse fließen gerade in diese Renovierung, viel ist nicht mehr da. Aber es gibt einen großen Zuber, den ich auch schon oft als Bad benutzt habe. Den kannst Du gerne auch nutzen. Und ich erkundige mich mal, wieviel der Bauunternehmer, der hier renoviert, für den Einbau eines Badebeckens nehmen würde. Vielleicht bekommen wir das ja doch irgendwie hin, wenn wir nicht zu große Erwartungen daran stellen?" Er dachte keinen Moment daran, das von Victor bezahlen zu lassen. Wovon sollte er es denn bezahlen? Es gab sicher irgendwann den Tag, an dem Victor sich auf irgendeine Weise dafür revanchieren konnte.
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Zitat
Original von Publius Quintilius Victor
"Dann hast du kein schlechtes Leben gehabt." Insgeheim beneidete er seinen Vetter für dieses normale Leben. "Wer ist inzwischen unser Pater Familias? Und wie geht es deiner Schwester?""Nein, schlecht war mein Leben wirklich nicht. Und ich hoffe, es bleibt so. Victor, Du bist jetzt zurück. Und Dein Leben kann jetzt auch gut werden. Was ich dafür tun kann, das es so wird, werde ich gerne tun. Du wirst sehen, es ist noch nichts für Dich verloren, Du bist jung genug und vor allen Dingen stark genug, um alles zu erreichen, was Du wirklich erreichen willst." Wer es schaffte, sich allein und ohne Mittel bis nach Rom durchzuschlagen, den konnte doch bestimmt nichts mehr schrecken. "Das Familienoberhaupt bin wohl ich, wenn man überhaupt von einem solchen sprechen kann. In den letzten Jahren hat unsere Familie herbe Verluste hinnehmen müssen. Valentina... Ich hoffe, es geht ihr gut. Sie schreibt mir nicht, ich glaube, sie ist zornig auf mich, weil ich so plötzlich abgereist bin aus Mogontiacum. Nicht, daß ich eine Wahl gehabt hätte. Aber sie will nicht nachkommen nach Rom, obwohl ich ihr schon mehrfach geschrieben habe deswegen. Sie lebt in Mogontiacum. Ganz allein..." Valerian seufzte und man konnte ihm die Sorge ansehen. "Ein Freund von mir besucht sie hin und wieder und schaut nach dem Rechten. Er ist Centurio bei der Legio II*."
Sim-Off: *Von der neuesten Beförderung kann Valerian ja noch nix wissen

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Valerian hätte ja alles mögliche erwartet an Fragen. Daß Victor sein Leben wo wichtig erschien, daß er als erstes danach fragte, überraschte ihn. "Mir? Oje, wo fange ich da an? Ich meine, Du kennst mich ja, wie ich als Kind war. Ein Tunichtgut mit allerlei Flausen im Kopf. Ich habe mich viel in der Stadt herumgetrieben, was meinem Vater gar nicht gepaßt hat. Naja, er wollte, daß ich in der Verwaltung anfange und mich hocharbeite. Aber das war nichts für mich. Ich habe da wirklich jämmerlich versagt. Anstatt immer bessere Stellen zu bekommen, erhielt ich immer schlechtere. Zum Schluß hatte er für mich etwas in Germanien gefunden. Leider starb er kurz darauf. Ich reiste trotzdem nach Germanien. Aber auf der langen Reise hatte ich viel Zeit, um nachzudenken. Ich kam zu dem Schluß, daß ich mit etwas nicht weitermachen sollte, was mir so wenig liegt. Und ich überlegte, wie ich mein Leben in den Griff bekommen könnte. Dabei kam ich auf die Legion. Ich kam in Germanien an und meldete mich einfach bei der Legio II. Ja, das war die beste Idee, die ich je hatte. Natürlich war es hart, vor allem am Anfang. Die Grundausbildung ist alles andere als ein Zuckerschlecken und danach wird es nur wenig leichter. Aber... ich war gut. Ich fand mich schnell in die Truppe ein, war besonders gut mit dem Schwert und überraschenderweise auch mit dem Bogen. Und ich verstand mich sehr gut mit meinen Kameraden aus meinem Contubernium. Naja, nach ein paar Jahren tauchte dann ein Praetorianer auf und suchte ein paar von uns aus, um sie mitzunehmen nach Rom. Und hier bin ich. Wenige Jahre später wurde ich zum Optio befördert. Und ich kann mir sogar Hoffnungen machen, noch Centurio zu werden. Ja, das war es soweit mit mir..." Gut, Philogena hatte er jetzt weggelassen. Aber dieser Schmerz war einfach noch zu frisch.
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Valerian beobachtete seinen Vetter ganz genau. Er sah die Empörung und den Stolz in seinem Blick, sah den unterdrückten Zorn über diese Frage, die er da gestellt hatte. Und hörte der Antwort genau zu. Er nickte. "Bitte verzeih mir die Frage, ich wollte Dich damit ein wenig aus der Reserve locken. Ich sehe, daß Du ein Römer bist. Ein Quintilier. Und ich bin stolz, mich zu Deinen Verwandten zählen zu dürfen. Du hast viel durchgemacht und doch durchgehalten, all die Jahre. Das ist wahrhaft bewundernswert." Er legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte sie leicht. "Und nun, nachdem Du mir berichtet hast, was möchtest Du wissen? Du hast sicher tausend Fragen und ich hoffe, daß ich sie Dir alle beantworten kann."
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Stirnrunzelnd beobachtete Valerian, wie Victor seinen Ärmel zurückschob und betrachtete die Narben. Er streckte eine Hand aus, um leicht darüber zu streichen. Er hatte schon viel gesehen, schon an einer Schlacht teilgenommen, hatte auch mißhandelte Sklaven oder gefolterte Gefangene gesehen. Und so wußte er, wie schlimm Wunden gewesen sein mußten, um solche Narben zu hinterlassen. "Ein Mann, der sein Eigentum so beschädigt, ist ein Idiot. Ich hoffe, er wird für diese Taten eines Tages bezahlen. Sei es in diesem Leben oder im Tod." Es klang ein bißchen wie ein Fluch und eigentlich meinte er es auch so. Einem Römer so etwas anzutun!
"Er hat versucht, Dich zu brechen. Deinen Freiheitswillen. Deinen Stolz. Und... hat er das geschafft, Victor?" Er meinte diese Frage ernst. Schaute seinen Vetter prüfend an. Hatte er einen Sklaven vor sich, der durch Zufall seinem Herrn entkommen war? Oder einen Römer, der nur durch ein unglückliches Schicksal einige Jahre in einer schrecklichen Lage gewesen warl?
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Es war nichts Überraschendes an der Erzählung. Mit etwas in der Art hatte Valerian schon gerechnet angesichts der Tatsache, daß Victor so viele Jahre verschollen gewesen war. Doch es ausgesprochen zu hören und sein Gesicht dabei zu beobachten, das war eben doch etwas anderes, als es nur zu ahnen. Valerian war tief berührt und fragte nicht nach den Einzelheiten. Wenn Victor eines Tages darüber reden wollte, würde er zuhören. Doch er würde ihn auf keinen Fall dazu zwingen. "Und... wie bist Du entkommen?" Schließlich war es alles andere als selbstverständlich.
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Valerian nickte ernst und die Erinnerung an jene schwere Zeit für die Familie stieg in ihm auf. "Das war eine furchtbare Nachricht. Sie haben Soldaten ausgeschickt, um nach euch zu suchen. Doch alles, was sie fanden, waren Leichen und tote Tiere. Sie haben sich dann noch eine Weile lang auf den Sklavenmärkten nach euch umgesehen, aber es gab nicht die gerinste Spur von euch. So lautete zumindest der Bericht. Ich habe ihn erst Jahre später zu lesen bekommen, denn mein Vater hatte mir die Einzelheiten ersparen wollen, ich war ja noch ein Kind." Das war seine Seite der Geschichte. Er lehnte sich erwartungsvoll vor und schaute seinen Vetter an. Leicht schien es nicht zu sein, darüber zu sprechen. "Und was ist nun wirklich geschehen?"
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Mir fällt gerade auf, daß Victor noch nicht im Stammbaum eingetragen ist. Ist irgendetwas mit den Angaben nicht in Ordnung?
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Valerian blickte auf, als Marhabal zu ihnen kam. "Ja, in Ordnung. Hab Dank, Marhabal. Und natürlich kannst Du ein anderes Zimmer nutzen. Solltest Du vielleicht auf jeden Fall, die Farbe wird noch ein paar Tage unangenehm riechen." Er nickte Marhabal zu und sein Blick ruhte noch einen Moment lang nachdenklich auf ihm. Wenn er sich weiterhin so gut machte, dann... dann sollten sie sich vielleicht noch einmal unterhalten. Er nickte, wie zu sich selbst und wandte sich dann wieder seinem Vetter zu.
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Das klang ja wirklich nicht sonderlich begeistert. Also tat er dies für die Familie und nicht für sich? Zwar war das auch ein guter Grund, die Familie war wichtig, vielleicht das wichtigste überhaupt. Aber war der Preis nicht vielleicht doch zu hoch? Valerian wußte genau, er könnte in der Politik nichts werden. Er war eben Soldat.
"Ja, die Arbeit ist sogar sehr unterschiedlich. Selbst Wache stehen ist bei den Praetorianern nicht das gleiche wie bei der Legion. Wir haben viel mit den höchsten Persönlichkeiten des Imperiums zu tun. Und mit denen ist oft nicht gut Kirschen essen. Viel spannender sind allerdings Ermittlungen... Auch das Training unterscheidet sich. Wir haben eben andere Schwerpunkte."
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"Jag sie an die Arbeit, Marhabal. Wenn sie weiter so unzuverlässig sind, werde ich um den Preis neu verhandeln, soviel ist klar." Valerian schaute Marhabal einen Moment nach. Wirklich gut, daß er da war, Valerian bereute ganz und gar nicht, ihm sein Vertrauen geschenkt zu haben.
Dann wandte er sich wieder seinem Vetter zu. "Lang und nicht schön... Komm, setz Dich. Wie sieht es aus, hast Du Hunger? Ich weiß nicht, ob Marhabal schon etwas zu essen eingekauft hat. Sonst ist er bestimmt bereit, mal eben zum Markt zu gehen." Sie setzten sich und Valerian drückte Victor den zweiten Becher in die Hand. "Wenn... es nicht zu unangehm für Dich ist, dann würde ich gerne alles hören. Bitte erzähl."
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Auch Valerian war froh, daß sich das Gespräch nicht nur um Gefangenenlisten und Kerkerausstattung oder die Einzelheiten der Bewachung drehte. Staunend hörte er mit an, was für einen bewegten Lebenslauf der Flavier schon hinter sich hatte. "Klingt nach einem Soldaten mit Leib und Seele. Und nun hat es Dich in die Politik verschlagen? Puh, das könnte ich nicht." Diese Intrigenspiele waren ja nett mit anzuschauen. Aber mitspielen? Nein, danke. Da zog Valerian einen ordentlichen Kampf deutlich vor.
"Petronius Crispus? Ja, sicher kenne ich ihn. Unter ihm als Centurio habe ich meine Ausbildung begonnen. Ein ziemlich harter Knochen, aber durchaus gerecht. Ja, die Secunda ist eine sehr gute Truppe. Und für etwas anderes als die Praetorianer hätte ich sie auch nie verlassen."
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Daß die Castra für Aristides nichts Neues war, stand außer Frage. Also gab es auf dem Weg keine besonderen Dinge zu erklären. "Dann habe ich Dich also richtig wiedererkannt", stellte Valerian zufrieden fest. "Ich habe bei der Legio II in Germania gedient, bevor ich zu den Praetorianern kam. Aber ich stamme auch ursprünglich aus Rom. Es war eine gute Truppe, ich habe dort gerne gedient. Aber ich muß gestehen, die italische Wärme ist mir doch lieber als der germanische Winter. Und Du warst von Anfang an bei den Cohortes Urbanae?"
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Valerian erinnerte sich genau an das Gesicht, daß sie dabei gezogen hatte. So richtig herablassend und verachtend. Vor allem, weil sie nicht hatte mitspielen dürfen. Er lächelte. Und umarmte seinen Vetter kurzerhand. "Willkommen zuhause, Victor! Ich kann es kaum fassen! Komm, setz Dich und trink einen Schluck Wein. Und erzähl mir, wie dieses Wunder möglich sein kann." Er deutete auf die Bänke. "Marhabal, möchtest Du Dich dazusetzen? Mein Vetter und ich haben hier als Kinder ziemlich viel Unsinn angestellt, das kannst Du mir glauben."
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"Danke, Marhabal", sagte Valerian und nickte ihm freundlich zu, während er ihm zwei der Becher abnahm. Dann hörte er Victor gründlich zu. Ja, genau so hatte es sich abgespielt. Und nicht nur Victor hatte von seinem Vater eine Abreibung erhalten. Valerian mußte unwillkürlich grinsen. "Und wie betitelte uns meine Schwester, als wir am Abend zum Essen erschienen?" Das konnte wahrhaftig nur Victor wissen. Und Valentina natürlich.