Als Valerian den entrüsteten Blick des Freundes sah, hob er beschwichtigend die Hände. "He, ich wollte Dir nicht zu nahe treten. Du hast Recht, es gibt keine größere Ehre. Und ich bereue es auch nicht. Aber ich vermisse manchmal die alten Kameraden. Besonders seit ich Optio bin. Außer Dir habe ich hier keinen Freund. So gern ich die Arbeit mache, manchmal bin ich einfach einsam."
Beiträge von Lucius Quintilius Valerian
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Sie schien durchaus zu überlegen. War es ihr doch zuviel? Aber es war gut, daß sie gründlich darüber nachdachte. Valerian wollte auch nicht, daß sie sich später dann doch überfordert fühlte, nur weil sie zu schnell zugesagt hatte.
"Dann werde ich Dir das Geld heute noch bringen lassen. Ich bin mir sicher, daß es bei Dir sehr gut aufgehoben ist. Schon lange suche ich nach einem Weg, ihm das Geld auf sicherem Weg zurückzugeben." Und der Postdienst verlangte für so etwas einfach zu viel Geld. So reich war Valerian als einfacher Optio eben nicht. Vielleicht sollte er doch noch etwas mehr Energie verwenden, um es zum Centurio zu bringen.
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Aufmerksam hörte Valerian zu. Er kannte das Problem. Lange hatte er selbst auch gezögert, sich einen Patron zu suchen. Und er war immer noch froh, Prudentius Balbus gefragt zu haben. Er war immer ansprechbar für Probleme. Und hatte bisher nichts gefordert, was Valerian nicht gerne zu tun bereit gewesen wäre. Eigentlich hatte er noch so gut wie nichts gefordert. Dafür war er sich sicher, daß er seinem Patron die Beförderung zum Optio zu verdanken hatte.
"Greif nicht zu hoch, wenn Du Dir einen Patron suchst. Die ganz hohen Herrschaften haben nämlich ganz eigenartige Vorstellungen davon, was ein Klient für sie zu tun hat. Also, ich kenne im Grunde genommen jeden mächtigen Mann in der Stadt. Denn ich habe lange Monate regelmäßig am Palasttor Wache gehalten. Das Problem ist: Die meisten von ihnen werden mich kaum in Erinnerung haben. Und schon gar nicht werden sie einer Empfehlung von mir folgen." Ja, er kannte sie alle, aber sie ihn nicht. Was für Ermittlungsarbeiten gut war, erwies sich nun als hinderlich.
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"Das ist wirklich sehr freundlich von Dir. Es sind 200 Sesterzen. Oder ist Dir das zuviel? Wenn ja, dann werde ich einen anderen Weg finden müssen, das Geld an meinen Freund zurückzugeben." Valerian lächelte Callista dankbar an. "Als Offizier lebt er natürlich im Castellum der Legio II in Mogontiacum. Du brauchst nur am Tor nach ihm zu fragen, dann wird man ihn holen. Centurio Tiberius Iulius Drusus. Man sollte gar nicht glauben, wie schwer es ist, mal etwas nach Germanien zu schicken, wenn es nicht nur ein Brief ist."
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"Bereust Du es, zu den Praetorianern gegangen zu sein?" Valerian hatte sich noch einmal umgesehen, bevor er diese Frage gestellt hatte. Und seine Stimme hatte er auch noch etwas mehr gesenkt. Brauchte ja keiner mitbekommen, wenn er so eine Fangfrage stellte. Er selbst sehnte sich durchaus auch manchmal nach den Jungs von der Legio II. Das Leben dort war doch ein wenig geruhsamer. Und wesentlich kameradschaftlicher. Hier herrschte doch ein weit größerer Konkurrenzkampf.
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Valerian zuckte mit den Schultern. "Ich fand Wachdienst gar nicht so schlimm. Gut, bei sehr kaltem oder sehr heißem Wetter ist es wahrhaft unerträglich. Aber ansonsten bekommt man viel mit, wenn man an einer wichtigen Stelle Wache steht. Schon bei der Legio II fand ich es spannend, an der Porta Praetoria zu stehen." So waren die Menschen eben unterschiedlich. "Am Palasttor hast Du nicht oft Dienst getan, oder? Das ist auch spannend. Man lernt eine Menge Leute kennen. Namen und die dazugehörigen Gesichter. Ich fand das für Ermittlungen schon sehr praktisch."
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"Na, das hört sich doch schon gut an", nickte Valerian anerkennend. "Anscheinend habe ich mir den Richtigen ins Haus geholt." Er mußte schon zugeben, daß er erleichtert war, sich in Marhabal nicht geirrt zu haben. Der Mann schien wirklich in Ordnung zu sein.
"Tu mir bitte den Gefallen und schau alles nach. Wenn das Haus schon renoviert wird, dann soll auch alles gemacht werden. Vielleicht lockt ja eine schöne, neu hergerichtete Casa das eine oder andere Familienmitgleid nach Rom." Man durfte einfach die Hoffnung nicht aufgeben.
"Und weißt Du mittlerweile, wie Du weitermachen willst?" Valerian stellte es sich wirklich nicht allzu leicht vor, jemanden zu finden, der nicht nur bereit war einen Fremden in die Familie aufzunehmen, sondern auch fähig war, das Geld für eine Adoption aufzubringen.
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Ah, es war doch jemand da. Und augenscheinlich hatte Marhabal sich doch schon im Garten nützlich gemacht. "Salve, Marhabal", grüßte er lächelnd und trat auf seinen.. hm, was eigentlich? Haushüter? zu. "Wie ich sehe, läßt Du Dich bereits am Garten aus? Da hast Du Dir ja wirklich was vorgenommen." Valerian deutete auf eine Bank, die am Impluvium stand. "Hast Du Dich schon einigermaßen eingerichtet? Und sind Dir schon irgendwelche Mängel aufgefallen, die ich vielleicht gleich mitmachen lassen sollte?"
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"Ich hätte nie gedacht, daß Schreibarbeiten Dir so liegen. Aber so kann man sich täuschen." Valerian konnte ja nicht ahnen, daß Eburnus sich eher nach einem Auftrag als Speculator oder einer Mission als Reiter der Garde sehnte. "Mir ist es ganz lieb, daß es nicht mich getroffen hat. Ich würde auf solch einer Stelle vermutlich jämmerlich versagen." Er zuckte mit den Schultern. Man konnte eben nicht alles können.
"Warum solltest Du nicht Offizier werden können? Du bist doch römischer Bürger, auch wenn Du germanischstämmig bist. Soweit ich weiß, hast Du doch das Bürgerrecht nicht erst später erlangt? Dann stehen Dir eigentlich alle Türen offen. Naja, wenn Du nicht gerade die Senatorenlaufbahn einschlagen willst." Valerian sah da eigentlich kein Hindernis. Wenn Eburnus die Leistungen erbrachte?
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~ ATRIUM ~
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EIN GROßZÜGIGER INNENHOF, DER SÄMTLICHE RÄUME MITEINANDER VERBINDET
--------------------------------------------------------------------------Natürlich hielt es Valerian nicht sehr lange aus. Er mußte einfach nachschauen, wie es Marhabal so ging. Und wie es um die Casa stand. Noch würden keine Handwerker da sein. Doch Valerian wollte wissen, ob seine Entscheidung die richtige gewesen war. Oder zumindest eine kurze Bestätigung, daß sie nicht ganz falsch war. Und so betrat er sein Haus und ging ins Atrium. "Hallo??? Jemand zuhause?", rief er in der Hoffnung, daß Marhabal da sein würde.
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Auch Valerian blickte sich um und lächelte ein wenig schief. "Ja, das sollten wir ganz dringend tun. Ich sage Dir, da habe ich hier und da schon Verdachtsmomente gehabt. Wir sollten das gründlich angehen. Verdeckt ermitteln. Uns unauffällig unter die Leute mischen", nickte er und schlug dem Freund mit der Hand auf die Schulter. "Danke, Eburnus. Du bist ein echter Freund. - Und was ist mit Dir? Bist Du glücklich mit Deiner neuen Stellung? Ich wette, Du bleibst da nicht lange. Wenn einer das Zeug zum Offizier hat, dann Du. Und der Centurio dürfte das auch schon gemerkt haben."
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Aufmerksam hatte Valerian zugehört. Ein paar Dinge hatte Eburnus ihm zwar früher auch schon erzählt, aber manches war auch für ihn noch neu. "Adoptionen sind ja auch bei uns alles andere als ungewöhnlich", warf Valerian ein, der immer wieder feststellte, daß die Unterschiede eigentlich gar nicht so groß waren. Zumindest in allen wesentlichen Punkten. "Selbst der Kaiser ist adoptiert", setzte er noch grinsend hinzu.
Dann wandte er sich wieder an Callista. "Wenn Du bald nach Germanien reist, würdest Du mir dann einen Gefallen tun? Ein Freund von mir, Centurio Iulius Drusus, hat meine Schwester mit Geld unterstützt und ich hatte noch keine Gelegenheit, ihm das Geld zurückzuzahlen. Würdest Du für mich das Geld nach Germanien mitnehmen und ihm zukommen lassen?" Er blickte sie bittend an und schaute dann auch zu Balbus. "Natürlich nur, wenn Du einverstanden bist, mein Patron", fügte er in bescheidenem Tonfall hinzu.
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Valerian grinste schief. "Nicht sie hat sich von Macht und Reichtum verführen lassen, sondern ihr Vormund. Ich weiß aber auch nicht, ob sie auf mich gewartet hätte, wenn sie selbst darüber hätte entscheiden dürfen. Sie sagte, daß sie ihn gern hat und daß sie glücklich über die Verbindung ist." Er zuckte wieder mit den Schultern. "Mein Verstand sagt mir, daß Du Recht hast. Aber mein Herz... das behauptet, es wird nie eine andere geben. Vielleicht ist der Schmerz einfach noch zu frisch."
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Die Frau, die einmal an Deiner Seite stehen wird. Wie konnte sie von so etwas sprechen? Für ihn konnte es keine andere Frau geben. Zumindest fühlte er in diesem Moment so und hielt auch nichts anderes für möglich. Sein Herz war so zerrissen, daß er nicht glauben konnte, je über diesen Schmerz hinwegkommen zu können. Die Frau, die er liebte, lehnte jetzt gerade an seiner Brust. Und so nahe sie sich in diesem Moment auch waren, so fern war sie für ihn. Unerreichbar fern. Sie gehörte einem anderen.
Ihr Lächeln versuchte er zu erwidern, doch so richtig gelang es ihm nicht. Ihm war auch gar nicht nach Lächeln. "Nein, wir werden uns nie verlieren." Ihre Finger hinterließen ein Kribbeln den seinen, wo sie sie berührten. Doch er durfte darüber nicht nachdenken. Er durfte nicht. Sonst würde er diesen Moment auch noch verderben. Und er hatte schon so vieles verdorben.
"Versprich mir eines, Philogena. Bitte. Wenn... wenn Du einmal Hilfe brauchst. Egal, worum es geht. Und Du vielleicht niemand anderen darum bitten kannst. Dann... dann erweise mir die Ehre, zu mir zu kommen." Er schaute sie bittend an. Sie sollte wissen, daß es jemanden gab, der ihr seine Hilfe niemals verweigern würde.
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Valerian grinste Eburnus an und hörte seinerseits aufmerksam zu, was der Freund da berichtete. Es konnte nie schaden, noch etwas dazu zu lernen. Allerdings hatte er langsam Mitleid mit Callista. Da hatte er ihr schon so viel erzählt, daß sie es kaum hatte verarbeiten können. Und nun gab es gleich noch mehr Informationen. Ihre Schweigsamzeit zeigte, daß wohl sehr beschäftigt damit war, die vielen Informationen einzuordnen, um sie sich merken zu können.
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Valerian zuckte mit den Schultern. "Er hat Einfluß und Geld, was will man denn mehr? Das schlimmste ist... Sie scheint ihn auch noch gern zu haben." Sein Seufzen kam von tiefstem Herzen. "Das hört sich jetzt an, als würde ich wünschen, daß sie unglücklich würde. Nein, so ist es nicht. Aber..." Er schloß kurz die Augen, dann zwang er sich zu einem schiefen Grinsen. "Naja, es tut einfach weh, das mit anzusehen. Ich war natürlich ein Dummkopf, das weiß ich auch." Besser, er sagte es selbst, als es sich von Eburnus anhören zu müssen.
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Valerian lächelte dankbar für ihre Anerkennung. Doch wußte er nur zu gut, wie unzulänglich seine Auskünfte waren. "Ich habe in vielen Fragen auf Dich verwiesen, denn über die Germanen weiß ich nur, was ich aufgeschnappt habe und kenne ansonsten nur den etwas einseitigen Blick aus Römersicht. Gerade was germanische Bräuche - und germanische Küche angeht, ist mein Wissen doch sehr lückenhaft. Da kannst Du doch sicher viel besser weiterhelfen." Bei einem Duccier stand das doch außer Frage! Und Valerian war auch durchaus interessiert, an den Antworten, die Eburnus geben würde. Er ließ sich noch einmal den Becher füllen, wobei er darauf achtete, daß der Wein stark verdünnt wurde. Und lächelte die Sklavin dankbar an, bevor er sich bequem zurücklehnte, um in aller Ruhe zuzuhören.
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Wenn man mal einen Moment lang nicht hinsah! Wie gut, daß Eburnus aufpaßte. "He, ihr zwei! Nicht werfen, sondern herunterreichen! Macht das ordentlich, sonst wird euch der unnötige Schaden vom Sold abgezogen!" Valerian schaute grimmig drein, das konnte er mittlerweile ziemlich gut. Und er würde auch ernst machen, wenn die Männer zu viel Material zerstörten. Er hatte schon ein paar mal bewiesen, daß er seine Drohungen wahr machte. Die beiden würden hoffentlich nicht so dumm sein, es darauf ankommen zu lassen.
"Ich denke, die Balken waren gut genug geschützt, um die Feuchtigkeit nicht loszuwerden, die durch kleine Ritzen im Dach eingedrungen ist. Anders kann ich mir das auch nicht erklären. Das hier sieht sogar nach Schimmel aus. Naja, der Winter war ja auch ziemlich feucht." Er konnte nur Mutmaßungen anstellen. So viel verstand er ja auch nicht davon. Eigentlich sogar eher weniger. Da war es ihm ganz recht, daß Eburnus das Thema wechselte, aber nur für einen Moment, denn das Thema, das er wählte, war keineswegs besser.
"Philogena." Valerian seufzte und der Schmerz, den er die ganze Zeit erfolgreich verdrängt hatte, überfiel ihn von neuem. Er trat ein wenig beiseite, denn davon sollten die anderen nichts mitbekommen. Auch sprach er sehr leise und stockend. "Sie... sie wird heiraten. Und rate mal wen? Unseren allseits geschätzten ehemaligen Praefecten. Sie will, daß wir Freunde bleiben. Aber... aber wie kann ich das? Ich liebe sie, Eburnus. Natürlich wußte ich von Anfang an, daß ich nicht gut genug für sie bin und daß ich auch nicht verlangen kann, daß sie noch vierzehn Jahre auf mich wartet. Aber... irgendwie hatte ich es eben doch gehofft."
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Valerian atmete tief durch. Dann mußte er unwillkürlich lachen. "Ich muß zugeben, es ist ein echtes Experiment. Aber irgendwie habe ich ein gutes Gefühl dabei. Ich werde wieder vorbeikommen, sobald es möglich ist. Und wie gesagt, wenn irgend etwas sein sollte, ich bin in der Castra Praetoria erreichbar. Ich werden den Torwachen einen Hinweis geben, daß sie sich bei Dir nicht so anstellen sollen." Er grinste breit. Immerhin war es gar nicht so einfach, an den Wachen vorbeizukommen. Und das aus gutem Grund.
Zum Abschied reichte er Marhabal die Hand, um sie fest zu drücken. Es war praktisch eine Besiegelung ihrer Abmachung. "Vale, Marhabal." Dann wandte er sich zum Gehen.
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Als er Eburnus winken sah, ging Valerian sofort näher heran und hörte sich an, was er sagte. Das war auch alles gut und richtig."Ja, das wäre gut, wenn wir so Material einsparen könnten. Aber jetzt schau Dir das mal an hier. Diese Balken... da kann man einen Teil von noch als Feuerholz verwenden, das war's. Hier." Er bohrte schlicht einen Finger in einen Balken, den die Kameraden gerade auszubauen versuchten. Auf den ersten Blick sah er noch recht brauchbar aus, aber bei Valerians Experiment wurde deutlich, wie weich und angefault das Holz schon war. "Ich habe mir dort hinten auch schon angeschaut, was noch verwendbar sein könnte. Aber bei den Holzteilen sieht es schlecht aus. Viel brauchbares wird da nicht dabei sein. Die Steine sind noch gut, da braucht nur der Mörtel abgeklopft werden. Und ein paar der Nägel sind sicher auch noch zu gebrauchen."