Beiträge von Lucius Quintilius Valerian

    Valerian wechselte einen bedeutungsvollen Blick mit Ofella und verschränkte die Arme vor der Brust. In das Gespräch mischte er sich nicht ein. Im Gegenteil verhielt er sich völlig still. Vielleicht machte das die beiden unvorsichtig. Falls das Mädchen doch gelogen haben sollte. Bisher paßte jedenfalls noch alles zusammen. Zum Glück für die beiden. Zudem gab ihm das Ganze jetzt auch noch Zeit darüber nachzudenken, was er mit ihnen machen sollte.



    [SIZE=7]„Du willst versuchen, zum Kaiser vorzudringen? Viel Glück! Wenn Du es schaffst, dann hoffe ich, daß Du gute Neuigkeiten von ihm mitbringst.“[/SIZE]


    Sedulus war Senator. Und vielleicht haßte ihn Salinator noch nicht. Eine gewisse Chance gab es also schon, daß er es schaffte. Valerian hoffte es. Es würde Gewißheit bringen, was den Kaiser anging.


    Das Thema von Sabinas erstem Verehrer brachte Valerian zum Lachen. „Ich nehme an, Du polierst bereits Dein Schwert, nur um auf jeden Fall bereit zu sein? Ich fürchte nur, der Verehrer wird nicht so ein großes Problem sein wie Deine Tochter, wenn sie nämlich ihren Willen durchsetzen will. Hoffentlich ist es kein Gladiator oder Wagenlenker. Die jungen Mädchen schwärmen ja leider sehr für diese Männer.“

    So richtig begeistert war Valerian nicht darüber, daß Calvena wieder für den Cultus Deorum arbeiten wollte. Nicht, daß er den Dienst an den Göttern nicht für wichtig nehmen würde. Aber die Familie war auch wichtig und es war schon schlimm genug, daß er nur so selten zuhause sein konnte. Trotzdem sagte er nichts dazu. Zum einen würde Calvena sich eh nicht dreinreden lassen. Zum anderen schlug sein eigenes schlechtes Gewissen, eben weil er selbst nur so selten zuhause sein konnte. Auch wenn er nichts dafür konnte, daß es so war.


    Da ließ er sich doch lieber auf ein Gespräch über Primus ein. „Ja, ich kenne ihn. Sehr gut sogar. Wir waren zusammen in einem Contubernium, damals bei der Secunda. Du weißt ja, daß das Contubernium für einen Soldaten wie eine Familie ist. Primus... Wir waren einmal Freunde, doch er hat mich schwer enttäuscht. Meine Schwester befindet sich bei ihm. Ich hätte erwartet, daß er sich deswegen bei mir meldet, meine Sorgen um sie beruhigt. Und seine ehrenhaften Absichten erklärt. Nichts dergleichen ist erfolgt und ich hätte nicht übel Lust, nach Germanien zu reisen und ihm... nunja, meine Meinung zu sagen.“ Die Fresse polieren hatte er eigentlich sagen wollen. Doch das war in dieser Runde kaum möglich.


    „Ach, Serrana, wir waren endlos unterwegs. Zumal wir die längere Strecke um die Alpen herum nehmen mußten. Die Pässe waren nicht passierbar. Hoffentlich ist die Menschheit irgendwann in der Lage, etwas zu erfinden, das Reisen deutlich verkürzt – und bequemer macht.“

    "Nun, wenn die Verwandschaft nicht zu eng ist, dann wäre sie keine schlechte Partie, findest Du nicht? Man kann doch nicht früh genug über die Zukunft seiner Kinder nachdenken." Das sagte er mit überaus ernsthafter Miene. Allein das schalkhafte Blitzen in seinen Augen verriet ihn. Daß sie ihn anspritzte, störte ihn erst einmal nicht. Dafür rückte er etwas näher an sie heran. Er wollte sie spüren, sie umarmen und fest an sich ziehen. Wie lange schon waren sie nicht mehr allein gewesen!

    "Tja, nicht mal Annaeus weiß es! Dann ist es wohl müßig zu fragen, ob einer von euch eine Idee hat!" Valerian musterte die Gruppe mit grimmigem Blick. "Die Männer außen machen große Schritte, die Männer innen sehr kleine, die in der Mitte mittelmäßige. So daß die inneren fast stehen, die äußeren aber die Ecke richtig auslaufen. Und das üben wir jetzt! Pergite!" Es folgte die Schmalseite des Platzes, die nächste Ecke ließ also nicht lange auf sich warten.

    Die Tür wurde so schnell und heftig aufgestoßen, daß der Gefangene keine Zeit hatte, sich darauf vorzubereiten. "Du hast Besuch. Falls Du bist, der Du behauptest zu sein. Na, weißt Du, wer sie ist?" Er gab den Weg frei, so daß Chiomara und Ofella hereinkommen konnten.

    Zitat

    Original von Quintus Germanicus Sedulus
    Dann verstehe ich schon gleich gar nicht warum man dem Kaiser dies nicht anvertraut. So schwer kann dies doch gar nicht sein. Allerdings muß ich gestehen, würde ich nicht so weit gehen und Salinator so etwas zuzutrauen. Zumindest nicht, solange der Imperator noch am Leben ist. Und seien wir doch ehrlich. Lieber eine feste Hand an der Spitze unseres Staates als einer der nicht weiß was hinten und vorne ist. Was jetzt nicht bedeutet, dass ich mit all dem einverstanden wäre, was sich Salinator erlaubt, im Gegenteil.


    Dann grübelte Sedulus einen Moment lang.


    Ist es wirklich schon wieder zwei Jahre her? Wie die Zeit vergeht? Aber ich wüßte jetzt auch nicht, was man gegen solche Mißstände unternehmen sollte. Ob ich ihn einmal darauf anspreche?



    [SIZE=7]"Man kann nur jemandem etwas anvertrauen, den man aufsuchen kann. Briefe an den Kaiser gehen an Salinator oder an die Kanzlei. Ja, eine feste Hand, da hast Du recht. Aber keinen Tyrannen, der nur sich selbst sieht, statt des Großen und Ganzen. Salinator... ich glaube, er ist schlicht zu allem fähig."[/SIZE] Merkwürdig, daß Sedulus nicht sah, wie weit Salinator schon lange gegangen war. Und mit jedem weiteren Schritt ging er deutlich weiter. Niemand schien etwas dagegen zu haben, zumindest machte keiner öffentlich den Mund auf. Was vermutlich auch klüger war.


    "Ja, die Zeit vergeht rasend. Ich erkenne es daran, wie schnell sich Rufus entwickelt. Ich sehe ihn ja nicht so oft. Jedes Mal kann er etwas Neues und ist wieder ein Stück gewachsen." Manchmal war es fast beängstigend. "Ich bin mir nicht sicher, wie klug es wäre, so etwas anzusprechen. Vielleicht als harmlose Frage verpackt? Ganz beiläufig?"

    Das klang doch schon wesentlich glaubwürdiger. Der scharfe Blick wurde noch durchdringender. Valerian mochte es überhaupt nicht, angelogen zu werden. Doch wenigstens konnte man ihr zugute halten, daß sie nun endlich mit der Wahrheit herausgerückt war. Trotzdem wollte er sie noch ein klein wenig zappeln lassen. "Dazu hätte ich nicht übel Lust. Und durchaus die Berechtigung. Immer noch hast Du keine Antwort gegeben auf die Frage, wann und wohin Deine Herrin verreist ist.*"


    Valerian blickte Ofella an und sein Blick zeigte deutlich, daß er die ganze Angelegenheit sehr merkwürdig fand. Er hoffte, daß der Octavier die stumme Aufforderung verstand, Augen und Ohren gut offen zu halten, um vielleicht aus nebensächlichen Kleinigkeiten die eine oder andere Erkenntnis zu ziehen. "Warst Du nicht auch bei der Factio?" Vielleicht hatten sich dort Hinweise ergeben, die in dieser Sache hilfreich sein konnten?




    Sim-Off:

    *das Wann könnte einfach der Tag der letzten Anwesenheit im Forum sein ;)

    Die Mama machte kurzen Prozeß. Das Söhnchen wurde abgerubbelt und dann ins Zimmer getragen. Valerian schaute dabei zu und aalte sich solange im angenehm temperierten Wasser. Er genoß das Bad in vollen Zügen, während Calvena Rufus schlafen legte. Als sie dann zurück kam und so tat, als hätte sie überhaupt keine Idee, was sie mit der ihnen verbliebenen Zeit so anfangen konnten, grinste er lausbübisch. "Ach, weißt Du, am besten schreiben wir ein paar Briefe. Oder planen die Ausbildung unseres Sohnes. Oder überlegen, mit wem wir ihn verheiraten, wenn er alt genug ist..." Dabei lehnte er sich gemütlich zurück, ließ sich vom Wasser ein wenig auftreiben, so daß er quasi auf dem Wasser lag und wackelte ein bißchen mit den Zehen, die so gerade aus dem Wasser guckten.

    Valerian lachte. "Also ist es kein Wunder, daß es mir nicht schmeckt, was? Aber in Germanien hat es mir auch nicht geschmeckt. Kann natürlich auch sein, daß der Wirt uns besonders bitteres gegeben hat, oder etwas hineingegeben hat." Er lachte wieder. Eigentlich glaubte er das nicht, denn der Wirt hatte den Soldaten gegenüber nicht unfreundlich gewirkt. Warum auch? Brachten sie ihm doch einen guten Teil seines Umsatzes herein. "Du willst mir sagen, ich muß solange das Zeug trinken, bis es mir irgendwann schmeckt?" Klang ja eher so, als würde es nach und nach die Geschmacksnerven abtöten. Aber er ließ sich auf das Experiment ein und trank einen weiteren großen Schluck. Schließlich hatte er auch schon deutlich schlimmeres getrunken, als Soldat machte man im Laufe der Zeit so einiges mit.


    "Wenn Du so viel über das Brauen von Bier weißt, warum versuchst Du Dich nicht als Brauer? Ich meine, so ein richtig gutes Bier, wie Du vorhin erzählt hast, das fehlt uns hier in Rom doch noch. Wäre das nicht eine Arbeit für Dich?" Er selbst hatte ja keine Ahnung vom Bierbrauen und glaubte daher, daß Rambosius das ganze Wissen darüber besaßt. So hatte es sich für ihn zumindest angehört.

    Zitat

    Original von Quintus Germanicus Sedulus
    So unrecht hatte da Valerian wohl nicht. Allerdings, könnte es so genauso gut unter einem Kaiser laufen. Allerdings hoffte Sedulus, dass er dies nicht mehr miterleben mußte.


    Er kann nicht alle Senatoren ausschalten nur weil ihm vielleicht die ein oder andere Nase nicht passt. Dies würde zu weit gehen und er hätte am Ende alle Senatoren gegen sich. Dass kann sich selbst Salinator nicht erlauben, glaube mir. Tja, hierzu kann ich leider nicht viel sagen. Aber wenn dem so ist, sollte man sich Gedanken machen.


    Stimmte Sedulus seinem Klienten zu. Für die Praetorianer hatte sich Sedulus noch nie sonderlich interessiert.


    [SIZE=7]"Warum sollte es zu weit gehen? Hast Du nicht gesehen, wie er mit 24 Liktoren in einer großen Menschenansammlung erschien? Niemand hat auch nur gezuckt! Er wird den Senat ausschalten, davon bin ich fest überzeugt. Ihn erst aller verbliebener Entscheidungsgewalt entheben und dann erst die unbequemen Senatoren ausschalten. - So würde ich es machen, wenn ich ein machtgieriger, skrupelloser Geier wäre."[/SIZE] Valerian traute Salinator eben jeder Schlechtigkeit zu. Der Mann hatte schon mehr als einmal bewiesen, daß er selbst das noch toppen konnte. Im Geiste sprach Valerian schon von der nach unten offenen Salinatorskala, wenn es um Bösartigkeit und Machthunger ging. "Wie lange sind wir nun schon ohne zweiten Praefectus Praetorio? Es sind seit der Entlassung des Balbus bereits fast zwei Amtszeiten vergangen."

    Es kam, wie es kommen mußte: In der ersten Kurve entstand ein heilloses Durcheinander. "Consistite!*" Auf Abstand war er mitgegangen, hatte genau beobachtet, wer es wie versucht hatte. Natürlich hatte jeder der Männer eine andere Idee gehabt, wie man sauber die Kurve durchquerte - oder sie am trickreichsten abkürzen konnte. "Annaeus! Erkläre Deinen Kameraden, wie man um die Ecke marschiert!"





    Sim-Off:

    *Halt

    Der Blick, mit dem Valerian die Sklavin maß, war durchdringend. "Also, in der Villa Tiberia wußte niemand, wo sie ist. Du sagst, sie ist verreist. Wann denn? Und wohin? Und wann habt ihr genau was wegen dieses Aretas besprochen? Besser, Du legst die Karten auf den Tisch, sonst kann ich sehr ungemütlich werden, Chiamora Minor." Sie wich aus bei den Punkten, die wirklich interessant waren. Blieb schwammig und unpräzise. Dumm war sie nicht, aber Valerian ließ sich nicht gern verschaukeln. Er warf einen Blick auf Ofella. "Diese Sklavin hast Du in der Villa Tiberia nicht angetroffen, oder?" War schon merkwürdig, daß nicht wenigstens sie befragt worden war, als Ofella dort gewesen war.

    "Salve, Octavius", erwiderte Valerian den Gruß und musterte aufmerksam die junge Frau, die hereingebracht worden war. Sie war also geschickt worden wegen dieses Aretas? Sehr interessant. Valerians Interesse war geweckt, denn da paßten mal wieder einige Punkte nicht zusammen. Und wenn sich jemand die Mühe machte zu lügen, wer auch immer in dieser Angelegenheit gelogen hatte, der hatte etwas zu verbergen. "Wie lautet Dein Name, Sklavin? So, Tiberia Faustina schickt Dich? Das ist sehr interessant, denn in ihrer Familie scheint keiner zu wissen, wo Tiberia Faustina sich gerade aufhält. Da sie Dich beauftragt hat, weißt Du es also? Ich möchte einige Worte mit ihr wechseln." Die Fragen waren in scharfem Tonfall gestellt, es schadete nichts, wenn sie ein wenig eingeschüchtert wurde.

    Tja, der Spaß war wohl tatsächlich vorbei. Rufus war ungnädig und gar nicht zu beruhigen. Ein wenig enttäuscht von der, wie Valerian schon befürchtete, Wehleidigkeit seines Sohnes, übergab er das weinende Kind an Calvena, die das Becken bereits verlassen und sich in ein Tuch gehüllt hatte. "Naja, wenn er müde ist, dann soll er besser ins Bett." Das war aber schnell gegangen mit dem müde werden. Valerian kannte sich nun einmal nicht mit kleinen Kindern aus. Aber er lächelte seinen Sohn an, der ein paar Tränchen verdrückte, und streichelte ihm über den Kopf. "Dann spielen wir beim nächsten Mal weiter, ja? Schlaf schön, mein Sohn."

    Mit einem ebenso herzhaften Lachen hob Valerian also seinen Krug und stieß mit Rambosius an. Dann trank er zwei kräftige Schlucke, stellte den Krug wieder ab, wischte sich über den Mund und sagte: "Aahh." Naja, begeistert klang anders. Er verzog das Gesicht ein wenig. Das Zeug war immer noch bitter, so wie jedes Bier, das er bis jetzt probiert hatte. "Ich weiß nicht so recht. Was kann man an dem Zeug nur lecker finden? Es ist doch einfach nur bitter. Oder gibt es doch einen Trick dabei?" Es mußte doch einen Grund haben, daß so viele Männer das Bier so sehr schätzten. Vielleicht war mit seinem Geschmack ja auch was nicht in Ordnung? Schmeckt er bitter stärker als andere?

    Gerade wollte Valerian sich zu einer überraschenden Stubenkontrolle aufmachen und ließ sich von seinem Gehilfen gerade sein frischgeputztes Gladius reichen, als es klopfte. Es war eben wie immer: Irgendwie kam man zu gar nichts. Die letzte Stubenkontrolle war viel zu lange her, es wurde Zeit, den Männern mal wieder auf die Finger zu schauen und für Ordnung zu sorgen. "Herein!" Der Tonfall war ein wenig ungehalten, auch wenn es dafür eigentlich keinen so richtigen Grund gab.

    Eigentlich hatte Valerian die Stunden gemeint, die seit ihrem Treffen vergangen waren, aber vermutlich hatte er sich einfach schlecht ausgedrückt. Es schadete auch nichts. Rambosius schien fest entschlossen, sein Leben zu ändern. Das bestärkte den Soldaten, dem Mann unter die Arme zu greifen. Und zwar richtig. Aber das hatte Zeit. Jetzt war etwas anderes dran.


    "Eine Münze? Eine gute Idee!" Er nestelte ein As hervor und warf es in die Luft, um es aufzufangen und auf seinen Handrücken zu schlagen. Der Kopf des alten Kaisers Iulianus prangte oben. "Kopf. Also Bier." Er lachte und griff nach einem der beiden Krüge. "Gibt es was zu beachten? Eher vorsichtig probieren oder einfach drauflostrinken, um den vollen Genuß zu haben?" Er hoffte, daß dieses Bier ihm besser schmeckte, als die Biere, die er früher probiert hatte.

    "Ach, das dauert nicht lange, dann kann es ihm nicht wild genug zugehen. Na, mein Kleiner?" Er nahm Rufus wieder richtig auf den Arm und drückte ihn zärtlich an sich. Er konnte ja nicht ahnen, daß sein Sohn lieber raus wollte und fror. Deshalb begann Valerian ganz vorsichtig zu schwimmen, die zwei Meter, die möglich waren. Einfach durchs Wasser gleiten und den Jungen dabei sicher in den Armen mitnehmen. Ob ihn das beruhigen konnte?